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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] *88 Ein ganzer Sommer mit Glück.

*89 Er ist Sommer und Winter grün. (Ulm.)

*90 Es streitet der Sommer mit dem Winter. (Kurhessen.) - Mülhause, 164.

*91 Im Sommer seine (Winter-)Kleider zerreissen, und im Winter nackend gehen. - Egenolff, 353b; Eiselein, 645; Seybold, 14.

Lat.: Aestate penulam deteris. (Eiselein, 645.) - Aestate vestem conteris. (Franck, I, 99b.) - Penulam aestate deteris. (Philippi, II, 90.)

*92 Mitten im Sommer eine kühle Heirath schliessen. - Parömiakon, 1157.

Sich ertränken.

*93 Op em Samer, op em grote Sinndag, wenn twe ön enem sön. - Frischbier2, 3531.

*94 Op em Samer, op em Sinndag, wenn de lange Dag sönd. - Frischbier2, 3532.

Wird gebraucht, um eine Angelegenheit, die Erfüllung eines Wunsches ins Ungewisse zu verschieben.

*95 Op em Samer op em Sinndag, wenn de Schotte kame. - Frischbier2, 3532.

Ironische Zurückweisung eines Antrags in bejahender Form. Schotten oder Schottenhändler heissen die Krämer, welche mit Kurzwaaren im Lande umherziehen. Nach Hennig (244) kommt das Wort von (Alt-)Schottland, eine Vorstadt Danzigs.

*96 Sommer, Ulten zu. - Westermann, 25, 616.

So ruft man neck- oder spottweise den Bewohnern von Ulten in Tirol zu, denen man einen ähnlichen Schwank zuschreibt, wie den Hornussern, Bopfingern und Emeringern in Schwaben, den Mistelgauern in Franken, den Jühndern bei Göttingen und den Schöppenstädtern im Braunschweigischen. Man erzählt nämlich, ein Ultner habe in der Nähe von Bozen eine Grille singen hören und auf seine Frage nach der Ursache dieser Töne die Antwort erhalten, es seien die Thierlein, die den Sommer brächten. Da es nun in seiner höherliegenden Heimat noch gar nicht sommerlich war, beschloss er, ein solches Thier mit heimzunehmen. Er fing es und that es in ein Schächtelchen. Als aber auf dem Rückwege die kleine Gefangene aufhörte zu zirpen, wurde er ängstlich, wollte nachsehen, was aus dem Sommer geworden sei und öffnete die Schachtel. Diesen Augenblick benutzte die Grille, zu ihrer Freiheit zu gelangen; und dem Ultner blieb nur übrig, die sprichwörtlich gewordenen Worte: "Sommer, Ulten zu", nachzurufen, mit denen man jetzt die sämmtlichen Ultner neckt.


Sommerabend.

Sind am Sommerabend über Wies' und Fluss Nebel zu schauen, so wird die Luft anhaltend schön Wetter brauen. - Bair. Hauskalender.


Sommerdumm.

* Er ist sommerdumm und im Winter nicht gescheit. (Köthen.)


Sommerfasching.

* Im Sommerfasching. (Oberösterreich.)

Sommer- und Winterfasching, eine früher im Volke sehr gebräuchliche Eintheilung des Jahres. Man verstand darunter die beiden Zeitabschnitte desselben, in denen öffentliche Lustbarkeiten, besonders Hochzeiten, womit stets ein Tanz verbunden war, abgehalten werden durften.


Sommerfeld.

Hopp, hopp, reite nach Sommerfeld, 'nen grossen Beutel und kein Geld. (Niederlausitz.)

Spott auf Grossthuer.


Sommerkorn.

Sommerkeiren Breit verleiren. (Siebenbürg.- sächs.) - Schuster, 50.


Sommerlogik.

* Das ist Sommerlogik.

So sagen die leipziger Studenten, wenn sie etwas für Unsinn (Nonsens) erklären wollen, weil auf der dortigen Universität im Sommer keine Logik gelesen wird.


Sommermast.

Die Sommermast ist die besste. - Petri, II, 144; Henisch, 326, 61.


Sommerrede.

* Dös is a Sommerred', do fliegt oim koin Muck ins Maul.

Wird in der Regel gesagt, wenn jemand seine Rede auf ein "hm hm" beschränkt.


Sommerrock.

Wenn du im Sommerrocke schwitzest, so trage keinen Pelz.


Sommerroggen.

1 Sommerroggen ist gute Frucht, wer es nur mit ihm versucht. (Niederrhein.)

[Spaltenumbruch] 2 Sommerroggen und Ziegenmist lassen den Bauer (Landwirth) wie er ist. - Blum, 227; Boebel, 114; Simrock, 9579; Körte, 5569; Braun, I, 4119.

Sommerroggen-Anbau lohnt wenig, und Ziegenmist ist schlechter Dünger.

3 Sommerrogg'n un Zägenmess fräten den Baur as he is. - Danneil, 251.

Vom Ziegenmist hält der Landmann in der Altmark nicht viel; und vom Sommerroggen besteht die Meinung, dass er das Land auszehre und den Landmann ruinire.


Sommersaat.

Sommersaat und Weiberrath geräth alle sieben Jahre einmal. - Simrock, 9580.


Sommertag.

1 Ein Sommertag trocknet viel Koth.

Böhm.: Nic to pro to, prijde leto, vyschne blato. (Celakovsky, 195.)

2 In einem langen Sommertage kann man viel sagen (befehlen, reden, lügen u. s. w.).

Holl.: Het is een lange zomerdag, men kan er veel in zeggen. (Harrebomee, II, 506a.)

3 In heissen Sommertagen gehet man einmal für die Küche und zwier in den Keller. - Petri, II, 405.

4 Sommertag gibt ein guten Gesellen Tag. - Gruter, III, 82; Lehmann, II, 578, 91.


Sommerwort.

Das ist ein Sommerwort1, da fliegen dir die Mücken (Fliegen) nicht ins Maul. (Reichenbach in Schlesien.) - Weinhold, 90.

1) Man versteht darunter unartikulirte Laute, wie alles was unverständlich zwischen den Zähnen ohne Oeffnung des Mundes hindurch gemurmelt und gebrummt wird.


Son.

'N Son1 is'n Stoff, de'm nich mag, wisk' hüm off. - Stürenburg, 249a.

1) Auch Sontje, Söönke, Sunn, Sunntje = Sühne, Versöhnung, aber in diesem Sinne wenig gebräuchlich; dann aber auch, wie im obigen Sprichwort, Kuss als Zeichen der Sühne.


Sonderbar.

1 Es ist mehr als sonderbar.

Frz.: En voici bien d'une autre. (Lendroy, 1553.)

2 Es war ihm so sonderbar wie einem angeschossenen Büffel.

Von Verliebten und auch von solchen, die sich in grosser Lebensgefahr befanden. Sprichwort der nordamerikanischen Trapper.


Sonderliches.

Die allzeit wöllen was sonderlichs sein, die seindt gemeinigklich die grössesten Narren. - Henisch, 1484, 53.


Sonderling.

* Er ist ein Sonderling.

Ein Mensch, der seinen eigenen Weg geht, sich besonders nicht an die Art und Weise anderer, an die gewöhnlichen Umgangsformen kehrt.

Frz.: Estre semblable au poisson elaps.

Lat.: Elopi per similem esse pisci. (Bovill, I, 185.)


Sonders.

* Es ist nichts sonders. - Franck, II, 104b.


Sonnabend (s. Saterdag).

1 De Sünnabend gehört de Fro, de Wek (Woche) dem Manne. (Holst.) - Schütze, IV, 226.

Sagen scheuerlustige Frauen. Ueber den Sonnabend hat die Frau zu gebieten und lässt sich an diesem Tage das Scheuerfest nicht nehmen, über die übrigen Wochentage der Mann.

2 Den Sunnabend hilt de Düwel Haushöllige. - Schambach, II, 90.

Dieser Tag ist, wie Schambach bemerkt, für die Hausgenossen der mühevollste und unangenehmste in der ganzen Woche, weil an demselben das Haus von oben bis unten gereinigt wird, woher die Uebertragung auf das höllische Hauswesen kommen mag. Nach dem Volksglauben soll am Sonnabend mit dem Begonnenen abgeschlossen werden, vorzüglich soll man den Rocken an diesem Tage abspinnen, sonst geräth das Garn schlecht und ist nicht weiss zu machen. Aus dem Garne, das man Sonntagsnacht auf dem Haspel stehen lässt, soll eine Wurst werden. Nach andern soll, wer vom Sonnabend bis in die Nacht hinein spinnt, nach dem Tode als Geist umgehen. Nach estnischem Glauben wird ein am Sonnabend Geborener spät oder nie heirathen. Am Sonnabend darf man keinen neuen Dienst antreten, nichts borgen, selbst nicht ein Geräth aus dem Nachbarhause. Katholische Landleute werfen sonst am Sonnabend die in der Tischlade gesammelten Brotkrumen ins Feuer, um damit die armen Seelen zu speisen. (Vgl. Die sieben Wochentage im Glauben des Volks in der Illustr. Zeitung, Leipzig, Nr. 1383, S. 9.)

[Spaltenumbruch] *88 Ein ganzer Sommer mit Glück.

*89 Er ist Sommer und Winter grün. (Ulm.)

*90 Es streitet der Sommer mit dem Winter. (Kurhessen.) – Mülhause, 164.

*91 Im Sommer seine (Winter-)Kleider zerreissen, und im Winter nackend gehen.Egenolff, 353b; Eiselein, 645; Seybold, 14.

Lat.: Aestate penulam deteris. (Eiselein, 645.) – Aestate vestem conteris. (Franck, I, 99b.) – Penulam aestate deteris. (Philippi, II, 90.)

*92 Mitten im Sommer eine kühle Heirath schliessen.Parömiakon, 1157.

Sich ertränken.

*93 Op em Samer, op em grote Sinndag, wenn twê ön ênem sön.Frischbier2, 3531.

*94 Op em Samer, op em Sinndag, wenn de lange Dag sönd.Frischbier2, 3532.

Wird gebraucht, um eine Angelegenheit, die Erfüllung eines Wunsches ins Ungewisse zu verschieben.

*95 Op em Samer op em Sinndag, wenn de Schotte kame.Frischbier2, 3532.

Ironische Zurückweisung eines Antrags in bejahender Form. Schotten oder Schottenhändler heissen die Krämer, welche mit Kurzwaaren im Lande umherziehen. Nach Hennig (244) kommt das Wort von (Alt-)Schottland, eine Vorstadt Danzigs.

*96 Sommer, Ulten zu.Westermann, 25, 616.

So ruft man neck- oder spottweise den Bewohnern von Ulten in Tirol zu, denen man einen ähnlichen Schwank zuschreibt, wie den Hornussern, Bopfingern und Emeringern in Schwaben, den Mistelgauern in Franken, den Jühndern bei Göttingen und den Schöppenstädtern im Braunschweigischen. Man erzählt nämlich, ein Ultner habe in der Nähe von Bozen eine Grille singen hören und auf seine Frage nach der Ursache dieser Töne die Antwort erhalten, es seien die Thierlein, die den Sommer brächten. Da es nun in seiner höherliegenden Heimat noch gar nicht sommerlich war, beschloss er, ein solches Thier mit heimzunehmen. Er fing es und that es in ein Schächtelchen. Als aber auf dem Rückwege die kleine Gefangene aufhörte zu zirpen, wurde er ängstlich, wollte nachsehen, was aus dem Sommer geworden sei und öffnete die Schachtel. Diesen Augenblick benutzte die Grille, zu ihrer Freiheit zu gelangen; und dem Ultner blieb nur übrig, die sprichwörtlich gewordenen Worte: „Sommer, Ulten zu“, nachzurufen, mit denen man jetzt die sämmtlichen Ultner neckt.


Sommerabend.

Sind am Sommerabend über Wies' und Fluss Nebel zu schauen, so wird die Luft anhaltend schön Wetter brauen.Bair. Hauskalender.


Sommerdumm.

* Er ist sommerdumm und im Winter nicht gescheit. (Köthen.)


Sommerfasching.

* Im Sommerfasching. (Oberösterreich.)

Sommer- und Winterfasching, eine früher im Volke sehr gebräuchliche Eintheilung des Jahres. Man verstand darunter die beiden Zeitabschnitte desselben, in denen öffentliche Lustbarkeiten, besonders Hochzeiten, womit stets ein Tanz verbunden war, abgehalten werden durften.


Sommerfeld.

Hopp, hopp, reite nach Sommerfeld, 'nen grossen Beutel und kein Geld. (Niederlausitz.)

Spott auf Grossthuer.


Sommerkorn.

Sommerkîren Brît verlîren. (Siebenbürg.- sächs.) – Schuster, 50.


Sommerlogik.

* Das ist Sommerlogik.

So sagen die leipziger Studenten, wenn sie etwas für Unsinn (Nonsens) erklären wollen, weil auf der dortigen Universität im Sommer keine Logik gelesen wird.


Sommermast.

Die Sommermast ist die besste.Petri, II, 144; Henisch, 326, 61.


Sommerrede.

* Dös is a Sommerred', do fliegt oim koin Muck ins Maul.

Wird in der Regel gesagt, wenn jemand seine Rede auf ein „hm hm“ beschränkt.


Sommerrock.

Wenn du im Sommerrocke schwitzest, so trage keinen Pelz.


Sommerroggen.

1 Sommerroggen ist gute Frucht, wer es nur mit ihm versucht. (Niederrhein.)

[Spaltenumbruch] 2 Sommerroggen und Ziegenmist lassen den Bauer (Landwirth) wie er ist.Blum, 227; Boebel, 114; Simrock, 9579; Körte, 5569; Braun, I, 4119.

Sommerroggen-Anbau lohnt wenig, und Ziegenmist ist schlechter Dünger.

3 Sommerrogg'n un Zägenmess fräten den Bûr as he is.Danneil, 251.

Vom Ziegenmist hält der Landmann in der Altmark nicht viel; und vom Sommerroggen besteht die Meinung, dass er das Land auszehre und den Landmann ruinire.


Sómmersaat.

Sommersaat und Weiberrath geräth alle sieben Jahre einmal.Simrock, 9580.


Sommertag.

1 Ein Sommertag trocknet viel Koth.

Böhm.: Nic to pro to, přijde léto, vyschne bláto. (Čelakovsky, 195.)

2 In einem langen Sommertage kann man viel sagen (befehlen, reden, lügen u. s. w.).

Holl.: Het is een lange zomerdag, men kan er veel in zeggen. (Harrebomée, II, 506a.)

3 In heissen Sommertagen gehet man einmal für die Küche und zwier in den Keller.Petri, II, 405.

4 Sommertag gibt ein guten Gesellen Tag.Gruter, III, 82; Lehmann, II, 578, 91.


Sommerwort.

Das ist ein Sommerwort1, da fliegen dir die Mücken (Fliegen) nicht ins Maul. (Reichenbach in Schlesien.) – Weinhold, 90.

1) Man versteht darunter unartikulirte Laute, wie alles was unverständlich zwischen den Zähnen ohne Oeffnung des Mundes hindurch gemurmelt und gebrummt wird.


Sôn.

'N Sôn1 is'n Stoff, de'm nich mag, wisk' hüm off.Stürenburg, 249a.

1) Auch Sôntje, Söönke, Sunn, Sunntje = Sühne, Versöhnung, aber in diesem Sinne wenig gebräuchlich; dann aber auch, wie im obigen Sprichwort, Kuss als Zeichen der Sühne.


Sonderbar.

1 Es ist mehr als sonderbar.

Frz.: En voici bien d'une autre. (Lendroy, 1553.)

2 Es war ihm so sonderbar wie einem angeschossenen Büffel.

Von Verliebten und auch von solchen, die sich in grosser Lebensgefahr befanden. Sprichwort der nordamerikanischen Trapper.


Sonderliches.

Die allzeit wöllen was sonderlichs sein, die seindt gemeinigklich die grössesten Narren.Henisch, 1484, 53.


Sonderling.

* Er ist ein Sonderling.

Ein Mensch, der seinen eigenen Weg geht, sich besonders nicht an die Art und Weise anderer, an die gewöhnlichen Umgangsformen kehrt.

Frz.: Estre semblable au poisson elaps.

Lat.: Elopi per similem esse pisci. (Bovill, I, 185.)


Sonders.

* Es ist nichts sonders.Franck, II, 104b.


Sonnabend (s. Saterdag).

1 De Sünnabend gehört de Fro, de Wêk (Woche) dem Manne. (Holst.) – Schütze, IV, 226.

Sagen scheuerlustige Frauen. Ueber den Sonnabend hat die Frau zu gebieten und lässt sich an diesem Tage das Scheuerfest nicht nehmen, über die übrigen Wochentage der Mann.

2 Den Sunnabend hilt de Düwel Hûshöllige.Schambach, II, 90.

Dieser Tag ist, wie Schambach bemerkt, für die Hausgenossen der mühevollste und unangenehmste in der ganzen Woche, weil an demselben das Haus von oben bis unten gereinigt wird, woher die Uebertragung auf das höllische Hauswesen kommen mag. Nach dem Volksglauben soll am Sonnabend mit dem Begonnenen abgeschlossen werden, vorzüglich soll man den Rocken an diesem Tage abspinnen, sonst geräth das Garn schlecht und ist nicht weiss zu machen. Aus dem Garne, das man Sonntagsnacht auf dem Haspel stehen lässt, soll eine Wurst werden. Nach andern soll, wer vom Sonnabend bis in die Nacht hinein spinnt, nach dem Tode als Geist umgehen. Nach estnischem Glauben wird ein am Sonnabend Geborener spät oder nie heirathen. Am Sonnabend darf man keinen neuen Dienst antreten, nichts borgen, selbst nicht ein Geräth aus dem Nachbarhause. Katholische Landleute werfen sonst am Sonnabend die in der Tischlade gesammelten Brotkrumen ins Feuer, um damit die armen Seelen zu speisen. (Vgl. Die sieben Wochentage im Glauben des Volks in der Illustr. Zeitung, Leipzig, Nr. 1383, S. 9.)

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[[305]/0311] *88 Ein ganzer Sommer mit Glück. *89 Er ist Sommer und Winter grün. (Ulm.) *90 Es streitet der Sommer mit dem Winter. (Kurhessen.) – Mülhause, 164. *91 Im Sommer seine (Winter-)Kleider zerreissen, und im Winter nackend gehen. – Egenolff, 353b; Eiselein, 645; Seybold, 14. Lat.: Aestate penulam deteris. (Eiselein, 645.) – Aestate vestem conteris. (Franck, I, 99b.) – Penulam aestate deteris. (Philippi, II, 90.) *92 Mitten im Sommer eine kühle Heirath schliessen. – Parömiakon, 1157. Sich ertränken. *93 Op em Samer, op em grote Sinndag, wenn twê ön ênem sön. – Frischbier2, 3531. *94 Op em Samer, op em Sinndag, wenn de lange Dag sönd. – Frischbier2, 3532. Wird gebraucht, um eine Angelegenheit, die Erfüllung eines Wunsches ins Ungewisse zu verschieben. *95 Op em Samer op em Sinndag, wenn de Schotte kame. – Frischbier2, 3532. Ironische Zurückweisung eines Antrags in bejahender Form. Schotten oder Schottenhändler heissen die Krämer, welche mit Kurzwaaren im Lande umherziehen. Nach Hennig (244) kommt das Wort von (Alt-)Schottland, eine Vorstadt Danzigs. *96 Sommer, Ulten zu. – Westermann, 25, 616. So ruft man neck- oder spottweise den Bewohnern von Ulten in Tirol zu, denen man einen ähnlichen Schwank zuschreibt, wie den Hornussern, Bopfingern und Emeringern in Schwaben, den Mistelgauern in Franken, den Jühndern bei Göttingen und den Schöppenstädtern im Braunschweigischen. Man erzählt nämlich, ein Ultner habe in der Nähe von Bozen eine Grille singen hören und auf seine Frage nach der Ursache dieser Töne die Antwort erhalten, es seien die Thierlein, die den Sommer brächten. Da es nun in seiner höherliegenden Heimat noch gar nicht sommerlich war, beschloss er, ein solches Thier mit heimzunehmen. Er fing es und that es in ein Schächtelchen. Als aber auf dem Rückwege die kleine Gefangene aufhörte zu zirpen, wurde er ängstlich, wollte nachsehen, was aus dem Sommer geworden sei und öffnete die Schachtel. Diesen Augenblick benutzte die Grille, zu ihrer Freiheit zu gelangen; und dem Ultner blieb nur übrig, die sprichwörtlich gewordenen Worte: „Sommer, Ulten zu“, nachzurufen, mit denen man jetzt die sämmtlichen Ultner neckt. Sommerabend. Sind am Sommerabend über Wies' und Fluss Nebel zu schauen, so wird die Luft anhaltend schön Wetter brauen. – Bair. Hauskalender. Sommerdumm. * Er ist sommerdumm und im Winter nicht gescheit. (Köthen.) Sommerfasching. * Im Sommerfasching. (Oberösterreich.) Sommer- und Winterfasching, eine früher im Volke sehr gebräuchliche Eintheilung des Jahres. Man verstand darunter die beiden Zeitabschnitte desselben, in denen öffentliche Lustbarkeiten, besonders Hochzeiten, womit stets ein Tanz verbunden war, abgehalten werden durften. Sommerfeld. Hopp, hopp, reite nach Sommerfeld, 'nen grossen Beutel und kein Geld. (Niederlausitz.) Spott auf Grossthuer. Sommerkorn. Sommerkîren Brît verlîren. (Siebenbürg.- sächs.) – Schuster, 50. Sommerlogik. * Das ist Sommerlogik. So sagen die leipziger Studenten, wenn sie etwas für Unsinn (Nonsens) erklären wollen, weil auf der dortigen Universität im Sommer keine Logik gelesen wird. Sommermast. Die Sommermast ist die besste. – Petri, II, 144; Henisch, 326, 61. Sommerrede. * Dös is a Sommerred', do fliegt oim koin Muck ins Maul. Wird in der Regel gesagt, wenn jemand seine Rede auf ein „hm hm“ beschränkt. Sommerrock. Wenn du im Sommerrocke schwitzest, so trage keinen Pelz. Sommerroggen. 1 Sommerroggen ist gute Frucht, wer es nur mit ihm versucht. (Niederrhein.) 2 Sommerroggen und Ziegenmist lassen den Bauer (Landwirth) wie er ist. – Blum, 227; Boebel, 114; Simrock, 9579; Körte, 5569; Braun, I, 4119. Sommerroggen-Anbau lohnt wenig, und Ziegenmist ist schlechter Dünger. 3 Sommerrogg'n un Zägenmess fräten den Bûr as he is. – Danneil, 251. Vom Ziegenmist hält der Landmann in der Altmark nicht viel; und vom Sommerroggen besteht die Meinung, dass er das Land auszehre und den Landmann ruinire. Sómmersaat. Sommersaat und Weiberrath geräth alle sieben Jahre einmal. – Simrock, 9580. Sommertag. 1 Ein Sommertag trocknet viel Koth. Böhm.: Nic to pro to, přijde léto, vyschne bláto. (Čelakovsky, 195.) 2 In einem langen Sommertage kann man viel sagen (befehlen, reden, lügen u. s. w.). Holl.: Het is een lange zomerdag, men kan er veel in zeggen. (Harrebomée, II, 506a.) 3 In heissen Sommertagen gehet man einmal für die Küche und zwier in den Keller. – Petri, II, 405. 4 Sommertag gibt ein guten Gesellen Tag. – Gruter, III, 82; Lehmann, II, 578, 91. Sommerwort. Das ist ein Sommerwort1, da fliegen dir die Mücken (Fliegen) nicht ins Maul. (Reichenbach in Schlesien.) – Weinhold, 90. 1) Man versteht darunter unartikulirte Laute, wie alles was unverständlich zwischen den Zähnen ohne Oeffnung des Mundes hindurch gemurmelt und gebrummt wird. Sôn. 'N Sôn1 is'n Stoff, de'm nich mag, wisk' hüm off. – Stürenburg, 249a. 1) Auch Sôntje, Söönke, Sunn, Sunntje = Sühne, Versöhnung, aber in diesem Sinne wenig gebräuchlich; dann aber auch, wie im obigen Sprichwort, Kuss als Zeichen der Sühne. Sonderbar. 1 Es ist mehr als sonderbar. Frz.: En voici bien d'une autre. (Lendroy, 1553.) 2 Es war ihm so sonderbar wie einem angeschossenen Büffel. Von Verliebten und auch von solchen, die sich in grosser Lebensgefahr befanden. Sprichwort der nordamerikanischen Trapper. Sonderliches. Die allzeit wöllen was sonderlichs sein, die seindt gemeinigklich die grössesten Narren. – Henisch, 1484, 53. Sonderling. * Er ist ein Sonderling. Ein Mensch, der seinen eigenen Weg geht, sich besonders nicht an die Art und Weise anderer, an die gewöhnlichen Umgangsformen kehrt. Frz.: Estre semblable au poisson elaps. Lat.: Elopi per similem esse pisci. (Bovill, I, 185.) Sonders. * Es ist nichts sonders. – Franck, II, 104b. Sonnabend (s. Saterdag). 1 De Sünnabend gehört de Fro, de Wêk (Woche) dem Manne. (Holst.) – Schütze, IV, 226. Sagen scheuerlustige Frauen. Ueber den Sonnabend hat die Frau zu gebieten und lässt sich an diesem Tage das Scheuerfest nicht nehmen, über die übrigen Wochentage der Mann. 2 Den Sunnabend hilt de Düwel Hûshöllige. – Schambach, II, 90. Dieser Tag ist, wie Schambach bemerkt, für die Hausgenossen der mühevollste und unangenehmste in der ganzen Woche, weil an demselben das Haus von oben bis unten gereinigt wird, woher die Uebertragung auf das höllische Hauswesen kommen mag. Nach dem Volksglauben soll am Sonnabend mit dem Begonnenen abgeschlossen werden, vorzüglich soll man den Rocken an diesem Tage abspinnen, sonst geräth das Garn schlecht und ist nicht weiss zu machen. Aus dem Garne, das man Sonntagsnacht auf dem Haspel stehen lässt, soll eine Wurst werden. Nach andern soll, wer vom Sonnabend bis in die Nacht hinein spinnt, nach dem Tode als Geist umgehen. Nach estnischem Glauben wird ein am Sonnabend Geborener spät oder nie heirathen. Am Sonnabend darf man keinen neuen Dienst antreten, nichts borgen, selbst nicht ein Geräth aus dem Nachbarhause. Katholische Landleute werfen sonst am Sonnabend die in der Tischlade gesammelten Brotkrumen ins Feuer, um damit die armen Seelen zu speisen. (Vgl. Die sieben Wochentage im Glauben des Volks in der Illustr. Zeitung, Leipzig, Nr. 1383, S. 9.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [305]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/311>, abgerufen am 19.04.2024.