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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] 3 Spitz, kuem, dat Sticheln geit laus, hadde de Schaper sagt: da hadde de Pastäur proaket: "Ein guter Hirte bleibt bei seinen Schafen." (Westf.) - Lohrengel, II, 468.

4 Spitz, kumm, dar Karl stichelt, sagte der Schäfer zu seinem Hunde, als der Pfarrer vom guten Hirten predigte. (Oberlausitz.)

5 Spitz und Pudel bilden bald ein Rudel.

6 Spitz, wut du tau Locke, et Stickeln geit an. (Hannover.)

7 Wenn man den Spitz prügeln will, so hat er die Gänse gejagt.

Aehnlich russisch Altmann V, 121.

8 Wer einen Spitz hat, bekommt leicht einen Pudel.

*9 Er hat einen feinen Spitz.

Einen kleinen Rausch.

*10 Er hat (sich) einen Spitz (gekauft). - Sutermeister, 65; Masson, 377.

Ist betrunken. (S. Oberstübchen 3, Oel 45 und Most 12.)

*11 Komm, Spitz, se sticheln op ons. (Danzig.) - Frischbier2, 3576.

Im Werder: Komm, Spitz, der Pfarrer stichelt ons.

*12 Spitz, wahre dich!

Ironischer Zuruf für den, der, unbesonnen wie ein Spitzhund, mit jedem Händel anfängt. (Körte2, 7289.)


Spitz (Adj.).

1 Allte spitz, dat steckt nich; allte scharp, dat snit nich. - Schambach, II, 222.

2 Allzu spitz bricht. - Nass. Schulbl., XIV, 5.

3 Alze schpäz brächt gor gärn. (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 842.

It.: Chi troppo s' assottiglia, si scavezza. ( Gaal, 1025.)

4 Spitz am Kinn, böser Sinn. - Eiselein, 574; Braun, I, 4219.

5 Spitz ist nichts nütz. - Lehmann, 736, 9.

6 Was zu spitz ist, wird leichtlich stumpff. - Lehmann, 736, 6.

Dän.: Alt for spids bliver snart stump. (Prov. dan., 26.)

7 Wat schpäz ufet, heirt schtampich af. (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 843.

8 Zu spitz sticht nicht. - Petri, II, 9; Lehmann, 736, 9.

Frz.: Trop pointu ne perce pas. (Cahier, 1424.)

*9 Dat kann ik nich spitz krig'n. - Eichwald, 1809; Frischbier2, 3575.


Spitzbarte.

* Und wenn's Spitzbarten vnd Knebelspiel regnet oder schneyet. - Fischer, Psalter, 115, 3.


Spitzbube.

1 A Spitzbua geit mehr, as ar hat. (Franken.) - Frommann, VI, 324, 365.

2 De lütt'n (kleinen) Spitzboben hengen's, un de grot'n loaten's lopen. (Strelitz.) - Firmenich, III, 73, 108; hochdeutsch bei Boebel, 145.

Böhm.: Mule selmy povesuji, velke jezdi v kocare. (Rybicka, 1080.)

3 Dem Spitzbuben brennt der Hut. (Schles.)

Er Hat Eile bei seinem Geschäft und verräth sich dadurch leicht, indem er die erforderliche Vorsicht versäumt.

4 Der geschickteste Spitzbube ist der grösste Mann. (Ostind.)

Die Kunst des Stehlens soll dort auf einer solchen Höhe stehen, dass selbst England, welches die Kunst zu stehlen systematisirt hat und zünftig betreibt, dadurch übertroffen wird. Es liesse sich noch hinzufügen: Der grösste Mann könnte auch der geschickteste Spitzbube sein; dass er es aber nicht sei, mache ihn zum grossen Mann. (Gubitz, Gesellschafter, 1833, S. 751.)

5 Die Spitzbuben verehren die Zehn Gebote bis auf eins: Du sollst nicht stehlen. - Eiselein, 655.

6 Ein guter Spitzbube stiehlt der Schlange die Eier, auch wenn sie darauf sitzt.

7 Es sind nicht alle Spitzbuben, die von Hunden angebellt werden. - Eiselein, 574; Simrock, 1760.

8 Spitzbuben müssen auch sein, sagte der Dieb zum Gensdarm, als dieser ihm vorhielt, dass er ihn schon zum drittenmal ergreife, sonst brauchten wir keine Gensdarmen.

[Spaltenumbruch] 9 Spitzbuben sint Minschen änlich. - Schambach, II, 263.

Man kann sich vor Spitzbuben so schwer hüten, weil sie Menschen ähnlich sind, d. i. ebenso wie andere ehrliche Leute aussehen.

10 Um einen Spitzbuben zu fangen, muss man einen Spitzbuben schicken. (Nassau.)

11 Was alte Spitzbuben gebaut haben, können die jungen nicht unter Dach halten.

12 Wenn die Spitzbuben sich erzürnen, kommt ein ehrlicher Mann zu seinem Pferd. (8. Dieb 220 u. 226.) - Frischbier2, 3577.

Engl.: When rogues fall out, honest men come by their own. (Bohn II, 559.)

Frz.: Les larrons s'entre-battent et les larcins se decouvrent. (Bohn II, 108.)

Lat.: Argiot fures. (Erasm., 807; Philippi, I, 41.)

13 Wenn die Spitzbuben sich streiten, bekommt der Bauer seine Kuh wieder. - Frischbier2, 3577.

14 Wenn sich die Spitzbuben streiten, kommen die ehrlichen Leute zu ihrem Recht.

Engl.: When knaves fall out true men come by their goods. - When rogues fall out, honest men come by their own. (Bohn II, 108 u. 128.)

Frz.: Les larrons s'entrebatent, les larcins se decouvrent.

Span.: Pelean las ladrones y descubrense los hurtos. (Bohn II, 128.)

15 Wenn sich die Spitzbuben zanken, hört der ehrliche Mann, wer ihn bestohlen hat.

Jüd.-deutsch: Wenn die Gannowim miteinander zänke, kommt der ehrliche Mann zu seinen Sach'. (Tendlan, 906.)

*16 An oa'drahter Spitzbua. (Steiermark.)

Ein abgedrehter Spitzbube, ein schlauer, geriebener Mensch.

Jüd.-deutsch: Das is e Achberosch. Tendlau (296) bemerkt, man könnte das Wort nehmen für ach berosch: "nur an, der Spitze", der überall vornan ist, um gleich zuzugreifen. Indessen scheint es verdorben aus dem chaldäischen achbero (hebräisch achbor) = Maus, Feldmaus. "Mäuse, die auf dem Felde liegen", vom Geizhals, sowie das deutsche "mausen" für listig und schnell wegstehlen. Ferner in Dukes' Blumenlese (264): "Die Mäuse sind Verruchte; wenn sie viel Früchte sehen, rufen sie ihre Spiessgesellen herbei und schmausen zusammen."

*17 Das sind ausgemachte Spitzbuben.

Lat.: Argivi fures. (Erasm., 807; Philippi, I, 41.)

*18 Er ist ein Spitzbub, so weit er warm ist. (Steiermark.)

*19 Me sieht wuol ens, du glikes är 'me Spitsbauwen, as 'me Kroametsvuegel. (Grafschaft Mark.) - Woeste, 85, 87.


Spitzchen.

* He hadde wol en Spitzschen. - Dähnert, 449b.

Einen kleinen Rausch.


Spitze.

1 Auf der Spitze des Schwertes gedeiht des Landes Wohlfahrt nicht.

Dän.: Det er farligt at saette et lands velvaerd paa sverdits spidse. (Prov. dan., 376.)

2 Die auf der Spitze stehen, können nicht weiter.

"Denn die auff der höchsten Spitzen stehen, die stehen nit satt, es wird ihnen nichts meh." (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 401.)

3 Die Spitze des Dorns ist klein, aber der, den sie sticht, fühlt sie wohl.

Span.: Chica es la punta de la espina, mas a quien duele, no la olvida. (Cahier, 3415.)

4 Je schärfer die Spitze, je tiefer die Wunde.

5 Man muss nicht alles mit der spitz aussmessen. - Lehmann, 522, 14.

Nicht alles zu genau nehmen.

Schwed.: Alt för noga, mistar wänskapen. - Man far intet sweeda alt som ludit är. (Grubb, 24.)

6 Wenn die spitz zu scharpff ist, werden viel händel verderbt. - Lehmann, 280, 66.

7 Wenn nur eine Spitze ist, gleichviel wie.

Engl.: 'T is all one to the common people, who is uppermost.

8 Wer bei der Spitze langt ein Messer, der ist ein Kalb oder nicht viel besser.

Frz.: Qui par la pointe rend le couteau, Montre bien qu'il est un grand veau. (Kritzinger, 186a.)

9 Wo die Spitze des Nagels hingeht, dahin geht der Kopf nach. - Altmann VI, 413.

10 Zu viel Spitze taugt nicht.

Lat.: Duobus litigantibus tertius gaudet.

[Spaltenumbruch] 3 Spitz, kuem, dat Sticheln geit laus, hadde de Schaper sagt: da hadde de Pastäur proaket: „Ein guter Hirte bleibt bei seinen Schafen.“ (Westf.) – Lohrengel, II, 468.

4 Spitz, kumm, dar Karl stichelt, sagte der Schäfer zu seinem Hunde, als der Pfarrer vom guten Hirten predigte. (Oberlausitz.)

5 Spitz und Pudel bilden bald ein Rudel.

6 Spitz, wut du tau Locke, et Stickeln geit an. (Hannover.)

7 Wenn man den Spitz prügeln will, so hat er die Gänse gejagt.

Aehnlich russisch Altmann V, 121.

8 Wer einen Spitz hat, bekommt leicht einen Pudel.

*9 Er hat einen feinen Spitz.

Einen kleinen Rausch.

*10 Er hat (sich) einen Spitz (gekauft).Sutermeister, 65; Masson, 377.

Ist betrunken. (S. Oberstübchen 3, Oel 45 und Most 12.)

*11 Komm, Spitz, se sticheln op ons. (Danzig.) – Frischbier2, 3576.

Im Werder: Komm, Spitz, der Pfarrer stichelt ons.

*12 Spitz, wahre dich!

Ironischer Zuruf für den, der, unbesonnen wie ein Spitzhund, mit jedem Händel anfängt. (Körte2, 7289.)


Spitz (Adj.).

1 Allte spitz, dat steckt nich; allte scharp, dat snit nich.Schambach, II, 222.

2 Allzu spitz bricht.Nass. Schulbl., XIV, 5.

3 Alze schpäz brächt gor gärn. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 842.

It.: Chi troppo s' assottiglia, si scavezza. ( Gaal, 1025.)

4 Spitz am Kinn, böser Sinn.Eiselein, 574; Braun, I, 4219.

5 Spitz ist nichts nütz.Lehmann, 736, 9.

6 Was zu spitz ist, wird leichtlich stumpff.Lehmann, 736, 6.

Dän.: Alt for spids bliver snart stump. (Prov. dan., 26.)

7 Wat schpäz ufêt, hîrt schtampich af. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 843.

8 Zu spitz sticht nicht.Petri, II, 9; Lehmann, 736, 9.

Frz.: Trop pointu ne perce pas. (Cahier, 1424.)

*9 Dat kann ik nich spitz krig'n.Eichwald, 1809; Frischbier2, 3575.


Spitzbarte.

* Und wenn's Spitzbarten vnd Knebelspiel regnet oder schneyet.Fischer, Psalter, 115, 3.


Spitzbube.

1 A Spitzbua geit mehr, as ar hat. (Franken.) – Frommann, VI, 324, 365.

2 De lütt'n (kleinen) Spitzboben hengen's, un de grot'n loaten's lopen. (Strelitz.) – Firmenich, III, 73, 108; hochdeutsch bei Boebel, 145.

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3 Dem Spitzbuben brennt der Hut. (Schles.)

Er Hat Eile bei seinem Geschäft und verräth sich dadurch leicht, indem er die erforderliche Vorsicht versäumt.

4 Der geschickteste Spitzbube ist der grösste Mann. (Ostind.)

Die Kunst des Stehlens soll dort auf einer solchen Höhe stehen, dass selbst England, welches die Kunst zu stehlen systematisirt hat und zünftig betreibt, dadurch übertroffen wird. Es liesse sich noch hinzufügen: Der grösste Mann könnte auch der geschickteste Spitzbube sein; dass er es aber nicht sei, mache ihn zum grossen Mann. (Gubitz, Gesellschafter, 1833, S. 751.)

5 Die Spitzbuben verehren die Zehn Gebote bis auf eins: Du sollst nicht stehlen.Eiselein, 655.

6 Ein guter Spitzbube stiehlt der Schlange die Eier, auch wenn sie darauf sitzt.

7 Es sind nicht alle Spitzbuben, die von Hunden angebellt werden.Eiselein, 574; Simrock, 1760.

8 Spitzbuben müssen auch sein, sagte der Dieb zum Gensdarm, als dieser ihm vorhielt, dass er ihn schon zum drittenmal ergreife, sonst brauchten wir keine Gensdarmen.

[Spaltenumbruch] 9 Spitzbuben sint Minschen änlich.Schambach, II, 263.

Man kann sich vor Spitzbuben so schwer hüten, weil sie Menschen ähnlich sind, d. i. ebenso wie andere ehrliche Leute aussehen.

10 Um einen Spitzbuben zu fangen, muss man einen Spitzbuben schicken. (Nassau.)

11 Was alte Spitzbuben gebaut haben, können die jungen nicht unter Dach halten.

12 Wenn die Spitzbuben sich erzürnen, kommt ein ehrlicher Mann zu seinem Pferd. (8. Dieb 220 u. 226.)Frischbier2, 3577.

Engl.: When rogues fall out, honest men come by their own. (Bohn II, 559.)

Frz.: Les larrons s'entre-battent et les larcins se découvrent. (Bohn II, 108.)

Lat.: Argiot fures. (Erasm., 807; Philippi, I, 41.)

13 Wenn die Spitzbuben sich streiten, bekommt der Bauer seine Kuh wieder.Frischbier2, 3577.

14 Wenn sich die Spitzbuben streiten, kommen die ehrlichen Leute zu ihrem Recht.

Engl.: When knaves fall out true men come by their goods. – When rogues fall out, honest men come by their own. (Bohn II, 108 u. 128.)

Frz.: Les larrons s'entrebatent, les larcins se decouvrent.

Span.: Pelean las ladrones y descubrense los hurtos. (Bohn II, 128.)

15 Wenn sich die Spitzbuben zanken, hört der ehrliche Mann, wer ihn bestohlen hat.

Jüd.-deutsch: Wenn die Gannowim miteinander zänke, kommt der ehrliche Mann zu seinen Sach'. (Tendlan, 906.)

*16 An oa'drahter Spitzbua. (Steiermark.)

Ein abgedrehter Spitzbube, ein schlauer, geriebener Mensch.

Jüd.-deutsch: Das is e Achberosch. Tendlau (296) bemerkt, man könnte das Wort nehmen für ach berosch: „nur an, der Spitze“, der überall vornan ist, um gleich zuzugreifen. Indessen scheint es verdorben aus dem chaldäischen achberô (hebräisch achbor) = Maus, Feldmaus. „Mäuse, die auf dem Felde liegen“, vom Geizhals, sowie das deutsche „mausen“ für listig und schnell wegstehlen. Ferner in Dukes' Blumenlese (264): „Die Mäuse sind Verruchte; wenn sie viel Früchte sehen, rufen sie ihre Spiessgesellen herbei und schmausen zusammen.“

*17 Das sind ausgemachte Spitzbuben.

Lat.: Argivi fures. (Erasm., 807; Philippi, I, 41.)

*18 Er ist ein Spitzbub, so weit er warm ist. (Steiermark.)

*19 Me sieht wuol ens, du glikes är 'me Spitsbauwen, as 'me Kroametsvuegel. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 85, 87.


Spitzchen.

* He hadde wol ên Spitzschen.Dähnert, 449b.

Einen kleinen Rausch.


Spitze.

1 Auf der Spitze des Schwertes gedeiht des Landes Wohlfahrt nicht.

Dän.: Det er farligt at sætte et lands velværd paa sverdits spidse. (Prov. dan., 376.)

2 Die auf der Spitze stehen, können nicht weiter.

„Denn die auff der höchsten Spitzen stehen, die stehen nit satt, es wird ihnen nichts meh.“ (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 401.)

3 Die Spitze des Dorns ist klein, aber der, den sie sticht, fühlt sie wohl.

Span.: Chica es la punta de la espina, mas a quien duele, no la olvida. (Cahier, 3415.)

4 Je schärfer die Spitze, je tiefer die Wunde.

5 Man muss nicht alles mit der spitz aussmessen.Lehmann, 522, 14.

Nicht alles zu genau nehmen.

Schwed.: Alt för noga, mistar wänskapen. – Man får intet sweeda alt som ludit är. (Grubb, 24.)

6 Wenn die spitz zu scharpff ist, werden viel händel verderbt.Lehmann, 280, 66.

7 Wenn nur eine Spitze ist, gleichviel wie.

Engl.: 'T is all one to the common people, who is uppermost.

8 Wer bei der Spitze langt ein Messer, der ist ein Kalb oder nicht viel besser.

Frz.: Qui par la pointe rend le couteau, Montre bien qu'il est un grand veau. (Kritzinger, 186a.)

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[[363]/0369] 3 Spitz, kuem, dat Sticheln geit laus, hadde de Schaper sagt: da hadde de Pastäur proaket: „Ein guter Hirte bleibt bei seinen Schafen.“ (Westf.) – Lohrengel, II, 468. 4 Spitz, kumm, dar Karl stichelt, sagte der Schäfer zu seinem Hunde, als der Pfarrer vom guten Hirten predigte. (Oberlausitz.) 5 Spitz und Pudel bilden bald ein Rudel. 6 Spitz, wut du tau Locke, et Stickeln geit an. (Hannover.) 7 Wenn man den Spitz prügeln will, so hat er die Gänse gejagt. Aehnlich russisch Altmann V, 121. 8 Wer einen Spitz hat, bekommt leicht einen Pudel. *9 Er hat einen feinen Spitz. Einen kleinen Rausch. *10 Er hat (sich) einen Spitz (gekauft). – Sutermeister, 65; Masson, 377. Ist betrunken. (S. Oberstübchen 3, Oel 45 und Most 12.) *11 Komm, Spitz, se sticheln op ons. (Danzig.) – Frischbier2, 3576. Im Werder: Komm, Spitz, der Pfarrer stichelt ons. *12 Spitz, wahre dich! Ironischer Zuruf für den, der, unbesonnen wie ein Spitzhund, mit jedem Händel anfängt. (Körte2, 7289.) Spitz (Adj.). 1 Allte spitz, dat steckt nich; allte scharp, dat snit nich. – Schambach, II, 222. 2 Allzu spitz bricht. – Nass. Schulbl., XIV, 5. 3 Alze schpäz brächt gor gärn. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 842. It.: Chi troppo s' assottiglia, si scavezza. ( Gaal, 1025.) 4 Spitz am Kinn, böser Sinn. – Eiselein, 574; Braun, I, 4219. 5 Spitz ist nichts nütz. – Lehmann, 736, 9. 6 Was zu spitz ist, wird leichtlich stumpff. – Lehmann, 736, 6. Dän.: Alt for spids bliver snart stump. (Prov. dan., 26.) 7 Wat schpäz ufêt, hîrt schtampich af. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 843. 8 Zu spitz sticht nicht. – Petri, II, 9; Lehmann, 736, 9. Frz.: Trop pointu ne perce pas. (Cahier, 1424.) *9 Dat kann ik nich spitz krig'n. – Eichwald, 1809; Frischbier2, 3575. Spitzbarte. * Und wenn's Spitzbarten vnd Knebelspiel regnet oder schneyet. – Fischer, Psalter, 115, 3. Spitzbube. 1 A Spitzbua geit mehr, as ar hat. (Franken.) – Frommann, VI, 324, 365. 2 De lütt'n (kleinen) Spitzboben hengen's, un de grot'n loaten's lopen. (Strelitz.) – Firmenich, III, 73, 108; hochdeutsch bei Boebel, 145. Böhm.: Mulé šelmy povĕšují, velké jezdí v kočáre. (Rybicka, 1080.) 3 Dem Spitzbuben brennt der Hut. (Schles.) Er Hat Eile bei seinem Geschäft und verräth sich dadurch leicht, indem er die erforderliche Vorsicht versäumt. 4 Der geschickteste Spitzbube ist der grösste Mann. (Ostind.) Die Kunst des Stehlens soll dort auf einer solchen Höhe stehen, dass selbst England, welches die Kunst zu stehlen systematisirt hat und zünftig betreibt, dadurch übertroffen wird. Es liesse sich noch hinzufügen: Der grösste Mann könnte auch der geschickteste Spitzbube sein; dass er es aber nicht sei, mache ihn zum grossen Mann. (Gubitz, Gesellschafter, 1833, S. 751.) 5 Die Spitzbuben verehren die Zehn Gebote bis auf eins: Du sollst nicht stehlen. – Eiselein, 655. 6 Ein guter Spitzbube stiehlt der Schlange die Eier, auch wenn sie darauf sitzt. 7 Es sind nicht alle Spitzbuben, die von Hunden angebellt werden. – Eiselein, 574; Simrock, 1760. 8 Spitzbuben müssen auch sein, sagte der Dieb zum Gensdarm, als dieser ihm vorhielt, dass er ihn schon zum drittenmal ergreife, sonst brauchten wir keine Gensdarmen. 9 Spitzbuben sint Minschen änlich. – Schambach, II, 263. Man kann sich vor Spitzbuben so schwer hüten, weil sie Menschen ähnlich sind, d. i. ebenso wie andere ehrliche Leute aussehen. 10 Um einen Spitzbuben zu fangen, muss man einen Spitzbuben schicken. (Nassau.) 11 Was alte Spitzbuben gebaut haben, können die jungen nicht unter Dach halten. 12 Wenn die Spitzbuben sich erzürnen, kommt ein ehrlicher Mann zu seinem Pferd. (8. Dieb 220 u. 226.) – Frischbier2, 3577. Engl.: When rogues fall out, honest men come by their own. (Bohn II, 559.) Frz.: Les larrons s'entre-battent et les larcins se découvrent. (Bohn II, 108.) Lat.: Argiot fures. (Erasm., 807; Philippi, I, 41.) 13 Wenn die Spitzbuben sich streiten, bekommt der Bauer seine Kuh wieder. – Frischbier2, 3577. 14 Wenn sich die Spitzbuben streiten, kommen die ehrlichen Leute zu ihrem Recht. Engl.: When knaves fall out true men come by their goods. – When rogues fall out, honest men come by their own. (Bohn II, 108 u. 128.) Frz.: Les larrons s'entrebatent, les larcins se decouvrent. Span.: Pelean las ladrones y descubrense los hurtos. (Bohn II, 128.) 15 Wenn sich die Spitzbuben zanken, hört der ehrliche Mann, wer ihn bestohlen hat. Jüd.-deutsch: Wenn die Gannowim miteinander zänke, kommt der ehrliche Mann zu seinen Sach'. (Tendlan, 906.) *16 An oa'drahter Spitzbua. (Steiermark.) Ein abgedrehter Spitzbube, ein schlauer, geriebener Mensch. Jüd.-deutsch: Das is e Achberosch. Tendlau (296) bemerkt, man könnte das Wort nehmen für ach berosch: „nur an, der Spitze“, der überall vornan ist, um gleich zuzugreifen. Indessen scheint es verdorben aus dem chaldäischen achberô (hebräisch achbor) = Maus, Feldmaus. „Mäuse, die auf dem Felde liegen“, vom Geizhals, sowie das deutsche „mausen“ für listig und schnell wegstehlen. Ferner in Dukes' Blumenlese (264): „Die Mäuse sind Verruchte; wenn sie viel Früchte sehen, rufen sie ihre Spiessgesellen herbei und schmausen zusammen.“ *17 Das sind ausgemachte Spitzbuben. Lat.: Argivi fures. (Erasm., 807; Philippi, I, 41.) *18 Er ist ein Spitzbub, so weit er warm ist. (Steiermark.) *19 Me sieht wuol ens, du glikes är 'me Spitsbauwen, as 'me Kroametsvuegel. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 85, 87. Spitzchen. * He hadde wol ên Spitzschen. – Dähnert, 449b. Einen kleinen Rausch. Spitze. 1 Auf der Spitze des Schwertes gedeiht des Landes Wohlfahrt nicht. Dän.: Det er farligt at sætte et lands velværd paa sverdits spidse. (Prov. dan., 376.) 2 Die auf der Spitze stehen, können nicht weiter. „Denn die auff der höchsten Spitzen stehen, die stehen nit satt, es wird ihnen nichts meh.“ (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 401.) 3 Die Spitze des Dorns ist klein, aber der, den sie sticht, fühlt sie wohl. Span.: Chica es la punta de la espina, mas a quien duele, no la olvida. (Cahier, 3415.) 4 Je schärfer die Spitze, je tiefer die Wunde. 5 Man muss nicht alles mit der spitz aussmessen. – Lehmann, 522, 14. Nicht alles zu genau nehmen. Schwed.: Alt för noga, mistar wänskapen. – Man får intet sweeda alt som ludit är. (Grubb, 24.) 6 Wenn die spitz zu scharpff ist, werden viel händel verderbt. – Lehmann, 280, 66. 7 Wenn nur eine Spitze ist, gleichviel wie. Engl.: 'T is all one to the common people, who is uppermost. 8 Wer bei der Spitze langt ein Messer, der ist ein Kalb oder nicht viel besser. Frz.: Qui par la pointe rend le couteau, Montre bien qu'il est un grand veau. (Kritzinger, 186a.) 9 Wo die Spitze des Nagels hingeht, dahin geht der Kopf nach. – Altmann VI, 413. 10 Zu viel Spitze taugt nicht. Lat.: Duobus litigantibus tertius gaudet.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [363]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/369>, abgerufen am 28.03.2024.