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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] *11 Auf Spitze und Knopf treiben. - Eiselein, 574; Braun, I, 162.

*12 Bei dem ist's auf Spitz' und Knopf. (Ulm.)

Es ist auf einem Entscheidungspunkte.

*13 Dat weren Spitzen. - Dähnert, 449a.

Das waren Stichelreden.

*14 Dei Spötze kannst di an e Underrock nege. - Frischbier2, 3578.

*15 Die spitz brechen. - Franck, II, 90b.

*16 Doa it Spitz' und Knoupff beinanner g'wa (gewesen). (Franken.) - Frommann VI, 330, 366.

Das Unglück stand unmittelbar vor der Thür.

*17 Einem die Spitze bieten. - Eiselein, 574; Lohrengel, II, 197; Braun, I, 4221.

Frz.: Tenir bon contre quelqu'un. (Kritzinger, 77b.)

*18 Einen an die Spitze stellen.

Frz.: Mettre quelqu'un a la tete. (Kritzinger, 678a.)

*19 Er hat Spitz gekriegt. - Klix, 80.

*20 Er stellt alles auf die Spitze.

*21 Es steht auf Spitz und Knopf. - Sutor, 668.

Die Redensart ist von dem Spiel der Gleichgewichtskünstler entlehnt, da sie einen Degen auf der Nase oder Kinn balanciren und noch oben darauf ein Glas voll Weins tragen.

Lat.: In acumine res est. (Eiselein, 574.) - Sita est res in cuspide ferri. (Sutor, 663.)

*22 Es stehet auff der spitz. - Lehmann, 244, 9.

Um eine Gefahr zu bezeichnen. (S. Faden 33 und Hund 1691.)

*23 Etwas auf die Spitze des Schwertes stellen.

Frz.: Il veut avoir les choses a la pointe de l'epee. (Leroux, II, 62.)

*24 Hä muss Spitze (Speichel) schleng. (Henneberg.)

D. h. hungern.

*25 He delt Spitzen ut. (Holst.) - Schütze, IV, 171.

Wortspiel mit Spitzen und Stichelreden, wie auch die Frage: Wat kostet de El vun de Spitzen?

*26 Jemand vor die Spitze fordern.

Zum Zweikampf auf den Stich einladen.

*27 Mit Spitzen handeln. - Dähnert, 449b.

Verhüllend für: sticheln.

*28 Seine Spitzen stechen allenthalben herauss, wie ein Haspel im Sack. - Lehmann, 903, 5; Sailer, 297.

Von dem Alleswisser und Ueberwitzigen.

Lat.: Plus sibi videtur posse quam potest. (Lehmann, 903, 3.)

*29 Sich an die Spitze stellen. - Eiselein, 574; Braun, I, 4222.

Holl.: Hij heeft zich aan de spits gesteld. (Harrebomee, II, 291a.)

*30 Spitz oder Knopff. - Franck, II, 89a.

*31 Spitze oder Knopf anbieten. - Seybold, 20.

Krieg oder Frieden, da es heisst: Friss Vogel, oder stirb.

*32 Spitze und Knopf steht beieinander. - Seybold, 384.

*33 Uf Spitz' und Knopf akomma lau. - Michel, 279; Nefflen, 467.

Es auf das Aeusserste ankommen lassen, etwas aufs Spiel setzen, mit etwas zurückhalten, so lange es thunlich ist, so lange säumen und zaudern als es irgend angeht.


Spitzedern.

* Sie spitzedern.

Sie machen unredliche, betrügerische Geldgeschäfte nach Art des Fräulein Spitzeder (1873) in Baiern mittels der Dachauer Bank. Daher auch in demselben Sinn "dachauern." Als sich im Jahre 1869 der Bankier Schaufuss in Hirschberg mit grossen, ihm anvertrauten Summen entfernte, sagte man von Leuten, die in verwandter Weise Geldgeschäfte machten, "sie schaufüsseln, sie gehen auf Schaufüssen." In demselben oder verwandtem Sinne sagen die Franzosen nach ihrem Finanzminister Magne: Magner.


Spitzel.

*1 Ein wiener (österreichischer) Spitzel.

Geheime Polizeiorgane, Spione.

Frz.: Faire la mouche du coche. (Leroux, I, 120.)

*2 Spitzel, geh mer (gehen wir), 's is lauter Fopperei. (Südl. Böhmen.) (S. Spitz 2-4.)

*3 Ubthün a Spitzel. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Jemand einen bösen Streich, einen Schabernack spielen.


Spitzen.

Ob man will Spitzen oder Packtuch gewinnen, danach muss man den Lebensfaden spinnen.


[Spaltenumbruch]
Spitzen (Verb.).

*1 Sich worauf spitzen.

"Spitzet euch nur darauf!" (Köhler, 76, 14.) Im Pedantischen Irrthum sagt der Freier: "Susannchen wird mich wohl zum Schatze nehmen", worauf sie antwortet: "Da spitz er sich nur auf." (Köhler, 235.)

Frz.: Cela n'est pas pour votre nes. (Kritzinger, 477a.)

*2 Up enen spitzen. - Dähnert, 449a.

Auf jemand sticheln.


Spitzenkrämer.

*1 Der ist ein Spitzenkrämer. (Eifel.)

Auch Spiegel- oder Kleinigkeitskrämer.

*2 Es sind nit alli Spizechrämer uff em Markte. (Aargau.) - Schweiz, II, 184, 38; Sutermeister, 84.

Gegen Listige und Verschlagene.


Spitzentreter.

* Der Schpitztrötter. (Kärnten.) - Ueberfelder.

Im Möllthal einer, der an die Spitze tritt, eigentlich der, welcher den processionsähnlichen Zug bei dem Kirchgang der Hochzeitgäste anführt.


Spitzhut.

* Einem einen Spitzhut verkaufen. - Körte, 5666b.

Ihn zum Besten haben.


Spitzig.

1 Allzu spitzig sticht nicht. - Sailer, 114.

2 Was ist spitziger als ein Gersten Korn, vnnd ist zu nichts nutz. - Lehmann, 736, 8.

3 Was zu spitzig, wird leicht stumpf. - Schottel, 1113a.

*4 Du bist so spitzig, als wenn du wolltest Federkielen speien. - Chaos, 379.


Spitzkopf.

* He is en Spitzkopp. - Dähnert, 449b.

Einer der feine und listige Anlagen machen kann. "Also hat sich Viegleph und diese Spitzköpffe (Calvinisten) an einander gewetzet." (Luther's Werke, III, 528.)


Spitzle.

* Nicht ein Spitzle führt er aus der Schrift. - Luther's Werke, II, 143.


Spitznäglein.

* Man hat jhm ein spitzneglin durch den schuh geschlagen. (S. Holzapfel 11.) - Lehmann, 80, 24.


Spitzname.

* Spitznamen geben.

Gemeinschaften und Völker haben, wie einzelne Personen, die Neigung und Gewohnheit, einander scherz- oder spottweis mit besondern Namen zu belegen, die von gelegentlichen Vorkommenheiten, zufälligen Begebnissen, Eigenheiten u. dgl. entlehnt sind. Und diese Gewohnheit ist sehr alt; schon der römische Kaiser Tiberius führte den Spitznamen Biberius. Im Deutschen Sprichwörter-Lexikon ist dies an verschiedenen Stellen nachgewiesen (s. Eselsfresser, Krebstränker, Schwabe 1 u. s. w.). Bei einzelnen Personen tritt diese Neigung ganz besonders hervor, wie z. B. bei unserm alten Blücher, den Freund und Feind mit dem ehrenhaften Spitznamen Marschall Vorwärts versehen hat. Er gab jedem, mit dem er in nähere Berührung trat, einen Spitznamen, unter dem er für ihn vorhanden war. Den alten Schlachtengeneral York, der ihn mitunter ärgerte, nannte er seinen "widerhaarigen tapfern Isegrimm", General Bülow war sein "Schwerenöther", Gneisenau sein "Apotheker", Lord Wellington sein "englischer Herr Bruder Elasti cum", Fürst Schwarzenberg sein "Kamerad Langsamvoran", Bernadotte der "gascognische Fuchs", Napoleon sein "Nebukadnezar", Paris das "moderne Babel", Pozzo di Borgo, der einzige Diplomat, den er achtete, "mein Racker". Die Engländer nannte er "Ritter vom Spleen", "Plumpuddings-, Beefsteaksfresser", den Staatskanzler Hardenberg den "Tintenspion", wie die Schwarzseher und Unglücksraben "Trübsalsspritzen". In den Vereinigten Staaten Nordamerikas herrscht die Neigung, Spitznamen zu geben, auch in einem hohen Grade, s. Jonathan, Uncle Sam u. a.


Spitznase.

1 Spitznas, übli Bas; spitzes Kinn, böser Sinn. - Sutermeister, 140.

2 Spitznase - übel Base. - Simrock, 9758; Eiselein, 574.

Man pflegt als äusseres Kennzeichen böser Frauen sehr allgemein spitze Nase, wie auffallend spitzes Kinn anzunehmen. Das obige Sprichwort ist wol nur eine auf engern Kreis übertragene Form von Spitz 1. (Vgl. Wurzbach, III, 69.)


Spitznickel.

* Ein Spitznickel sein. - Frischbier2, 3579.

Im Ermlande haben die Brautjungfern diese Bezeichnung. In der Umgegend von Königsberg gehen kleine Kinder dem Brautpaar voran, während die Marschälle und Brautjungfern demselben folgen; diese Kinder heissen Spitznickels. (Neue preuss. Provinzialbl., IV, 51.) Im allgemeinen werden mit dem Ausdrucke kleine niedliche Kinder bezeichnet.


[Spaltenumbruch] *11 Auf Spitze und Knopf treiben.Eiselein, 574; Braun, I, 162.

*12 Bei dem ist's auf Spitz' und Knopf. (Ulm.)

Es ist auf einem Entscheidungspunkte.

*13 Dat weren Spitzen.Dähnert, 449a.

Das waren Stichelreden.

*14 Dei Spötze kannst di an e Underrock nege.Frischbier2, 3578.

*15 Die spitz brechen.Franck, II, 90b.

*16 Doa it Spitz' und Knoupff beinanner g'wa (gewesen). (Franken.) – Frommann VI, 330, 366.

Das Unglück stand unmittelbar vor der Thür.

*17 Einem die Spitze bieten.Eiselein, 574; Lohrengel, II, 197; Braun, I, 4221.

Frz.: Tenir bon contre quelqu'un. (Kritzinger, 77b.)

*18 Einen an die Spitze stellen.

Frz.: Mettre quelqu'un à la tête. (Kritzinger, 678a.)

*19 Er hat Spitz gekriegt.Klix, 80.

*20 Er stellt alles auf die Spitze.

*21 Es steht auf Spitz und Knopf.Sutor, 668.

Die Redensart ist von dem Spiel der Gleichgewichtskünstler entlehnt, da sie einen Degen auf der Nase oder Kinn balanciren und noch oben darauf ein Glas voll Weins tragen.

Lat.: In acumine res est. (Eiselein, 574.) – Sita est res in cuspide ferri. (Sutor, 663.)

*22 Es stehet auff der spitz.Lehmann, 244, 9.

Um eine Gefahr zu bezeichnen. (S. Faden 33 und Hund 1691.)

*23 Etwas auf die Spitze des Schwertes stellen.

Frz.: Il veut avoir les choses à la pointe de l'épée. (Leroux, II, 62.)

*24 Hä muss Spitze (Speichel) schleng. (Henneberg.)

D. h. hungern.

*25 He dêlt Spitzen ut. (Holst.) – Schütze, IV, 171.

Wortspiel mit Spitzen und Stichelreden, wie auch die Frage: Wat kostet de Êl vun de Spitzen?

*26 Jemand vor die Spitze fordern.

Zum Zweikampf auf den Stich einladen.

*27 Mit Spitzen handeln.Dähnert, 449b.

Verhüllend für: sticheln.

*28 Seine Spitzen stechen allenthalben herauss, wie ein Haspel im Sack.Lehmann, 903, 5; Sailer, 297.

Von dem Alleswisser und Ueberwitzigen.

Lat.: Plus sibi videtur posse quam potest. (Lehmann, 903, 3.)

*29 Sich an die Spitze stellen.Eiselein, 574; Braun, I, 4222.

Holl.: Hij heeft zich aan de spits gesteld. (Harrebomée, II, 291a.)

*30 Spitz oder Knopff.Franck, II, 89a.

*31 Spitze oder Knopf anbieten.Seybold, 20.

Krieg oder Frieden, da es heisst: Friss Vogel, oder stirb.

*32 Spitze und Knopf steht beieinander.Seybold, 384.

*33 Uf Spitz' und Knopf akomma lau.Michel, 279; Nefflen, 467.

Es auf das Aeusserste ankommen lassen, etwas aufs Spiel setzen, mit etwas zurückhalten, so lange es thunlich ist, so lange säumen und zaudern als es irgend angeht.


Spitzedern.

* Sie spitzedern.

Sie machen unredliche, betrügerische Geldgeschäfte nach Art des Fräulein Spitzeder (1873) in Baiern mittels der Dachauer Bank. Daher auch in demselben Sinn „dachauern.“ Als sich im Jahre 1869 der Bankier Schaufuss in Hirschberg mit grossen, ihm anvertrauten Summen entfernte, sagte man von Leuten, die in verwandter Weise Geldgeschäfte machten, „sie schaufüsseln, sie gehen auf Schaufüssen.“ In demselben oder verwandtem Sinne sagen die Franzosen nach ihrem Finanzminister Magne: Magner.


Spitzel.

*1 Ein wiener (österreichischer) Spitzel.

Geheime Polizeiorgane, Spione.

Frz.: Faire la mouche du coche. (Leroux, I, 120.)

*2 Spitzel, geh mer (gehen wir), 's is lauter Fopperei. (Südl. Böhmen.) (S. Spitz 2-4.)

*3 Ubthün a Spitzel. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Jemand einen bösen Streich, einen Schabernack spielen.


Spitzen.

Ob man will Spitzen oder Packtuch gewinnen, danach muss man den Lebensfaden spinnen.


[Spaltenumbruch]
Spitzen (Verb.).

*1 Sich worauf spitzen.

„Spitzet euch nur darauf!“ (Köhler, 76, 14.) Im Pedantischen Irrthum sagt der Freier: „Susannchen wird mich wohl zum Schatze nehmen“, worauf sie antwortet: „Da spitz er sich nur auf.“ (Köhler, 235.)

Frz.: Cela n'est pas pour vôtre nés. (Kritzinger, 477a.)

*2 Up ênen spitzen.Dähnert, 449a.

Auf jemand sticheln.


Spitzenkrämer.

*1 Der ist ein Spitzenkrämer. (Eifel.)

Auch Spiegel- oder Kleinigkeitskrämer.

*2 Es sind nit alli Spizechrämer uff em Markte. (Aargau.) – Schweiz, II, 184, 38; Sutermeister, 84.

Gegen Listige und Verschlagene.


Spitzentreter.

* Der Schpitztrötter. (Kärnten.) – Ueberfelder.

Im Möllthal einer, der an die Spitze tritt, eigentlich der, welcher den processionsähnlichen Zug bei dem Kirchgang der Hochzeitgäste anführt.


Spitzhut.

* Einem einen Spitzhut verkaufen.Körte, 5666b.

Ihn zum Besten haben.


Spitzig.

1 Allzu spitzig sticht nicht.Sailer, 114.

2 Was ist spitziger als ein Gersten Korn, vnnd ist zu nichts nutz.Lehmann, 736, 8.

3 Was zu spitzig, wird leicht stumpf.Schottel, 1113a.

*4 Du bist so spitzig, als wenn du wolltest Federkielen speien.Chaos, 379.


Spitzkopf.

* He is ên Spitzkopp.Dähnert, 449b.

Einer der feine und listige Anlagen machen kann. „Also hat sich Viegleph und diese Spitzköpffe (Calvinisten) an einander gewetzet.“ (Luther's Werke, III, 528.)


Spitzle.

* Nicht ein Spitzle führt er aus der Schrift.Luther's Werke, II, 143.


Spitznäglein.

* Man hat jhm ein spitzneglin durch den schuh geschlagen. (S. Holzapfel 11.) – Lehmann, 80, 24.


Spitzname.

* Spitznamen geben.

Gemeinschaften und Völker haben, wie einzelne Personen, die Neigung und Gewohnheit, einander scherz- oder spottweis mit besondern Namen zu belegen, die von gelegentlichen Vorkommenheiten, zufälligen Begebnissen, Eigenheiten u. dgl. entlehnt sind. Und diese Gewohnheit ist sehr alt; schon der römische Kaiser Tiberius führte den Spitznamen Biberius. Im Deutschen Sprichwörter-Lexikon ist dies an verschiedenen Stellen nachgewiesen (s. Eselsfresser, Krebstränker, Schwabe 1 u. s. w.). Bei einzelnen Personen tritt diese Neigung ganz besonders hervor, wie z. B. bei unserm alten Blücher, den Freund und Feind mit dem ehrenhaften Spitznamen Marschall Vorwärts versehen hat. Er gab jedem, mit dem er in nähere Berührung trat, einen Spitznamen, unter dem er für ihn vorhanden war. Den alten Schlachtengeneral York, der ihn mitunter ärgerte, nannte er seinen „widerhaarigen tapfern Isegrimm“, General Bülow war sein „Schwerenöther“, Gneisenau sein „Apotheker“, Lord Wellington sein „englischer Herr Bruder Elasti cum“, Fürst Schwarzenberg sein „Kamerad Langsamvoran“, Bernadotte der „gascognische Fuchs“, Napoleon sein „Nebukadnezar“, Paris das „moderne Babel“, Pozzo di Borgo, der einzige Diplomat, den er achtete, „mein Racker“. Die Engländer nannte er „Ritter vom Spleen“, „Plumpuddings-, Beefsteaksfresser“, den Staatskanzler Hardenberg den „Tintenspion“, wie die Schwarzseher und Unglücksraben „Trübsalsspritzen“. In den Vereinigten Staaten Nordamerikas herrscht die Neigung, Spitznamen zu geben, auch in einem hohen Grade, s. Jonathan, Uncle Sam u. a.


Spitznase.

1 Spitznas, übli Bas; spitzes Kinn, böser Sinn.Sutermeister, 140.

2 Spitznase – übel Base.Simrock, 9758; Eiselein, 574.

Man pflegt als äusseres Kennzeichen böser Frauen sehr allgemein spitze Nase, wie auffallend spitzes Kinn anzunehmen. Das obige Sprichwort ist wol nur eine auf engern Kreis übertragene Form von Spitz 1. (Vgl. Wurzbach, III, 69.)


Spitznickel.

* Ein Spitznickel sein.Frischbier2, 3579.

Im Ermlande haben die Brautjungfern diese Bezeichnung. In der Umgegend von Königsberg gehen kleine Kinder dem Brautpaar voran, während die Marschälle und Brautjungfern demselben folgen; diese Kinder heissen Spitznickels. (Neue preuss. Provinzialbl., IV, 51.) Im allgemeinen werden mit dem Ausdrucke kleine niedliche Kinder bezeichnet.


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[[364]/0370] *11 Auf Spitze und Knopf treiben. – Eiselein, 574; Braun, I, 162. *12 Bei dem ist's auf Spitz' und Knopf. (Ulm.) Es ist auf einem Entscheidungspunkte. *13 Dat weren Spitzen. – Dähnert, 449a. Das waren Stichelreden. *14 Dei Spötze kannst di an e Underrock nege. – Frischbier2, 3578. *15 Die spitz brechen. – Franck, II, 90b. *16 Doa it Spitz' und Knoupff beinanner g'wa (gewesen). (Franken.) – Frommann VI, 330, 366. Das Unglück stand unmittelbar vor der Thür. *17 Einem die Spitze bieten. – Eiselein, 574; Lohrengel, II, 197; Braun, I, 4221. Frz.: Tenir bon contre quelqu'un. (Kritzinger, 77b.) *18 Einen an die Spitze stellen. Frz.: Mettre quelqu'un à la tête. (Kritzinger, 678a.) *19 Er hat Spitz gekriegt. – Klix, 80. *20 Er stellt alles auf die Spitze. *21 Es steht auf Spitz und Knopf. – Sutor, 668. Die Redensart ist von dem Spiel der Gleichgewichtskünstler entlehnt, da sie einen Degen auf der Nase oder Kinn balanciren und noch oben darauf ein Glas voll Weins tragen. Lat.: In acumine res est. (Eiselein, 574.) – Sita est res in cuspide ferri. (Sutor, 663.) *22 Es stehet auff der spitz. – Lehmann, 244, 9. Um eine Gefahr zu bezeichnen. (S. Faden 33 und Hund 1691.) *23 Etwas auf die Spitze des Schwertes stellen. Frz.: Il veut avoir les choses à la pointe de l'épée. (Leroux, II, 62.) *24 Hä muss Spitze (Speichel) schleng. (Henneberg.) D. h. hungern. *25 He dêlt Spitzen ut. (Holst.) – Schütze, IV, 171. Wortspiel mit Spitzen und Stichelreden, wie auch die Frage: Wat kostet de Êl vun de Spitzen? *26 Jemand vor die Spitze fordern. Zum Zweikampf auf den Stich einladen. *27 Mit Spitzen handeln. – Dähnert, 449b. Verhüllend für: sticheln. *28 Seine Spitzen stechen allenthalben herauss, wie ein Haspel im Sack. – Lehmann, 903, 5; Sailer, 297. Von dem Alleswisser und Ueberwitzigen. Lat.: Plus sibi videtur posse quam potest. (Lehmann, 903, 3.) *29 Sich an die Spitze stellen. – Eiselein, 574; Braun, I, 4222. Holl.: Hij heeft zich aan de spits gesteld. (Harrebomée, II, 291a.) *30 Spitz oder Knopff. – Franck, II, 89a. *31 Spitze oder Knopf anbieten. – Seybold, 20. Krieg oder Frieden, da es heisst: Friss Vogel, oder stirb. *32 Spitze und Knopf steht beieinander. – Seybold, 384. *33 Uf Spitz' und Knopf akomma lau. – Michel, 279; Nefflen, 467. Es auf das Aeusserste ankommen lassen, etwas aufs Spiel setzen, mit etwas zurückhalten, so lange es thunlich ist, so lange säumen und zaudern als es irgend angeht. Spitzedern. * Sie spitzedern. Sie machen unredliche, betrügerische Geldgeschäfte nach Art des Fräulein Spitzeder (1873) in Baiern mittels der Dachauer Bank. Daher auch in demselben Sinn „dachauern.“ Als sich im Jahre 1869 der Bankier Schaufuss in Hirschberg mit grossen, ihm anvertrauten Summen entfernte, sagte man von Leuten, die in verwandter Weise Geldgeschäfte machten, „sie schaufüsseln, sie gehen auf Schaufüssen.“ In demselben oder verwandtem Sinne sagen die Franzosen nach ihrem Finanzminister Magne: Magner. Spitzel. *1 Ein wiener (österreichischer) Spitzel. Geheime Polizeiorgane, Spione. Frz.: Faire la mouche du coche. (Leroux, I, 120.) *2 Spitzel, geh mer (gehen wir), 's is lauter Fopperei. (Südl. Böhmen.) (S. Spitz 2-4.) *3 Ubthün a Spitzel. (Jüd.-deutsch. Warschau.) Jemand einen bösen Streich, einen Schabernack spielen. Spitzen. Ob man will Spitzen oder Packtuch gewinnen, danach muss man den Lebensfaden spinnen. Spitzen (Verb.). *1 Sich worauf spitzen. „Spitzet euch nur darauf!“ (Köhler, 76, 14.) Im Pedantischen Irrthum sagt der Freier: „Susannchen wird mich wohl zum Schatze nehmen“, worauf sie antwortet: „Da spitz er sich nur auf.“ (Köhler, 235.) Frz.: Cela n'est pas pour vôtre nés. (Kritzinger, 477a.) *2 Up ênen spitzen. – Dähnert, 449a. Auf jemand sticheln. Spitzenkrämer. *1 Der ist ein Spitzenkrämer. (Eifel.) Auch Spiegel- oder Kleinigkeitskrämer. *2 Es sind nit alli Spizechrämer uff em Markte. (Aargau.) – Schweiz, II, 184, 38; Sutermeister, 84. Gegen Listige und Verschlagene. Spitzentreter. * Der Schpitztrötter. (Kärnten.) – Ueberfelder. Im Möllthal einer, der an die Spitze tritt, eigentlich der, welcher den processionsähnlichen Zug bei dem Kirchgang der Hochzeitgäste anführt. Spitzhut. * Einem einen Spitzhut verkaufen. – Körte, 5666b. Ihn zum Besten haben. Spitzig. 1 Allzu spitzig sticht nicht. – Sailer, 114. 2 Was ist spitziger als ein Gersten Korn, vnnd ist zu nichts nutz. – Lehmann, 736, 8. 3 Was zu spitzig, wird leicht stumpf. – Schottel, 1113a. *4 Du bist so spitzig, als wenn du wolltest Federkielen speien. – Chaos, 379. Spitzkopf. * He is ên Spitzkopp. – Dähnert, 449b. Einer der feine und listige Anlagen machen kann. „Also hat sich Viegleph und diese Spitzköpffe (Calvinisten) an einander gewetzet.“ (Luther's Werke, III, 528.) Spitzle. * Nicht ein Spitzle führt er aus der Schrift. – Luther's Werke, II, 143. Spitznäglein. * Man hat jhm ein spitzneglin durch den schuh geschlagen. (S. Holzapfel 11.) – Lehmann, 80, 24. Spitzname. * Spitznamen geben. Gemeinschaften und Völker haben, wie einzelne Personen, die Neigung und Gewohnheit, einander scherz- oder spottweis mit besondern Namen zu belegen, die von gelegentlichen Vorkommenheiten, zufälligen Begebnissen, Eigenheiten u. dgl. entlehnt sind. Und diese Gewohnheit ist sehr alt; schon der römische Kaiser Tiberius führte den Spitznamen Biberius. Im Deutschen Sprichwörter-Lexikon ist dies an verschiedenen Stellen nachgewiesen (s. Eselsfresser, Krebstränker, Schwabe 1 u. s. w.). Bei einzelnen Personen tritt diese Neigung ganz besonders hervor, wie z. B. bei unserm alten Blücher, den Freund und Feind mit dem ehrenhaften Spitznamen Marschall Vorwärts versehen hat. Er gab jedem, mit dem er in nähere Berührung trat, einen Spitznamen, unter dem er für ihn vorhanden war. Den alten Schlachtengeneral York, der ihn mitunter ärgerte, nannte er seinen „widerhaarigen tapfern Isegrimm“, General Bülow war sein „Schwerenöther“, Gneisenau sein „Apotheker“, Lord Wellington sein „englischer Herr Bruder Elasti cum“, Fürst Schwarzenberg sein „Kamerad Langsamvoran“, Bernadotte der „gascognische Fuchs“, Napoleon sein „Nebukadnezar“, Paris das „moderne Babel“, Pozzo di Borgo, der einzige Diplomat, den er achtete, „mein Racker“. Die Engländer nannte er „Ritter vom Spleen“, „Plumpuddings-, Beefsteaksfresser“, den Staatskanzler Hardenberg den „Tintenspion“, wie die Schwarzseher und Unglücksraben „Trübsalsspritzen“. In den Vereinigten Staaten Nordamerikas herrscht die Neigung, Spitznamen zu geben, auch in einem hohen Grade, s. Jonathan, Uncle Sam u. a. Spitznase. 1 Spitznas, übli Bas; spitzes Kinn, böser Sinn. – Sutermeister, 140. 2 Spitznase – übel Base. – Simrock, 9758; Eiselein, 574. Man pflegt als äusseres Kennzeichen böser Frauen sehr allgemein spitze Nase, wie auffallend spitzes Kinn anzunehmen. Das obige Sprichwort ist wol nur eine auf engern Kreis übertragene Form von Spitz 1. (Vgl. Wurzbach, III, 69.) Spitznickel. * Ein Spitznickel sein. – Frischbier2, 3579. Im Ermlande haben die Brautjungfern diese Bezeichnung. In der Umgegend von Königsberg gehen kleine Kinder dem Brautpaar voran, während die Marschälle und Brautjungfern demselben folgen; diese Kinder heissen Spitznickels. (Neue preuss. Provinzialbl., IV, 51.) Im allgemeinen werden mit dem Ausdrucke kleine niedliche Kinder bezeichnet.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [364]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/370>, abgerufen am 19.04.2024.