Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] 61 Stadt ohne Wall steht immer kahl. - Körte, 5684; Körte2, 7113.

62 Stadt und Land gehen Hand in Hand.

Böhm.: Do mesta chod' pro penize do vsi pro rozumy. (Celakovsky, 329.)

63 Stadt und Landschaft Bern ist so gut als die Stadt und Landschaft Mailand. - Pistor., II, 74.

64 Städte und Schlösser werden zerstört von Soldaten.

Bei Tunnicius (713): Stede unde slotte werden vordestruert van rüteren. Ruter, miles, niederdeutsch und holländisch im 15. und 16. Jahrhundert der Soldat, während der zu Pferde dienende Krieger ruter te perde genannt wurde. (Milite castra ruunt, muri franguntur et urbes.)

65 Stedte vnd lande werden nyrgent mit so sehr verwustet vnd vnrwig, als wenn man frembde leutte ynn die Redte nimpt. (S. Amt 86.) - Agricola I, 293; Glandorp, 142; Simrock, 2690; Graf, 518, 262.

Lat.: Consilium externum pestilens. (Nulla lues certius generosas destruit urbes, quam rerum externis credita cura viris.) (Lindeberg, Moralia, 1226.)

66 Viel Städte, viel Weisen.

Böhm.: Kolik mest, tolik obycejuv jest; kolik vsi, tolik zvyklosti; kolik krajuv, tolik mravuv i nemravuvu. (Celakovsky, 338.)

Frz.: Autant de villes, autant de guises. (Leroux, II, 131.)

Bei Kritzinger (49) mit dem Zusatz: Autant de femmes mal apprises.

67 Wann ain statt nyesst, so muss der spytal Gotthelff sprechen. - Blindenführer, Bl. 1a.

68 Was man in der Stadt aussbreitet, ist kein Evangelium. - Henisch, 953, 41.

69 Was nützt mir die Stadt, wenn ich den Ofen nicht habe!

Sagten die Türken, als sie die Stadt Gratz genommen, aber das Schloss nicht bekommen konnten, und zogen ab. (Hesekiel, 17.)

70 Weh jeder Stadt und jedem Land, wo Wölfe haben die Oberhand. - Soltau, Reineke Fuchs, III, 13.

71 Wenn die Stadt genommen ist, fängt die Citadelle zu unterhandeln an.

Frz.: Ville prise, chateau rendau. (Kritzinger, 128b.)

D. h. wohl zusehen, die Sache genau überlegen.

Holl.: Als de stad is ingenomen, moet het kasteel volgen. (Harrebomee, II, 297b.)

72 Wenn die Städte sinken, fallen die Vogelnester mit.

Aehnlich russisch Altmann V, 130.

73 Wenn die Stätt mit Fürsten bündnus machen, sollen sie wie die Seiler für sich drehen vnd hinder sich gehen. - Lehmann, 107, 24.

74 Wenn die Stätt mit Fürsten bündnus machen, sollen sie zuvor die Nasen mit alten Magdeburgischen brillen satteln. - Lehmann, 107, 24; Eiselein, 102.

D. h. wohl zusehen, die Sache genau überlegen. In Magdeburg wurden nämlich früher sehr gute Brillen gefertigt.

75 Wenn du in die Stadt kommst (in der Absicht zu werben), so erkundige dich eher nach der Mutter als nach der Tochter. (Serb.)

76 Wenns der Stadt wolgehet, so gehts den Bürgern auch wol. - Petri, II, 671.

77 Wer eine Stadt beschirmen will, hat viel zu thun.

78 Wer gehet voll in eine Stadt vnd hungrig herauss, der ist ein Narr. - Petri, II, 710.

79 Wer in Stetten sich will ernehren, der muss vil flicken vnd wenig zehren. - Henisch, 1145, 18.

80 Wer mit Städten zu schaffen hat, bedarf Glück und sonderliche Fürsorge. - Kirchhofer, 145; Simrock, 9801.

Aus den Zeiten, wo die Städte anfingen, aufzublühen und daher vom Adel mit neidischen Augen betrachtet wurden, der durch offene und geheime Feindschaft ihnen zu schaden suchte.

81 Wer noch in keine Stadt gekommen, weiss nicht, wie es darin aussieht.

Die Russen: Wie will der die Stadt kennen, der nie aus dem Dorfe kam. (Altmann VI, 431.)

82 Zu einer heiligen Stadt gehört mehr als viel Mönche.

[Spaltenumbruch] *83 Der will eine Stadt haben, der sich selbst nicht hat.

*84 Die ganze Stadt spricht schon davon.

Lat.: Caetera omnia jam vulgata. (Philippi, I, 68.)

*85 Die Stadt mit dem Hintern küssen. - Eiselein, 312.

*86 Er findet in der Stadt keinen Bürgen, auf der Reise keinen Gefährten, im Dorfe keinen Nachbar. - Kiesewetter, 23.

*87 Er sieht die Stadt vor lauter Häusern nicht. - Eiselein, 576; Simrock, 9802.

Auch russisch Altmann VI, 514. In Astrachan sagt man: Er sieht das Meer vor Wellen nicht. (Altmann VI, 475.)

Lat.: Cabiguro in sole. (Eiselein, 576.)

*88 Er weiss, wo die Stadt am schwächsten ist.

Holl.: Hij weet best, waar de stad zwakst is. (Harrebomee, II, 298a.)

*89 Es ist ein stat wie Heubach1, da frassen die wolff den schultheiss auff dem marckt. - Franck, II, 49b.

1) Huhn führt 13 Heubach auf; da er aber sagt, man habe dies Sprichwort "auff der Alb", so ist wol das würtembergische gemeint.

*90 Es ist eine Stadt, in der die Aerzte und Todtengräber Hunger leiden.

Lat.: Urbs crotone salubrior. (Seybold, 654.)

*91 Es ist eine Stadt, wie sieben Häuser ein Dorf. - Simrock, 9803b.

*92 Etwas in der ganzen Stadt austrommeln.

*93 Leg' die Stadt an, so laufen dir die Häuser nach.

Scherzweis zu jemand, der unschlüssig ist, was für Kleider er anziehen soll.

*94 Oen e Stadt öss Hochteit. (Dönhofstadt.)

D. i. Jahrmarkt.

*95 Oen e Stadt öss Kinddope. (Dönhofstadt.)

D. i. Viehmarkt.


Stadtbesen.

* Sie ist e Stadtbese. - Sutermeister, 73.

Von einer weiblichen Person, die in der Stadt herumgeht, Neuigkeiten zu erzählen. (S. Märliträger.)


Stadtbrille.

*1 I muss dir nur d' Stadtbrill' ufsetza. (Ehingen a. D.) - Birlinger, 706.

Um zu sagen: damit du siehst.

*2 Lass dir die Stadtbrille holen. - Tendlau, 171.

Ironisch: um besser zu sehen, einzusehen, zu verstehen.

Engl.: A man may see it with half an eye.


Stadtbuch.

1 Dem Stadtbuch steht zu glauben, wie den Stadtbriefen. - Graf, 459, 553.

"Die ältesten Urkunden haben ihre Beweiskraft davon, dass sie vor offenem Gericht und vor versammelter Gemeinde entstanden und meist die Briefform enthielten. Getreuer Leute Brief und Siegel beweisen wenig vor dem Reiche. (Endemann, II, 27 (61).) Noch heute machen die Urkunden einer vom Staate als öffentliche Behörde gesetzten oder anerkannten Person oder Gemeinheit, die sogenannten gesiegelten Briefe (Homeyer, II, 43, 3) volle Gewissheit, sogar mit Ausschluss des Gegenbeweises. "

Mhd.: Wan dem statpuech zu glauben ist als den statbriefen. (Lichner, 56, 55.)

2 Uebers Stadtbuch geht kein Zeugniss. - Graf, 459, 552.

In Hamburg: Boven dher stat bock gheit nen tuch. (Andersen, I, 240, 18.)


Stadtbull.

*De Stadtbull tauirst, as to Teterow.

"Up dat olle Dur in Teterow wuss immer 'n beten schön Gras, de Börger argern sik, dat dat so ümkommen möt, un dörch Rath un Börgerschaft ward beslaten, dat jedes Jahr ein Börger dat Gras dörch sin Kauh afweiden laten dörft. Da keiner den annern dat gönnt, so sall tauirst de Stadtbull rup. Sie winden den Bullen also in de Höcht. Als hei ball baben is, steckt hei de Tung wit ut, un de Teterowschen schrien: Süh, wie hei all leckmündt." (Mecklenb. Kalender, Rostock 1875.)


Stadtbürger.

Stadtbürger - Burewürger. - Sutermeister, 120.


Städtchen.

Ander Städtchen, ander Mädchen (oder: ander Städtel, ander Mädel). - Eiselein, 576; Gaal, 1441; Simrock, 9801a; Körte, 5686; Körte2, 7115; Masson, 31; Braun, I, 4243.

Zur Schilderung der Soldaten- und Gesellenliebschaften. Von denen, die sich ein Verdienst daraus machen,

[Spaltenumbruch] 61 Stadt ohne Wall steht immer kahl.Körte, 5684; Körte2, 7113.

62 Stadt und Land gehen Hand in Hand.

Böhm.: Do mĕsta chod' pro peníze do vsi pro rozumy. (Čelakovsky, 329.)

63 Stadt und Landschaft Bern ist so gut als die Stadt und Landschaft Mailand.Pistor., II, 74.

64 Städte und Schlösser werden zerstört von Soldaten.

Bei Tunnicius (713): Stede unde slotte wêrden vordestruêrt van rüteren. Ruter, miles, niederdeutsch und holländisch im 15. und 16. Jahrhundert der Soldat, während der zu Pferde dienende Krieger ruter te perde genannt wurde. (Milite castra ruunt, muri franguntur et urbes.)

65 Stedte vnd lande werden nyrgent mit so sehr verwustet vnd vnrwig, als wenn man frembde leutte ynn die Redte nimpt. (S. Amt 86.) – Agricola I, 293; Glandorp, 142; Simrock, 2690; Graf, 518, 262.

Lat.: Consilium externum pestilens. (Nulla lues certius generosas destruit urbes, quam rerum externis credita cura viris.) (Lindeberg, Moralia, 1226.)

66 Viel Städte, viel Weisen.

Böhm.: Kolik mĕst, tolik obyčejův jest; kolik vsí, tolik zvyklostí; kolik krajův, tolik mravův i nemravůvů. (Čelakovsky, 338.)

Frz.: Autant de villes, autant de guises. (Leroux, II, 131.)

Bei Kritzinger (49) mit dem Zusatz: Autant de femmes mal apprises.

67 Wann ain statt nyesst, so muss der spytal Gotthelff sprechen.Blindenführer, Bl. 1a.

68 Was man in der Stadt aussbreitet, ist kein Evangelium.Henisch, 953, 41.

69 Was nützt mir die Stadt, wenn ich den Ofen nicht habe!

Sagten die Türken, als sie die Stadt Gratz genommen, aber das Schloss nicht bekommen konnten, und zogen ab. (Hesekiel, 17.)

70 Weh jeder Stadt und jedem Land, wo Wölfe haben die Oberhand.Soltau, Reineke Fuchs, III, 13.

71 Wenn die Stadt genommen ist, fängt die Citadelle zu unterhandeln an.

Frz.: Ville prise, château rendû. (Kritzinger, 128b.)

D. h. wohl zusehen, die Sache genau überlegen.

Holl.: Als de stad is ingenomen, moet het kasteel volgen. (Harrebomée, II, 297b.)

72 Wenn die Städte sinken, fallen die Vogelnester mit.

Aehnlich russisch Altmann V, 130.

73 Wenn die Stätt mit Fürsten bündnus machen, sollen sie wie die Seiler für sich drehen vnd hinder sich gehen.Lehmann, 107, 24.

74 Wenn die Stätt mit Fürsten bündnus machen, sollen sie zuvor die Nasen mit alten Magdeburgischen brillen satteln.Lehmann, 107, 24; Eiselein, 102.

D. h. wohl zusehen, die Sache genau überlegen. In Magdeburg wurden nämlich früher sehr gute Brillen gefertigt.

75 Wenn du in die Stadt kommst (in der Absicht zu werben), so erkundige dich eher nach der Mutter als nach der Tochter. (Serb.)

76 Wenns der Stadt wolgehet, so gehts den Bürgern auch wol.Petri, II, 671.

77 Wer eine Stadt beschirmen will, hat viel zu thun.

78 Wer gehet voll in eine Stadt vnd hungrig herauss, der ist ein Narr.Petri, II, 710.

79 Wer in Stetten sich will ernehren, der muss vil flicken vnd wenig zehren.Henisch, 1145, 18.

80 Wer mit Städten zu schaffen hat, bedarf Glück und sonderliche Fürsorge.Kirchhofer, 145; Simrock, 9801.

Aus den Zeiten, wo die Städte anfingen, aufzublühen und daher vom Adel mit neidischen Augen betrachtet wurden, der durch offene und geheime Feindschaft ihnen zu schaden suchte.

81 Wer noch in keine Stadt gekommen, weiss nicht, wie es darin aussieht.

Die Russen: Wie will der die Stadt kennen, der nie aus dem Dorfe kam. (Altmann VI, 431.)

82 Zu einer heiligen Stadt gehört mehr als viel Mönche.

[Spaltenumbruch] *83 Der will eine Stadt haben, der sich selbst nicht hat.

*84 Die ganze Stadt spricht schon davon.

Lat.: Caetera omnia jam vulgata. (Philippi, I, 68.)

*85 Die Stadt mit dem Hintern küssen.Eiselein, 312.

*86 Er findet in der Stadt keinen Bürgen, auf der Reise keinen Gefährten, im Dorfe keinen Nachbar.Kiesewetter, 23.

*87 Er sieht die Stadt vor lauter Häusern nicht.Eiselein, 576; Simrock, 9802.

Auch russisch Altmann VI, 514. In Astrachan sagt man: Er sieht das Meer vor Wellen nicht. (Altmann VI, 475.)

Lat.: Cabiguro in sole. (Eiselein, 576.)

*88 Er weiss, wo die Stadt am schwächsten ist.

Holl.: Hij weet best, waar de stad zwakst is. (Harrebomée, II, 298a.)

*89 Es ist ein stat wie Heubach1, da frassen die wolff den schultheiss auff dem marckt.Franck, II, 49b.

1) Huhn führt 13 Heubach auf; da er aber sagt, man habe dies Sprichwort „auff der Alb“, so ist wol das würtembergische gemeint.

*90 Es ist eine Stadt, in der die Aerzte und Todtengräber Hunger leiden.

Lat.: Urbs crotone salubrior. (Seybold, 654.)

*91 Es ist eine Stadt, wie sieben Häuser ein Dorf.Simrock, 9803b.

*92 Etwas in der ganzen Stadt austrommeln.

*93 Leg' die Stadt an, so laufen dir die Häuser nach.

Scherzweis zu jemand, der unschlüssig ist, was für Kleider er anziehen soll.

*94 Oen e Stadt öss Hochtît. (Dönhofstadt.)

D. i. Jahrmarkt.

*95 Oen e Stadt öss Kinddôpe. (Dönhofstadt.)

D. i. Viehmarkt.


Stadtbesen.

* Sie ist e Stadtbese.Sutermeister, 73.

Von einer weiblichen Person, die in der Stadt herumgeht, Neuigkeiten zu erzählen. (S. Märliträger.)


Stadtbrille.

*1 I muss dir nur d' Stadtbrill' ufsetza. (Ehingen a. D.) – Birlinger, 706.

Um zu sagen: damit du siehst.

*2 Lass dir die Stadtbrille holen.Tendlau, 171.

Ironisch: um besser zu sehen, einzusehen, zu verstehen.

Engl.: A man may see it with half an eye.


Stadtbuch.

1 Dem Stadtbuch steht zu glauben, wie den Stadtbriefen.Graf, 459, 553.

„Die ältesten Urkunden haben ihre Beweiskraft davon, dass sie vor offenem Gericht und vor versammelter Gemeinde entstanden und meist die Briefform enthielten. Getreuer Leute Brief und Siegel beweisen wenig vor dem Reiche. (Endemann, II, 27 (61).) Noch heute machen die Urkunden einer vom Staate als öffentliche Behörde gesetzten oder anerkannten Person oder Gemeinheit, die sogenannten gesiegelten Briefe (Homeyer, II, 43, 3) volle Gewissheit, sogar mit Ausschluss des Gegenbeweises. “

Mhd.: Wan dem statpuech zu glauben ist als den statbriefen. (Lichner, 56, 55.)

2 Uebers Stadtbuch geht kein Zeugniss.Graf, 459, 552.

In Hamburg: Boven dher stat bock gheit nen tuch. (Andersen, I, 240, 18.)


Stadtbull.

*De Stadtbull tauirst, as to Teterow.

„Up dat olle Dur in Teterow wuss immer 'n beten schön Gras, de Börger argern sik, dat dat so ümkommen möt, un dörch Rath un Börgerschaft ward beslaten, dat jedes Jahr ein Börger dat Gras dörch sin Kauh afweiden laten dörft. Da keiner den annern dat gönnt, so sall tauirst de Stadtbull rup. Sie winden den Bullen also in de Höcht. Als hei ball baben is, steckt hei de Tung wit ut, un de Teterowschen schrien: Süh, wie hei all leckmündt.“ (Mecklenb. Kalender, Rostock 1875.)


Stadtbürger.

Stadtbürger – Burewürger.Sutermeister, 120.


Städtchen.

Ander Städtchen, ander Mädchen (oder: ander Städtel, ander Mädel).Eiselein, 576; Gaal, 1441; Simrock, 9801a; Körte, 5686; Körte2, 7115; Masson, 31; Braun, I, 4243.

Zur Schilderung der Soldaten- und Gesellenliebschaften. Von denen, die sich ein Verdienst daraus machen,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><pb facs="#f0388" n="[382]"/><cb n="763"/>
61 Stadt ohne Wall steht immer kahl.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Körte, 5684; Körte<hi rendition="#sup">2</hi>, 7113.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">62 Stadt und Land gehen Hand in Hand.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Do m&#x0115;sta chod' pro peníze do vsi pro rozumy. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 329.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">63 Stadt und Landschaft Bern ist so gut als die Stadt und Landschaft Mailand.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Pistor., II, 74.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">64 Städte und Schlösser werden zerstört von Soldaten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Bei <hi rendition="#i">Tunnicius (713)</hi>: Stede unde slotte wêrden vordestruêrt van rüteren. Ruter, miles, niederdeutsch und holländisch im 15. und 16. Jahrhundert der Soldat, während der zu Pferde dienende Krieger ruter te perde genannt wurde. (Milite castra ruunt, muri franguntur et urbes.)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">65 Stedte vnd lande werden nyrgent mit so sehr verwustet vnd vnrwig, als wenn man frembde leutte ynn die Redte nimpt.</hi> (S.  Amt 86.) &#x2013; <hi rendition="#i">Agricola I, 293; Glandorp, 142; Simrock, 2690; Graf, 518, 262.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Consilium externum pestilens. (Nulla lues certius generosas destruit urbes, quam rerum externis credita cura viris.) (<hi rendition="#i">Lindeberg, Moralia, 1226.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">66 Viel Städte, viel Weisen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Kolik m&#x0115;st, tolik oby&#x010D;ej&#x016F;v jest; kolik vsí, tolik zvyklostí; kolik kraj&#x016F;v, tolik mrav&#x016F;v i nemrav&#x016F;v&#x016F;. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 338.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Autant de villes, autant de guises. (<hi rendition="#i">Leroux, II, 131.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Bei <hi rendition="#i">Kritzinger (49)</hi> mit dem Zusatz: Autant de femmes mal apprises.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">67 Wann ain statt nyesst, so muss der spytal Gotthelff sprechen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Blindenführer, Bl. 1<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">68 Was man in der Stadt aussbreitet, ist kein Evangelium.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 953, 41.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">69 Was nützt mir die Stadt, wenn ich den Ofen nicht habe!</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Sagten die Türken, als sie die Stadt Gratz genommen, aber das Schloss nicht bekommen konnten, und zogen ab. (<hi rendition="#i">Hesekiel, 17.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">70 Weh jeder Stadt und jedem Land, wo Wölfe haben die Oberhand.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Soltau, Reineke Fuchs, III, 13.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">71 Wenn die Stadt genommen ist, fängt die Citadelle zu unterhandeln an.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Ville prise, château rendû. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 128<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">D. h. wohl zusehen, die Sache genau überlegen.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Als de stad is ingenomen, moet het kasteel volgen. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 297<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">72 Wenn die Städte sinken, fallen die Vogelnester mit.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Aehnlich russisch <hi rendition="#i">Altmann V,</hi> 130.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">73 Wenn die Stätt mit Fürsten bündnus machen, sollen sie wie die Seiler für sich drehen vnd hinder sich gehen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 107, 24.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">74 Wenn die Stätt mit Fürsten bündnus machen, sollen sie zuvor die Nasen mit alten Magdeburgischen brillen satteln.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 107, 24; Eiselein, 102.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">D. h. wohl zusehen, die Sache genau überlegen. In Magdeburg wurden nämlich früher sehr gute Brillen gefertigt.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">75 Wenn du in die Stadt kommst (in der Absicht zu werben), so erkundige dich eher nach der Mutter als nach der Tochter.</hi> (<hi rendition="#i">Serb.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">76 Wenns der Stadt wolgehet, so gehts den Bürgern auch wol.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 671.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">77 Wer eine Stadt beschirmen will, hat viel zu thun.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">78 Wer gehet voll in eine Stadt vnd hungrig herauss, der ist ein Narr.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 710.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">79 Wer in Stetten sich will ernehren, der muss vil flicken vnd wenig zehren.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1145, 18.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">80 Wer mit Städten zu schaffen hat, bedarf Glück und sonderliche Fürsorge.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Kirchhofer, 145; Simrock, 9801.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Aus den Zeiten, wo die Städte anfingen, aufzublühen und daher vom Adel mit neidischen Augen betrachtet wurden, der durch offene und geheime Feindschaft ihnen zu schaden suchte.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">81 Wer noch in keine Stadt gekommen, weiss nicht, wie es darin aussieht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Russen: Wie will der die Stadt kennen, der nie aus dem Dorfe kam. (<hi rendition="#i">Altmann VI, 431.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">82 Zu einer heiligen Stadt gehört mehr als viel Mönche.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><cb n="764"/>
*83 Der will eine Stadt haben, der sich selbst nicht hat.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*84 Die ganze Stadt spricht schon davon.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Caetera omnia jam vulgata. (<hi rendition="#i">Philippi, I, 68.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*85 Die Stadt mit dem Hintern küssen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 312.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*86 Er findet in der Stadt keinen Bürgen, auf der Reise keinen Gefährten, im Dorfe keinen Nachbar.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Kiesewetter, 23.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*87 Er sieht die Stadt vor lauter Häusern nicht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 576; Simrock, 9802.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Auch russisch <hi rendition="#i">Altmann VI, 514</hi>. In Astrachan sagt man: Er sieht das Meer vor Wellen nicht. (<hi rendition="#i">Altmann VI, 475.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Cabiguro in sole. (<hi rendition="#i">Eiselein, 576.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*88 Er weiss, wo die Stadt am schwächsten ist.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij weet best, waar de stad zwakst is. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 298<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*89 Es ist ein stat wie Heubach<hi rendition="#sup">1</hi>, da frassen die wolff den schultheiss auff dem marckt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, II, 49<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) <hi rendition="#i">Huhn</hi> führt 13 Heubach auf; da er aber sagt, man habe dies Sprichwort &#x201E;auff der Alb&#x201C;, so ist wol das würtembergische gemeint.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*90 Es ist eine Stadt, in der die Aerzte und Todtengräber Hunger leiden.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Urbs crotone salubrior. (<hi rendition="#i">Seybold, 654.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*91 Es ist eine Stadt, wie sieben Häuser ein Dorf.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 9803<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*92 Etwas in der ganzen Stadt austrommeln.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*93 Leg' die Stadt an, so laufen dir die Häuser nach.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Scherzweis zu jemand, der unschlüssig ist, was für Kleider er anziehen soll.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*94 Oen e Stadt öss Hochtît.</hi> (<hi rendition="#i">Dönhofstadt.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">D. i. Jahrmarkt.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*95 Oen e Stadt öss Kinddôpe.</hi> (<hi rendition="#i">Dönhofstadt.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">D. i. Viehmarkt.</p><lb/>
          <p/><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Stadtbesen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Sie ist e Stadtbese.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sutermeister, 73.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Von einer weiblichen Person, die in der Stadt herumgeht, Neuigkeiten zu erzählen. (S. Märliträger.)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Stadtbrille.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*1 I muss dir nur d' Stadtbrill' ufsetza.</hi> (<hi rendition="#i">Ehingen a. D.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Birlinger, 706.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Um zu sagen: damit du siehst.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Lass dir die Stadtbrille holen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Tendlau, 171.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ironisch: um besser zu sehen, einzusehen, zu verstehen.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: A man may see it with half an eye.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Stadtbuch.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Dem Stadtbuch steht zu glauben, wie den Stadtbriefen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 459, 553.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Die ältesten Urkunden haben ihre Beweiskraft davon, dass sie vor offenem Gericht und vor versammelter Gemeinde entstanden und meist die Briefform enthielten. Getreuer Leute Brief und Siegel beweisen wenig vor dem Reiche. (<hi rendition="#i">Endemann, II, 27 (61).</hi>) Noch heute machen die Urkunden einer vom Staate als öffentliche Behörde gesetzten oder anerkannten Person oder Gemeinheit, die sogenannten gesiegelten Briefe (<hi rendition="#i">Homeyer, II, 43, 3</hi>) volle Gewissheit, sogar mit Ausschluss des Gegenbeweises. &#x201C;</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Wan dem statpuech zu glauben ist als den statbriefen. (<hi rendition="#i">Lichner, 56, 55.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Uebers Stadtbuch geht kein Zeugniss.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 459, 552.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">In Hamburg: Boven dher stat bock gheit nen tuch. (<hi rendition="#i">Andersen, I, 240, 18.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Stadtbull.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*De Stadtbull tauirst, as to Teterow.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Up dat olle Dur in Teterow wuss immer 'n beten schön Gras, de Börger argern sik, dat dat so ümkommen möt, un dörch Rath un Börgerschaft ward beslaten, dat jedes Jahr ein Börger dat Gras dörch sin Kauh afweiden laten dörft. Da keiner den annern dat gönnt, so sall tauirst de Stadtbull rup. Sie winden den Bullen also in de Höcht. Als hei ball baben is, steckt hei de Tung wit ut, un de Teterowschen schrien: Süh, wie hei all leckmündt.&#x201C; (<hi rendition="#i">Mecklenb. Kalender, Rostock 1875.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Stadtbürger.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Stadtbürger &#x2013; Burewürger.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sutermeister, 120.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Städtchen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Ander Städtchen, ander Mädchen (oder: ander Städtel, ander Mädel).</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 576; Gaal, 1441; Simrock, 9801<hi rendition="#sup">a</hi>; Körte, 5686; Körte<hi rendition="#sup">2</hi>, 7115; Masson, 31; Braun, I, 4243.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Zur Schilderung der Soldaten- und Gesellenliebschaften. Von denen, die sich ein Verdienst daraus machen,
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[382]/0388] 61 Stadt ohne Wall steht immer kahl. – Körte, 5684; Körte2, 7113. 62 Stadt und Land gehen Hand in Hand. Böhm.: Do mĕsta chod' pro peníze do vsi pro rozumy. (Čelakovsky, 329.) 63 Stadt und Landschaft Bern ist so gut als die Stadt und Landschaft Mailand. – Pistor., II, 74. 64 Städte und Schlösser werden zerstört von Soldaten. Bei Tunnicius (713): Stede unde slotte wêrden vordestruêrt van rüteren. Ruter, miles, niederdeutsch und holländisch im 15. und 16. Jahrhundert der Soldat, während der zu Pferde dienende Krieger ruter te perde genannt wurde. (Milite castra ruunt, muri franguntur et urbes.) 65 Stedte vnd lande werden nyrgent mit so sehr verwustet vnd vnrwig, als wenn man frembde leutte ynn die Redte nimpt. (S. Amt 86.) – Agricola I, 293; Glandorp, 142; Simrock, 2690; Graf, 518, 262. Lat.: Consilium externum pestilens. (Nulla lues certius generosas destruit urbes, quam rerum externis credita cura viris.) (Lindeberg, Moralia, 1226.) 66 Viel Städte, viel Weisen. Böhm.: Kolik mĕst, tolik obyčejův jest; kolik vsí, tolik zvyklostí; kolik krajův, tolik mravův i nemravůvů. (Čelakovsky, 338.) Frz.: Autant de villes, autant de guises. (Leroux, II, 131.) Bei Kritzinger (49) mit dem Zusatz: Autant de femmes mal apprises. 67 Wann ain statt nyesst, so muss der spytal Gotthelff sprechen. – Blindenführer, Bl. 1a. 68 Was man in der Stadt aussbreitet, ist kein Evangelium. – Henisch, 953, 41. 69 Was nützt mir die Stadt, wenn ich den Ofen nicht habe! Sagten die Türken, als sie die Stadt Gratz genommen, aber das Schloss nicht bekommen konnten, und zogen ab. (Hesekiel, 17.) 70 Weh jeder Stadt und jedem Land, wo Wölfe haben die Oberhand. – Soltau, Reineke Fuchs, III, 13. 71 Wenn die Stadt genommen ist, fängt die Citadelle zu unterhandeln an. Frz.: Ville prise, château rendû. (Kritzinger, 128b.) D. h. wohl zusehen, die Sache genau überlegen. Holl.: Als de stad is ingenomen, moet het kasteel volgen. (Harrebomée, II, 297b.) 72 Wenn die Städte sinken, fallen die Vogelnester mit. Aehnlich russisch Altmann V, 130. 73 Wenn die Stätt mit Fürsten bündnus machen, sollen sie wie die Seiler für sich drehen vnd hinder sich gehen. – Lehmann, 107, 24. 74 Wenn die Stätt mit Fürsten bündnus machen, sollen sie zuvor die Nasen mit alten Magdeburgischen brillen satteln. – Lehmann, 107, 24; Eiselein, 102. D. h. wohl zusehen, die Sache genau überlegen. In Magdeburg wurden nämlich früher sehr gute Brillen gefertigt. 75 Wenn du in die Stadt kommst (in der Absicht zu werben), so erkundige dich eher nach der Mutter als nach der Tochter. (Serb.) 76 Wenns der Stadt wolgehet, so gehts den Bürgern auch wol. – Petri, II, 671. 77 Wer eine Stadt beschirmen will, hat viel zu thun. 78 Wer gehet voll in eine Stadt vnd hungrig herauss, der ist ein Narr. – Petri, II, 710. 79 Wer in Stetten sich will ernehren, der muss vil flicken vnd wenig zehren. – Henisch, 1145, 18. 80 Wer mit Städten zu schaffen hat, bedarf Glück und sonderliche Fürsorge. – Kirchhofer, 145; Simrock, 9801. Aus den Zeiten, wo die Städte anfingen, aufzublühen und daher vom Adel mit neidischen Augen betrachtet wurden, der durch offene und geheime Feindschaft ihnen zu schaden suchte. 81 Wer noch in keine Stadt gekommen, weiss nicht, wie es darin aussieht. Die Russen: Wie will der die Stadt kennen, der nie aus dem Dorfe kam. (Altmann VI, 431.) 82 Zu einer heiligen Stadt gehört mehr als viel Mönche. *83 Der will eine Stadt haben, der sich selbst nicht hat. *84 Die ganze Stadt spricht schon davon. Lat.: Caetera omnia jam vulgata. (Philippi, I, 68.) *85 Die Stadt mit dem Hintern küssen. – Eiselein, 312. *86 Er findet in der Stadt keinen Bürgen, auf der Reise keinen Gefährten, im Dorfe keinen Nachbar. – Kiesewetter, 23. *87 Er sieht die Stadt vor lauter Häusern nicht. – Eiselein, 576; Simrock, 9802. Auch russisch Altmann VI, 514. In Astrachan sagt man: Er sieht das Meer vor Wellen nicht. (Altmann VI, 475.) Lat.: Cabiguro in sole. (Eiselein, 576.) *88 Er weiss, wo die Stadt am schwächsten ist. Holl.: Hij weet best, waar de stad zwakst is. (Harrebomée, II, 298a.) *89 Es ist ein stat wie Heubach1, da frassen die wolff den schultheiss auff dem marckt. – Franck, II, 49b. 1) Huhn führt 13 Heubach auf; da er aber sagt, man habe dies Sprichwort „auff der Alb“, so ist wol das würtembergische gemeint. *90 Es ist eine Stadt, in der die Aerzte und Todtengräber Hunger leiden. Lat.: Urbs crotone salubrior. (Seybold, 654.) *91 Es ist eine Stadt, wie sieben Häuser ein Dorf. – Simrock, 9803b. *92 Etwas in der ganzen Stadt austrommeln. *93 Leg' die Stadt an, so laufen dir die Häuser nach. Scherzweis zu jemand, der unschlüssig ist, was für Kleider er anziehen soll. *94 Oen e Stadt öss Hochtît. (Dönhofstadt.) D. i. Jahrmarkt. *95 Oen e Stadt öss Kinddôpe. (Dönhofstadt.) D. i. Viehmarkt. Stadtbesen. * Sie ist e Stadtbese. – Sutermeister, 73. Von einer weiblichen Person, die in der Stadt herumgeht, Neuigkeiten zu erzählen. (S. Märliträger.) Stadtbrille. *1 I muss dir nur d' Stadtbrill' ufsetza. (Ehingen a. D.) – Birlinger, 706. Um zu sagen: damit du siehst. *2 Lass dir die Stadtbrille holen. – Tendlau, 171. Ironisch: um besser zu sehen, einzusehen, zu verstehen. Engl.: A man may see it with half an eye. Stadtbuch. 1 Dem Stadtbuch steht zu glauben, wie den Stadtbriefen. – Graf, 459, 553. „Die ältesten Urkunden haben ihre Beweiskraft davon, dass sie vor offenem Gericht und vor versammelter Gemeinde entstanden und meist die Briefform enthielten. Getreuer Leute Brief und Siegel beweisen wenig vor dem Reiche. (Endemann, II, 27 (61).) Noch heute machen die Urkunden einer vom Staate als öffentliche Behörde gesetzten oder anerkannten Person oder Gemeinheit, die sogenannten gesiegelten Briefe (Homeyer, II, 43, 3) volle Gewissheit, sogar mit Ausschluss des Gegenbeweises. “ Mhd.: Wan dem statpuech zu glauben ist als den statbriefen. (Lichner, 56, 55.) 2 Uebers Stadtbuch geht kein Zeugniss. – Graf, 459, 552. In Hamburg: Boven dher stat bock gheit nen tuch. (Andersen, I, 240, 18.) Stadtbull. *De Stadtbull tauirst, as to Teterow. „Up dat olle Dur in Teterow wuss immer 'n beten schön Gras, de Börger argern sik, dat dat so ümkommen möt, un dörch Rath un Börgerschaft ward beslaten, dat jedes Jahr ein Börger dat Gras dörch sin Kauh afweiden laten dörft. Da keiner den annern dat gönnt, so sall tauirst de Stadtbull rup. Sie winden den Bullen also in de Höcht. Als hei ball baben is, steckt hei de Tung wit ut, un de Teterowschen schrien: Süh, wie hei all leckmündt.“ (Mecklenb. Kalender, Rostock 1875.) Stadtbürger. Stadtbürger – Burewürger. – Sutermeister, 120. Städtchen. Ander Städtchen, ander Mädchen (oder: ander Städtel, ander Mädel). – Eiselein, 576; Gaal, 1441; Simrock, 9801a; Körte, 5686; Körte2, 7115; Masson, 31; Braun, I, 4243. Zur Schilderung der Soldaten- und Gesellenliebschaften. Von denen, die sich ein Verdienst daraus machen,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:39:19Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:39:19Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/388
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [382]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/388>, abgerufen am 19.04.2024.