Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] *24 'S steckt, 's steckt.

So lässt der schlesische Landman den einen dreschenden Flegel klagen. Kommt noch ein zweiter Flegel hinzu, so klagen sie gemeinschaftlich: 'S steckt fest, 's steckt fest. Der dritte Flegel sagt in schnellerm Takt: Deckt's Bett uf. Nämlich der Hauswirth, der noch aufstehen soll, deckt schon das Bett suf. Der vierte Flegel erinnert an das Frühstück: Schmarmehlsuppe kocht im Tuppe (Mehlsuppe mit Schmer). Der fünfte Flegel hat es satt und spricht: Hol's doch der Kukuk! Hol's doch der Kukuk! Endlich kommt der sechste, der Hauswirth und schimpft: Hol euch all' der Kukuk. (Schles. Provinzialbl., 1862, 569.)

*25 Sie stecken unter Einem Hute (Einer Decke).

*26 Stecken vnd pflöcken. - Mathesy, 194b.

Bei Aventin (CLXXXVIIb): stöcken vnd blöcken.

*27 Wer weiss, was dahinter steckt!

Holl.: Daar steekt meer in dan in een' ijdelen pekelharing. (Harrebomee, I, 284.)


Stecken (Subst.).

1 Auf Stecken reiten ist halb gegangen vnd macht müde Beine. - Petri, II, 27.

2 Auff Stecken reiten oder zu Fuss gehen ist ein ding. - Moscherosch, 134.

3 Die Stecken selber tragen, womit man geschlagen wird.

4 Du bist mein Stecken und mein Stab, sagte der Mann, als seine Frau ihn schlug.

5 Ein Stecken stimmt nicht mit einer Harpffen. - Mathesy, 796.

6 Ittlicher Stecken hot zwei Ecken. (Jüd-deutsch.) (Warschau.)

Jede Sache hat ihre Licht- und Schattenseite. Auch als Entgegnung auf die Androhung von Prügeln. In diesem Sinne liegt der Ton auf zwei.

7 M' nimmt nid gärn d'r Stäcka n'am dräckigan' Ort. (Bern.) - Zyro, 5.

Man sucht einer Sache gern die bessere Seite abzugewinnen.

8 Man findet bald einen Stecken, wenn man einen Hund schlagen will. - Blum, 385.

Lat.: Bellum non voluntate, sed necessitate captandum est. (Chaos, 570.)

9 Man soll den gebrauchten Stecken nicht wegwerfen, sondern nur an die Seite stellen. (Franken.)

10 Mancher trägt den Stecken, womit er geschlagen wird.

Frz.: Tel porte le baton dont il est battu. (Kritzinger, 61b.)

11 Neben dem Stecken gegangen ist nicht geritten. - Fischart, Gesch.

12 Ohne Stecken wird (will) sich der Faule nicht strecken.

13 Ohne tüchtigen Stecken muss man die Hunde im Dorfe (schlafende Hunde) nicht wecken.

14 We me e Stecke unger e Chuppele Säu wirft, so grusset die, wo 's trifft. (Aargau.) - Schweiz, I, 120, 30.

15 Wega ma Stecka lod ma n'e ken Hag abgoh. - Tobler, 46; Sutermeister, 137.

Eines Zaunpfahls wegen lässt man keinen Zaun eingehen.

16 Wenn man auf Stecken reitet, so fühlen's die Beine. - Körte, 5729.

"Wer auff stecken will reiten herein, der macht gewüsslich müde bein." Bei Tunnicius (965): Wan men rit up stecken, dat tasten de beine. (Crura dolent, si quis baculis equitaverit usquam.)

Lat.: Crus sentit dum in baculo equitamus. - Si baculus sit equus, tunc sentiet undique vaeh crus. (Sutor, 580; Loci comm., 105.)

Schwed.: Kostar pa benen at rijda trä häst. (Grubb, 427.)

17 Wenn man auffm stecken reit, so kosts doch bein. - Lehmann, 453, 16.

18 Wer den Stecken nicht wil am guten (rechten) Ende annemen, da jhm Gott jhn beut, dem gibt er darnach den beschiessen End in die Hand. - Petri, II, 693; Henisch, 887, 57.

19 Wer einmal mit einem Stecken gestrichen worden ist, der geht nicht gern bei einem Haselstrauch vorbei.

Die Russen: Der Geschlagene geht ungern bei einem Weidenstrauche vorüber. (Altmann VI, 482.)


[Spaltenumbruch]

20 Wer reutet auf den Stecken, muss seine Füsse auch herrecken. - Sutor, 590.

21 Wer will auf Stecken reiten, der schmiere die Füsse beizeiten.

*22 Auf dem Stecken pfeifen.

Müssig gehen, unnütze Dinge treiben. " ... Geyget auff der Nussschale, pfiff auff den stecken." (Fischart, in Kloster, VIII, 234.)

*23 Auf einem Stecken reiten. - Murner, Nb., 73.

Lat.: Equitat in arundine longa. (Binder II, 959.)

*24 Dar will ik di en Sticken bi stecke. - Eichwald, 1943.

Oder: Darvör will ick'n Sticken stäken. Der Sache will ich Einhalt thun.

*25 Das (er) ist mein Stecken und mein Stab. - Ps. 23, 4; Braun, I, 4279.

Holl.: Hij is mijn stok en mijn staf. (Harrebomee, II, 298b.)

*26 Das ist nicht an einen Stecken gebunden. - Fischer, Psalter, 257, 1.

*27 Dau ka'sten Stecke derzue stecke. (Ulm.)

*28 De Sticken vör'n Kalwerstall is weg. - Monatsschrift von und für Mecklenburg, 1795, S. 151; Schiller, II, 5b.

Wenn jemand in seiner Ausgelassenheit alle Grenzen überschreitet.

*29 Den möcht' i mit koim Stecke(n) anrehre. (Ulm.)

*30 Der is wiar a Steck'n. - Hügel, 156a.

D. h. sehr mager.

*31 Der Stecken liegt immer beim Hunde.

*32 Er het de Stecke müsse am dreckige Ort näh. (Oberaargau.) - Gotthelf, Leiden, I, 109.

*33 Er kann den Stecken alle Tage in die Hand nehmen.

Sein Vermögen ist weg, der Bettelmann ist fertig.

Lat.: Ad manticam res reducit. (Philippi, I, 9.)

*34 Er will lieber mit einem polirten Stecken geprügelt sein als mit einem rohen.

Wer nicht die Willkür überhaupt, sondern nur die rohe bekämpft.

*35 Es ist kein Stecken bei ihm gerade. (Schles.)

Er ist unzufrieden, misgestimmt, mürrisch, übler Laune.

*36 Es stehet jm kein stecken recht. - Fischer, Psalter, 672, 3.

"Es stehet jhm kein stecken recht." (Mathesy, 323b.)

*37 Ich hab' ihm den (oder: einen nusshösenen) Stecken angemessen. (Nürtingen.)

*38 Neben dem Stecken gegangen, hält er für geritten.

" .... Er meint, neben dem Stecken gangen, sey geritten." (Kloster, VIII, 236.)

*39 Steck en Stecke derzu, wenn der's nit recht ist. (Ulm.)

*40 Wir haben weder Stecken noch Stab mehr. - Eiselein, 578.


Steckenpferd.

1 Ein Steckenpferd frisst mehr als zehn Ackergäule. - Sprichwörtergarten, 386.

2 Ein Steckenpferd kostet oft mehr als ein Reitpferd. - Frischbier2, 3589.

3 Ein Steckenpferd kostet Zeit und Geld.

Lat.: Fugit irreparabile tempus, singula dum capti circumvectamur amore. (Virgil.) (Binder II, 1211.)

4 Jeder hat sein Steckenpferd, das ist ihm über alles werth. - Eiselein, 578; Mayer, II, 50; Simrock, 9836; Gaal, 1455; Felner, 115; Dove, 998 u. 1080.

Eine gewisse Lieblingsbeschäftigung, die er neben seinem Berufe treibt. "Ein jeder, Bettler und Minister, von Paul dem Kaiser, bis zu Paul dem Küster, treibt spornstreichs, mit Feder oder Schwert, mit Spaten, Messtisch oder Lunge, als hing das Wohl der Welt an seiner Zunge, mit heissem Blut sein Steckenpferd; und treibt er in der Hitze nur den Nachbar nicht durch Garten oder Flur, so ist die Jagd noch ehrenwerth." (Seume.) Wenn ein Fürst so gut regiert wie Friedrich der Grosse, so mag er immerhin Flöte blasen und Verse machen; wenn er aber wie Ludwig XIII. besser junge Vögel abzurichten, oder wie Ludwig XV. besser Pasteten zu backen, oder wie Ludwig XVI. besser Schlosserarbeiten zu machen als zu regieren versteht, so taugt das Steckenpferd oder vielleicht sein Reiter nicht. (Wagenseil, 90, 161.)

Engl.: Every man has his hobby horse. (Bohn II, 90.)

Frz.: Chacun a sa marotte. (Gaal, 1455; Leroux, II, 196.)

It.: Ciascun suo piacere segue. (Gaal, 1455.)

[Spaltenumbruch] *24 'S steckt, 's steckt.

So lässt der schlesische Landman den einen dreschenden Flegel klagen. Kommt noch ein zweiter Flegel hinzu, so klagen sie gemeinschaftlich: 'S steckt fest, 's steckt fest. Der dritte Flegel sagt in schnellerm Takt: Deckt's Bett uf. Nämlich der Hauswirth, der noch aufstehen soll, deckt schon das Bett suf. Der vierte Flegel erinnert an das Frühstück: Schmarmehlsuppe kocht im Tuppe (Mehlsuppe mit Schmer). Der fünfte Flegel hat es satt und spricht: Hol's doch der Kukuk! Hol's doch der Kukuk! Endlich kommt der sechste, der Hauswirth und schimpft: Hol euch all' der Kukuk. (Schles. Provinzialbl., 1862, 569.)

*25 Sie stecken unter Einem Hute (Einer Decke).

*26 Stecken vnd pflöcken.Mathesy, 194b.

Bei Aventin (CLXXXVIIb): stöcken vnd blöcken.

*27 Wer weiss, was dahinter steckt!

Holl.: Daar steekt meer in dan in een' ijdelen pekelharing. (Harrebomée, I, 284.)


Stecken (Subst.).

1 Auf Stecken reiten ist halb gegangen vnd macht müde Beine.Petri, II, 27.

2 Auff Stecken reiten oder zu Fuss gehen ist ein ding.Moscherosch, 134.

3 Die Stecken selber tragen, womit man geschlagen wird.

4 Du bist mein Stecken und mein Stab, sagte der Mann, als seine Frau ihn schlug.

5 Ein Stecken stimmt nicht mit einer Harpffen.Mathesy, 796.

6 Ittlicher Stecken hot zwei Ecken. (Jüd-deutsch.) (Warschau.)

Jede Sache hat ihre Licht- und Schattenseite. Auch als Entgegnung auf die Androhung von Prügeln. In diesem Sinne liegt der Ton auf zwei.

7 M' nimmt nid gärn d'r Stäcka n'am dräckigan' Ort. (Bern.) – Zyro, 5.

Man sucht einer Sache gern die bessere Seite abzugewinnen.

8 Man findet bald einen Stecken, wenn man einen Hund schlagen will.Blum, 385.

Lat.: Bellum non voluntate, sed necessitate captandum est. (Chaos, 570.)

9 Man soll den gebrauchten Stecken nicht wegwerfen, sondern nur an die Seite stellen. (Franken.)

10 Mancher trägt den Stecken, womit er geschlagen wird.

Frz.: Tel porte le bâton dont il est battu. (Kritzinger, 61b.)

11 Neben dem Stecken gegangen ist nicht geritten.Fischart, Gesch.

12 Ohne Stecken wird (will) sich der Faule nicht strecken.

13 Ohne tüchtigen Stecken muss man die Hunde im Dorfe (schlafende Hunde) nicht wecken.

14 We me e Stecke unger e Chuppele Säu wirft, so grusset die, wo 's trifft. (Aargau.) – Schweiz, I, 120, 30.

15 Wega ma Stecka lod ma n'e ken Hag abgoh.Tobler, 46; Sutermeister, 137.

Eines Zaunpfahls wegen lässt man keinen Zaun eingehen.

16 Wenn man auf Stecken reitet, so fühlen's die Beine.Körte, 5729.

„Wer auff stecken will reiten herein, der macht gewüsslich müde bein.“ Bei Tunnicius (965): Wan men rit up stecken, dat tasten de beine. (Crura dolent, si quis baculis equitaverit usquam.)

Lat.: Crus sentit dum in baculo equitamus. – Si baculus sit equus, tunc sentiet undique vaeh crus. (Sutor, 580; Loci comm., 105.)

Schwed.: Kostar på benen at rijda trä häst. (Grubb, 427.)

17 Wenn man auffm stecken reit, so kosts doch bein.Lehmann, 453, 16.

18 Wer den Stecken nicht wil am guten (rechten) Ende annemen, da jhm Gott jhn beut, dem gibt er darnach den beschiessen End in die Hand.Petri, II, 693; Henisch, 887, 57.

19 Wer einmal mit einem Stecken gestrichen worden ist, der geht nicht gern bei einem Haselstrauch vorbei.

Die Russen: Der Geschlagene geht ungern bei einem Weidenstrauche vorüber. (Altmann VI, 482.)


[Spaltenumbruch]

20 Wer reutet auf den Stecken, muss seine Füsse auch herrecken.Sutor, 590.

21 Wer will auf Stecken reiten, der schmiere die Füsse beizeiten.

*22 Auf dem Stecken pfeifen.

Müssig gehen, unnütze Dinge treiben. „ ... Geyget auff der Nussschale, pfiff auff den stecken.“ (Fischart, in Kloster, VIII, 234.)

*23 Auf einem Stecken reiten.Murner, Nb., 73.

Lat.: Equitat in arundine longa. (Binder II, 959.)

*24 Dar will ik di en Sticken bi stecke.Eichwald, 1943.

Oder: Darvör will ick'n Sticken stäken. Der Sache will ich Einhalt thun.

*25 Das (er) ist mein Stecken und mein Stab.Ps. 23, 4; Braun, I, 4279.

Holl.: Hij is mijn stok en mijn staf. (Harrebomée, II, 298b.)

*26 Das ist nicht an einen Stecken gebunden.Fischer, Psalter, 257, 1.

*27 Dau ka'sten Stecke derzue stecke. (Ulm.)

*28 De Sticken vör'n Kalwerstall is weg.Monatsschrift von und für Mecklenburg, 1795, S. 151; Schiller, II, 5b.

Wenn jemand in seiner Ausgelassenheit alle Grenzen überschreitet.

*29 Den möcht' i mit koim Stecke(n) anrehre. (Ulm.)

*30 Der is wiar a Steck'n.Hügel, 156a.

D. h. sehr mager.

*31 Der Stecken liegt immer beim Hunde.

*32 Er het de Stecke müsse am dreckige Ort näh. (Oberaargau.) – Gotthelf, Leiden, I, 109.

*33 Er kann den Stecken alle Tage in die Hand nehmen.

Sein Vermögen ist weg, der Bettelmann ist fertig.

Lat.: Ad manticam res reducit. (Philippi, I, 9.)

*34 Er will lieber mit einem polirten Stecken geprügelt sein als mit einem rohen.

Wer nicht die Willkür überhaupt, sondern nur die rohe bekämpft.

*35 Es ist kein Stecken bei ihm gerade. (Schles.)

Er ist unzufrieden, misgestimmt, mürrisch, übler Laune.

*36 Es stehet jm kein stecken recht.Fischer, Psalter, 672, 3.

„Es stehet jhm kein stecken recht.“ (Mathesy, 323b.)

*37 Ich hab' ihm den (oder: einen nusshösenen) Stecken angemessen. (Nürtingen.)

*38 Neben dem Stecken gegangen, hält er für geritten.

„ .... Er meint, neben dem Stecken gangen, sey geritten.“ (Kloster, VIII, 236.)

*39 Steck en Stecke derzu, wenn der's nit recht ist. (Ulm.)

*40 Wir haben weder Stecken noch Stab mehr.Eiselein, 578.


Steckenpferd.

1 Ein Steckenpferd frisst mehr als zehn Ackergäule.Sprichwörtergarten, 386.

2 Ein Steckenpferd kostet oft mehr als ein Reitpferd.Frischbier2, 3589.

3 Ein Steckenpferd kostet Zeit und Geld.

Lat.: Fugit irreparabile tempus, singula dum capti circumvectamur amore. (Virgil.) (Binder II, 1211.)

4 Jeder hat sein Steckenpferd, das ist ihm über alles werth.Eiselein, 578; Mayer, II, 50; Simrock, 9836; Gaal, 1455; Felner, 115; Dove, 998 u. 1080.

Eine gewisse Lieblingsbeschäftigung, die er neben seinem Berufe treibt. „Ein jeder, Bettler und Minister, von Paul dem Kaiser, bis zu Paul dem Küster, treibt spornstreichs, mit Feder oder Schwert, mit Spaten, Messtisch oder Lunge, als hing das Wohl der Welt an seiner Zunge, mit heissem Blut sein Steckenpferd; und treibt er in der Hitze nur den Nachbar nicht durch Garten oder Flur, so ist die Jagd noch ehrenwerth.“ (Seume.) Wenn ein Fürst so gut regiert wie Friedrich der Grosse, so mag er immerhin Flöte blasen und Verse machen; wenn er aber wie Ludwig XIII. besser junge Vögel abzurichten, oder wie Ludwig XV. besser Pasteten zu backen, oder wie Ludwig XVI. besser Schlosserarbeiten zu machen als zu regieren versteht, so taugt das Steckenpferd oder vielleicht sein Reiter nicht. (Wagenseil, 90, 161.)

Engl.: Every man has his hobby horse. (Bohn II, 90.)

Frz.: Chacun a sa marotte. (Gaal, 1455; Leroux, II, 196.)

It.: Ciascun suo piacere segue. (Gaal, 1455.)

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><pb facs="#f0401" n="[395]"/><cb n="789"/>
*24 'S steckt, 's steckt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">So lässt der schlesische Landman den einen dreschenden Flegel klagen. Kommt noch ein zweiter Flegel hinzu, so klagen sie gemeinschaftlich: 'S steckt fest, 's steckt fest. Der dritte Flegel sagt in schnellerm Takt: Deckt's Bett uf. Nämlich der Hauswirth, der noch aufstehen soll, deckt schon das Bett suf. Der vierte Flegel erinnert an das Frühstück: Schmarmehlsuppe kocht im Tuppe (Mehlsuppe mit Schmer). Der fünfte Flegel hat es satt und spricht: Hol's doch der Kukuk! Hol's doch der Kukuk! Endlich kommt der sechste, der Hauswirth und schimpft: Hol euch all' der Kukuk. (<hi rendition="#i">Schles. Provinzialbl., 1862, 569.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*25 Sie stecken unter Einem Hute (Einer Decke).</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*26 Stecken vnd pflöcken.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Mathesy, 194<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Bei <hi rendition="#i">Aventin (CLXXXVII<hi rendition="#sup">b</hi>)</hi>: stöcken vnd blöcken.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*27 Wer weiss, was dahinter steckt!</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Daar steekt meer in dan in een' ijdelen pekelharing. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 284.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head><hi rendition="#b">Stecken</hi> (Subst.).</head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Auf Stecken reiten ist halb gegangen vnd macht müde Beine.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 27.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Auff Stecken reiten oder zu Fuss gehen ist ein ding.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Moscherosch, 134.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Die Stecken selber tragen, womit man geschlagen wird.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Du bist mein Stecken und mein Stab, sagte der Mann, als seine Frau ihn schlug.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Ein Stecken stimmt nicht mit einer Harpffen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Mathesy, 796.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Ittlicher Stecken hot zwei Ecken.</hi> (<hi rendition="#i">Jüd-deutsch.</hi>) (<hi rendition="#i">Warschau.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Jede Sache hat ihre Licht- und Schattenseite. Auch als Entgegnung auf die Androhung von Prügeln. In diesem Sinne liegt der Ton auf <hi rendition="#g">zwei</hi>.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 M' nimmt nid gärn d'r Stäcka n'am dräckigan' Ort.</hi> (<hi rendition="#i">Bern.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Zyro, 5.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Man sucht einer Sache gern die bessere Seite abzugewinnen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">8 Man findet bald einen Stecken, wenn man einen Hund schlagen will.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Blum, 385.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Bellum non voluntate, sed necessitate captandum est. (<hi rendition="#i">Chaos, 570.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">9 Man soll den gebrauchten Stecken nicht wegwerfen, sondern nur an die Seite stellen.</hi> (<hi rendition="#i">Franken.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">10 Mancher trägt den Stecken, womit er geschlagen wird.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Tel porte le bâton dont il est battu. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 61<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">11 Neben dem Stecken gegangen ist nicht geritten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Fischart, Gesch.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">12 Ohne Stecken wird (will) sich der Faule nicht strecken.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">13 Ohne tüchtigen Stecken muss man die Hunde im Dorfe (schlafende Hunde) nicht wecken.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">14 We me e Stecke unger e Chuppele Säu wirft, so grusset die, wo 's trifft.</hi> (<hi rendition="#i">Aargau.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schweiz, I, 120, 30.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">15 Wega ma Stecka lod ma n'e ken Hag abgoh.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Tobler, 46; Sutermeister, 137.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Eines Zaunpfahls wegen lässt man keinen Zaun eingehen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">16 Wenn man auf Stecken reitet, so fühlen's die Beine.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Körte, 5729.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Wer auff stecken will reiten herein, der macht gewüsslich müde bein.&#x201C; Bei <hi rendition="#i">Tunnicius (965)</hi>: Wan men rit up stecken, dat tasten de beine. (Crura dolent, si quis baculis equitaverit usquam.)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Crus sentit dum in baculo equitamus. &#x2013; Si baculus sit equus, tunc sentiet undique vaeh crus. (<hi rendition="#i">Sutor, 580; Loci comm., 105.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Schwed.</hi>: Kostar på benen at rijda trä häst. (<hi rendition="#i">Grubb, 427.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">17 Wenn man auffm stecken reit, so kosts doch bein.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 453, 16.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">18 Wer den Stecken nicht wil am guten (rechten) Ende annemen, da jhm Gott jhn beut, dem gibt er darnach den beschiessen End in die Hand.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 693; Henisch, 887, 57.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">19 Wer einmal mit einem Stecken gestrichen worden ist, der geht nicht gern bei einem Haselstrauch vorbei.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Russen: Der Geschlagene geht ungern bei einem Weidenstrauche vorüber. (<hi rendition="#i">Altmann VI, 482.</hi>)</p><lb/>
          <cb n="790"/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">20 Wer reutet auf den Stecken, muss seine Füsse auch herrecken.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sutor, 590.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">21 Wer will auf Stecken reiten, der schmiere die Füsse beizeiten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*22 Auf dem Stecken pfeifen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Müssig gehen, unnütze Dinge treiben. &#x201E; ... Geyget auff der Nussschale, pfiff auff den stecken.&#x201C; (<hi rendition="#i">Fischart, in Kloster, VIII, 234.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*23 Auf einem Stecken reiten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Murner, Nb., 73.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Equitat in arundine longa. (<hi rendition="#i">Binder II, 959.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*24 Dar will ik di en Sticken bi stecke.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eichwald, 1943.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Oder: Darvör will ick'n Sticken stäken. Der Sache will ich Einhalt thun.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*25 Das (er) ist mein Stecken und mein Stab.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Ps. 23, 4; Braun, I, 4279.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij is mijn stok en mijn staf. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 298<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*26 Das ist nicht an einen Stecken gebunden.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Fischer, Psalter, 257, 1.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*27 Dau ka'sten Stecke derzue stecke.</hi> (<hi rendition="#i">Ulm.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*28 De Sticken vör'n Kalwerstall is weg.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Monatsschrift von und für Mecklenburg, 1795, S. 151; Schiller, II, 5<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wenn jemand in seiner Ausgelassenheit alle Grenzen überschreitet.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*29 Den möcht' i mit koim Stecke(n) anrehre.</hi> (<hi rendition="#i">Ulm.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*30 Der is wiar a Steck'n.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Hügel, 156<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">D. h. sehr mager.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*31 Der Stecken liegt immer beim Hunde.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*32 Er het de Stecke müsse am dreckige Ort näh.</hi> (<hi rendition="#i">Oberaargau.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Gotthelf, Leiden, I, 109.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*33 Er kann den Stecken alle Tage in die Hand nehmen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Sein Vermögen ist weg, der Bettelmann ist fertig.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Ad manticam res reducit. (<hi rendition="#i">Philippi, I, 9.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*34 Er will lieber mit einem polirten Stecken geprügelt sein als mit einem rohen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Wer nicht die Willkür überhaupt, sondern nur die rohe bekämpft.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*35 Es ist kein Stecken bei ihm gerade.</hi> (<hi rendition="#i">Schles.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Er ist unzufrieden, misgestimmt, mürrisch, übler Laune.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*36 Es stehet jm kein stecken recht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Fischer, Psalter, 672, 3.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Es stehet jhm kein stecken recht.&#x201C; (<hi rendition="#i">Mathesy, 323<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*37 Ich hab' ihm den (oder: einen nusshösenen) Stecken angemessen.</hi> (<hi rendition="#i">Nürtingen.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*38 Neben dem Stecken gegangen, hält er für geritten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E; .... Er meint, neben dem Stecken gangen, sey geritten.&#x201C; (<hi rendition="#i">Kloster, VIII, 236.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*39 Steck en Stecke derzu, wenn der's nit recht ist.</hi> (<hi rendition="#i">Ulm.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*40 Wir haben weder Stecken noch Stab mehr.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 578.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Steckenpferd.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Ein Steckenpferd frisst mehr als zehn Ackergäule.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sprichwörtergarten, 386.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Ein Steckenpferd kostet oft mehr als ein Reitpferd.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 3589.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Ein Steckenpferd kostet Zeit und Geld.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Fugit irreparabile tempus, singula dum capti circumvectamur amore. (<hi rendition="#i">Virgil.</hi>) (<hi rendition="#i">Binder II, 1211.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Jeder hat sein Steckenpferd, das ist ihm über alles werth.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 578; Mayer, II, 50; Simrock, 9836; Gaal, 1455; Felner, 115; Dove, 998 u. 1080.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Eine gewisse Lieblingsbeschäftigung, die er neben seinem Berufe treibt. &#x201E;Ein jeder, Bettler und Minister, von Paul dem Kaiser, bis zu Paul dem Küster, treibt spornstreichs, mit Feder oder Schwert, mit Spaten, Messtisch oder Lunge, als hing das Wohl der Welt an seiner Zunge, mit heissem Blut sein Steckenpferd; und treibt er in der Hitze nur den Nachbar nicht durch Garten oder Flur, so ist die Jagd noch ehrenwerth.&#x201C; (<hi rendition="#i">Seume.</hi>) Wenn ein Fürst so gut regiert wie Friedrich der Grosse, so mag er immerhin Flöte blasen und Verse machen; wenn er aber wie Ludwig XIII. besser junge Vögel abzurichten, oder wie Ludwig XV. besser Pasteten zu backen, oder wie Ludwig XVI. besser Schlosserarbeiten zu machen als zu regieren versteht, so taugt das Steckenpferd oder vielleicht sein Reiter nicht. (<hi rendition="#i">Wagenseil, 90, 161.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: Every man has his hobby horse. (<hi rendition="#i">Bohn II, 90.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Chacun a sa marotte. (<hi rendition="#i">Gaal, 1455; Leroux, II, 196.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Ciascun suo piacere segue. (<hi rendition="#i">Gaal, 1455.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"> <hi rendition="#i">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[395]/0401] *24 'S steckt, 's steckt. So lässt der schlesische Landman den einen dreschenden Flegel klagen. Kommt noch ein zweiter Flegel hinzu, so klagen sie gemeinschaftlich: 'S steckt fest, 's steckt fest. Der dritte Flegel sagt in schnellerm Takt: Deckt's Bett uf. Nämlich der Hauswirth, der noch aufstehen soll, deckt schon das Bett suf. Der vierte Flegel erinnert an das Frühstück: Schmarmehlsuppe kocht im Tuppe (Mehlsuppe mit Schmer). Der fünfte Flegel hat es satt und spricht: Hol's doch der Kukuk! Hol's doch der Kukuk! Endlich kommt der sechste, der Hauswirth und schimpft: Hol euch all' der Kukuk. (Schles. Provinzialbl., 1862, 569.) *25 Sie stecken unter Einem Hute (Einer Decke). *26 Stecken vnd pflöcken. – Mathesy, 194b. Bei Aventin (CLXXXVIIb): stöcken vnd blöcken. *27 Wer weiss, was dahinter steckt! Holl.: Daar steekt meer in dan in een' ijdelen pekelharing. (Harrebomée, I, 284.) Stecken (Subst.). 1 Auf Stecken reiten ist halb gegangen vnd macht müde Beine. – Petri, II, 27. 2 Auff Stecken reiten oder zu Fuss gehen ist ein ding. – Moscherosch, 134. 3 Die Stecken selber tragen, womit man geschlagen wird. 4 Du bist mein Stecken und mein Stab, sagte der Mann, als seine Frau ihn schlug. 5 Ein Stecken stimmt nicht mit einer Harpffen. – Mathesy, 796. 6 Ittlicher Stecken hot zwei Ecken. (Jüd-deutsch.) (Warschau.) Jede Sache hat ihre Licht- und Schattenseite. Auch als Entgegnung auf die Androhung von Prügeln. In diesem Sinne liegt der Ton auf zwei. 7 M' nimmt nid gärn d'r Stäcka n'am dräckigan' Ort. (Bern.) – Zyro, 5. Man sucht einer Sache gern die bessere Seite abzugewinnen. 8 Man findet bald einen Stecken, wenn man einen Hund schlagen will. – Blum, 385. Lat.: Bellum non voluntate, sed necessitate captandum est. (Chaos, 570.) 9 Man soll den gebrauchten Stecken nicht wegwerfen, sondern nur an die Seite stellen. (Franken.) 10 Mancher trägt den Stecken, womit er geschlagen wird. Frz.: Tel porte le bâton dont il est battu. (Kritzinger, 61b.) 11 Neben dem Stecken gegangen ist nicht geritten. – Fischart, Gesch. 12 Ohne Stecken wird (will) sich der Faule nicht strecken. 13 Ohne tüchtigen Stecken muss man die Hunde im Dorfe (schlafende Hunde) nicht wecken. 14 We me e Stecke unger e Chuppele Säu wirft, so grusset die, wo 's trifft. (Aargau.) – Schweiz, I, 120, 30. 15 Wega ma Stecka lod ma n'e ken Hag abgoh. – Tobler, 46; Sutermeister, 137. Eines Zaunpfahls wegen lässt man keinen Zaun eingehen. 16 Wenn man auf Stecken reitet, so fühlen's die Beine. – Körte, 5729. „Wer auff stecken will reiten herein, der macht gewüsslich müde bein.“ Bei Tunnicius (965): Wan men rit up stecken, dat tasten de beine. (Crura dolent, si quis baculis equitaverit usquam.) Lat.: Crus sentit dum in baculo equitamus. – Si baculus sit equus, tunc sentiet undique vaeh crus. (Sutor, 580; Loci comm., 105.) Schwed.: Kostar på benen at rijda trä häst. (Grubb, 427.) 17 Wenn man auffm stecken reit, so kosts doch bein. – Lehmann, 453, 16. 18 Wer den Stecken nicht wil am guten (rechten) Ende annemen, da jhm Gott jhn beut, dem gibt er darnach den beschiessen End in die Hand. – Petri, II, 693; Henisch, 887, 57. 19 Wer einmal mit einem Stecken gestrichen worden ist, der geht nicht gern bei einem Haselstrauch vorbei. Die Russen: Der Geschlagene geht ungern bei einem Weidenstrauche vorüber. (Altmann VI, 482.) 20 Wer reutet auf den Stecken, muss seine Füsse auch herrecken. – Sutor, 590. 21 Wer will auf Stecken reiten, der schmiere die Füsse beizeiten. *22 Auf dem Stecken pfeifen. Müssig gehen, unnütze Dinge treiben. „ ... Geyget auff der Nussschale, pfiff auff den stecken.“ (Fischart, in Kloster, VIII, 234.) *23 Auf einem Stecken reiten. – Murner, Nb., 73. Lat.: Equitat in arundine longa. (Binder II, 959.) *24 Dar will ik di en Sticken bi stecke. – Eichwald, 1943. Oder: Darvör will ick'n Sticken stäken. Der Sache will ich Einhalt thun. *25 Das (er) ist mein Stecken und mein Stab. – Ps. 23, 4; Braun, I, 4279. Holl.: Hij is mijn stok en mijn staf. (Harrebomée, II, 298b.) *26 Das ist nicht an einen Stecken gebunden. – Fischer, Psalter, 257, 1. *27 Dau ka'sten Stecke derzue stecke. (Ulm.) *28 De Sticken vör'n Kalwerstall is weg. – Monatsschrift von und für Mecklenburg, 1795, S. 151; Schiller, II, 5b. Wenn jemand in seiner Ausgelassenheit alle Grenzen überschreitet. *29 Den möcht' i mit koim Stecke(n) anrehre. (Ulm.) *30 Der is wiar a Steck'n. – Hügel, 156a. D. h. sehr mager. *31 Der Stecken liegt immer beim Hunde. *32 Er het de Stecke müsse am dreckige Ort näh. (Oberaargau.) – Gotthelf, Leiden, I, 109. *33 Er kann den Stecken alle Tage in die Hand nehmen. Sein Vermögen ist weg, der Bettelmann ist fertig. Lat.: Ad manticam res reducit. (Philippi, I, 9.) *34 Er will lieber mit einem polirten Stecken geprügelt sein als mit einem rohen. Wer nicht die Willkür überhaupt, sondern nur die rohe bekämpft. *35 Es ist kein Stecken bei ihm gerade. (Schles.) Er ist unzufrieden, misgestimmt, mürrisch, übler Laune. *36 Es stehet jm kein stecken recht. – Fischer, Psalter, 672, 3. „Es stehet jhm kein stecken recht.“ (Mathesy, 323b.) *37 Ich hab' ihm den (oder: einen nusshösenen) Stecken angemessen. (Nürtingen.) *38 Neben dem Stecken gegangen, hält er für geritten. „ .... Er meint, neben dem Stecken gangen, sey geritten.“ (Kloster, VIII, 236.) *39 Steck en Stecke derzu, wenn der's nit recht ist. (Ulm.) *40 Wir haben weder Stecken noch Stab mehr. – Eiselein, 578. Steckenpferd. 1 Ein Steckenpferd frisst mehr als zehn Ackergäule. – Sprichwörtergarten, 386. 2 Ein Steckenpferd kostet oft mehr als ein Reitpferd. – Frischbier2, 3589. 3 Ein Steckenpferd kostet Zeit und Geld. Lat.: Fugit irreparabile tempus, singula dum capti circumvectamur amore. (Virgil.) (Binder II, 1211.) 4 Jeder hat sein Steckenpferd, das ist ihm über alles werth. – Eiselein, 578; Mayer, II, 50; Simrock, 9836; Gaal, 1455; Felner, 115; Dove, 998 u. 1080. Eine gewisse Lieblingsbeschäftigung, die er neben seinem Berufe treibt. „Ein jeder, Bettler und Minister, von Paul dem Kaiser, bis zu Paul dem Küster, treibt spornstreichs, mit Feder oder Schwert, mit Spaten, Messtisch oder Lunge, als hing das Wohl der Welt an seiner Zunge, mit heissem Blut sein Steckenpferd; und treibt er in der Hitze nur den Nachbar nicht durch Garten oder Flur, so ist die Jagd noch ehrenwerth.“ (Seume.) Wenn ein Fürst so gut regiert wie Friedrich der Grosse, so mag er immerhin Flöte blasen und Verse machen; wenn er aber wie Ludwig XIII. besser junge Vögel abzurichten, oder wie Ludwig XV. besser Pasteten zu backen, oder wie Ludwig XVI. besser Schlosserarbeiten zu machen als zu regieren versteht, so taugt das Steckenpferd oder vielleicht sein Reiter nicht. (Wagenseil, 90, 161.) Engl.: Every man has his hobby horse. (Bohn II, 90.) Frz.: Chacun a sa marotte. (Gaal, 1455; Leroux, II, 196.) It.: Ciascun suo piacere segue. (Gaal, 1455.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:39:19Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:39:19Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/401
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [395]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/401>, abgerufen am 28.03.2024.