Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

Bild:
<< vorherige Seite
[Spaltenumbruch]
Stendaler.

De Stendalischen trinket gern Wyn, de Gardelever dat wilt Junkers syn, de Tangermündschen hebbet den Moth, de Soltwedelschen hebbet dat Goth, de Seehüser det sint Ebentür (Abenteurer), de Osterborger wolden sick reken un deden den Bullen vör 'n Baren dod steken. - Lenz, Brandenb. Urkunden, I, 131; hochdeutsch in Der Preuss. Hausfreund (Berlin 1809), I, 7; Deutsche Romanzeitung, III, 44, 631; Hesekiel, 24.

Die sieben Städte sind schon vom Helmreich (Annal. Tangermund., I) durch lateinische Distichen besungen worden. (Vgl. auch Aufsess, Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit, Jahrg. 1832, S. 293, und Jahrg. 1833, S. 259.) In ähnlicher Weise charakterisirt ein holländisches Sprichwort: Die te Gent is geboren, te Utrecht ligt er schole, en te Luik leert zijn Walsh, is een muitmaker door zijn' hals; en komt gij dan nog wat te kort, zoo mogt gij aanspreken die van Dord. - Die te Gent was geboren, aan de Ligue had geworen, of te Luik was opgevoed, heeft het muiten in zijn bloed. (Harrebomee, I, 149.)


Stennen.

1 God stennen is't halve Wark. - Stürenburg, 263a.

2 Stennen1 is de halve Arbeit. - Bueren, 1050.

1) Aechzen, seufzen, stöhnen (s. d.).


Stennsel.

* Dat sünt en paar dogde Stennsels1. - Eichwald, 1837.

Derbe, starke, dicke Beine.


Stentormaul.

* Er hat ein Stentormaul. - Eiselein, 579.

Lat.: Stentore clamosior. (Eiselein, 579.)


Stentorstimme.

* Mit einer Stentorstimme schreien. - Braun, I, 4281.

Aus der Iliade (V, 785), wo Stentor mit der ehernen Stimme erwähnt wird, der so laut schreien konnte, wie fünfzig andere. Daher nennen wir noch heute eine ungewöhnlich starke Stimme eine Stentorstimme. (Büchmann, 6. Aufl., S. 81.)


Stenzen.

* Ich will ihn stenzen.

Ich will ihm nach Gebühr die Wahrheit sagen, den Kopf waschen, will ihn zurechtsetzen. Das Wort kommt bei Grimmelshausen (Vogelnest, I) vor.


Stephan.

1 Am Stephan muss es windstill sein, sonst fällt die erste Hoffnung auf den Wein. - Boebel, 55.

2 Unter König Stephan zittert auch der Edelmann. (Polen.)

Der polnische König Stephan Bathany wusste auch den unter seinen Vorfahren übermüthig gewordenen Adel im Zaume zu halten. Er hatte sich sogar durch unerbittliche Strenge im Vollzuge seiner Anordnungen dessen Achtung erworben. Wer die drei Wolfszähne seines Familienwappens, mit dem er siegelte, sah, wusste, dass hier aller Scherz aufhöre. (Wurzbach I, 65, 18.) (S. Zahn.)

*3 Es ist ein steinerner Stephan.


Stephansbirne.

*1 Einem ein Stephansbirn zu kosten geben.

Einen Stein. "Siehe da nim hin die Stephansbirn, wirst sie wol fühlen an der Stirn." (Vgl. Joh. Römoldt von K. Gödeke in der Zeitschrift für Niedersachsen, 1852, S. 368.)

*2 Es ist eine Stephansbirne (Brocke).

So nennt man einen ziemlich grossen Stein nach Art derer, mit denen Stephan zu Tode geworfen worden sein soll.


Stephansplatz.

Auf dem Stephansplatze (in Wien) ist's entweder kothig oder windig.

Nach einer alten Sage hat der Teufel, um die Vollendung des Thurmes zu hindern, Wind und Regen in Dienst genommen, ist, da ihm seine Absicht nicht gelungen, verdriesslich im Thurm hinaufgefahren, ohne zuvor Wind und Regen, die auf ihn auf dem Plane warten sollten, zu entlassen.


Stephanstag.

1 Scheint am Stephanstag (26. Dec.) die Sonne, so geräth der Flachs zur Wonne. (Ostpreuss.) - Boebel, 55.

2 Stephanstag kennt keine Plag'.

Poln.: Swiety Szszepan, kazdy sobie Pan. (Lompa, 30.)


Stephansthurm.

*1 Er meint, der Stephansthurm will eine Menuet mit ihm tanzen. - Parömiakon, 2933.

Von einem Angetrunkenen.

[Spaltenumbruch] *2 Sie wird müssen den Stephansthurm reiben.

Diese Spottrede auf sitzengebliebene Jungfrauen stammt aus der Zeit der Kirchenstrafen, wo liederliche Mädchen mit einem Strohkranze auf dem Kopfe oder in der Hand vor der Kirchenthür Busse thun mussten, wobei sie viel Spott zu dulden hatten. Der Strohwisch in der Hand gab Anlass, sie mit der Spottbezeichnung: "Jungfern die'n Stephansthurm reiben" zu belegen. Später wandte man, da diese Mädchen selten einen Gatten fanden, diese Bezeichnung auch auf unbescholtene alte Jungfrauen an.


Steppen.

Durch Steppen muss einer den andern schleppen.


Sterbebett.

Auf seinem Sterbebett muss man sich auch mit seinen Todfeinden versöhnen, sagte der Säufer und liess sich ein Glas Wasser geben.


Sterbegebet.

* Der könnte auch sein Sterbegebet beten.


Sterbekittel.

* A höt sich d'rmät a Schtarw'kitt'l oag'zen. (Oesterr.-Schles.) - Peter, 452.

Er hat sich zu Grunde gerichtet.


Sterbekleid.

* Et ho det Stärfkleid un. (Siebenbürg.-sächs.) - Frommann, V, 526, 288.

Von zerbrechlichen Sachen in den Händen der Kinder.


Sterben.

1 Alles besser wie gestorben. (Warschau.)

Trost der Unglücklichen, die bei grossem Verlust, z. B. einer Feuersbrunst, wenigstens das Leben gerettet haben.

2 Ans Sterben denkt man zu spät.

Frz.: On s'arise tard en mourant.

3 As män sugt: "gestorben", gläub! (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Will sagen: Glückliche Nachrichten sind selten wahr, dagegen bestätigen sich Unglücksfälle in der Regel. (Dukes, 281.)

4 Bamme gestorbe is, braucht me könn Dokter. (Henneberg.)

Wenn man gestorben, braucht man keinen Arzt mehr.

5 Bedenke, dass du sterben musst.

Engl.: Remember death.

6 Besser eher gestorben als durch Verbrechen den Tod erworben.

Lat.: Moriendum priusquam aliquid morte dignum commiseris. (Philippi, I, 255.)

7 Besser ehrlich sterben als schändlich fliehen. - Opel, 384; Parömiakon, 2285; Altmann VI, 469.

Dän.: Bedre aeerligen at döe end skammeligen at flye. (Prov. dan., 114.)

It.: E meglio morir con honore che vivere con vergogna. (Pazzaglia, 233, 11.)

8 Besser gestorben, dann in Schand gelebt. - Gottfrid, XXII.

Spruch Otto's I.: Aut mors, aut vita decora.

9 Besser gestorben, denn in kranckheit leben. - Henisch, 321, 66.

10 Besser gut gestorben als übel gelebt.

Bei Tunnicius (373): Beter wol gestorven dan ovel gelevet. (Rite mori praestat quam vivere turpiter aevum.)

Schwed.: Bättre wäl dö, än illa lefwa. (Wensell, 13.)

11 Besser jung und wohl sterben als lang und schändlich leben.

Dän.: Bedre er snart og vel at döe, end laenge og ilde at leve. (Prov. dan., 112.)

12 Besser ritterlich gestorben, als mit schanden gnad erworben. - Zinkgref, IV, 357; Chaos, 573.

13 Besser rühmlich (ehrlich) sterben als schändlich (schimpflich) leben. - Petri, II, 832; Henisch, 320, 24; Sutor, 500; Gaal, 1486.

Böhm.: Lepe poctive umriti nez potupne zivu byti. - Lepsi smrt' nee hanebny zivot. (Celakovsky, 351.)

Frz.: Il vaut mieux mourir avec honneur, que vivre avec honte. (Gaal, 1466.)

Lat.: Honesta mors turpi vita potior. (Tacitus.) (Philippi, I, 81; Schonheim, 12.) - Honestam mortem vitae turpi praefero. - Praestat honeste mori, quam foedam vitam agere. (Seybold, 453.) - Saepe suos mores homo mutat propter honores. (Chaos, 363.)

Slow.: Bolge posteno umreti, kakor brez poztenje ziveti.

14 Besser schnell gestorben als langsam verdorben.

15 Besser sterben als verderben. - Sprichwörtergarten, 418.

16 Besser sterben, denn betlen. - Henisch, 325, 54; Petri, II, 39. Aus Sir. 40, 29.

Lat.: Mori satius est quam mendicare. (Henisch, 323, 55.)


[Spaltenumbruch]
Stendaler.

De Stendalischen trinket gern Wyn, de Gardelever dat wilt Junkers syn, de Tangermündschen hebbet den Moth, de Soltwedelschen hebbet dat Goth, de Seehüser det sint Ebentür (Abenteurer), de Osterborger wolden sick reken un deden den Bullen vör 'n Baren dod steken.Lenz, Brandenb. Urkunden, I, 131; hochdeutsch in Der Preuss. Hausfreund (Berlin 1809), I, 7; Deutsche Romanzeitung, III, 44, 631; Hesekiel, 24.

Die sieben Städte sind schon vom Helmreich (Annal. Tangermund., I) durch lateinische Distichen besungen worden. (Vgl. auch Aufsess, Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit, Jahrg. 1832, S. 293, und Jahrg. 1833, S. 259.) In ähnlicher Weise charakterisirt ein holländisches Sprichwort: Die te Gent is geboren, te Utrecht ligt er schole, en te Luik leert zijn Walsh, is een muitmaker door zijn' hals; en komt gij dan nog wat te kort, zoo mogt gij aanspreken die van Dord. – Die te Gent was geboren, aan de Ligue had geworen, of te Luik was opgevoed, heeft het muiten in zijn bloed. (Harrebomée, I, 149.)


Stennen.

1 Gôd stennen is't halve Wark.Stürenburg, 263a.

2 Stennen1 is de halve Arbeit.Bueren, 1050.

1) Aechzen, seufzen, stöhnen (s. d.).


Stennsel.

* Dat sünt en paar dogde Stennsels1.Eichwald, 1837.

Derbe, starke, dicke Beine.


Stentormaul.

* Er hat ein Stentormaul.Eiselein, 579.

Lat.: Stentore clamosior. (Eiselein, 579.)


Stentorstimme.

* Mit einer Stentorstimme schreien.Braun, I, 4281.

Aus der Iliade (V, 785), wo Stentor mit der ehernen Stimme erwähnt wird, der so laut schreien konnte, wie fünfzig andere. Daher nennen wir noch heute eine ungewöhnlich starke Stimme eine Stentorstimme. (Büchmann, 6. Aufl., S. 81.)


Stenzen.

* Ich will ihn stenzen.

Ich will ihm nach Gebühr die Wahrheit sagen, den Kopf waschen, will ihn zurechtsetzen. Das Wort kommt bei Grimmelshausen (Vogelnest, I) vor.


Stephan.

1 Am Stephan muss es windstill sein, sonst fällt die erste Hoffnung auf den Wein.Boebel, 55.

2 Unter König Stephan zittert auch der Edelmann. (Polen.)

Der polnische König Stephan Bathany wusste auch den unter seinen Vorfahren übermüthig gewordenen Adel im Zaume zu halten. Er hatte sich sogar durch unerbittliche Strenge im Vollzuge seiner Anordnungen dessen Achtung erworben. Wer die drei Wolfszähne seines Familienwappens, mit dem er siegelte, sah, wusste, dass hier aller Scherz aufhöre. (Wurzbach I, 65, 18.) (S. Zahn.)

*3 Es ist ein steinerner Stephan.


Stephansbirne.

*1 Einem ein Stephansbirn zu kosten geben.

Einen Stein. „Siehe da nim hin die Stephansbirn, wirst sie wol fühlen an der Stirn.“ (Vgl. Joh. Römoldt von K. Gödeke in der Zeitschrift für Niedersachsen, 1852, S. 368.)

*2 Es ist eine Stephansbirne (Brocke).

So nennt man einen ziemlich grossen Stein nach Art derer, mit denen Stephan zu Tode geworfen worden sein soll.


Stephansplatz.

Auf dem Stephansplatze (in Wien) ist's entweder kothig oder windig.

Nach einer alten Sage hat der Teufel, um die Vollendung des Thurmes zu hindern, Wind und Regen in Dienst genommen, ist, da ihm seine Absicht nicht gelungen, verdriesslich im Thurm hinaufgefahren, ohne zuvor Wind und Regen, die auf ihn auf dem Plane warten sollten, zu entlassen.


Stephanstag.

1 Scheint am Stephanstag (26. Dec.) die Sonne, so geräth der Flachs zur Wonne. (Ostpreuss.) – Boebel, 55.

2 Stephanstag kennt keine Plag'.

Poln.: Swięty Szszepan, kaźdy sobie Pan. (Lompa, 30.)


Stephansthurm.

*1 Er meint, der Stephansthurm will eine Menuet mit ihm tanzen.Parömiakon, 2933.

Von einem Angetrunkenen.

[Spaltenumbruch] *2 Sie wird müssen den Stephansthurm reiben.

Diese Spottrede auf sitzengebliebene Jungfrauen stammt aus der Zeit der Kirchenstrafen, wo liederliche Mädchen mit einem Strohkranze auf dem Kopfe oder in der Hand vor der Kirchenthür Busse thun mussten, wobei sie viel Spott zu dulden hatten. Der Strohwisch in der Hand gab Anlass, sie mit der Spottbezeichnung: „Jungfern die'n Stephansthurm reiben“ zu belegen. Später wandte man, da diese Mädchen selten einen Gatten fanden, diese Bezeichnung auch auf unbescholtene alte Jungfrauen an.


Steppen.

Durch Steppen muss einer den andern schleppen.


Sterbebett.

Auf seinem Sterbebett muss man sich auch mit seinen Todfeinden versöhnen, sagte der Säufer und liess sich ein Glas Wasser geben.


Sterbegebet.

* Der könnte auch sein Sterbegebet beten.


Sterbekittel.

* A höt sich d'rmät a Schtarw'kitt'l oag'zên. (Oesterr.-Schles.) – Peter, 452.

Er hat sich zu Grunde gerichtet.


Sterbekleid.

* Et hô det Stärfklîd un. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 526, 288.

Von zerbrechlichen Sachen in den Händen der Kinder.


Sterben.

1 Alles besser wie gestorben. (Warschau.)

Trost der Unglücklichen, die bei grossem Verlust, z. B. einer Feuersbrunst, wenigstens das Leben gerettet haben.

2 Ans Sterben denkt man zu spät.

Frz.: On s'arise tard en mourant.

3 As män sugt: „gestorben“, gläub! (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Will sagen: Glückliche Nachrichten sind selten wahr, dagegen bestätigen sich Unglücksfälle in der Regel. (Dukes, 281.)

4 Bamme gestorbe is, braucht me könn Dokter. (Henneberg.)

Wenn man gestorben, braucht man keinen Arzt mehr.

5 Bedenke, dass du sterben musst.

Engl.: Remember death.

6 Besser eher gestorben als durch Verbrechen den Tod erworben.

Lat.: Moriendum priusquam aliquid morte dignum commiseris. (Philippi, I, 255.)

7 Besser ehrlich sterben als schändlich fliehen.Opel, 384; Parömiakon, 2285; Altmann VI, 469.

Dän.: Bedre æerligen at døe end skammeligen at flye. (Prov. dan., 114.)

It.: E meglio morir con honore che vivere con vergogna. (Pazzaglia, 233, 11.)

8 Besser gestorben, dann in Schand gelebt.Gottfrid, XXII.

Spruch Otto's I.: Aut mors, aut vita decora.

9 Besser gestorben, denn in kranckheit leben.Henisch, 321, 66.

10 Besser gut gestorben als übel gelebt.

Bei Tunnicius (373): Beter wol gestorven dan ovel gelevet. (Rite mori praestat quam vivere turpiter aevum.)

Schwed.: Bättre wäl dö, än illa lefwa. (Wensell, 13.)

11 Besser jung und wohl sterben als lang und schändlich leben.

Dän.: Bedre er snart og vel at døe, end længe og ilde at leve. (Prov. dan., 112.)

12 Besser ritterlich gestorben, als mit schanden gnad erworben.Zinkgref, IV, 357; Chaos, 573.

13 Besser rühmlich (ehrlich) sterben als schändlich (schimpflich) leben.Petri, II, 832; Henisch, 320, 24; Sutor, 500; Gaal, 1486.

Böhm.: Lépe poctivé umřiti než potupne živu býti. – Lepši smrt' neĕ hanebný život. (Čelakovsky, 351.)

Frz.: Il vaut mieux mourir avec honneur, que vivre avec honte. (Gaal, 1466.)

Lat.: Honesta mors turpi vita potior. (Tacitus.) (Philippi, I, 81; Schonheim, 12.) – Honestam mortem vitae turpi praefero. – Praestat honeste mori, quam foedam vitam agere. (Seybold, 453.) – Saepe suos mores homo mutat propter honores. (Chaos, 363.)

Slow.: Bolge pošteno umreti, kakor brez požtenje živeti.

14 Besser schnell gestorben als langsam verdorben.

15 Besser sterben als verderben.Sprichwörtergarten, 418.

16 Besser sterben, denn betlen.Henisch, 325, 54; Petri, II, 39. Aus Sir. 40, 29.

Lat.: Mori satius est quam mendicare. (Henisch, 323, 55.)


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0421" n="[415]"/>
        <cb n="829"/>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Stendaler.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">De Stendalischen trinket gern Wyn, de Gardelever dat wilt Junkers syn, de Tangermündschen hebbet den Moth, de Soltwedelschen hebbet dat Goth, de Seehüser det sint Ebentür (Abenteurer), de Osterborger wolden sick reken un deden den Bullen vör 'n Baren dod steken.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lenz, Brandenb. Urkunden, I, 131;</hi> hochdeutsch in <hi rendition="#i">Der Preuss. Hausfreund (Berlin 1809), I, 7; Deutsche Romanzeitung, III, 44, 631; Hesekiel, 24.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Die sieben Städte sind schon vom <hi rendition="#i">Helmreich</hi> (Annal. Tangermund., I) durch lateinische Distichen besungen worden. (Vgl. auch <hi rendition="#i">Aufsess, Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit, Jahrg. 1832, S. 293, und Jahrg. 1833, S. 259.</hi>) In ähnlicher Weise charakterisirt ein holländisches Sprichwort: Die te Gent is geboren, te Utrecht ligt er schole, en te Luik leert zijn Walsh, is een muitmaker door zijn' hals; en komt gij dan nog wat te kort, zoo mogt gij aanspreken die van Dord. &#x2013; Die te Gent was geboren, aan de Ligue had geworen, of te Luik was opgevoed, heeft het muiten in zijn bloed. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 149.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Stennen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Gôd stennen is't halve Wark.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Stürenburg, 263<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Stennen<hi rendition="#sup">1</hi> is de halve Arbeit.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Bueren, 1050.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Aechzen, seufzen,  stöhnen (s. d.).</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Stennsel.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Dat sünt en paar dogde Stennsels<hi rendition="#sup">1</hi>.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eichwald, 1837.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Derbe, starke, dicke Beine.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Stentormaul.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er hat ein Stentormaul.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 579.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Stentore clamosior. (<hi rendition="#i">Eiselein, 579.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Stentorstimme.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Mit einer Stentorstimme schreien.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Braun, I, 4281.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Aus der <hi rendition="#i">Iliade</hi> (V, 785), wo Stentor mit der ehernen Stimme erwähnt wird, der so laut schreien konnte, wie fünfzig andere. Daher nennen wir noch heute eine ungewöhnlich starke Stimme eine Stentorstimme. (<hi rendition="#i">Büchmann, 6. Aufl., S. 81.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Stenzen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Ich will ihn stenzen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Ich will ihm nach Gebühr die Wahrheit sagen, den Kopf waschen, will ihn zurechtsetzen. Das Wort kommt bei <hi rendition="#i">Grimmelshausen (Vogelnest, I)</hi> vor.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Stephan.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Am Stephan muss es windstill sein, sonst fällt die erste Hoffnung auf den Wein.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Boebel, 55.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Unter König Stephan zittert auch der Edelmann.</hi> (<hi rendition="#i">Polen.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Der polnische König Stephan Bathany wusste auch den unter seinen Vorfahren übermüthig gewordenen Adel im Zaume zu halten. Er hatte sich sogar durch unerbittliche Strenge im Vollzuge seiner Anordnungen dessen Achtung erworben. Wer die drei Wolfszähne seines Familienwappens, mit dem er siegelte, sah, wusste, dass hier aller Scherz aufhöre. (<hi rendition="#i">Wurzbach I, 65, 18.</hi>) (S.  Zahn.)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*3 Es ist ein steinerner Stephan.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Stephansbirne.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*1 Einem ein Stephansbirn zu kosten geben.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Einen Stein. &#x201E;Siehe da nim hin die Stephansbirn, wirst sie wol fühlen an der Stirn.&#x201C; (Vgl. <hi rendition="#i">Joh. Römoldt von K. Gödeke in der Zeitschrift für Niedersachsen, 1852, S. 368.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*2 Es ist eine Stephansbirne (Brocke).</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">So nennt man einen ziemlich grossen Stein nach Art derer, mit denen Stephan zu Tode geworfen worden sein soll.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Stephansplatz.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Auf dem Stephansplatze (in Wien) ist's entweder kothig oder windig.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Nach einer alten Sage hat der Teufel, um die Vollendung des Thurmes zu hindern, Wind und Regen in Dienst genommen, ist, da ihm seine Absicht nicht gelungen, verdriesslich im Thurm hinaufgefahren, ohne zuvor Wind und Regen, die auf ihn auf dem Plane warten sollten, zu entlassen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Stephanstag.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Scheint am Stephanstag (26. Dec.) die Sonne, so geräth der Flachs zur Wonne.</hi> (<hi rendition="#i">Ostpreuss.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Boebel, 55.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Stephanstag kennt keine Plag'.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Poln.</hi>: Swi&#x0119;ty Szszepan, ka&#x017A;dy sobie Pan. (<hi rendition="#i">Lompa, 30.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Stephansthurm.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*1 Er meint, der Stephansthurm will eine Menuet mit ihm tanzen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 2933.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Von einem Angetrunkenen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><cb n="830"/>
*2 Sie wird müssen den Stephansthurm reiben.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Diese Spottrede auf sitzengebliebene Jungfrauen stammt aus der Zeit der Kirchenstrafen, wo liederliche Mädchen mit einem Strohkranze auf dem Kopfe oder in der Hand vor der Kirchenthür Busse thun mussten, wobei sie viel Spott zu dulden hatten. Der Strohwisch in der Hand gab Anlass, sie mit der Spottbezeichnung: &#x201E;Jungfern die'n Stephansthurm reiben&#x201C; zu belegen. Später wandte man, da diese Mädchen selten einen Gatten fanden, diese Bezeichnung auch auf unbescholtene alte Jungfrauen an.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Steppen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Durch Steppen muss einer den andern schleppen.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Sterbebett.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Auf seinem Sterbebett muss man sich auch mit seinen Todfeinden versöhnen, sagte der Säufer und liess sich ein Glas Wasser geben.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Sterbegebet.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Der könnte auch sein Sterbegebet beten.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Sterbekittel.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* A höt sich d'rmät a Schtarw'kitt'l oag'zên.</hi> (<hi rendition="#i">Oesterr.-Schles.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Peter, 452.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Er hat sich zu Grunde gerichtet.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Sterbekleid.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Et hô det Stärfklîd un.</hi> (<hi rendition="#i">Siebenbürg.-sächs.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, V, 526, 288.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Von zerbrechlichen Sachen in den Händen der Kinder.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Sterben.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Alles besser wie gestorben.</hi> (<hi rendition="#i">Warschau.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Trost der Unglücklichen, die bei grossem Verlust, z. B. einer Feuersbrunst, wenigstens das Leben gerettet haben.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Ans Sterben denkt man zu spät.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: On s'arise tard en mourant.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 As män sugt: &#x201E;gestorben&#x201C;, gläub!</hi> (<hi rendition="#i">Jüd.-deutsch. Warschau.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Will sagen: Glückliche Nachrichten sind selten wahr, dagegen bestätigen sich Unglücksfälle in der Regel. (<hi rendition="#i">Dukes, 281.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Bamme gestorbe is, braucht me könn Dokter.</hi> (<hi rendition="#i">Henneberg.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Wenn man gestorben, braucht man keinen Arzt mehr.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Bedenke, dass du sterben musst.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: Remember death.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Besser eher gestorben als durch Verbrechen den Tod erworben.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Moriendum priusquam aliquid morte dignum commiseris. (<hi rendition="#i">Philippi, I, 255.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Besser ehrlich sterben als schändlich fliehen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Opel, 384; Parömiakon, 2285; Altmann VI, 469.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Bedre æerligen at døe end skammeligen at flye. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 114.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: E meglio morir con honore che vivere con vergogna. (<hi rendition="#i">Pazzaglia, 233, 11.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">8 Besser gestorben, dann in Schand gelebt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gottfrid, XXII.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Spruch Otto's I.: Aut mors, aut vita decora.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">9 Besser gestorben, denn in kranckheit leben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 321, 66.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">10 Besser gut gestorben als übel gelebt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Bei <hi rendition="#i">Tunnicius (373)</hi>: Beter wol gestorven dan ovel gelevet. (Rite mori praestat quam vivere turpiter aevum.)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Schwed.</hi>: Bättre wäl dö, än illa lefwa. (<hi rendition="#i">Wensell, 13.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">11 Besser jung und wohl sterben als lang und schändlich leben.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Bedre er snart og vel at døe, end længe og ilde at leve. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 112.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">12 Besser ritterlich gestorben, als mit schanden gnad erworben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Zinkgref, IV, 357; Chaos, 573.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">13 Besser rühmlich (ehrlich) sterben als schändlich (schimpflich) leben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 832; Henisch, 320, 24; Sutor, 500; Gaal, 1486.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Lépe poctivé um&#x0159;iti ne&#x017E; potupne &#x017E;ivu býti. &#x2013; Lep&#x0161;i smrt' ne&#x0115; hanebný &#x017E;ivot. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 351.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Il vaut mieux mourir avec honneur, que vivre avec honte. (<hi rendition="#i">Gaal, 1466.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Honesta mors turpi vita potior. (<hi rendition="#i">Tacitus.</hi>) (<hi rendition="#i">Philippi, I, 81; Schonheim, 12.</hi>) &#x2013; Honestam mortem vitae turpi praefero. &#x2013; Praestat honeste mori, quam foedam vitam agere. (<hi rendition="#i">Seybold, 453.</hi>) &#x2013; Saepe suos mores homo mutat propter honores. (<hi rendition="#i">Chaos, 363.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Slow.</hi>: Bolge po&#x0161;teno umreti, kakor brez po&#x017E;tenje &#x017E;iveti.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">14 Besser schnell gestorben als langsam verdorben.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">15 Besser sterben als verderben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sprichwörtergarten, 418.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">16 Besser sterben, denn betlen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 325, 54; Petri, II, 39.</hi> Aus Sir. 40, 29.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Mori satius est quam mendicare. (<hi rendition="#i">Henisch, 323, 55.</hi>)</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[415]/0421] Stendaler. De Stendalischen trinket gern Wyn, de Gardelever dat wilt Junkers syn, de Tangermündschen hebbet den Moth, de Soltwedelschen hebbet dat Goth, de Seehüser det sint Ebentür (Abenteurer), de Osterborger wolden sick reken un deden den Bullen vör 'n Baren dod steken. – Lenz, Brandenb. Urkunden, I, 131; hochdeutsch in Der Preuss. Hausfreund (Berlin 1809), I, 7; Deutsche Romanzeitung, III, 44, 631; Hesekiel, 24. Die sieben Städte sind schon vom Helmreich (Annal. Tangermund., I) durch lateinische Distichen besungen worden. (Vgl. auch Aufsess, Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit, Jahrg. 1832, S. 293, und Jahrg. 1833, S. 259.) In ähnlicher Weise charakterisirt ein holländisches Sprichwort: Die te Gent is geboren, te Utrecht ligt er schole, en te Luik leert zijn Walsh, is een muitmaker door zijn' hals; en komt gij dan nog wat te kort, zoo mogt gij aanspreken die van Dord. – Die te Gent was geboren, aan de Ligue had geworen, of te Luik was opgevoed, heeft het muiten in zijn bloed. (Harrebomée, I, 149.) Stennen. 1 Gôd stennen is't halve Wark. – Stürenburg, 263a. 2 Stennen1 is de halve Arbeit. – Bueren, 1050. 1) Aechzen, seufzen, stöhnen (s. d.). Stennsel. * Dat sünt en paar dogde Stennsels1. – Eichwald, 1837. Derbe, starke, dicke Beine. Stentormaul. * Er hat ein Stentormaul. – Eiselein, 579. Lat.: Stentore clamosior. (Eiselein, 579.) Stentorstimme. * Mit einer Stentorstimme schreien. – Braun, I, 4281. Aus der Iliade (V, 785), wo Stentor mit der ehernen Stimme erwähnt wird, der so laut schreien konnte, wie fünfzig andere. Daher nennen wir noch heute eine ungewöhnlich starke Stimme eine Stentorstimme. (Büchmann, 6. Aufl., S. 81.) Stenzen. * Ich will ihn stenzen. Ich will ihm nach Gebühr die Wahrheit sagen, den Kopf waschen, will ihn zurechtsetzen. Das Wort kommt bei Grimmelshausen (Vogelnest, I) vor. Stephan. 1 Am Stephan muss es windstill sein, sonst fällt die erste Hoffnung auf den Wein. – Boebel, 55. 2 Unter König Stephan zittert auch der Edelmann. (Polen.) Der polnische König Stephan Bathany wusste auch den unter seinen Vorfahren übermüthig gewordenen Adel im Zaume zu halten. Er hatte sich sogar durch unerbittliche Strenge im Vollzuge seiner Anordnungen dessen Achtung erworben. Wer die drei Wolfszähne seines Familienwappens, mit dem er siegelte, sah, wusste, dass hier aller Scherz aufhöre. (Wurzbach I, 65, 18.) (S. Zahn.) *3 Es ist ein steinerner Stephan. Stephansbirne. *1 Einem ein Stephansbirn zu kosten geben. Einen Stein. „Siehe da nim hin die Stephansbirn, wirst sie wol fühlen an der Stirn.“ (Vgl. Joh. Römoldt von K. Gödeke in der Zeitschrift für Niedersachsen, 1852, S. 368.) *2 Es ist eine Stephansbirne (Brocke). So nennt man einen ziemlich grossen Stein nach Art derer, mit denen Stephan zu Tode geworfen worden sein soll. Stephansplatz. Auf dem Stephansplatze (in Wien) ist's entweder kothig oder windig. Nach einer alten Sage hat der Teufel, um die Vollendung des Thurmes zu hindern, Wind und Regen in Dienst genommen, ist, da ihm seine Absicht nicht gelungen, verdriesslich im Thurm hinaufgefahren, ohne zuvor Wind und Regen, die auf ihn auf dem Plane warten sollten, zu entlassen. Stephanstag. 1 Scheint am Stephanstag (26. Dec.) die Sonne, so geräth der Flachs zur Wonne. (Ostpreuss.) – Boebel, 55. 2 Stephanstag kennt keine Plag'. Poln.: Swięty Szszepan, kaźdy sobie Pan. (Lompa, 30.) Stephansthurm. *1 Er meint, der Stephansthurm will eine Menuet mit ihm tanzen. – Parömiakon, 2933. Von einem Angetrunkenen. *2 Sie wird müssen den Stephansthurm reiben. Diese Spottrede auf sitzengebliebene Jungfrauen stammt aus der Zeit der Kirchenstrafen, wo liederliche Mädchen mit einem Strohkranze auf dem Kopfe oder in der Hand vor der Kirchenthür Busse thun mussten, wobei sie viel Spott zu dulden hatten. Der Strohwisch in der Hand gab Anlass, sie mit der Spottbezeichnung: „Jungfern die'n Stephansthurm reiben“ zu belegen. Später wandte man, da diese Mädchen selten einen Gatten fanden, diese Bezeichnung auch auf unbescholtene alte Jungfrauen an. Steppen. Durch Steppen muss einer den andern schleppen. Sterbebett. Auf seinem Sterbebett muss man sich auch mit seinen Todfeinden versöhnen, sagte der Säufer und liess sich ein Glas Wasser geben. Sterbegebet. * Der könnte auch sein Sterbegebet beten. Sterbekittel. * A höt sich d'rmät a Schtarw'kitt'l oag'zên. (Oesterr.-Schles.) – Peter, 452. Er hat sich zu Grunde gerichtet. Sterbekleid. * Et hô det Stärfklîd un. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 526, 288. Von zerbrechlichen Sachen in den Händen der Kinder. Sterben. 1 Alles besser wie gestorben. (Warschau.) Trost der Unglücklichen, die bei grossem Verlust, z. B. einer Feuersbrunst, wenigstens das Leben gerettet haben. 2 Ans Sterben denkt man zu spät. Frz.: On s'arise tard en mourant. 3 As män sugt: „gestorben“, gläub! (Jüd.-deutsch. Warschau.) Will sagen: Glückliche Nachrichten sind selten wahr, dagegen bestätigen sich Unglücksfälle in der Regel. (Dukes, 281.) 4 Bamme gestorbe is, braucht me könn Dokter. (Henneberg.) Wenn man gestorben, braucht man keinen Arzt mehr. 5 Bedenke, dass du sterben musst. Engl.: Remember death. 6 Besser eher gestorben als durch Verbrechen den Tod erworben. Lat.: Moriendum priusquam aliquid morte dignum commiseris. (Philippi, I, 255.) 7 Besser ehrlich sterben als schändlich fliehen. – Opel, 384; Parömiakon, 2285; Altmann VI, 469. Dän.: Bedre æerligen at døe end skammeligen at flye. (Prov. dan., 114.) It.: E meglio morir con honore che vivere con vergogna. (Pazzaglia, 233, 11.) 8 Besser gestorben, dann in Schand gelebt. – Gottfrid, XXII. Spruch Otto's I.: Aut mors, aut vita decora. 9 Besser gestorben, denn in kranckheit leben. – Henisch, 321, 66. 10 Besser gut gestorben als übel gelebt. Bei Tunnicius (373): Beter wol gestorven dan ovel gelevet. (Rite mori praestat quam vivere turpiter aevum.) Schwed.: Bättre wäl dö, än illa lefwa. (Wensell, 13.) 11 Besser jung und wohl sterben als lang und schändlich leben. Dän.: Bedre er snart og vel at døe, end længe og ilde at leve. (Prov. dan., 112.) 12 Besser ritterlich gestorben, als mit schanden gnad erworben. – Zinkgref, IV, 357; Chaos, 573. 13 Besser rühmlich (ehrlich) sterben als schändlich (schimpflich) leben. – Petri, II, 832; Henisch, 320, 24; Sutor, 500; Gaal, 1486. Böhm.: Lépe poctivé umřiti než potupne živu býti. – Lepši smrt' neĕ hanebný život. (Čelakovsky, 351.) Frz.: Il vaut mieux mourir avec honneur, que vivre avec honte. (Gaal, 1466.) Lat.: Honesta mors turpi vita potior. (Tacitus.) (Philippi, I, 81; Schonheim, 12.) – Honestam mortem vitae turpi praefero. – Praestat honeste mori, quam foedam vitam agere. (Seybold, 453.) – Saepe suos mores homo mutat propter honores. (Chaos, 363.) Slow.: Bolge pošteno umreti, kakor brez požtenje živeti. 14 Besser schnell gestorben als langsam verdorben. 15 Besser sterben als verderben. – Sprichwörtergarten, 418. 16 Besser sterben, denn betlen. – Henisch, 325, 54; Petri, II, 39. Aus Sir. 40, 29. Lat.: Mori satius est quam mendicare. (Henisch, 323, 55.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:39:19Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:39:19Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/421
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [415]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/421>, abgerufen am 29.03.2024.