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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] 27 Wenn man einen Stern1 fallen sieht, so hat man Glück. - Steiger, Sitten, I, 27.

1) Sternschnuppe schiessen sieht.

28 Wenn tausend Sterne von der Decke des Himmels fielen, würde Allah zehntausend neue anheften. (Aegypten.)

29 Wer nach einem Stern sieht, löscht die Lichter aus.

30 Wer seinen Stern zählt, auf den fällt er nieder und verbrennt ihn.

Beruht auf einem oberösterreichischem Volksglauben. "Wenn du nachts gehst und das Firmament anschauest, sollst du ja nicht die Sterne zählen; denn jeder Mensch hat seinen Stern, und wenn du zufällig deinen mitzählst, so bist du todt." (Baumgarten, 10.)

*31 An Ste'n treiben. - Baumgarten, 14.

"Vielleicht von den Sternsingern herrührend", bemerkt Baumgarten.

*32 Das wollte sein guter Stern.

*33 Die Sterne des Himmels zählen.

Von vergeblicher, überflüssiger Arbeit.

Mhd.: Der die sterne hat gezalt. (Parzival.)

Lat.: Stellas numerare. (Bovill, I, 2.)

*34 Er hat es in den Sternen gelesen. - Braun, I, 4284.

*35 Er hat keinen guten Stern am Himmel.

Dän.: Har ingen god stierne paa himmelen. - Her er en stor formörkelse ondt veyr, mörk skye for haande. (Prov. dan., 181.)

*36 Er hat nicht vil stern. - Aventin, LXXXVIb.

*37 Er ist unter keinem guten Stern geboren.

*38 Er liess ihn die Sterne am hellen Tage sehen. - Burckhardt, 86.

Von denen, die aus argem Geiz ihre Leute so hungern lassen, dass sie ganz kraftlos werden und ihren Augen daher jeder Gegenstand als schwarz erscheint.

*39 Er will Sterne an den Himmel setzen. - Eiselein, 579.

Holz (s. d.) in den Wald, Wasser (s. d.) in den Rhein, ins Meer tragen.

*40 Es ist ein guter Stern ihm günstig.

Die Sache, das Unternehmen nimmt einen günstigen Verlauf.

*41 Es ist ein Stern erster Grösse.

Hervorragend in seinem Beruf.

Holl.: Het is eene ster van de eerste grootte. (Harrebomee, II, 305a.)

*42 Ihn treibt sein guter (oder böser) Stern. - Neithard, Die beiden Gemsjäger.

*43 Länger de Steren tellen as up den Bodden kiken. (Wolfenbüttel.)

Man kann länger die Sterne zählen als auf den Boden gucken, um zu sagen, die Frau halte den Beischlaf länger aus als der Mann.

*44 Mein Stern ist noch nicht aufgegangen.

*45 Potz (zum) Stern!

"Es mag befremden", sagt Cholevius (12), den Stern, diese liebliche Erscheinung, unter den Sinnbildern und Vertretern des Teufels (s. Henker, Kukuk, Tausend, und Velten) zu finden. Es ist jedoch ohne Zweifel Lucifer, der gefallene Lichtgeist, gemeint. In Gebrauch tritt zuerst wieder der Ausruf der Verwunderung und Ueberraschung hervor. In Sophiens Reisen finden sich folgende Beläge: "Potz Stern, wie stachen mir die schönen Finger in die Augen (1, 601). Potz Stern, ein harter Gulden (4, 359). Potz Stern, wie riecht das schön" (4, 650). Zuweilen wird damit auch eine unwillige Abweisung ausgedrückt, als: "Ei zum Stern, mein (2, 284). Zum Stern, die vermaledeiten Robinsons (4, 125). Wo, zum Stern, kommt der Kerl her." (4, 70). Sogar mit einer Steigerung wird der Ausdruck gefunden, als: "Wer zum Fixstern" (6, 326).

*46 Sein Stern erbleicht.

Als Vasco de Gama den Seeweg nach Ostindien aufgefunden hatte, erbleichten Genuas und Venedigs Sterne. (Meyer, Universum, V, 62.)

*47 Sein Stern ist untergegangen. - Braun, I, 4285.

*48 Stern an Himmel heften. - Eyering, III, 317.

*49 Tausend Stern, wie staunt die Kuh über das ne ue Stadtthor. - Mayer, II, 191.

*50 Zum finstern Stern wallfahrten.

"Wie der gemeine Mann redet." (Mathesius, Sarepta, II, 3.)

Lat.: Ad finis terrae.


Sternchen.

Ken Stärnken to sihn, söä' de Kierl, gung hen un pisst in 't Spind. - Hoefer, 593; Schlingmann, 802.


[Spaltenumbruch]
Sternenmenge.

Sternenmenge am Verkündigungsmorgen1 befreit den Landmann von vielen Sorgen. (Herford.) - Boebel, 18.

1) Maria Verkündigung, 25. März.


Sternenschein.

1 Acht nicht sehr viel den Sternenschein, wenn dir die Sonn will gnädig sein. - Lehmann, 941, 8.

2 Beim Sternenschein alle Mädchen schöne sein.


Sterngucker.

1 Ein guter Sterngucker sieht nicht alles am Himmel, sondern auch ein Theil von der Erde und von den Menschen. - Opel, 378.

*2 Er ist ein Sterngucker.

Scherzhaft von einem Schielenden, auch von Leuten welche die Nase sehr hoch tragen, als wollten sie die Sterne zählen oder messen. In diesem Sinne lautet eine jüdisch-deutsche Redensart, von stolzen Menschen gebraucht: Dus is a Shojse = kojchuwin (Sterikke).

*3 Man soll den Sternguckern nicht allzeit glauben.

Bei Tunnicius: Men zsal den sternenkykers alle tyd nicht löken. (Omnia Chaldaeis non sunt credenda frequentur.)


Sternvoll.

* Er ist sternvoll (wie der Himmel). - Mayer, II, 146; Parömiakon, 1042.

Von Betrunkenen.


Stert.

1 Wann de Ste(r)t steht, is de Danz in Müse. (Sauerland.)

*2 Däu henk de Stä(r)t dänächter. (Sauerland.)

Er war sehr verstimmt.

*3 De Stert hoch hol'n. - Eichwald, 1838.

*4 Dem ess op der Stäez getrodde wuede. (Bedburg.)

*5 He hett den Stert bekeilt. (Holst.) - Schütze, IV, 195.

Ist betrunken, kann nicht aufstehen.

*6 He is all (schon) wedder up'n Stert träen. (Stadland in Oldenburg.) - Firmenich, III, 24, 15.

Er ist schon wieder auf den Schwanz getreten, d. h. böse, erzürnt.

*7 Ik will di den Stert es upbeinen un di es 'n Kären kasterviolen1. - Lyra, 24.

1) Prügeln, peinigen.

*8 Kenen sittenden Stert hebben. (Holst.) - Schütze, IV, 99.

Kein Sitzfleisch haben, unruhig, unfleissig sein.

*9 Wat en de Stärt kriegen (hebben). (Meurs.) - Firmenich, I, 406, 366.

Betrunken sein.


Stertperrüke.

* Alles in de Welt, man ken Stertprüke1. (Ostfries.) - Frommann, II, 389, 25.

1) Schwanzperrüke.


Sterzingermoos, s. Moos 6.

Stettig.

* Er macht si stettig (starrsinnig) wie 's Anke- Mas Esel. (Solothurn.) - Schild, 94, 408; Sutermeister, 68.

Geberdet sich hochmüthig.


Stettin.

1 In Stettin is 't nett un fein; doch in Pencun (s. d.) hängt de Hunger up'm Taun.

2 Stettin ist nett, wer will mir das verneinen; man find't hier Nettigkeit bei Grossen wie bei Kleinen. - Deutsche Romanzeitung, III, 44, 631; Hesekiel, 26.

Ist nett = Anagramm aus Stettin.

*3 He sitt nich tho Stettin.

Er ist dort nicht so sicher als wenn er in der Festung Stettin wäre. "Stettin is gelegen geweset vp einem anberge vnd van nature, ock mit einem Slate (Schlosse) befestet geweset, also dat men id sehr vhaste geachtet heft, dat ock ein sprichwort geweset is, wol de da meinde, dat he vhaste sete, vnd doch nicht was, das men secht hefft: he sete nicht tho Stettin; dat is, he were so seker nicht, alse men he tho Stettin were." (Thom. Kantzow, Chronik von Pommern, herausgegeben von W. Böhmer, S. 67.) Seines Heringshandels wegen hiess Stettin auch Fischhaus.

Dän.: Om de end var i Stetin selv, kunde de ikke beskermes. (Prov. dan., 531.)


Steuber.

* Wie ein Steuber alles Gelt wittern. - Luther, Tischr., 352b.


[Spaltenumbruch] 27 Wenn man einen Stern1 fallen sieht, so hat man Glück.Steiger, Sitten, I, 27.

1) Sternschnuppe schiessen sieht.

28 Wenn tausend Sterne von der Decke des Himmels fielen, würde Allah zehntausend neue anheften. (Aegypten.)

29 Wer nach einem Stern sieht, löscht die Lichter aus.

30 Wer seinen Stern zählt, auf den fällt er nieder und verbrennt ihn.

Beruht auf einem oberösterreichischem Volksglauben. „Wenn du nachts gehst und das Firmament anschauest, sollst du ja nicht die Sterne zählen; denn jeder Mensch hat seinen Stern, und wenn du zufällig deinen mitzählst, so bist du todt.“ (Baumgarten, 10.)

*31 An Ste'n treiben.Baumgarten, 14.

„Vielleicht von den Sternsingern herrührend“, bemerkt Baumgarten.

*32 Das wollte sein guter Stern.

*33 Die Sterne des Himmels zählen.

Von vergeblicher, überflüssiger Arbeit.

Mhd.: Der die sterne hât gezalt. (Parzival.)

Lat.: Stellas numerare. (Bovill, I, 2.)

*34 Er hat es in den Sternen gelesen.Braun, I, 4284.

*35 Er hat keinen guten Stern am Himmel.

Dän.: Har ingen god stierne paa himmelen. – Her er en stor formørkelse ondt veyr, mørk skye for haande. (Prov. dan., 181.)

*36 Er hat nicht vil stern.Aventin, LXXXVIb.

*37 Er ist unter keinem guten Stern geboren.

*38 Er liess ihn die Sterne am hellen Tage sehen.Burckhardt, 86.

Von denen, die aus argem Geiz ihre Leute so hungern lassen, dass sie ganz kraftlos werden und ihren Augen daher jeder Gegenstand als schwarz erscheint.

*39 Er will Sterne an den Himmel setzen.Eiselein, 579.

Holz (s. d.) in den Wald, Wasser (s. d.) in den Rhein, ins Meer tragen.

*40 Es ist ein guter Stern ihm günstig.

Die Sache, das Unternehmen nimmt einen günstigen Verlauf.

*41 Es ist ein Stern erster Grösse.

Hervorragend in seinem Beruf.

Holl.: Het is eene ster van de eerste grootte. (Harrebomée, II, 305a.)

*42 Ihn treibt sein guter (oder böser) Stern.Neithard, Die beiden Gemsjäger.

*43 Länger de Steren tellen as up den Bodden kiken. (Wolfenbüttel.)

Man kann länger die Sterne zählen als auf den Boden gucken, um zu sagen, die Frau halte den Beischlaf länger aus als der Mann.

*44 Mein Stern ist noch nicht aufgegangen.

*45 Potz (zum) Stern!

„Es mag befremden“, sagt Cholevius (12), den Stern, diese liebliche Erscheinung, unter den Sinnbildern und Vertretern des Teufels (s. Henker, Kukuk, Tausend, und Velten) zu finden. Es ist jedoch ohne Zweifel Lucifer, der gefallene Lichtgeist, gemeint. In Gebrauch tritt zuerst wieder der Ausruf der Verwunderung und Ueberraschung hervor. In Sophiens Reisen finden sich folgende Beläge: „Potz Stern, wie stachen mir die schönen Finger in die Augen (1, 601). Potz Stern, ein harter Gulden (4, 359). Potz Stern, wie riecht das schön“ (4, 650). Zuweilen wird damit auch eine unwillige Abweisung ausgedrückt, als: „Ei zum Stern, mein (2, 284). Zum Stern, die vermaledeiten Robinsons (4, 125). Wo, zum Stern, kommt der Kerl her.“ (4, 70). Sogar mit einer Steigerung wird der Ausdruck gefunden, als: „Wer zum Fixstern“ (6, 326).

*46 Sein Stern erbleicht.

Als Vasco de Gama den Seeweg nach Ostindien aufgefunden hatte, erbleichten Genuas und Venedigs Sterne. (Meyer, Universum, V, 62.)

*47 Sein Stern ist untergegangen.Braun, I, 4285.

*48 Stern an Himmel heften.Eyering, III, 317.

*49 Tausend Stern, wie staunt die Kuh über das ne ue Stadtthor.Mayer, II, 191.

*50 Zum finstern Stern wallfahrten.

„Wie der gemeine Mann redet.“ (Mathesius, Sarepta, II, 3.)

Lat.: Ad finis terrae.


Sternchen.

Kên Stärnken to sihn, söä' de Kierl, gung hen un pisst in 't Spind.Hoefer, 593; Schlingmann, 802.


[Spaltenumbruch]
Sternenmenge.

Sternenmenge am Verkündigungsmorgen1 befreit den Landmann von vielen Sorgen. (Herford.) – Boebel, 18.

1) Maria Verkündigung, 25. März.


Sternenschein.

1 Acht nicht sehr viel den Sternenschein, wenn dir die Sonn will gnädig sein.Lehmann, 941, 8.

2 Beim Sternenschein alle Mädchen schöne sein.


Sterngucker.

1 Ein guter Sterngucker sieht nicht alles am Himmel, sondern auch ein Theil von der Erde und von den Menschen.Opel, 378.

*2 Er ist ein Sterngucker.

Scherzhaft von einem Schielenden, auch von Leuten welche die Nase sehr hoch tragen, als wollten sie die Sterne zählen oder messen. In diesem Sinne lautet eine jüdisch-deutsche Redensart, von stolzen Menschen gebraucht: Dus is a Shojse = kojchuwin (Sterikke).

*3 Man soll den Sternguckern nicht allzeit glauben.

Bei Tunnicius: Men zsal den stêrnenkykers alle tyd nicht löken. (Omnia Chaldaeis non sunt credenda frequentur.)


Sternvoll.

* Er ist sternvoll (wie der Himmel).Mayer, II, 146; Parömiakon, 1042.

Von Betrunkenen.


Stêrt.

1 Wann de Ste(r)t steht, is de Danz in Müse. (Sauerland.)

*2 Däu henk de Stä(r)t dänächter. (Sauerland.)

Er war sehr verstimmt.

*3 De Stêrt hoch hol'n.Eichwald, 1838.

*4 Dem ess op der Stäez getrodde wuede. (Bedburg.)

*5 He hett den Stêrt bekîlt. (Holst.) – Schütze, IV, 195.

Ist betrunken, kann nicht aufstehen.

*6 He is all (schon) wedder up'n Stêrt träen. (Stadland in Oldenburg.) – Firmenich, III, 24, 15.

Er ist schon wieder auf den Schwanz getreten, d. h. böse, erzürnt.

*7 Ik will di den Stêrt es upbînen un di es 'n Kären kasterviolen1.Lyra, 24.

1) Prügeln, peinigen.

*8 Kênen sittenden Stêrt hebben. (Holst.) – Schütze, IV, 99.

Kein Sitzfleisch haben, unruhig, unfleissig sein.

*9 Wat en de Stärt kriegen (hebben). (Meurs.) – Firmenich, I, 406, 366.

Betrunken sein.


Stêrtperrüke.

* Alles in de Welt, man kên Stêrtprüke1. (Ostfries.) – Frommann, II, 389, 25.

1) Schwanzperrüke.


Sterzingermoos, s. Moos 6.

Stettig.

* Er macht si stettig (starrsinnig) wie 's Anke- Mas Esel. (Solothurn.) – Schild, 94, 408; Sutermeister, 68.

Geberdet sich hochmüthig.


Stettin.

1 In Stettin is 't nett un fîn; doch in Pencun (s. d.) hängt de Hunger up'm Tûn.

2 Stettin ist nett, wer will mir das verneinen; man find't hier Nettigkeit bei Grossen wie bei Kleinen.Deutsche Romanzeitung, III, 44, 631; Hesekiel, 26.

Ist nett = Anagramm aus Stettin.

*3 He sitt nich tho Stettin.

Er ist dort nicht so sicher als wenn er in der Festung Stettin wäre. „Stettin is gelegen geweset vp einem anberge vnd van nature, ock mit einem Slate (Schlosse) befestet geweset, also dat men id sehr vhaste geachtet heft, dat ock ein sprichwort geweset is, wol de da meinde, dat he vhaste sete, vnd doch nicht was, das men secht hefft: he sete nicht tho Stettin; dat is, he were so seker nicht, alse men he tho Stettin were.“ (Thom. Kantzow, Chronik von Pommern, herausgegeben von W. Böhmer, S. 67.) Seines Heringshandels wegen hiess Stettin auch Fischhaus.

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* Wie ein Steuber alles Gelt wittern.Luther, Tischr., 352b.


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[[421]/0427] 27 Wenn man einen Stern1 fallen sieht, so hat man Glück. – Steiger, Sitten, I, 27. 1) Sternschnuppe schiessen sieht. 28 Wenn tausend Sterne von der Decke des Himmels fielen, würde Allah zehntausend neue anheften. (Aegypten.) 29 Wer nach einem Stern sieht, löscht die Lichter aus. 30 Wer seinen Stern zählt, auf den fällt er nieder und verbrennt ihn. Beruht auf einem oberösterreichischem Volksglauben. „Wenn du nachts gehst und das Firmament anschauest, sollst du ja nicht die Sterne zählen; denn jeder Mensch hat seinen Stern, und wenn du zufällig deinen mitzählst, so bist du todt.“ (Baumgarten, 10.) *31 An Ste'n treiben. – Baumgarten, 14. „Vielleicht von den Sternsingern herrührend“, bemerkt Baumgarten. *32 Das wollte sein guter Stern. *33 Die Sterne des Himmels zählen. Von vergeblicher, überflüssiger Arbeit. Mhd.: Der die sterne hât gezalt. (Parzival.) Lat.: Stellas numerare. (Bovill, I, 2.) *34 Er hat es in den Sternen gelesen. – Braun, I, 4284. *35 Er hat keinen guten Stern am Himmel. Dän.: Har ingen god stierne paa himmelen. – Her er en stor formørkelse ondt veyr, mørk skye for haande. (Prov. dan., 181.) *36 Er hat nicht vil stern. – Aventin, LXXXVIb. *37 Er ist unter keinem guten Stern geboren. *38 Er liess ihn die Sterne am hellen Tage sehen. – Burckhardt, 86. Von denen, die aus argem Geiz ihre Leute so hungern lassen, dass sie ganz kraftlos werden und ihren Augen daher jeder Gegenstand als schwarz erscheint. *39 Er will Sterne an den Himmel setzen. – Eiselein, 579. Holz (s. d.) in den Wald, Wasser (s. d.) in den Rhein, ins Meer tragen. *40 Es ist ein guter Stern ihm günstig. Die Sache, das Unternehmen nimmt einen günstigen Verlauf. *41 Es ist ein Stern erster Grösse. Hervorragend in seinem Beruf. Holl.: Het is eene ster van de eerste grootte. (Harrebomée, II, 305a.) *42 Ihn treibt sein guter (oder böser) Stern. – Neithard, Die beiden Gemsjäger. *43 Länger de Steren tellen as up den Bodden kiken. (Wolfenbüttel.) Man kann länger die Sterne zählen als auf den Boden gucken, um zu sagen, die Frau halte den Beischlaf länger aus als der Mann. *44 Mein Stern ist noch nicht aufgegangen. *45 Potz (zum) Stern! „Es mag befremden“, sagt Cholevius (12), den Stern, diese liebliche Erscheinung, unter den Sinnbildern und Vertretern des Teufels (s. Henker, Kukuk, Tausend, und Velten) zu finden. Es ist jedoch ohne Zweifel Lucifer, der gefallene Lichtgeist, gemeint. In Gebrauch tritt zuerst wieder der Ausruf der Verwunderung und Ueberraschung hervor. In Sophiens Reisen finden sich folgende Beläge: „Potz Stern, wie stachen mir die schönen Finger in die Augen (1, 601). Potz Stern, ein harter Gulden (4, 359). Potz Stern, wie riecht das schön“ (4, 650). Zuweilen wird damit auch eine unwillige Abweisung ausgedrückt, als: „Ei zum Stern, mein (2, 284). Zum Stern, die vermaledeiten Robinsons (4, 125). Wo, zum Stern, kommt der Kerl her.“ (4, 70). Sogar mit einer Steigerung wird der Ausdruck gefunden, als: „Wer zum Fixstern“ (6, 326). *46 Sein Stern erbleicht. Als Vasco de Gama den Seeweg nach Ostindien aufgefunden hatte, erbleichten Genuas und Venedigs Sterne. (Meyer, Universum, V, 62.) *47 Sein Stern ist untergegangen. – Braun, I, 4285. *48 Stern an Himmel heften. – Eyering, III, 317. *49 Tausend Stern, wie staunt die Kuh über das ne ue Stadtthor. – Mayer, II, 191. *50 Zum finstern Stern wallfahrten. „Wie der gemeine Mann redet.“ (Mathesius, Sarepta, II, 3.) Lat.: Ad finis terrae. Sternchen. Kên Stärnken to sihn, söä' de Kierl, gung hen un pisst in 't Spind. – Hoefer, 593; Schlingmann, 802. Sternenmenge. Sternenmenge am Verkündigungsmorgen1 befreit den Landmann von vielen Sorgen. (Herford.) – Boebel, 18. 1) Maria Verkündigung, 25. März. Sternenschein. 1 Acht nicht sehr viel den Sternenschein, wenn dir die Sonn will gnädig sein. – Lehmann, 941, 8. 2 Beim Sternenschein alle Mädchen schöne sein. Sterngucker. 1 Ein guter Sterngucker sieht nicht alles am Himmel, sondern auch ein Theil von der Erde und von den Menschen. – Opel, 378. *2 Er ist ein Sterngucker. Scherzhaft von einem Schielenden, auch von Leuten welche die Nase sehr hoch tragen, als wollten sie die Sterne zählen oder messen. In diesem Sinne lautet eine jüdisch-deutsche Redensart, von stolzen Menschen gebraucht: Dus is a Shojse = kojchuwin (Sterikke). *3 Man soll den Sternguckern nicht allzeit glauben. Bei Tunnicius: Men zsal den stêrnenkykers alle tyd nicht löken. (Omnia Chaldaeis non sunt credenda frequentur.) Sternvoll. * Er ist sternvoll (wie der Himmel). – Mayer, II, 146; Parömiakon, 1042. Von Betrunkenen. Stêrt. 1 Wann de Ste(r)t steht, is de Danz in Müse. (Sauerland.) *2 Däu henk de Stä(r)t dänächter. (Sauerland.) Er war sehr verstimmt. *3 De Stêrt hoch hol'n. – Eichwald, 1838. *4 Dem ess op der Stäez getrodde wuede. (Bedburg.) *5 He hett den Stêrt bekîlt. (Holst.) – Schütze, IV, 195. Ist betrunken, kann nicht aufstehen. *6 He is all (schon) wedder up'n Stêrt träen. (Stadland in Oldenburg.) – Firmenich, III, 24, 15. Er ist schon wieder auf den Schwanz getreten, d. h. böse, erzürnt. *7 Ik will di den Stêrt es upbînen un di es 'n Kären kasterviolen1. – Lyra, 24. 1) Prügeln, peinigen. *8 Kênen sittenden Stêrt hebben. (Holst.) – Schütze, IV, 99. Kein Sitzfleisch haben, unruhig, unfleissig sein. *9 Wat en de Stärt kriegen (hebben). (Meurs.) – Firmenich, I, 406, 366. Betrunken sein. Stêrtperrüke. * Alles in de Welt, man kên Stêrtprüke1. (Ostfries.) – Frommann, II, 389, 25. 1) Schwanzperrüke. Sterzingermoos, s. Moos 6. Stettig. * Er macht si stettig (starrsinnig) wie 's Anke- Mas Esel. (Solothurn.) – Schild, 94, 408; Sutermeister, 68. Geberdet sich hochmüthig. Stettin. 1 In Stettin is 't nett un fîn; doch in Pencun (s. d.) hängt de Hunger up'm Tûn. 2 Stettin ist nett, wer will mir das verneinen; man find't hier Nettigkeit bei Grossen wie bei Kleinen. – Deutsche Romanzeitung, III, 44, 631; Hesekiel, 26. Ist nett = Anagramm aus Stettin. *3 He sitt nich tho Stettin. Er ist dort nicht so sicher als wenn er in der Festung Stettin wäre. „Stettin is gelegen geweset vp einem anberge vnd van nature, ock mit einem Slate (Schlosse) befestet geweset, also dat men id sehr vhaste geachtet heft, dat ock ein sprichwort geweset is, wol de da meinde, dat he vhaste sete, vnd doch nicht was, das men secht hefft: he sete nicht tho Stettin; dat is, he were so seker nicht, alse men he tho Stettin were.“ (Thom. Kantzow, Chronik von Pommern, herausgegeben von W. Böhmer, S. 67.) Seines Heringshandels wegen hiess Stettin auch Fischhaus. Dän.: Om de end var i Stetin selv, kunde de ikke beskermes. (Prov. dan., 531.) Steuber. * Wie ein Steuber alles Gelt wittern. – Luther, Tischr., 352b.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [421]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/427>, abgerufen am 29.03.2024.