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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] 3 Die Stoffe wirken nur, wenn sie gelöst sind.

Chemisches Sprichwort.

4 Hat man nur erst den Stoff, das Messen ist leicht.

5 Wie der Stoff, so das Gewebe.

Lat.: Qualis est materia, tale est materiatum. (Frisius, Ceremonial, 220.)

*6 Ich weiss von was für Stoff er ist.

Ich kenne ihn durch und durch.

Holl.: Ik weet, van wat stoffabdje gij zigt. (Harrebomee, II, 307a.)

*7 Stoff verkaufen. - Suringar, CXXXII, 2.


Stoffel.

1 Es geht ihm wie dem Stöffel, wenn's Brei (s. d. 40 u. 43) regnet, fehlt ihm der Löffel.

In Tirol auch Stöffel. Hier haben sich viele Vornamen in Gemeinnamen (Appellative) verwandelt. So dient Jagg oder Jaggl (Jakob) zur Bezeichnung von Dummheit und Ungeschicklichkeit; ebenso Thummai (Thomas), Lippl (Philipp) und Hiesl (s. d). Auch Valtl gilt für dumm, Veitl (Veit) für einfältig und zaghaft. (Westermann, 25, 620.) Quelle: Goethe. Die Stelle lautet: "Dass Glück ihm günstig sei, was hilft's dem Stöffel? Denn regnet's Brei, fehlt ihm der Löffel." Sprichwörtliches (Werke, II, 339).

2 Stoffel bleibt Stoffel.

Holl.: Eens Stoffeltje, altijd Stoffeltje. (Harrebomee, II, 303a.)

*3 Dös ist e rechte Stoff'l. (Ulm.)

Ein dummer unbeholfener Mensch.

*4 Ein dummer (grober) Stoffel.

Wie Stöffel und bei dem kolmarer Fabeldichter Pfeffel "Töffel" ein Name, den der Volksmund aus Christophel gemacht hat. Man versteht darunter namentlich im Lahngau einen groben, ungeschlachteten Mann. Nur ausnahmsweise verbindet sich damit auch der Begriff des Mangels an Verstand wie in der obigen Redensart: "dummer Stoffel" und in dem Spruche: Was hilft es dem Stöffel, regnet es Brei, so fehlt ihm der Löffel. (Nassauer Annalen, X, 107; K. Braun, Ueber deutsche Vornamen in Westermann's Monatsheften, Nr. 289, S. 254.)

*5 Geh, du Stoffel.

Du dummer, grober Mensch. (Vgl. Idiot. Austr., 118.)


Stöhnen.

1 Stennen (stöhnen) is de halve Arbeit. (Bremen.) - Köster, 254; Goldschmidt, 106; Hauskalender, II.

2 Stennen1 is 't halve Arbeid, sä Ulenspegel, do stellte he sück achter de Smidt hen un stenn' sein best. - Kern, 172.

1) Stöhnen, pusten.

*3 Er stöhnt, als ob die Seele hintenaus wollte.

Holl.: Hij steent, of hem de ziel achter uit wou. (Harrebomee, II, 501.)

*4 Er stöhnt wie ein kranker Schotte.

Im Anfange des vorigen Jahrhunderts lebten in den Niederlanden zuweilen viele Schotten.

Holl.: Hij steent als een hranke Schotsman. (Harrebomee, II, 259b.)

*5 Hei stöhnt grad sau wie de ol Klausche, on dei passd em, söck do ömmer sölwst e rön. (Insterburg.)

*6 Wäck awer gestähnt, on wenn de Sinndag kömmt, öss doch nuscht to begrawe. (Ostpreuss.)


Stöhner.

1 De Stöhner (der Klagende) hett wol watt, awer de Prahler? (Rendsburg.)

2 Wenn de Stöhner nuscht heft, de Prahler heft all lang (gewöss) nuscht. - Frischbier2, 3646.


Stola.

Der eine hat den Stolam Laetitiae et jucunditatis, der ander den manipulum fletus et doloris. - Chaos, 454.


Stollen.

Die Stollen wollen auf das Bett steigen.

Lat.: Fulmenta lectos scandunt.


Stolpe.

1 Stolp ist 'ne Stadt, Lauenburg noch wat, Bütow is en Fleck, Leba is en Dreck. - Schmidt, Jubelschrift, 31.

2 Von Stolpe nach Danzig.

"Man muss aus dem Stolper einen Hopser machen. Darum sagt man im Sprichwort von Stolpe nach Danzig." (Vgl. B. Auerbach, Barfüssele, Stuttgart 1862, S. 158.)

Holl.: Van Stolpe naar Danzig. (Harrebomee, II, 309b.)


Stolpern.

1 Dem Stolpern folgt leicht das Fallen. - Altmann VI, 469.

2 Stolpern fördert.

[Spaltenumbruch] 3 Stolpern ist besser als fallen. - Mayer, II, 63; Sutor, 325; Gruter, III, 84.

4 Stolpern und Stolz wachsen auf Einem Holz. - Parömiakon, 969.

5 Stolpert doch ein Pferd und hat vier Füsse. - Herberger, Hertzpostille, Ib, 611.

In Schlesien: Stulpert doch a Pfard uf vier Fissen. (Gomolcke, 1025.)

Poln.: Kon na czeirech nogach i tot spotykajetsa.

6 Stoubbad si dou a mounnis Pfead und is a hunnad Thola wead. (Steiermark.) - Firmenich, III, 789, 129.

Stolpert doch manches Pferd und ist hundert Thaler werth.

7 Viele stolpern über einen Strohhalm, die über einen Balken gesprungen. - Winckler, XVIII, 97.

8 Wer stolpert und nicht fällt, kommt desto schneller vorwärts. - Das neue Blatt, 1871, Nr. 2.

Frz.: Qui trebuche et ne tombe pas, avance son chemin. (Bohn I, 53.)

Span.: Es tropezar y es caer, aventaja es de camino. - Quien tropieza y no cal, en su paso anade. (Cahier, 3418 u. 3744.)

9 Wer zum Stolpern kommt, läuft Gefahr zu fallen.

*10 Stulpert nich, 's leid a Schpeilmoan hi begroaben. (Schles.) - Frommann, III, 415, 573.


Stolz (Subst.).

1 Auff den Stoltz gehört Schand. - Petri, II, 23.

2 Den Stolz hat man umsonst, das Brot muss man kaufen. (Wend. Lausitz.)

Lat.: Melius est labi pedipus, quam oculis. (Chaos, 399.)

3 Der leere Stolz und darbend Hochmuth verschachern Ehre, Leute und Gut. - Eiselein, 580.

Böhm.: Pycha a zadodt panovani jest velini skodliva osobam i obcitto. (Rybicka, 235.)

4 Der stoltz bleibt doch das Haupt seines Huts. - Lehmann, 394, 32; Simrock, 9924.

5 Der Stoltz breitet sich auss wie ein Pfaw oder Welscher Han. - Lehmann, 394, 43.

6 Der stoltz meint, er sey allein das liecht der Statt. - Lehmann, 394, 34.

7 Der Stoltz wird arm, sobald er Haar umb die Zähn bekombt.

Lat.: Qui minimum curat cultus, fit pauper adultus. (Sutor, 946.)

8 Der Stolz betrügt sich und andere.

Frz.: Parleur orgueil pareilles gens sont defraudez le plus souvent. (Leroux, II, 278.)

9 Der Stolz frühstückt mit dem Ueberfluss, speist zu Mittag mit der Armuth und isst zu Abend mit der Schande. - Simrock, 9923.

Frz.: Quand orgueil chevauche ou va le galoppe daim (dommage) et honte le suit en croppe. (Leroux, II, 287.)

10 Der Stolz isst zu Mittag mit der Pracht und zu Abend mit der Verachtung. - Frischbier2, 3647.

Lat.: Cito ignominia fit superbi gloria. (Seybold, 76.)

11 Der Stolz ist des Untergangs (des Falls) Vorreiter.

Die Russen: Der Stolz ist eine Axt, die den Baum unsers Glücks leicht fällen kann. (Altmann VI, 471.)

Böhm.: Kdez prijde pycha, tudiz zani prikluse hanba. (Rybicka, 240.)

Dän.: Hovmod gaaer for fald. (Bohn I, 375.)

Frz.: L'orgueil est l'avant coureur de la chaute. (Gaal, 897.)

12 Der Stolz meint, das Pflaster müsse vor ihm aufstehen.

13 Der Stolz meint, sein Ei habe allezeit zwei Dotter. - Sailer, 175.

14 Der Stolz meint, seine Würfel würfen allzeit achtzehn. - Simrock, 9927.

15 Der Stolz meint, was er denke, das schlage an alle Glocken an.

16 Der Stolz reitet zu Pferde aus und kommt zu Fuss nach Haus.

Böhm.: Za pychou palice kraci. (Rybicka, 204.)

17 Dess Stolz Narrheit ist bekannt, denn Stultus ist vom Stolz genannt.

"Bey dem stoltz man Narren kennt, denn stolz von stultus wirdt genennt, die Teutschen hant verstanden wol, wie man der Hoffart nennen sol." (Theatrum Diabolorum, 369a.)

Frz.: Orgueilleux semblance montre fol cuidance. (Leroux, II, 276.)

[Spaltenumbruch] 3 Die Stoffe wirken nur, wenn sie gelöst sind.

Chemisches Sprichwort.

4 Hat man nur erst den Stoff, das Messen ist leicht.

5 Wie der Stoff, so das Gewebe.

Lat.: Qualis est materia, tale est materiatum. (Frisius, Ceremonial, 220.)

*6 Ich weiss von was für Stoff er ist.

Ich kenne ihn durch und durch.

Holl.: Ik weet, van wat stoffabdje gij zigt. (Harrebomée, II, 307a.)

*7 Stoff verkaufen.Suringar, CXXXII, 2.


Stoffel.

1 Es geht ihm wie dem Stöffel, wenn's Brei (s. d. 40 u. 43) regnet, fehlt ihm der Löffel.

In Tirol auch Stöffel. Hier haben sich viele Vornamen in Gemeinnamen (Appellative) verwandelt. So dient Jagg oder Jaggl (Jakob) zur Bezeichnung von Dummheit und Ungeschicklichkeit; ebenso Thummai (Thomas), Lippl (Philipp) und Hiesl (s. d). Auch Valtl gilt für dumm, Veitl (Veit) für einfältig und zaghaft. (Westermann, 25, 620.) Quelle: Goethe. Die Stelle lautet: „Dass Glück ihm günstig sei, was hilft's dem Stöffel? Denn regnet's Brei, fehlt ihm der Löffel.“ Sprichwörtliches (Werke, II, 339).

2 Stoffel bleibt Stoffel.

Holl.: Eens Stoffeltje, altijd Stoffeltje. (Harrebomée, II, 303a.)

*3 Dös ist e rechte Stoff'l. (Ulm.)

Ein dummer unbeholfener Mensch.

*4 Ein dummer (grober) Stoffel.

Wie Stöffel und bei dem kolmarer Fabeldichter Pfeffel „Töffel“ ein Name, den der Volksmund aus Christophel gemacht hat. Man versteht darunter namentlich im Lahngau einen groben, ungeschlachteten Mann. Nur ausnahmsweise verbindet sich damit auch der Begriff des Mangels an Verstand wie in der obigen Redensart: „dummer Stoffel“ und in dem Spruche: Was hilft es dem Stöffel, regnet es Brei, so fehlt ihm der Löffel. (Nassauer Annalen, X, 107; K. Braun, Ueber deutsche Vornamen in Westermann's Monatsheften, Nr. 289, S. 254.)

*5 Geh, du Stoffel.

Du dummer, grober Mensch. (Vgl. Idiot. Austr., 118.)


Stöhnen.

1 Stennen (stöhnen) is de halve Arbeit. (Bremen.) – Köster, 254; Goldschmidt, 106; Hauskalender, II.

2 Stennen1 is 't halve Arbeid, sä Ulenspegel, do stellte he sück achter de Smidt hen un stenn' sîn best.Kern, 172.

1) Stöhnen, pusten.

*3 Er stöhnt, als ob die Seele hintenaus wollte.

Holl.: Hij steent, of hem de ziel achter uit wou. (Harrebomée, II, 501.)

*4 Er stöhnt wie ein kranker Schotte.

Im Anfange des vorigen Jahrhunderts lebten in den Niederlanden zuweilen viele Schotten.

Holl.: Hij steent als een hranke Schotsman. (Harrebomée, II, 259b.)

*5 Hei stöhnt grad sau wie de ôl Klausche, on dei passd em, söck do ömmer sölwst e rön. (Insterburg.)

*6 Wäck awer gestähnt, on wenn de Sinndag kömmt, öss doch nuscht to begrawe. (Ostpreuss.)


Stöhner.

1 De Stöhner (der Klagende) hett wol watt, awer de Prahler? (Rendsburg.)

2 Wenn de Stöhner nuscht heft, de Prahler heft all lang (gewöss) nuscht.Frischbier2, 3646.


Stola.

Der eine hat den Stolam Laetitiae et jucunditatis, der ander den manipulum fletus et doloris.Chaos, 454.


Stollen.

Die Stollen wollen auf das Bett steigen.

Lat.: Fulmenta lectos scandunt.


Stolpe.

1 Stolp ist 'ne Stadt, Lauenburg noch wat, Bütow is en Fleck, Leba is en Dreck.Schmidt, Jubelschrift, 31.

2 Von Stolpe nach Danzig.

„Man muss aus dem Stolper einen Hopser machen. Darum sagt man im Sprichwort von Stolpe nach Danzig.“ (Vgl. B. Auerbach, Barfüssele, Stuttgart 1862, S. 158.)

Holl.: Van Stolpe naar Danzig. (Harrebomée, II, 309b.)


Stolpern.

1 Dem Stolpern folgt leicht das Fallen.Altmann VI, 469.

2 Stolpern fördert.

[Spaltenumbruch] 3 Stolpern ist besser als fallen.Mayer, II, 63; Sutor, 325; Gruter, III, 84.

4 Stolpern und Stolz wachsen auf Einem Holz.Parömiakon, 969.

5 Stolpert doch ein Pferd und hat vier Füsse.Herberger, Hertzpostille, Ib, 611.

In Schlesien: Stulpert doch a Pfard uf vier Fissen. (Gomolcke, 1025.)

Poln.: Koń na czeirech nogach i tot spotykajetsá.

6 Stoubbad si dou a mounnis Pfead und is a hunnad Thola wead. (Steiermark.) – Firmenich, III, 789, 129.

Stolpert doch manches Pferd und ist hundert Thaler werth.

7 Viele stolpern über einen Strohhalm, die über einen Balken gesprungen.Winckler, XVIII, 97.

8 Wer stolpert und nicht fällt, kommt desto schneller vorwärts.Das neue Blatt, 1871, Nr. 2.

Frz.: Qui trébuche et ne tombe pas, avance son chemin. (Bohn I, 53.)

Span.: Es tropezar y es caer, aventaja es de camino. – Quien tropieza y no cal, en su paso anade. (Cahier, 3418 u. 3744.)

9 Wer zum Stolpern kommt, läuft Gefahr zu fallen.

*10 Stulpert nich, 's leid a Schpîlmoan hi begroaben. (Schles.) – Frommann, III, 415, 573.


Stolz (Subst.).

1 Auff den Stoltz gehört Schand.Petri, II, 23.

2 Den Stolz hat man umsonst, das Brot muss man kaufen. (Wend. Lausitz.)

Lat.: Melius est labi pedipus, quam oculis. (Chaos, 399.)

3 Der leere Stolz und darbend Hochmuth verschachern Ehre, Leute und Gut.Eiselein, 580.

Böhm.: Pýcha a žadodt panováni jest velini skodlivá osobám i obcítto. (Rybička, 235.)

4 Der stoltz bleibt doch das Haupt seines Huts.Lehmann, 394, 32; Simrock, 9924.

5 Der Stoltz breitet sich auss wie ein Pfaw oder Welscher Han.Lehmann, 394, 43.

6 Der stoltz meint, er sey allein das liecht der Statt.Lehmann, 394, 34.

7 Der Stoltz wird arm, sobald er Haar umb die Zähn bekombt.

Lat.: Qui minimum curat cultus, fit pauper adultus. (Sutor, 946.)

8 Der Stolz betrügt sich und andere.

Frz.: Parleur orgueil pareilles gens sont défraudez le plus souvent. (Leroux, II, 278.)

9 Der Stolz frühstückt mit dem Ueberfluss, speist zu Mittag mit der Armuth und isst zu Abend mit der Schande.Simrock, 9923.

Frz.: Quand orgueil chevauche ou va le galoppe daim (dommage) et honte le suit en croppe. (Leroux, II, 287.)

10 Der Stolz isst zu Mittag mit der Pracht und zu Abend mit der Verachtung.Frischbier2, 3647.

Lat.: Cito ignominia fit superbi gloria. (Seybold, 76.)

11 Der Stolz ist des Untergangs (des Falls) Vorreiter.

Die Russen: Der Stolz ist eine Axt, die den Baum unsers Glücks leicht fällen kann. (Altmann VI, 471.)

Böhm.: Kdež přijde pýcha, tudiž zaní přikluše hanba. (Rybička, 240.)

Dän.: Hovmod gaaer for fald. (Bohn I, 375.)

Frz.: L'orgueil est l'avant coureur de la chûte. (Gaal, 897.)

12 Der Stolz meint, das Pflaster müsse vor ihm aufstehen.

13 Der Stolz meint, sein Ei habe allezeit zwei Dotter.Sailer, 175.

14 Der Stolz meint, seine Würfel würfen allzeit achtzehn.Simrock, 9927.

15 Der Stolz meint, was er denke, das schlage an alle Glocken an.

16 Der Stolz reitet zu Pferde aus und kommt zu Fuss nach Haus.

Böhm.: Za pýchou palice kráčí. (Rybička, 204.)

17 Dess Stolz Narrheit ist bekannt, denn Stultus ist vom Stolz genannt.

„Bey dem stoltz man Narren kennt, denn stolz von stultus wirdt genennt, die Teutschen hant verstanden wol, wie man der Hoffart nennen sol.“ (Theatrum Diabolorum, 369a.)

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[[438]/0444] 3 Die Stoffe wirken nur, wenn sie gelöst sind. Chemisches Sprichwort. 4 Hat man nur erst den Stoff, das Messen ist leicht. 5 Wie der Stoff, so das Gewebe. Lat.: Qualis est materia, tale est materiatum. (Frisius, Ceremonial, 220.) *6 Ich weiss von was für Stoff er ist. Ich kenne ihn durch und durch. Holl.: Ik weet, van wat stoffabdje gij zigt. (Harrebomée, II, 307a.) *7 Stoff verkaufen. – Suringar, CXXXII, 2. Stoffel. 1 Es geht ihm wie dem Stöffel, wenn's Brei (s. d. 40 u. 43) regnet, fehlt ihm der Löffel. In Tirol auch Stöffel. Hier haben sich viele Vornamen in Gemeinnamen (Appellative) verwandelt. So dient Jagg oder Jaggl (Jakob) zur Bezeichnung von Dummheit und Ungeschicklichkeit; ebenso Thummai (Thomas), Lippl (Philipp) und Hiesl (s. d). Auch Valtl gilt für dumm, Veitl (Veit) für einfältig und zaghaft. (Westermann, 25, 620.) Quelle: Goethe. Die Stelle lautet: „Dass Glück ihm günstig sei, was hilft's dem Stöffel? Denn regnet's Brei, fehlt ihm der Löffel.“ Sprichwörtliches (Werke, II, 339). 2 Stoffel bleibt Stoffel. Holl.: Eens Stoffeltje, altijd Stoffeltje. (Harrebomée, II, 303a.) *3 Dös ist e rechte Stoff'l. (Ulm.) Ein dummer unbeholfener Mensch. *4 Ein dummer (grober) Stoffel. Wie Stöffel und bei dem kolmarer Fabeldichter Pfeffel „Töffel“ ein Name, den der Volksmund aus Christophel gemacht hat. Man versteht darunter namentlich im Lahngau einen groben, ungeschlachteten Mann. Nur ausnahmsweise verbindet sich damit auch der Begriff des Mangels an Verstand wie in der obigen Redensart: „dummer Stoffel“ und in dem Spruche: Was hilft es dem Stöffel, regnet es Brei, so fehlt ihm der Löffel. (Nassauer Annalen, X, 107; K. Braun, Ueber deutsche Vornamen in Westermann's Monatsheften, Nr. 289, S. 254.) *5 Geh, du Stoffel. Du dummer, grober Mensch. (Vgl. Idiot. Austr., 118.) Stöhnen. 1 Stennen (stöhnen) is de halve Arbeit. (Bremen.) – Köster, 254; Goldschmidt, 106; Hauskalender, II. 2 Stennen1 is 't halve Arbeid, sä Ulenspegel, do stellte he sück achter de Smidt hen un stenn' sîn best. – Kern, 172. 1) Stöhnen, pusten. *3 Er stöhnt, als ob die Seele hintenaus wollte. Holl.: Hij steent, of hem de ziel achter uit wou. (Harrebomée, II, 501.) *4 Er stöhnt wie ein kranker Schotte. Im Anfange des vorigen Jahrhunderts lebten in den Niederlanden zuweilen viele Schotten. Holl.: Hij steent als een hranke Schotsman. (Harrebomée, II, 259b.) *5 Hei stöhnt grad sau wie de ôl Klausche, on dei passd em, söck do ömmer sölwst e rön. (Insterburg.) *6 Wäck awer gestähnt, on wenn de Sinndag kömmt, öss doch nuscht to begrawe. (Ostpreuss.) Stöhner. 1 De Stöhner (der Klagende) hett wol watt, awer de Prahler? (Rendsburg.) 2 Wenn de Stöhner nuscht heft, de Prahler heft all lang (gewöss) nuscht. – Frischbier2, 3646. Stola. Der eine hat den Stolam Laetitiae et jucunditatis, der ander den manipulum fletus et doloris. – Chaos, 454. Stollen. Die Stollen wollen auf das Bett steigen. Lat.: Fulmenta lectos scandunt. Stolpe. 1 Stolp ist 'ne Stadt, Lauenburg noch wat, Bütow is en Fleck, Leba is en Dreck. – Schmidt, Jubelschrift, 31. 2 Von Stolpe nach Danzig. „Man muss aus dem Stolper einen Hopser machen. Darum sagt man im Sprichwort von Stolpe nach Danzig.“ (Vgl. B. Auerbach, Barfüssele, Stuttgart 1862, S. 158.) Holl.: Van Stolpe naar Danzig. (Harrebomée, II, 309b.) Stolpern. 1 Dem Stolpern folgt leicht das Fallen. – Altmann VI, 469. 2 Stolpern fördert. 3 Stolpern ist besser als fallen. – Mayer, II, 63; Sutor, 325; Gruter, III, 84. 4 Stolpern und Stolz wachsen auf Einem Holz. – Parömiakon, 969. 5 Stolpert doch ein Pferd und hat vier Füsse. – Herberger, Hertzpostille, Ib, 611. In Schlesien: Stulpert doch a Pfard uf vier Fissen. (Gomolcke, 1025.) Poln.: Koń na czeirech nogach i tot spotykajetsá. 6 Stoubbad si dou a mounnis Pfead und is a hunnad Thola wead. (Steiermark.) – Firmenich, III, 789, 129. Stolpert doch manches Pferd und ist hundert Thaler werth. 7 Viele stolpern über einen Strohhalm, die über einen Balken gesprungen. – Winckler, XVIII, 97. 8 Wer stolpert und nicht fällt, kommt desto schneller vorwärts. – Das neue Blatt, 1871, Nr. 2. Frz.: Qui trébuche et ne tombe pas, avance son chemin. (Bohn I, 53.) Span.: Es tropezar y es caer, aventaja es de camino. – Quien tropieza y no cal, en su paso anade. (Cahier, 3418 u. 3744.) 9 Wer zum Stolpern kommt, läuft Gefahr zu fallen. *10 Stulpert nich, 's leid a Schpîlmoan hi begroaben. (Schles.) – Frommann, III, 415, 573. Stolz (Subst.). 1 Auff den Stoltz gehört Schand. – Petri, II, 23. 2 Den Stolz hat man umsonst, das Brot muss man kaufen. (Wend. Lausitz.) Lat.: Melius est labi pedipus, quam oculis. (Chaos, 399.) 3 Der leere Stolz und darbend Hochmuth verschachern Ehre, Leute und Gut. – Eiselein, 580. Böhm.: Pýcha a žadodt panováni jest velini skodlivá osobám i obcítto. (Rybička, 235.) 4 Der stoltz bleibt doch das Haupt seines Huts. – Lehmann, 394, 32; Simrock, 9924. 5 Der Stoltz breitet sich auss wie ein Pfaw oder Welscher Han. – Lehmann, 394, 43. 6 Der stoltz meint, er sey allein das liecht der Statt. – Lehmann, 394, 34. 7 Der Stoltz wird arm, sobald er Haar umb die Zähn bekombt. Lat.: Qui minimum curat cultus, fit pauper adultus. (Sutor, 946.) 8 Der Stolz betrügt sich und andere. Frz.: Parleur orgueil pareilles gens sont défraudez le plus souvent. (Leroux, II, 278.) 9 Der Stolz frühstückt mit dem Ueberfluss, speist zu Mittag mit der Armuth und isst zu Abend mit der Schande. – Simrock, 9923. Frz.: Quand orgueil chevauche ou va le galoppe daim (dommage) et honte le suit en croppe. (Leroux, II, 287.) 10 Der Stolz isst zu Mittag mit der Pracht und zu Abend mit der Verachtung. – Frischbier2, 3647. Lat.: Cito ignominia fit superbi gloria. (Seybold, 76.) 11 Der Stolz ist des Untergangs (des Falls) Vorreiter. Die Russen: Der Stolz ist eine Axt, die den Baum unsers Glücks leicht fällen kann. (Altmann VI, 471.) Böhm.: Kdež přijde pýcha, tudiž zaní přikluše hanba. (Rybička, 240.) Dän.: Hovmod gaaer for fald. (Bohn I, 375.) Frz.: L'orgueil est l'avant coureur de la chûte. (Gaal, 897.) 12 Der Stolz meint, das Pflaster müsse vor ihm aufstehen. 13 Der Stolz meint, sein Ei habe allezeit zwei Dotter. – Sailer, 175. 14 Der Stolz meint, seine Würfel würfen allzeit achtzehn. – Simrock, 9927. 15 Der Stolz meint, was er denke, das schlage an alle Glocken an. 16 Der Stolz reitet zu Pferde aus und kommt zu Fuss nach Haus. Böhm.: Za pýchou palice kráčí. (Rybička, 204.) 17 Dess Stolz Narrheit ist bekannt, denn Stultus ist vom Stolz genannt. „Bey dem stoltz man Narren kennt, denn stolz von stultus wirdt genennt, die Teutschen hant verstanden wol, wie man der Hoffart nennen sol.“ (Theatrum Diabolorum, 369a.) Frz.: Orgueilleux semblance montre fol cuidance. (Leroux, II, 276.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [438]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/444>, abgerufen am 25.04.2024.