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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] Storch ist übrigens nicht blos ein Kinder-, sondern überhaupt ein segenbringender Vogel, weshalb die Landleute sich freuen, wenn er auf ihren Häusern und Scheunen nistet. Man erleichtert ihm daher seine Ansiedelung besonders dadurch, dass man ihm als Grund zu seinem Nestbau ein Wagenrad auf die Dachfirsten legt. Auch von prophetischer Bedeutung ist es, in welcher Weise man Meister Langbein (Langeben) zuerst im Frühjahr erblickt. Wer zuerst einen fliegenden Storch erblickt, der wird auch das ganze Jahr hindurch fleissig sein, wogegen der auf dem Neste sitzende Unthätigkeit andeutet. Als Attilla die Stadt Aquileja lange vergeblich belagert hatte und eben abziehen wollte, bemerkte er, dass die Störche ihre Jungen aus den auf den Häusern der Stadt befindlichen Nestern forttrugen. Diese Wahrnehmung benutzte er, seinem Heere neuen Muth einzuflössen. Die Vögel sagte er, sind der Zukunft kundig; sie räumen ihre Nester, die Stadt kann sich nicht mehr halten. Er griff an und zerstörte die Stadt. (Vgl. Der Storch, eine Thier- und Culturstudie von Th. Bondi im Hausfreund, 1872, S. 748.)

*49 Der Storch hat die Mutter ins Bein gebissen.

Mit dieser Redensart erklärt man den Kindern die Krankheit entbundener Mütter. Man bringt sie in Zusammenhang mit der mythologischen Vorstellung von Geburten aus dem Bein. (Vgl. Manhardt, Germ. Mythologie, S. 305.)

*50 Er ist Storch und Klappermaul. - Eiselein, 580; Simrock, 9933.

*51 Er ist wie der Storch, er sucht immer sein Nest wieder.

Von denen, die gern daheim sind.

*52 Er lobt den Storch, damit er ihm über's Jahr rothe Schuhe bringe. - Simrock, 9932; Braun, I, 4311; Körte, 5752.

*53 Es ist ein Storch, der mit dem Zuge nicht fort kann.

Holl.: Hij is als de ooijevaar, die den troep niet volgen kan, en alleen achter bleef. (Harrebomee, II, 146a.)

*54 Es ist mir als wenn der Storch einen Frosch bekommen hat. (Meiningen.)

Noch so hohl im Magen, der nach mehr verlangt.

*55 Met den Stöerken im Process siyn. (Westf.)

*56 Mit den Störchen im Process liegen.

Dünne Beine, keine Waden haben.

*57 Nun brat' mir einer einen Storch, aber die Beine knusprig. (Bautzen.)

*58 Nun brat' mir einer einen Storchen. (Rottenburg.)

*59 Nu brate mir einer einen Storch, aber einen milchernen!

In Berlin. Ausruf des Erstaunens, der Verwunderung und des Unglaubens. (Trachsel, 54.)

*60 Sie wollen Störche sein und vertilgen Pfannkuchen statt Frösche.

*61 Vertell mi nuscht vom Storch seine Hinderbene. - Frischbier2, 3650.

Zur Abweisung unwahrer oder abgeschmackter Erzählungen.

*62 Viel Störch' und wenig Frösche.

"Viel Störche wären so, doch wenig Frösche da, wächst uns hier Brot und Bier wie in Utopia." (Keller, 176a.)

*63 Wenn d' Storche 's erst Emtbirrli1 g'seh, so göh si furt. (Solothurn.) - Schild, 107, 70.

1) Ein Schober von Emt.

*64 Wie tritt der Storch unter den Fröschen so hoch einher. - Eiselein, 580.


Storchbein.

* Er hat Storchbeine.

Lang und dünn.


Störchlein.

Die Störchlein wollen dem Storch vorklappern. - Altmann VI, 487.

Holl.: Hij heeft ooijevaarsbeenen. (Harrebomee, II, 146b.)


Storchnest.

* Er hält ein pommersches Storchennest für Salat. - Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 221.


Storchschnabel.

* Einem den Storchschnabel stechen.

"Sobald er den Rücken kehrt, machen sie ihm Eselsohren, schlagen sie ihm den Muf nach oder stechen ihm den Storchschnabel." (Eiselein, 580.)


Storchschnabeln.

* En bötschen (bischen) stärk storchschnabeln. (Meurs.) - Firmenich, I, 406, 378.


[Spaltenumbruch]
Stören.

*1 Nach dem Stören brennen die Kohlen heller.

2 Störe keine Wespen und Hornissen.


Störenfried.

* Er ist ein Störenfried.


Störfang.

Störfang bringt auch Caviar mit sich.


Störi.

* Der kommt nicht zum Störi anschneiden.

Wird von den Mädchen nicht begünstigt. (S. Heirathsbrot.)


Story.

Gute Stories1 und gute Grumbieren2 sind net planty3. (Pennsylv.-deutsch.) - Der Morgenstern. Doylestown, Pennsylvanien vom 17. Juli 1850.

1) Erzählungen, der Plural vom englischen Story.

2) Grundbirnen, Kartoffeln.

3) Häufig, reichlich, das englische plenty. Das pennsylvanische Deutsch ist aus der von der ältern deutschen Einwanderung mitgebrachten deutschen Mundart und den vorherschend schwäbischen darunter gemischten englischen, aber deutsch behandelten Wörtern entstanden, und findet sich bisweilen in den vorherrschend deutschen Landbezirken Pennsylvaniens als Schriftsprache in den für die Landbewohner bestimmten Kreis- oder Countyzeitungen.


Störzhans.

Die Störtzhansen und Marterhansen thun's nicht. - Luther, Gen., VI, 76b.


Storzmesser.

Stortzmesser vnnd Marterhanse thuns nicht, es müssen ander Leut sein. - Petri, II, 542; Luther, Gen., IV, 77a.


Stoss.

1 Die Stösse der Jugend fühlt man im Alter.

2 Ein Stoss ans Schienenbein macht läutere Augen. - Eiselein, 581; Simrock, 9934.

3 Ein Stoss macht ein Ding lang schwanken.

Frz.: Bien pousse longuement chaucelle. (Leroux, II, 182.)

4 Harte Stösse lehren wohl.

Holl.: Harde schekken leeren wel. (Harrebomee, II, 256a.)

5 Man muss einen Stoss ertragen können.

Holl.: Men zal een' stoot mogen ontstaan. (Harrebomee, II, 300a.)

6 Nicht jeder Stoss gibt einen Aal.

Wer auf den Aalfang geht, muss oft vielmal stossen, ehe er einen Aal trifft und fängt.

Dän.: Aal stangeren slaaer mangt et forgieves slag. (Prov. dan., 3.)

*7 Einem einen guten Stoss verleihen.

Ueber den geschichtlichen Ursprung dieser französischen Redensart vgl. Dove, 1124.

Frz.: Donner un coup de Jamac.

*8 Et (he) kann en goden Stot verdragen. (Holst.) - Schütze, IV, 402.

Kann was aushalten.


Stossärmel.

Wer einen geflickten Stossärmel hat, muss die Hände zu Hause lassen. - Winckler, IV, 47.


Stösselwein.

* Es ist Stösselwein.

Im Jahre 1816 erfroren die Trauben sammt dem Holze, ehe sie reif wurden. An manchen Orten mussten sie mit den Stengeln zerstossen werden, daher man diesen Wein, so schlecht man ihn seit hundert Jahren nicht gehabt hatte, "Stösselwein" nannte. (Vgl. J. Franck, Jahresbericht der Lateinschule in Edenkoben für das Jahr 1873-74, S. 15.)


Stossen.

1 Deu (der) sick stött an'n Spier (Hälmchen) Strau, werd suin Lieben (Leben) nich frau. (Lippe.) - Firmenich, I, 269; hochdeutsch bei Simrock, 2812.

2 Gestossen oder geschlagen ist gleich, sagte der Richter.

Ein Angeklagter entschuldigte sich nämlich damit, dass er nicht geschlagen, sondern nur gestossen habe.

Böhm.: Hodmo, bodmo, vse bije. (Celakovsky, 318.)

3 Ick heff et stott, ick heff et vriewen (gerieben), bat der nitt af es gan, es drane bliewen (Iserlohn.) - Woeste, 77, 294; Firmenich, III, 187, 69.

Lässt man Wäscherinnen sagen, um ihre Arbeit zu schildern; was nicht abgegangen ist, das ist daran geblieben.

4 Man muss so lange stossen, bis man Butter bekommt.

Dän.: Man skal kjerne til man feesser smör. (Prov. dan., 380.)


[Spaltenumbruch] Storch ist übrigens nicht blos ein Kinder-, sondern überhaupt ein segenbringender Vogel, weshalb die Landleute sich freuen, wenn er auf ihren Häusern und Scheunen nistet. Man erleichtert ihm daher seine Ansiedelung besonders dadurch, dass man ihm als Grund zu seinem Nestbau ein Wagenrad auf die Dachfirsten legt. Auch von prophetischer Bedeutung ist es, in welcher Weise man Meister Langbein (Langebên) zuerst im Frühjahr erblickt. Wer zuerst einen fliegenden Storch erblickt, der wird auch das ganze Jahr hindurch fleissig sein, wogegen der auf dem Neste sitzende Unthätigkeit andeutet. Als Attilla die Stadt Aquileja lange vergeblich belagert hatte und eben abziehen wollte, bemerkte er, dass die Störche ihre Jungen aus den auf den Häusern der Stadt befindlichen Nestern forttrugen. Diese Wahrnehmung benutzte er, seinem Heere neuen Muth einzuflössen. Die Vögel sagte er, sind der Zukunft kundig; sie räumen ihre Nester, die Stadt kann sich nicht mehr halten. Er griff an und zerstörte die Stadt. (Vgl. Der Storch, eine Thier- und Culturstudie von Th. Bondi im Hausfreund, 1872, S. 748.)

*49 Der Storch hat die Mutter ins Bein gebissen.

Mit dieser Redensart erklärt man den Kindern die Krankheit entbundener Mütter. Man bringt sie in Zusammenhang mit der mythologischen Vorstellung von Geburten aus dem Bein. (Vgl. Manhardt, Germ. Mythologie, S. 305.)

*50 Er ist Storch und Klappermaul.Eiselein, 580; Simrock, 9933.

*51 Er ist wie der Storch, er sucht immer sein Nest wieder.

Von denen, die gern daheim sind.

*52 Er lobt den Storch, damit er ihm über's Jahr rothe Schuhe bringe.Simrock, 9932; Braun, I, 4311; Körte, 5752.

*53 Es ist ein Storch, der mit dem Zuge nicht fort kann.

Holl.: Hij is als de ooijevaar, die den troep niet volgen kan, en alleen achter bleef. (Harrebomée, II, 146a.)

*54 Es ist mir als wenn der Storch einen Frosch bekommen hat. (Meiningen.)

Noch so hohl im Magen, der nach mehr verlangt.

*55 Met den Stöerken im Process siyn. (Westf.)

*56 Mit den Störchen im Process liegen.

Dünne Beine, keine Waden haben.

*57 Nun brat' mir einer einen Storch, aber die Beine knusprig. (Bautzen.)

*58 Nun brat' mir einer einen Storchen. (Rottenburg.)

*59 Nu brate mir einer einen Storch, aber einen milchernen!

In Berlin. Ausruf des Erstaunens, der Verwunderung und des Unglaubens. (Trachsel, 54.)

*60 Sie wollen Störche sein und vertilgen Pfannkuchen statt Frösche.

*61 Vertell mi nuscht vom Storch sîne Hinderbêne.Frischbier2, 3650.

Zur Abweisung unwahrer oder abgeschmackter Erzählungen.

*62 Viel Störch' und wenig Frösche.

„Viel Störche wären so, doch wenig Frösche da, wächst uns hier Brot und Bier wie in Utopia.“ (Keller, 176a.)

*63 Wenn d' Storche 's erst Emtbirrli1 g'seh, so göh si furt. (Solothurn.) – Schild, 107, 70.

1) Ein Schober von Emt.

*64 Wie tritt der Storch unter den Fröschen so hoch einher.Eiselein, 580.


Storchbein.

* Er hat Storchbeine.

Lang und dünn.


Störchlein.

Die Störchlein wollen dem Storch vorklappern.Altmann VI, 487.

Holl.: Hij heeft ooijevaarsbeenen. (Harrebomée, II, 146b.)


Storchnest.

* Er hält ein pommersches Storchennest für Salat.Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 221.


Storchschnabel.

* Einem den Storchschnabel stechen.

„Sobald er den Rücken kehrt, machen sie ihm Eselsohren, schlagen sie ihm den Muf nach oder stechen ihm den Storchschnabel.“ (Eiselein, 580.)


Storchschnabeln.

* En bötschen (bischen) stärk storchschnabeln. (Meurs.) – Firmenich, I, 406, 378.


[Spaltenumbruch]
Stören.

*1 Nach dem Stören brennen die Kohlen heller.

2 Störe keine Wespen und Hornissen.


Störenfried.

* Er ist ein Störenfried.


Störfang.

Störfang bringt auch Caviar mit sich.


Störi.

* Der kommt nicht zum Störi anschneiden.

Wird von den Mädchen nicht begünstigt. (S. Heirathsbrot.)


Story.

Gute Stories1 und gute Grumbieren2 sind net planty3. (Pennsylv.-deutsch.) – Der Morgenstern. Doylestown, Pennsylvanien vom 17. Juli 1850.

1) Erzählungen, der Plural vom englischen Story.

2) Grundbirnen, Kartoffeln.

3) Häufig, reichlich, das englische plenty. Das pennsylvanische Deutsch ist aus der von der ältern deutschen Einwanderung mitgebrachten deutschen Mundart und den vorherschend schwäbischen darunter gemischten englischen, aber deutsch behandelten Wörtern entstanden, und findet sich bisweilen in den vorherrschend deutschen Landbezirken Pennsylvaniens als Schriftsprache in den für die Landbewohner bestimmten Kreis- oder Countyzeitungen.


Störzhans.

Die Störtzhansen und Marterhansen thun's nicht.Luther, Gen., VI, 76b.


Storzmesser.

Stortzmesser vnnd Marterhanse thuns nicht, es müssen ander Leut sein.Petri, II, 542; Luther, Gen., IV, 77a.


Stoss.

1 Die Stösse der Jugend fühlt man im Alter.

2 Ein Stoss ans Schienenbein macht läutere Augen.Eiselein, 581; Simrock, 9934.

3 Ein Stoss macht ein Ding lang schwanken.

Frz.: Bien poussé longuement chaucelle. (Leroux, II, 182.)

4 Harte Stösse lehren wohl.

Holl.: Harde schekken leeren wel. (Harrebomée, II, 256a.)

5 Man muss einen Stoss ertragen können.

Holl.: Men zal een' stoot mogen ontstaan. (Harrebomée, II, 300a.)

6 Nicht jeder Stoss gibt einen Aal.

Wer auf den Aalfang geht, muss oft vielmal stossen, ehe er einen Aal trifft und fängt.

Dän.: Aal stangeren slaaer mangt et forgieves slag. (Prov. dan., 3.)

*7 Einem einen guten Stoss verleihen.

Ueber den geschichtlichen Ursprung dieser französischen Redensart vgl. Dove, 1124.

Frz.: Donner un coup de Jamac.

*8 Et (he) kann en gôden Stôt verdragen. (Holst.) – Schütze, IV, 402.

Kann was aushalten.


Stossärmel.

Wer einen geflickten Stossärmel hat, muss die Hände zu Hause lassen.Winckler, IV, 47.


Stösselwein.

* Es ist Stösselwein.

Im Jahre 1816 erfroren die Trauben sammt dem Holze, ehe sie reif wurden. An manchen Orten mussten sie mit den Stengeln zerstossen werden, daher man diesen Wein, so schlecht man ihn seit hundert Jahren nicht gehabt hatte, „Stösselwein“ nannte. (Vgl. J. Franck, Jahresbericht der Lateinschule in Edenkoben für das Jahr 1873-74, S. 15.)


Stossen.

1 Deu (der) sick stött an'n Spier (Hälmchen) Strau, werd suin Lieben (Leben) nich frau. (Lippe.) – Firmenich, I, 269; hochdeutsch bei Simrock, 2812.

2 Gestossen oder geschlagen ist gleich, sagte der Richter.

Ein Angeklagter entschuldigte sich nämlich damit, dass er nicht geschlagen, sondern nur gestossen habe.

Böhm.: Hodmo, bodmo, vše bije. (Čelakovský, 318.)

3 Ick heff et stott, ick heff et vriewen (gerieben), bat der nitt af es gân, es drane bliewen (Iserlohn.) – Woeste, 77, 294; Firmenich, III, 187, 69.

Lässt man Wäscherinnen sagen, um ihre Arbeit zu schildern; was nicht abgegangen ist, das ist daran geblieben.

4 Man muss so lange stossen, bis man Butter bekommt.

Dän.: Man skal kjerne til man feesser smør. (Prov. dan., 380.)


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[[442]/0448] Storch ist übrigens nicht blos ein Kinder-, sondern überhaupt ein segenbringender Vogel, weshalb die Landleute sich freuen, wenn er auf ihren Häusern und Scheunen nistet. Man erleichtert ihm daher seine Ansiedelung besonders dadurch, dass man ihm als Grund zu seinem Nestbau ein Wagenrad auf die Dachfirsten legt. Auch von prophetischer Bedeutung ist es, in welcher Weise man Meister Langbein (Langebên) zuerst im Frühjahr erblickt. Wer zuerst einen fliegenden Storch erblickt, der wird auch das ganze Jahr hindurch fleissig sein, wogegen der auf dem Neste sitzende Unthätigkeit andeutet. Als Attilla die Stadt Aquileja lange vergeblich belagert hatte und eben abziehen wollte, bemerkte er, dass die Störche ihre Jungen aus den auf den Häusern der Stadt befindlichen Nestern forttrugen. Diese Wahrnehmung benutzte er, seinem Heere neuen Muth einzuflössen. Die Vögel sagte er, sind der Zukunft kundig; sie räumen ihre Nester, die Stadt kann sich nicht mehr halten. Er griff an und zerstörte die Stadt. (Vgl. Der Storch, eine Thier- und Culturstudie von Th. Bondi im Hausfreund, 1872, S. 748.) *49 Der Storch hat die Mutter ins Bein gebissen. Mit dieser Redensart erklärt man den Kindern die Krankheit entbundener Mütter. Man bringt sie in Zusammenhang mit der mythologischen Vorstellung von Geburten aus dem Bein. (Vgl. Manhardt, Germ. Mythologie, S. 305.) *50 Er ist Storch und Klappermaul. – Eiselein, 580; Simrock, 9933. *51 Er ist wie der Storch, er sucht immer sein Nest wieder. Von denen, die gern daheim sind. *52 Er lobt den Storch, damit er ihm über's Jahr rothe Schuhe bringe. – Simrock, 9932; Braun, I, 4311; Körte, 5752. *53 Es ist ein Storch, der mit dem Zuge nicht fort kann. Holl.: Hij is als de ooijevaar, die den troep niet volgen kan, en alleen achter bleef. (Harrebomée, II, 146a.) *54 Es ist mir als wenn der Storch einen Frosch bekommen hat. (Meiningen.) Noch so hohl im Magen, der nach mehr verlangt. *55 Met den Stöerken im Process siyn. (Westf.) *56 Mit den Störchen im Process liegen. Dünne Beine, keine Waden haben. *57 Nun brat' mir einer einen Storch, aber die Beine knusprig. (Bautzen.) *58 Nun brat' mir einer einen Storchen. (Rottenburg.) *59 Nu brate mir einer einen Storch, aber einen milchernen! In Berlin. Ausruf des Erstaunens, der Verwunderung und des Unglaubens. (Trachsel, 54.) *60 Sie wollen Störche sein und vertilgen Pfannkuchen statt Frösche. *61 Vertell mi nuscht vom Storch sîne Hinderbêne. – Frischbier2, 3650. Zur Abweisung unwahrer oder abgeschmackter Erzählungen. *62 Viel Störch' und wenig Frösche. „Viel Störche wären so, doch wenig Frösche da, wächst uns hier Brot und Bier wie in Utopia.“ (Keller, 176a.) *63 Wenn d' Storche 's erst Emtbirrli1 g'seh, so göh si furt. (Solothurn.) – Schild, 107, 70. 1) Ein Schober von Emt. *64 Wie tritt der Storch unter den Fröschen so hoch einher. – Eiselein, 580. Storchbein. * Er hat Storchbeine. Lang und dünn. Störchlein. Die Störchlein wollen dem Storch vorklappern. – Altmann VI, 487. Holl.: Hij heeft ooijevaarsbeenen. (Harrebomée, II, 146b.) Storchnest. * Er hält ein pommersches Storchennest für Salat. – Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 221. Storchschnabel. * Einem den Storchschnabel stechen. „Sobald er den Rücken kehrt, machen sie ihm Eselsohren, schlagen sie ihm den Muf nach oder stechen ihm den Storchschnabel.“ (Eiselein, 580.) Storchschnabeln. * En bötschen (bischen) stärk storchschnabeln. (Meurs.) – Firmenich, I, 406, 378. Stören. *1 Nach dem Stören brennen die Kohlen heller. 2 Störe keine Wespen und Hornissen. Störenfried. * Er ist ein Störenfried. Störfang. Störfang bringt auch Caviar mit sich. Störi. * Der kommt nicht zum Störi anschneiden. Wird von den Mädchen nicht begünstigt. (S. Heirathsbrot.) Story. Gute Stories1 und gute Grumbieren2 sind net planty3. (Pennsylv.-deutsch.) – Der Morgenstern. Doylestown, Pennsylvanien vom 17. Juli 1850. 1) Erzählungen, der Plural vom englischen Story. 2) Grundbirnen, Kartoffeln. 3) Häufig, reichlich, das englische plenty. Das pennsylvanische Deutsch ist aus der von der ältern deutschen Einwanderung mitgebrachten deutschen Mundart und den vorherschend schwäbischen darunter gemischten englischen, aber deutsch behandelten Wörtern entstanden, und findet sich bisweilen in den vorherrschend deutschen Landbezirken Pennsylvaniens als Schriftsprache in den für die Landbewohner bestimmten Kreis- oder Countyzeitungen. Störzhans. Die Störtzhansen und Marterhansen thun's nicht. – Luther, Gen., VI, 76b. Storzmesser. Stortzmesser vnnd Marterhanse thuns nicht, es müssen ander Leut sein. – Petri, II, 542; Luther, Gen., IV, 77a. Stoss. 1 Die Stösse der Jugend fühlt man im Alter. 2 Ein Stoss ans Schienenbein macht läutere Augen. – Eiselein, 581; Simrock, 9934. 3 Ein Stoss macht ein Ding lang schwanken. Frz.: Bien poussé longuement chaucelle. (Leroux, II, 182.) 4 Harte Stösse lehren wohl. Holl.: Harde schekken leeren wel. (Harrebomée, II, 256a.) 5 Man muss einen Stoss ertragen können. Holl.: Men zal een' stoot mogen ontstaan. (Harrebomée, II, 300a.) 6 Nicht jeder Stoss gibt einen Aal. Wer auf den Aalfang geht, muss oft vielmal stossen, ehe er einen Aal trifft und fängt. Dän.: Aal stangeren slaaer mangt et forgieves slag. (Prov. dan., 3.) *7 Einem einen guten Stoss verleihen. Ueber den geschichtlichen Ursprung dieser französischen Redensart vgl. Dove, 1124. Frz.: Donner un coup de Jamac. *8 Et (he) kann en gôden Stôt verdragen. (Holst.) – Schütze, IV, 402. Kann was aushalten. Stossärmel. Wer einen geflickten Stossärmel hat, muss die Hände zu Hause lassen. – Winckler, IV, 47. Stösselwein. * Es ist Stösselwein. Im Jahre 1816 erfroren die Trauben sammt dem Holze, ehe sie reif wurden. An manchen Orten mussten sie mit den Stengeln zerstossen werden, daher man diesen Wein, so schlecht man ihn seit hundert Jahren nicht gehabt hatte, „Stösselwein“ nannte. (Vgl. J. Franck, Jahresbericht der Lateinschule in Edenkoben für das Jahr 1873-74, S. 15.) Stossen. 1 Deu (der) sick stött an'n Spier (Hälmchen) Strau, werd suin Lieben (Leben) nich frau. (Lippe.) – Firmenich, I, 269; hochdeutsch bei Simrock, 2812. 2 Gestossen oder geschlagen ist gleich, sagte der Richter. Ein Angeklagter entschuldigte sich nämlich damit, dass er nicht geschlagen, sondern nur gestossen habe. Böhm.: Hodmo, bodmo, vše bije. (Čelakovský, 318.) 3 Ick heff et stott, ick heff et vriewen (gerieben), bat der nitt af es gân, es drane bliewen (Iserlohn.) – Woeste, 77, 294; Firmenich, III, 187, 69. Lässt man Wäscherinnen sagen, um ihre Arbeit zu schildern; was nicht abgegangen ist, das ist daran geblieben. 4 Man muss so lange stossen, bis man Butter bekommt. Dän.: Man skal kjerne til man feesser smør. (Prov. dan., 380.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [442]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/448>, abgerufen am 25.04.2024.