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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] 11 Strafe den Guten, und er wird besser; strafe den Bösen, und er wird schlimmer.

12 Strafen ist leicht, bessern schwer.

Frz.: Reprendre est bien-aise mal-aise de mieux faire. (Kritzinger, 606a.)

13 Straff dich vor selbst, ehe du andere vrtheilest. - Petri, II, 542.

14 Straffen macht auss vnwilligen vnd vngehorsamen willige vnd gehorsame Leut. - Lehmann, 734, 81.

15 Straft die Tochter, meint die Schnur.

16 Was einer am andern straffet, das hat er offt selbst. - Henisch, 847, 54; Petri, II, 593.

17 Was niemand straft, straft Gott.

18 Wen man empfindlich strafen will, dem geb' man ein Weib, das brav ihn drill'.

19 Wen straffet die Gottes handt, deme nimbt sie Witz vnd verstandt. - Lehmann, 831, 44; Sprichwörterschatz, 177; Gaal, 798.

Was der Rathschluss Gottes über uns beschlossen, werden wir mit unserm Verstande nicht ändern.

20 Wenn man einen straft, schreckt man (oder: so spiegeln sich) die andern.

Lat.: Poena unius est multorum metus. (Philippi, II, 100; Seybold, 448; Sutor, 338.)

21 Wer andere strafen will, muss bei sich selbst anfangen. - Simrock, 9946.

Mhd.: Wie sol der straffen weib und man, der sich selb nit straffen kan. (Wolkenstein.) (Zingerle, 143.)

22 Wer andere strafen will, muss selbst ohne Fehler sein.

Lat.: Turpe est doctori, cum culpa redarguit ipsum. (Gaal, 1491.)

23 Wer andere strafet ohne Scheu, schau', dass er selbst ohn' Tadel sei. - Seybold, 559.

24 Wer andere will straffen, soll sein Laster vor abschaffen.

Lat.: Si culpare velis, culpabilis esse cavebis. (Sutor, 201.)

25 Wer da wyll straffen mich vnd die meynnen, der pruffe erst, was do mangelt ihme vnd den seinnen; findt er kein mangel an yhme odder den seinnen, so straff er alsdann mich vnd die meynnen. - Latendorf, Jahrbuch, 263.

26 Wer einen straft, droht (straft) hundert. - Simrock, 9945; Körte, 5755; Graf, 340, 330.

Grundsatz der Abschreckungstheorie im Strafrecht.

Frz.: Qui un punit, cent menace. (Bohn I, 53.)

It.: Chi castiga uno, mette paura a cento. - Chi uno ne castiga molti altri ne minaccia. (Pazzaglia, 48, 1 u. 6; Bohn I, 86.)

27 Wer nicht strafen kann, der kann auch nicht belohnen (begnadigen, verzeihen).

Frz.: Ne sait point pardonner, que ne sait pas punir. (Cahier, 1247.)

28 Wer nicht straft die Missethat, selber schuldig ist der That. - Simrock, 9943.

29 Willst du strafen mich und Meine, sieh vorher auf dich und Deine; wenn kein Fehler findet sich, alsdann komm und strafe mich. - Simrock, 7012; Körte, 4195; Gaal, 1491; Braun, I, 2654.

Schwed.: Den som wil straffa mig och mitt, han gange först heem till sitt; finner han intet feel med sig, sa komme igen och straffe mig. (Grubb, 154.)

30 Wilt du straffen ander lewt, biss von sünden selbst gefreyt. - Werdea, Ciiij.

31 Wiltu ander leut straffen vnd lehren, so thu dich zum ersten bekeren.

Lat.: Tunc alios culpa, cum tu fueris sine culpa. (Loci comm., 66.)

32 Wo man nicht straft, sündigt man ohne Scheu.

*33 Damöt straf Gott keinen Judejung'! (Dönhofstädt.)

It.: Chi castiga i mal fattori, a che gl' altri sian migliori. (Pazzaglia, 51, 4.)

*34 Einen straffen, dass es jm in der solen wehe thut. - Mathesius, Postilla, I, LIXb.


Strafer.

Es gibt viel straffer vnd heisser vnd viel lasser vnd seuffer. - Mathesy, 117b.


[Spaltenumbruch]
Straff.

Zu straff gespannt, zerspringt der Bogen. - Büchmann, 34.

In Schiller's Wilhelm Tell (3. Scene, 3. Act) richtet Rudenz diese Worte an den Landvogt, über dessen Grausamkeit empört.


Strafgericht.

So weit ein Strafgericht geht, so weit reicht auch der Forst. - Eisenhart, 197; Estor, I, 1006; Blum, 748; Pistor., II, 51; Hertius, II, 16; Hillebrand, 62, 89; Simrock, 9949; Meichsner, 277; Graf, 131, 401.

Unter Strafgericht wird hier die peinliche Gerichtsbarkeit verstanden. So weit jemand diese Gerichtsbarkeit besitzt, sagt das Sprichwort, gehört demselben auch die Jagd- und Forstgerechtigkeit. In unsern Tagen hat das Sprichwort diese Bedeutung verloren, weil peinliche Gerichtsbarkeit und Jagdrecht keine voneinander abhängige Rechte sind, das Jagdrecht überhaupt auf Menschen wie auf Thiere für die frühern Besitzer desselben wesentlich beschränkt worden ist.


Strafprediger.

* Strafprediger, straf dach.

Jüd.-deutsch: Moachiach - straf diach! (Tendlau, 328.)


Strahl.

Möt de Strahl ön de Schal'. (Samland.) - Frischbier2, 3653.

Aus der Hand in den Mund. Vom Melken entlehnt, um zu sagen, dass die von der Kuh gewonnene Milch sofort verzehrt werde.


Strähl.

* Sie sind über ein Strähl g'schore'. - Sutermeister, 84.

Mit Bezug auf ein paar Personen, von denen eine dreissig, die andere ein halb Schock werth ist, eine so viel oder so wenig wie die andere taugt. In diesem Sinne werden auch folgende a. a. O. befindlichen Redensarten angewandt: Es sind Bed die Bessere. Es ist Heiri (Heini) wie Hans. Binz und Benz hend enand troffe. Sie hend's wie d' Buebe, wenn se Füssli tröhle, der schlimmer ist alliwül oben uff.


Strählen.

1 Me cha nid strähle1, wo kes Hor ist. (Luzern.)

Strählen = kämmen, von Strähl, der Kamm. (Stalder, II, 405.)

2 Wos nützt 's Strähle, wo ke Hoor is! (Luzern.) - Schweiz, II, 243, 34.


Sträk.

God (soll) Sträk (Ordnung) seyn Struk un krigt sin Fru bim Buk.


Straken.

* Vör straken un achter kleien. - Dähnert, 466a.

Falsche und verstellte Liebkosungen machen.


Stramm.

1 Immer stramm auf dem Damm.

2 Je strammer, je besser, sagte die Frau, als sie ihrem Manne eine Pfeife stopfte.

Holl.: Ik zal het er wat stijf in douwen, zei Ritsert tegen Fijtje, en hij stopte eene pijp tabak. (Harrebomee, I, 191.)

3 Stramm on barft. (Natangen.) - Frischbier2, 3654.

Stolz und barfuss.

4 Stramm on barft, lett on nackt, koddrig on lostig. (Angerburg.) - Frischbier2, 3655.

5 Wer will stramm gahne, mot vel usstahne. - Frischbier2, 3656.


Strammbulstrig.

* Er ist strammbulstrig. - Frischbier2, 3657.

Aufgeblasen, widerspenstig.


Strand.

1 Am Strande ist das Seewasser billig. - Altmann V, 112.

In den Sprichwörtern der russischen Küstenländer hat der Strand eine wichtige Rolle, so heisst es: Am Strande ist der Damm stolzer, als wo er ins Meer ausläuft. - Der Strand begrenzt nicht das Meer, sondern das Meer den Strand. (Altmann V, 83 u. 87.) Flacher Strand und seichte See sind gern beisammen. - Man kann wol an jedem Strande scheitern, aber nicht an jedem anlegen. - Wenn man am Strande ist, haben die Riffe nichts zu bedeuten. (Altmann VI, 75 u. 83.) - Die am Strande wohnen, sprechen gern von Schiffen. Wer am Strande ist, hat nicht mehr weit zum Meer. Der Strand verräth das Meer. (Altmann VI, 396 u. 397.)

Holl.: De derde streng maekt den kobel. (Harrebomee, II, 213a.)

2 Vom Strande aus ist das Meer am schönsten.

Die Russen: Vom hohen Strande ist sicher aufs Meer schauen. (Altmann VI, 396 u. 397.)

*3 Am Strande stehen und nach dem Meere fragen.

Die Russen: Wer am Strande steht und nach dem Meere fragt, mag wol blind sein. (Altmann V, 111.)

[Spaltenumbruch] 11 Strafe den Guten, und er wird besser; strafe den Bösen, und er wird schlimmer.

12 Strafen ist leicht, bessern schwer.

Frz.: Reprendre est bien-aisé mal-aisé de mieux faire. (Kritzinger, 606a.)

13 Straff dich vor selbst, ehe du andere vrtheilest.Petri, II, 542.

14 Straffen macht auss vnwilligen vnd vngehorsamen willige vnd gehorsame Leut.Lehmann, 734, 81.

15 Straft die Tochter, meint die Schnur.

16 Was einer am andern straffet, das hat er offt selbst.Henisch, 847, 54; Petri, II, 593.

17 Was niemand straft, straft Gott.

18 Wen man empfindlich strafen will, dem geb' man ein Weib, das brav ihn drill'.

19 Wen straffet die Gottes handt, deme nimbt sie Witz vnd verstandt.Lehmann, 831, 44; Sprichwörterschatz, 177; Gaal, 798.

Was der Rathschluss Gottes über uns beschlossen, werden wir mit unserm Verstande nicht ändern.

20 Wenn man einen straft, schreckt man (oder: so spiegeln sich) die andern.

Lat.: Poena unius est multorum metus. (Philippi, II, 100; Seybold, 448; Sutor, 338.)

21 Wer andere strafen will, muss bei sich selbst anfangen.Simrock, 9946.

Mhd.: Wie sol der straffen weib und man, der sich selb nit straffen kan. (Wolkenstein.) (Zingerle, 143.)

22 Wer andere strafen will, muss selbst ohne Fehler sein.

Lat.: Turpe est doctori, cum culpa redarguit ipsum. (Gaal, 1491.)

23 Wer andere strafet ohne Scheu, schau', dass er selbst ohn' Tadel sei.Seybold, 559.

24 Wer andere will straffen, soll sein Laster vor abschaffen.

Lat.: Si culpare velis, culpabilis esse cavebis. (Sutor, 201.)

25 Wer da wyll straffen mich vnd die meynnen, der pruffe erst, was do mangelt ihme vnd den seinnen; findt er kein mangel an yhme odder den seinnen, so straff er alsdann mich vnd die meynnen.Latendorf, Jahrbuch, 263.

26 Wer einen straft, droht (straft) hundert.Simrock, 9945; Körte, 5755; Graf, 340, 330.

Grundsatz der Abschreckungstheorie im Strafrecht.

Frz.: Qui un punit, cent menace. (Bohn I, 53.)

It.: Chi castiga uno, mette paura a cento. – Chi uno nè castiga molti altri nè minaccia. (Pazzaglia, 48, 1 u. 6; Bohn I, 86.)

27 Wer nicht strafen kann, der kann auch nicht belohnen (begnadigen, verzeihen).

Frz.: Ne sait point pardonnér, que ne sait pas punir. (Cahier, 1247.)

28 Wer nicht straft die Missethat, selber schuldig ist der That.Simrock, 9943.

29 Willst du strafen mich und Meine, sieh vorher auf dich und Deine; wenn kein Fehler findet sich, alsdann komm und strafe mich.Simrock, 7012; Körte, 4195; Gaal, 1491; Braun, I, 2654.

Schwed.: Den som wil straffa mig och mitt, han gånge först heem till sitt; finner han intet feel med sig, så komme igen och straffe mig. (Grubb, 154.)

30 Wilt du straffen ander lewt, biss von sünden selbst gefreyt.Werdea, Ciiij.

31 Wiltu ander leut straffen vnd lehren, so thu dich zum ersten bekeren.

Lat.: Tunc alios culpa, cum tu fueris sine culpa. (Loci comm., 66.)

32 Wo man nicht straft, sündigt man ohne Scheu.

*33 Damöt straf Gott keinen Judejung'! (Dönhofstädt.)

It.: Chi castiga i mal fattori, à che gl' altri sian migliori. (Pazzaglia, 51, 4.)

*34 Einen straffen, dass es jm in der solen wehe thut.Mathesius, Postilla, I, LIXb.


Strafer.

Es gibt viel straffer vnd heisser vnd viel lasser vnd seuffer.Mathesy, 117b.


[Spaltenumbruch]
Straff.

Zu straff gespannt, zerspringt der Bogen.Büchmann, 34.

In Schiller's Wilhelm Tell (3. Scene, 3. Act) richtet Rudenz diese Worte an den Landvogt, über dessen Grausamkeit empört.


Strafgericht.

So weit ein Strafgericht geht, so weit reicht auch der Forst.Eisenhart, 197; Estor, I, 1006; Blum, 748; Pistor., II, 51; Hertius, II, 16; Hillebrand, 62, 89; Simrock, 9949; Meichsner, 277; Graf, 131, 401.

Unter Strafgericht wird hier die peinliche Gerichtsbarkeit verstanden. So weit jemand diese Gerichtsbarkeit besitzt, sagt das Sprichwort, gehört demselben auch die Jagd- und Forstgerechtigkeit. In unsern Tagen hat das Sprichwort diese Bedeutung verloren, weil peinliche Gerichtsbarkeit und Jagdrecht keine voneinander abhängige Rechte sind, das Jagdrecht überhaupt auf Menschen wie auf Thiere für die frühern Besitzer desselben wesentlich beschränkt worden ist.


Strafprediger.

* Strafprediger, straf dach.

Jüd.-deutsch: Moachiach – straf diach! (Tendlau, 328.)


Strahl.

Möt de Strahl ön de Schal'. (Samland.) – Frischbier2, 3653.

Aus der Hand in den Mund. Vom Melken entlehnt, um zu sagen, dass die von der Kuh gewonnene Milch sofort verzehrt werde.


Strähl.

* Sie sind über ein Strähl g'schore'.Sutermeister, 84.

Mit Bezug auf ein paar Personen, von denen eine dreissig, die andere ein halb Schock werth ist, eine so viel oder so wenig wie die andere taugt. In diesem Sinne werden auch folgende a. a. O. befindlichen Redensarten angewandt: Es sind Bêd die Bessere. Es ist Heiri (Heini) wie Hans. Binz und Benz hend enand troffe. Sie hend's wie d' Buebe, wenn se Füssli tröhle, der schlimmer ist alliwül oben uff.


Strählen.

1 Me cha nid strähle1, wo kes Hor ist. (Luzern.)

Strählen = kämmen, von Strähl, der Kamm. (Stalder, II, 405.)

2 Wos nützt 's Strähle, wo ke Hoor is! (Luzern.) – Schweiz, II, 243, 34.


Sträk.

God (soll) Sträk (Ordnung) seyn Struk un krigt sin Fru bim Buk.


Straken.

* Vör straken un achter kleien.Dähnert, 466a.

Falsche und verstellte Liebkosungen machen.


Stramm.

1 Immer stramm auf dem Damm.

2 Je strammer, je besser, sagte die Frau, als sie ihrem Manne eine Pfeife stopfte.

Holl.: Ik zal het er wat stijf in douwen, zei Ritsert tegen Fijtje, en hij stopte eene pijp tabak. (Harrebomée, I, 191.)

3 Stramm on barft. (Natangen.) – Frischbier2, 3654.

Stolz und barfuss.

4 Stramm on barft, lett on nackt, koddrig on lostig. (Angerburg.) – Frischbier2, 3655.

5 Wer will stramm gahne, mot vêl usstahne.Frischbier2, 3656.


Strammbulstrig.

* Er ist strammbulstrig.Frischbier2, 3657.

Aufgeblasen, widerspenstig.


Strand.

1 Am Strande ist das Seewasser billig.Altmann V, 112.

In den Sprichwörtern der russischen Küstenländer hat der Strand eine wichtige Rolle, so heisst es: Am Strande ist der Damm stolzer, als wo er ins Meer ausläuft. – Der Strand begrenzt nicht das Meer, sondern das Meer den Strand. (Altmann V, 83 u. 87.) Flacher Strand und seichte See sind gern beisammen. – Man kann wol an jedem Strande scheitern, aber nicht an jedem anlegen. – Wenn man am Strande ist, haben die Riffe nichts zu bedeuten. (Altmann VI, 75 u. 83.) – Die am Strande wohnen, sprechen gern von Schiffen. Wer am Strande ist, hat nicht mehr weit zum Meer. Der Strand verräth das Meer. (Altmann VI, 396 u. 397.)

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Die Russen: Vom hohen Strande ist sicher aufs Meer schauen. (Altmann VI, 396 u. 397.)

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[[445]/0451] 11 Strafe den Guten, und er wird besser; strafe den Bösen, und er wird schlimmer. 12 Strafen ist leicht, bessern schwer. Frz.: Reprendre est bien-aisé mal-aisé de mieux faire. (Kritzinger, 606a.) 13 Straff dich vor selbst, ehe du andere vrtheilest. – Petri, II, 542. 14 Straffen macht auss vnwilligen vnd vngehorsamen willige vnd gehorsame Leut. – Lehmann, 734, 81. 15 Straft die Tochter, meint die Schnur. 16 Was einer am andern straffet, das hat er offt selbst. – Henisch, 847, 54; Petri, II, 593. 17 Was niemand straft, straft Gott. 18 Wen man empfindlich strafen will, dem geb' man ein Weib, das brav ihn drill'. 19 Wen straffet die Gottes handt, deme nimbt sie Witz vnd verstandt. – Lehmann, 831, 44; Sprichwörterschatz, 177; Gaal, 798. Was der Rathschluss Gottes über uns beschlossen, werden wir mit unserm Verstande nicht ändern. 20 Wenn man einen straft, schreckt man (oder: so spiegeln sich) die andern. Lat.: Poena unius est multorum metus. (Philippi, II, 100; Seybold, 448; Sutor, 338.) 21 Wer andere strafen will, muss bei sich selbst anfangen. – Simrock, 9946. Mhd.: Wie sol der straffen weib und man, der sich selb nit straffen kan. (Wolkenstein.) (Zingerle, 143.) 22 Wer andere strafen will, muss selbst ohne Fehler sein. Lat.: Turpe est doctori, cum culpa redarguit ipsum. (Gaal, 1491.) 23 Wer andere strafet ohne Scheu, schau', dass er selbst ohn' Tadel sei. – Seybold, 559. 24 Wer andere will straffen, soll sein Laster vor abschaffen. Lat.: Si culpare velis, culpabilis esse cavebis. (Sutor, 201.) 25 Wer da wyll straffen mich vnd die meynnen, der pruffe erst, was do mangelt ihme vnd den seinnen; findt er kein mangel an yhme odder den seinnen, so straff er alsdann mich vnd die meynnen. – Latendorf, Jahrbuch, 263. 26 Wer einen straft, droht (straft) hundert. – Simrock, 9945; Körte, 5755; Graf, 340, 330. Grundsatz der Abschreckungstheorie im Strafrecht. Frz.: Qui un punit, cent menace. (Bohn I, 53.) It.: Chi castiga uno, mette paura a cento. – Chi uno nè castiga molti altri nè minaccia. (Pazzaglia, 48, 1 u. 6; Bohn I, 86.) 27 Wer nicht strafen kann, der kann auch nicht belohnen (begnadigen, verzeihen). Frz.: Ne sait point pardonnér, que ne sait pas punir. (Cahier, 1247.) 28 Wer nicht straft die Missethat, selber schuldig ist der That. – Simrock, 9943. 29 Willst du strafen mich und Meine, sieh vorher auf dich und Deine; wenn kein Fehler findet sich, alsdann komm und strafe mich. – Simrock, 7012; Körte, 4195; Gaal, 1491; Braun, I, 2654. Schwed.: Den som wil straffa mig och mitt, han gånge först heem till sitt; finner han intet feel med sig, så komme igen och straffe mig. (Grubb, 154.) 30 Wilt du straffen ander lewt, biss von sünden selbst gefreyt. – Werdea, Ciiij. 31 Wiltu ander leut straffen vnd lehren, so thu dich zum ersten bekeren. Lat.: Tunc alios culpa, cum tu fueris sine culpa. (Loci comm., 66.) 32 Wo man nicht straft, sündigt man ohne Scheu. *33 Damöt straf Gott keinen Judejung'! (Dönhofstädt.) It.: Chi castiga i mal fattori, à che gl' altri sian migliori. (Pazzaglia, 51, 4.) *34 Einen straffen, dass es jm in der solen wehe thut. – Mathesius, Postilla, I, LIXb. Strafer. Es gibt viel straffer vnd heisser vnd viel lasser vnd seuffer. – Mathesy, 117b. Straff. Zu straff gespannt, zerspringt der Bogen. – Büchmann, 34. In Schiller's Wilhelm Tell (3. Scene, 3. Act) richtet Rudenz diese Worte an den Landvogt, über dessen Grausamkeit empört. Strafgericht. So weit ein Strafgericht geht, so weit reicht auch der Forst. – Eisenhart, 197; Estor, I, 1006; Blum, 748; Pistor., II, 51; Hertius, II, 16; Hillebrand, 62, 89; Simrock, 9949; Meichsner, 277; Graf, 131, 401. Unter Strafgericht wird hier die peinliche Gerichtsbarkeit verstanden. So weit jemand diese Gerichtsbarkeit besitzt, sagt das Sprichwort, gehört demselben auch die Jagd- und Forstgerechtigkeit. In unsern Tagen hat das Sprichwort diese Bedeutung verloren, weil peinliche Gerichtsbarkeit und Jagdrecht keine voneinander abhängige Rechte sind, das Jagdrecht überhaupt auf Menschen wie auf Thiere für die frühern Besitzer desselben wesentlich beschränkt worden ist. Strafprediger. * Strafprediger, straf dach. Jüd.-deutsch: Moachiach – straf diach! (Tendlau, 328.) Strahl. Möt de Strahl ön de Schal'. (Samland.) – Frischbier2, 3653. Aus der Hand in den Mund. Vom Melken entlehnt, um zu sagen, dass die von der Kuh gewonnene Milch sofort verzehrt werde. Strähl. * Sie sind über ein Strähl g'schore'. – Sutermeister, 84. Mit Bezug auf ein paar Personen, von denen eine dreissig, die andere ein halb Schock werth ist, eine so viel oder so wenig wie die andere taugt. In diesem Sinne werden auch folgende a. a. O. befindlichen Redensarten angewandt: Es sind Bêd die Bessere. Es ist Heiri (Heini) wie Hans. Binz und Benz hend enand troffe. Sie hend's wie d' Buebe, wenn se Füssli tröhle, der schlimmer ist alliwül oben uff. Strählen. 1 Me cha nid strähle1, wo kes Hor ist. (Luzern.) Strählen = kämmen, von Strähl, der Kamm. (Stalder, II, 405.) 2 Wos nützt 's Strähle, wo ke Hoor is! (Luzern.) – Schweiz, II, 243, 34. Sträk. God (soll) Sträk (Ordnung) seyn Struk un krigt sin Fru bim Buk. Straken. * Vör straken un achter kleien. – Dähnert, 466a. Falsche und verstellte Liebkosungen machen. Stramm. 1 Immer stramm auf dem Damm. 2 Je strammer, je besser, sagte die Frau, als sie ihrem Manne eine Pfeife stopfte. Holl.: Ik zal het er wat stijf in douwen, zei Ritsert tegen Fijtje, en hij stopte eene pijp tabak. (Harrebomée, I, 191.) 3 Stramm on barft. (Natangen.) – Frischbier2, 3654. Stolz und barfuss. 4 Stramm on barft, lett on nackt, koddrig on lostig. (Angerburg.) – Frischbier2, 3655. 5 Wer will stramm gahne, mot vêl usstahne. – Frischbier2, 3656. Strammbulstrig. * Er ist strammbulstrig. – Frischbier2, 3657. Aufgeblasen, widerspenstig. Strand. 1 Am Strande ist das Seewasser billig. – Altmann V, 112. In den Sprichwörtern der russischen Küstenländer hat der Strand eine wichtige Rolle, so heisst es: Am Strande ist der Damm stolzer, als wo er ins Meer ausläuft. – Der Strand begrenzt nicht das Meer, sondern das Meer den Strand. (Altmann V, 83 u. 87.) Flacher Strand und seichte See sind gern beisammen. – Man kann wol an jedem Strande scheitern, aber nicht an jedem anlegen. – Wenn man am Strande ist, haben die Riffe nichts zu bedeuten. (Altmann VI, 75 u. 83.) – Die am Strande wohnen, sprechen gern von Schiffen. Wer am Strande ist, hat nicht mehr weit zum Meer. Der Strand verräth das Meer. (Altmann VI, 396 u. 397.) Holl.: De derde streng maekt den kobel. (Harrebomée, II, 213a.) 2 Vom Strande aus ist das Meer am schönsten. Die Russen: Vom hohen Strande ist sicher aufs Meer schauen. (Altmann VI, 396 u. 397.) *3 Am Strande stehen und nach dem Meere fragen. Die Russen: Wer am Strande steht und nach dem Meere fragt, mag wol blind sein. (Altmann V, 111.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [445]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/451>, abgerufen am 25.04.2024.