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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] *3 De Streue schüttle. - Michel, 260; Nefflen, 455.

Ein böses Spiel machen, nachtheiliges Urtheil gegen andere bereiten.

*4 Streu machen.

Etwas wegwerfen, verschleudern, verschwenderisch damit umgehen.

*5 Weder Streu noch Bett.


Streuen.

1 Je mehr man streut, desto mehr Mist wird.

Frz.: Et plus met-on de paille en l'estable et plus y a de fumier. (Leroux, I, 49.)

*2 Da ist zum Streuen und Vorlegen.

Es ist Ueberfluss, mehr als nöthig ist, vorhanden.

Jüd.-deutsch: Mit an Ojdef, d. i. mit Zugabe.


Streve.

* Sik to Streve sett'n. - Eichwald, 1856.


Strich.

1 Die stärksten Striche geben nicht gerade die schönste Musik.

Engl.: The greatest strokes make noth the best musik. (Bohn II, 19.)

2 God Sträk, segt Strauk, un kreigt sein Frau bein Bauk. - Hoefer, 1013.

*3 Das geht wider den Strich.

Engl.: It goeth against the grain. (Bohn II, 163.)

*4 Das ist ein Strich durch seine Rechnung.

Holl.: Hij krijgt eene streep door zijne rekening. (Harrebomee, II, 313a.)

*5 Den habe ich auf dem Strich. - Klix, 80.

*6 Einem einen Strich durch die Rechnung machen. - Eiselein, 582; Körte, 5768a; Dove, 881; Lohrengel, I, 617; Braun, I, 4304.

Ueber die Redensart: Einen Strich durch die Rechnung machen verweist Pistorius (Vorw. 62) auf Nolden, De success ab intest. Auch einem Gastwirth hat man folgende Grabschrift gemacht: "Oft hat er mit doppelter Kreide ums Geld seine Gäste gebracht, bis endlich der Tod ihm gehörig einen Strich durch die Rechnung gemacht."

Frz.: Il me trouverai en son chemin.

*7 Einen (etwas) auf dem Strich haben. - Frommann, III, 353; Frischbier2, 3663.

Wol aus der Jägersprache entlehnt. Wer feindselige Gesinnung gegen jemand hegt und jede Gelegenheit benutzt, demselben zu schaden, oder auch, wenn man einen im Scherz zur Zielscheibe des Witzes macht. (S. Zug.)

*8 Einen Strich aus der Pfanne bekommen.

*9 Einen Strich dahinter (dazwischen) ziehen. - Murner, Vom gr. luth. Narren.

*10 Einen Strich durch etwas gehen lassen.

"Ich hob es doch vormals abgthon, ein strich da hindurch lassen gon." (Murner, Vom gr. luth. Narren, in Kloster, X, 56.)

*11 Er hält den rechten Strich.

Von jemand, der den rechten Weg einschlägt, um zu seinem Ziele zu gelangen, weil Strich (Linie) halten, in der Schiffahrt bezeichnet, das Fahrzeug nach einem bestimmten Striche des Kompasses gerichtet halten.

*12 Er ist von seinem Strich.

Vom Kranken.

*13 Er ist wieder auf seinen Strich gekommen.

Seine Gesundheit ist wiederhergestellt.

*14 Es isch em e Strich dür d' Rächnig g'gange. (Solothurn.) - Schild, 94, 413.

*15 Gegen den Strich barbieren.

*16 Hei eak en Striek. (Westf.)

Ist berauscht.

*17 Nun auch keinen Strich mehr.

Wagner erzählt die Entstehungsart dieser Redensart wie folgt: "Ein trauernder Fürst, dem nichts mehr ein Lächeln abgewinnen konnte, gab seinem Arzte Hoffnung, von Schwermuth noch einmal geheilt zu werden, wenn man ihn zu einem herzhaften Lachen bringen könne. Dem Fürsten, der besonders schwermüthige Musik sehr liebte, wurde ein Concert veranstaltet. Der Musikdirector mit den zahlreichen Geigenspielern wollten den Fürsten im Augenblick seines Eintritts in den Saal durch eine vollständige Harmonie überraschen. Der Arzt hatte aber die kurze Zeit, welche zwischen der Stimmung der Instrumente und dem Eintritt des Fürsten vergangen war und während welcher die Musiker auf eine gegebene Veranlassung sich aus dem Orchester hatten entfernen müssen, dazu benutzt, sämmtliche Bogen der Instrumente heimlich mit Seife bestreichen zu lassen. Bei Erscheinung des Fürsten war nun alles in voller Thätigkeit, durch wiederholtes Streichen und gewaltsames Aufdrücken auf die versagenden Instrumente Töne zu erzwingen, bis endlich einer der Musiker im höchsten Verdruss rief: "Nun, Herr Gevatter, auch keinen Strich mehr!" Dieser Ausruf des Unwillens und das Sonderbare der [Spaltenumbruch] vergeblich streichenden Musiker brachte bei dem Fürsten, den man kurz vorher mit dem Scherz bekannt gemacht hatte, dermassen zum lauten Lachen, dass der Arzt seinen Zweck glücklich erreichte."

*18 Sie geht auf den Strich.

Sie geht auf den Gassen umher, um Liebhaber anzulocken.

Frz.: Cette femme court la pretantaine. (Lendroy, 1245.)

*19 Vber den strich kommen. - Henisch, 756, 37.

In einer Sache zu weit gehen.

Lat.: Vagari ultra terminum. (Henisch, 756, 38.)

*20 Wider den Strich bürsten. - Kritzinger, 578.


Strick.

1 A lichter der Schträk, dieste biester dat Gläk. (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 694.

2 Am Strick müssen sterben, die mehr verzehren als erwerben. - Lohrengel, I, 45.

3 An diesem Strick hängt unser Glück, sagte der Schulze, da hing er das Bild des Landraths aus dem Fenster.

4 An einem goldenen Stricke führt der Hase den Löwen. - Binder II, 1947.

5 An einem schwachen Stricke darf man nicht stark ziehen.

Holl.: Aan een kwaden reep moet men zachtjes trekken. (Harrebomee, II, 341b.)

6 An Stricke bindet man die Ochsen, an Unterschriften die Bauern.

7 Biäter dör 't Stricke fallen, as opgehangen. (Grafschaft Mark.) - Woeste, 77, 291.

8 Der Strick ist besser als der Dieb. - Moscherosch, 116.

9 Der Strick ist entzwei, und wir sind frei.

10 Der Strick trägt keinen klugen Mann.

Die Russen ähnlich: Der Strick würde reissen, wenn ein weisser Mann sich hängen wollte. (Altmann VI, 498.)

11 Der zieht einen langen Strick, der eines andern Tod begehrt.

Frz.: A longue corde tire, qui la mort d'autrui desire. (Kritzinger, 173a.)

12 Die einen Strick zu sehr anspannen, den bleiben die Enden in der Hand.

Holl.: Die het touwtje te hard trekken, krijgen de einden in de hand. (Harrebomee, II, 341b.)

13 Ein dreifacher Strick wird nicht bald zerrissen. - Graf, 202, 143.

In Bezug auf Erbfolge s. Nähen und Schnur 2, vgl. Pred. Sal. 4, 9.. Freunde, die einig sind, besiegt man nicht. "Ein dreyfach stryk wird nit bald zerbrochen." (Brant.) Ein afrikanischer Negerstamm hat das Sprichwort: Ein Strick nach dem andern, so wird auch ein Panther gebunden.

14 Ein langer Strick reisst eher als ein kurzer.

15 Ein Strick kann an viel Galgen dienen.

16 Einen guten Strick zerreisst man nicht leicht.

Böhm.: Provaz nepretrhne jeden. (Celakovsky, 358.)

17 Es ist kein Strick lang (stark) genug, die Wahrheit (das Recht) zu erdrosseln.

18 Es ist kein Strick so lang, man findet sein End'. - Auerbach, Dorfgesch., III, 253.

19 Hebt man auch den Strick auff von der Erden, der noch nicht gehangen hat? - Petri, II, 375.

20 In die Stricke, die man andern legt, fällt man gemeiniglich selber.

"Es kompt, wenn einer denkt zu laden auf seine nechste schand und schaden, das in dieselbe stricke fellt, die er eim andern hat gestellt." (Waldis, I, 54.)

21 Je ärger Strick (Schelm), je besser Glück. (S. Mensch 599 und Schelm 68-71.) - Simrock, 9975; Lohrengel, II, 391.

In Ostfriesland: Je guader Strick, je groter Glück. (Kern, 1561.). In Ostpreussen: Je gröter (doller) dat Ströck, je gröter dat Glöck.

Engl.: The more knave the better luck. (Gaal, 772.)

Lat.: Mopso Nisa datur. (Virgil.) (Binder I, 999; II, 1884; Fischer, 137, 97; Kruse, 562; Philippi, I, 255; Seybold, 310.)

Wend.: Wjetsi selma, wjetse zbozo. (Celakovsky, 153.)

22 Je grötter (arger) Strick, je grötter (beter) Glück. (Oldenburg.) - Weserzeitung, 4097; Schütze, I, 46; IV, 212; für Paderborn: Firmenich, I, 362, 13; für Altmark: Danneil, 276; hochdeutsch bei Körte, 5767; Laus. Magazin, XXX, 252.

Nach Ansicht der Oldenburger folgt das Glück nicht der verständigen Berechnung, es ist vielmehr mit Dummheit, Trägheit und Leichtsinn im Bunde.

[Spaltenumbruch] *3 De Streue schüttle.Michel, 260; Nefflen, 455.

Ein böses Spiel machen, nachtheiliges Urtheil gegen andere bereiten.

*4 Streu machen.

Etwas wegwerfen, verschleudern, verschwenderisch damit umgehen.

*5 Weder Streu noch Bett.


Streuen.

1 Je mehr man streut, desto mehr Mist wird.

Frz.: Et plus met-on de paille en l'estable et plus y a de fumier. (Leroux, I, 49.)

*2 Da ist zum Streuen und Vorlegen.

Es ist Ueberfluss, mehr als nöthig ist, vorhanden.

Jüd.-deutsch: Mit an Ojdef, d. i. mit Zugabe.


Streve.

* Sik to Streve sett'n.Eichwald, 1856.


Strich.

1 Die stärksten Striche geben nicht gerade die schönste Musik.

Engl.: The greatest strokes make noth the best musik. (Bohn II, 19.)

2 Gôd Sträk, segt Strûk, un krîgt sîn Frû bîn Bûk.Hoefer, 1013.

*3 Das geht wider den Strich.

Engl.: It goeth against the grain. (Bohn II, 163.)

*4 Das ist ein Strich durch seine Rechnung.

Holl.: Hij krijgt eene streep door zijne rekening. (Harrebomée, II, 313a.)

*5 Den habe ich auf dem Strich.Klix, 80.

*6 Einem einen Strich durch die Rechnung machen.Eiselein, 582; Körte, 5768a; Dove, 881; Lohrengel, I, 617; Braun, I, 4304.

Ueber die Redensart: Einen Strich durch die Rechnung machen verweist Pistorius (Vorw. 62) auf Nolden, De success ab intest. Auch einem Gastwirth hat man folgende Grabschrift gemacht: „Oft hat er mit doppelter Kreide ums Geld seine Gäste gebracht, bis endlich der Tod ihm gehörig einen Strich durch die Rechnung gemacht.“

Frz.: Il me trouverai en son chemin.

*7 Einen (etwas) auf dem Strich haben.Frommann, III, 353; Frischbier2, 3663.

Wol aus der Jägersprache entlehnt. Wer feindselige Gesinnung gegen jemand hegt und jede Gelegenheit benutzt, demselben zu schaden, oder auch, wenn man einen im Scherz zur Zielscheibe des Witzes macht. (S. Zug.)

*8 Einen Strich aus der Pfanne bekommen.

*9 Einen Strich dahinter (dazwischen) ziehen.Murner, Vom gr. luth. Narren.

*10 Einen Strich durch etwas gehen lassen.

„Ich hob es doch vormals abgthon, ein strich da hindurch lassen gon.“ (Murner, Vom gr. luth. Narren, in Kloster, X, 56.)

*11 Er hält den rechten Strich.

Von jemand, der den rechten Weg einschlägt, um zu seinem Ziele zu gelangen, weil Strich (Linie) halten, in der Schiffahrt bezeichnet, das Fahrzeug nach einem bestimmten Striche des Kompasses gerichtet halten.

*12 Er ist von seinem Strich.

Vom Kranken.

*13 Er ist wieder auf seinen Strich gekommen.

Seine Gesundheit ist wiederhergestellt.

*14 Es isch em e Strich dür d' Rächnig g'gange. (Solothurn.) – Schild, 94, 413.

*15 Gegen den Strich barbieren.

*16 Hei eak en Striek. (Westf.)

Ist berauscht.

*17 Nun auch keinen Strich mehr.

Wagner erzählt die Entstehungsart dieser Redensart wie folgt: „Ein trauernder Fürst, dem nichts mehr ein Lächeln abgewinnen konnte, gab seinem Arzte Hoffnung, von Schwermuth noch einmal geheilt zu werden, wenn man ihn zu einem herzhaften Lachen bringen könne. Dem Fürsten, der besonders schwermüthige Musik sehr liebte, wurde ein Concert veranstaltet. Der Musikdirector mit den zahlreichen Geigenspielern wollten den Fürsten im Augenblick seines Eintritts in den Saal durch eine vollständige Harmonie überraschen. Der Arzt hatte aber die kurze Zeit, welche zwischen der Stimmung der Instrumente und dem Eintritt des Fürsten vergangen war und während welcher die Musiker auf eine gegebene Veranlassung sich aus dem Orchester hatten entfernen müssen, dazu benutzt, sämmtliche Bogen der Instrumente heimlich mit Seife bestreichen zu lassen. Bei Erscheinung des Fürsten war nun alles in voller Thätigkeit, durch wiederholtes Streichen und gewaltsames Aufdrücken auf die versagenden Instrumente Töne zu erzwingen, bis endlich einer der Musiker im höchsten Verdruss rief: “Nun, Herr Gevatter, auch keinen Strich mehr!„ Dieser Ausruf des Unwillens und das Sonderbare der [Spaltenumbruch] vergeblich streichenden Musiker brachte bei dem Fürsten, den man kurz vorher mit dem Scherz bekannt gemacht hatte, dermassen zum lauten Lachen, dass der Arzt seinen Zweck glücklich erreichte.“

*18 Sie geht auf den Strich.

Sie geht auf den Gassen umher, um Liebhaber anzulocken.

Frz.: Cette femme court la prétantaine. (Lendroy, 1245.)

*19 Vber den strich kommen.Henisch, 756, 37.

In einer Sache zu weit gehen.

Lat.: Vagari ultra terminum. (Henisch, 756, 38.)

*20 Wider den Strich bürsten.Kritzinger, 578.


Strick.

1 A lichter der Schträk, dieste biéster dat Gläk. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 694.

2 Am Strick müssen sterben, die mehr verzehren als erwerben.Lohrengel, I, 45.

3 An diesem Strick hängt unser Glück, sagte der Schulze, da hing er das Bild des Landraths aus dem Fenster.

4 An einem goldenen Stricke führt der Hase den Löwen.Binder II, 1947.

5 An einem schwachen Stricke darf man nicht stark ziehen.

Holl.: Aan een kwaden reep moet men zachtjes trekken. (Harrebomée, II, 341b.)

6 An Stricke bindet man die Ochsen, an Unterschriften die Bauern.

7 Biäter dör 't Stricke fallen, as opgehangen. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 77, 291.

8 Der Strick ist besser als der Dieb.Moscherosch, 116.

9 Der Strick ist entzwei, und wir sind frei.

10 Der Strick trägt keinen klugen Mann.

Die Russen ähnlich: Der Strick würde reissen, wenn ein weisser Mann sich hängen wollte. (Altmann VI, 498.)

11 Der zieht einen langen Strick, der eines andern Tod begehrt.

Frz.: A longue corde tire, qui la mort d'autrui desire. (Kritzinger, 173a.)

12 Die einen Strick zu sehr anspannen, den bleiben die Enden in der Hand.

Holl.: Die het touwtje te hard trekken, krijgen de einden in de hand. (Harrebomée, II, 341b.)

13 Ein dreifacher Strick wird nicht bald zerrissen.Graf, 202, 143.

In Bezug auf Erbfolge s. Nähen und Schnur 2, vgl. Pred. Sal. 4, 9.. Freunde, die einig sind, besiegt man nicht. „Ein dreyfach stryk wird nit bald zerbrochen.“ (Brant.) Ein afrikanischer Negerstamm hat das Sprichwort: Ein Strick nach dem andern, so wird auch ein Panther gebunden.

14 Ein langer Strick reisst eher als ein kurzer.

15 Ein Strick kann an viel Galgen dienen.

16 Einen guten Strick zerreisst man nicht leicht.

Böhm.: Provaz nepřetrhne jeden. (Čelakovsky, 358.)

17 Es ist kein Strick lang (stark) genug, die Wahrheit (das Recht) zu erdrosseln.

18 Es ist kein Strick so lang, man findet sein End'.Auerbach, Dorfgesch., III, 253.

19 Hebt man auch den Strick auff von der Erden, der noch nicht gehangen hat?Petri, II, 375.

20 In die Stricke, die man andern legt, fällt man gemeiniglich selber.

„Es kompt, wenn einer denkt zu laden auf seine nechste schand und schaden, das in dieselbe stricke fellt, die er eim andern hat gestellt.“ (Waldis, I, 54.)

21 Je ärger Strick (Schelm), je besser Glück. (S. Mensch 599 und Schelm 68-71.) – Simrock, 9975; Lohrengel, II, 391.

In Ostfriesland: Je guader Strick, je groter Glück. (Kern, 1561.). In Ostpreussen: Je gröter (doller) dat Ströck, je gröter dat Glöck.

Engl.: The more knave the better luck. (Gaal, 772.)

Lat.: Mopso Nisa datur. (Virgil.) (Binder I, 999; II, 1884; Fischer, 137, 97; Kruse, 562; Philippi, I, 255; Seybold, 310.)

Wend.: Wjetši šelma, wjetše zbožo. (Čelakovsky, 153.)

22 Je grötter (arger) Strick, je grötter (beter) Glück. (Oldenburg.) – Weserzeitung, 4097; Schütze, I, 46; IV, 212; für Paderborn: Firmenich, I, 362, 13; für Altmark: Danneil, 276; hochdeutsch bei Körte, 5767; Laus. Magazin, XXX, 252.

Nach Ansicht der Oldenburger folgt das Glück nicht der verständigen Berechnung, es ist vielmehr mit Dummheit, Trägheit und Leichtsinn im Bunde.

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[[455]/0461] *3 De Streue schüttle. – Michel, 260; Nefflen, 455. Ein böses Spiel machen, nachtheiliges Urtheil gegen andere bereiten. *4 Streu machen. Etwas wegwerfen, verschleudern, verschwenderisch damit umgehen. *5 Weder Streu noch Bett. Streuen. 1 Je mehr man streut, desto mehr Mist wird. Frz.: Et plus met-on de paille en l'estable et plus y a de fumier. (Leroux, I, 49.) *2 Da ist zum Streuen und Vorlegen. Es ist Ueberfluss, mehr als nöthig ist, vorhanden. Jüd.-deutsch: Mit an Ojdef, d. i. mit Zugabe. Streve. * Sik to Streve sett'n. – Eichwald, 1856. Strich. 1 Die stärksten Striche geben nicht gerade die schönste Musik. Engl.: The greatest strokes make noth the best musik. (Bohn II, 19.) 2 Gôd Sträk, segt Strûk, un krîgt sîn Frû bîn Bûk. – Hoefer, 1013. *3 Das geht wider den Strich. Engl.: It goeth against the grain. (Bohn II, 163.) *4 Das ist ein Strich durch seine Rechnung. Holl.: Hij krijgt eene streep door zijne rekening. (Harrebomée, II, 313a.) *5 Den habe ich auf dem Strich. – Klix, 80. *6 Einem einen Strich durch die Rechnung machen. – Eiselein, 582; Körte, 5768a; Dove, 881; Lohrengel, I, 617; Braun, I, 4304. Ueber die Redensart: Einen Strich durch die Rechnung machen verweist Pistorius (Vorw. 62) auf Nolden, De success ab intest. Auch einem Gastwirth hat man folgende Grabschrift gemacht: „Oft hat er mit doppelter Kreide ums Geld seine Gäste gebracht, bis endlich der Tod ihm gehörig einen Strich durch die Rechnung gemacht.“ Frz.: Il me trouverai en son chemin. *7 Einen (etwas) auf dem Strich haben. – Frommann, III, 353; Frischbier2, 3663. Wol aus der Jägersprache entlehnt. Wer feindselige Gesinnung gegen jemand hegt und jede Gelegenheit benutzt, demselben zu schaden, oder auch, wenn man einen im Scherz zur Zielscheibe des Witzes macht. (S. Zug.) *8 Einen Strich aus der Pfanne bekommen. *9 Einen Strich dahinter (dazwischen) ziehen. – Murner, Vom gr. luth. Narren. *10 Einen Strich durch etwas gehen lassen. „Ich hob es doch vormals abgthon, ein strich da hindurch lassen gon.“ (Murner, Vom gr. luth. Narren, in Kloster, X, 56.) *11 Er hält den rechten Strich. Von jemand, der den rechten Weg einschlägt, um zu seinem Ziele zu gelangen, weil Strich (Linie) halten, in der Schiffahrt bezeichnet, das Fahrzeug nach einem bestimmten Striche des Kompasses gerichtet halten. *12 Er ist von seinem Strich. Vom Kranken. *13 Er ist wieder auf seinen Strich gekommen. Seine Gesundheit ist wiederhergestellt. *14 Es isch em e Strich dür d' Rächnig g'gange. (Solothurn.) – Schild, 94, 413. *15 Gegen den Strich barbieren. *16 Hei eak en Striek. (Westf.) Ist berauscht. *17 Nun auch keinen Strich mehr. Wagner erzählt die Entstehungsart dieser Redensart wie folgt: „Ein trauernder Fürst, dem nichts mehr ein Lächeln abgewinnen konnte, gab seinem Arzte Hoffnung, von Schwermuth noch einmal geheilt zu werden, wenn man ihn zu einem herzhaften Lachen bringen könne. Dem Fürsten, der besonders schwermüthige Musik sehr liebte, wurde ein Concert veranstaltet. Der Musikdirector mit den zahlreichen Geigenspielern wollten den Fürsten im Augenblick seines Eintritts in den Saal durch eine vollständige Harmonie überraschen. Der Arzt hatte aber die kurze Zeit, welche zwischen der Stimmung der Instrumente und dem Eintritt des Fürsten vergangen war und während welcher die Musiker auf eine gegebene Veranlassung sich aus dem Orchester hatten entfernen müssen, dazu benutzt, sämmtliche Bogen der Instrumente heimlich mit Seife bestreichen zu lassen. Bei Erscheinung des Fürsten war nun alles in voller Thätigkeit, durch wiederholtes Streichen und gewaltsames Aufdrücken auf die versagenden Instrumente Töne zu erzwingen, bis endlich einer der Musiker im höchsten Verdruss rief: “Nun, Herr Gevatter, auch keinen Strich mehr!„ Dieser Ausruf des Unwillens und das Sonderbare der vergeblich streichenden Musiker brachte bei dem Fürsten, den man kurz vorher mit dem Scherz bekannt gemacht hatte, dermassen zum lauten Lachen, dass der Arzt seinen Zweck glücklich erreichte.“ *18 Sie geht auf den Strich. Sie geht auf den Gassen umher, um Liebhaber anzulocken. Frz.: Cette femme court la prétantaine. (Lendroy, 1245.) *19 Vber den strich kommen. – Henisch, 756, 37. In einer Sache zu weit gehen. Lat.: Vagari ultra terminum. (Henisch, 756, 38.) *20 Wider den Strich bürsten. – Kritzinger, 578. Strick. 1 A lichter der Schträk, dieste biéster dat Gläk. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 694. 2 Am Strick müssen sterben, die mehr verzehren als erwerben. – Lohrengel, I, 45. 3 An diesem Strick hängt unser Glück, sagte der Schulze, da hing er das Bild des Landraths aus dem Fenster. 4 An einem goldenen Stricke führt der Hase den Löwen. – Binder II, 1947. 5 An einem schwachen Stricke darf man nicht stark ziehen. Holl.: Aan een kwaden reep moet men zachtjes trekken. (Harrebomée, II, 341b.) 6 An Stricke bindet man die Ochsen, an Unterschriften die Bauern. 7 Biäter dör 't Stricke fallen, as opgehangen. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 77, 291. 8 Der Strick ist besser als der Dieb. – Moscherosch, 116. 9 Der Strick ist entzwei, und wir sind frei. 10 Der Strick trägt keinen klugen Mann. Die Russen ähnlich: Der Strick würde reissen, wenn ein weisser Mann sich hängen wollte. (Altmann VI, 498.) 11 Der zieht einen langen Strick, der eines andern Tod begehrt. Frz.: A longue corde tire, qui la mort d'autrui desire. (Kritzinger, 173a.) 12 Die einen Strick zu sehr anspannen, den bleiben die Enden in der Hand. Holl.: Die het touwtje te hard trekken, krijgen de einden in de hand. (Harrebomée, II, 341b.) 13 Ein dreifacher Strick wird nicht bald zerrissen. – Graf, 202, 143. In Bezug auf Erbfolge s. Nähen und Schnur 2, vgl. Pred. Sal. 4, 9.. Freunde, die einig sind, besiegt man nicht. „Ein dreyfach stryk wird nit bald zerbrochen.“ (Brant.) Ein afrikanischer Negerstamm hat das Sprichwort: Ein Strick nach dem andern, so wird auch ein Panther gebunden. 14 Ein langer Strick reisst eher als ein kurzer. 15 Ein Strick kann an viel Galgen dienen. 16 Einen guten Strick zerreisst man nicht leicht. Böhm.: Provaz nepřetrhne jeden. (Čelakovsky, 358.) 17 Es ist kein Strick lang (stark) genug, die Wahrheit (das Recht) zu erdrosseln. 18 Es ist kein Strick so lang, man findet sein End'. – Auerbach, Dorfgesch., III, 253. 19 Hebt man auch den Strick auff von der Erden, der noch nicht gehangen hat? – Petri, II, 375. 20 In die Stricke, die man andern legt, fällt man gemeiniglich selber. „Es kompt, wenn einer denkt zu laden auf seine nechste schand und schaden, das in dieselbe stricke fellt, die er eim andern hat gestellt.“ (Waldis, I, 54.) 21 Je ärger Strick (Schelm), je besser Glück. (S. Mensch 599 und Schelm 68-71.) – Simrock, 9975; Lohrengel, II, 391. In Ostfriesland: Je guader Strick, je groter Glück. (Kern, 1561.). In Ostpreussen: Je gröter (doller) dat Ströck, je gröter dat Glöck. Engl.: The more knave the better luck. (Gaal, 772.) Lat.: Mopso Nisa datur. (Virgil.) (Binder I, 999; II, 1884; Fischer, 137, 97; Kruse, 562; Philippi, I, 255; Seybold, 310.) Wend.: Wjetši šelma, wjetše zbožo. (Čelakovsky, 153.) 22 Je grötter (arger) Strick, je grötter (beter) Glück. (Oldenburg.) – Weserzeitung, 4097; Schütze, I, 46; IV, 212; für Paderborn: Firmenich, I, 362, 13; für Altmark: Danneil, 276; hochdeutsch bei Körte, 5767; Laus. Magazin, XXX, 252. Nach Ansicht der Oldenburger folgt das Glück nicht der verständigen Berechnung, es ist vielmehr mit Dummheit, Trägheit und Leichtsinn im Bunde.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [455]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/461>, abgerufen am 18.04.2024.