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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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Stückchen.

*1 Ein Stückchen gehen.

Die Landleute in der Niederlausitz verstehen darunter: einen Tanz machen. Komm wir wollen "ein Stückchen gehen" ist die Aufforderung zum Tanz. Das Mädchen sagt, sie habe gestern Abend mit Nachbars A. drei Stückchen gemacht.

*2 En Stückschen ut de Musekist. (Holst.) - Schütze, IV, 216.

Von schlechter Musik.

*3 Sein Stückchen machen.

Frz.: Ils firent le faut. - Tirer du vinaigre. (Kritzinger, 637b u. 718a.)


Stucken.

* 'T staukt' sück as Kuks sin Schermei.

1) Auch stakt, stockt, bleibt stehen. (Stürenburg, 271a.)


Stücklein.

1 Auf Stücklein schmeckt ein Schlücklein.

2 We' zon Stück'l de'schaff'n is, kimmt zo koan Loab'l; we' zon Loab'l de'schaff'n is, kimmt zo koan Stück'l. (Innsbruck.) - Frommann, VI, 36, 55.

*3 Einem a Stickla feirgeiga, doass ar an Woanschmerlade fer an Softschniete oasahn sol.

Ein schlesischer Bauer will eine Injurienklage aufnehmen lassen, wobei er erfährt, dass dies nicht angehe, weil er keine Zeugen anzugeben habe. Da bemerkt er: "Doas is mer lieb, zunder (jetzunder) war ich meine Geschichte mit N. salber ausmache. Ich war ihm, verstieht sich au on Zeige, a Stikla feirgeiga u. s. w. oasohn sol. Morne frih war ich ei a Pusch gihn un mir an Fiedelbog'n huln." (Schles. Provinzialbl., 1871, S. 69.) Saftschnitte = ein Schnitte, die statt mit Butter, mit irgendeinem Fruchtsaft, Pflaumen-, Apfelmus bestrichen ist.

*4 Es ist ein Stückli vo Begersberg. - Sutermeister, 52.

Auch: Stückli vo Birgisch, Gersau, Hegnau, Merlige, Mund. Oder: er macht birgischer, gersauer, hegnauer, merliger, natischer Stücke. (Sutermeister, 89.) (S. Thorenbubenarbeit.)

*5 Es ist ein weilheimer Stücklein. - Eiselein, 636.

In Schlesien: polkwitzer Stücklein.


Stud.

* Er het em uf d' Stude1 geschlage, bis der Stock gnappet het. (Solothurn.) - Schweiz, II, 72, 2.

1) Stud = Pfosten, Säule. Verkleinerungsform = Stüdli. Er hat schöne Stüdli, d. h. starke Beine und Waden. (Vgl. Stalder, II, 413.)


Studehauer.

* Bendlikoner Studehauer. (S. Kropf 3.) - Sutermeister, 51.


Student.

1 Aus einem Studenten kann alles werden.

Er kann zum Strassenräuber herabsinken und zu höchsten Ehrenstellen gelangen. Aehnlich ein jüdisch-deutsches Sprichwort: Aus a Bucher (Talmudjünger) ün aus a Hacht macht män alle Gerecht (Gerichte). (Blass, 6.) Darüber, was sich aus einem Bocher (Talmudstudenten) machen lässt. (vgl. Jellinek, Der jüdische Stamm, S. 176.)

2 Die einen Studenten bestohlen han, haben beraubt zehn andere Mann.

Das Sprichwort nimmt an, dats das, was ein Student besitzt, meist nur geliehenes Gut ist.

Engl.: Who robs a scholar, robs twenty men. (Bohn II, 567.)

3 Die lustigsten (ärgsten) Studenten geben die besten (frömmsten) Pfarrer. - Pistor., I, 87; Eiselein, 508; Simrock, 9992.

Die Lehre vom menschlichen Verderben kann natürlich der am besten vortragen, der selber verderbt oder in der Verderbniss gewesen ist. Ueber die hauptsächlich von Theologen besuchte Universität zu Paris berichtet ihr Official vom Jahre 1218: "Es gibt hier viele Kleriker und Studirende die bei Tag und bei Nacht viele Leute verwunden, andere tödten, Weiber rauben, Jungfrauen entehren, in Häusser einbrechen und Diebstähle und viele andere Abscheulichkeiten oft und viel begehen." (Boulay, Histoires univ., Paris, III, 95.) Ueber das obige Sprichwort (vgl. ferner G. H. Goetzoi Observationes theologicae in paroemiam: Die ärgsten Studenten u. s. w., Leipzig, 1723.)

4 Ein Student hat gewöhnlich drei Krankheiten: Armuth, Grind und Stolz.

Lat.: Studiosum esse animal scabiosum, aereus pecunia. (Facet., 114.)

5 Ein student, so bücherloss, sie seyn geschaffen, wie sie wollen, könnens doch nicht aussrichten, dass sie sollen. - Zinkgref, IV, 397.

[Spaltenumbruch] 6 Ein verdorbener Student gibt einen guten Buchführer oder Lantzknecht. - Petri, II, 231.

Holl.: Een verloren scholier geeft een' goed krijgsman. (Harrebomee, II, 256a.)

7 Je ärger Student, je frömmer Pastor. - Simrock, 9991; Körte, 5782; Braun, I, 4337.

Ueber das wüste Treiben der Studenten früherer Zeit sagt Prof. W. Heider: "Das öffentliche Collegium besucht der Student fast niemals; er hört keine Lection. Früh schläft er bis neun, die Zeit bis Mittag bringt er zu, die Haare zu kämmen, zu krümmen, zu putzen, nach Läusen zu stellen, oder doch die Sauffinnen und Schwäre im Gesicht auszudrücken." (Vgl. Steger's Ergänzungs-Conversations-Lexikon, 1856, XII, 129 fg.)

8 Je lustiger der Student, je besser der Pfaff. (Luzern.) - Schweiz, II, 243, 54.

9 Junge Studenten wissen im ersten Jahr alles, im andern zweiffeln sie, im dritten fahen sie erst an zu lernen. - Petri, II, 411.

Die Russen: Kommt der Narr das erste mal von der hohen Schule, so ist er gewiss darüber, dass die Hand fünf Finger hat, kommt er das letzte mal aus derselben, so ist er im Zweifel darüber, ob sie vier Finger habe oder sechs. (Altmann VI, 463.)

10 Mach' jungen Studenten nicht Qualen, sie könnten später dir's bezahlen. - Ehrmann, 183.

11 Studenden, Faulenden. (Trier.) - Laven, 193, 111.

12 Studenten sind ohne Renten. - Petri, III, 11.

13 Studenten trinken Wein und lassen das Wasser den Bauern, die nicht verstehen Latein.

Holl.: De studenten drinken wijn, het water is voor boeren; daarvoor spreken zij Latijn waar die lomperds nog op loeren. (Harrebomee, II, 317b.)

14 Studenten und Soldaten sind allzeit frölich. - Gruter, III, 84; Lehmann, II, 580, 108.

15 Studentes, Soldates(!) Musici and Pfaffen hat Gott all' zur Qual erschaffen; es ist ein sonderbar Gesind und schlaft dem Mann bei Weib und Kind. (Brünn.)

16 Wenn die Studenten auf Ferien gehen, wird viel geflennt.

In Böhmen, um zu sagen, dass es dann in der Regel oft regnet.

17 Wenn ein Student aus Ungarn oder Siebenbürgen nach Frankfurt a. d. O. reist, so darf er sich die Bacchantenhörner nicht abstossen lassen, weil diesem Volke die Hörner von den Türken genug abgestossen werden. - Berckenmeyer, 400.

18 Wer die Studenten will betrüben, den will ich in den Ofen schieben.

Im Jahre 1792 hatten die Studenten Jena verlassen, und die Bürger befürchteten, sie würden nach Erfurt ziehen. Die Freude der Stadt war daher gross, als sie wieder einzogen. Man empfing sie unter Kanonendonner, zog ihnen mit Fahnen entgegen, spendete ihnen Fässer Weins und erleuchtete abends die Stadt. Es fehlte nicht an Transparenten. Der obige Vera leuchtete vor dem Hause eines Bäckers und lebte seiner zeit im Munde des Volks jener Gegend. (Braun, Bibliothek des Frohsinns, III, 2, 52.)

*19 Da geht unser Student, sagen die Greifswalder.

Um eitle Selbstüberhebung zu verspotten. Von dem alten Witz, dass der einzige greifswalder Student, wenn er sporenklingend durch die Strassen schritt, die gesammte Bürgerschaft an die Fenster trieb und zu dem obigen Ausruf veranlasste. (Vgl. Morgenzeitung, Breslau 1861, Nr. 126.)

*20 Der Student hängt ihm noch an. - Mayer, II, 122; Braun, I, 4340.

*21 Der Student schlägt ihn in den Nacken. (S. Polak 2.)

*22 Ein weesper Student.

Was in Oesterreich ein bairischer Edelmann, d. i. ein Schwein.

Holl.: Het is een Weesper student. (Harrebomee, II, 317b.)

*23 Er ist schon ein alter Student. - Mayer, II, 122.

*24 Mit solchen Studenten muss man nicht auf den Markt gehen.

In Oberösterreich werden Pferde, die den Koller haben, allgemein Studenten genannt.

*25 Student hat's Fidle verbrennt. (Schwaben.)

Spottruf der Kinder.


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Stückchen.

*1 Ein Stückchen gehen.

Die Landleute in der Niederlausitz verstehen darunter: einen Tanz machen. Komm wir wollen „ein Stückchen gehen“ ist die Aufforderung zum Tanz. Das Mädchen sagt, sie habe gestern Abend mit Nachbars A. drei Stückchen gemacht.

*2 Ên Stückschen ut de Musekist. (Holst.) – Schütze, IV, 216.

Von schlechter Musik.

*3 Sein Stückchen machen.

Frz.: Ils firent le faut. – Tirer du vinaigre. (Kritzinger, 637b u. 718a.)


Stucken.

* 'T stûkt' sück as Kuks sin Schermei.

1) Auch stakt, stockt, bleibt stehen. (Stürenburg, 271a.)


Stücklein.

1 Auf Stücklein schmeckt ein Schlücklein.

2 We' zon Stück'l de'schaff'n is, kimmt zo koan Loab'l; we' zon Loab'l de'schaff'n is, kimmt zo koan Stück'l. (Innsbruck.) – Frommann, VI, 36, 55.

*3 Einem a Stickla fîrgeiga, doass ar an Woanschmêrlade fer an Softschniete oasahn sol.

Ein schlesischer Bauer will eine Injurienklage aufnehmen lassen, wobei er erfährt, dass dies nicht angehe, weil er keine Zeugen anzugeben habe. Da bemerkt er: „Doas is mer lieb, zunder (jetzunder) war ich meine Geschichte mit N. salber ausmache. Ich war ihm, verstieht sich au on Zeige, a Stikla fîrgeiga u. s. w. oasohn sol. Morne frih war ich ei a Pusch gihn un mir an Fiedelbog'n huln.“ (Schles. Provinzialbl., 1871, S. 69.) Saftschnitte = ein Schnitte, die statt mit Butter, mit irgendeinem Fruchtsaft, Pflaumen-, Apfelmus bestrichen ist.

*4 Es ist ein Stückli vo Begersberg.Sutermeister, 52.

Auch: Stückli vo Birgisch, Gersau, Hegnau, Merlige, Mund. Oder: er macht birgischer, gersauer, hegnauer, merliger, natischer Stücke. (Sutermeister, 89.) (S. Thorenbubenarbeit.)

*5 Es ist ein weilheimer Stücklein.Eiselein, 636.

In Schlesien: polkwitzer Stücklein.


Stud.

* Er het em uf d' Stude1 geschlage, bis der Stock gnappet het. (Solothurn.) – Schweiz, II, 72, 2.

1) Stud = Pfosten, Säule. Verkleinerungsform = Stüdli. Er hat schöne Stüdli, d. h. starke Beine und Waden. (Vgl. Stalder, II, 413.)


Studehauer.

* Bendlikoner Studehauer. (S. Kropf 3.) – Sutermeister, 51.


Student.

1 Aus einem Studenten kann alles werden.

Er kann zum Strassenräuber herabsinken und zu höchsten Ehrenstellen gelangen. Aehnlich ein jüdisch-deutsches Sprichwort: Aus a Bucher (Talmudjünger) ün aus a Hacht macht män alle Gerecht (Gerichte). (Blass, 6.) Darüber, was sich aus einem Bocher (Talmudstudenten) machen lässt. (vgl. Jellinek, Der jüdische Stamm, S. 176.)

2 Die einen Studenten bestohlen han, haben beraubt zehn andere Mann.

Das Sprichwort nimmt an, dats das, was ein Student besitzt, meist nur geliehenes Gut ist.

Engl.: Who robs a scholar, robs twenty men. (Bohn II, 567.)

3 Die lustigsten (ärgsten) Studenten geben die besten (frömmsten) Pfarrer.Pistor., I, 87; Eiselein, 508; Simrock, 9992.

Die Lehre vom menschlichen Verderben kann natürlich der am besten vortragen, der selber verderbt oder in der Verderbniss gewesen ist. Ueber die hauptsächlich von Theologen besuchte Universität zu Paris berichtet ihr Official vom Jahre 1218: „Es gibt hier viele Kleriker und Studirende die bei Tag und bei Nacht viele Leute verwunden, andere tödten, Weiber rauben, Jungfrauen entehren, in Häusser einbrechen und Diebstähle und viele andere Abscheulichkeiten oft und viel begehen.“ (Boulay, Histoires univ., Paris, III, 95.) Ueber das obige Sprichwort (vgl. ferner G. H. Goetzoi Observationes theologicae in paroemiam: Die ärgsten Studenten u. s. w., Leipzig, 1723.)

4 Ein Student hat gewöhnlich drei Krankheiten: Armuth, Grind und Stolz.

Lat.: Studiosum esse animal scabiosum, aereus pecunia. (Facet., 114.)

5 Ein student, so bücherloss, sie seyn geschaffen, wie sie wollen, könnens doch nicht aussrichten, dass sie sollen.Zinkgref, IV, 397.

[Spaltenumbruch] 6 Ein verdorbener Student gibt einen guten Buchführer oder Lantzknecht.Petri, II, 231.

Holl.: Een verloren scholier geeft een' goed krijgsman. (Harrebomée, II, 256a.)

7 Je ärger Student, je frömmer Pastor.Simrock, 9991; Körte, 5782; Braun, I, 4337.

Ueber das wüste Treiben der Studenten früherer Zeit sagt Prof. W. Heider: „Das öffentliche Collegium besucht der Student fast niemals; er hört keine Lection. Früh schläft er bis neun, die Zeit bis Mittag bringt er zu, die Haare zu kämmen, zu krümmen, zu putzen, nach Läusen zu stellen, oder doch die Sauffinnen und Schwäre im Gesicht auszudrücken.“ (Vgl. Steger's Ergänzungs-Conversations-Lexikon, 1856, XII, 129 fg.)

8 Je lustiger der Student, je besser der Pfaff. (Luzern.) – Schweiz, II, 243, 54.

9 Junge Studenten wissen im ersten Jahr alles, im andern zweiffeln sie, im dritten fahen sie erst an zu lernen.Petri, II, 411.

Die Russen: Kommt der Narr das erste mal von der hohen Schule, so ist er gewiss darüber, dass die Hand fünf Finger hat, kommt er das letzte mal aus derselben, so ist er im Zweifel darüber, ob sie vier Finger habe oder sechs. (Altmann VI, 463.)

10 Mach' jungen Studenten nicht Qualen, sie könnten später dir's bezahlen.Ehrmann, 183.

11 Studenden, Faulenden. (Trier.) – Laven, 193, 111.

12 Studenten sind ohne Renten.Petri, III, 11.

13 Studenten trinken Wein und lassen das Wasser den Bauern, die nicht verstehen Latein.

Holl.: De studenten drinken wijn, het water is voor boeren; daarvoor spreken zij Latijn waar die lomperds nog op loeren. (Harrebomée, II, 317b.)

14 Studenten und Soldaten sind allzeit frölich.Gruter, III, 84; Lehmann, II, 580, 108.

15 Studentes, Soldates(!) Musici and Pfaffen hat Gott all' zur Qual erschaffen; es ist ein sonderbar Gesind und schlaft dem Mann bei Weib und Kind. (Brünn.)

16 Wenn die Studenten auf Ferien gehen, wird viel geflennt.

In Böhmen, um zu sagen, dass es dann in der Regel oft regnet.

17 Wenn ein Student aus Ungarn oder Siebenbürgen nach Frankfurt a. d. O. reist, so darf er sich die Bacchantenhörner nicht abstossen lassen, weil diesem Volke die Hörner von den Türken genug abgestossen werden.Berckenmeyer, 400.

18 Wer die Studenten will betrüben, den will ich in den Ofen schieben.

Im Jahre 1792 hatten die Studenten Jena verlassen, und die Bürger befürchteten, sie würden nach Erfurt ziehen. Die Freude der Stadt war daher gross, als sie wieder einzogen. Man empfing sie unter Kanonendonner, zog ihnen mit Fahnen entgegen, spendete ihnen Fässer Weins und erleuchtete abends die Stadt. Es fehlte nicht an Transparenten. Der obige Vera leuchtete vor dem Hause eines Bäckers und lebte seiner zeit im Munde des Volks jener Gegend. (Braun, Bibliothek des Frohsinns, III, 2, 52.)

*19 Da geht unser Student, sagen die Greifswalder.

Um eitle Selbstüberhebung zu verspotten. Von dem alten Witz, dass der einzige greifswalder Student, wenn er sporenklingend durch die Strassen schritt, die gesammte Bürgerschaft an die Fenster trieb und zu dem obigen Ausruf veranlasste. (Vgl. Morgenzeitung, Breslau 1861, Nr. 126.)

*20 Der Student hängt ihm noch an.Mayer, II, 122; Braun, I, 4340.

*21 Der Student schlägt ihn in den Nacken. (S. Polak 2.)

*22 Ein weesper Student.

Was in Oesterreich ein bairischer Edelmann, d. i. ein Schwein.

Holl.: Het is een Weesper student. (Harrebomée, II, 317b.)

*23 Er ist schon ein alter Student.Mayer, II, 122.

*24 Mit solchen Studenten muss man nicht auf den Markt gehen.

In Oberösterreich werden Pferde, die den Koller haben, allgemein Studenten genannt.

*25 Student hat's Fidle verbrennt. (Schwaben.)

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[[466]/0472] Stückchen. *1 Ein Stückchen gehen. Die Landleute in der Niederlausitz verstehen darunter: einen Tanz machen. Komm wir wollen „ein Stückchen gehen“ ist die Aufforderung zum Tanz. Das Mädchen sagt, sie habe gestern Abend mit Nachbars A. drei Stückchen gemacht. *2 Ên Stückschen ut de Musekist. (Holst.) – Schütze, IV, 216. Von schlechter Musik. *3 Sein Stückchen machen. Frz.: Ils firent le faut. – Tirer du vinaigre. (Kritzinger, 637b u. 718a.) Stucken. * 'T stûkt' sück as Kuks sin Schermei. 1) Auch stakt, stockt, bleibt stehen. (Stürenburg, 271a.) Stücklein. 1 Auf Stücklein schmeckt ein Schlücklein. 2 We' zon Stück'l de'schaff'n is, kimmt zo koan Loab'l; we' zon Loab'l de'schaff'n is, kimmt zo koan Stück'l. (Innsbruck.) – Frommann, VI, 36, 55. *3 Einem a Stickla fîrgeiga, doass ar an Woanschmêrlade fer an Softschniete oasahn sol. Ein schlesischer Bauer will eine Injurienklage aufnehmen lassen, wobei er erfährt, dass dies nicht angehe, weil er keine Zeugen anzugeben habe. Da bemerkt er: „Doas is mer lieb, zunder (jetzunder) war ich meine Geschichte mit N. salber ausmache. Ich war ihm, verstieht sich au on Zeige, a Stikla fîrgeiga u. s. w. oasohn sol. Morne frih war ich ei a Pusch gihn un mir an Fiedelbog'n huln.“ (Schles. Provinzialbl., 1871, S. 69.) Saftschnitte = ein Schnitte, die statt mit Butter, mit irgendeinem Fruchtsaft, Pflaumen-, Apfelmus bestrichen ist. *4 Es ist ein Stückli vo Begersberg. – Sutermeister, 52. Auch: Stückli vo Birgisch, Gersau, Hegnau, Merlige, Mund. Oder: er macht birgischer, gersauer, hegnauer, merliger, natischer Stücke. (Sutermeister, 89.) (S. Thorenbubenarbeit.) *5 Es ist ein weilheimer Stücklein. – Eiselein, 636. In Schlesien: polkwitzer Stücklein. Stud. * Er het em uf d' Stude1 geschlage, bis der Stock gnappet het. (Solothurn.) – Schweiz, II, 72, 2. 1) Stud = Pfosten, Säule. Verkleinerungsform = Stüdli. Er hat schöne Stüdli, d. h. starke Beine und Waden. (Vgl. Stalder, II, 413.) Studehauer. * Bendlikoner Studehauer. (S. Kropf 3.) – Sutermeister, 51. Student. 1 Aus einem Studenten kann alles werden. Er kann zum Strassenräuber herabsinken und zu höchsten Ehrenstellen gelangen. Aehnlich ein jüdisch-deutsches Sprichwort: Aus a Bucher (Talmudjünger) ün aus a Hacht macht män alle Gerecht (Gerichte). (Blass, 6.) Darüber, was sich aus einem Bocher (Talmudstudenten) machen lässt. (vgl. Jellinek, Der jüdische Stamm, S. 176.) 2 Die einen Studenten bestohlen han, haben beraubt zehn andere Mann. Das Sprichwort nimmt an, dats das, was ein Student besitzt, meist nur geliehenes Gut ist. Engl.: Who robs a scholar, robs twenty men. (Bohn II, 567.) 3 Die lustigsten (ärgsten) Studenten geben die besten (frömmsten) Pfarrer. – Pistor., I, 87; Eiselein, 508; Simrock, 9992. Die Lehre vom menschlichen Verderben kann natürlich der am besten vortragen, der selber verderbt oder in der Verderbniss gewesen ist. Ueber die hauptsächlich von Theologen besuchte Universität zu Paris berichtet ihr Official vom Jahre 1218: „Es gibt hier viele Kleriker und Studirende die bei Tag und bei Nacht viele Leute verwunden, andere tödten, Weiber rauben, Jungfrauen entehren, in Häusser einbrechen und Diebstähle und viele andere Abscheulichkeiten oft und viel begehen.“ (Boulay, Histoires univ., Paris, III, 95.) Ueber das obige Sprichwort (vgl. ferner G. H. Goetzoi Observationes theologicae in paroemiam: Die ärgsten Studenten u. s. w., Leipzig, 1723.) 4 Ein Student hat gewöhnlich drei Krankheiten: Armuth, Grind und Stolz. Lat.: Studiosum esse animal scabiosum, aereus pecunia. (Facet., 114.) 5 Ein student, so bücherloss, sie seyn geschaffen, wie sie wollen, könnens doch nicht aussrichten, dass sie sollen. – Zinkgref, IV, 397. 6 Ein verdorbener Student gibt einen guten Buchführer oder Lantzknecht. – Petri, II, 231. Holl.: Een verloren scholier geeft een' goed krijgsman. (Harrebomée, II, 256a.) 7 Je ärger Student, je frömmer Pastor. – Simrock, 9991; Körte, 5782; Braun, I, 4337. Ueber das wüste Treiben der Studenten früherer Zeit sagt Prof. W. Heider: „Das öffentliche Collegium besucht der Student fast niemals; er hört keine Lection. Früh schläft er bis neun, die Zeit bis Mittag bringt er zu, die Haare zu kämmen, zu krümmen, zu putzen, nach Läusen zu stellen, oder doch die Sauffinnen und Schwäre im Gesicht auszudrücken.“ (Vgl. Steger's Ergänzungs-Conversations-Lexikon, 1856, XII, 129 fg.) 8 Je lustiger der Student, je besser der Pfaff. (Luzern.) – Schweiz, II, 243, 54. 9 Junge Studenten wissen im ersten Jahr alles, im andern zweiffeln sie, im dritten fahen sie erst an zu lernen. – Petri, II, 411. Die Russen: Kommt der Narr das erste mal von der hohen Schule, so ist er gewiss darüber, dass die Hand fünf Finger hat, kommt er das letzte mal aus derselben, so ist er im Zweifel darüber, ob sie vier Finger habe oder sechs. (Altmann VI, 463.) 10 Mach' jungen Studenten nicht Qualen, sie könnten später dir's bezahlen. – Ehrmann, 183. 11 Studenden, Faulenden. (Trier.) – Laven, 193, 111. 12 Studenten sind ohne Renten. – Petri, III, 11. 13 Studenten trinken Wein und lassen das Wasser den Bauern, die nicht verstehen Latein. Holl.: De studenten drinken wijn, het water is voor boeren; daarvoor spreken zij Latijn waar die lomperds nog op loeren. (Harrebomée, II, 317b.) 14 Studenten und Soldaten sind allzeit frölich. – Gruter, III, 84; Lehmann, II, 580, 108. 15 Studentes, Soldates(!) Musici and Pfaffen hat Gott all' zur Qual erschaffen; es ist ein sonderbar Gesind und schlaft dem Mann bei Weib und Kind. (Brünn.) 16 Wenn die Studenten auf Ferien gehen, wird viel geflennt. In Böhmen, um zu sagen, dass es dann in der Regel oft regnet. 17 Wenn ein Student aus Ungarn oder Siebenbürgen nach Frankfurt a. d. O. reist, so darf er sich die Bacchantenhörner nicht abstossen lassen, weil diesem Volke die Hörner von den Türken genug abgestossen werden. – Berckenmeyer, 400. 18 Wer die Studenten will betrüben, den will ich in den Ofen schieben. Im Jahre 1792 hatten die Studenten Jena verlassen, und die Bürger befürchteten, sie würden nach Erfurt ziehen. Die Freude der Stadt war daher gross, als sie wieder einzogen. Man empfing sie unter Kanonendonner, zog ihnen mit Fahnen entgegen, spendete ihnen Fässer Weins und erleuchtete abends die Stadt. Es fehlte nicht an Transparenten. Der obige Vera leuchtete vor dem Hause eines Bäckers und lebte seiner zeit im Munde des Volks jener Gegend. (Braun, Bibliothek des Frohsinns, III, 2, 52.) *19 Da geht unser Student, sagen die Greifswalder. Um eitle Selbstüberhebung zu verspotten. Von dem alten Witz, dass der einzige greifswalder Student, wenn er sporenklingend durch die Strassen schritt, die gesammte Bürgerschaft an die Fenster trieb und zu dem obigen Ausruf veranlasste. (Vgl. Morgenzeitung, Breslau 1861, Nr. 126.) *20 Der Student hängt ihm noch an. – Mayer, II, 122; Braun, I, 4340. *21 Der Student schlägt ihn in den Nacken. (S. Polak 2.) *22 Ein weesper Student. Was in Oesterreich ein bairischer Edelmann, d. i. ein Schwein. Holl.: Het is een Weesper student. (Harrebomée, II, 317b.) *23 Er ist schon ein alter Student. – Mayer, II, 122. *24 Mit solchen Studenten muss man nicht auf den Markt gehen. In Oberösterreich werden Pferde, die den Koller haben, allgemein Studenten genannt. *25 Student hat's Fidle verbrennt. (Schwaben.) Spottruf der Kinder.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [466]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/472>, abgerufen am 25.04.2024.