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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] 20 Stürme halten sich an Thürme. - Sprichwörtergarten, 394.

Der Hochstehende ist mehr Gefahren ausgesetzt, als der im niedrigen Stande Lebende.

It.: Il vento piu percuote piu alte cime.

21 Was kann der Sturm den Stoppeln thun!

Die Russen: Der Sturm schadet den Stoppeln weniger als dem Getreide. (Altmann V, 127.)

22 Was macht sich der Sturm aus einem Häuflein Federn!

Die Russen: Es schadet dem Seehund nichts, wenn er eine Möve zum Feinde hat. (Altmann V, 113.)

23 Wenn der Sturm die Eiche schüttelt, erschrickt das Rohr.

Poln.: Bac sie trzeba trzcinie, gdy dab wiatr wyrne. (Lompa, 5.)

24 Wenn Sturm ist, wachen die Gebetbücher auf.

Am besten kann man dies auf einem Auswandererschiffe sehen, wenn der erste Sturm eintritt. "Wie oft", sagte ein Schiffsjunge zum andern, "betet ihr auf euerm Schiffe?" - "Wir beten blos, wenn Sturm naht?" - "Jenun, das ist vernünftig; unser Pfarrer zwingt uns zum Gebet, auch wenn's nicht nöthig ist." (Braun, Bibliothek des Frohsinns, III, 46, 158.)

25 Wenn's Sturm gibt, schreien die Gimpel.

Würde aber der Sturm ausbleiben oder aufhören, wenn man die Gimpel einsperrte?

26 Wer Sturm läutet, steht sicher.

Span.: A buen salvo esta el que repica. (Don Quixote.)

27 Wie der Sturm braust, so heult das Meer.

Aehnlich russisch Altmann VI, 397.

*28 Er läuft Sturm.

Wendet deie äussersten Mittel zur Erreichung eines Zwecks an.

Holl.: Hij loopt storm. (Harrebomee, II, 10b.)

*29 Es ist ein Sturm im Glase Wasser.

Eine Revolution im verjüngten Massstabe, die Maus will einen Berg gebären. In den Vereinigten Staaten sagt man dafür: Ein Sturm im Theekessel. (Vgl. Wochenblatt der Neuyorker Staatszeitung, vom 17. Dec. 1864, S. 4.) Eine grosse Aufregung, die aber, auf die engsten Grenzen beschränkt, ohne weitere Folgen bleibt. Der französische Gesandte Salvandy in Neapel prophezeite die Julirevolution, die kein Sturm im Glase Wasser war, welcher Ausdruck nach einer Andeutung Weber's (Demokritos) Linguet mit Bezug auf Unruhen in Genf angewendet haben soll und dessen Urbild bereits im Lateinischen sprichwörtlich war, wie aus Cicero (De legibus, 3, 16): Excitabat enim fluctus in simpulo, ut dicitur, Gratidius erhellt. (Büchmann, 223.)

*30 Es ist schon mancher Sturm über ihn ergangen. - Mayer, II, 159.

*31 Im Sturm opfere dem Echo.

Aus dem Griechischen, um zu sagen: bei Unruhen halte dich zur stärkern Partei. (Vgl. Demokritos, VI, 64.)

Lat.: Fluctus excitare in simpulo.


Stürmen.

*1 Es stürmt, dass man keinen Hund zur Thür hinausjagen mag. (Oberösterreich.) - Baumgarten, 80.

*2 Stürmen, wie d'r Sigrist zu W., wo mer hat welle lerne lüte. - Gotthelf, Geldstag, 179.


Sturmfock.

* Er setzt Sturmfock bei.

Er setzt alles daran, ein Schiff einzuholen oder einen gewissen Zweck zu erreichen.


Sturmglocke.

Wer die Sturmglocke zieht, ist selbst in Sicherheit.

Span.: En salvo esta el que repica. (Bohn I, 222; Cahier, 3681.)


Sturmhaube.

* Die Sturmhaube tragen.

Gehört zu den Strafarten der Vorzeit. (S. Hund 1600 u. 1699, Katze 742, Lasterstein und Sattel 43.) Nach Zeiller (Handbuch von allerley ... denckwürdigen ... Beyspielen, Ulm 1655, I, 376) war im 17. Jahrhundert und noch später am sächsischen Hofe eine Strafe unter dem Namen "die Sturmhaube tragen", im Gebrauch. Hofleute nämlich und andere Diener, die Untreue verschuldet hatten, mussten mit der Sturmhaube bedeckt im grossen dresdener Schlosshofe auf- und abgehen. Die Haube hatte nur zwei Löcher für die Augen und ein kleines Löchlein zum Munde, "also, dass man ihm durch ein Röhrchen die Suppe zum Munde bringen konnte". Im Jahre 1616 liess Kurfürst Johann Georg I. einem Amtsschösser den Sturmhut aufsetzen und ihn mit einer Hand an den fürstlichen Wagen schliessen, wo er mit blutigem Kopfe und Sturmhut bis nach Stollberg zu laufen gezwungen wurde. (Vgl. Grässe, Sagenschatz des Königreichs Sachsen, Dresden 1855, S. 209; Moltke's Sprachwart, Leipzig 1868, S. 205.)


[Spaltenumbruch]
Sturmhaube (Name).

Wenn die Sturmhaube braut, kriegen sie unten zu trinken.

In der Regel folgt Regen, wenn die Sturmhaube, ein Höhenpunkt des schlesischen Riesengebirgs, in Wolken eingehüllt ist. Ein ähnliches Sprichwort in Abyssinien sagt: Wenn der Tarantenberg braut, so muss ihn Dixans Ebene trinken.


Sturmperiode.

Sturm- und Drangperiode.

Nach Klinger's Drama Sturm und Drang ist eine ganze Periode unserer Literatur Sturm- und Drangperiode genannt worden. (Büchmann, 82.)


Stürmu.

Mit Stürmu (besprechen) chunnt schich z'säme. - Sutermeister, 145.


Sturmwind.

Einen Sturmwind hat man bald satt.

Ausbrüche übler Laune duldet man nicht lange.


Stürze.

1 Ein solch Stürtz begert ein solchen Hafen. - Franck, Zeytbuch, CCXLVIIb.

2 Eine Stürze passt auf viel Töpfe.

3 Es sind nicht alle Stürzen nach dem Topfe und nicht alle Kleider nach dem Manne.

4 Wenn die Stürze zu gross ist, schmeckt die Suppe nach Rauch.

*5 Stürza dreha. - Sartorius, 183.

Heimlich, ohne Wissen der Aeltern, aus der Kirche oder Schule wegbleiben. (S. Schwänzen.)


Stürzen.

1 Wer den annern to störchten (stürzen) söchte, de störchtet sik sülwest. (Waldeck.)

Dän.: Han fonger ofte fald som en anden agter fald. (Prov. dan., 173.)

*2 Er geht stürzen. - Idiot. Austr., 110.

Er wechselt mit dem Orte, den er gewöhnlich besucht. Bleibt jemand von dem Orte eines Abends weg, den er zu besuchen pflegt, so sagt man: Er ist stürzen ganga.

*3 'S is zum Schtärzen. - Lohrengel, II, 462.


Stuss.

* Un wenn der Stuss (die Thorheit) noch geroth (geräth)! - Tendlau, 843.

Bei einerseits schwierigen, mühevollen, gewagten, und andererseits, auch wenn sie gelängen, wenig Gewinn versprechenden Unternehmungen.


Stut (s. Gestüt).

Wenn ein Studte zurgehen soll, so beisst ein Pferd dem andern den schwantz ab. - Agricola I, 314; Gruter, I, 73; Petri, II, 653; Egenolff, 178a; Blindenführer, 27a; Lehmann, 813, 13; Fischer, Psalter, 732.


Stute.

1 Der Stute ist ein Hengst lieber als zehn Stiere. - Altmann VI.

2 Die graue Stute ist das beste Pferd.

Wenn in einem Hause die Frau regiert, oder wie wir auch sagen, die Hosen trägt. Soll seinen Ursprung in einer englischen poetischen Erzählung haben.

Engl.: The grey mare is tho better horse. (Bohn I, 170.)

3 Die Stute muss nicht lachen, wenn der Hengst verscharrt wird, denn an sie kommt die Reihe des Schlachtens auch.

Bei Begräbnissen der Zakulen wird das Lieblingspferd des Gestorbenen mit verscharrt, worauf noch eine Stute zum Leichenschmause geschlachtet wird.

4 Eine Stute, die den Reiter aufsitzen lässt, lässt sich auch reiten. - Altmann VI, 573.

5 Hast du die Stute gekauft, so führe sie auch in den Stall.

Mache bald Hochzeit, wenn du die Braut hast.

6 Hat die Stute eine weisse Stirn, so hat das Füllen eine Blässe.

Engl.: When the mare hath a bald face, the filly will have a blaze. (Bohn, II, 13.)

7 Lass die Stute besorgt sein, dass sie einen grossen Kopf hat.

Gegen unnöthige Sorgen. Polnisches Recept.

8 Sta, Töt (Stute), seggt Mars Licht, un danzt mit de Braut. - Hagen, 100, 36; Hoefer, 745; Jähns, I, 79; Europa (Leipzig 1870), Nr. 19.

Mars sagte zur Braut, mit der er tanzte: "Steh', Stute." Scheint auf einen plump sich ausdrückenden und sich ebenso benehmenden Menschen gemünzt.

[Spaltenumbruch] 20 Stürme halten sich an Thürme.Sprichwörtergarten, 394.

Der Hochstehende ist mehr Gefahren ausgesetzt, als der im niedrigen Stande Lebende.

It.: Il vento più percuote più alte cime.

21 Was kann der Sturm den Stoppeln thun!

Die Russen: Der Sturm schadet den Stoppeln weniger als dem Getreide. (Altmann V, 127.)

22 Was macht sich der Sturm aus einem Häuflein Federn!

Die Russen: Es schadet dem Seehund nichts, wenn er eine Möve zum Feinde hat. (Altmann V, 113.)

23 Wenn der Sturm die Eiche schüttelt, erschrickt das Rohr.

Poln.: Bać się trzeba trzcinie, gdy dąb wiatr wyrne. (Lompa, 5.)

24 Wenn Sturm ist, wachen die Gebetbücher auf.

Am besten kann man dies auf einem Auswandererschiffe sehen, wenn der erste Sturm eintritt. „Wie oft“, sagte ein Schiffsjunge zum andern, „betet ihr auf euerm Schiffe?“ – „Wir beten blos, wenn Sturm naht?“ – „Jenun, das ist vernünftig; unser Pfarrer zwingt uns zum Gebet, auch wenn's nicht nöthig ist.“ (Braun, Bibliothek des Frohsinns, III, 46, 158.)

25 Wenn's Sturm gibt, schreien die Gimpel.

Würde aber der Sturm ausbleiben oder aufhören, wenn man die Gimpel einsperrte?

26 Wer Sturm läutet, steht sicher.

Span.: A buen salvo está el que repica. (Don Quixote.)

27 Wie der Sturm braust, so heult das Meer.

Aehnlich russisch Altmann VI, 397.

*28 Er läuft Sturm.

Wendet dîe äussersten Mittel zur Erreichung eines Zwecks an.

Holl.: Hij loopt storm. (Harrebomée, II, 10b.)

*29 Es ist ein Sturm im Glase Wasser.

Eine Revolution im verjüngten Massstabe, die Maus will einen Berg gebären. In den Vereinigten Staaten sagt man dafür: Ein Sturm im Theekessel. (Vgl. Wochenblatt der Neuyorker Staatszeitung, vom 17. Dec. 1864, S. 4.) Eine grosse Aufregung, die aber, auf die engsten Grenzen beschränkt, ohne weitere Folgen bleibt. Der französische Gesandte Salvandy in Neapel prophezeite die Julirevolution, die kein Sturm im Glase Wasser war, welcher Ausdruck nach einer Andeutung Weber's (Demokritos) Linguet mit Bezug auf Unruhen in Genf angewendet haben soll und dessen Urbild bereits im Lateinischen sprichwörtlich war, wie aus Cicero (De legibus, 3, 16): Excitabat enim fluctus in simpulo, ut dicitur, Gratidius erhellt. (Büchmann, 223.)

*30 Es ist schon mancher Sturm über ihn ergangen.Mayer, II, 159.

*31 Im Sturm opfere dem Echo.

Aus dem Griechischen, um zu sagen: bei Unruhen halte dich zur stärkern Partei. (Vgl. Demokritos, VI, 64.)

Lat.: Fluctus excitare in simpulo.


Stürmen.

*1 Es stürmt, dass man keinen Hund zur Thür hinausjagen mag. (Oberösterreich.) – Baumgarten, 80.

*2 Stürmen, wie d'r Sigrist zu W., wo mer hat welle lerne lüte.Gotthelf, Geldstag, 179.


Sturmfock.

* Er setzt Sturmfock bei.

Er setzt alles daran, ein Schiff einzuholen oder einen gewissen Zweck zu erreichen.


Sturmglocke.

Wer die Sturmglocke zieht, ist selbst in Sicherheit.

Span.: En salvo está el que repica. (Bohn I, 222; Cahier, 3681.)


Sturmhaube.

* Die Sturmhaube tragen.

Gehört zu den Strafarten der Vorzeit. (S. Hund 1600 u. 1699, Katze 742, Lasterstein und Sattel 43.) Nach Zeiller (Handbuch von allerley ... denckwürdigen ... Beyspielen, Ulm 1655, I, 376) war im 17. Jahrhundert und noch später am sächsischen Hofe eine Strafe unter dem Namen „die Sturmhaube tragen“, im Gebrauch. Hofleute nämlich und andere Diener, die Untreue verschuldet hatten, mussten mit der Sturmhaube bedeckt im grossen dresdener Schlosshofe auf- und abgehen. Die Haube hatte nur zwei Löcher für die Augen und ein kleines Löchlein zum Munde, „also, dass man ihm durch ein Röhrchen die Suppe zum Munde bringen konnte“. Im Jahre 1616 liess Kurfürst Johann Georg I. einem Amtsschösser den Sturmhut aufsetzen und ihn mit einer Hand an den fürstlichen Wagen schliessen, wo er mit blutigem Kopfe und Sturmhut bis nach Stollberg zu laufen gezwungen wurde. (Vgl. Grässe, Sagenschatz des Königreichs Sachsen, Dresden 1855, S. 209; Moltke's Sprachwart, Leipzig 1868, S. 205.)


[Spaltenumbruch]
Sturmhaube (Name).

Wenn die Sturmhaube braut, kriegen sie unten zu trinken.

In der Regel folgt Regen, wenn die Sturmhaube, ein Höhenpunkt des schlesischen Riesengebirgs, in Wolken eingehüllt ist. Ein ähnliches Sprichwort in Abyssinien sagt: Wenn der Tarantenberg braut, so muss ihn Dixans Ebene trinken.


Sturmperiode.

Sturm- und Drangperiode.

Nach Klinger's Drama Sturm und Drang ist eine ganze Periode unserer Literatur Sturm- und Drangperiode genannt worden. (Büchmann, 82.)


Stürmu.

Mit Stürmu (besprechen) chunnt schich z'säme.Sutermeister, 145.


Sturmwind.

Einen Sturmwind hat man bald satt.

Ausbrüche übler Laune duldet man nicht lange.


Stürze.

1 Ein solch Stürtz begert ein solchen Hafen.Franck, Zeytbuch, CCXLVIIb.

2 Eine Stürze passt auf viel Töpfe.

3 Es sind nicht alle Stürzen nach dem Topfe und nicht alle Kleider nach dem Manne.

4 Wenn die Stürze zu gross ist, schmeckt die Suppe nach Rauch.

*5 Stürza dreha.Sartorius, 183.

Heimlich, ohne Wissen der Aeltern, aus der Kirche oder Schule wegbleiben. (S. Schwänzen.)


Stürzen.

1 Wer den annern to störchten (stürzen) söchte, de störchtet sik sülwest. (Waldeck.)

Dän.: Han fonger ofte fald som en anden agter fald. (Prov. dan., 173.)

*2 Er geht stürzen.Idiot. Austr., 110.

Er wechselt mit dem Orte, den er gewöhnlich besucht. Bleibt jemand von dem Orte eines Abends weg, den er zu besuchen pflegt, so sagt man: Er ist stürzen ganga.

*3 'S is zum Schtärzen.Lohrengel, II, 462.


Stuss.

* Un wenn der Stuss (die Thorheit) noch geroth (geräth)!Tendlau, 843.

Bei einerseits schwierigen, mühevollen, gewagten, und andererseits, auch wenn sie gelängen, wenig Gewinn versprechenden Unternehmungen.


Stut (s. Gestüt).

Wenn ein Studte zurgehen soll, so beisst ein Pferd dem andern den schwantz ab.Agricola I, 314; Gruter, I, 73; Petri, II, 653; Egenolff, 178a; Blindenführer, 27a; Lehmann, 813, 13; Fischer, Psalter, 732.


Stute.

1 Der Stute ist ein Hengst lieber als zehn Stiere.Altmann VI.

2 Die graue Stute ist das beste Pferd.

Wenn in einem Hause die Frau regiert, oder wie wir auch sagen, die Hosen trägt. Soll seinen Ursprung in einer englischen poetischen Erzählung haben.

Engl.: The grey mare is tho better horse. (Bohn I, 170.)

3 Die Stute muss nicht lachen, wenn der Hengst verscharrt wird, denn an sie kommt die Reihe des Schlachtens auch.

Bei Begräbnissen der Zakulen wird das Lieblingspferd des Gestorbenen mit verscharrt, worauf noch eine Stute zum Leichenschmause geschlachtet wird.

4 Eine Stute, die den Reiter aufsitzen lässt, lässt sich auch reiten.Altmann VI, 573.

5 Hast du die Stute gekauft, so führe sie auch in den Stall.

Mache bald Hochzeit, wenn du die Braut hast.

6 Hat die Stute eine weisse Stirn, so hat das Füllen eine Blässe.

Engl.: When the mare hath a bald face, the filly will have a blaze. (Bohn, II, 13.)

7 Lass die Stute besorgt sein, dass sie einen grossen Kopf hat.

Gegen unnöthige Sorgen. Polnisches Recept.

8 Sta, Töt (Stute), seggt Mars Licht, un danzt mit de Brût.Hagen, 100, 36; Hoefer, 745; Jähns, I, 79; Europa (Leipzig 1870), Nr. 19.

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[[475]/0481] 20 Stürme halten sich an Thürme. – Sprichwörtergarten, 394. Der Hochstehende ist mehr Gefahren ausgesetzt, als der im niedrigen Stande Lebende. It.: Il vento più percuote più alte cime. 21 Was kann der Sturm den Stoppeln thun! Die Russen: Der Sturm schadet den Stoppeln weniger als dem Getreide. (Altmann V, 127.) 22 Was macht sich der Sturm aus einem Häuflein Federn! Die Russen: Es schadet dem Seehund nichts, wenn er eine Möve zum Feinde hat. (Altmann V, 113.) 23 Wenn der Sturm die Eiche schüttelt, erschrickt das Rohr. Poln.: Bać się trzeba trzcinie, gdy dąb wiatr wyrne. (Lompa, 5.) 24 Wenn Sturm ist, wachen die Gebetbücher auf. Am besten kann man dies auf einem Auswandererschiffe sehen, wenn der erste Sturm eintritt. „Wie oft“, sagte ein Schiffsjunge zum andern, „betet ihr auf euerm Schiffe?“ – „Wir beten blos, wenn Sturm naht?“ – „Jenun, das ist vernünftig; unser Pfarrer zwingt uns zum Gebet, auch wenn's nicht nöthig ist.“ (Braun, Bibliothek des Frohsinns, III, 46, 158.) 25 Wenn's Sturm gibt, schreien die Gimpel. Würde aber der Sturm ausbleiben oder aufhören, wenn man die Gimpel einsperrte? 26 Wer Sturm läutet, steht sicher. Span.: A buen salvo está el que repica. (Don Quixote.) 27 Wie der Sturm braust, so heult das Meer. Aehnlich russisch Altmann VI, 397. *28 Er läuft Sturm. Wendet dîe äussersten Mittel zur Erreichung eines Zwecks an. Holl.: Hij loopt storm. (Harrebomée, II, 10b.) *29 Es ist ein Sturm im Glase Wasser. Eine Revolution im verjüngten Massstabe, die Maus will einen Berg gebären. In den Vereinigten Staaten sagt man dafür: Ein Sturm im Theekessel. (Vgl. Wochenblatt der Neuyorker Staatszeitung, vom 17. Dec. 1864, S. 4.) Eine grosse Aufregung, die aber, auf die engsten Grenzen beschränkt, ohne weitere Folgen bleibt. Der französische Gesandte Salvandy in Neapel prophezeite die Julirevolution, die kein Sturm im Glase Wasser war, welcher Ausdruck nach einer Andeutung Weber's (Demokritos) Linguet mit Bezug auf Unruhen in Genf angewendet haben soll und dessen Urbild bereits im Lateinischen sprichwörtlich war, wie aus Cicero (De legibus, 3, 16): Excitabat enim fluctus in simpulo, ut dicitur, Gratidius erhellt. (Büchmann, 223.) *30 Es ist schon mancher Sturm über ihn ergangen. – Mayer, II, 159. *31 Im Sturm opfere dem Echo. Aus dem Griechischen, um zu sagen: bei Unruhen halte dich zur stärkern Partei. (Vgl. Demokritos, VI, 64.) Lat.: Fluctus excitare in simpulo. Stürmen. *1 Es stürmt, dass man keinen Hund zur Thür hinausjagen mag. (Oberösterreich.) – Baumgarten, 80. *2 Stürmen, wie d'r Sigrist zu W., wo mer hat welle lerne lüte. – Gotthelf, Geldstag, 179. Sturmfock. * Er setzt Sturmfock bei. Er setzt alles daran, ein Schiff einzuholen oder einen gewissen Zweck zu erreichen. Sturmglocke. Wer die Sturmglocke zieht, ist selbst in Sicherheit. Span.: En salvo está el que repica. (Bohn I, 222; Cahier, 3681.) Sturmhaube. * Die Sturmhaube tragen. Gehört zu den Strafarten der Vorzeit. (S. Hund 1600 u. 1699, Katze 742, Lasterstein und Sattel 43.) Nach Zeiller (Handbuch von allerley ... denckwürdigen ... Beyspielen, Ulm 1655, I, 376) war im 17. Jahrhundert und noch später am sächsischen Hofe eine Strafe unter dem Namen „die Sturmhaube tragen“, im Gebrauch. Hofleute nämlich und andere Diener, die Untreue verschuldet hatten, mussten mit der Sturmhaube bedeckt im grossen dresdener Schlosshofe auf- und abgehen. Die Haube hatte nur zwei Löcher für die Augen und ein kleines Löchlein zum Munde, „also, dass man ihm durch ein Röhrchen die Suppe zum Munde bringen konnte“. Im Jahre 1616 liess Kurfürst Johann Georg I. einem Amtsschösser den Sturmhut aufsetzen und ihn mit einer Hand an den fürstlichen Wagen schliessen, wo er mit blutigem Kopfe und Sturmhut bis nach Stollberg zu laufen gezwungen wurde. (Vgl. Grässe, Sagenschatz des Königreichs Sachsen, Dresden 1855, S. 209; Moltke's Sprachwart, Leipzig 1868, S. 205.) Sturmhaube (Name). Wenn die Sturmhaube braut, kriegen sie unten zu trinken. In der Regel folgt Regen, wenn die Sturmhaube, ein Höhenpunkt des schlesischen Riesengebirgs, in Wolken eingehüllt ist. Ein ähnliches Sprichwort in Abyssinien sagt: Wenn der Tarantenberg braut, so muss ihn Dixans Ebene trinken. Sturmperiode. Sturm- und Drangperiode. Nach Klinger's Drama Sturm und Drang ist eine ganze Periode unserer Literatur Sturm- und Drangperiode genannt worden. (Büchmann, 82.) Stürmu. Mit Stürmu (besprechen) chunnt schich z'säme. – Sutermeister, 145. Sturmwind. Einen Sturmwind hat man bald satt. Ausbrüche übler Laune duldet man nicht lange. Stürze. 1 Ein solch Stürtz begert ein solchen Hafen. – Franck, Zeytbuch, CCXLVIIb. 2 Eine Stürze passt auf viel Töpfe. 3 Es sind nicht alle Stürzen nach dem Topfe und nicht alle Kleider nach dem Manne. 4 Wenn die Stürze zu gross ist, schmeckt die Suppe nach Rauch. *5 Stürza dreha. – Sartorius, 183. Heimlich, ohne Wissen der Aeltern, aus der Kirche oder Schule wegbleiben. (S. Schwänzen.) Stürzen. 1 Wer den annern to störchten (stürzen) söchte, de störchtet sik sülwest. (Waldeck.) Dän.: Han fonger ofte fald som en anden agter fald. (Prov. dan., 173.) *2 Er geht stürzen. – Idiot. Austr., 110. Er wechselt mit dem Orte, den er gewöhnlich besucht. Bleibt jemand von dem Orte eines Abends weg, den er zu besuchen pflegt, so sagt man: Er ist stürzen ganga. *3 'S is zum Schtärzen. – Lohrengel, II, 462. Stuss. * Un wenn der Stuss (die Thorheit) noch geroth (geräth)! – Tendlau, 843. Bei einerseits schwierigen, mühevollen, gewagten, und andererseits, auch wenn sie gelängen, wenig Gewinn versprechenden Unternehmungen. Stut (s. Gestüt). Wenn ein Studte zurgehen soll, so beisst ein Pferd dem andern den schwantz ab. – Agricola I, 314; Gruter, I, 73; Petri, II, 653; Egenolff, 178a; Blindenführer, 27a; Lehmann, 813, 13; Fischer, Psalter, 732. Stute. 1 Der Stute ist ein Hengst lieber als zehn Stiere. – Altmann VI. 2 Die graue Stute ist das beste Pferd. Wenn in einem Hause die Frau regiert, oder wie wir auch sagen, die Hosen trägt. Soll seinen Ursprung in einer englischen poetischen Erzählung haben. Engl.: The grey mare is tho better horse. (Bohn I, 170.) 3 Die Stute muss nicht lachen, wenn der Hengst verscharrt wird, denn an sie kommt die Reihe des Schlachtens auch. Bei Begräbnissen der Zakulen wird das Lieblingspferd des Gestorbenen mit verscharrt, worauf noch eine Stute zum Leichenschmause geschlachtet wird. 4 Eine Stute, die den Reiter aufsitzen lässt, lässt sich auch reiten. – Altmann VI, 573. 5 Hast du die Stute gekauft, so führe sie auch in den Stall. Mache bald Hochzeit, wenn du die Braut hast. 6 Hat die Stute eine weisse Stirn, so hat das Füllen eine Blässe. Engl.: When the mare hath a bald face, the filly will have a blaze. (Bohn, II, 13.) 7 Lass die Stute besorgt sein, dass sie einen grossen Kopf hat. Gegen unnöthige Sorgen. Polnisches Recept. 8 Sta, Töt (Stute), seggt Mars Licht, un danzt mit de Brût. – Hagen, 100, 36; Hoefer, 745; Jähns, I, 79; Europa (Leipzig 1870), Nr. 19. Mars sagte zur Braut, mit der er tanzte: „Steh', Stute.“ Scheint auf einen plump sich ausdrückenden und sich ebenso benehmenden Menschen gemünzt.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [475]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/481>, abgerufen am 19.04.2024.