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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] It.: Bisogna guardarsi a piedi. - Conviene, innanzi di fare ia chiosa ala altrui azioni, guardar per minuto le proprie. - Mondo in se da' vizi debb' esser colui, il quale vuol correggere gli altri.

Lat.: Lori pedem rectus derideat, aethiopem albus. - Si culpare velis culpabilis esse canebis.

16 Wer andere tadelt und sich selbst nicht bessert, sündigt doppelt.

Poln.: Cudze ganic a swoje nieczynic jest grzeszyc dwojako. (Celakovsky, 91.)

17 Wer den andern lustig tadelt, ist im Herzen nicht geadelt. - Lohrengel, II, 794.

18 Wer etwas will dadeln, der find wol Vrsach. - Petri, II, 698.

19 Wer getadelt sein will, muss freien (heirathen); wer gelobt sein will, muss sterben. - Simrock, 10054.

Dies schreibt sich, wie Montanus versichert, von der Untersuchung des Wandels her, welche die Gemeinde vor der Hochzeit ihrer Glieder anstellte, und danach ihre Theilnahme an der Feier richtete. Im Rheinthal soll es noch jetzt Gemeinden geben, worin die sogenannten Gelagsjünglinge oder Reihjungen das Andenken an dies noch aus der heidnischen Zeit herstammende Gericht erhalten haben. Nur Jungfrauen sollen ungehudelt heirathen. Witwen und Frauen nicht ganz reinen Rufes erhielten am Vorabende der Hochzeit eine Katzenmusik. Heiratheten alte Witleute nochmals, so verhöhnte man sie damit, dass man leeres Stroh vor der Thür des Hauses mit grossem Lärm drasch. Alle Sünden der Braut wurden in nächtlicher Stunde vor ihrer Wohnung laut ausgerufen. Hatte die bräutliche Witwe ihren frühern Mann nicht gut behandelt, so wurde dies haarklein vorgetragen und von der Hausthür bis zur Kirche eine solche Menge Häcksel gestreut, dass es keine Möglichkeit war, ihn vor der Hochzeit zu beseitigen. Um Unsittlichkeit zu rügen, so befestigte man eine Männerpuppe auf einer hohen Stange, setzte auch vor die Thür einen Kirschbaum. Im Oberbergischen besteht hier und da auf dem Lande noch der Brauch, dass Jüngling oder Jungfrau, die in früherm Liebesverhältniss gewesen sind, bei Beginn eines neuen die sogenannte Drühwäsche (Trockenwaschung) bestehen müssen. Der Mann muss durch einen bodenlosen Korb kriechen, die Jungfrau durch ein schmales Handtuch, dessen Enden aneinander genäht sind. Wenn ein Mann am Niederrhein in noch sehr jungen Jahren heirathet, so verbrennt man ihm den Bart. Er wird auf dem Kirchgange auf alle erdenkliche Weise verspottet und geneckt. Die Weiber tragen ihm ein mit Schmierkäse bestrichenes Stück Brot entgegen und die jungen Männer verfolgen ihn unter höhnischen Zurufen mit einem langen Bart aus Rosshaaren, den sie ihm anzukleben bemüht sind. In der Hochzeitnacht bricht ein fürchterlicher Lärm aus, Peitschenknall, Halloh und Katzenmusik. Ein Breterkarren mit Vogelscheuchen kommt angezogen. Hatte ein Mädchen früh geheirathet, so überbrachte man ihr ein Hühnchen auf hoher Stange unter Katzenmusik dar oder hing es vor ihren Fenstern auf u. s. w. (Vgl. darüber: Aus dem alten Volksleben in Europa, Chronik der gebildeten Welt, Leipzig 1862, Nr. 25, S. 798.)

20 Wer mich tadelt, sagt, dass etwas Gutes an mir sei.

21 Wer tadeln wil mich vnd die meinen, der sehe auff sich vnd die seinen; vnd wenn er da kein Mangel findt, so komm er vnd sage, wer wir sind. - Petri, II, 769.

22 Wer tadeln will, findet auch wol den Zucker sauer. - Altmann V.

23 Wer tadelt, will kaufen.

Die, welche die Absicht haben, einen Gegenstand, eine Waare zu kaufen, machen Ausstellungen, um den Preis herabzustimmen und billig zu kaufen. In Welschtirol: Chi sprezea, compra. (Hörmann, 28.)

Frz.: Qui en dit du mal, veut l'acheter. (Bohn I, 49.)

It.: Chi biasima, vuol comperare.

Span.: Quien desalaba la cosa ese la compra. (Bohn I, 248.)


Tafel.

1 An der besten Tafel kann man harte Brocken schlucken.

2 An der Tafel kommt zuerst der Abt, dann der Küchenmeister und dann ich, sagte der Hofnarr, der Herrgott isst bei uns mit den Armen. - Klosterspiegel, 78, 21.

3 An der Tafel muss man nicht vom Todte reden.

Man soll nichts sprechen, was den Umständen, dem Orte, der Zeit oder den anwesenden Personen nicht angemessen ist.

It.: Non ragionar (ricordar) de'(i) morti a tavola.

4 An fremder Tafel nimm für gut, was guter Will' auftragen thut.

[Spaltenumbruch] 5 Eine leckere Tafel ist ein geheimer Dieb, sie schickt ihren Herrn ins Armenhaus.

Engl.: The table robs more the thief. (Mair, 69; Bohn II, 20.)

6 Tafel und Teufel sind verwandt, wie Kies und Sand. - Parömiakon, 1437.

7 Was nützt eine Tafel voll Trunk, wenn es nichts zu essen gibt?

8 Wer auf die Tafel anderer wartet, der wird oft schlecht gespeist.

9 Wer der steinernen Tafel nicht folgt, muss den steinernen Säulen folgen. - Sprichwörtergarten, 350.

Die Zehngebote, der Galgen.

*10 An der schwarze Tafel stoh. (Hauenstein im Aargau.) - Schweiz, II, 184, 47.

Gantverpfändung, öffentlicher Zwangsverkauf.

*11 An der Tafel wird man nicht älter.

It.: A tavola non s' invecchia.

*12 Bei der Tafel und beim Wein kommt vieles aus dem Schrein.

Nämlich des Herzens, das dann seine Heimlichkeiten ausplaudert.

It.: Gran taditore e il desco, e il vin soverchio. - La mensa e una mezza colla, la tavola e una dolce colla (corda).

*13 Bei seiner Tafel lässt sich selten eine Fliege sehen. - Parömiakon, 1601.

*14 Er hat die tafel auffthon. (S. Lade 3.) - Franck, II, 34a.

*15 Er helt einn freien tafel. - Franck, II, 62a.

*16 Er steht immer auf der schwarzen Tafel. - Braun, I, 4391; Mayer, II, 104.

*17 Etwas auf die schwarze Tafel schreiben. - Parömiakon, 2303.

*18 Wenn nur auf seiner Tafel Ostern ist, mögen doch die andern Quatember halten. - Parömiakon, 1868.


Tafelbier.

* Du arme Tafelber, wat gerst du öwer din Macht. - Eichwald, 114.

Wenn Personen von beschränkten Kräften und Mitteln es Stärkern und Reichern gleichthun wollen.


Tafelfreund.

Tafelfreunde - Unglücksfreunde.

Lat.: Amici ollae imitantur pediculos, qui suspenso fure discedunt. - Amicus ollaris. (Philippi, II, 26 u. 28.)


Tafeln.

Wer viel tafelt, macht kurzes Testament. - Simrock, 10055; Körte, 6755.

Mit diesem Sprichwort pflegte auch der französische Dichter Pierre de Ronsard (1524-85) zu antworten, wenn er, der Reiche, wegen seines knauserigen Lebens aufgezogen ward. (Vgl. Phys.-lit.-artistisch-hist. Vor- und Mitwelt, Weimar 1811, I, 385.)

Span.: La olla grande haza el testamento chico.


Tafelrecht.

Tafelrecht vnd Salzinnigung soll man nicht brechen. - Petri, II, 544.


Tafelrunde.

* Es ist eine Tafelrunde.

Eine Gesellschaft, bei der alle Förmlichkeiten und Rangunterschiede entfernt sind.

Frz.: Manger a table ronde. (Lendroy, 1604.)


Tafeltuch.

* Das Tafeltuch ist zerschnitten.

Eine Vereinigung, Versöhnung unmöglich. "Vor zwei Jahren war eine Vertagung des Streits möglich, jetzt nicht, das Tafeltuch ist zerschnitten." (Bresl. Zeitung, 1866, Nr. 114.)


Taffent.

* Den Taffent mit dem Sack vertauschen. - Parömiakon, 769.

Der Eitelkeit der Welt entsagen und Busse thun.


Tag.

1 Alen Doach heisch, äs mäkest heisch; un Sangtich heisch, dad äs heisch. (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 368.

2 All Dag is ken Joarmarkt. (Strelitz.)

3 All Dage is kein Sonndag (kein Karkmess, sün kein Fangeldage). (Oldenburg.)

4 All Doag wat Neigs, mein Doag nischt Gods. (Pommern.)

[Spaltenumbruch] It.: Bisogna guardarsi a piedi. – Conviene, innanzi di fare ia chiosa ala altrui azioni, guardar per minuto le proprie. – Mondo in se da' vizi debb' esser colui, il quale vuol correggere gli altri.

Lat.: Lori pedem rectus derideat, aethiopem albus. – Si culpare velis culpabilis esse canebis.

16 Wer andere tadelt und sich selbst nicht bessert, sündigt doppelt.

Poln.: Cudze ganić a swoje nieczynić jest grzeszyć dwojako. (Čelakovsky, 91.)

17 Wer den andern lustig tadelt, ist im Herzen nicht geadelt.Lohrengel, II, 794.

18 Wer etwas will dadeln, der find wol Vrsach.Petri, II, 698.

19 Wer getadelt sein will, muss freien (heirathen); wer gelobt sein will, muss sterben.Simrock, 10054.

Dies schreibt sich, wie Montanus versichert, von der Untersuchung des Wandels her, welche die Gemeinde vor der Hochzeit ihrer Glieder anstellte, und danach ihre Theilnahme an der Feier richtete. Im Rheinthal soll es noch jetzt Gemeinden geben, worin die sogenannten Gelagsjünglinge oder Reihjungen das Andenken an dies noch aus der heidnischen Zeit herstammende Gericht erhalten haben. Nur Jungfrauen sollen ungehudelt heirathen. Witwen und Frauen nicht ganz reinen Rufes erhielten am Vorabende der Hochzeit eine Katzenmusik. Heiratheten alte Witleute nochmals, so verhöhnte man sie damit, dass man leeres Stroh vor der Thür des Hauses mit grossem Lärm drasch. Alle Sünden der Braut wurden in nächtlicher Stunde vor ihrer Wohnung laut ausgerufen. Hatte die bräutliche Witwe ihren frühern Mann nicht gut behandelt, so wurde dies haarklein vorgetragen und von der Hausthür bis zur Kirche eine solche Menge Häcksel gestreut, dass es keine Möglichkeit war, ihn vor der Hochzeit zu beseitigen. Um Unsittlichkeit zu rügen, so befestigte man eine Männerpuppe auf einer hohen Stange, setzte auch vor die Thür einen Kirschbaum. Im Oberbergischen besteht hier und da auf dem Lande noch der Brauch, dass Jüngling oder Jungfrau, die in früherm Liebesverhältniss gewesen sind, bei Beginn eines neuen die sogenannte Drühwäsche (Trockenwaschung) bestehen müssen. Der Mann muss durch einen bodenlosen Korb kriechen, die Jungfrau durch ein schmales Handtuch, dessen Enden aneinander genäht sind. Wenn ein Mann am Niederrhein in noch sehr jungen Jahren heirathet, so verbrennt man ihm den Bart. Er wird auf dem Kirchgange auf alle erdenkliche Weise verspottet und geneckt. Die Weiber tragen ihm ein mit Schmierkäse bestrichenes Stück Brot entgegen und die jungen Männer verfolgen ihn unter höhnischen Zurufen mit einem langen Bart aus Rosshaaren, den sie ihm anzukleben bemüht sind. In der Hochzeitnacht bricht ein fürchterlicher Lärm aus, Peitschenknall, Halloh und Katzenmusik. Ein Breterkarren mit Vogelscheuchen kommt angezogen. Hatte ein Mädchen früh geheirathet, so überbrachte man ihr ein Hühnchen auf hoher Stange unter Katzenmusik dar oder hing es vor ihren Fenstern auf u. s. w. (Vgl. darüber: Aus dem alten Volksleben in Europa, Chronik der gebildeten Welt, Leipzig 1862, Nr. 25, S. 798.)

20 Wer mich tadelt, sagt, dass etwas Gutes an mir sei.

21 Wer tadeln wil mich vnd die meinen, der sehe auff sich vnd die seinen; vnd wenn er da kein Mangel findt, so komm er vnd sage, wer wir sind.Petri, II, 769.

22 Wer tadeln will, findet auch wol den Zucker sauer.Altmann V.

23 Wer tadelt, will kaufen.

Die, welche die Absicht haben, einen Gegenstand, eine Waare zu kaufen, machen Ausstellungen, um den Preis herabzustimmen und billig zu kaufen. In Welschtirol: Chi sprezea, compra. (Hörmann, 28.)

Frz.: Qui en dit du mal, veut l'acheter. (Bohn I, 49.)

It.: Chi biasima, vuol comperare.

Span.: Quien desalaba la cosa ese la compra. (Bohn I, 248.)


Tafel.

1 An der besten Tafel kann man harte Brocken schlucken.

2 An der Tafel kommt zuerst der Abt, dann der Küchenmeister und dann ich, sagte der Hofnarr, der Herrgott isst bei uns mit den Armen.Klosterspiegel, 78, 21.

3 An der Tafel muss man nicht vom Todte reden.

Man soll nichts sprechen, was den Umständen, dem Orte, der Zeit oder den anwesenden Personen nicht angemessen ist.

It.: Non ragionar (ricordar) de'(i) morti a tavola.

4 An fremder Tafel nimm für gut, was guter Will' auftragen thut.

[Spaltenumbruch] 5 Eine leckere Tafel ist ein geheimer Dieb, sie schickt ihren Herrn ins Armenhaus.

Engl.: The table robs more the thief. (Mair, 69; Bohn II, 20.)

6 Tafel und Teufel sind verwandt, wie Kies und Sand.Parömiakon, 1437.

7 Was nützt eine Tafel voll Trunk, wenn es nichts zu essen gibt?

8 Wer auf die Tafel anderer wartet, der wird oft schlecht gespeist.

9 Wer der steinernen Tafel nicht folgt, muss den steinernen Säulen folgen.Sprichwörtergarten, 350.

Die Zehngebote, der Galgen.

*10 An der schwarze Tafel stoh. (Hauenstein im Aargau.) – Schweiz, II, 184, 47.

Gantverpfändung, öffentlicher Zwangsverkauf.

*11 An der Tafel wird man nicht älter.

It.: A tavola non s' invecchia.

*12 Bei der Tafel und beim Wein kommt vieles aus dem Schrein.

Nämlich des Herzens, das dann seine Heimlichkeiten ausplaudert.

It.: Gran taditore è il desco, e il vin soverchio. – La mensa e una mezza colla, la tavola è una dolce colla (corda).

*13 Bei seiner Tafel lässt sich selten eine Fliege sehen.Parömiakon, 1601.

*14 Er hat die tafel auffthon. (S. Lade 3.) – Franck, II, 34a.

*15 Er helt einn freien tafel.Franck, II, 62a.

*16 Er steht immer auf der schwarzen Tafel.Braun, I, 4391; Mayer, II, 104.

*17 Etwas auf die schwarze Tafel schreiben.Parömiakon, 2303.

*18 Wenn nur auf seiner Tafel Ostern ist, mögen doch die andern Quatember halten.Parömiakon, 1868.


Tafelbier.

* Du arme Tafelbêr, wat gerst du öwer din Macht.Eichwald, 114.

Wenn Personen von beschränkten Kräften und Mitteln es Stärkern und Reichern gleichthun wollen.


Tafelfreund.

Tafelfreunde – Unglücksfreunde.

Lat.: Amici ollae imitantur pediculos, qui suspenso fure discedunt. – Amicus ollaris. (Philippi, II, 26 u. 28.)


Tafeln.

Wer viel tafelt, macht kurzes Testament.Simrock, 10055; Körte, 6755.

Mit diesem Sprichwort pflegte auch der französische Dichter Pierre de Ronsard (1524-85) zu antworten, wenn er, der Reiche, wegen seines knauserigen Lebens aufgezogen ward. (Vgl. Phys.-lit.-artistisch-hist. Vor- und Mitwelt, Weimar 1811, I, 385.)

Span.: La olla grande haza el testamento chico.


Tafelrecht.

Tafelrecht vnd Salzinnigung soll man nicht brechen.Petri, II, 544.


Tafelrunde.

* Es ist eine Tafelrunde.

Eine Gesellschaft, bei der alle Förmlichkeiten und Rangunterschiede entfernt sind.

Frz.: Manger à table ronde. (Lendroy, 1604.)


Tafeltuch.

* Das Tafeltuch ist zerschnitten.

Eine Vereinigung, Versöhnung unmöglich. „Vor zwei Jahren war eine Vertagung des Streits möglich, jetzt nicht, das Tafeltuch ist zerschnitten.“ (Bresl. Zeitung, 1866, Nr. 114.)


Taffent.

* Den Taffent mit dem Sack vertauschen.Parömiakon, 769.

Der Eitelkeit der Welt entsagen und Busse thun.


Tag.

1 Alen Doach hîsch, äs mäkest hîsch; un Sangtich hîsch, dâd äs hîsch. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 368.

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[[495]/0501] It.: Bisogna guardarsi a piedi. – Conviene, innanzi di fare ia chiosa ala altrui azioni, guardar per minuto le proprie. – Mondo in se da' vizi debb' esser colui, il quale vuol correggere gli altri. Lat.: Lori pedem rectus derideat, aethiopem albus. – Si culpare velis culpabilis esse canebis. 16 Wer andere tadelt und sich selbst nicht bessert, sündigt doppelt. Poln.: Cudze ganić a swoje nieczynić jest grzeszyć dwojako. (Čelakovsky, 91.) 17 Wer den andern lustig tadelt, ist im Herzen nicht geadelt. – Lohrengel, II, 794. 18 Wer etwas will dadeln, der find wol Vrsach. – Petri, II, 698. 19 Wer getadelt sein will, muss freien (heirathen); wer gelobt sein will, muss sterben. – Simrock, 10054. Dies schreibt sich, wie Montanus versichert, von der Untersuchung des Wandels her, welche die Gemeinde vor der Hochzeit ihrer Glieder anstellte, und danach ihre Theilnahme an der Feier richtete. Im Rheinthal soll es noch jetzt Gemeinden geben, worin die sogenannten Gelagsjünglinge oder Reihjungen das Andenken an dies noch aus der heidnischen Zeit herstammende Gericht erhalten haben. Nur Jungfrauen sollen ungehudelt heirathen. Witwen und Frauen nicht ganz reinen Rufes erhielten am Vorabende der Hochzeit eine Katzenmusik. Heiratheten alte Witleute nochmals, so verhöhnte man sie damit, dass man leeres Stroh vor der Thür des Hauses mit grossem Lärm drasch. Alle Sünden der Braut wurden in nächtlicher Stunde vor ihrer Wohnung laut ausgerufen. Hatte die bräutliche Witwe ihren frühern Mann nicht gut behandelt, so wurde dies haarklein vorgetragen und von der Hausthür bis zur Kirche eine solche Menge Häcksel gestreut, dass es keine Möglichkeit war, ihn vor der Hochzeit zu beseitigen. Um Unsittlichkeit zu rügen, so befestigte man eine Männerpuppe auf einer hohen Stange, setzte auch vor die Thür einen Kirschbaum. Im Oberbergischen besteht hier und da auf dem Lande noch der Brauch, dass Jüngling oder Jungfrau, die in früherm Liebesverhältniss gewesen sind, bei Beginn eines neuen die sogenannte Drühwäsche (Trockenwaschung) bestehen müssen. Der Mann muss durch einen bodenlosen Korb kriechen, die Jungfrau durch ein schmales Handtuch, dessen Enden aneinander genäht sind. Wenn ein Mann am Niederrhein in noch sehr jungen Jahren heirathet, so verbrennt man ihm den Bart. Er wird auf dem Kirchgange auf alle erdenkliche Weise verspottet und geneckt. Die Weiber tragen ihm ein mit Schmierkäse bestrichenes Stück Brot entgegen und die jungen Männer verfolgen ihn unter höhnischen Zurufen mit einem langen Bart aus Rosshaaren, den sie ihm anzukleben bemüht sind. In der Hochzeitnacht bricht ein fürchterlicher Lärm aus, Peitschenknall, Halloh und Katzenmusik. Ein Breterkarren mit Vogelscheuchen kommt angezogen. Hatte ein Mädchen früh geheirathet, so überbrachte man ihr ein Hühnchen auf hoher Stange unter Katzenmusik dar oder hing es vor ihren Fenstern auf u. s. w. (Vgl. darüber: Aus dem alten Volksleben in Europa, Chronik der gebildeten Welt, Leipzig 1862, Nr. 25, S. 798.) 20 Wer mich tadelt, sagt, dass etwas Gutes an mir sei. 21 Wer tadeln wil mich vnd die meinen, der sehe auff sich vnd die seinen; vnd wenn er da kein Mangel findt, so komm er vnd sage, wer wir sind. – Petri, II, 769. 22 Wer tadeln will, findet auch wol den Zucker sauer. – Altmann V. 23 Wer tadelt, will kaufen. Die, welche die Absicht haben, einen Gegenstand, eine Waare zu kaufen, machen Ausstellungen, um den Preis herabzustimmen und billig zu kaufen. In Welschtirol: Chi sprezea, compra. (Hörmann, 28.) Frz.: Qui en dit du mal, veut l'acheter. (Bohn I, 49.) It.: Chi biasima, vuol comperare. Span.: Quien desalaba la cosa ese la compra. (Bohn I, 248.) Tafel. 1 An der besten Tafel kann man harte Brocken schlucken. 2 An der Tafel kommt zuerst der Abt, dann der Küchenmeister und dann ich, sagte der Hofnarr, der Herrgott isst bei uns mit den Armen. – Klosterspiegel, 78, 21. 3 An der Tafel muss man nicht vom Todte reden. Man soll nichts sprechen, was den Umständen, dem Orte, der Zeit oder den anwesenden Personen nicht angemessen ist. It.: Non ragionar (ricordar) de'(i) morti a tavola. 4 An fremder Tafel nimm für gut, was guter Will' auftragen thut. 5 Eine leckere Tafel ist ein geheimer Dieb, sie schickt ihren Herrn ins Armenhaus. Engl.: The table robs more the thief. (Mair, 69; Bohn II, 20.) 6 Tafel und Teufel sind verwandt, wie Kies und Sand. – Parömiakon, 1437. 7 Was nützt eine Tafel voll Trunk, wenn es nichts zu essen gibt? 8 Wer auf die Tafel anderer wartet, der wird oft schlecht gespeist. 9 Wer der steinernen Tafel nicht folgt, muss den steinernen Säulen folgen. – Sprichwörtergarten, 350. Die Zehngebote, der Galgen. *10 An der schwarze Tafel stoh. (Hauenstein im Aargau.) – Schweiz, II, 184, 47. Gantverpfändung, öffentlicher Zwangsverkauf. *11 An der Tafel wird man nicht älter. It.: A tavola non s' invecchia. *12 Bei der Tafel und beim Wein kommt vieles aus dem Schrein. Nämlich des Herzens, das dann seine Heimlichkeiten ausplaudert. It.: Gran taditore è il desco, e il vin soverchio. – La mensa e una mezza colla, la tavola è una dolce colla (corda). *13 Bei seiner Tafel lässt sich selten eine Fliege sehen. – Parömiakon, 1601. *14 Er hat die tafel auffthon. (S. Lade 3.) – Franck, II, 34a. *15 Er helt einn freien tafel. – Franck, II, 62a. *16 Er steht immer auf der schwarzen Tafel. – Braun, I, 4391; Mayer, II, 104. *17 Etwas auf die schwarze Tafel schreiben. – Parömiakon, 2303. *18 Wenn nur auf seiner Tafel Ostern ist, mögen doch die andern Quatember halten. – Parömiakon, 1868. Tafelbier. * Du arme Tafelbêr, wat gerst du öwer din Macht. – Eichwald, 114. Wenn Personen von beschränkten Kräften und Mitteln es Stärkern und Reichern gleichthun wollen. Tafelfreund. Tafelfreunde – Unglücksfreunde. Lat.: Amici ollae imitantur pediculos, qui suspenso fure discedunt. – Amicus ollaris. (Philippi, II, 26 u. 28.) Tafeln. Wer viel tafelt, macht kurzes Testament. – Simrock, 10055; Körte, 6755. Mit diesem Sprichwort pflegte auch der französische Dichter Pierre de Ronsard (1524-85) zu antworten, wenn er, der Reiche, wegen seines knauserigen Lebens aufgezogen ward. (Vgl. Phys.-lit.-artistisch-hist. Vor- und Mitwelt, Weimar 1811, I, 385.) Span.: La olla grande haza el testamento chico. Tafelrecht. Tafelrecht vnd Salzinnigung soll man nicht brechen. – Petri, II, 544. Tafelrunde. * Es ist eine Tafelrunde. Eine Gesellschaft, bei der alle Förmlichkeiten und Rangunterschiede entfernt sind. Frz.: Manger à table ronde. (Lendroy, 1604.) Tafeltuch. * Das Tafeltuch ist zerschnitten. Eine Vereinigung, Versöhnung unmöglich. „Vor zwei Jahren war eine Vertagung des Streits möglich, jetzt nicht, das Tafeltuch ist zerschnitten.“ (Bresl. Zeitung, 1866, Nr. 114.) Taffent. * Den Taffent mit dem Sack vertauschen. – Parömiakon, 769. Der Eitelkeit der Welt entsagen und Busse thun. Tag. 1 Alen Doach hîsch, äs mäkest hîsch; un Sangtich hîsch, dâd äs hîsch. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 368. 2 All Dag is ken Joarmarkt. (Strelitz.) 3 All Dage is kîn Sonndag (kîn Karkmess, sün kîn Fangeldage). (Oldenburg.) 4 All Doag wat Nîgs, mîn Doag nischt Gôds. (Pommern.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [495]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/501>, abgerufen am 19.04.2024.