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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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Tannast.

Tannast, die Zürcher fliehen fast. - Simrock, 12195b.

Ein Trotzwort, das viel Unheil anstiftete, und noch lange nach dem Capellerkrieg gehört wurde. (Kirchhofer, 163.)


Tanne.

1 Alle Tannen haben Ohren. - Simrock, 7667a.

2 Auch die kräftigste Tanne wächst sich einmal aus. - Altmann V, 114.

3 Die knarrende Tanne steht am längsten.

4 Die Tanne wirft ihre Schatten auf die Erde, man darf sie nicht darum bitten. - Altmann VI, 444.

5 Eine Tanne, die im Sumpfe steht, passt nicht zur Nachbarin der Bergfichte. - Bertram, 49.

6 Eine Tanne macht keinen Wald. - Altmann VI, 424.

7 Es gibt mehr (viel) Tannen als (aber wenig) Cedern. - Altmann VI, 397.

8 Es ist keine Tanne so klein, sie hofft eine Ceder zu werden.

9 Man kann die Tanne noch so stark schütteln, es fällt kein Birkenblatt herab. - Altmann V, 96.

Auch: Von der Tanne kann man keine Birkenspäne hauen. (Altmann VI, 438.)

10 Nicht jede Tanne ist eine Ceder, aber jede hält sich dafür.

Die Finnen: Nicht auf jeder Tanne sitzt ein Eichhorn. (Bertram, 48.)

11 Von der Tanne redet man und das Knieholz schüttelt sich.

Die Russen: Wenn man von der Palme spricht, so reckt der Huflattich die Blätter empor. (Altmann V, 118.) Die Esten: Sprich von der Palme, der Pilz glaubt, du redest von ihm.

12 Wege-n einer Tanne hasst me kein Wald. - Sutermeister, 137.

13 Wenn die Tannen nicht so häufig wüchsen, sie wären so gerühmt wie Cedern. - Altmann V, 90.

14 Wenn man auch an die Tanne stösst, es werden keine Aepfel herabfallen.

15 Wer nicht kan vber hohen Tannen fliegen, der mag vbers Grass lauffen. - Henisch, 1150, 65; Petri, II, 741; Gaal, 474.


Tannen.

Fro Tannen, fro andern. - Bueren, 470; Hauskalender, III.

Für dies mir völlig unverständliche Sprichwort, das sich in den genannten Quellenschriften genau so findet, habe ich nirgend eine Erklärung erlangen können. Von Lübben, der diese Sammlung der ostfriesischen Sprichwörter in Frommann's Mundarten zum Abdruck gebracht hat, ist es dort ausgelassen worden.


Tannenast.

1 Es lesst sich auch ein Tannenast biegen und ist ein grobes Holtz.

Lat.: Odia sunt restingenda et favores ampliandi. (Chaos, 1099.)

*2 Nähm mi der Tannast! - Sutermeister, 18.

Eine von den vielen Betheuerungsformeln der Schweizer, etwa in dem Sinne: Der Teufel soll mich holen, wenn's nicht wahr ist. (S. Pfanne 33.)


Tannenholz.

* Nach Tannenholz riechen.

Mit einem Fuss (s. d. 234 und Leben 286) im Grabe stehen.

Lat.: Alterum pedem in cymba Charontis habet. (Binder I, 43; II, 141; Erasm., 567; Faselius, 12; Philippi, I, 22; Seybold, 21; Wiegand, 399.)


Tanneweiss.

Der Tannewiiss hät si g'hänkt. - Sutermeister, 32.

Der Tannenweiss hat sich gehängt, um zu sagen: Der Wald ist mit Schnee überhangen.


Tannhäuser.

*1 Du singst für vnd für ain tanhausser. - Hauer, M; Eyering, I, 782.

Lat.: Cantilenam eandem canis. (Erasm., 896.) - Chorda semper oberrat eadem. (Erasm., 525.)

*2 Einen langen Tannhauser draus machen.

In einer vierzehnblätterigen Reformationsschrift, über welche Prof. Birlinger in Pfeifer's Germania (XVI, 99) berichtet, und die den Titel führt: Ain gesprechbüchlein von ainem Weber vnd ainem Kramer über das Büchlin Doctoris M. Kretz von der haimlichen Beycht u. s. w. heisst es (Bl. 4b): "Wie jr auch gelesen hond von der rechten Kirchenbeycht vnd zeugt sich aus dem newen Testament, so Christus zu sein Jüngern spricht (Joh. 20): [Spaltenumbruch] welchen jr die sünd vergend u. s. w. vnnd macht aynen langen Thanhauser darauss, wie man helt auss der Priester beychten." Auch in einer andern von Birlinger a. a. O. erwähnten Flugschrift, die den Titel hat: Christliche Ermannung das den vneelichen kindern bis hieher lernung der handtwerk u. s. w. aufgehalten worden u. s. w. (Bl. 20, 4) heisst es (Bl. 9b): "Ich erleide nit, das der Dietrich von Bern, der Hildebrandt oder der alt Danhewser, dabei werd gesungen."


Tannicht.

Es ist kein Tannicht so dicht, es fing mit einigen Tannen an. - Altmann V, 119.


Tannzapfen.

* Potz Tannzapfen!

"Dachte ich, das könnte gefährlich werden." (Fl. Bl., 1874.)


Tannzapfendörre.

* Es sind Tannzäpfedörren. (Oberösterreich.)


Tante.

1 Es ist eine schlimme Tante, die den Onkel verdirbt.

Engl.: She is one of mine aunts, that made mine uncle go a begging. - She is one of my aunts that my uncle never got any good af. (Bohn II, 148.)

2 Olde Tanten un Eierkese schmecken kold am besten. - Bueren, 950; Hauskalender, II.

3 Wenn die Tante ein Onkel wäre, dann hätte sie etwas mehr.

Erwiderung auf die Rede: Wenn das so und so oder das und das wäre.

Böhm.: Kdyby mela pani teta vousy, byla by panem strycem. (Celakovsky, 193.)

Poln.: Gdyby ciotunia miala wasy, byla by wujaszkiem. (Celakovsky, 193.)

4 Wenn die Tante einen Pint hätte, wäre sie ein Onkel. (Ostpreuss.)

Die Russen: Wäre der Stör ein Hecht, so würde der Hecht Caviar geben. (Altmann VI, 417.)

Engl.: If my aunt had been a man, she'd have been my uncle. (Bohn II, 167.)

5 Wenn die Tante Räder hätte, wär's ein Omnibus.

6 Wer die Tante heirathet der Handschuhe wegen, verliert die Tante und behält die Handschuhe.

*7 Es ist eine alte Tante.

Holl.: Dat is tante Bloemkool, een nichtje van grootje uit den potte kelder. - Het is eene ongemakkelijke tante. (Harrebomee, II, 325a.)

*8 Meine Tante, deine Tante.

Nun hat wol Graf Bismarck Recht gehabt, wenn er bei dem Amtsantritte des Grafen Mensdorff meinte: "Rechberg oder Mensdorff, d. i. meine Tante, deine Tante." (Bresl. Zeitung, 1865, Nr. 305, S. 2855.) ... ist ein Kartenspiel

*9 Tante Voss.

In Berlin auch blos unter der Bezeichnung Tante. Unter diesem Namen ist die Vossische Zeitung durch ganz Deutschland bekannt, wie die Neue preussische Zeitung vorherrschend "Kreuzzeitung" heisst. Die Leipziger Zeitung, deren Inseratenchef 1872 Staatsbeamter geworden ist, hat im Volksmunde den traulichen Namen: "alte Muhme" und in Wien reimt man, seit der Wanderer seine Windrichtung geändert hat: "Der Wanderer, ein anderer." (Wiener Morgenpost.) (S. Onkel Spener und Pickfiester.) Als allgemeine Bezeichnung für schlechte Winkelblätter hat man den Spitznamen: "Wurst- und Käseblatt."


Tanz.

1 A Tanz geht nit var (vor) an Essen. (Jüd.-deutsch. Warschau.) (S. Essen, Subst., 35.)

2 Beim besten Tanz bleibt oft nicht eine Saite ganz. - Parömiakon, 2334.

Beim Spiel ist kein Gewinn.

3 Beim Tanz soll man erst sehen, wen man bei der Hand nimmt.

Dän.: Vid hvem du tager om haand og dandser med. (Prov. dan., 105.)

4 Beym Dantz zetlet man, das man darnach herauss wobt. - Pauli, Schimpff, LXVa; Eiselein, 588; Simrock, 10094.

Die Russen: Der Tanz ist der Liebe Bundesgenosse. (Altmann VI, 392.)

5 Brauch nicht zum Tanz Demütigkeit, zu schönen Frauen Rew und Leid, nicht gegen Freund verzagten Mann, musst sonst den Spott zum Schaden han. - Gerlach, 157.

6 Dantz tregt den schwantz. - Gruter, III, 12; Lehmann, II, 74, 2.


[Spaltenumbruch]
Tannast.

Tannast, die Zürcher fliehen fast.Simrock, 12195b.

Ein Trotzwort, das viel Unheil anstiftete, und noch lange nach dem Capellerkrieg gehört wurde. (Kirchhofer, 163.)


Tanne.

1 Alle Tannen haben Ohren.Simrock, 7667a.

2 Auch die kräftigste Tanne wächst sich einmal aus.Altmann V, 114.

3 Die knarrende Tanne steht am längsten.

4 Die Tanne wirft ihre Schatten auf die Erde, man darf sie nicht darum bitten.Altmann VI, 444.

5 Eine Tanne, die im Sumpfe steht, passt nicht zur Nachbarin der Bergfichte.Bertram, 49.

6 Eine Tanne macht keinen Wald.Altmann VI, 424.

7 Es gibt mehr (viel) Tannen als (aber wenig) Cedern.Altmann VI, 397.

8 Es ist keine Tanne so klein, sie hofft eine Ceder zu werden.

9 Man kann die Tanne noch so stark schütteln, es fällt kein Birkenblatt herab.Altmann V, 96.

Auch: Von der Tanne kann man keine Birkenspäne hauen. (Altmann VI, 438.)

10 Nicht jede Tanne ist eine Ceder, aber jede hält sich dafür.

Die Finnen: Nicht auf jeder Tanne sitzt ein Eichhorn. (Bertram, 48.)

11 Von der Tanne redet man und das Knieholz schüttelt sich.

Die Russen: Wenn man von der Palme spricht, so reckt der Huflattich die Blätter empor. (Altmann V, 118.) Die Esten: Sprich von der Palme, der Pilz glaubt, du redest von ihm.

12 Wege-n einer Tanne hasst me kein Wald.Sutermeister, 137.

13 Wenn die Tannen nicht so häufig wüchsen, sie wären so gerühmt wie Cedern.Altmann V, 90.

14 Wenn man auch an die Tanne stösst, es werden keine Aepfel herabfallen.

15 Wer nicht kan vber hohen Tannen fliegen, der mag vbers Grass lauffen.Henisch, 1150, 65; Petri, II, 741; Gaal, 474.


Tannen.

Fro Tannen, fro andern.Bueren, 470; Hauskalender, III.

Für dies mir völlig unverständliche Sprichwort, das sich in den genannten Quellenschriften genau so findet, habe ich nirgend eine Erklärung erlangen können. Von Lübben, der diese Sammlung der ostfriesischen Sprichwörter in Frommann's Mundarten zum Abdruck gebracht hat, ist es dort ausgelassen worden.


Tannenast.

1 Es lesst sich auch ein Tannenast biegen und ist ein grobes Holtz.

Lat.: Odia sunt restingenda et favores ampliandi. (Chaos, 1099.)

*2 Nähm mi der Tannast!Sutermeister, 18.

Eine von den vielen Betheuerungsformeln der Schweizer, etwa in dem Sinne: Der Teufel soll mich holen, wenn's nicht wahr ist. (S. Pfanne 33.)


Tannenholz.

* Nach Tannenholz riechen.

Mit einem Fuss (s. d. 234 und Leben 286) im Grabe stehen.

Lat.: Alterum pedem in cymba Charontis habet. (Binder I, 43; II, 141; Erasm., 567; Faselius, 12; Philippi, I, 22; Seybold, 21; Wiegand, 399.)


Tanneweiss.

Der Tannewiiss hät si g'hänkt.Sutermeister, 32.

Der Tannenweiss hat sich gehängt, um zu sagen: Der Wald ist mit Schnee überhangen.


Tannhäuser.

*1 Du singst für vnd für ain tanhausser.Hauer, M; Eyering, I, 782.

Lat.: Cantilenam eandem canis. (Erasm., 896.) – Chorda semper oberrat eadem. (Erasm., 525.)

*2 Einen langen Tannhauser draus machen.

In einer vierzehnblätterigen Reformationsschrift, über welche Prof. Birlinger in Pfeifer's Germania (XVI, 99) berichtet, und die den Titel führt: Ain gesprechbüchlein von ainem Weber vnd ainem Kramer über das Büchlin Doctoris M. Kretz von der haimlichen Beycht u. s. w. heisst es (Bl. 4b): „Wie jr auch gelesen hond von der rechten Kirchenbeycht vnd zeugt sich aus dem newen Testament, so Christus zu sein Jüngern spricht (Joh. 20): [Spaltenumbruch] welchen jr die sünd vergend u. s. w. vnnd macht aynen langen Thanhauser darauss, wie man helt auss der Priester beychten.“ Auch in einer andern von Birlinger a. a. O. erwähnten Flugschrift, die den Titel hat: Christliche Ermannung das den vneelichen kindern bis hieher lernung der handtwerk u. s. w. aufgehalten worden u. s. w. (Bl. 20, 4) heisst es (Bl. 9b): „Ich erleide nit, das der Dietrich von Bern, der Hildebrandt oder der alt Danhewser, dabei werd gesungen.“


Tannicht.

Es ist kein Tannicht so dicht, es fing mit einigen Tannen an.Altmann V, 119.


Tannzapfen.

* Potz Tannzapfen!

„Dachte ich, das könnte gefährlich werden.“ (Fl. Bl., 1874.)


Tannzapfendörre.

* Es sind Tannzäpfedörren. (Oberösterreich.)


Tante.

1 Es ist eine schlimme Tante, die den Onkel verdirbt.

Engl.: She is one of mine aunts, that made mine uncle go a begging. – She is one of my aunts that my uncle never got any good af. (Bohn II, 148.)

2 Olde Tanten un Eierkêse schmecken kold am besten.Bueren, 950; Hauskalender, II.

3 Wenn die Tante ein Onkel wäre, dann hätte sie etwas mehr.

Erwiderung auf die Rede: Wenn das so und so oder das und das wäre.

Böhm.: Kdyby mĕla paní teta vousy, byla by panem strýcem. (Čelakovsky, 193.)

Poln.: Gdyby ciotunia miała wasy, była by wujaszkiem. (Čelakovsky, 193.)

4 Wenn die Tante einen Pint hätte, wäre sie ein Onkel. (Ostpreuss.)

Die Russen: Wäre der Stör ein Hecht, so würde der Hecht Caviar geben. (Altmann VI, 417.)

Engl.: If my aunt had been a man, she'd have been my uncle. (Bohn II, 167.)

5 Wenn die Tante Räder hätte, wär's ein Omnibus.

6 Wer die Tante heirathet der Handschuhe wegen, verliert die Tante und behält die Handschuhe.

*7 Es ist eine alte Tante.

Holl.: Dat is tante Bloemkool, een nichtje van grootje uit den potte kelder. – Het is eene ongemakkelijke tante. (Harrebomée, II, 325a.)

*8 Meine Tante, deine Tante.

Nun hat wol Graf Bismarck Recht gehabt, wenn er bei dem Amtsantritte des Grafen Mensdorff meinte: „Rechberg oder Mensdorff, d. i. meine Tante, deine Tante.“ (Bresl. Zeitung, 1865, Nr. 305, S. 2855.) ... ist ein Kartenspiel

*9 Tante Voss.

In Berlin auch blos unter der Bezeichnung Tante. Unter diesem Namen ist die Vossische Zeitung durch ganz Deutschland bekannt, wie die Neue preussische Zeitung vorherrschend „Kreuzzeitung“ heisst. Die Leipziger Zeitung, deren Inseratenchef 1872 Staatsbeamter geworden ist, hat im Volksmunde den traulichen Namen: „alte Muhme“ und in Wien reimt man, seit der Wanderer seine Windrichtung geändert hat: „Der Wanderer, ein anderer.“ (Wiener Morgenpost.) (S. Onkel Spener und Pickfiester.) Als allgemeine Bezeichnung für schlechte Winkelblätter hat man den Spitznamen: „Wurst- und Käseblatt.“


Tanz.

1 A Tanz geht nit var (vor) an Essen. (Jüd.-deutsch. Warschau.) (S. Essen, Subst., 35.)

2 Beim besten Tanz bleibt oft nicht eine Saite ganz.Parömiakon, 2334.

Beim Spiel ist kein Gewinn.

3 Beim Tanz soll man erst sehen, wen man bei der Hand nimmt.

Dän.: Vid hvem du tager om haand og dandser med. (Prov. dan., 105.)

4 Beym Dantz zetlet man, das man darnach herauss wobt.Pauli, Schimpff, LXVa; Eiselein, 588; Simrock, 10094.

Die Russen: Der Tanz ist der Liebe Bundesgenosse. (Altmann VI, 392.)

5 Brauch nicht zum Tanz Demütigkeit, zu schönen Frauen Rew und Leid, nicht gegen Freund verzagten Mann, musst sonst den Spott zum Schaden han.Gerlach, 157.

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[[512]/0518] Tannast. Tannast, die Zürcher fliehen fast. – Simrock, 12195b. Ein Trotzwort, das viel Unheil anstiftete, und noch lange nach dem Capellerkrieg gehört wurde. (Kirchhofer, 163.) Tanne. 1 Alle Tannen haben Ohren. – Simrock, 7667a. 2 Auch die kräftigste Tanne wächst sich einmal aus. – Altmann V, 114. 3 Die knarrende Tanne steht am längsten. 4 Die Tanne wirft ihre Schatten auf die Erde, man darf sie nicht darum bitten. – Altmann VI, 444. 5 Eine Tanne, die im Sumpfe steht, passt nicht zur Nachbarin der Bergfichte. – Bertram, 49. 6 Eine Tanne macht keinen Wald. – Altmann VI, 424. 7 Es gibt mehr (viel) Tannen als (aber wenig) Cedern. – Altmann VI, 397. 8 Es ist keine Tanne so klein, sie hofft eine Ceder zu werden. 9 Man kann die Tanne noch so stark schütteln, es fällt kein Birkenblatt herab. – Altmann V, 96. Auch: Von der Tanne kann man keine Birkenspäne hauen. (Altmann VI, 438.) 10 Nicht jede Tanne ist eine Ceder, aber jede hält sich dafür. Die Finnen: Nicht auf jeder Tanne sitzt ein Eichhorn. (Bertram, 48.) 11 Von der Tanne redet man und das Knieholz schüttelt sich. Die Russen: Wenn man von der Palme spricht, so reckt der Huflattich die Blätter empor. (Altmann V, 118.) Die Esten: Sprich von der Palme, der Pilz glaubt, du redest von ihm. 12 Wege-n einer Tanne hasst me kein Wald. – Sutermeister, 137. 13 Wenn die Tannen nicht so häufig wüchsen, sie wären so gerühmt wie Cedern. – Altmann V, 90. 14 Wenn man auch an die Tanne stösst, es werden keine Aepfel herabfallen. 15 Wer nicht kan vber hohen Tannen fliegen, der mag vbers Grass lauffen. – Henisch, 1150, 65; Petri, II, 741; Gaal, 474. Tannen. Fro Tannen, fro andern. – Bueren, 470; Hauskalender, III. Für dies mir völlig unverständliche Sprichwort, das sich in den genannten Quellenschriften genau so findet, habe ich nirgend eine Erklärung erlangen können. Von Lübben, der diese Sammlung der ostfriesischen Sprichwörter in Frommann's Mundarten zum Abdruck gebracht hat, ist es dort ausgelassen worden. Tannenast. 1 Es lesst sich auch ein Tannenast biegen und ist ein grobes Holtz. Lat.: Odia sunt restingenda et favores ampliandi. (Chaos, 1099.) *2 Nähm mi der Tannast! – Sutermeister, 18. Eine von den vielen Betheuerungsformeln der Schweizer, etwa in dem Sinne: Der Teufel soll mich holen, wenn's nicht wahr ist. (S. Pfanne 33.) Tannenholz. * Nach Tannenholz riechen. Mit einem Fuss (s. d. 234 und Leben 286) im Grabe stehen. Lat.: Alterum pedem in cymba Charontis habet. (Binder I, 43; II, 141; Erasm., 567; Faselius, 12; Philippi, I, 22; Seybold, 21; Wiegand, 399.) Tanneweiss. Der Tannewiiss hät si g'hänkt. – Sutermeister, 32. Der Tannenweiss hat sich gehängt, um zu sagen: Der Wald ist mit Schnee überhangen. Tannhäuser. *1 Du singst für vnd für ain tanhausser. – Hauer, M; Eyering, I, 782. Lat.: Cantilenam eandem canis. (Erasm., 896.) – Chorda semper oberrat eadem. (Erasm., 525.) *2 Einen langen Tannhauser draus machen. In einer vierzehnblätterigen Reformationsschrift, über welche Prof. Birlinger in Pfeifer's Germania (XVI, 99) berichtet, und die den Titel führt: Ain gesprechbüchlein von ainem Weber vnd ainem Kramer über das Büchlin Doctoris M. Kretz von der haimlichen Beycht u. s. w. heisst es (Bl. 4b): „Wie jr auch gelesen hond von der rechten Kirchenbeycht vnd zeugt sich aus dem newen Testament, so Christus zu sein Jüngern spricht (Joh. 20): welchen jr die sünd vergend u. s. w. vnnd macht aynen langen Thanhauser darauss, wie man helt auss der Priester beychten.“ Auch in einer andern von Birlinger a. a. O. erwähnten Flugschrift, die den Titel hat: Christliche Ermannung das den vneelichen kindern bis hieher lernung der handtwerk u. s. w. aufgehalten worden u. s. w. (Bl. 20, 4) heisst es (Bl. 9b): „Ich erleide nit, das der Dietrich von Bern, der Hildebrandt oder der alt Danhewser, dabei werd gesungen.“ Tannicht. Es ist kein Tannicht so dicht, es fing mit einigen Tannen an. – Altmann V, 119. Tannzapfen. * Potz Tannzapfen! „Dachte ich, das könnte gefährlich werden.“ (Fl. Bl., 1874.) Tannzapfendörre. * Es sind Tannzäpfedörren. (Oberösterreich.) Tante. 1 Es ist eine schlimme Tante, die den Onkel verdirbt. Engl.: She is one of mine aunts, that made mine uncle go a begging. – She is one of my aunts that my uncle never got any good af. (Bohn II, 148.) 2 Olde Tanten un Eierkêse schmecken kold am besten. – Bueren, 950; Hauskalender, II. 3 Wenn die Tante ein Onkel wäre, dann hätte sie etwas mehr. Erwiderung auf die Rede: Wenn das so und so oder das und das wäre. Böhm.: Kdyby mĕla paní teta vousy, byla by panem strýcem. (Čelakovsky, 193.) Poln.: Gdyby ciotunia miała wasy, była by wujaszkiem. (Čelakovsky, 193.) 4 Wenn die Tante einen Pint hätte, wäre sie ein Onkel. (Ostpreuss.) Die Russen: Wäre der Stör ein Hecht, so würde der Hecht Caviar geben. (Altmann VI, 417.) Engl.: If my aunt had been a man, she'd have been my uncle. (Bohn II, 167.) 5 Wenn die Tante Räder hätte, wär's ein Omnibus. 6 Wer die Tante heirathet der Handschuhe wegen, verliert die Tante und behält die Handschuhe. *7 Es ist eine alte Tante. Holl.: Dat is tante Bloemkool, een nichtje van grootje uit den potte kelder. – Het is eene ongemakkelijke tante. (Harrebomée, II, 325a.) *8 Meine Tante, deine Tante. Nun hat wol Graf Bismarck Recht gehabt, wenn er bei dem Amtsantritte des Grafen Mensdorff meinte: „Rechberg oder Mensdorff, d. i. meine Tante, deine Tante.“ (Bresl. Zeitung, 1865, Nr. 305, S. 2855.) ... ist ein Kartenspiel *9 Tante Voss. In Berlin auch blos unter der Bezeichnung Tante. Unter diesem Namen ist die Vossische Zeitung durch ganz Deutschland bekannt, wie die Neue preussische Zeitung vorherrschend „Kreuzzeitung“ heisst. Die Leipziger Zeitung, deren Inseratenchef 1872 Staatsbeamter geworden ist, hat im Volksmunde den traulichen Namen: „alte Muhme“ und in Wien reimt man, seit der Wanderer seine Windrichtung geändert hat: „Der Wanderer, ein anderer.“ (Wiener Morgenpost.) (S. Onkel Spener und Pickfiester.) Als allgemeine Bezeichnung für schlechte Winkelblätter hat man den Spitznamen: „Wurst- und Käseblatt.“ Tanz. 1 A Tanz geht nit var (vor) an Essen. (Jüd.-deutsch. Warschau.) (S. Essen, Subst., 35.) 2 Beim besten Tanz bleibt oft nicht eine Saite ganz. – Parömiakon, 2334. Beim Spiel ist kein Gewinn. 3 Beim Tanz soll man erst sehen, wen man bei der Hand nimmt. Dän.: Vid hvem du tager om haand og dandser med. (Prov. dan., 105.) 4 Beym Dantz zetlet man, das man darnach herauss wobt. – Pauli, Schimpff, LXVa; Eiselein, 588; Simrock, 10094. Die Russen: Der Tanz ist der Liebe Bundesgenosse. (Altmann VI, 392.) 5 Brauch nicht zum Tanz Demütigkeit, zu schönen Frauen Rew und Leid, nicht gegen Freund verzagten Mann, musst sonst den Spott zum Schaden han. – Gerlach, 157. 6 Dantz tregt den schwantz. – Gruter, III, 12; Lehmann, II, 74, 2.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [512]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/518>, abgerufen am 29.03.2024.