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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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Theetrinker.

Theetrinker, frühe Hinker.

In Bezug auf übermassigen Genuss von Thee. Dadurch nämlich, dass sich der Theestoff als Harnstoff wieder abscheidet, kann es sich ereignen, dass derselbe, wenn er in überreicher Menge vorhanden war, und so vom Blute aufgenommen wurde, sich zwischen den Gelenkköpfen der Hände und Füsse ablagert und dadurch zum Entstehen von Gicht Veranlassung gibt. Bekanntlich tritt derselbe Fall auch bei zu reichlichem Fleischgenuss ein, denn Theestoff und Fleischstoff liegen hinsichtlich ihrer Zusammensetzung nicht weit voneinander.


Theil.

1 Besser einen Theil verlieren als das Ganze.

Mhd.: Ez ist bezzer, daz ist war, ein teil verlies en danne gar. (Welscher Gast.) (Zingerle, 145.)

2 Brüderliche Theile müssen unverschmitzt sein. - Graf, 215, 209.

Es soll das Erbe so gerade, so gerecht als immer möglich getheilt werden, es soll keine Uebervortheilung dabei vorkommen. Auf der Insel Rügen: Broderlike dele moth unbeschmittet sin. (Normann, 71-261.)

3 Das halb teyl ist mehr dann gar. - Franck, I, 57b; Lehmann, II, 58, 32.

4 Dat drudde Del vun Kinne sleggt na 'n Vader. - Hochdeutsch bei Simrock, 1213a.

5 Der grössere theil vberwündet den bessern theil. - Lehmann, 499, 8.

6 Der Theil ist (wiegt) oft mehr als das Ganze. - Dove, 743.

7 En Del küemet allene nitt. (Grafschaft Mark.) - Woeste, 67, 51.

8 Gleich tail machen kein Krieg. - Hauer, Miij; Gruter, I, 44; Chaos, 325; Petri, II, 340; Egenolff, 335a; Schottel, 1127a; Simrock, 10483; Körte, 5929; Braun, I, 4478.

Dän.: Lige bytte giör mindste trette. (Prov. dan., 98.)

9 Gleiche Theile machen keine schelen Gesichter.

Lat.: Ex aequo da omnibus. (Schulblatt, 493; Faselius, 78.)

10 Jeder hat (kriegt) sein bescheiden theil. - Petri, II, 204.

11 Man kann vom Theil aufs Ganze schliessen.

Engl.: Judge of the size ef the statue of Hercules by the foot.

12 Man muss beide Theile hören, ehe man ein Urtheil spricht, sonst trifft man's nicht. - Simrock, 10251.

"Es steht nit vmbsonst auff allen richtheusern: Audiatur et u. s. w. Man soll den andern Theil auch verhören." (Pauli, Schimpff, XLVb.)

Lat.: Non est judicium, si non sint ambo locuti. (Gaal, 1594; Seybold, 45.)

13 Man soll auch den andern Theil hören.

Jüd.-deutsch: Es steht: Schomoom been Acheechen. (Tendlau, 835.)

Lat.: Audiatur et altera pars. (Seybold, 266.)

14 Ungleiches Theil macht schele Augen. - Simrock, 10249; Braun, I, 4479.

15 Viel Theil machen schmal Erb vnd geringe Müntz. - Petri, II, 575.

16 Viel theil machen schmale bissen. - Henisch, 396, 19; Petri, II, 575.

17 Viel Theile, schmal Eigen. - Simrock, 10250a.

18 Viel Theile, schmale Brocken. - Simrock, 1020; Körte, 5931; Braun, I, 4480.

19 Wenn man einen theil zum früh Mahl verzehret, so kan man den andern zum nacht Imbs zum besten haben. - Lehmann, 776, 29.

20 Wer es hält mit keinem Theil, wird zur Beute jedem Theil. - Körte, 5932.

21 Wer sein theil tregt mit Geduld, der ist weiss genug. - Petri, II, 754.

22 Wo ainer kainen theil an hat, da mag er umb kainen theil kriegen. - Klingen, 186; Graf, 69, 37.

Wenn das Gemeindegut (Almende) zur Vertheilung an die Marktgenossen kam, so konnten sich hierbei nur diejenigen Mitglieder der Gemeinde betheiligen, deren Güter oder Höfe in der ursprünglichen Marktgenossenschaft mit vollem Gemeinderecht gelegen waren; denn wer nicht berechtigtes Glied der Gemeinschaft gewesen war, konnte auch kein Genosse der Theilung sein. (S. Wald.)

[Spaltenumbruch] 23 Wo zwei Theile hin wollen, da soll der dritte folgen. - Graf, 75, 57.

Die Minderheit soll sich den Beschlüssen der Mehrheit unterwerfen. Im Westerwalde: Waer di twe del hin wellen, daer sal de derde volgen. (Richthofen, 269.)

24 Zwei Del sind net beschreven: et Donnerwedder un et Beiwonnen. (Bedburg.)

In Bezug auf das Zusammenwohnen unverträglicher Personen.

*25 Der hat (bekommt) sein Theil.

*26 Du sast dein Del wol kreigen. (Altmark.) - Danneil, 258.

Eigentlich: Du wirst das dir an der Sache gebührende Antheil erhalten; die Redensart enthält aber meistens eine Drohung oder Warnung.

*27 Er hat das bessere Theil erwählt.

Um den Vorzug einer getroffenen Wahl anzuerkennen. Die Redensart hat ihre Quelle in Luc. 10, 42, wo es heisst: "Maria hat den guten Theil erwählt". (Büchmann, 216.)

*28 Er hat sein Theil gegessen (getrunken). - Mayer, II, 1060.

*29 Er hat sein Theil gekriegt.

Das, was seinem Betragen, seiner Handlung u. s. w. gebührt, seine Lection, seine Strafe, Züchtigung. Mit einer Art Schadenfreude von dem, dem etwas Unangenehmes begegnet ist.

Frz.: Il en tient. (Lendroy, 1414.)

Holl.: Hij heeft zijne portie gekregen. (Harrebomee, II, 197a.)

*30 Er könnte sein Theil vom Kinde am Charfreitage essen, ohne die Fasten zu brechen.

*31 Hä kriegt 'r mit d'n decke Däl. (Henneberg.)

Bekommt Schläge mit dem dicken Theil oder Ende.

*32 Ich habe mein Theil. (Henneberg.)

Ich bin tödtlich geschlagen, oder der Aerger hat mir den Rest gegeben; auch: ich habe meine Strafe.

Frz.: Il en a en tout du long de lanne.


Theilen.

1 Beim Theilen zeigt sich an der rechtschaffene Mann.

Engl.: All the honesty, is in the sparting.

2 Der Aeltere theilt, der Jüngere kiest. - Braun, I, 4481.

3 Gleich und recht theil mit männiglich, und nicht nach Gunst das Urtheil sprich; den Armen hör, sein Noth betracht, wirst bei Gott vor der Welt geacht, denn wo du hältst unrecht Gericht, wird dirs Gott wieder schenken nicht. - Töppen, 88, 89.

Stand als Inschrift in der alten Rathsstube zu Wittenberg.

4 Theile und herrsche.

Gebiete und entzweie. Ein wörtlich aus dem Lateinischen in unsere Literatur übergegangener Spruch, in den einst Augustus das Geheimniss seiner Herrschaft fasste und der noch bis auf unsere Zeit in den verschiedensten Lebensverhältnissen zur Anwendung gebracht wird.

Lat.: Divide et impera. (Schulblatt, 475; Binder II, 821.)

5 Wenn du theilst, so theile gleich.

Engl.: Share and share alike; some all, some ne'er a white. (Bohn II, 131.)

6 Wenns geht an ein theilen, so gehets an ein scheiden (rauffen). - Petri, II, 672.

7 Wer nicht weiss zu theilen, muss oft lassen feilen. - Körte, 6780.

Wo dann gewaltsam getrennt wird, was nothwendig zueinander gehört.

8 Wer theilt, bekommt den schlechtesten Theil.

Span.: Quien departe lleva la peor parte. (Bohn I, 248.)

*9 Er theilt mit ihm, wie der Pfaff von Kalenberg mit des Herzogs Thürwart. - Eiselein, 359.

Dieser Schalksnarr machte dem Herzog von Oesterreich einen grossen Fisch zum Geschenk; und da er dem Thürwart die Hälfte des Trinkgeldes versprochen, so bat er um nichts als einige Maulschellen, die er sodann redlich mit dem Lakei theilte.

*10 Er theilt und wählt zugleich.

Auf dem Gebrauche des Theilens und Wählens (s. Aelterer) beruht, wie W. Wackernagel nachweist, eine sprichwörtliche Redensart, die uns bei den Dichtern des Mittelalters häufig begegnet. Von einem, der die ganze Fülle des Glücks und der Gewalt in Händen hat, wird gesagt, er allein theile und wähle zugleich. Die letztwillige Verfügung jemandes über den Eintritt anderer in sein Eigenthum wird im Altdeutschen mit dem Zeitwort "theilen" bezeichnet. Es liegt darin beides ausgedrückt, die Sonderung des Guts in seinen Bestandtheilen und die Bestimmung der einzelnen Personen, welche dieser und jener zufallen sollen. In der

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Theetrinker.

Theetrinker, frühe Hinker.

In Bezug auf übermassigen Genuss von Thee. Dadurch nämlich, dass sich der Theestoff als Harnstoff wieder abscheidet, kann es sich ereignen, dass derselbe, wenn er in überreicher Menge vorhanden war, und so vom Blute aufgenommen wurde, sich zwischen den Gelenkköpfen der Hände und Füsse ablagert und dadurch zum Entstehen von Gicht Veranlassung gibt. Bekanntlich tritt derselbe Fall auch bei zu reichlichem Fleischgenuss ein, denn Theestoff und Fleischstoff liegen hinsichtlich ihrer Zusammensetzung nicht weit voneinander.


Theil.

1 Besser einen Theil verlieren als das Ganze.

Mhd.: Ez ist bezzer, daz ist wâr, ein teil verlies en danne gar. (Welscher Gast.) (Zingerle, 145.)

2 Brüderliche Theile müssen unverschmitzt sein.Graf, 215, 209.

Es soll das Erbe so gerade, so gerecht als immer möglich getheilt werden, es soll keine Uebervortheilung dabei vorkommen. Auf der Insel Rügen: Broderlike dele moth unbeschmittet sin. (Normann, 71-261.)

3 Das halb teyl ist mehr dann gar.Franck, I, 57b; Lehmann, II, 58, 32.

4 Dat drudde Dêl vun Kinne sleggt na 'n Vader. – Hochdeutsch bei Simrock, 1213a.

5 Der grössere theil vberwündet den bessern theil.Lehmann, 499, 8.

6 Der Theil ist (wiegt) oft mehr als das Ganze.Dove, 743.

7 En Del küemet allene nitt. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 67, 51.

8 Gleich tail machen kein Krieg.Hauer, Miij; Gruter, I, 44; Chaos, 325; Petri, II, 340; Egenolff, 335a; Schottel, 1127a; Simrock, 10483; Körte, 5929; Braun, I, 4478.

Dän.: Lige bytte giør mindste trette. (Prov. dan., 98.)

9 Gleiche Theile machen keine schelen Gesichter.

Lat.: Ex aequo da omnibus. (Schulblatt, 493; Faselius, 78.)

10 Jeder hat (kriegt) sein bescheiden theil.Petri, II, 204.

11 Man kann vom Theil aufs Ganze schliessen.

Engl.: Judge of the size ef the statue of Hercules by the foot.

12 Man muss beide Theile hören, ehe man ein Urtheil spricht, sonst trifft man's nicht.Simrock, 10251.

„Es steht nit vmbsonst auff allen richtheusern: Audiatur et u. s. w. Man soll den andern Theil auch verhören.“ (Pauli, Schimpff, XLVb.)

Lat.: Non est judicium, si non sint ambo locuti. (Gaal, 1594; Seybold, 45.)

13 Man soll auch den andern Theil hören.

Jüd.-deutsch: Es steht: Schomoom been Acheechen. (Tendlau, 835.)

Lat.: Audiatur et altera pars. (Seybold, 266.)

14 Ungleiches Theil macht schele Augen.Simrock, 10249; Braun, I, 4479.

15 Viel Theil machen schmal Erb vnd geringe Müntz.Petri, II, 575.

16 Viel theil machen schmale bissen.Henisch, 396, 19; Petri, II, 575.

17 Viel Theile, schmal Eigen.Simrock, 10250a.

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19 Wenn man einen theil zum früh Mahl verzehret, so kan man den andern zum nacht Imbs zum besten haben.Lehmann, 776, 29.

20 Wer es hält mit keinem Theil, wird zur Beute jedem Theil.Körte, 5932.

21 Wer sein theil tregt mit Geduld, der ist weiss genug.Petri, II, 754.

22 Wo ainer kainen theil an hat, da mag er umb kainen theil kriegen.Klingen, 186; Graf, 69, 37.

Wenn das Gemeindegut (Almende) zur Vertheilung an die Marktgenossen kam, so konnten sich hierbei nur diejenigen Mitglieder der Gemeinde betheiligen, deren Güter oder Höfe in der ursprünglichen Marktgenossenschaft mit vollem Gemeinderecht gelegen waren; denn wer nicht berechtigtes Glied der Gemeinschaft gewesen war, konnte auch kein Genosse der Theilung sein. (S. Wald.)

[Spaltenumbruch] 23 Wo zwei Theile hin wollen, da soll der dritte folgen.Graf, 75, 57.

Die Minderheit soll sich den Beschlüssen der Mehrheit unterwerfen. Im Westerwalde: Waer di twe del hin wellen, daer sal de derde volgen. (Richthofen, 269.)

24 Zwei Dêl sind net beschrêven: et Donnerwedder un et Beiwonnen. (Bedburg.)

In Bezug auf das Zusammenwohnen unverträglicher Personen.

*25 Der hat (bekommt) sein Theil.

*26 Du sast dîn Dêl wol krîgen. (Altmark.) – Danneil, 258.

Eigentlich: Du wirst das dir an der Sache gebührende Antheil erhalten; die Redensart enthält aber meistens eine Drohung oder Warnung.

*27 Er hat das bessere Theil erwählt.

Um den Vorzug einer getroffenen Wahl anzuerkennen. Die Redensart hat ihre Quelle in Luc. 10, 42, wo es heisst: „Maria hat den guten Theil erwählt“. (Büchmann, 216.)

*28 Er hat sein Theil gegessen (getrunken).Mayer, II, 1060.

*29 Er hat sein Theil gekriegt.

Das, was seinem Betragen, seiner Handlung u. s. w. gebührt, seine Lection, seine Strafe, Züchtigung. Mit einer Art Schadenfreude von dem, dem etwas Unangenehmes begegnet ist.

Frz.: Il en tient. (Lendroy, 1414.)

Holl.: Hij heeft zijne portie gekregen. (Harrebomée, II, 197a.)

*30 Er könnte sein Theil vom Kinde am Charfreitage essen, ohne die Fasten zu brechen.

*31 Hä kriegt 'r mit d'n decke Däl. (Henneberg.)

Bekommt Schläge mit dem dicken Theil oder Ende.

*32 Ich habe mein Theil. (Henneberg.)

Ich bin tödtlich geschlagen, oder der Aerger hat mir den Rest gegeben; auch: ich habe meine Strafe.

Frz.: Il en a en tout du long de lanne.


Theilen.

1 Beim Theilen zeigt sich an der rechtschaffene Mann.

Engl.: All the honesty, is in the sparting.

2 Der Aeltere theilt, der Jüngere kiest.Braun, I, 4481.

3 Gleich und recht theil mit männiglich, und nicht nach Gunst das Urtheil sprich; den Armen hör, sein Noth betracht, wirst bei Gott vor der Welt geacht, denn wo du hältst unrecht Gericht, wird dirs Gott wieder schenken nicht.Töppen, 88, 89.

Stand als Inschrift in der alten Rathsstube zu Wittenberg.

4 Theile und herrsche.

Gebiete und entzweie. Ein wörtlich aus dem Lateinischen in unsere Literatur übergegangener Spruch, in den einst Augustus das Geheimniss seiner Herrschaft fasste und der noch bis auf unsere Zeit in den verschiedensten Lebensverhältnissen zur Anwendung gebracht wird.

Lat.: Divide et impera. (Schulblatt, 475; Binder II, 821.)

5 Wenn du theilst, so theile gleich.

Engl.: Share and share alike; some all, some ne'er a white. (Bohn II, 131.)

6 Wenns geht an ein theilen, so gehets an ein scheiden (rauffen).Petri, II, 672.

7 Wer nicht weiss zu theilen, muss oft lassen feilen.Körte, 6780.

Wo dann gewaltsam getrennt wird, was nothwendig zueinander gehört.

8 Wer theilt, bekommt den schlechtesten Theil.

Span.: Quien departe lleva la peor parte. (Bohn I, 248.)

*9 Er theilt mit ihm, wie der Pfaff von Kalenberg mit des Herzogs Thürwart.Eiselein, 359.

Dieser Schalksnarr machte dem Herzog von Oesterreich einen grossen Fisch zum Geschenk; und da er dem Thürwart die Hälfte des Trinkgeldes versprochen, so bat er um nichts als einige Maulschellen, die er sodann redlich mit dem Lakei theilte.

*10 Er theilt und wählt zugleich.

Auf dem Gebrauche des Theilens und Wählens (s. Aelterer) beruht, wie W. Wackernagel nachweist, eine sprichwörtliche Redensart, die uns bei den Dichtern des Mittelalters häufig begegnet. Von einem, der die ganze Fülle des Glücks und der Gewalt in Händen hat, wird gesagt, er allein theile und wähle zugleich. Die letztwillige Verfügung jemandes über den Eintritt anderer in sein Eigenthum wird im Altdeutschen mit dem Zeitwort „theilen“ bezeichnet. Es liegt darin beides ausgedrückt, die Sonderung des Guts in seinen Bestandtheilen und die Bestimmung der einzelnen Personen, welche dieser und jener zufallen sollen. In der

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[[573]/0579] Theetrinker. Theetrinker, frühe Hinker. In Bezug auf übermassigen Genuss von Thee. Dadurch nämlich, dass sich der Theestoff als Harnstoff wieder abscheidet, kann es sich ereignen, dass derselbe, wenn er in überreicher Menge vorhanden war, und so vom Blute aufgenommen wurde, sich zwischen den Gelenkköpfen der Hände und Füsse ablagert und dadurch zum Entstehen von Gicht Veranlassung gibt. Bekanntlich tritt derselbe Fall auch bei zu reichlichem Fleischgenuss ein, denn Theestoff und Fleischstoff liegen hinsichtlich ihrer Zusammensetzung nicht weit voneinander. Theil. 1 Besser einen Theil verlieren als das Ganze. Mhd.: Ez ist bezzer, daz ist wâr, ein teil verlies en danne gar. (Welscher Gast.) (Zingerle, 145.) 2 Brüderliche Theile müssen unverschmitzt sein. – Graf, 215, 209. Es soll das Erbe so gerade, so gerecht als immer möglich getheilt werden, es soll keine Uebervortheilung dabei vorkommen. Auf der Insel Rügen: Broderlike dele moth unbeschmittet sin. (Normann, 71-261.) 3 Das halb teyl ist mehr dann gar. – Franck, I, 57b; Lehmann, II, 58, 32. 4 Dat drudde Dêl vun Kinne sleggt na 'n Vader. – Hochdeutsch bei Simrock, 1213a. 5 Der grössere theil vberwündet den bessern theil. – Lehmann, 499, 8. 6 Der Theil ist (wiegt) oft mehr als das Ganze. – Dove, 743. 7 En Del küemet allene nitt. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 67, 51. 8 Gleich tail machen kein Krieg. – Hauer, Miij; Gruter, I, 44; Chaos, 325; Petri, II, 340; Egenolff, 335a; Schottel, 1127a; Simrock, 10483; Körte, 5929; Braun, I, 4478. Dän.: Lige bytte giør mindste trette. (Prov. dan., 98.) 9 Gleiche Theile machen keine schelen Gesichter. Lat.: Ex aequo da omnibus. (Schulblatt, 493; Faselius, 78.) 10 Jeder hat (kriegt) sein bescheiden theil. – Petri, II, 204. 11 Man kann vom Theil aufs Ganze schliessen. Engl.: Judge of the size ef the statue of Hercules by the foot. 12 Man muss beide Theile hören, ehe man ein Urtheil spricht, sonst trifft man's nicht. – Simrock, 10251. „Es steht nit vmbsonst auff allen richtheusern: Audiatur et u. s. w. Man soll den andern Theil auch verhören.“ (Pauli, Schimpff, XLVb.) Lat.: Non est judicium, si non sint ambo locuti. (Gaal, 1594; Seybold, 45.) 13 Man soll auch den andern Theil hören. Jüd.-deutsch: Es steht: Schomoom been Acheechen. (Tendlau, 835.) Lat.: Audiatur et altera pars. (Seybold, 266.) 14 Ungleiches Theil macht schele Augen. – Simrock, 10249; Braun, I, 4479. 15 Viel Theil machen schmal Erb vnd geringe Müntz. – Petri, II, 575. 16 Viel theil machen schmale bissen. – Henisch, 396, 19; Petri, II, 575. 17 Viel Theile, schmal Eigen. – Simrock, 10250a. 18 Viel Theile, schmale Brocken. – Simrock, 1020; Körte, 5931; Braun, I, 4480. 19 Wenn man einen theil zum früh Mahl verzehret, so kan man den andern zum nacht Imbs zum besten haben. – Lehmann, 776, 29. 20 Wer es hält mit keinem Theil, wird zur Beute jedem Theil. – Körte, 5932. 21 Wer sein theil tregt mit Geduld, der ist weiss genug. – Petri, II, 754. 22 Wo ainer kainen theil an hat, da mag er umb kainen theil kriegen. – Klingen, 186; Graf, 69, 37. Wenn das Gemeindegut (Almende) zur Vertheilung an die Marktgenossen kam, so konnten sich hierbei nur diejenigen Mitglieder der Gemeinde betheiligen, deren Güter oder Höfe in der ursprünglichen Marktgenossenschaft mit vollem Gemeinderecht gelegen waren; denn wer nicht berechtigtes Glied der Gemeinschaft gewesen war, konnte auch kein Genosse der Theilung sein. (S. Wald.) 23 Wo zwei Theile hin wollen, da soll der dritte folgen. – Graf, 75, 57. Die Minderheit soll sich den Beschlüssen der Mehrheit unterwerfen. Im Westerwalde: Waer di twe del hin wellen, daer sal de derde volgen. (Richthofen, 269.) 24 Zwei Dêl sind net beschrêven: et Donnerwedder un et Beiwonnen. (Bedburg.) In Bezug auf das Zusammenwohnen unverträglicher Personen. *25 Der hat (bekommt) sein Theil. *26 Du sast dîn Dêl wol krîgen. (Altmark.) – Danneil, 258. Eigentlich: Du wirst das dir an der Sache gebührende Antheil erhalten; die Redensart enthält aber meistens eine Drohung oder Warnung. *27 Er hat das bessere Theil erwählt. Um den Vorzug einer getroffenen Wahl anzuerkennen. Die Redensart hat ihre Quelle in Luc. 10, 42, wo es heisst: „Maria hat den guten Theil erwählt“. (Büchmann, 216.) *28 Er hat sein Theil gegessen (getrunken). – Mayer, II, 1060. *29 Er hat sein Theil gekriegt. Das, was seinem Betragen, seiner Handlung u. s. w. gebührt, seine Lection, seine Strafe, Züchtigung. Mit einer Art Schadenfreude von dem, dem etwas Unangenehmes begegnet ist. Frz.: Il en tient. (Lendroy, 1414.) Holl.: Hij heeft zijne portie gekregen. (Harrebomée, II, 197a.) *30 Er könnte sein Theil vom Kinde am Charfreitage essen, ohne die Fasten zu brechen. *31 Hä kriegt 'r mit d'n decke Däl. (Henneberg.) Bekommt Schläge mit dem dicken Theil oder Ende. *32 Ich habe mein Theil. (Henneberg.) Ich bin tödtlich geschlagen, oder der Aerger hat mir den Rest gegeben; auch: ich habe meine Strafe. Frz.: Il en a en tout du long de lanne. Theilen. 1 Beim Theilen zeigt sich an der rechtschaffene Mann. Engl.: All the honesty, is in the sparting. 2 Der Aeltere theilt, der Jüngere kiest. – Braun, I, 4481. 3 Gleich und recht theil mit männiglich, und nicht nach Gunst das Urtheil sprich; den Armen hör, sein Noth betracht, wirst bei Gott vor der Welt geacht, denn wo du hältst unrecht Gericht, wird dirs Gott wieder schenken nicht. – Töppen, 88, 89. Stand als Inschrift in der alten Rathsstube zu Wittenberg. 4 Theile und herrsche. Gebiete und entzweie. Ein wörtlich aus dem Lateinischen in unsere Literatur übergegangener Spruch, in den einst Augustus das Geheimniss seiner Herrschaft fasste und der noch bis auf unsere Zeit in den verschiedensten Lebensverhältnissen zur Anwendung gebracht wird. Lat.: Divide et impera. (Schulblatt, 475; Binder II, 821.) 5 Wenn du theilst, so theile gleich. Engl.: Share and share alike; some all, some ne'er a white. (Bohn II, 131.) 6 Wenns geht an ein theilen, so gehets an ein scheiden (rauffen). – Petri, II, 672. 7 Wer nicht weiss zu theilen, muss oft lassen feilen. – Körte, 6780. Wo dann gewaltsam getrennt wird, was nothwendig zueinander gehört. 8 Wer theilt, bekommt den schlechtesten Theil. Span.: Quien departe lleva la peor parte. (Bohn I, 248.) *9 Er theilt mit ihm, wie der Pfaff von Kalenberg mit des Herzogs Thürwart. – Eiselein, 359. Dieser Schalksnarr machte dem Herzog von Oesterreich einen grossen Fisch zum Geschenk; und da er dem Thürwart die Hälfte des Trinkgeldes versprochen, so bat er um nichts als einige Maulschellen, die er sodann redlich mit dem Lakei theilte. *10 Er theilt und wählt zugleich. Auf dem Gebrauche des Theilens und Wählens (s. Aelterer) beruht, wie W. Wackernagel nachweist, eine sprichwörtliche Redensart, die uns bei den Dichtern des Mittelalters häufig begegnet. Von einem, der die ganze Fülle des Glücks und der Gewalt in Händen hat, wird gesagt, er allein theile und wähle zugleich. Die letztwillige Verfügung jemandes über den Eintritt anderer in sein Eigenthum wird im Altdeutschen mit dem Zeitwort „theilen“ bezeichnet. Es liegt darin beides ausgedrückt, die Sonderung des Guts in seinen Bestandtheilen und die Bestimmung der einzelnen Personen, welche dieser und jener zufallen sollen. In der

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [573]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/579>, abgerufen am 25.04.2024.