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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] 73 Kein Thier so gross, man legt ihm Schlingen.

74 Liebes Thier, es gilt dir; lieb kuh, mir zu; halb als ein Kalb; ich warth sein als ein Schwein; gar aus, so wird ein voller bruder drauss. - Lehmann, 758, 46.

75 Man kann wilde Thiere zähmen, aber kein bös Weib.

Dän.: Mand temmer vilt dyvr, og ikke ond kone. (Prov. dan., 546.)

76 Man quält oft Thiere ohne Noth, die uns erwerben unser Brot.

Dän.: Ofte beder man dyvr hvor man mindst venter. (Prov. dan., 131.)

77 Man stellt viel Thieren nach vmbs balgs vnnd nicht vmbs fleisch willen. - Lehmann, 510, 16.

78 Niemand soll die Thier hegen vnd die Vnterthanen beleydigen. - Lehmann, 402, 14.

Gegen den Jagdunfug auf Kosten des Landmanns.

79 Reine Thiere käuen wieder. - Luther, 402.

"Wiederkäuen bedeutet hier, Gottes Wort mit rechtem Ernst annehmen, im Herzen bewahren."

80 Schädliche Thiere sind schwer zu vertilgen.

Frz.: Il n'y a point de coup mortet, sur une mechante bete. (Cahier, 455.)

81 Schädliche Thiere soll man nicht aufziehen.

Lat.: Quae uncis sunt unguibus, ne metrius. (Seybold, 471.)

82 Thier, so viel geschrey haben, haben wenig Wolle. - Petri, II, 546.

83 Thier' und Vögel sind so weis', sie ruh'n ein Stündlein auf ihr Speis'. - Simrock, 9688.

84 Thiere nimmt man bei den Hörnern und die Menschen beim Worte.

85 Thiere sind auch unsers Herrgotts Kostgänger. - Simrock, 10260; Mayer, II, 127.

86 Thiere sind unsere Lehrer und Führer.

Dän.: Dyvrene laere os meget. (Spr. Sal. 6, 6; Prov. dan., 131.)

87 Viel thier haben scharpffe sinn; Menschenvernunfft schwebt doch ob jhn.

Lat.: Nos aper audita praecillit, aranea tactu: vultur odoratu, lynx uisu, simia gusta. (Loci comm., 83.)

88 Vier klaine thier seind auff erden, vnd seind doch kluger, dann alle Weysen: Amaissen, Caninchen, Hewschrecken vnd die Spinne. - Agricola II, 210.

89 Vier Thier reith man in der Welt: Esel, den falben Hengst, den armen Man vnd mancher sich selbst. - Gruter, III, 90; Lehmann, II, 801, 88.

90 Vier Thiere machen einen Bauer.

Holl.: Vier dieren maken een boer. (Harrebomee, I, 132b.)

91 Vnter wilden thieren seynd am schädlichsten die Tyrannen, vnter den heimischen zahmen die schmaichler. - Gruter, III, 92; Lehmann, II, 804, 125; Simrock, 10571.

Dän.: Blant vilde dyvr er intet skade ligere end en tyran, blant de tamme end hyklere. (Prov. dan., 131.)

92 Wenn das Thier todt ist, wirft ihm jeder einen Stein nach.

93 Wenn mich ein Thier erwürgen soll, so rufe den Tiger und nicht eine Heerde Füchse. (Aegypt.)

94 Wer das Thier erhält, kann's auch reiten.

Frz.: Qui bate la bete, monte. (Kritzinger, 60b.)

95 Wer Thiere quält, quält auch Menschen. - Altmann VI, 508.

96 Wo die giftigsten Thiere wohnen, da wachsen die kräftigsten Kräuter.

Dän.: De lande som give de giftigste dyr, de avle og de sundeste urter. (Prov. dan., 376.)

97 Zu wilden Thieren gehört ein wilder Waidmann.

98 Zwei Thiere hängen dem Menschen an: Hund und Pferd.

Dän.: To dyvr ere menneskene huldest: hest og hund. (Prov. dan., 131.)

*99 Das arme Thier hat geheckt und vierzehn Junge geworfen. (Altenburg.)

Eine starke Familie und wenig Einkommen; viel Esser und kein Brot. In einem Artikel über Stichelnamen (Zeitung für die eleg. Welt, 1824) auf dem unter "Eselfresser" und "Meissner" verwiesen ist, wird eine Stelle aus Kanzler Ludwig's Giovanni Germania Princeps (ulmer Ausgabe, S. 486) zur Schilderung der Thüringer [Spaltenumbruch] angeführt, welche behauptet: "die Sitten auf dem Lande in Thüringen seien schrecklich (horriferi)". Seine Charakteristik des Thüringerlandes enthält viel Widersprechendes; auf der einen Seite das Bild von Böotien und des Sinnes, den man durch das Sprichwort ausdrückt: Das arme Thier hat Junge geheckt.

*100 Des Thiers mit zwei Rücken spielen. - Fischart, Gesch.

". ... Es gab auch so fein Kiefferwerk, dass sie einander den Speck dapffer einsaltzen, vnnd spielten der faulen Brucken, vnd dess Thiers mit zweyen Rucken, also, dass sie nachgehends anfieng, sich gegen den Mann auffzuplähen vnd sehr schwermütig vnd schwerleibig zu Bauch tragen mit mannigfaltigen schwindeln, Stirnweh, Erbrechen, Brustwachsen u. s. w." (Kloster, VIII, 132.)

Frz.: Faire la beste a deux dos. (Eiselein, 594.)

*101 Ein Thier mit Hörnern angreifen.

Wer den reizt, der stark genug ist, Beleidigungen zu rächen.

*102 Er hat sich zum wilden Thier gemacht.

Lat.: Exuto homine, in feram transire. (Faselius, 82.)

*103 Er ist wie die Thiere in der Offenbarung.

Er hat hinten und vorn Augen.

*104 Hier hat das arme Thier gejungt.

Beim Kartenspiel.

*105 'S Thier ist los.


Thierbuch.

* Das ist aus dem Thierbuch. (Schweiz.)


Thierchen.

1 Jedes Thierchen hat sein Pläsirchen. - Klix, 108.

2 Klene Thierchen machen og Mist. - Klix, 108.

*3 Er ist ein gutes Thierchen.

So sagen die Dresdnerinnen von einem jungen Manne, der ihnen gefällt. Die Berlinerinnen sagen in diesem Falle: Er ist ein netter Mensch; die Wienerinnen: Er ist ein lieber Narr; die Hamburgerinnen: Er ist ein Mann. (Allgem. Modezeitung, Leipzig 1873, Nr. 7.)


Thiergarten.

* Herr Gott, wie gross ist dein Thiergarten! (Berlin.)

Ausruf, wenn man überall dummen Menschen begegnet.


Thierlein.

1 Alle Thierlein leben gern. - Simrock, 10260a.

In der Schweiz: Alli Thierli lebe gern. (Sutermeister, 143.)

2 Alle Thierlein ohne Augen zum Graben gut im finstern taugen.

3 Alle Thierlein sind so weis', sie ru'hn ein' Weil' auf ihre Speis'. - Eiselein, 594.

4 Ein allerliebstes (prächtig) Thierlein, sagte der Bettler, als er eine Filzlaus gefangen.

Holl.: Dat is een zoet lief beestje, zei Pieterde Noorman, en hij zug eene platluis. (Harrebomee, I, 41.)

5 Es ist kein Thierlein so vergessen, es ruht ein Stündlein auf sein Essen. - Simrock, 2203.

*6 Herr, hol meck de Dierkes vom Leibe, bat Hans Lenhardt.

Unter den Zügen aus dem Leben alter elberfelder Christen, welche der Kirchliche Anzeiger für die evangelisch-lutherische Gemeinde zu Elberfeld bringt, befindet sich auch der obige Stossseufzer, welchen der alte Hans Lenhardt in der letzten Krankheit seinem Heiland vortrug, dahin gehend, ihm die "Dirkes" (örtlicher Ausdruck für Läuse) vom Leibe zu halten. Hans Lenhardt war kein Freund der "Dirkes", die doch so gern da sind, wo Armuth und Mangel ist. Obgleich nun der Heiland von den Gläubigen sehr vielseitig in Anspruch genommen wird, so hat er dennoch den armen, alten, kranken Hans Lenhardt vor den "Dirkes" bewahrt. (Vgl. Bresl. Zeitung, 1872, S. 4480.)

7 Jedes Thierlein hat sein Manierlein.

8 Jedes Thierlein hat seine Galle.

9 Kein Thierlein war je so unweis', es ruht ein' Stund' auf sein' Speis'. - Binder III, 3682.

10 Kleine Thierlein haben auch Galle. - Eiselein, 204; Simrock, 2995.

Dän.: Smaae dyvr have og galde. - Smaae folk er snart stukket. (Prov. dan., 131.)

Lat.: Luce patet clara, fratrum est concordia rata. (Chaos, 420.)


Thierschinder.

1 Derteschinner1 - Lüefiller2. - Lyra, 65.

1) Di-er, auch Deert = Thier.

2) Fillen = schinden. Filler (von Fell) = Schinder.

2 Thierschinder - Leuteschinder. - Simrock, 10259; Körte, 5939; Mayer, II, 127; Braun, I, 4485.


[Spaltenumbruch] 73 Kein Thier so gross, man legt ihm Schlingen.

74 Liebes Thier, es gilt dir; lieb kuh, mir zu; halb als ein Kalb; ich warth sein als ein Schwein; gar aus, so wird ein voller bruder drauss.Lehmann, 758, 46.

75 Man kann wilde Thiere zähmen, aber kein bös Weib.

Dän.: Mand temmer vilt dyvr, og ikke ond kone. (Prov. dan., 546.)

76 Man quält oft Thiere ohne Noth, die uns erwerben unser Brot.

Dän.: Ofte beder man dyvr hvor man mindst venter. (Prov. dan., 131.)

77 Man stellt viel Thieren nach vmbs balgs vnnd nicht vmbs fleisch willen.Lehmann, 510, 16.

78 Niemand soll die Thier hegen vnd die Vnterthanen beleydigen.Lehmann, 402, 14.

Gegen den Jagdunfug auf Kosten des Landmanns.

79 Reine Thiere käuen wieder.Luther, 402.

„Wiederkäuen bedeutet hier, Gottes Wort mit rechtem Ernst annehmen, im Herzen bewahren.“

80 Schädliche Thiere sind schwer zu vertilgen.

Frz.: Il n'y a point de coup mortet, sur une méchante bête. (Cahier, 455.)

81 Schädliche Thiere soll man nicht aufziehen.

Lat.: Quae uncis sunt unguibus, ne metrius. (Seybold, 471.)

82 Thier, so viel geschrey haben, haben wenig Wolle.Petri, II, 546.

83 Thier' und Vögel sind so weis', sie ruh'n ein Stündlein auf ihr Speis'.Simrock, 9688.

84 Thiere nimmt man bei den Hörnern und die Menschen beim Worte.

85 Thiere sind auch unsers Herrgotts Kostgänger.Simrock, 10260; Mayer, II, 127.

86 Thiere sind unsere Lehrer und Führer.

Dän.: Dyvrene lære os meget. (Spr. Sal. 6, 6; Prov. dan., 131.)

87 Viel thier haben scharpffe sinn; Menschenvernunfft schwebt doch ob jhn.

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88 Vier klaine thier seind auff erden, vnd seind doch kluger, dann alle Weysen: Amaissen, Caninchen, Hewschrecken vnd die Spinne.Agricola II, 210.

89 Vier Thier reith man in der Welt: Esel, den falben Hengst, den armen Man vnd mancher sich selbst.Gruter, III, 90; Lehmann, II, 801, 88.

90 Vier Thiere machen einen Bauer.

Holl.: Vier dieren maken één boer. (Harrebomée, I, 132b.)

91 Vnter wilden thieren seynd am schädlichsten die Tyrannen, vnter den heimischen zahmen die schmaichler.Gruter, III, 92; Lehmann, II, 804, 125; Simrock, 10571.

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92 Wenn das Thier todt ist, wirft ihm jeder einen Stein nach.

93 Wenn mich ein Thier erwürgen soll, so rufe den Tiger und nicht eine Heerde Füchse. (Aegypt.)

94 Wer das Thier erhält, kann's auch reiten.

Frz.: Qui bâte la bête, monte. (Kritzinger, 60b.)

95 Wer Thiere quält, quält auch Menschen.Altmann VI, 508.

96 Wo die giftigsten Thiere wohnen, da wachsen die kräftigsten Kräuter.

Dän.: De lande som give de giftigste dyr, de avle og de sundeste urter. (Prov. dan., 376.)

97 Zu wilden Thieren gehört ein wilder Waidmann.

98 Zwei Thiere hängen dem Menschen an: Hund und Pferd.

Dän.: To dyvr ere menneskene huldest: hest og hund. (Prov. dan., 131.)

*99 Das arme Thier hat geheckt und vierzehn Junge geworfen. (Altenburg.)

Eine starke Familie und wenig Einkommen; viel Esser und kein Brot. In einem Artikel über Stichelnamen (Zeitung für die eleg. Welt, 1824) auf dem unter „Eselfresser“ und „Meissner“ verwiesen ist, wird eine Stelle aus Kanzler Ludwig's Giovanni Germania Princeps (ulmer Ausgabe, S. 486) zur Schilderung der Thüringer [Spaltenumbruch] angeführt, welche behauptet: „die Sitten auf dem Lande in Thüringen seien schrecklich (horriferi)“. Seine Charakteristik des Thüringerlandes enthält viel Widersprechendes; auf der einen Seite das Bild von Böotien und des Sinnes, den man durch das Sprichwort ausdrückt: Das arme Thier hat Junge geheckt.

*100 Des Thiers mit zwei Rücken spielen.Fischart, Gesch.

„. ... Es gab auch so fein Kiefferwerk, dass sie einander den Speck dapffer einsaltzen, vnnd spielten der faulen Brucken, vnd dess Thiers mit zweyen Rucken, also, dass sie nachgehends anfieng, sich gegen den Mann auffzuplähen vnd sehr schwermütig vnd schwerleibig zu Bauch tragen mit mannigfaltigen schwindeln, Stirnweh, Erbrechen, Brustwachsen u. s. w.“ (Kloster, VIII, 132.)

Frz.: Faire la beste à deux dos. (Eiselein, 594.)

*101 Ein Thier mit Hörnern angreifen.

Wer den reizt, der stark genug ist, Beleidigungen zu rächen.

*102 Er hat sich zum wilden Thier gemacht.

Lat.: Exuto homine, in feram transire. (Faselius, 82.)

*103 Er ist wie die Thiere in der Offenbarung.

Er hat hinten und vorn Augen.

*104 Hier hat das arme Thier gejungt.

Beim Kartenspiel.

*105 'S Thier ist los.


Thierbuch.

* Das ist aus dem Thierbuch. (Schweiz.)


Thierchen.

1 Jedes Thierchen hat sein Pläsirchen.Klix, 108.

2 Klene Thierchen machen og Mist.Klix, 108.

*3 Er ist ein gutes Thierchen.

So sagen die Dresdnerinnen von einem jungen Manne, der ihnen gefällt. Die Berlinerinnen sagen in diesem Falle: Er ist ein netter Mensch; die Wienerinnen: Er ist ein lieber Narr; die Hamburgerinnen: Er ist ein Mann. (Allgem. Modezeitung, Leipzig 1873, Nr. 7.)


Thiergarten.

* Herr Gott, wie gross ist dein Thiergarten! (Berlin.)

Ausruf, wenn man überall dummen Menschen begegnet.


Thierlein.

1 Alle Thierlein leben gern.Simrock, 10260a.

In der Schweiz: Alli Thierli lebe gern. (Sutermeister, 143.)

2 Alle Thierlein ohne Augen zum Graben gut im finstern taugen.

3 Alle Thierlein sind so weis', sie ru'hn ein' Weil' auf ihre Speis'.Eiselein, 594.

4 Ein allerliebstes (prächtig) Thierlein, sagte der Bettler, als er eine Filzlaus gefangen.

Holl.: Dat is een zoet lief beestje, zei Pieterde Noorman, en hij zug eene platluis. (Harrebomée, I, 41.)

5 Es ist kein Thierlein so vergessen, es ruht ein Stündlein auf sein Essen.Simrock, 2203.

*6 Herr, hol meck de Dierkes vom Leibe, bat Hans Lenhardt.

Unter den Zügen aus dem Leben alter elberfelder Christen, welche der Kirchliche Anzeiger für die evangelisch-lutherische Gemeinde zu Elberfeld bringt, befindet sich auch der obige Stossseufzer, welchen der alte Hans Lenhardt in der letzten Krankheit seinem Heiland vortrug, dahin gehend, ihm die „Dirkes“ (örtlicher Ausdruck für Läuse) vom Leibe zu halten. Hans Lenhardt war kein Freund der „Dirkes“, die doch so gern da sind, wo Armuth und Mangel ist. Obgleich nun der Heiland von den Gläubigen sehr vielseitig in Anspruch genommen wird, so hat er dennoch den armen, alten, kranken Hans Lenhardt vor den „Dirkes“ bewahrt. (Vgl. Bresl. Zeitung, 1872, S. 4480.)

7 Jedes Thierlein hat sein Manierlein.

8 Jedes Thierlein hat seine Galle.

9 Kein Thierlein war je so unweis', es ruht ein' Stund' auf sein' Speis'.Binder III, 3682.

10 Kleine Thierlein haben auch Galle.Eiselein, 204; Simrock, 2995.

Dän.: Smaae dyvr have og galde. – Smaae folk er snart stukket. (Prov. dan., 131.)

Lat.: Luce patet clara, fratrum est concordia rata. (Chaos, 420.)


Thierschinder.

1 Derteschinner1 – Lüefiller2.Lyra, 65.

1) Di-er, auch Deert = Thier.

2) Fillen = schinden. Filler (von Fell) = Schinder.

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[[577]/0583] 73 Kein Thier so gross, man legt ihm Schlingen. 74 Liebes Thier, es gilt dir; lieb kuh, mir zu; halb als ein Kalb; ich warth sein als ein Schwein; gar aus, so wird ein voller bruder drauss. – Lehmann, 758, 46. 75 Man kann wilde Thiere zähmen, aber kein bös Weib. Dän.: Mand temmer vilt dyvr, og ikke ond kone. (Prov. dan., 546.) 76 Man quält oft Thiere ohne Noth, die uns erwerben unser Brot. Dän.: Ofte beder man dyvr hvor man mindst venter. (Prov. dan., 131.) 77 Man stellt viel Thieren nach vmbs balgs vnnd nicht vmbs fleisch willen. – Lehmann, 510, 16. 78 Niemand soll die Thier hegen vnd die Vnterthanen beleydigen. – Lehmann, 402, 14. Gegen den Jagdunfug auf Kosten des Landmanns. 79 Reine Thiere käuen wieder. – Luther, 402. „Wiederkäuen bedeutet hier, Gottes Wort mit rechtem Ernst annehmen, im Herzen bewahren.“ 80 Schädliche Thiere sind schwer zu vertilgen. Frz.: Il n'y a point de coup mortet, sur une méchante bête. (Cahier, 455.) 81 Schädliche Thiere soll man nicht aufziehen. Lat.: Quae uncis sunt unguibus, ne metrius. (Seybold, 471.) 82 Thier, so viel geschrey haben, haben wenig Wolle. – Petri, II, 546. 83 Thier' und Vögel sind so weis', sie ruh'n ein Stündlein auf ihr Speis'. – Simrock, 9688. 84 Thiere nimmt man bei den Hörnern und die Menschen beim Worte. 85 Thiere sind auch unsers Herrgotts Kostgänger. – Simrock, 10260; Mayer, II, 127. 86 Thiere sind unsere Lehrer und Führer. Dän.: Dyvrene lære os meget. (Spr. Sal. 6, 6; Prov. dan., 131.) 87 Viel thier haben scharpffe sinn; Menschenvernunfft schwebt doch ob jhn. Lat.: Nos aper audita praecillit, aranea tactu: vultur odoratu, lynx uisu, simia gusta. (Loci comm., 83.) 88 Vier klaine thier seind auff erden, vnd seind doch kluger, dann alle Weysen: Amaissen, Caninchen, Hewschrecken vnd die Spinne. – Agricola II, 210. 89 Vier Thier reith man in der Welt: Esel, den falben Hengst, den armen Man vnd mancher sich selbst. – Gruter, III, 90; Lehmann, II, 801, 88. 90 Vier Thiere machen einen Bauer. Holl.: Vier dieren maken één boer. (Harrebomée, I, 132b.) 91 Vnter wilden thieren seynd am schädlichsten die Tyrannen, vnter den heimischen zahmen die schmaichler. – Gruter, III, 92; Lehmann, II, 804, 125; Simrock, 10571. Dän.: Blant vilde dyvr er intet skade ligere end en tyran, blant de tamme end hyklere. (Prov. dan., 131.) 92 Wenn das Thier todt ist, wirft ihm jeder einen Stein nach. 93 Wenn mich ein Thier erwürgen soll, so rufe den Tiger und nicht eine Heerde Füchse. (Aegypt.) 94 Wer das Thier erhält, kann's auch reiten. Frz.: Qui bâte la bête, monte. (Kritzinger, 60b.) 95 Wer Thiere quält, quält auch Menschen. – Altmann VI, 508. 96 Wo die giftigsten Thiere wohnen, da wachsen die kräftigsten Kräuter. Dän.: De lande som give de giftigste dyr, de avle og de sundeste urter. (Prov. dan., 376.) 97 Zu wilden Thieren gehört ein wilder Waidmann. 98 Zwei Thiere hängen dem Menschen an: Hund und Pferd. Dän.: To dyvr ere menneskene huldest: hest og hund. (Prov. dan., 131.) *99 Das arme Thier hat geheckt und vierzehn Junge geworfen. (Altenburg.) Eine starke Familie und wenig Einkommen; viel Esser und kein Brot. In einem Artikel über Stichelnamen (Zeitung für die eleg. Welt, 1824) auf dem unter „Eselfresser“ und „Meissner“ verwiesen ist, wird eine Stelle aus Kanzler Ludwig's Giovanni Germania Princeps (ulmer Ausgabe, S. 486) zur Schilderung der Thüringer angeführt, welche behauptet: „die Sitten auf dem Lande in Thüringen seien schrecklich (horriferi)“. Seine Charakteristik des Thüringerlandes enthält viel Widersprechendes; auf der einen Seite das Bild von Böotien und des Sinnes, den man durch das Sprichwort ausdrückt: Das arme Thier hat Junge geheckt. *100 Des Thiers mit zwei Rücken spielen. – Fischart, Gesch. „. ... Es gab auch so fein Kiefferwerk, dass sie einander den Speck dapffer einsaltzen, vnnd spielten der faulen Brucken, vnd dess Thiers mit zweyen Rucken, also, dass sie nachgehends anfieng, sich gegen den Mann auffzuplähen vnd sehr schwermütig vnd schwerleibig zu Bauch tragen mit mannigfaltigen schwindeln, Stirnweh, Erbrechen, Brustwachsen u. s. w.“ (Kloster, VIII, 132.) Frz.: Faire la beste à deux dos. (Eiselein, 594.) *101 Ein Thier mit Hörnern angreifen. Wer den reizt, der stark genug ist, Beleidigungen zu rächen. *102 Er hat sich zum wilden Thier gemacht. Lat.: Exuto homine, in feram transire. (Faselius, 82.) *103 Er ist wie die Thiere in der Offenbarung. Er hat hinten und vorn Augen. *104 Hier hat das arme Thier gejungt. Beim Kartenspiel. *105 'S Thier ist los. Thierbuch. * Das ist aus dem Thierbuch. (Schweiz.) Thierchen. 1 Jedes Thierchen hat sein Pläsirchen. – Klix, 108. 2 Klene Thierchen machen og Mist. – Klix, 108. *3 Er ist ein gutes Thierchen. So sagen die Dresdnerinnen von einem jungen Manne, der ihnen gefällt. Die Berlinerinnen sagen in diesem Falle: Er ist ein netter Mensch; die Wienerinnen: Er ist ein lieber Narr; die Hamburgerinnen: Er ist ein Mann. (Allgem. Modezeitung, Leipzig 1873, Nr. 7.) Thiergarten. * Herr Gott, wie gross ist dein Thiergarten! (Berlin.) Ausruf, wenn man überall dummen Menschen begegnet. Thierlein. 1 Alle Thierlein leben gern. – Simrock, 10260a. In der Schweiz: Alli Thierli lebe gern. (Sutermeister, 143.) 2 Alle Thierlein ohne Augen zum Graben gut im finstern taugen. 3 Alle Thierlein sind so weis', sie ru'hn ein' Weil' auf ihre Speis'. – Eiselein, 594. 4 Ein allerliebstes (prächtig) Thierlein, sagte der Bettler, als er eine Filzlaus gefangen. Holl.: Dat is een zoet lief beestje, zei Pieterde Noorman, en hij zug eene platluis. (Harrebomée, I, 41.) 5 Es ist kein Thierlein so vergessen, es ruht ein Stündlein auf sein Essen. – Simrock, 2203. *6 Herr, hol meck de Dierkes vom Leibe, bat Hans Lenhardt. Unter den Zügen aus dem Leben alter elberfelder Christen, welche der Kirchliche Anzeiger für die evangelisch-lutherische Gemeinde zu Elberfeld bringt, befindet sich auch der obige Stossseufzer, welchen der alte Hans Lenhardt in der letzten Krankheit seinem Heiland vortrug, dahin gehend, ihm die „Dirkes“ (örtlicher Ausdruck für Läuse) vom Leibe zu halten. Hans Lenhardt war kein Freund der „Dirkes“, die doch so gern da sind, wo Armuth und Mangel ist. Obgleich nun der Heiland von den Gläubigen sehr vielseitig in Anspruch genommen wird, so hat er dennoch den armen, alten, kranken Hans Lenhardt vor den „Dirkes“ bewahrt. (Vgl. Bresl. Zeitung, 1872, S. 4480.) 7 Jedes Thierlein hat sein Manierlein. 8 Jedes Thierlein hat seine Galle. 9 Kein Thierlein war je so unweis', es ruht ein' Stund' auf sein' Speis'. – Binder III, 3682. 10 Kleine Thierlein haben auch Galle. – Eiselein, 204; Simrock, 2995. Dän.: Smaae dyvr have og galde. – Smaae folk er snart stukket. (Prov. dan., 131.) Lat.: Luce patet clara, fratrum est concordia rata. (Chaos, 420.) Thierschinder. 1 Derteschinner1 – Lüefiller2. – Lyra, 65. 1) Di-er, auch Deert = Thier. 2) Fillen = schinden. Filler (von Fell) = Schinder. 2 Thierschinder – Leuteschinder. – Simrock, 10259; Körte, 5939; Mayer, II, 127; Braun, I, 4485.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [577]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/583>, abgerufen am 19.04.2024.