Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] 92 Wer einen Thoren sendet, dem kommt ein Narr wieder. - Eiselein, 594; Simrock, 10266.

Lat.: Qui stultus exit, stultus revertitur. (Eiselein, 594.)

93 Wer mit Thoren schimpfen (scherzen) will, der muss dulden Narrenspiel. - Eiselein, 595.

94 Wer sich einen Thoren scheren lässt, ist selbst ein Thor.

Mhd.: Swer sieh den toren lezzet schern, der ist selber ein tore. (Fritzlar, Liet von Troye, herausgegeben von Frommann, V. 16575.)

95 Wer sich hält an den Thoren, so er fällt, hat zwier verloren. - Körte, 5944.

96 Wer Thoren vexiren wil, der muss jhr schleg leiden. - Petri, II, 696.

97 Willst du den Thoren erfreuen, so musst du ihm viel Gutes prophezeien.

Zu seinen Charakterzügen gehört Leichtgläubigkeit.


Thor (das).

1 Auch vor unserm Thor wird einmal die Sonne scheinen.

Ill.: Sinut ce sunassce i pred nasa vrata. (Celakovsky, 197.)

Kroat.: Svehne i meni kadteda sunce. (Celakovsky, 197.)

Poln.: Bedzie tez slonze przed naszymi wroty. (Celakovsky, 197.)

2 Das Thor ist gesegnet, da eine todte Tochter ausgetragen wird. - Winckler, V, 31.

3 Ein Thor, zu dem jeder einen Schlüssel hat, kann offen stehen. - Altmann VI, 468.

4 Erbrich nicht die Thore eines fremden Harems, wenn du willst, dass die deinen unerbrochen bleiben. (Türk.)

5 Es ist leichter ein Thor aufzumachen, als zu schliessen.

Besonders bei grossem An- und Zudrange.

6 Ist auch das Thor geschlossen, ist nur das Pförtchen offen.

Span.: Donde una puerta se cierra, otra so abre. (Don Quixote.)

7 Man darf niemand vor die Thore rufen. - Graf, 437, 298.

Der Beklagte hat nur der Ladung seines heimatlichen als zuständigen Gerichts (im allgemeinen) Folge zu leisten. (S. Mann 236.)

Holl.: Men sal nyement rope voer die tore. (Mieris, I, 309, 11.)

8 Wenn das Thor zu nahe beym Rathhauss stehet, so wird ein Regiment gemeiniglich zu sumpff (stumpf?) getrieben. - Petri, II, 631.

9 Wenn man einem gleich zum Thor aussstreicht, so entläufft er doch dem Galgen nicht. - Petri, II, 665.

10 Wer am Thor ist, hat nicht mehr weit in die Stadt.

Wenn jemand nahe am Ziele ist, sagen die Polen: Daleko jak sw Michal öd Niesieza. (Lipinski, 40.)

11 Wer nicht über's Thor springen kann, muss drunter weggehen. - Altmann VI, 502.

12 Wer sich ein gutes Thor bauen will, muss täglich einen Nagel dazu schmieden.

Holl.: Die een goude poorte wil maken, breng er elken dag een nagel. (Bohn I, 308.)

13 Wer sich zum Thor heraus gemacht, der hat den längsten Weg verbracht.

Eyering (III, 536) sagt erklärend: "Dis sprichwort zeiget an so frei, kein weg dem wanderer lenger sei, weder die port, dadurch er geht, darum er offt still helt vnd steht, vorm freunden nicht fortkommen kan, jeder wil vor red mit jm han."

14 Wer zum Thor hinaus ist, hat ein gut Stück Weg gethan.

*15 Das Thor ist (wird) grösser als die Stadt.

*16 Das Thor steht bei ihm immer offen zum Mist ausführen.

Sein Mund fliesst stets von unsaubern Reden über.

*17 Dear moachd och earschd 's Doar zua, woann de Kuah scho' aus 'n Stoall is. (Niederösterreich.)

*18 Er bräche ein Thor auf, da ein Kuhschwanz vorhinge. - Fischart.

So verliebt ist er, weil ihm der Kuhschwanz als Schleier erscheinen würde.

[Spaltenumbruch] *19 Er kommt vor das greifenberger Thor.

In Treptow an der Rega um zu sagen: er wird sterben oder begraben werden, weil dort der Kirchhof liegt. (Schmidt, Jubelschrift, 33.)

*20 Er macht ein grosses Thor an ein klein Kämmerlein.

Holl.: Eene groote deur aan een klein vertrekje. (Harrebomee, II, 127b.)

*21 Er muss zum Thore hinauslaufen. - Philippi, I, 9.

In dem Sinne: Der Bettelmann ist fertig. Er mag sein Bündel schnüren. Er kann alle Tage den Stecken zur Hand nehmen.

Holl.: Hij moet de poort uit. (Harrebomee, II, 193a.)

*22 Es wehret lang, eh man auss dem Thor kompt. - Petri, II, 304.

*23 Gehe mir vom Thore.

"Gaut ihr uns vurm Thaure." (Keller, 168b.)

*24 Sein1 Thor kennt jede Kuh. - Fischart, Gesch.

1) Grimm (Grammatik, IV, 345) sagt hierüber: "Das Possessivum sein behält den umfang bei, der ihm in der althochdeutschen und mittelhochdeutschen periode angewiesen war. Die volkssprache gibt ihm hin und wieder im reflexiven fall, seine alte organische ausdehnung (Schmeller, Bair. Mundarten, § 1742); selbst in einzelnen sprichwörtern der schriftsprache sitzen hiervon noch spuren fest: sein thor kennt jede kuh (Garg., 50b); untreu schlug seinen eignen herrn (Schweinichen, III, 162), wofür H. Sachs (II, 2, 38d) untreu ihren herren schlug. Man dürfte freilich auch untreu als männlichen eigennamen fassen."

*25 Sie gehn all durch ein thor zu kirchen. - Franck, II, 92b; Simrock, 1972.

*26 Wäre ich aus dem Thore, ich wäre weit genug!

*27 Zu einem Thor hinaus, zum andern wieder herein.

Holl.: De eene poort uit, de andere weder in. (Harrebomee, II, 193a.)


Thörchen.

Thorichen haben Ohrichen. - Petri, II, 545.


Thorenbubenarbeit.

* Er macht Thorebueb'narbeit. - Sutermeister, 98.

D. h. nicht viel Kluges. Zur Bezeichnung solchen Thuns sind a. a. O. noch folgende schweizer Ausdrücke und Redensarten zusammengestellt: Er macht Brendlimurerarbeit (= Lalenburgerstreiche). Er macht birgischer, gersauer, hegnauer, merliger, natischer und munder Stückli. Er macht i Gniggeli-, Ganggeliwärch. Er macht Tiritariwärch. (S. Streich 48 fg. und Stücklein 3 u. 4.)


Thorenjoggelsache.

* Das sind Thorejoggelsache! - Sutermeister, 23.


Thorenthat.

Thorenthat schon manch Land bezwungen hat. - Freidank.


Thorheit.

1 Anderer Thorheit sei deine Weisheit. - Simrock, 10272; Müller, 34, 3; Körte, 5947; Braun, I, 4493; Masson, 81.

2 Die einen in Thorheit und Armuth gebracht, nutzen sie am ersten auf. - Opel, 379.

3 Die grösste Thorheit ist, mit vielen Worten nichts sagen. - Eiselein, 595.

4 Die gröste torhait, nach Pfründen streben, so doch die Pfaffen nicht erben können jre güter. - Agricola II, 415.

5 Die höchst thorheyt, die grösst weissheyt. - Franck, I, 148a; Lehmann, II, 70, 34.

6 Die kürzesten Thorheiten sind die besten. - Winckler, IV, 21.

Man kann die Kinder- oder Narrenschuhe nicht zeitig genug ausziehen.

Frz.: Les plus courtes folies sont toujours les meilleures. (Lendroy, 526; Cahier, 735.)

It.: La pazzie corte sono le migliori. ( Pazzaglia, 270, 13.)

7 Die Thorheit der Narren bleibt Thorheit. - Petri, II, 145.

8 Die Thorheit des einen ist das Glück eines andern.

Engl.: The follies of one man is the fortune of another. (Bohn II, 504.)

9 Die Thorheit soll um alle Schätze nicht aus der Welt gehen, so bleibet Grethe schön und dies Leben gülden. - Fischart.

10 Die Thorheiten der Jugend bringen Reue im Alter.

Engl.: The follies of youth are food for repentance in old age. (Bohn II, 505.)

[Spaltenumbruch] 92 Wer einen Thoren sendet, dem kommt ein Narr wieder.Eiselein, 594; Simrock, 10266.

Lat.: Qui stultus exit, stultus revertitur. (Eiselein, 594.)

93 Wer mit Thoren schimpfen (scherzen) will, der muss dulden Narrenspiel.Eiselein, 595.

94 Wer sich einen Thoren scheren lässt, ist selbst ein Thor.

Mhd.: Swer sieh den toren lezzet schern, der ist selber ein tore. (Fritzlar, Liet von Troye, herausgegeben von Frommann, V. 16575.)

95 Wer sich hält an den Thoren, so er fällt, hat zwier verloren.Körte, 5944.

96 Wer Thoren vexiren wil, der muss jhr schleg leiden.Petri, II, 696.

97 Willst du den Thoren erfreuen, so musst du ihm viel Gutes prophezeien.

Zu seinen Charakterzügen gehört Leichtgläubigkeit.


Thor (das).

1 Auch vor unserm Thor wird einmal die Sonne scheinen.

Ill.: Sinut če sunasšce i pred naša vrata. (Čelakovsky, 197.)

Kroat.: Svehne i meni kadteda sunce. (Čelakovsky, 197.)

Poln.: Będzie teź słońze przed naszymi wroty. (Čelakovsky, 197.)

2 Das Thor ist gesegnet, da eine todte Tochter ausgetragen wird.Winckler, V, 31.

3 Ein Thor, zu dem jeder einen Schlüssel hat, kann offen stehen.Altmann VI, 468.

4 Erbrich nicht die Thore eines fremden Harems, wenn du willst, dass die deinen unerbrochen bleiben. (Türk.)

5 Es ist leichter ein Thor aufzumachen, als zu schliessen.

Besonders bei grossem An- und Zudrange.

6 Ist auch das Thor geschlossen, ist nur das Pförtchen offen.

Span.: Donde una puerta se cierra, otra so abre. (Don Quixote.)

7 Man darf niemand vor die Thore rufen.Graf, 437, 298.

Der Beklagte hat nur der Ladung seines heimatlichen als zuständigen Gerichts (im allgemeinen) Folge zu leisten. (S. Mann 236.)

Holl.: Men sal nyement rope voer die tore. (Mieris, I, 309, 11.)

8 Wenn das Thor zu nahe beym Rathhauss stehet, so wird ein Regiment gemeiniglich zu sumpff (stumpf?) getrieben.Petri, II, 631.

9 Wenn man einem gleich zum Thor aussstreicht, so entläufft er doch dem Galgen nicht.Petri, II, 665.

10 Wer am Thor ist, hat nicht mehr weit in die Stadt.

Wenn jemand nahe am Ziele ist, sagen die Polen: Daleko jak św Michal öd Nieśieźa. (Lipiński, 40.)

11 Wer nicht über's Thor springen kann, muss drunter weggehen.Altmann VI, 502.

12 Wer sich ein gutes Thor bauen will, muss täglich einen Nagel dazu schmieden.

Holl.: Die een goude poorte wil maken, breng er elken dag een nagel. (Bohn I, 308.)

13 Wer sich zum Thor heraus gemacht, der hat den längsten Weg verbracht.

Eyering (III, 536) sagt erklärend: „Dis sprichwort zeiget an so frei, kein weg dem wanderer lenger sei, weder die port, dadurch er geht, darum er offt still helt vnd steht, vorm freunden nicht fortkommen kan, jeder wil vor red mit jm han.“

14 Wer zum Thor hinaus ist, hat ein gut Stück Weg gethan.

*15 Das Thor ist (wird) grösser als die Stadt.

*16 Das Thor steht bei ihm immer offen zum Mist ausführen.

Sein Mund fliesst stets von unsaubern Reden über.

*17 Dear moachd och earschd 's Doar zua, woann de Kuah scho' aus 'n Stoall is. (Niederösterreich.)

*18 Er bräche ein Thor auf, da ein Kuhschwanz vorhinge.Fischart.

So verliebt ist er, weil ihm der Kuhschwanz als Schleier erscheinen würde.

[Spaltenumbruch] *19 Er kommt vor das greifenberger Thor.

In Treptow an der Rega um zu sagen: er wird sterben oder begraben werden, weil dort der Kirchhof liegt. (Schmidt, Jubelschrift, 33.)

*20 Er macht ein grosses Thor an ein klein Kämmerlein.

Holl.: Eene groote deur aan een klein vertrekje. (Harrebomée, II, 127b.)

*21 Er muss zum Thore hinauslaufen.Philippi, I, 9.

In dem Sinne: Der Bettelmann ist fertig. Er mag sein Bündel schnüren. Er kann alle Tage den Stecken zur Hand nehmen.

Holl.: Hij moet de poort uit. (Harrebomée, II, 193a.)

*22 Es wehret lang, eh man auss dem Thor kompt.Petri, II, 304.

*23 Gehe mir vom Thore.

„Gaut ihr uns vurm Thaure.“ (Keller, 168b.)

*24 Sein1 Thor kennt jede Kuh.Fischart, Gesch.

1) Grimm (Grammatik, IV, 345) sagt hierüber: „Das Possessivum sein behält den umfang bei, der ihm in der althochdeutschen und mittelhochdeutschen periode angewiesen war. Die volkssprache gibt ihm hin und wieder im reflexiven fall, seine alte organische ausdehnung (Schmeller, Bair. Mundarten, § 1742); selbst in einzelnen sprichwörtern der schriftsprache sitzen hiervon noch spuren fest: sein thor kennt jede kuh (Garg., 50b); untreu schlug seinen eignen herrn (Schweinichen, III, 162), wofür H. Sachs (II, 2, 38d) untreu ihren herren schlug. Man dürfte freilich auch untreu als männlichen eigennamen fassen.“

*25 Sie gehn all durch ein thor zu kirchen.Franck, II, 92b; Simrock, 1972.

*26 Wäre ich aus dem Thore, ich wäre weit genug!

*27 Zu einem Thor hinaus, zum andern wieder herein.

Holl.: De eene poort uit, de andere weder in. (Harrebomée, II, 193a.)


Thörchen.

Thorichen haben Ohrichen.Petri, II, 545.


Thorenbubenarbeit.

* Er macht Thorebueb'narbeit.Sutermeister, 98.

D. h. nicht viel Kluges. Zur Bezeichnung solchen Thuns sind a. a. O. noch folgende schweizer Ausdrücke und Redensarten zusammengestellt: Er macht Brendlimurerarbeit (= Lalenburgerstreiche). Er macht birgischer, gersauer, hegnauer, merliger, natischer und munder Stückli. Er macht i Gniggeli-, Ganggeliwärch. Er macht Tiritariwärch. (S. Streich 48 fg. und Stücklein 3 u. 4.)


Thorenjoggelsache.

* Das sind Thorejoggelsache!Sutermeister, 23.


Thorenthat.

Thorenthat schon manch Land bezwungen hat.Freidank.


Thorheit.

1 Anderer Thorheit sei deine Weisheit.Simrock, 10272; Müller, 34, 3; Körte, 5947; Braun, I, 4493; Masson, 81.

2 Die einen in Thorheit und Armuth gebracht, nutzen sie am ersten auf.Opel, 379.

3 Die grösste Thorheit ist, mit vielen Worten nichts sagen.Eiselein, 595.

4 Die gröste torhait, nach Pfründen streben, so doch die Pfaffen nicht erben können jre güter.Agricola II, 415.

5 Die höchst thorheyt, die grösst weissheyt.Franck, I, 148a; Lehmann, II, 70, 34.

6 Die kürzesten Thorheiten sind die besten.Winckler, IV, 21.

Man kann die Kinder- oder Narrenschuhe nicht zeitig genug ausziehen.

Frz.: Les plus courtes folies sont toujours les meilleures. (Lendroy, 526; Cahier, 735.)

It.: La pazzie corte sono le migliori. ( Pazzaglia, 270, 13.)

7 Die Thorheit der Narren bleibt Thorheit.Petri, II, 145.

8 Die Thorheit des einen ist das Glück eines andern.

Engl.: The follies of one man is the fortune of another. (Bohn II, 504.)

9 Die Thorheit soll um alle Schätze nicht aus der Welt gehen, so bleibet Grethe schön und dies Leben gülden.Fischart.

10 Die Thorheiten der Jugend bringen Reue im Alter.

Engl.: The follies of youth are food for repentance in old age. (Bohn II, 505.)

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><pb facs="#f0586" n="[580]"/><cb n="1159"/>
92 Wer einen Thoren sendet, dem kommt ein Narr wieder.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 594; Simrock, 10266.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Qui stultus exit, stultus revertitur. (<hi rendition="#i">Eiselein, 594.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">93 Wer mit Thoren schimpfen (scherzen) will, der muss dulden Narrenspiel.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 595.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">94 Wer sich einen Thoren scheren lässt, ist selbst ein Thor.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Swer sieh den toren lezzet schern, der ist selber ein tore. (<hi rendition="#i">Fritzlar, Liet von Troye, herausgegeben von Frommann, V. 16575.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">95 Wer sich hält an den Thoren, so er fällt, hat zwier verloren.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Körte, 5944.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">96 Wer Thoren vexiren wil, der muss jhr schleg leiden.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 696.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">97 Willst du den Thoren erfreuen, so musst du ihm viel Gutes prophezeien.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Zu seinen Charakterzügen gehört Leichtgläubigkeit.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head><hi rendition="#b">Thor</hi> (das).</head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Auch vor unserm Thor wird einmal die Sonne scheinen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Ill.</hi>: Sinut &#x010D;e sunas&#x0161;ce i pred na&#x0161;a vrata. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 197.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Kroat.</hi>: Svehne i meni kadteda sunce. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 197.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Poln.</hi>: B&#x0119;dzie te&#x017A; s&#x0142;o&#x0144;ze przed naszymi wroty. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 197.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Das Thor ist gesegnet, da eine todte Tochter ausgetragen wird.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Winckler, V, 31.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Ein Thor, zu dem jeder einen Schlüssel hat, kann offen stehen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Altmann VI, 468.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Erbrich nicht die Thore eines fremden Harems, wenn du willst, dass die deinen unerbrochen bleiben.</hi> (<hi rendition="#i">Türk.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Es ist leichter ein Thor aufzumachen, als zu schliessen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Besonders bei grossem An- und Zudrange.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Ist auch das Thor geschlossen, ist nur das Pförtchen offen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Span.</hi>: Donde una puerta se cierra, otra so abre. (<hi rendition="#i">Don Quixote.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Man darf niemand vor die Thore rufen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 437, 298.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Der Beklagte hat nur der Ladung seines heimatlichen als zuständigen Gerichts (im allgemeinen) Folge zu leisten. (S.  Mann 236.)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Men sal nyement rope voer die tore. (<hi rendition="#i">Mieris, I, 309, 11.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">8 Wenn das Thor zu nahe beym Rathhauss stehet, so wird ein Regiment gemeiniglich zu sumpff (stumpf?) getrieben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 631.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">9 Wenn man einem gleich zum Thor aussstreicht, so entläufft er doch dem Galgen nicht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 665.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">10 Wer am Thor ist, hat nicht mehr weit in die Stadt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Wenn jemand nahe am Ziele ist, sagen die Polen: Daleko jak &#x015B;w Michal öd Nie&#x015B;ie&#x017A;a. (<hi rendition="#i">Lipi&#x0144;ski, 40.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">11 Wer nicht über's Thor springen kann, muss drunter weggehen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Altmann VI, 502.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">12 Wer sich ein gutes Thor bauen will, muss täglich einen Nagel dazu schmieden.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Die een goude poorte wil maken, breng er elken dag een nagel. (<hi rendition="#i">Bohn I, 308.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">13 Wer sich zum Thor heraus gemacht, der hat den längsten Weg verbracht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#i">Eyering</hi> (III, 536) sagt erklärend: &#x201E;Dis sprichwort zeiget an so frei, kein weg dem wanderer lenger sei, weder die port, dadurch er geht, darum er offt still helt vnd steht, vorm freunden nicht fortkommen kan, jeder wil vor red mit jm han.&#x201C;</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">14 Wer zum Thor hinaus ist, hat ein gut Stück Weg gethan.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*15 Das Thor ist (wird) grösser als die Stadt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*16 Das Thor steht bei ihm immer offen zum Mist ausführen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Sein Mund fliesst stets von unsaubern Reden über.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*17 Dear moachd och earschd 's Doar zua, woann de Kuah scho' aus 'n Stoall is.</hi> (<hi rendition="#i">Niederösterreich.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*18 Er bräche ein Thor auf, da ein Kuhschwanz vorhinge.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Fischart.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">So verliebt ist er, weil ihm der Kuhschwanz als Schleier erscheinen würde.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><cb n="1160"/>
*19 Er kommt vor das greifenberger Thor.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">In Treptow an der Rega um zu sagen: er wird sterben oder begraben werden, weil dort der Kirchhof liegt. (<hi rendition="#i">Schmidt, Jubelschrift, 33.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*20 Er macht ein grosses Thor an ein klein Kämmerlein.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Eene groote deur aan een klein vertrekje. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 127<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*21 Er muss zum Thore hinauslaufen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Philippi, I, 9.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">In dem Sinne: Der Bettelmann ist fertig. Er mag sein Bündel schnüren. Er kann alle Tage den Stecken zur Hand nehmen.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij moet de poort uit. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 193<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*22 Es wehret lang, eh man auss dem Thor kompt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 304.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*23 Gehe mir vom Thore.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Gaut ihr uns vurm Thaure.&#x201C; (<hi rendition="#i">Keller, 168<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*24 Sein<hi rendition="#sup">1</hi> Thor kennt jede Kuh.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Fischart, Gesch.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) <hi rendition="#i">Grimm</hi> (Grammatik, IV, 345) sagt hierüber: &#x201E;Das Possessivum sein behält den umfang bei, der ihm in der althochdeutschen und mittelhochdeutschen periode angewiesen war. Die volkssprache gibt ihm hin und wieder im reflexiven fall, seine alte organische ausdehnung (<hi rendition="#i">Schmeller, Bair. Mundarten,</hi> § 1742); selbst in einzelnen sprichwörtern der schriftsprache sitzen hiervon noch spuren fest: sein thor kennt jede kuh (<hi rendition="#i">Garg.,</hi> 50<hi rendition="#sup">b</hi>); untreu schlug seinen eignen herrn (<hi rendition="#i">Schweinichen, III,</hi> 162), wofür <hi rendition="#i">H. Sachs</hi> (II, 2, 38<hi rendition="#sup">d</hi>) untreu ihren herren schlug. Man dürfte freilich auch untreu als männlichen eigennamen fassen.&#x201C;</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*25 Sie gehn all durch ein thor zu kirchen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, II, 92<hi rendition="#sup">b</hi>; Simrock, 1972.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*26 Wäre ich aus dem Thore, ich wäre weit genug!</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*27 Zu einem Thor hinaus, zum andern wieder herein.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: De eene poort uit, de andere weder in. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 193<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Thörchen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Thorichen haben Ohrichen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 545.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Thorenbubenarbeit.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er macht Thorebueb'narbeit.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sutermeister, 98.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">D. h. nicht viel Kluges. Zur Bezeichnung solchen Thuns sind a. a. O. noch folgende schweizer Ausdrücke und Redensarten zusammengestellt: Er macht Brendlimurerarbeit (= Lalenburgerstreiche). Er macht birgischer, gersauer, hegnauer, merliger, natischer und munder Stückli. Er macht i Gniggeli-, Ganggeliwärch. Er macht Tiritariwärch. (S.  Streich 48 fg. und Stücklein  3 u.  4.)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Thorenjoggelsache.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Das sind Thorejoggelsache!</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sutermeister, 23.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Thorenthat.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Thorenthat schon manch Land bezwungen hat.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Freidank.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Thorheit.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Anderer Thorheit sei deine Weisheit.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 10272; Müller, 34, 3; Körte, 5947; Braun, I, 4493; Masson, 81.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Die einen in Thorheit und Armuth gebracht, nutzen sie am ersten auf.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Opel, 379.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Die grösste Thorheit ist, mit vielen Worten nichts sagen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 595.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Die gröste torhait, nach Pfründen streben, so doch die Pfaffen nicht erben können jre güter.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Agricola II, 415.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Die höchst thorheyt, die grösst weissheyt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, I, 148<hi rendition="#sup">a</hi>; Lehmann, II, 70, 34.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Die kürzesten Thorheiten sind die besten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Winckler, IV, 21.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Man kann die Kinder- oder Narrenschuhe nicht zeitig genug ausziehen.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Les plus courtes folies sont toujours les meilleures. (<hi rendition="#i">Lendroy, 526; Cahier, 735.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: La pazzie corte sono le migliori. ( <hi rendition="#i">Pazzaglia, 270, 13.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Die Thorheit der Narren bleibt Thorheit.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 145.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">8 Die Thorheit des einen ist das Glück eines andern.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: The follies of one man is the fortune of another. (<hi rendition="#i">Bohn II, 504.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">9 Die Thorheit soll um alle Schätze nicht aus der Welt gehen, so bleibet Grethe schön und dies Leben gülden.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Fischart.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">10 Die Thorheiten der Jugend bringen Reue im Alter.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: The follies of youth are food for repentance in old age. (<hi rendition="#i">Bohn II, 505.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[580]/0586] 92 Wer einen Thoren sendet, dem kommt ein Narr wieder. – Eiselein, 594; Simrock, 10266. Lat.: Qui stultus exit, stultus revertitur. (Eiselein, 594.) 93 Wer mit Thoren schimpfen (scherzen) will, der muss dulden Narrenspiel. – Eiselein, 595. 94 Wer sich einen Thoren scheren lässt, ist selbst ein Thor. Mhd.: Swer sieh den toren lezzet schern, der ist selber ein tore. (Fritzlar, Liet von Troye, herausgegeben von Frommann, V. 16575.) 95 Wer sich hält an den Thoren, so er fällt, hat zwier verloren. – Körte, 5944. 96 Wer Thoren vexiren wil, der muss jhr schleg leiden. – Petri, II, 696. 97 Willst du den Thoren erfreuen, so musst du ihm viel Gutes prophezeien. Zu seinen Charakterzügen gehört Leichtgläubigkeit. Thor (das). 1 Auch vor unserm Thor wird einmal die Sonne scheinen. Ill.: Sinut če sunasšce i pred naša vrata. (Čelakovsky, 197.) Kroat.: Svehne i meni kadteda sunce. (Čelakovsky, 197.) Poln.: Będzie teź słońze przed naszymi wroty. (Čelakovsky, 197.) 2 Das Thor ist gesegnet, da eine todte Tochter ausgetragen wird. – Winckler, V, 31. 3 Ein Thor, zu dem jeder einen Schlüssel hat, kann offen stehen. – Altmann VI, 468. 4 Erbrich nicht die Thore eines fremden Harems, wenn du willst, dass die deinen unerbrochen bleiben. (Türk.) 5 Es ist leichter ein Thor aufzumachen, als zu schliessen. Besonders bei grossem An- und Zudrange. 6 Ist auch das Thor geschlossen, ist nur das Pförtchen offen. Span.: Donde una puerta se cierra, otra so abre. (Don Quixote.) 7 Man darf niemand vor die Thore rufen. – Graf, 437, 298. Der Beklagte hat nur der Ladung seines heimatlichen als zuständigen Gerichts (im allgemeinen) Folge zu leisten. (S. Mann 236.) Holl.: Men sal nyement rope voer die tore. (Mieris, I, 309, 11.) 8 Wenn das Thor zu nahe beym Rathhauss stehet, so wird ein Regiment gemeiniglich zu sumpff (stumpf?) getrieben. – Petri, II, 631. 9 Wenn man einem gleich zum Thor aussstreicht, so entläufft er doch dem Galgen nicht. – Petri, II, 665. 10 Wer am Thor ist, hat nicht mehr weit in die Stadt. Wenn jemand nahe am Ziele ist, sagen die Polen: Daleko jak św Michal öd Nieśieźa. (Lipiński, 40.) 11 Wer nicht über's Thor springen kann, muss drunter weggehen. – Altmann VI, 502. 12 Wer sich ein gutes Thor bauen will, muss täglich einen Nagel dazu schmieden. Holl.: Die een goude poorte wil maken, breng er elken dag een nagel. (Bohn I, 308.) 13 Wer sich zum Thor heraus gemacht, der hat den längsten Weg verbracht. Eyering (III, 536) sagt erklärend: „Dis sprichwort zeiget an so frei, kein weg dem wanderer lenger sei, weder die port, dadurch er geht, darum er offt still helt vnd steht, vorm freunden nicht fortkommen kan, jeder wil vor red mit jm han.“ 14 Wer zum Thor hinaus ist, hat ein gut Stück Weg gethan. *15 Das Thor ist (wird) grösser als die Stadt. *16 Das Thor steht bei ihm immer offen zum Mist ausführen. Sein Mund fliesst stets von unsaubern Reden über. *17 Dear moachd och earschd 's Doar zua, woann de Kuah scho' aus 'n Stoall is. (Niederösterreich.) *18 Er bräche ein Thor auf, da ein Kuhschwanz vorhinge. – Fischart. So verliebt ist er, weil ihm der Kuhschwanz als Schleier erscheinen würde. *19 Er kommt vor das greifenberger Thor. In Treptow an der Rega um zu sagen: er wird sterben oder begraben werden, weil dort der Kirchhof liegt. (Schmidt, Jubelschrift, 33.) *20 Er macht ein grosses Thor an ein klein Kämmerlein. Holl.: Eene groote deur aan een klein vertrekje. (Harrebomée, II, 127b.) *21 Er muss zum Thore hinauslaufen. – Philippi, I, 9. In dem Sinne: Der Bettelmann ist fertig. Er mag sein Bündel schnüren. Er kann alle Tage den Stecken zur Hand nehmen. Holl.: Hij moet de poort uit. (Harrebomée, II, 193a.) *22 Es wehret lang, eh man auss dem Thor kompt. – Petri, II, 304. *23 Gehe mir vom Thore. „Gaut ihr uns vurm Thaure.“ (Keller, 168b.) *24 Sein1 Thor kennt jede Kuh. – Fischart, Gesch. 1) Grimm (Grammatik, IV, 345) sagt hierüber: „Das Possessivum sein behält den umfang bei, der ihm in der althochdeutschen und mittelhochdeutschen periode angewiesen war. Die volkssprache gibt ihm hin und wieder im reflexiven fall, seine alte organische ausdehnung (Schmeller, Bair. Mundarten, § 1742); selbst in einzelnen sprichwörtern der schriftsprache sitzen hiervon noch spuren fest: sein thor kennt jede kuh (Garg., 50b); untreu schlug seinen eignen herrn (Schweinichen, III, 162), wofür H. Sachs (II, 2, 38d) untreu ihren herren schlug. Man dürfte freilich auch untreu als männlichen eigennamen fassen.“ *25 Sie gehn all durch ein thor zu kirchen. – Franck, II, 92b; Simrock, 1972. *26 Wäre ich aus dem Thore, ich wäre weit genug! *27 Zu einem Thor hinaus, zum andern wieder herein. Holl.: De eene poort uit, de andere weder in. (Harrebomée, II, 193a.) Thörchen. Thorichen haben Ohrichen. – Petri, II, 545. Thorenbubenarbeit. * Er macht Thorebueb'narbeit. – Sutermeister, 98. D. h. nicht viel Kluges. Zur Bezeichnung solchen Thuns sind a. a. O. noch folgende schweizer Ausdrücke und Redensarten zusammengestellt: Er macht Brendlimurerarbeit (= Lalenburgerstreiche). Er macht birgischer, gersauer, hegnauer, merliger, natischer und munder Stückli. Er macht i Gniggeli-, Ganggeliwärch. Er macht Tiritariwärch. (S. Streich 48 fg. und Stücklein 3 u. 4.) Thorenjoggelsache. * Das sind Thorejoggelsache! – Sutermeister, 23. Thorenthat. Thorenthat schon manch Land bezwungen hat. – Freidank. Thorheit. 1 Anderer Thorheit sei deine Weisheit. – Simrock, 10272; Müller, 34, 3; Körte, 5947; Braun, I, 4493; Masson, 81. 2 Die einen in Thorheit und Armuth gebracht, nutzen sie am ersten auf. – Opel, 379. 3 Die grösste Thorheit ist, mit vielen Worten nichts sagen. – Eiselein, 595. 4 Die gröste torhait, nach Pfründen streben, so doch die Pfaffen nicht erben können jre güter. – Agricola II, 415. 5 Die höchst thorheyt, die grösst weissheyt. – Franck, I, 148a; Lehmann, II, 70, 34. 6 Die kürzesten Thorheiten sind die besten. – Winckler, IV, 21. Man kann die Kinder- oder Narrenschuhe nicht zeitig genug ausziehen. Frz.: Les plus courtes folies sont toujours les meilleures. (Lendroy, 526; Cahier, 735.) It.: La pazzie corte sono le migliori. ( Pazzaglia, 270, 13.) 7 Die Thorheit der Narren bleibt Thorheit. – Petri, II, 145. 8 Die Thorheit des einen ist das Glück eines andern. Engl.: The follies of one man is the fortune of another. (Bohn II, 504.) 9 Die Thorheit soll um alle Schätze nicht aus der Welt gehen, so bleibet Grethe schön und dies Leben gülden. – Fischart. 10 Die Thorheiten der Jugend bringen Reue im Alter. Engl.: The follies of youth are food for repentance in old age. (Bohn II, 505.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:39:19Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:39:19Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/586
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [580]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/586>, abgerufen am 25.04.2024.