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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] 64 Wenn die Thorheit eine Krankheit wäre, so würde man in allen Häusern winseln hören. - Winckler, XIV, 45.

Engl.: If folly were pain, wo should have great crying out in every house.

Span.: Si la locura fuese dolores, en cada casa darian voces. (Bohn I, 257.)

65 Wer die Thorheit geheirathet, dem lässt sich die Weisheit nicht antrauen. - Sprichwörtergarten, 409.

It.: Se la pazzia fosse dolore in ogni casa s' udirebbe ohime. (Pazzaglia, 262, 14.)

66 Wer die Thorheit malen will, muss den Riss von einem schönen Weibe nehmen.

67 Wer einem eine Thorheit zumuthet, ist kein Narr, sondern der sie thut.

68 Wer mit der Thorheit frühstückt, isst im Armensünderhospital Abend.

69 Wer seine Thorheiten in der Jugend gemacht, wird als gescheiter Mann geacht't.

Engl.: Happy is he, who knows his follies in his youth.

70 Wer sich in Thorheit schicken kann, der ist auch weiss. - Petri, II, 759.

71 Wer über die Thorheiten anderer lacht, hat sich noch selten Freunde gemacht.

Frz.: Qui volontiers folie conte, ennemies quiert et nourrit honte. (Cahier, 737.)

*72 Wer hätte nicht einmal eine Thorheit begangen?

Lat.: Auriculas asini quis non habet? (Persius.) - Semel insani vimus omnes. (Seybold, 47 u. 547.)


Thöricht.

Iwer und iwer thiricht sein.

"Ma muss de Waurte recht uf de Gauldwauge len, dass man nich derzirnt, dann a iss balde über und über thiricht." (Keller, 167b.)


Thörin.

1 Eine Thörin und ein Geck finden (einen) sich wie unflätige Butter und stinkender Speck.

Lat.: Cascus cascam ducit. (Seybold, 68.)

2 Wer eine Thörin nimpt, der hat eine. - Petri, II, 705.


Thörlein.

* Terle gon. (Siebenbürg.-sächs.) - Frommann, V, 176, 186.

Thörlein gehn, wird in Schässburg von Kindern gesagt, die zum Thor auf die sogenannte Ligebaonk (Lügenbank) gehen, und hat die Bedeutung: neben die Schule gehen.


Thornei.

Die langsam thornei werden gern gut. (S. Markt 32.) - Tappius, 16a.


Thorschluss.

*1 Jetzt hest z' thont (zu thun), wenn de vor Thorschluss nei komme witt. (Ulm.)

Beim Kartenspiel, wenn einer noch keinen Stich gemacht hat.

*2 Noch vor Thorschluss in Abraham's Schos wollen.

Beichten, wenn der Tod auf der Zunge sitzt.

*3 Noch vor Thorschluss kommen.

Etwas noch im letzten Augenblick thun, erreichen. Aus der Zeit, wo die Thore, wie jetzt noch in Festungsstädten, zu einer gewissen Stunde abends geschlossen wurden.


Thorschreiber.

* Grüss' den Thorschreiber und frag' ihn, was ein Sechserbrot kostet. (Ukermark.)

Wird als Witzwort zum fröhlichen Abschied, wie auch dann gebraucht, wenn man etwas scherzhaft ablehnt und sich gleichzeitig entfernt.


Thran.

1 Thran ist die Ehre des Walfisches. (Russ.)

*2 Der hat in Thran getreten.

Ist betrunken. (Trachsel, 58.) (S. Ansehen 29 und Boden 38.)

*3 Er ist im Thran1. - Masson, 277.

1) Thran für Oel, dänisch = Bier. - Ist betrunken. (S. Boden 38 und Oberstübchen.)

*4 Er sauft Thran wie ein Poep.

Die Westfriesen nennen die Mieren, d. i. Mäher aus Deutschland Poepen, was wol so viel als Papst heisst. Die Deutschen gelten bei ihnen überhaupt für Poepen; wie kommen sie aber in den Ruf des Thransaufens?


Thräne.

1 Das sind verlorene Thränen, wenn ein Herr will, und ein Knecht weint.

[Spaltenumbruch] 2 Die heftigsten Thränen trocknen wieder.

Böhm.: Slza vysycha. (Celakovsky, 195.)

Engl.: Nothing dries sooner than teurs. (Bohn II, 136.)

It.: Niente piu tosto se secca che lagrime.

3 Die mit Thränen säen, werden mit Freuden ernten, sagte der Pastor, da er seine reiche Schwiegermutter begrub.

4 Die Thräne glänzt wol, aber sie trübt das Auge. (Böhmen.)

5 Die Thränen der Buhlerin sind immer bereit.

6 Die Thränen der Frommen fallen nicht zur Erde.

Böhm.: Slza na pobozneho na k zemi kane, ale do vecnosti vane. (Celakovsky, 9.)

Krain.: Solza poboznimu ne pada na tla, v' vecnost pihti. (Celakovsky, 9.)

7 Die Thränen, die ein Sohn seiner Mutter auspresst, kann auch der Sohn nur trocknen.

Frz.: Un fils qui vait verser des larmes a sa mere, peut seul les essuyer. (Cahier, 2284.)

8 Die Thränen im Kindelbett sind gülden vor den andern. - Petri, II, 146.

9 Die Thränen sind umsonst, die man vor dem Richter weint.

It.: Perde la lacrime, chi piange avant il giudice. (Pazzaglia, 288.)

10 Die Thränen sind ziemlich trocken, welche reicher Leute Kinder auf das Grab der Aeltern weinen.

11 Eine schöne Thräne findet leicht ein Tuch, das sie trocknet.

12 Eine Thräne macht das ganze Gesicht trübe. - Sprichwörtergarten, 410.

Ein einziger unangenehmer Vorfall kann die heiterste Gemüthsstimmung trüben.

13 Es kommen nicht alle Thränen aus dem Herzen.

Die Russen: Es wird seltener mit dem Herzen geweint als mit den Augen. (Altmann VI, 420.)

14 Es sind schlimme Thränen, die niemand trocknen kann.

15 Gegen Thränen hilft kein Saitenspiel.

Lat.: Non facit ad lacrymas barbitos ulla meas. (Ovid.) (Binder II, 2170.)

16 Hitzige thränen trocknen bald. - Lehmann, 754, 5; Simrock, 10281; Braun, I, 4498.

Man vergisst des Leides in kurzer Zeit.

Dän.: Hidsig graad törres snart. - Hylen og tuden varer ei laenge. (Prov. dan., 251.)

Engl.: Nothing dries sooner than tears.

Holl.: Daar is niets, dat eerder opdroogt dan een traan. (Harrebomee, II, 342a.)

Lat.: Lacrima nihil citius arescit. (Cicero.) (Binder II, 1618; Frob., 408 u. 475; Philippi, I, 219; II, 24.)

Schwed.: Skräne grat warar intet länge. (Grubb, 727.)

17 Ist die Thräne auch noch so hell, sie trübt das Auge.

Böhm.: Slza svztla, ale oci kali. (Celakovsky, 180.)

18 Je mehr Thränen, je leichter der Schmerz.

Böhm.: Plac ku bohu, a slzy voda. (Celakovsky, 181.)

Dän.: At graede er en tröst. - Man klager det for sine öyne. - Tager sine öyne i en klad. (Prov. dan., 251.)

Lat.: Est quaedam flere voluptas.

19 Je mehr Thränen, je schöner die Predigt.

It.: Il pianto del popolo, e ii pane girico del parroco. (Cahier, 3054.)

20 Man muss nicht allen Thränen trauen.

Holl.: Op eens fellen menschen tranen zal zich niemand betrouwen. (Harrebomee, II, 342b.)

21 Mit Thränen beweint die arme Welt ihr verlorenes Geld.

Lat.: Ploratur lachrymis amissa pecunia vetis. (Chaos, 466.)

22 Mit Thränen kann man (Liebende) leicht versöhnen.

Lat.: Ab amante lacrimis redimimus iracundiam.

23 Thränen bringen niemand aus dem Grabe zurück. - Simrock, 10282.

Lat.: Nullus homo lacrymis unquam vocabatur ab umsis. (Eiselein, 595.)

24 Thränen machen das Herz leicht.

Holl.: Tranen met maten ook somtijds baten. (Harrebomee, II, 342b.)

25 Thränen rühren mehr als Worte.

Lat.: Interdum lachrymae pondera vocis habent. (Ovid.) (Philippi, I, 205.)

[Spaltenumbruch] 64 Wenn die Thorheit eine Krankheit wäre, so würde man in allen Häusern winseln hören.Winckler, XIV, 45.

Engl.: If folly were pain, wo should have great crying out in every house.

Span.: Si la locura fuese dolores, en cada casa darian voces. (Bohn I, 257.)

65 Wer die Thorheit geheirathet, dem lässt sich die Weisheit nicht antrauen.Sprichwörtergarten, 409.

It.: Se la pazzia fosse dolore in ogni casa s' udirebbe ohime. (Pazzaglia, 262, 14.)

66 Wer die Thorheit malen will, muss den Riss von einem schönen Weibe nehmen.

67 Wer einem eine Thorheit zumuthet, ist kein Narr, sondern der sie thut.

68 Wer mit der Thorheit frühstückt, isst im Armensünderhospital Abend.

69 Wer seine Thorheiten in der Jugend gemacht, wird als gescheiter Mann geacht't.

Engl.: Happy is he, who knows his follies in his youth.

70 Wer sich in Thorheit schicken kann, der ist auch weiss.Petri, II, 759.

71 Wer über die Thorheiten anderer lacht, hat sich noch selten Freunde gemacht.

Frz.: Qui volontiers folie conte, ennemies quiert et nourrit honte. (Cahier, 737.)

*72 Wer hätte nicht einmal eine Thorheit begangen?

Lat.: Auriculas asini quis non habet? (Persius.) – Semel insani vimus omnes. (Seybold, 47 u. 547.)


Thöricht.

Iwer und iwer thiricht sein.

„Ma muss de Waurte recht uf de Gauldwauge lên, dass man nich derzirnt, dann a iss bâlde über und über thiricht.“ (Keller, 167b.)


Thörin.

1 Eine Thörin und ein Geck finden (einen) sich wie unflätige Butter und stinkender Speck.

Lat.: Cascus cascam ducit. (Seybold, 68.)

2 Wer eine Thörin nimpt, der hat eine.Petri, II, 705.


Thörlein.

* Terle gon. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 176, 186.

Thörlein gehn, wird in Schässburg von Kindern gesagt, die zum Thor auf die sogenannte Ligebaonk (Lügenbank) gehen, und hat die Bedeutung: neben die Schule gehen.


Thornei.

Die langsam thornei werden gern gut. (S. Markt 32.) – Tappius, 16a.


Thorschluss.

*1 Jetzt hest z' thont (zu thun), wenn de vor Thorschluss nei komme witt. (Ulm.)

Beim Kartenspiel, wenn einer noch keinen Stich gemacht hat.

*2 Noch vor Thorschluss in Abraham's Schos wollen.

Beichten, wenn der Tod auf der Zunge sitzt.

*3 Noch vor Thorschluss kommen.

Etwas noch im letzten Augenblick thun, erreichen. Aus der Zeit, wo die Thore, wie jetzt noch in Festungsstädten, zu einer gewissen Stunde abends geschlossen wurden.


Thorschreiber.

* Grüss' den Thorschreiber und frag' ihn, was ein Sechserbrot kostet. (Ukermark.)

Wird als Witzwort zum fröhlichen Abschied, wie auch dann gebraucht, wenn man etwas scherzhaft ablehnt und sich gleichzeitig entfernt.


Thran.

1 Thran ist die Ehre des Walfisches. (Russ.)

*2 Der hat in Thran getreten.

Ist betrunken. (Trachsel, 58.) (S. Ansehen 29 und Boden 38.)

*3 Er ist im Thran1.Masson, 277.

1) Thran für Oel, dänisch = Bier. – Ist betrunken. (S. Boden 38 und Oberstübchen.)

*4 Er sauft Thran wie ein Poep.

Die Westfriesen nennen die Mieren, d. i. Mäher aus Deutschland Poepen, was wol so viel als Papst heisst. Die Deutschen gelten bei ihnen überhaupt für Poepen; wie kommen sie aber in den Ruf des Thransaufens?


Thräne.

1 Das sind verlorene Thränen, wenn ein Herr will, und ein Knecht weint.

[Spaltenumbruch] 2 Die heftigsten Thränen trocknen wieder.

Böhm.: Slza vysychá. (Čelakovsky, 195.)

Engl.: Nothing dries sooner than teurs. (Bohn II, 136.)

It.: Niente piu tosto se secca che lagrime.

3 Die mit Thränen säen, werden mit Freuden ernten, sagte der Pastor, da er seine reiche Schwiegermutter begrub.

4 Die Thräne glänzt wol, aber sie trübt das Auge. (Böhmen.)

5 Die Thränen der Buhlerin sind immer bereit.

6 Die Thränen der Frommen fallen nicht zur Erde.

Böhm.: Slza na pobožného ná k zemi kane, ale do vĕčnosti vane. (Čelakovsky, 9.)

Krain.: Solza pobožnimu ne pada na tla, v' véčnost pihti. (Čelakovsky, 9.)

7 Die Thränen, die ein Sohn seiner Mutter auspresst, kann auch der Sohn nur trocknen.

Frz.: Un fils qui vait verser des larmes à sa mère, peut seul les essuyer. (Cahier, 2284.)

8 Die Thränen im Kindelbett sind gülden vor den andern.Petri, II, 146.

9 Die Thränen sind umsonst, die man vor dem Richter weint.

It.: Perde la lacrime, chi piange avant il giudice. (Pazzaglia, 288.)

10 Die Thränen sind ziemlich trocken, welche reicher Leute Kinder auf das Grab der Aeltern weinen.

11 Eine schöne Thräne findet leicht ein Tuch, das sie trocknet.

12 Eine Thräne macht das ganze Gesicht trübe.Sprichwörtergarten, 410.

Ein einziger unangenehmer Vorfall kann die heiterste Gemüthsstimmung trüben.

13 Es kommen nicht alle Thränen aus dem Herzen.

Die Russen: Es wird seltener mit dem Herzen geweint als mit den Augen. (Altmann VI, 420.)

14 Es sind schlimme Thränen, die niemand trocknen kann.

15 Gegen Thränen hilft kein Saitenspiel.

Lat.: Non facit ad lacrymas barbitos ulla meas. (Ovid.) (Binder II, 2170.)

16 Hitzige thränen trocknen bald.Lehmann, 754, 5; Simrock, 10281; Braun, I, 4498.

Man vergisst des Leides in kurzer Zeit.

Dän.: Hidsig graad tørres snart. – Hylen og tuden varer ei længe. (Prov. dan., 251.)

Engl.: Nothing dries sooner than tears.

Holl.: Daar is niets, dat eerder opdroogt dan een traan. (Harrebomée, II, 342a.)

Lat.: Lacrima nihil citius arescit. (Cicero.) (Binder II, 1618; Frob., 408 u. 475; Philippi, I, 219; II, 24.)

Schwed.: Skräne gråt warar intet länge. (Grubb, 727.)

17 Ist die Thräne auch noch so hell, sie trübt das Auge.

Böhm.: Slza svžtlá, ale oči kali. (Čelakovsky, 180.)

18 Je mehr Thränen, je leichter der Schmerz.

Böhm.: Plač ku bohu, a slzy voda. (Čelakovsky, 181.)

Dän.: At græde er en trøst. – Man klager det for sine øyne. – Tager sine øyne i en klad. (Prov. dan., 251.)

Lat.: Est quaedam flere voluptas.

19 Je mehr Thränen, je schöner die Predigt.

It.: Il pianto del popolo, è ii pane girico del parroco. (Cahier, 3054.)

20 Man muss nicht allen Thränen trauen.

Holl.: Op eens fellen menschen tranen zal zich niemand betrouwen. (Harrebomée, II, 342b.)

21 Mit Thränen beweint die arme Welt ihr verlorenes Geld.

Lat.: Ploratur lachrymis amissa pecunia vetis. (Chaos, 466.)

22 Mit Thränen kann man (Liebende) leicht versöhnen.

Lat.: Ab amante lacrimis redimimus iracundiam.

23 Thränen bringen niemand aus dem Grabe zurück.Simrock, 10282.

Lat.: Nullus homo lacrymis unquam vocabatur ab umsis. (Eiselein, 595.)

24 Thränen machen das Herz leicht.

Holl.: Tranen met maten ook somtijds baten. (Harrebomée, II, 342b.)

25 Thränen rühren mehr als Worte.

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[[582]/0588] 64 Wenn die Thorheit eine Krankheit wäre, so würde man in allen Häusern winseln hören. – Winckler, XIV, 45. Engl.: If folly were pain, wo should have great crying out in every house. Span.: Si la locura fuese dolores, en cada casa darian voces. (Bohn I, 257.) 65 Wer die Thorheit geheirathet, dem lässt sich die Weisheit nicht antrauen. – Sprichwörtergarten, 409. It.: Se la pazzia fosse dolore in ogni casa s' udirebbe ohime. (Pazzaglia, 262, 14.) 66 Wer die Thorheit malen will, muss den Riss von einem schönen Weibe nehmen. 67 Wer einem eine Thorheit zumuthet, ist kein Narr, sondern der sie thut. 68 Wer mit der Thorheit frühstückt, isst im Armensünderhospital Abend. 69 Wer seine Thorheiten in der Jugend gemacht, wird als gescheiter Mann geacht't. Engl.: Happy is he, who knows his follies in his youth. 70 Wer sich in Thorheit schicken kann, der ist auch weiss. – Petri, II, 759. 71 Wer über die Thorheiten anderer lacht, hat sich noch selten Freunde gemacht. Frz.: Qui volontiers folie conte, ennemies quiert et nourrit honte. (Cahier, 737.) *72 Wer hätte nicht einmal eine Thorheit begangen? Lat.: Auriculas asini quis non habet? (Persius.) – Semel insani vimus omnes. (Seybold, 47 u. 547.) Thöricht. Iwer und iwer thiricht sein. „Ma muss de Waurte recht uf de Gauldwauge lên, dass man nich derzirnt, dann a iss bâlde über und über thiricht.“ (Keller, 167b.) Thörin. 1 Eine Thörin und ein Geck finden (einen) sich wie unflätige Butter und stinkender Speck. Lat.: Cascus cascam ducit. (Seybold, 68.) 2 Wer eine Thörin nimpt, der hat eine. – Petri, II, 705. Thörlein. * Terle gon. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 176, 186. Thörlein gehn, wird in Schässburg von Kindern gesagt, die zum Thor auf die sogenannte Ligebaonk (Lügenbank) gehen, und hat die Bedeutung: neben die Schule gehen. Thornei. Die langsam thornei werden gern gut. (S. Markt 32.) – Tappius, 16a. Thorschluss. *1 Jetzt hest z' thont (zu thun), wenn de vor Thorschluss nei komme witt. (Ulm.) Beim Kartenspiel, wenn einer noch keinen Stich gemacht hat. *2 Noch vor Thorschluss in Abraham's Schos wollen. Beichten, wenn der Tod auf der Zunge sitzt. *3 Noch vor Thorschluss kommen. Etwas noch im letzten Augenblick thun, erreichen. Aus der Zeit, wo die Thore, wie jetzt noch in Festungsstädten, zu einer gewissen Stunde abends geschlossen wurden. Thorschreiber. * Grüss' den Thorschreiber und frag' ihn, was ein Sechserbrot kostet. (Ukermark.) Wird als Witzwort zum fröhlichen Abschied, wie auch dann gebraucht, wenn man etwas scherzhaft ablehnt und sich gleichzeitig entfernt. Thran. 1 Thran ist die Ehre des Walfisches. (Russ.) *2 Der hat in Thran getreten. Ist betrunken. (Trachsel, 58.) (S. Ansehen 29 und Boden 38.) *3 Er ist im Thran1. – Masson, 277. 1) Thran für Oel, dänisch = Bier. – Ist betrunken. (S. Boden 38 und Oberstübchen.) *4 Er sauft Thran wie ein Poep. Die Westfriesen nennen die Mieren, d. i. Mäher aus Deutschland Poepen, was wol so viel als Papst heisst. Die Deutschen gelten bei ihnen überhaupt für Poepen; wie kommen sie aber in den Ruf des Thransaufens? Thräne. 1 Das sind verlorene Thränen, wenn ein Herr will, und ein Knecht weint. 2 Die heftigsten Thränen trocknen wieder. Böhm.: Slza vysychá. (Čelakovsky, 195.) Engl.: Nothing dries sooner than teurs. (Bohn II, 136.) It.: Niente piu tosto se secca che lagrime. 3 Die mit Thränen säen, werden mit Freuden ernten, sagte der Pastor, da er seine reiche Schwiegermutter begrub. 4 Die Thräne glänzt wol, aber sie trübt das Auge. (Böhmen.) 5 Die Thränen der Buhlerin sind immer bereit. 6 Die Thränen der Frommen fallen nicht zur Erde. Böhm.: Slza na pobožného ná k zemi kane, ale do vĕčnosti vane. (Čelakovsky, 9.) Krain.: Solza pobožnimu ne pada na tla, v' véčnost pihti. (Čelakovsky, 9.) 7 Die Thränen, die ein Sohn seiner Mutter auspresst, kann auch der Sohn nur trocknen. Frz.: Un fils qui vait verser des larmes à sa mère, peut seul les essuyer. (Cahier, 2284.) 8 Die Thränen im Kindelbett sind gülden vor den andern. – Petri, II, 146. 9 Die Thränen sind umsonst, die man vor dem Richter weint. It.: Perde la lacrime, chi piange avant il giudice. (Pazzaglia, 288.) 10 Die Thränen sind ziemlich trocken, welche reicher Leute Kinder auf das Grab der Aeltern weinen. 11 Eine schöne Thräne findet leicht ein Tuch, das sie trocknet. 12 Eine Thräne macht das ganze Gesicht trübe. – Sprichwörtergarten, 410. Ein einziger unangenehmer Vorfall kann die heiterste Gemüthsstimmung trüben. 13 Es kommen nicht alle Thränen aus dem Herzen. Die Russen: Es wird seltener mit dem Herzen geweint als mit den Augen. (Altmann VI, 420.) 14 Es sind schlimme Thränen, die niemand trocknen kann. 15 Gegen Thränen hilft kein Saitenspiel. Lat.: Non facit ad lacrymas barbitos ulla meas. (Ovid.) (Binder II, 2170.) 16 Hitzige thränen trocknen bald. – Lehmann, 754, 5; Simrock, 10281; Braun, I, 4498. Man vergisst des Leides in kurzer Zeit. Dän.: Hidsig graad tørres snart. – Hylen og tuden varer ei længe. (Prov. dan., 251.) Engl.: Nothing dries sooner than tears. Holl.: Daar is niets, dat eerder opdroogt dan een traan. (Harrebomée, II, 342a.) Lat.: Lacrima nihil citius arescit. (Cicero.) (Binder II, 1618; Frob., 408 u. 475; Philippi, I, 219; II, 24.) Schwed.: Skräne gråt warar intet länge. (Grubb, 727.) 17 Ist die Thräne auch noch so hell, sie trübt das Auge. Böhm.: Slza svžtlá, ale oči kali. (Čelakovsky, 180.) 18 Je mehr Thränen, je leichter der Schmerz. Böhm.: Plač ku bohu, a slzy voda. (Čelakovsky, 181.) Dän.: At græde er en trøst. – Man klager det for sine øyne. – Tager sine øyne i en klad. (Prov. dan., 251.) Lat.: Est quaedam flere voluptas. 19 Je mehr Thränen, je schöner die Predigt. It.: Il pianto del popolo, è ii pane girico del parroco. (Cahier, 3054.) 20 Man muss nicht allen Thränen trauen. Holl.: Op eens fellen menschen tranen zal zich niemand betrouwen. (Harrebomée, II, 342b.) 21 Mit Thränen beweint die arme Welt ihr verlorenes Geld. Lat.: Ploratur lachrymis amissa pecunia vetis. (Chaos, 466.) 22 Mit Thränen kann man (Liebende) leicht versöhnen. Lat.: Ab amante lacrimis redimimus iracundiam. 23 Thränen bringen niemand aus dem Grabe zurück. – Simrock, 10282. Lat.: Nullus homo lacrymis unquam vocabatur ab umsis. (Eiselein, 595.) 24 Thränen machen das Herz leicht. Holl.: Tranen met maten ook somtijds baten. (Harrebomée, II, 342b.) 25 Thränen rühren mehr als Worte. Lat.: Interdum lachrymae pondera vocis habent. (Ovid.) (Philippi, I, 205.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [582]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/588>, abgerufen am 29.03.2024.