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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] 58 Wenn trunck vnd trunckner kompt zu hauss, so ist all vnderreden auss.

Lat.: Quam uenit potus, cessat serma quasi totus. (Loci comm., 58.)

59 Wer den letzten Trunk gethan, fängt von neuem wieder an.

Die alten heidnischen Preussen pflegten den christlichen Ordensbrüdern, wenn sie ihnen zugetrunken und frisch eingeschenkt, den Trunk zu vergiften. Der deutsche Ordensmeister befahl daher bei Todesstrafe, dass der, so den letzten Trunk gethan habe, auch wieder zu trinken anfange. (Vgl. Leonis, Hist. Prussiae.)

Lat.: Qui bibit ex Neigis, ex Frischibus in cipit ille.

60 Wer einen im Trunck darff betriegen, darff auch wol sein Vatterland vnnd Eltern beliegen. - Gruter, III, 106; Lehmann, II, 872, 172.

61 Wer einen im Trunck vnd Spiel darff betrügen, darff auch ein Statt verrathen vnd seine Aeltern belügen. - Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 184.

62 Wer im Trunke sündigt, muss nüchtern büssen. - Blass, 22.

63 Wolt jhr ein trunck? sagen die von Worms. - Gruter, III, 117; Lehmann, II, 884, 327; Hoefer, 1144; Simrock, 11831.

*64 A Trunck schmeckt mir ins Hartze gutt. - Keller, 142b.

*65 Dem Trunke ergeben sein.

Frz.: Etre sujet a l'yvrognerie. (Kritzinger, 662b.)

*66 Dem Trunke zu viel thun.

Frz.: Il se fait beau garcon. (Kritzinger, 64b.)

*67 Den schwedischen Trunk geben.

Es gehörte dasselbe zu den grausamen Mitteln, durch welche die schwedischen Soldaten im Dreissigjährigen Kriege von den Leuten die versteckte Habe erpressten. Ein Zeitgenosse, der Bürgermeister Kaspar Staudt von Ansbach, entwirft in seinen Aufzeichnungen aus den Jahren 1834-35 eine haarsträubende Schilderung davon. Er führt verschiedene Torturen oder Erpressungsformen auf, welcher sie sich bedienten, deren erste "der schwedische Trunk" war, "da man einen auf dem Rücken gelegt, das Maul mit einem Knebel aufgesperrt, Wasser in den Mund gegossen zu zwei, drei, neun oder mehr Maas, so lange und so viel, bis einer gesagt, wo er sein Vermögen habe. Sind auch viel Menschen auf solche Art ersäuft worden." (Vgl. Mone, Anzeige für Kunde der deutschen Vorzeit, Nürnberg 1865, Nr. 3, S. 106.) Nach einer schlesischen Sage hat man statt des Wassers Mistjauche genommen. Pistorius (Vorwort) verweist dabei auf Fritzsch, Contin. Thess. Proct. Besolds, S. 819. "Steckten ihm ein Sperrholz ins Maul und schütteten ihm eine Melckkubel voll garstig Mistlachen-Wasser in Leib. Das nannten sie einen Schwedischen Trunck." (Simplic., I, 19.) (S. Schwedentrank.)

*68 Diesem Trunke (dem Todesbecher) muss jeder Bescheid thun.

*69 Ein trunck auff kuntschaft. - Hauer, Miij2.

Lat.: Philothesium poculum. (Seybold, 440; Philippi, II, 94.) - Tantaleum poculum bibemus. (Hauer, Miij2.)

*70 Einem einen Trunk aus der Herberge der drei Säulen credenzen.

In einem Artikel (Prag im Munde der Prediger Bohemia. 1875, Nr. 68) heisst es: "Er nennt ihn einen Dachsteiger, Gassenlaufer, einen ungläubigen Christen, der ein Kreuzlein kriegen soll vom Meister Schnürhänslein, vom Meister Stoffel und dessen Knecht, dem Kurzab und Knüpfauf, oder einen Gürtel aus Seilersladen vom Meister Auweh und dazu einen Trunk aus der Herberge der drei Säulein, credenzt vom Meister Hämmerlein."

*71 Einen Trunk vertragen können.

"A Karl, der e der Welt weil fortkommen mus in olle Sättel gerecht seyn; dazu gehört och, an hischen Trunck vertroan keinnen." (Keller, 142a.)

*72 Einen vierschrötigen Trunk thun. - Eiselein, 620; Braun, I, 4790.

*73 Enen Dronk geit öwer de Kannt. (Meurs.) - Firmenich, I, 407, 397.

*74 Er thut gern einen guten Trunk.

Frz.: Il aime fort a bauvoter et a chopiner. (Kritzinger, 16b.)

*75 Sich auf einen guten Trunk verstehn. - Waldis, IV, 19.


Trunken.

1 Der ist noch nicht trunken, der ein Bein heben kann, wenn er im Graben liegt.

Holl.: Hij is nog niet dronken, die iggende in het wagen spoor een been kan opsteken. (Harrebomee, I, 156b.)

[Spaltenumbruch] 2 Der trunken ist, ist nicht sein eigener Herr.

Frz.: Il n'est pas a soi qui est yvre. (Kritzinger, 730b.)

3 Trunken ein Weiser und nüchtern ein Narr.

Dän.: Drukken viis, er aedru galen. (Prov. dan., 124.)

Schwed.: Drucken wijs, är nöchter galen. (Grubb, 156.)

4 Trunken geschwatzt, nüchtern vergessen. - Simrock, 10510; Körte, 6074; Masson, 286.

5 Trunken gestohlen, nüchtern gehängt. - Eisenhart, 455; Hillebrand, 188, 267; Simrock, 10512; Graf, 391, 585; Körte, 6077; Körte2, 7630.

Engl.: He that kills a man, when he is drunk, must be killed when he is sober. (Masson, 336.)

Frz.: L'ivrogne paye a jeune ce qu'il a fait etant ivre. (Chaos, 336.)

6 Trunken gesündigt, nüchtern gebüsst. - Hillebrand, 187, 266; Eisenhart, 152; Henisch, 671, 3; Simrock, 10511; Körte, 6876; Graf, 391, 583; Braun, I, 46007.

Sagt, dass Trunkenheit nicht unter allen Umständen straflos mache; es kommt darauf an, wie sie entstanden ist und welchen Grad sie erreicht hat.

Holl.: Wat men dronken doet, moet men nuchteren boeten (ontgelden). - Wie dronken steelt, moet nuchteren hangen. ( Harrebomee, I, 156.)

7 Trunken klug, nüchtern närrisch. - Körte, 6075; Simrock, 10514; Braun, I, 4610.

8 Wen du truncken machest, der speyet dir zu Lohn in den Busen. - Petri, II, 851.

9 Wenn man dich trunken schilt, so turkle hin und her.

Die Neugriechen sagen: Sagt man dir, dass du trunken seist, gehe, halte an die Mauer dich. (Sanders, 23.)

10 Wer truncken ist, der hat die plerr, vnnd meint, ein weise Geiss sey ein Weib. - Lehmann, 358, 25.

11 Wer truncken macht, der wirdt wieder truncken gemacht. - Henisch, 1482, 47; Petri, II, 770.

D. i. "wer reichlich gibt, dem wirdt reichlich wiedergegeben."

12 Wer trunken ist, kommt leicht zum Tanzen.

Dän.: Det er snart til at drukken mand dandser - Drukken mand kand snart komme til ad dandse. (Prov. dan., 124.)

13 Wer trunken mordet, muss nüchtern hängen. - Graf, 391, 584.

14 Wer trunken wird, ist schuldig, nicht der Wein. - Simrock, 10515; Braun, I, 4610.

*15 Er ist trunken. - Mathesy, 303b.

*16 Trunken wie eine Schnepfe.

Die Wasserschnepfe hat den Schnabel meist im Wasser, daher die Vergleichung mit dem Trinker.

Holl.: Hij is zoo dronken als eene snip. (Harrebomee, II, 276b.) - Hij is dronkener dan een wijnsop. (Harrebomee, II, 162a.)


Trunkenbold.

1 Alte Trunkenbolde sieht man eher als alte Aerzte.

Es soll damit gesagt sein, dass der Branntweingenuss doch gar nicht so schädlich sein könne, wie etwa die Aerzte behaupten.

Frz.: On voit plus de vieux ivrognes que de vieux medecins. (Bohn I, 43.)

Holl.: Men vindt meer oude dronkaards dan oude dokters. (Harrebomee, I, 156b.)

2 Ein Trunkenbold kann nicht gedeihen, wollt's auch Geld vom Himmel schneien.

Holl.: Een dronkaard zal zelden bedijen. (Harrebomee, I, 156b.)

3 Trunkenbold hat Schimpf zum Sold. - Müller, 59, 1; Simrock, 10518; Körte, 6081.

4 Wenn ein Trunkenbold Ohrfeigen austheilt, so fällt er. (Surinam.)

5 Wenn Trunkenbolde erkranken und Narren verarmen, wer wird sich ihrer erbarmen.

Schwed.: När drinkaren sjuknar, och narren blijr arm, sa äret ute med bada. (Grubb, 581.)

6 Wenn zween Trunckenpolden dess überschütten Magens wust zusammenkotzen, wer hat lust davon als die Säwe? - Lehmann, 699, 9.

Wenn zwei gemeine Menschen einander schimpfen, wer soll sich da freuen.

*7 Einem Trunkenbold den Schlüssel zum Weinkeller übergeben.

Holl.: Den sleutel van den wijnkelder aan den dronkaard, toever trouwen. (Harrebomee, I, 156b.)

*8 Sie sahen einen Trunkenbold (den Koran) lesen. Singe, sprachen sie, so werden sich deine Beschäftigungen gleichen! - Burckhardt, 103.

[Spaltenumbruch] 58 Wenn trunck vnd trunckner kompt zu hauss, so ist all vnderreden auss.

Lat.: Quam uenit potus, cessat serma quasi totus. (Loci comm., 58.)

59 Wer den letzten Trunk gethan, fängt von neuem wieder an.

Die alten heidnischen Preussen pflegten den christlichen Ordensbrüdern, wenn sie ihnen zugetrunken und frisch eingeschenkt, den Trunk zu vergiften. Der deutsche Ordensmeister befahl daher bei Todesstrafe, dass der, so den letzten Trunk gethan habe, auch wieder zu trinken anfange. (Vgl. Leonis, Hist. Prussiae.)

Lat.: Qui bibit ex Neigis, ex Frischibus in cipit ille.

60 Wer einen im Trunck darff betriegen, darff auch wol sein Vatterland vnnd Eltern beliegen.Gruter, III, 106; Lehmann, II, 872, 172.

61 Wer einen im Trunck vnd Spiel darff betrügen, darff auch ein Statt verrathen vnd seine Aeltern belügen.Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 184.

62 Wer im Trunke sündigt, muss nüchtern büssen.Blass, 22.

63 Wolt jhr ein trunck? sagen die von Worms.Gruter, III, 117; Lehmann, II, 884, 327; Hoefer, 1144; Simrock, 11831.

*64 A Trunck schmeckt mir ins Hartze gutt.Keller, 142b.

*65 Dem Trunke ergeben sein.

Frz.: Être sujet à l'yvrognerie. (Kritzinger, 662b.)

*66 Dem Trunke zu viel thun.

Frz.: Il se fait beau garçon. (Kritzinger, 64b.)

*67 Den schwedischen Trunk geben.

Es gehörte dasselbe zu den grausamen Mitteln, durch welche die schwedischen Soldaten im Dreissigjährigen Kriege von den Leuten die versteckte Habe erpressten. Ein Zeitgenosse, der Bürgermeister Kaspar Staudt von Ansbach, entwirft in seinen Aufzeichnungen aus den Jahren 1834-35 eine haarsträubende Schilderung davon. Er führt verschiedene Torturen oder Erpressungsformen auf, welcher sie sich bedienten, deren erste „der schwedische Trunk“ war, „da man einen auf dem Rücken gelegt, das Maul mit einem Knebel aufgesperrt, Wasser in den Mund gegossen zu zwei, drei, neun oder mehr Maas, so lange und so viel, bis einer gesagt, wo er sein Vermögen habe. Sind auch viel Menschen auf solche Art ersäuft worden.“ (Vgl. Mone, Anzeige für Kunde der deutschen Vorzeit, Nürnberg 1865, Nr. 3, S. 106.) Nach einer schlesischen Sage hat man statt des Wassers Mistjauche genommen. Pistorius (Vorwort) verweist dabei auf Fritzsch, Contin. Thess. Proct. Besolds, S. 819. „Steckten ihm ein Sperrholz ins Maul und schütteten ihm eine Melckkubel voll garstig Mistlachen-Wasser in Leib. Das nannten sie einen Schwedischen Trunck.“ (Simplic., I, 19.) (S. Schwedentrank.)

*68 Diesem Trunke (dem Todesbecher) muss jeder Bescheid thun.

*69 Ein trunck auff kuntschaft.Hauer, Miij2.

Lat.: Philothesium poculum. (Seybold, 440; Philippi, II, 94.) – Tantaleum poculum bibemus. (Hauer, Miij2.)

*70 Einem einen Trunk aus der Herberge der drei Säulen credenzen.

In einem Artikel (Prag im Munde der Prediger Bohemia. 1875, Nr. 68) heisst es: „Er nennt ihn einen Dachsteiger, Gassenlaufer, einen ungläubigen Christen, der ein Kreuzlein kriegen soll vom Meister Schnürhänslein, vom Meister Stoffel und dessen Knecht, dem Kurzab und Knüpfauf, oder einen Gürtel aus Seilersladen vom Meister Auweh und dazu einen Trunk aus der Herberge der drei Säulein, credenzt vom Meister Hämmerlein.“

*71 Einen Trunk vertragen können.

„A Karl, der e der Welt wîl fortkommen mus in olle Sättel gerecht seyn; dazu gehört och, an hischen Trunck vertroan kînnen.“ (Keller, 142a.)

*72 Einen vierschrötigen Trunk thun.Eiselein, 620; Braun, I, 4790.

*73 Ênen Drônk geit öwer de Kannt. (Meurs.) – Firmenich, I, 407, 397.

*74 Er thut gern einen guten Trunk.

Frz.: Il aime fort à bûvoter et à chopiner. (Kritzinger, 16b.)

*75 Sich auf einen guten Trunk verstehn.Waldis, IV, 19.


Trunken.

1 Der ist noch nicht trunken, der ein Bein heben kann, wenn er im Graben liegt.

Holl.: Hij is nog niet dronken, die iggende in het wagen spoor een been kan opsteken. (Harrebomée, I, 156b.)

[Spaltenumbruch] 2 Der trunken ist, ist nicht sein eigener Herr.

Frz.: Il n'est pas à soi qui est yvre. (Kritzinger, 730b.)

3 Trunken ein Weiser und nüchtern ein Narr.

Dän.: Drukken viis, er aedru galen. (Prov. dan., 124.)

Schwed.: Drucken wijs, är nöchter galen. (Grubb, 156.)

4 Trunken geschwatzt, nüchtern vergessen.Simrock, 10510; Körte, 6074; Masson, 286.

5 Trunken gestohlen, nüchtern gehängt.Eisenhart, 455; Hillebrand, 188, 267; Simrock, 10512; Graf, 391, 585; Körte, 6077; Körte2, 7630.

Engl.: He that kills a man, when he is drunk, must be killed when he is sober. (Masson, 336.)

Frz.: L'ivrogne paye à jeune ce qu'il a fait étant ivre. (Chaos, 336.)

6 Trunken gesündigt, nüchtern gebüsst.Hillebrand, 187, 266; Eisenhart, 152; Henisch, 671, 3; Simrock, 10511; Körte, 6876; Graf, 391, 583; Braun, I, 46007.

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Holl.: Wat men dronken doet, moet men nuchteren boeten (ontgelden). – Wie dronken steelt, moet nuchteren hangen. ( Harrebomée, I, 156.)

7 Trunken klug, nüchtern närrisch.Körte, 6075; Simrock, 10514; Braun, I, 4610.

8 Wen du truncken machest, der speyet dir zu Lohn in den Busen.Petri, II, 851.

9 Wenn man dich trunken schilt, so turkle hin und her.

Die Neugriechen sagen: Sagt man dir, dass du trunken seist, gehe, halte an die Mauer dich. (Sanders, 23.)

10 Wer truncken ist, der hat die plerr, vnnd meint, ein weise Geiss sey ein Weib.Lehmann, 358, 25.

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D. i. „wer reichlich gibt, dem wirdt reichlich wiedergegeben.“

12 Wer trunken ist, kommt leicht zum Tanzen.

Dän.: Det er snart til at drukken mand dandser – Drukken mand kand snart komme til ad dandse. (Prov. dan., 124.)

13 Wer trunken mordet, muss nüchtern hängen.Graf, 391, 584.

14 Wer trunken wird, ist schuldig, nicht der Wein.Simrock, 10515; Braun, I, 4610.

*15 Er ist trunken.Mathesy, 303b.

*16 Trunken wie eine Schnepfe.

Die Wasserschnepfe hat den Schnabel meist im Wasser, daher die Vergleichung mit dem Trinker.

Holl.: Hij is zoo dronken als eene snip. (Harrebomée, II, 276b.) – Hij is dronkener dan een wijnsop. (Harrebomée, II, 162a.)


Trunkenbold.

1 Alte Trunkenbolde sieht man eher als alte Aerzte.

Es soll damit gesagt sein, dass der Branntweingenuss doch gar nicht so schädlich sein könne, wie etwa die Aerzte behaupten.

Frz.: On voit plus de vieux ivrognes que de vieux médecins. (Bohn I, 43.)

Holl.: Men vindt meer oude dronkaards dan oude dokters. (Harrebomée, I, 156b.)

2 Ein Trunkenbold kann nicht gedeihen, wollt's auch Geld vom Himmel schneien.

Holl.: Een dronkaard zal zelden bedijen. (Harrebomée, I, 156b.)

3 Trunkenbold hat Schimpf zum Sold.Müller, 59, 1; Simrock, 10518; Körte, 6081.

4 Wenn ein Trunkenbold Ohrfeigen austheilt, so fällt er. (Surinam.)

5 Wenn Trunkenbolde erkranken und Narren verarmen, wer wird sich ihrer erbarmen.

Schwed.: När drinkaren sjuknar, och narren blijr arm, så äret ute med båda. (Grubb, 581.)

6 Wenn zween Trunckenpolden dess überschütten Magens wust zusammenkotzen, wer hat lust davon als die Säwe?Lehmann, 699, 9.

Wenn zwei gemeine Menschen einander schimpfen, wer soll sich da freuen.

*7 Einem Trunkenbold den Schlüssel zum Weinkeller übergeben.

Holl.: Den sleutel van den wijnkelder aan den dronkaard, toever trouwen. (Harrebomée, I, 156b.)

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[[673]/0679] 58 Wenn trunck vnd trunckner kompt zu hauss, so ist all vnderreden auss. Lat.: Quam uenit potus, cessat serma quasi totus. (Loci comm., 58.) 59 Wer den letzten Trunk gethan, fängt von neuem wieder an. Die alten heidnischen Preussen pflegten den christlichen Ordensbrüdern, wenn sie ihnen zugetrunken und frisch eingeschenkt, den Trunk zu vergiften. Der deutsche Ordensmeister befahl daher bei Todesstrafe, dass der, so den letzten Trunk gethan habe, auch wieder zu trinken anfange. (Vgl. Leonis, Hist. Prussiae.) Lat.: Qui bibit ex Neigis, ex Frischibus in cipit ille. 60 Wer einen im Trunck darff betriegen, darff auch wol sein Vatterland vnnd Eltern beliegen. – Gruter, III, 106; Lehmann, II, 872, 172. 61 Wer einen im Trunck vnd Spiel darff betrügen, darff auch ein Statt verrathen vnd seine Aeltern belügen. – Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 184. 62 Wer im Trunke sündigt, muss nüchtern büssen. – Blass, 22. 63 Wolt jhr ein trunck? sagen die von Worms. – Gruter, III, 117; Lehmann, II, 884, 327; Hoefer, 1144; Simrock, 11831. *64 A Trunck schmeckt mir ins Hartze gutt. – Keller, 142b. *65 Dem Trunke ergeben sein. Frz.: Être sujet à l'yvrognerie. (Kritzinger, 662b.) *66 Dem Trunke zu viel thun. Frz.: Il se fait beau garçon. (Kritzinger, 64b.) *67 Den schwedischen Trunk geben. Es gehörte dasselbe zu den grausamen Mitteln, durch welche die schwedischen Soldaten im Dreissigjährigen Kriege von den Leuten die versteckte Habe erpressten. Ein Zeitgenosse, der Bürgermeister Kaspar Staudt von Ansbach, entwirft in seinen Aufzeichnungen aus den Jahren 1834-35 eine haarsträubende Schilderung davon. Er führt verschiedene Torturen oder Erpressungsformen auf, welcher sie sich bedienten, deren erste „der schwedische Trunk“ war, „da man einen auf dem Rücken gelegt, das Maul mit einem Knebel aufgesperrt, Wasser in den Mund gegossen zu zwei, drei, neun oder mehr Maas, so lange und so viel, bis einer gesagt, wo er sein Vermögen habe. Sind auch viel Menschen auf solche Art ersäuft worden.“ (Vgl. Mone, Anzeige für Kunde der deutschen Vorzeit, Nürnberg 1865, Nr. 3, S. 106.) Nach einer schlesischen Sage hat man statt des Wassers Mistjauche genommen. Pistorius (Vorwort) verweist dabei auf Fritzsch, Contin. Thess. Proct. Besolds, S. 819. „Steckten ihm ein Sperrholz ins Maul und schütteten ihm eine Melckkubel voll garstig Mistlachen-Wasser in Leib. Das nannten sie einen Schwedischen Trunck.“ (Simplic., I, 19.) (S. Schwedentrank.) *68 Diesem Trunke (dem Todesbecher) muss jeder Bescheid thun. *69 Ein trunck auff kuntschaft. – Hauer, Miij2. Lat.: Philothesium poculum. (Seybold, 440; Philippi, II, 94.) – Tantaleum poculum bibemus. (Hauer, Miij2.) *70 Einem einen Trunk aus der Herberge der drei Säulen credenzen. In einem Artikel (Prag im Munde der Prediger Bohemia. 1875, Nr. 68) heisst es: „Er nennt ihn einen Dachsteiger, Gassenlaufer, einen ungläubigen Christen, der ein Kreuzlein kriegen soll vom Meister Schnürhänslein, vom Meister Stoffel und dessen Knecht, dem Kurzab und Knüpfauf, oder einen Gürtel aus Seilersladen vom Meister Auweh und dazu einen Trunk aus der Herberge der drei Säulein, credenzt vom Meister Hämmerlein.“ *71 Einen Trunk vertragen können. „A Karl, der e der Welt wîl fortkommen mus in olle Sättel gerecht seyn; dazu gehört och, an hischen Trunck vertroan kînnen.“ (Keller, 142a.) *72 Einen vierschrötigen Trunk thun. – Eiselein, 620; Braun, I, 4790. *73 Ênen Drônk geit öwer de Kannt. (Meurs.) – Firmenich, I, 407, 397. *74 Er thut gern einen guten Trunk. Frz.: Il aime fort à bûvoter et à chopiner. (Kritzinger, 16b.) *75 Sich auf einen guten Trunk verstehn. – Waldis, IV, 19. Trunken. 1 Der ist noch nicht trunken, der ein Bein heben kann, wenn er im Graben liegt. Holl.: Hij is nog niet dronken, die iggende in het wagen spoor een been kan opsteken. (Harrebomée, I, 156b.) 2 Der trunken ist, ist nicht sein eigener Herr. Frz.: Il n'est pas à soi qui est yvre. (Kritzinger, 730b.) 3 Trunken ein Weiser und nüchtern ein Narr. Dän.: Drukken viis, er aedru galen. (Prov. dan., 124.) Schwed.: Drucken wijs, är nöchter galen. (Grubb, 156.) 4 Trunken geschwatzt, nüchtern vergessen. – Simrock, 10510; Körte, 6074; Masson, 286. 5 Trunken gestohlen, nüchtern gehängt. – Eisenhart, 455; Hillebrand, 188, 267; Simrock, 10512; Graf, 391, 585; Körte, 6077; Körte2, 7630. Engl.: He that kills a man, when he is drunk, must be killed when he is sober. (Masson, 336.) Frz.: L'ivrogne paye à jeune ce qu'il a fait étant ivre. (Chaos, 336.) 6 Trunken gesündigt, nüchtern gebüsst. – Hillebrand, 187, 266; Eisenhart, 152; Henisch, 671, 3; Simrock, 10511; Körte, 6876; Graf, 391, 583; Braun, I, 46007. Sagt, dass Trunkenheit nicht unter allen Umständen straflos mache; es kommt darauf an, wie sie entstanden ist und welchen Grad sie erreicht hat. Holl.: Wat men dronken doet, moet men nuchteren boeten (ontgelden). – Wie dronken steelt, moet nuchteren hangen. ( Harrebomée, I, 156.) 7 Trunken klug, nüchtern närrisch. – Körte, 6075; Simrock, 10514; Braun, I, 4610. 8 Wen du truncken machest, der speyet dir zu Lohn in den Busen. – Petri, II, 851. 9 Wenn man dich trunken schilt, so turkle hin und her. Die Neugriechen sagen: Sagt man dir, dass du trunken seist, gehe, halte an die Mauer dich. (Sanders, 23.) 10 Wer truncken ist, der hat die plerr, vnnd meint, ein weise Geiss sey ein Weib. – Lehmann, 358, 25. 11 Wer truncken macht, der wirdt wieder truncken gemacht. – Henisch, 1482, 47; Petri, II, 770. D. i. „wer reichlich gibt, dem wirdt reichlich wiedergegeben.“ 12 Wer trunken ist, kommt leicht zum Tanzen. Dän.: Det er snart til at drukken mand dandser – Drukken mand kand snart komme til ad dandse. (Prov. dan., 124.) 13 Wer trunken mordet, muss nüchtern hängen. – Graf, 391, 584. 14 Wer trunken wird, ist schuldig, nicht der Wein. – Simrock, 10515; Braun, I, 4610. *15 Er ist trunken. – Mathesy, 303b. *16 Trunken wie eine Schnepfe. Die Wasserschnepfe hat den Schnabel meist im Wasser, daher die Vergleichung mit dem Trinker. Holl.: Hij is zoo dronken als eene snip. (Harrebomée, II, 276b.) – Hij is dronkener dan een wijnsop. (Harrebomée, II, 162a.) Trunkenbold. 1 Alte Trunkenbolde sieht man eher als alte Aerzte. Es soll damit gesagt sein, dass der Branntweingenuss doch gar nicht so schädlich sein könne, wie etwa die Aerzte behaupten. Frz.: On voit plus de vieux ivrognes que de vieux médecins. (Bohn I, 43.) Holl.: Men vindt meer oude dronkaards dan oude dokters. (Harrebomée, I, 156b.) 2 Ein Trunkenbold kann nicht gedeihen, wollt's auch Geld vom Himmel schneien. Holl.: Een dronkaard zal zelden bedijen. (Harrebomée, I, 156b.) 3 Trunkenbold hat Schimpf zum Sold. – Müller, 59, 1; Simrock, 10518; Körte, 6081. 4 Wenn ein Trunkenbold Ohrfeigen austheilt, so fällt er. (Surinam.) 5 Wenn Trunkenbolde erkranken und Narren verarmen, wer wird sich ihrer erbarmen. Schwed.: När drinkaren sjuknar, och narren blijr arm, så äret ute med båda. (Grubb, 581.) 6 Wenn zween Trunckenpolden dess überschütten Magens wust zusammenkotzen, wer hat lust davon als die Säwe? – Lehmann, 699, 9. Wenn zwei gemeine Menschen einander schimpfen, wer soll sich da freuen. *7 Einem Trunkenbold den Schlüssel zum Weinkeller übergeben. Holl.: Den sleutel van den wijnkelder aan den dronkaard, toever trouwen. (Harrebomée, I, 156b.) *8 Sie sahen einen Trunkenbold (den Koran) lesen. Singe, sprachen sie, so werden sich deine Beschäftigungen gleichen! – Burckhardt, 103.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [673]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/679>, abgerufen am 24.04.2024.