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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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54 Wer in Trunkenheit sündigt, der sündigt doppelt.

55 Wo Trunkenheit ist, da ist kein Heimlichkeit. - Petri, II, 816.

Mhd.: Trunkenheit wirt selten fri, da ensei sünde und schande bei. (Freidank.) (Zingerle, 151.)

Dän.: Hvo som kiver med en som er ay tilstaede, og klamres som mee en fremned thi en drukken ar ei den han för var. (Prov. dan., 125.)


Trünklein.

1 Das Trünklein macht (ihn) schwatzen. - Simrock, 10515b.

*2 Dem Trüncklein geneigt sein. - Weber, Anna, Kurfürstin von Sachsen (Leipzig 1865).

*3 Ein welsch Trüncklein. (S. Suppe 145 und Süpplein 3.) - Häger, Nassawische Chronik, S. 121.

*4 Er hat ein gut Trüncklein gethan. - Mathesy, 214a.


Trupp.

Je grösser der Tropp, desto besser die Art. (Göttingen.)


Truppen.

Wenn die waldecker Truppen marschiren, ist der Friede errungen. - Frankf. Journal, 1871, 217.


Trüsch.

Ein Trüsch oder Ruffolk (s. d.) ist ein Dieb. - Forer, 172a.


Truthahn.

1 Truthähne und Frauen können rothe Kragen nicht schauen.

Aber aus verschiedener Ursache; jene, weil sie dadurch zum Zorn geneigt, diese, weil dadurch lebhafte Sympathien erregt werden sollen.

2 Wenn der Truthahn auf den Herrenhof genistet hat, kullert er vor Stolz. - Altmann V, 120.

3 Wenn der Truthahn zornig ist, schwillt ihm der Kamm.

*4 Er hat nicht ein einziges mal zu mir Truthahn gesagt.

Dies amerikanische Hinterwalds-Sprichwort soll folgenden Ursprung haben: Ein Weisser und ein Indianer gingen eines Tags miteinander auf die Jagd, kamen aber nachher überein, die Jagdbeute am Abend miteinander zu theilen. Der Weisse hatte ein Rebhuhn, der Indianer einen Truthahn geschossen. Wie soll man dies theilen? fragte der Letztere; das gibt nur zwei Wege, antwortete der Weisse: Entweder bekomme ich den Truthahn und du nimmst das Rebhuhn, oder du nimmst das Rebhuhn und ich nehme den Truthahn. Der Wilde liess sich dies noch einmal wiederholen und rief dann aus: He never said turkey to me. Endlich theilten sie so, wie Weisse stets mit den Rothhäuten getheilt haben: der Weisse nahm beide Stücke und versprach, sich das nächste mal mit ihm auszugleichen. Obiges Sprichwort wird angewandt, wenn sich jemand von einem andern auf eine schlaue Weise übervortheilt glaubt. (Vgl. V. W. Hochbach, Aus Amerika, Leipzig 1856, S. 103 fg.)

Böhm.: Bud' ty, tato, jdi pro drivi, a ja budu doma: anebo ja zustanu doma, a ty jdi pro drivi. - Napred ja budu jisti, a ty se divej; potom zas ty se budes divati, a ja budu jisti. (Celakovsky, 505.)

Engl.: He never said turkey to me.

*5 Er macht's wie der dresdener Truthahn.

Eine stumme und einfältige Rolle in Gesellschaft spielen; überhaupt: schweigsam sein. (S. Machen 98.)

*6 Es ist ein auf den Truthahn gepfropfter Pfau.

Mit den Worten: "C'est un paon greffe sur un dindon" soll ein berliner Staatsmann (Bismarck) den französischen Gesandten in Wien, Herzog von Grammont, als er Mitte Mai 1870 zum französischen Minister des Auswärtigen ernannt wurde, charakterisirt haben. (Niederschlesiche Zeitung, Görlitz 1872, Nr. 11.)


Truthuhn.

*1 Die Truthühner haben ihm die Waden weggefressen.

Frz.: Il a la jambe tout d'une venue comme la jambe d'un chien. (Kritzinger, 384b.)

*2 Truthühner zu Markt tragen.

Lange, dünne, wadenlose Beine haben.

Frz.: Avoir des jambes de fuseau. - Avoir la cuisse heronniere. (Kritzinger, 338b u. 374a.)


Trutschel.

* Es ist eine dicke Trutschel. - Trachsel, 59.

Ungestaltig dicke Frauensperson.


Truwe.

* He is so truwe as ene Laus. - Lübben.

Von einem zudringlichen Menschen, den man nicht los werden kann.


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Tschali.

* Der (das) ist tschali. - Hügel, 168a.

D. i. zerbrochen, verloren gegangen, zu Grunde gerichtet. Der Kaufmann N. is tschali. Mei Glas is tschali (zerbrochen).


Tscheche.

Tschechen und Katzen suchen immer was zu erschnappen.

"Bekanntlich können die Czechen das Conspiriren ebenso wenig lassen, wie die Katzen das Mausen." (Niederschlesische Zeitung, Görlitz 1872, S. 219.)


Tschinklkaffee.

* Tschinklkaffee trinken.

Der Ausdruck Tschinklkaffee ist in ganz Deutsch-Böhmen üblich. Man versteht darunter ein unter dem Namen Kaffee vorkommendes Getränk, zu dem vorherrschend Cichorie verwandt worden ist, welche in mehren Gegenden Böhmens unter dem Namen Tschinkl vorkommt. Tschinkl ist nämlich ein Cichorienfabrikant zu Lobositz in Böhmen.


Tschitter.

* Er isch e Tschitter. - Sutermeister, 105.

Ein gebrechlicher Mensch. (S. Marode.)


Tschühü.

* Da geht's Tschühü und Doho. - Hügel, 168a.

Tschühü und Daho sind Fuhrmannsrufe für rechts und links zum Antreiben der Pferde. Wenn es in einem Hause planlos und unordentlich hergeht, so wendet man die obige Redensart an.


Tschuwe.

Ka Tschuwe is ach a Tschuwe. (Jüd.-deutsch.)

Keine Antwort ist auch eine Antwort.


Taub.

* Er het e Taub im Sack g'chauft. - Sutermeister, 95.


Tuba.

Tuba führt den Namen, aber die Thaten gehören dem Emschir.


Tubben.

* Es ist aus allen Tubben zusammengesterzt. - Körte, 6083a.


Tübingen.

1 Wer kommt von Tübingen ohne Weib, von Wittenberg mit gesundtem Leib, von Ingolstadt ohngeschlagen, der kann von grossem Glück sagen. - Gruter, III, 107; Lehmann, II, 874, 200.

Auch in der Lesart: Wer von Tübingen kommt ohn' Weib, von Jena mit gesundem Leib, von Helmstedt ohn' Wunden, von Wittenberg ohn' Schrunden, von Leipzig ungeschlagen, der kann vom Glücke sagen. (S. Jena 4 u. 5.)

2 Zu Tübingen, sagt Henrichmann, wird wenig Gelds bald verzehrt sein. - Fischart; Hoefer, 438.


Tuch.

1 Am feinsten Tuch findet man den Bleicherzipfel.

2 Am feinsten Tuch täuscht man sich am meisten.

Holl.: In het fijnste laken, is het meeste bedrog. (Harrebomee, II, 3.)

3 An ein ungeschauts Tuach schlägt man kein Blei. - Nas, 367a.

4 An fremdem Tuch lernt man den Schnitt leicht.

Wohlfeile Schule. "An fremdem Tuch lernt jeder leicht den Schnitt, doch bringt er gern die eigene Schere mit." (W. Müller.)

5 An gespanntem (grauem, rohem, ungenetztem) Tuch und Anschlägen geht im Jahre viel ab.

"An gedancke vnd gespannte Tuche gehet viel abe. Wie die gute Apologi also dess Küsters mit seinem Tropff, dess Münchs mit seinem Oelkrüglein vnd dess Bawern mit dem Hasen." (Mathesy, 236a.)

6 An Tuch und Worten geht viel ein.

Die Russen: Tuch krumpt ein, Worte noch mehr. (Altmann VI, 439.)

7 Auch aus englischem Tuch werden Deckmäntel gemacht. - Parömiakon, 1274.

Von solchen, die mit dem Schein äusserer Frömmigkeit ihr sündhaftes Treiben verdecken.

8 Auf ein grobes Tuch gehört ein grober Knopf.

9 Auff einem weissen Tuch ist ein Flöhkleck leichtlich zu sehen. - Lehmann, 506, 48.

Die Russen: Wer schwarzes Tuch trägt, kann die Flecken seines Rocks verbergen, wer weisses trägt, zeigt sie aller Welt. (Altmann VI, 439.)

Span.: En el pano mas fino y ve mas la mancha. (Bohn I, 221.)

10 Aus bösem Tuch lässt sich kein gutes Kleid machen. - Winckler, VIII, 13.

Span.: De ruin panno nunca buen sago. (Bohn I, 212.)

[Spaltenumbruch]

54 Wer in Trunkenheit sündigt, der sündigt doppelt.

55 Wo Trunkenheit ist, da ist kein Heimlichkeit.Petri, II, 816.

Mhd.: Trunkenheit wirt selten fri, da ensî sünde und schande bî. (Freidank.) (Zingerle, 151.)

Dän.: Hvo som kiver med en som er ay tilstæde, og klamres som mee en fremned thi en drukken ar ei den han før var. (Prov. dan., 125.)


Trünklein.

1 Das Trünklein macht (ihn) schwatzen.Simrock, 10515b.

*2 Dem Trüncklein geneigt sein.Weber, Anna, Kurfürstin von Sachsen (Leipzig 1865).

*3 Ein welsch Trüncklein. (S. Suppe 145 und Süpplein 3.) – Häger, Nassawische Chronik, S. 121.

*4 Er hat ein gut Trüncklein gethan.Mathesy, 214a.


Trupp.

Je grösser der Tropp, desto besser die Art. (Göttingen.)


Truppen.

Wenn die waldecker Truppen marschiren, ist der Friede errungen.Frankf. Journal, 1871, 217.


Trüsch.

Ein Trüsch oder Ruffolk (s. d.) ist ein Dieb.Forer, 172a.


Truthahn.

1 Truthähne und Frauen können rothe Kragen nicht schauen.

Aber aus verschiedener Ursache; jene, weil sie dadurch zum Zorn geneigt, diese, weil dadurch lebhafte Sympathien erregt werden sollen.

2 Wenn der Truthahn auf den Herrenhof genistet hat, kullert er vor Stolz.Altmann V, 120.

3 Wenn der Truthahn zornig ist, schwillt ihm der Kamm.

*4 Er hat nicht ein einziges mal zu mir Truthahn gesagt.

Dies amerikanische Hinterwalds-Sprichwort soll folgenden Ursprung haben: Ein Weisser und ein Indianer gingen eines Tags miteinander auf die Jagd, kamen aber nachher überein, die Jagdbeute am Abend miteinander zu theilen. Der Weisse hatte ein Rebhuhn, der Indianer einen Truthahn geschossen. Wie soll man dies theilen? fragte der Letztere; das gibt nur zwei Wege, antwortete der Weisse: Entweder bekomme ich den Truthahn und du nimmst das Rebhuhn, oder du nimmst das Rebhuhn und ich nehme den Truthahn. Der Wilde liess sich dies noch einmal wiederholen und rief dann aus: He never said turkey to me. Endlich theilten sie so, wie Weisse stets mit den Rothhäuten getheilt haben: der Weisse nahm beide Stücke und versprach, sich das nächste mal mit ihm auszugleichen. Obiges Sprichwort wird angewandt, wenn sich jemand von einem andern auf eine schlaue Weise übervortheilt glaubt. (Vgl. V. W. Hochbach, Aus Amerika, Leipzig 1856, S. 103 fg.)

Böhm.: Bud' ty, táto, jdi pro dříví, a já budu doma: anebo já zůstanu doma, a ty jdi pro dříví. – Napřed já budu jisti, a ty se dívej; potom zas ty se budĕs dívati, a já budu jísti. (Čelakovsky, 505.)

Engl.: He never said turkey to me.

*5 Er macht's wie der dresdener Truthahn.

Eine stumme und einfältige Rolle in Gesellschaft spielen; überhaupt: schweigsam sein. (S. Machen 98.)

*6 Es ist ein auf den Truthahn gepfropfter Pfau.

Mit den Worten: „C'est un paon greffé sur un dindon“ soll ein berliner Staatsmann (Bismarck) den französischen Gesandten in Wien, Herzog von Grammont, als er Mitte Mai 1870 zum französischen Minister des Auswärtigen ernannt wurde, charakterisirt haben. (Niederschlesiche Zeitung, Görlitz 1872, Nr. 11.)


Truthuhn.

*1 Die Truthühner haben ihm die Waden weggefressen.

Frz.: Il a la jambe tout d'une venuë comme la jambe d'un chien. (Kritzinger, 384b.)

*2 Truthühner zu Markt tragen.

Lange, dünne, wadenlose Beine haben.

Frz.: Avoir des jambes de fuseau. – Avoir la cuisse heronniere. (Kritzinger, 338b u. 374a.)


Trutschel.

* Es ist eine dicke Trutschel.Trachsel, 59.

Ungestaltig dicke Frauensperson.


Truwe.

* He is so truwe as êne Lûs.Lübben.

Von einem zudringlichen Menschen, den man nicht los werden kann.


[Spaltenumbruch]
Tschali.

* Der (das) ist tschali.Hügel, 168a.

D. i. zerbrochen, verloren gegangen, zu Grunde gerichtet. Der Kaufmann N. is tschali. Mei Glas is tschali (zerbrochen).


Tscheche.

Tschechen und Katzen suchen immer was zu erschnappen.

„Bekanntlich können die Czechen das Conspiriren ebenso wenig lassen, wie die Katzen das Mausen.“ (Niederschlesische Zeitung, Görlitz 1872, S. 219.)


Tschinklkaffee.

* Tschinklkaffee trinken.

Der Ausdruck Tschinklkaffee ist in ganz Deutsch-Böhmen üblich. Man versteht darunter ein unter dem Namen Kaffee vorkommendes Getränk, zu dem vorherrschend Cichorie verwandt worden ist, welche in mehren Gegenden Böhmens unter dem Namen Tschinkl vorkommt. Tschinkl ist nämlich ein Cichorienfabrikant zu Lobositz in Böhmen.


Tschitter.

* Er isch e Tschitter.Sutermeister, 105.

Ein gebrechlicher Mensch. (S. Marode.)


Tschühü.

* Da geht's Tschühü und Doho.Hügel, 168a.

Tschühü und Daho sind Fuhrmannsrufe für rechts und links zum Antreiben der Pferde. Wenn es in einem Hause planlos und unordentlich hergeht, so wendet man die obige Redensart an.


Tschuwe.

Ka Tschuwe is ach a Tschuwe. (Jüd.-deutsch.)

Keine Antwort ist auch eine Antwort.


Tûb.

* Er het e Tûb im Sack g'chauft.Sutermeister, 95.


Tuba.

Tuba führt den Namen, aber die Thaten gehören dem Emschir.


Tubben.

* Es ist aus allen Tubben zusammengesterzt.Körte, 6083a.


Tübingen.

1 Wer kommt von Tübingen ohne Weib, von Wittenberg mit gesundtem Leib, von Ingolstadt ohngeschlagen, der kann von grossem Glück sagen.Gruter, III, 107; Lehmann, II, 874, 200.

Auch in der Lesart: Wer von Tübingen kommt ohn' Weib, von Jena mit gesundem Leib, von Helmstedt ohn' Wunden, von Wittenberg ohn' Schrunden, von Leipzig ungeschlagen, der kann vom Glücke sagen. (S. Jena 4 u. 5.)

2 Zu Tübingen, sagt Henrichmann, wird wenig Gelds bald verzehrt sein.Fischart; Hoefer, 438.


Tuch.

1 Am feinsten Tuch findet man den Bleicherzipfel.

2 Am feinsten Tuch täuscht man sich am meisten.

Holl.: In het fijnste laken, is het meeste bedrog. (Harrebomée, II, 3.)

3 An ein ungeschauts Tuach schlägt man kein Blei.Nas, 367a.

4 An fremdem Tuch lernt man den Schnitt leicht.

Wohlfeile Schule. „An fremdem Tuch lernt jeder leicht den Schnitt, doch bringt er gern die eigene Schere mit.“ (W. Müller.)

5 An gespanntem (grauem, rohem, ungenetztem) Tuch und Anschlägen geht im Jahre viel ab.

„An gedancke vnd gespannte Tuche gehet viel abe. Wie die gute Apologi also dess Küsters mit seinem Tropff, dess Münchs mit seinem Oelkrüglein vnd dess Bawern mit dem Hasen.“ (Mathesy, 236a.)

6 An Tuch und Worten geht viel ein.

Die Russen: Tuch krumpt ein, Worte noch mehr. (Altmann VI, 439.)

7 Auch aus englischem Tuch werden Deckmäntel gemacht.Parömiakon, 1274.

Von solchen, die mit dem Schein äusserer Frömmigkeit ihr sündhaftes Treiben verdecken.

8 Auf ein grobes Tuch gehört ein grober Knopf.

9 Auff einem weissen Tuch ist ein Flöhkleck leichtlich zu sehen.Lehmann, 506, 48.

Die Russen: Wer schwarzes Tuch trägt, kann die Flecken seines Rocks verbergen, wer weisses trägt, zeigt sie aller Welt. (Altmann VI, 439.)

Span.: En el pano mas fino y ve mas la mancha. (Bohn I, 221.)

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[[676]/0682] 54 Wer in Trunkenheit sündigt, der sündigt doppelt. 55 Wo Trunkenheit ist, da ist kein Heimlichkeit. – Petri, II, 816. Mhd.: Trunkenheit wirt selten fri, da ensî sünde und schande bî. (Freidank.) (Zingerle, 151.) Dän.: Hvo som kiver med en som er ay tilstæde, og klamres som mee en fremned thi en drukken ar ei den han før var. (Prov. dan., 125.) Trünklein. 1 Das Trünklein macht (ihn) schwatzen. – Simrock, 10515b. *2 Dem Trüncklein geneigt sein. – Weber, Anna, Kurfürstin von Sachsen (Leipzig 1865). *3 Ein welsch Trüncklein. (S. Suppe 145 und Süpplein 3.) – Häger, Nassawische Chronik, S. 121. *4 Er hat ein gut Trüncklein gethan. – Mathesy, 214a. Trupp. Je grösser der Tropp, desto besser die Art. (Göttingen.) Truppen. Wenn die waldecker Truppen marschiren, ist der Friede errungen. – Frankf. Journal, 1871, 217. Trüsch. Ein Trüsch oder Ruffolk (s. d.) ist ein Dieb. – Forer, 172a. Truthahn. 1 Truthähne und Frauen können rothe Kragen nicht schauen. Aber aus verschiedener Ursache; jene, weil sie dadurch zum Zorn geneigt, diese, weil dadurch lebhafte Sympathien erregt werden sollen. 2 Wenn der Truthahn auf den Herrenhof genistet hat, kullert er vor Stolz. – Altmann V, 120. 3 Wenn der Truthahn zornig ist, schwillt ihm der Kamm. *4 Er hat nicht ein einziges mal zu mir Truthahn gesagt. Dies amerikanische Hinterwalds-Sprichwort soll folgenden Ursprung haben: Ein Weisser und ein Indianer gingen eines Tags miteinander auf die Jagd, kamen aber nachher überein, die Jagdbeute am Abend miteinander zu theilen. Der Weisse hatte ein Rebhuhn, der Indianer einen Truthahn geschossen. Wie soll man dies theilen? fragte der Letztere; das gibt nur zwei Wege, antwortete der Weisse: Entweder bekomme ich den Truthahn und du nimmst das Rebhuhn, oder du nimmst das Rebhuhn und ich nehme den Truthahn. Der Wilde liess sich dies noch einmal wiederholen und rief dann aus: He never said turkey to me. Endlich theilten sie so, wie Weisse stets mit den Rothhäuten getheilt haben: der Weisse nahm beide Stücke und versprach, sich das nächste mal mit ihm auszugleichen. Obiges Sprichwort wird angewandt, wenn sich jemand von einem andern auf eine schlaue Weise übervortheilt glaubt. (Vgl. V. W. Hochbach, Aus Amerika, Leipzig 1856, S. 103 fg.) Böhm.: Bud' ty, táto, jdi pro dříví, a já budu doma: anebo já zůstanu doma, a ty jdi pro dříví. – Napřed já budu jisti, a ty se dívej; potom zas ty se budĕs dívati, a já budu jísti. (Čelakovsky, 505.) Engl.: He never said turkey to me. *5 Er macht's wie der dresdener Truthahn. Eine stumme und einfältige Rolle in Gesellschaft spielen; überhaupt: schweigsam sein. (S. Machen 98.) *6 Es ist ein auf den Truthahn gepfropfter Pfau. Mit den Worten: „C'est un paon greffé sur un dindon“ soll ein berliner Staatsmann (Bismarck) den französischen Gesandten in Wien, Herzog von Grammont, als er Mitte Mai 1870 zum französischen Minister des Auswärtigen ernannt wurde, charakterisirt haben. (Niederschlesiche Zeitung, Görlitz 1872, Nr. 11.) Truthuhn. *1 Die Truthühner haben ihm die Waden weggefressen. Frz.: Il a la jambe tout d'une venuë comme la jambe d'un chien. (Kritzinger, 384b.) *2 Truthühner zu Markt tragen. Lange, dünne, wadenlose Beine haben. Frz.: Avoir des jambes de fuseau. – Avoir la cuisse heronniere. (Kritzinger, 338b u. 374a.) Trutschel. * Es ist eine dicke Trutschel. – Trachsel, 59. Ungestaltig dicke Frauensperson. Truwe. * He is so truwe as êne Lûs. – Lübben. Von einem zudringlichen Menschen, den man nicht los werden kann. Tschali. * Der (das) ist tschali. – Hügel, 168a. D. i. zerbrochen, verloren gegangen, zu Grunde gerichtet. Der Kaufmann N. is tschali. Mei Glas is tschali (zerbrochen). Tscheche. Tschechen und Katzen suchen immer was zu erschnappen. „Bekanntlich können die Czechen das Conspiriren ebenso wenig lassen, wie die Katzen das Mausen.“ (Niederschlesische Zeitung, Görlitz 1872, S. 219.) Tschinklkaffee. * Tschinklkaffee trinken. Der Ausdruck Tschinklkaffee ist in ganz Deutsch-Böhmen üblich. Man versteht darunter ein unter dem Namen Kaffee vorkommendes Getränk, zu dem vorherrschend Cichorie verwandt worden ist, welche in mehren Gegenden Böhmens unter dem Namen Tschinkl vorkommt. Tschinkl ist nämlich ein Cichorienfabrikant zu Lobositz in Böhmen. Tschitter. * Er isch e Tschitter. – Sutermeister, 105. Ein gebrechlicher Mensch. (S. Marode.) Tschühü. * Da geht's Tschühü und Doho. – Hügel, 168a. Tschühü und Daho sind Fuhrmannsrufe für rechts und links zum Antreiben der Pferde. Wenn es in einem Hause planlos und unordentlich hergeht, so wendet man die obige Redensart an. Tschuwe. Ka Tschuwe is ach a Tschuwe. (Jüd.-deutsch.) Keine Antwort ist auch eine Antwort. Tûb. * Er het e Tûb im Sack g'chauft. – Sutermeister, 95. Tuba. Tuba führt den Namen, aber die Thaten gehören dem Emschir. Tubben. * Es ist aus allen Tubben zusammengesterzt. – Körte, 6083a. Tübingen. 1 Wer kommt von Tübingen ohne Weib, von Wittenberg mit gesundtem Leib, von Ingolstadt ohngeschlagen, der kann von grossem Glück sagen. – Gruter, III, 107; Lehmann, II, 874, 200. Auch in der Lesart: Wer von Tübingen kommt ohn' Weib, von Jena mit gesundem Leib, von Helmstedt ohn' Wunden, von Wittenberg ohn' Schrunden, von Leipzig ungeschlagen, der kann vom Glücke sagen. (S. Jena 4 u. 5.) 2 Zu Tübingen, sagt Henrichmann, wird wenig Gelds bald verzehrt sein. – Fischart; Hoefer, 438. Tuch. 1 Am feinsten Tuch findet man den Bleicherzipfel. 2 Am feinsten Tuch täuscht man sich am meisten. Holl.: In het fijnste laken, is het meeste bedrog. (Harrebomée, II, 3.) 3 An ein ungeschauts Tuach schlägt man kein Blei. – Nas, 367a. 4 An fremdem Tuch lernt man den Schnitt leicht. Wohlfeile Schule. „An fremdem Tuch lernt jeder leicht den Schnitt, doch bringt er gern die eigene Schere mit.“ (W. Müller.) 5 An gespanntem (grauem, rohem, ungenetztem) Tuch und Anschlägen geht im Jahre viel ab. „An gedancke vnd gespannte Tuche gehet viel abe. Wie die gute Apologi also dess Küsters mit seinem Tropff, dess Münchs mit seinem Oelkrüglein vnd dess Bawern mit dem Hasen.“ (Mathesy, 236a.) 6 An Tuch und Worten geht viel ein. Die Russen: Tuch krumpt ein, Worte noch mehr. (Altmann VI, 439.) 7 Auch aus englischem Tuch werden Deckmäntel gemacht. – Parömiakon, 1274. Von solchen, die mit dem Schein äusserer Frömmigkeit ihr sündhaftes Treiben verdecken. 8 Auf ein grobes Tuch gehört ein grober Knopf. 9 Auff einem weissen Tuch ist ein Flöhkleck leichtlich zu sehen. – Lehmann, 506, 48. Die Russen: Wer schwarzes Tuch trägt, kann die Flecken seines Rocks verbergen, wer weisses trägt, zeigt sie aller Welt. (Altmann VI, 439.) Span.: En el pano mas fino y ve mas la mancha. (Bohn I, 221.) 10 Aus bösem Tuch lässt sich kein gutes Kleid machen. – Winckler, VIII, 13. Span.: De ruin paño nunca buen sago. (Bohn I, 212.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [676]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/682>, abgerufen am 28.03.2024.