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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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8 Vnverworren ist gut haspeln. - Gruter, III, 92; Lehmann, II, 804, 134; Simrock, 10785; Körte, 6216; Braun, I, 4704.

9 Vnverworren ists best. - Petri, II, 565; Simrock, 10784; Eiselein, 613.

10 Vnuerworren, sagt der Fuchs, war schon im Netz. - Latendorf II, 27.

Sandvoss (Sprichwörterlese, 102) bemerkt hierzu: "Der Witz liegt hier in dem Doppelsinne des Worts (unverworren), das sowol von verwirren als von werren = schädigen, hindern, abgeleitet werden kann. Unverworren heisst ungeschoren, nicht versehrt. Der Fuchs empfindet noch nicht die Gefahr, da sie ihm nicht auf den Leib kommt; und daher ruft er freudig aus: Unverworren, da doch das Netz ihn verwirrt."


Unverzagt.

1 Unverzagt hat's oft gewagt. - Simrock, 10787; Körte, 6217; Braun, I, 4701.

2 Vnuerzagt ins Teuffels Namen, ist der Bepstler Losung. - Petri, II, 565.


Unvorsichtig.

Wenn ich unvorsichtig wäre, ja dann schnitte mich die Schere.

Einer Gellert'schen Fabel entlehnt.


Unvorsichtiger.

1 Dem vnvorsichtigen kann man leicht in die Karten sehen. - Lehmann, 807, 4.

2 Der Unvorsichtige ist ein Sohn des Verderbens.

Lat.: In cogitantes sors, non consilium regit. (Philippi, I, 193.)


Unvorsichtigkeit.

1 Vnvorsichtigkeit schafft wenig Nutzen. - Lehmann, II, 792, 119.

2 Unvorsichtigkeit stiftet viel Unheil.


Unwahrheit.

Unwahrheit, welche zum Frieden dient, ist besser, als Wahrheit, die Krieg bringt.


Unwerth.

1 Als vnwerth ist ein Mühl, die nicht vmbgehet, vnd ein backofen, der nicht heiss ist; so vnwerth ist auch ein land, das nicht erbawet ist, noch volck hat. - Henisch, 904, 43; Petri, II, 10.

*2 Der ist so unwerth wie d' Schönheit an Weihnachten. (Saulgau.) - Birlinger, 1061.

*3 So unwerth wie Gänss-Mist. - Grimmelshausen, Vogelnest, I; Simplic., 596.


Unwerthe.

*1 Der ist reacht uff der Unwearte. - Birlinger, 1062.

Von einem Fremden.

*2 Wenn du nur d' Uweadde wärist voar 'm Gatter. (Wurmlingen.) - Birlinger, 1063.


Unwerthe (der).

Die Unwerthen stäuben.


Unwetter.

* Es ist heute ein wahres Unwetter.


Unwille.

1 Besser der erste Vnwille als der letzte. - Henisch, 931.

2 Es ist so mehr der erste Vnwill als der letzte. - Petri, II, 277.

3 Es seynd vil mit Unwillen fromm. - Sutor, 677.

4 Vber manchen hat man ein vnwillen als vber ein Brätzelnde Supp. - Lehmann, 773, 23.

5 Was man mit Unwillen thut, wird selten gut.

Mhd.: Swaz man mit unwillen tuot, das wirt selten iemer guot. (Renner.) - Swelh dinc man mit unwillen tuot, das wirt selten iemer guot. (Renner.) (Zingerle, 158.)

6 Was man mit vnwillen thut, das gehet vnnd knarrt wie ein newer vngeschmirter Wagen. - Lehmann, 849, 3; Sailer, 53.

7 Was man mit Vnwillen thut, das wird nur mit halbem Mundt bewilligt. - Lehmann, 849, 1.

8 Was man mit Vnwillen thut, das wird sawer. - Lehmann, 849, 1.

9 Was mit vnwillen geschieht, dass hat niemand gern. - Lehmann, 849, 7.


Unwillig.

1 Unwillig macht schlechte Arbeit.

Böhm.: Bez ochoty zle roboty. (Celakovsky, 281.)

Poln.: Bez ochoty niespore roboty. (Celakovsky, 251.)

[Spaltenumbruch] *2 So unwillig wie der Dieb zum Hängen.

In Nordfriesland: So trai üff a Thiif tu't Hingin. (Johansen, 29.)


Unwilliger.

Der Unwillige ist nicht zu behalten.


Unwissend.

1 Ist einer auch unwissend, er wird durch Schläge nicht klug.

Holl.: Smijt den onwetende, hij wordt erger; smijt den goede hij wordt beter. (Harrebomee, II, 140b.)

2 Je unwissender, um so kecker.

Schwed.: Ovett gjör dumdristig. (Grubb, 659.)

3 Unwissend sündigt nicht. - Eisenhart, 499; Pistor., I, 92; Hillebrand, 186, 265; Petri, II, 565; Eiselein, 613; Simrock, 10015a; Körte, 6218; Körte2, 7806; Ramann, Samml., I, 88; Ramann, II. Pred., IV, 7; Dove, 242; Graf, 291, 39; Braun, 4707.

Bei unverschuldeter Unbekanntschaft mit dem, was Rechtens ist, findet keine Zurechnung statt. Wer von dem, was erlaubt oder verboten ist, gar keine Begriffe hat, ist natürlich auch von der Strafe befreit, wie solches z. B. bei Kindern, Wahnsinnigen der Fall ist.

Böhm.: Nevedomost hrichu necini. (Celakovsky, 341.)

Dän.: Gjermingens uvitterlighed aarsager og ikke lovens. (Prov. dan., 230.)

Holl.: Alle vergheten sonden quijt. (Tunn., 3, 9.) - Die ter goeder trouw dwaalt (die 't niet weet) zondigt niet. (Harrebomee, II, 346b.)

Lat.: A me nescita peccamius sunt ea quita. (Fallersleben, 55.)

Poln.: Grzech nieznany niebywa karany. - Niewiadomocz grzechu nieczyni. (Celakovsky, 341.)

Schwed.: Fela swijker intet. - Owett syndar intet. (Grubb, 207 u. 659.)

4 Unwissend zäumt verkehrt den Gaul, stösst sich Beulen und verbrennt sich das Maul.

Holl.: De onkundige is oorzaak van zijn eigen ongemak. (Harrebomee, II, 138a.)

5 Vnwissend entschuldigt nicht. - Petri, II, 565.

Holl.: De onkundige heeft eerst misdaan. (Harrebomee, II, 138a.)

6 Wer unwissend verbricht, büsst wissentlich. - Graf, 291, 43.

Nicht in allen Fällen entschuldigt Unwissenheit.

*7 Er ist noch unwissender als er gottlos ist. - Burckhardt, 197.


Unwissender.

1 Der Unwissende versteht den Wissenden nicht.

Die Osmanen sagen: Nur der Wissende weiss den Wissenden zu beurtheilen. Was soll auch der Unwissende wissen von dem Wissenden. (Schlechta, 172.)

2 Der Vnwissendt hat gute Tag; er acht nicht, was man thu oder sag. - Lehmann, 819, 6; Petri, II, 111.

3 Mit vnwissenden soll man gedult haben. - Henisch, 1416.

Die Japaner sagen: Der Unwissende selbst hat Tugenden wie der Weise Fehler. - Um ihre Leser einen Blick in die Anschauungen und die Denkweise dieses Volks thun zu lassen, theilt die Vossische Zeitung (Berlin 1875, Nr. 100) eine Anzahl japanischer Sprichwörter mit, die meist mit andern Worten oder unter andern Bildern Erfahrungen, Ansichten, Grundsätze u. s. w. ausdrücken, die den unsern mehr oder weniger entsprechen, weil sie von denkenden Menschen fast überall gemacht werden müssen. Ich lasse sie hier in deutscher Uebersetzung folgen, auf verwandte deutsche im Deutschen Sprichwörter-Lexikon verweisend: "Ein kluger Adler verbirgt die Krallen. Indem man das Alte sucht, findet man das Neue." Die abgefallene Blume kehrt nicht auf den Zweig zurück. Aus der Bambushecke kommen die Stöcke. Es ist schwer, einen Brief zu schicken, wenn man nicht schreiben kann. Der Beifall ist die Wurzel der Schmähung. Ungeschliffene Edelsteine glänzen nicht. Ehe du fällst, nimm den Stock. Eine hässliche Frau fürchtet den Spiegel. Der Frosch im Brunnen weiss nichts von der hohen See. Hüte dich vor schönen Frauen wie vor scharfem Pfeffer. Indem man das Gras schlägt, verjagt man die Schlangen. (S. Sack 10.) Gewohnheit geht vor Lernen. (S. Gewohnheit 71.) Heftigkeit ist Verlust. Zu höflich wird unhöflich. (S. Höflich 6.) Billig kaufen ist, sein Geld verlieren. (S. Kauf 68.) Wenn man Kinder hat, kennt man die Liebe der Aeltern. (S. Kind 1007.) Die Krankheiten kommen durch den Mund. (S. Maul 7.) Aus der Lüge geht die Wahrheit. Man bringt sein Leben zu wie man denkt. Ein gesättigter Mund vergisst den Wohlthäter. (Gutthat 2.) Die Reue geht dem Fehler nicht voran. (S. Reue 5.) Nach dem Regen trocknet die Erde. (S. Regen 70.) Schwiegertöchter werden Schwiegermütter. (S. Schwiegermutter 6 u. 7.) Zu viel gethan, ist nichts gethan. Wer sich Tiger hält, schafft sich Sorge. Wahrsager, sage dir selbst wahr! Grosse Worte, kleine Thaten. Die Zweige der Weide brechen nicht unter dem Gewicht des Schnees.


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8 Vnverworren ist gut haspeln.Gruter, III, 92; Lehmann, II, 804, 134; Simrock, 10785; Körte, 6216; Braun, I, 4704.

9 Vnverworren ists best.Petri, II, 565; Simrock, 10784; Eiselein, 613.

10 Vnuerworren, sagt der Fuchs, war schon im Netz.Latendorf II, 27.

Sandvoss (Sprichwörterlese, 102) bemerkt hierzu: „Der Witz liegt hier in dem Doppelsinne des Worts (unverworren), das sowol von verwirren als von werren = schädigen, hindern, abgeleitet werden kann. Unverworren heisst ungeschoren, nicht versehrt. Der Fuchs empfindet noch nicht die Gefahr, da sie ihm nicht auf den Leib kommt; und daher ruft er freudig aus: Unverworren, da doch das Netz ihn verwirrt.“


Unverzagt.

1 Unverzagt hat's oft gewagt.Simrock, 10787; Körte, 6217; Braun, I, 4701.

2 Vnuerzagt ins Teuffels Namen, ist der Bepstler Losung.Petri, II, 565.


Unvorsichtig.

Wenn ich unvorsichtig wäre, ja dann schnitte mich die Schere.

Einer Gellert'schen Fabel entlehnt.


Unvorsichtiger.

1 Dem vnvorsichtigen kann man leicht in die Karten sehen.Lehmann, 807, 4.

2 Der Unvorsichtige ist ein Sohn des Verderbens.

Lat.: In cogitantes sors, non consilium regit. (Philippi, I, 193.)


Unvorsichtigkeit.

1 Vnvorsichtigkeit schafft wenig Nutzen.Lehmann, II, 792, 119.

2 Unvorsichtigkeit stiftet viel Unheil.


Unwahrheit.

Unwahrheit, welche zum Frieden dient, ist besser, als Wahrheit, die Krieg bringt.


Unwerth.

1 Als vnwerth ist ein Mühl, die nicht vmbgehet, vnd ein backofen, der nicht heiss ist; so vnwerth ist auch ein land, das nicht erbawet ist, noch volck hat.Henisch, 904, 43; Petri, II, 10.

*2 Der ist so unwerth wie d' Schönheit an Weihnachten. (Saulgau.) – Birlinger, 1061.

*3 So unwerth wie Gänss-Mist.Grimmelshausen, Vogelnest, I; Simplic., 596.


Unwerthe.

*1 Der ist reacht uff der Unwearte.Birlinger, 1062.

Von einem Fremden.

*2 Wenn du nur d' Uweadde wärist voar 'm Gatter. (Wurmlingen.) – Birlinger, 1063.


Unwerthe (der).

Die Unwerthen stäuben.


Unwetter.

* Es ist heute ein wahres Unwetter.


Unwille.

1 Besser der erste Vnwille als der letzte.Henisch, 931.

2 Es ist so mehr der erste Vnwill als der letzte.Petri, II, 277.

3 Es seynd vil mit Unwillen fromm.Sutor, 677.

4 Vber manchen hat man ein vnwillen als vber ein Brätzelnde Supp.Lehmann, 773, 23.

5 Was man mit Unwillen thut, wird selten gut.

Mhd.: Swaz man mit unwillen tuot, das wirt selten iemer guot. (Renner.) – Swelh dinc man mit unwillen tuot, das wirt selten iemer guot. (Renner.) (Zingerle, 158.)

6 Was man mit vnwillen thut, das gehet vnnd knarrt wie ein newer vngeschmirter Wagen.Lehmann, 849, 3; Sailer, 53.

7 Was man mit Vnwillen thut, das wird nur mit halbem Mundt bewilligt.Lehmann, 849, 1.

8 Was man mit Vnwillen thut, das wird sawer.Lehmann, 849, 1.

9 Was mit vnwillen geschieht, dass hat niemand gern.Lehmann, 849, 7.


Unwillig.

1 Unwillig macht schlechte Arbeit.

Böhm.: Bez ochoty zlé roboty. (Čelakovsky, 281.)

Poln.: Bez ochoty niespore roboty. (Čelakovsky, 251.)

[Spaltenumbruch] *2 So unwillig wie der Dieb zum Hängen.

In Nordfriesland: So trái üff a Thiif tu't Hingin. (Johansen, 29.)


Unwilliger.

Der Unwillige ist nicht zu behalten.


Unwissend.

1 Ist einer auch unwissend, er wird durch Schläge nicht klug.

Holl.: Smijt den onwetende, hij wordt erger; smijt den goede hij wordt beter. (Harrebomée, II, 140b.)

2 Je unwissender, um so kecker.

Schwed.: Ovett gjör dumdristig. (Grubb, 659.)

3 Unwissend sündigt nicht.Eisenhart, 499; Pistor., I, 92; Hillebrand, 186, 265; Petri, II, 565; Eiselein, 613; Simrock, 10015a; Körte, 6218; Körte2, 7806; Ramann, Samml., I, 88; Ramann, II. Pred., IV, 7; Dove, 242; Graf, 291, 39; Braun, 4707.

Bei unverschuldeter Unbekanntschaft mit dem, was Rechtens ist, findet keine Zurechnung statt. Wer von dem, was erlaubt oder verboten ist, gar keine Begriffe hat, ist natürlich auch von der Strafe befreit, wie solches z. B. bei Kindern, Wahnsinnigen der Fall ist.

Böhm.: Nevĕdomost hříchu nečiní. (Čelakovsky, 341.)

Dän.: Gjermingens uvitterlighed aarsager og ikke lovens. (Prov. dan., 230.)

Holl.: Alle vergheten sonden quijt. (Tunn., 3, 9.) – Die ter goeder trouw dwaalt (die 't niet weet) zondigt niet. (Harrebomée, II, 346b.)

Lat.: A me nescita peccamius sunt ea quita. (Fallersleben, 55.)

Poln.: Grzech nieznany niebywa karany. – Niewiadomoćż grzechu nieczyni. (Čelakovsky, 341.)

Schwed.: Fela swijker intet. – Owett syndar intet. (Grubb, 207 u. 659.)

4 Unwissend zäumt verkehrt den Gaul, stösst sich Beulen und verbrennt sich das Maul.

Holl.: De onkundige is oorzaak van zijn eigen ongemak. (Harrebomée, II, 138a.)

5 Vnwissend entschuldigt nicht.Petri, II, 565.

Holl.: De onkundige heeft eerst misdaan. (Harrebomée, II, 138a.)

6 Wer unwissend verbricht, büsst wissentlich.Graf, 291, 43.

Nicht in allen Fällen entschuldigt Unwissenheit.

*7 Er ist noch unwissender als er gottlos ist.Burckhardt, 197.


Unwissender.

1 Der Unwissende versteht den Wissenden nicht.

Die Osmanen sagen: Nur der Wissende weiss den Wissenden zu beurtheilen. Was soll auch der Unwissende wissen von dem Wissenden. (Schlechta, 172.)

2 Der Vnwissendt hat gute Tag; er acht nicht, was man thu oder sag.Lehmann, 819, 6; Petri, II, 111.

3 Mit vnwissenden soll man gedult haben.Henisch, 1416.

Die Japaner sagen: Der Unwissende selbst hat Tugenden wie der Weise Fehler. – Um ihre Leser einen Blick in die Anschauungen und die Denkweise dieses Volks thun zu lassen, theilt die Vossische Zeitung (Berlin 1875, Nr. 100) eine Anzahl japanischer Sprichwörter mit, die meist mit andern Worten oder unter andern Bildern Erfahrungen, Ansichten, Grundsätze u. s. w. ausdrücken, die den unsern mehr oder weniger entsprechen, weil sie von denkenden Menschen fast überall gemacht werden müssen. Ich lasse sie hier in deutscher Uebersetzung folgen, auf verwandte deutsche im Deutschen Sprichwörter-Lexikon verweisend: „Ein kluger Adler verbirgt die Krallen. Indem man das Alte sucht, findet man das Neue.“ Die abgefallene Blume kehrt nicht auf den Zweig zurück. Aus der Bambushecke kommen die Stöcke. Es ist schwer, einen Brief zu schicken, wenn man nicht schreiben kann. Der Beifall ist die Wurzel der Schmähung. Ungeschliffene Edelsteine glänzen nicht. Ehe du fällst, nimm den Stock. Eine hässliche Frau fürchtet den Spiegel. Der Frosch im Brunnen weiss nichts von der hohen See. Hüte dich vor schönen Frauen wie vor scharfem Pfeffer. Indem man das Gras schlägt, verjagt man die Schlangen. (S. Sack 10.) Gewohnheit geht vor Lernen. (S. Gewohnheit 71.) Heftigkeit ist Verlust. Zu höflich wird unhöflich. (S. Höflich 6.) Billig kaufen ist, sein Geld verlieren. (S. Kauf 68.) Wenn man Kinder hat, kennt man die Liebe der Aeltern. (S. Kind 1007.) Die Krankheiten kommen durch den Mund. (S. Maul 7.) Aus der Lüge geht die Wahrheit. Man bringt sein Leben zu wie man denkt. Ein gesättigter Mund vergisst den Wohlthäter. (Gutthat 2.) Die Reue geht dem Fehler nicht voran. (S. Reue 5.) Nach dem Regen trocknet die Erde. (S. Regen 70.) Schwiegertöchter werden Schwiegermütter. (S. Schwiegermutter 6 u. 7.) Zu viel gethan, ist nichts gethan. Wer sich Tiger hält, schafft sich Sorge. Wahrsager, sage dir selbst wahr! Grosse Worte, kleine Thaten. Die Zweige der Weide brechen nicht unter dem Gewicht des Schnees.


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[[745]/0751] 8 Vnverworren ist gut haspeln. – Gruter, III, 92; Lehmann, II, 804, 134; Simrock, 10785; Körte, 6216; Braun, I, 4704. 9 Vnverworren ists best. – Petri, II, 565; Simrock, 10784; Eiselein, 613. 10 Vnuerworren, sagt der Fuchs, war schon im Netz. – Latendorf II, 27. Sandvoss (Sprichwörterlese, 102) bemerkt hierzu: „Der Witz liegt hier in dem Doppelsinne des Worts (unverworren), das sowol von verwirren als von werren = schädigen, hindern, abgeleitet werden kann. Unverworren heisst ungeschoren, nicht versehrt. Der Fuchs empfindet noch nicht die Gefahr, da sie ihm nicht auf den Leib kommt; und daher ruft er freudig aus: Unverworren, da doch das Netz ihn verwirrt.“ Unverzagt. 1 Unverzagt hat's oft gewagt. – Simrock, 10787; Körte, 6217; Braun, I, 4701. 2 Vnuerzagt ins Teuffels Namen, ist der Bepstler Losung. – Petri, II, 565. Unvorsichtig. Wenn ich unvorsichtig wäre, ja dann schnitte mich die Schere. Einer Gellert'schen Fabel entlehnt. Unvorsichtiger. 1 Dem vnvorsichtigen kann man leicht in die Karten sehen. – Lehmann, 807, 4. 2 Der Unvorsichtige ist ein Sohn des Verderbens. Lat.: In cogitantes sors, non consilium regit. (Philippi, I, 193.) Unvorsichtigkeit. 1 Vnvorsichtigkeit schafft wenig Nutzen. – Lehmann, II, 792, 119. 2 Unvorsichtigkeit stiftet viel Unheil. Unwahrheit. Unwahrheit, welche zum Frieden dient, ist besser, als Wahrheit, die Krieg bringt. Unwerth. 1 Als vnwerth ist ein Mühl, die nicht vmbgehet, vnd ein backofen, der nicht heiss ist; so vnwerth ist auch ein land, das nicht erbawet ist, noch volck hat. – Henisch, 904, 43; Petri, II, 10. *2 Der ist so unwerth wie d' Schönheit an Weihnachten. (Saulgau.) – Birlinger, 1061. *3 So unwerth wie Gänss-Mist. – Grimmelshausen, Vogelnest, I; Simplic., 596. Unwerthe. *1 Der ist reacht uff der Unwearte. – Birlinger, 1062. Von einem Fremden. *2 Wenn du nur d' Uweadde wärist voar 'm Gatter. (Wurmlingen.) – Birlinger, 1063. Unwerthe (der). Die Unwerthen stäuben. Unwetter. * Es ist heute ein wahres Unwetter. Unwille. 1 Besser der erste Vnwille als der letzte. – Henisch, 931. 2 Es ist so mehr der erste Vnwill als der letzte. – Petri, II, 277. 3 Es seynd vil mit Unwillen fromm. – Sutor, 677. 4 Vber manchen hat man ein vnwillen als vber ein Brätzelnde Supp. – Lehmann, 773, 23. 5 Was man mit Unwillen thut, wird selten gut. Mhd.: Swaz man mit unwillen tuot, das wirt selten iemer guot. (Renner.) – Swelh dinc man mit unwillen tuot, das wirt selten iemer guot. (Renner.) (Zingerle, 158.) 6 Was man mit vnwillen thut, das gehet vnnd knarrt wie ein newer vngeschmirter Wagen. – Lehmann, 849, 3; Sailer, 53. 7 Was man mit Vnwillen thut, das wird nur mit halbem Mundt bewilligt. – Lehmann, 849, 1. 8 Was man mit Vnwillen thut, das wird sawer. – Lehmann, 849, 1. 9 Was mit vnwillen geschieht, dass hat niemand gern. – Lehmann, 849, 7. Unwillig. 1 Unwillig macht schlechte Arbeit. Böhm.: Bez ochoty zlé roboty. (Čelakovsky, 281.) Poln.: Bez ochoty niespore roboty. (Čelakovsky, 251.) *2 So unwillig wie der Dieb zum Hängen. In Nordfriesland: So trái üff a Thiif tu't Hingin. (Johansen, 29.) Unwilliger. Der Unwillige ist nicht zu behalten. Unwissend. 1 Ist einer auch unwissend, er wird durch Schläge nicht klug. Holl.: Smijt den onwetende, hij wordt erger; smijt den goede hij wordt beter. (Harrebomée, II, 140b.) 2 Je unwissender, um so kecker. Schwed.: Ovett gjör dumdristig. (Grubb, 659.) 3 Unwissend sündigt nicht. – Eisenhart, 499; Pistor., I, 92; Hillebrand, 186, 265; Petri, II, 565; Eiselein, 613; Simrock, 10015a; Körte, 6218; Körte2, 7806; Ramann, Samml., I, 88; Ramann, II. Pred., IV, 7; Dove, 242; Graf, 291, 39; Braun, 4707. Bei unverschuldeter Unbekanntschaft mit dem, was Rechtens ist, findet keine Zurechnung statt. Wer von dem, was erlaubt oder verboten ist, gar keine Begriffe hat, ist natürlich auch von der Strafe befreit, wie solches z. B. bei Kindern, Wahnsinnigen der Fall ist. Böhm.: Nevĕdomost hříchu nečiní. (Čelakovsky, 341.) Dän.: Gjermingens uvitterlighed aarsager og ikke lovens. (Prov. dan., 230.) Holl.: Alle vergheten sonden quijt. (Tunn., 3, 9.) – Die ter goeder trouw dwaalt (die 't niet weet) zondigt niet. (Harrebomée, II, 346b.) Lat.: A me nescita peccamius sunt ea quita. (Fallersleben, 55.) Poln.: Grzech nieznany niebywa karany. – Niewiadomoćż grzechu nieczyni. (Čelakovsky, 341.) Schwed.: Fela swijker intet. – Owett syndar intet. (Grubb, 207 u. 659.) 4 Unwissend zäumt verkehrt den Gaul, stösst sich Beulen und verbrennt sich das Maul. Holl.: De onkundige is oorzaak van zijn eigen ongemak. (Harrebomée, II, 138a.) 5 Vnwissend entschuldigt nicht. – Petri, II, 565. Holl.: De onkundige heeft eerst misdaan. (Harrebomée, II, 138a.) 6 Wer unwissend verbricht, büsst wissentlich. – Graf, 291, 43. Nicht in allen Fällen entschuldigt Unwissenheit. *7 Er ist noch unwissender als er gottlos ist. – Burckhardt, 197. Unwissender. 1 Der Unwissende versteht den Wissenden nicht. Die Osmanen sagen: Nur der Wissende weiss den Wissenden zu beurtheilen. Was soll auch der Unwissende wissen von dem Wissenden. (Schlechta, 172.) 2 Der Vnwissendt hat gute Tag; er acht nicht, was man thu oder sag. – Lehmann, 819, 6; Petri, II, 111. 3 Mit vnwissenden soll man gedult haben. – Henisch, 1416. Die Japaner sagen: Der Unwissende selbst hat Tugenden wie der Weise Fehler. – Um ihre Leser einen Blick in die Anschauungen und die Denkweise dieses Volks thun zu lassen, theilt die Vossische Zeitung (Berlin 1875, Nr. 100) eine Anzahl japanischer Sprichwörter mit, die meist mit andern Worten oder unter andern Bildern Erfahrungen, Ansichten, Grundsätze u. s. w. ausdrücken, die den unsern mehr oder weniger entsprechen, weil sie von denkenden Menschen fast überall gemacht werden müssen. Ich lasse sie hier in deutscher Uebersetzung folgen, auf verwandte deutsche im Deutschen Sprichwörter-Lexikon verweisend: „Ein kluger Adler verbirgt die Krallen. Indem man das Alte sucht, findet man das Neue.“ Die abgefallene Blume kehrt nicht auf den Zweig zurück. Aus der Bambushecke kommen die Stöcke. Es ist schwer, einen Brief zu schicken, wenn man nicht schreiben kann. Der Beifall ist die Wurzel der Schmähung. Ungeschliffene Edelsteine glänzen nicht. Ehe du fällst, nimm den Stock. Eine hässliche Frau fürchtet den Spiegel. Der Frosch im Brunnen weiss nichts von der hohen See. Hüte dich vor schönen Frauen wie vor scharfem Pfeffer. Indem man das Gras schlägt, verjagt man die Schlangen. (S. Sack 10.) Gewohnheit geht vor Lernen. (S. Gewohnheit 71.) Heftigkeit ist Verlust. Zu höflich wird unhöflich. (S. Höflich 6.) Billig kaufen ist, sein Geld verlieren. (S. Kauf 68.) Wenn man Kinder hat, kennt man die Liebe der Aeltern. (S. Kind 1007.) Die Krankheiten kommen durch den Mund. (S. Maul 7.) Aus der Lüge geht die Wahrheit. Man bringt sein Leben zu wie man denkt. Ein gesättigter Mund vergisst den Wohlthäter. (Gutthat 2.) 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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [745]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/751>, abgerufen am 29.03.2024.