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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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Vatermag.

1 Ist Vatermag dem Muttermag gleich, zieht Vatermag das Erbe hin. - Graf, 189, 35.

Wenn die Verwandten von väterlicher Seite dem Grade nach dem von mütterlicher Seite gleich stehen; so treten sie das Erbe an.

Mhd.: Ist daz vattermag glich dem muotermag so zaucht vattermag daz erb hin. (Bluntschli, I, 489.)

2 Vatermag soll erben vor Muttermag bis aufs vierte Glied. - Graf, 189, 34.

Danach sollen die Verwandten von väterlicher Seite nur bis zum vierten Grade ein Vorzugsrecht vor denen der mütterlichen geniessen.

Mhd.: Vattermag sol erben vor muttermag bis uf das vierte glied. (Blumer, I, 518.)


Vatermörder.

*1 Sich mit Vatermördern versehen.

*2 Vatermörder tragen.

Eine gewisse Art von Halskragen. Der Ursprung dieser Bezeichnung ist dunkel; er scheint auf einem blossen Witze zu beruhen. Nach einigen soll er von einer tragischen Geschichte, nach andern von einer komischen Uebertreibung herrühren. Nach jener soll ein mit solch einem steifgestärkten langen spitzigen Modekragen von einer Reise heimkehrender Sohn seinen Vater bei der Umarmung ins Auge gestochen haben, der dann an der Verwundung gestorben sein soll. Nach dieser sehen die zwei schneeweissen Hellebardenspitzen, die zur Cravatte herausragen, so lebensgefährlich aus, dass die Möglichkeit einer solchen Vatertödtung durch eine Sohnesumarmung gleich vorausgestetzt und für die Bezeichnung des neuen Stücks der Mode massgebend wurde. (Vgl. Gartenlaube, 1873, Nr. 3.)


Vatern.

*1 Er vattert gar in keinen Dingen. - Eyering, II, 248.

Er ist seinem Vater gar nicht ähnlich.

*2 Er vetert sich. - Agricola I, 645; Schottel, 1138b.

Er geräth nach dem Vater.

*3 Er vetert sich, er muttert sich. - Agricola I, 645.

Er artet dem Vater oder der Mutter nach.


Vatersegen.

Vatersegen baut den Kindern Häuser, Mutterfluch reisst sie nieder. - Pred. Sal. 3, 11; Simrock, 10809; Schulze, 137.


Vaterstand.

Wer im Vaterstand, geb' den Kindern Brot und Gewand.

Lat.: Est patris noto vestem praebere cibumque. (Seybold, 153.)


Vaterunser.

1 Das deutsche Vaterunser hat hinter Kronstadt (s. d.) ein Ende.

2 Das Vaterunser ist der grösste Märtyrer auf Erden.

3 Das Vaterunser ist ein hoher Zaun und dickes Gehege, darüber der Teufel nicht kann steigen.

4 Das Vaterunser ist ein Strom, in dem das kleinste Lamm waten, aber auch der Elefant schwimmen kann. - Witzfunken, IIa, 98.

5 Ein gutes (stark) Vatervnser ist ein gut bewerth stück bey der Artzney. - Petri, II, 227; Henisch, 362, 1.

6 Ein Vaterunser für einen Feind gilt mehr als zehn für einen Freund.

Holl.: Zijn paternoster averegts spreken. (Harrebomee, II, 174a.)

7 Ein Vaterunser, mit herzlichen thränen befeuchtet, muss bekleiben. - Henisch, 270, 58.

Dän.: Fader vor er alle bönners kjerne. (Prov. dan., 150.)

8 Vaterunser, im Busche nunder, im langa Berge 'naus, is ganze Vaterunser aus.

In Böhmen und Schlesien viel im Munde der Kinder.

9 Vaterunser ist des Armen Vorrath und Zinsgut. - Simrock, 10812; Körte, 6628; Braun, I, 4718.

10 Vaterunser und froher Muth verdriesst den Teufel.

11 Wenn das Vatervnser nicht ein Mawr bawt, so ist der Wall vmsonst. - Petri, II, 852.

*12 Alle Vaterunser lang.

Um die Wiederholung eines Vorgangs in so kurzen Pausen auszudrücken, als man Zeit zum Beten des Vaterunsers bedarf.

*13 Das Vaterunser hinter sich beten (wie die Hexen). - Eiselein, 615; Braun, I, 4217.

Lat.: Preces fundere praeposteras. (Binder I, 1393; II, 2647; Seybold, 455.) - Salutem ex inimicis nostris. (Sutor, 22.)

[Spaltenumbruch] *14 Das welsche Vaterunser beten. - Seybold, 455.

*15 Dat ies, äs wann me 'n Vatterunser in 'n Däum (Dom) jaget. (Westf.)

*16 Den kann 'n ok mitten Farerunser dörch de Backen bläsen (lesen, pfeifen, pusten). (Strelitz.) - Firmenich, III, 73, 90; Frischbier2, 3885.

D. i. dem Magern, der blos aus Haut und Knochen besteht.

*17 Det Voterauser entfäl em. (Siebenbürg.-sächs.) - Frommann, V, 176, 182.

*18 Drei Vaterunser lang.

*19 Ein Vaterunser für jemand beten.

Holl.: Voor iemand een paternostertje lezen. (Harrebomee, II, 174a.)

*20 Einem das vatervnser leren. - Wicelius, Dialog.

*21 Einen mit drei Vaterunsern laufen lassen.

Etwas nicht streng nehmen, es bei leichtem Verweise bewenden lassen, eine leichte Busse auflegen. Aus der Beichte entlehnt.

*22 Er kann das Vaterunser nicht beten.

*23 Er kommt wöchentlich einmal über das Vaterunser wie die Gänse über den Hafer. - Parömiakon, 897.

*24 Es ist eitel welsch Vaterunser. - Eiselein, 617.

*25 Es ist wie das katholische Vaterunser, ohne Kraft und ohne Herrlichkeit.

Holl.: Het is een Roomsch Onzevader, de kracht en de heerlijkheid is eruit. (Harrebomee, II, 140.)

*26 Es mag noch ein Vaterunser bleiben.

So lange Aufschub, als es dauert, ein Vaterunser zu beten.

*27 Etwas wies Vaterunser können. - Agricola I, 164.

*28 Hei heat eame dat Vatterunse immer Rocke tauknaupet(?). (Westf.)

*29 Sie heind enandere d's Vaterunser gebetet. (S. Räss.) - Sutermeister, 78.

*30 Weil man ein Vaterunser betet.

Von etwas, das nicht lange dauert.

Holl.: Terwijl men een paternoster leest. (Harrebomee, II, 174a.)


Vaterunserloch.

* Er hät e schönes Vaterunserloch. - Sutermeister, 95.


Vegesack.

Vegesack fegt den Sack.

Was die Seeleute auf ihren langen Fahrten erspart, das verleben sie während der kurzen Pause in den Hafenorten, zu denen Vegesack, eine kleine Stadt zwischen Bremen und Bremerhafen, gehört. So erfüllt es seinen Namen, indem es den "Sack fegt". Jedes Wirthhaus heisst übrigens in Niedersachsen "Fegenbüdel".


Veh.

* Se hefft e klauke Veh am Arm. (Dönhofstädt.)

Wenn ein Mädchen als vermeintliche Braut mit einer Mannsperson unterfasst geht.


Veilchen.

1 Das niedere Veilchen riecht besser als Wintergrün. - Parömiakon, 2534.

Das Unten ist dem glänzenden Oben vorzuziehen.

2 Ein Veilchen riecht besser als zehn Tulpen. - Sprichwörtergarten, 748.

3 Veilchen und Lilien blühen nicht immer.

Lat.: Nec semper violae, nec semper lilia florent. (Ovid.) (Philippi, II, 11.)

4 Veilchen wachsen auch im Unkraut.

Holl.: Viooltjes groeijen ook tusschen onkruid. (Harrebomee, II, 384a.)

5 Veilchen wachsen nicht als Nesseln.

6 Wenn die Veilchen blühen, können die Aepfel noch nicht reif sein.


Veit.

1 Bai noa Sünt Vit (15. Juni) siet: har doa1, dai mautte Micheln seggen: war da2! (Iserlohn.) - Woeste, 61, 55.)

1) Beim Gerstesäen.

2) Wehre den Kühen.

2 En Dag noa, Sünte Vit giet achte Dage noa Micheln. (Iserlohn.) - Woeste, 61, 56.

3 Heiliger Sanct Veit, schick' uns ein Scheit; heiliger Hans, ein recht lang's; heiliger Sixt, ein recht dick's; heiliger Florian, zünd' unser Haus nicht an.

So sangen (in frühern Zeiten?) die Knaben, z. B. in Oberbaiern und Tirol, wenn sie von Haus zu Haus

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Vatermag.

1 Ist Vatermag dem Muttermag gleich, zieht Vatermag das Erbe hin.Graf, 189, 35.

Wenn die Verwandten von väterlicher Seite dem Grade nach dem von mütterlicher Seite gleich stehen; so treten sie das Erbe an.

Mhd.: Ist daz vattermag glich dem muotermag so zûcht vattermag daz erb hin. (Bluntschli, I, 489.)

2 Vatermag soll erben vor Muttermag bis aufs vierte Glied.Graf, 189, 34.

Danach sollen die Verwandten von väterlicher Seite nur bis zum vierten Grade ein Vorzugsrecht vor denen der mütterlichen geniessen.

Mhd.: Vattermag sol erben vor muttermag bis uf das vierte glied. (Blumer, I, 518.)


Vatermörder.

*1 Sich mit Vatermördern versehen.

*2 Vatermörder tragen.

Eine gewisse Art von Halskragen. Der Ursprung dieser Bezeichnung ist dunkel; er scheint auf einem blossen Witze zu beruhen. Nach einigen soll er von einer tragischen Geschichte, nach andern von einer komischen Uebertreibung herrühren. Nach jener soll ein mit solch einem steifgestärkten langen spitzigen Modekragen von einer Reise heimkehrender Sohn seinen Vater bei der Umarmung ins Auge gestochen haben, der dann an der Verwundung gestorben sein soll. Nach dieser sehen die zwei schneeweissen Hellebardenspitzen, die zur Cravatte herausragen, so lebensgefährlich aus, dass die Möglichkeit einer solchen Vatertödtung durch eine Sohnesumarmung gleich vorausgestetzt und für die Bezeichnung des neuen Stücks der Mode massgebend wurde. (Vgl. Gartenlaube, 1873, Nr. 3.)


Vatern.

*1 Er vattert gar in keinen Dingen.Eyering, II, 248.

Er ist seinem Vater gar nicht ähnlich.

*2 Er vetert sich.Agricola I, 645; Schottel, 1138b.

Er geräth nach dem Vater.

*3 Er vetert sich, er muttert sich.Agricola I, 645.

Er artet dem Vater oder der Mutter nach.


Vatersegen.

Vatersegen baut den Kindern Häuser, Mutterfluch reisst sie nieder.Pred. Sal. 3, 11; Simrock, 10809; Schulze, 137.


Vaterstand.

Wer im Vaterstand, geb' den Kindern Brot und Gewand.

Lat.: Est patris noto vestem praebere cibumque. (Seybold, 153.)


Vaterunser.

1 Das deutsche Vaterunser hat hinter Kronstadt (s. d.) ein Ende.

2 Das Vaterunser ist der grösste Märtyrer auf Erden.

3 Das Vaterunser ist ein hoher Zaun und dickes Gehege, darüber der Teufel nicht kann steigen.

4 Das Vaterunser ist ein Strom, in dem das kleinste Lamm waten, aber auch der Elefant schwimmen kann.Witzfunken, IIa, 98.

5 Ein gutes (stark) Vatervnser ist ein gut bewerth stück bey der Artzney.Petri, II, 227; Henisch, 362, 1.

6 Ein Vaterunser für einen Feind gilt mehr als zehn für einen Freund.

Holl.: Zijn paternoster averegts spreken. (Harrebomée, II, 174a.)

7 Ein Vaterunser, mit herzlichen thränen befeuchtet, muss bekleiben.Henisch, 270, 58.

Dän.: Fader vor er alle bønners kjerne. (Prov. dan., 150.)

8 Vaterunser, im Busche nunder, im langa Berge 'naus, is ganze Vaterunser aus.

In Böhmen und Schlesien viel im Munde der Kinder.

9 Vaterunser ist des Armen Vorrath und Zinsgut.Simrock, 10812; Körte, 6628; Braun, I, 4718.

10 Vaterunser und froher Muth verdriesst den Teufel.

11 Wenn das Vatervnser nicht ein Mawr bawt, so ist der Wall vmsonst.Petri, II, 852.

*12 Alle Vaterunser lang.

Um die Wiederholung eines Vorgangs in so kurzen Pausen auszudrücken, als man Zeit zum Beten des Vaterunsers bedarf.

*13 Das Vaterunser hinter sich beten (wie die Hexen).Eiselein, 615; Braun, I, 4217.

Lat.: Preces fundere praeposteras. (Binder I, 1393; II, 2647; Seybold, 455.) – Salutem ex inimicis nostris. (Sutor, 22.)

[Spaltenumbruch] *14 Das welsche Vaterunser beten.Seybold, 455.

*15 Dat ies, äs wann me 'n Vatterunser in 'n Däum (Dom) jaget. (Westf.)

*16 Den kann 'n ok mitten Farerunser dörch de Backen bläsen (lesen, pfeifen, pusten). (Strelitz.) – Firmenich, III, 73, 90; Frischbier2, 3885.

D. i. dem Magern, der blos aus Haut und Knochen besteht.

*17 Det Vôterûser entfäl em. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 176, 182.

*18 Drei Vaterunser lang.

*19 Ein Vaterunser für jemand beten.

Holl.: Voor iemand een paternostertje lezen. (Harrebomée, II, 174a.)

*20 Einem das vatervnser leren.Wicelius, Dialog.

*21 Einen mit drei Vaterunsern laufen lassen.

Etwas nicht streng nehmen, es bei leichtem Verweise bewenden lassen, eine leichte Busse auflegen. Aus der Beichte entlehnt.

*22 Er kann das Vaterunser nicht beten.

*23 Er kommt wöchentlich einmal über das Vaterunser wie die Gänse über den Hafer.Parömiakon, 897.

*24 Es ist eitel welsch Vaterunser.Eiselein, 617.

*25 Es ist wie das katholische Vaterunser, ohne Kraft und ohne Herrlichkeit.

Holl.: Het is een Roomsch Onzevader, de kracht en de heerlijkheid is eruit. (Harrebomée, II, 140.)

*26 Es mag noch ein Vaterunser bleiben.

So lange Aufschub, als es dauert, ein Vaterunser zu beten.

*27 Etwas wies Vaterunser können.Agricola I, 164.

*28 Hei heat eame dat Vatterunse immer Rocke tauknâupet(?). (Westf.)

*29 Sie heind enandere d's Vaterunser gebetet. (S. Räss.) – Sutermeister, 78.

*30 Weil man ein Vaterunser betet.

Von etwas, das nicht lange dauert.

Holl.: Terwijl men een paternoster leest. (Harrebomée, II, 174a.)


Vaterunserloch.

* Er hät e schönes Vaterunserloch.Sutermeister, 95.


Vegesack.

Vegesack fegt den Sack.

Was die Seeleute auf ihren langen Fahrten erspart, das verleben sie während der kurzen Pause in den Hafenorten, zu denen Vegesack, eine kleine Stadt zwischen Bremen und Bremerhafen, gehört. So erfüllt es seinen Namen, indem es den „Sack fegt“. Jedes Wirthhaus heisst übrigens in Niedersachsen „Fegenbüdel“.


Veh.

* Se hefft e klauke Veh am Arm. (Dönhofstädt.)

Wenn ein Mädchen als vermeintliche Braut mit einer Mannsperson unterfasst geht.


Veilchen.

1 Das niedere Veilchen riecht besser als Wintergrün.Parömiakon, 2534.

Das Unten ist dem glänzenden Oben vorzuziehen.

2 Ein Veilchen riecht besser als zehn Tulpen.Sprichwörtergarten, 748.

3 Veilchen und Lilien blühen nicht immer.

Lat.: Nec semper violae, nec semper lilia florent. (Ovid.) (Philippi, II, 11.)

4 Veilchen wachsen auch im Unkraut.

Holl.: Viooltjes groeijen ook tusschen onkruid. (Harrebomée, II, 384a.)

5 Veilchen wachsen nicht als Nesseln.

6 Wenn die Veilchen blühen, können die Aepfel noch nicht reif sein.


Veit.

1 Bai noa Sünt Vit (15. Juni) siet: har doa1, dai mautte Micheln seggen: war da2! (Iserlohn.) – Woeste, 61, 55.)

1) Beim Gerstesäen.

2) Wehre den Kühen.

2 En Dag noa, Sünte Vit giet achte Dage noa Micheln. (Iserlohn.) – Woeste, 61, 56.

3 Heiliger Sanct Veit, schick' uns ein Scheit; heiliger Hans, ein recht lang's; heiliger Sixt, ein recht dick's; heiliger Florian, zünd' unser Haus nicht an.

So sangen (in frühern Zeiten?) die Knaben, z. B. in Oberbaiern und Tirol, wenn sie von Haus zu Haus

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[[760]/0766] Vatermag. 1 Ist Vatermag dem Muttermag gleich, zieht Vatermag das Erbe hin. – Graf, 189, 35. Wenn die Verwandten von väterlicher Seite dem Grade nach dem von mütterlicher Seite gleich stehen; so treten sie das Erbe an. Mhd.: Ist daz vattermag glich dem muotermag so zûcht vattermag daz erb hin. (Bluntschli, I, 489.) 2 Vatermag soll erben vor Muttermag bis aufs vierte Glied. – Graf, 189, 34. Danach sollen die Verwandten von väterlicher Seite nur bis zum vierten Grade ein Vorzugsrecht vor denen der mütterlichen geniessen. Mhd.: Vattermag sol erben vor muttermag bis uf das vierte glied. (Blumer, I, 518.) Vatermörder. *1 Sich mit Vatermördern versehen. *2 Vatermörder tragen. Eine gewisse Art von Halskragen. Der Ursprung dieser Bezeichnung ist dunkel; er scheint auf einem blossen Witze zu beruhen. Nach einigen soll er von einer tragischen Geschichte, nach andern von einer komischen Uebertreibung herrühren. Nach jener soll ein mit solch einem steifgestärkten langen spitzigen Modekragen von einer Reise heimkehrender Sohn seinen Vater bei der Umarmung ins Auge gestochen haben, der dann an der Verwundung gestorben sein soll. Nach dieser sehen die zwei schneeweissen Hellebardenspitzen, die zur Cravatte herausragen, so lebensgefährlich aus, dass die Möglichkeit einer solchen Vatertödtung durch eine Sohnesumarmung gleich vorausgestetzt und für die Bezeichnung des neuen Stücks der Mode massgebend wurde. (Vgl. Gartenlaube, 1873, Nr. 3.) Vatern. *1 Er vattert gar in keinen Dingen. – Eyering, II, 248. Er ist seinem Vater gar nicht ähnlich. *2 Er vetert sich. – Agricola I, 645; Schottel, 1138b. Er geräth nach dem Vater. *3 Er vetert sich, er muttert sich. – Agricola I, 645. Er artet dem Vater oder der Mutter nach. Vatersegen. Vatersegen baut den Kindern Häuser, Mutterfluch reisst sie nieder. – Pred. Sal. 3, 11; Simrock, 10809; Schulze, 137. Vaterstand. Wer im Vaterstand, geb' den Kindern Brot und Gewand. Lat.: Est patris noto vestem praebere cibumque. (Seybold, 153.) Vaterunser. 1 Das deutsche Vaterunser hat hinter Kronstadt (s. d.) ein Ende. 2 Das Vaterunser ist der grösste Märtyrer auf Erden. 3 Das Vaterunser ist ein hoher Zaun und dickes Gehege, darüber der Teufel nicht kann steigen. 4 Das Vaterunser ist ein Strom, in dem das kleinste Lamm waten, aber auch der Elefant schwimmen kann. – Witzfunken, IIa, 98. 5 Ein gutes (stark) Vatervnser ist ein gut bewerth stück bey der Artzney. – Petri, II, 227; Henisch, 362, 1. 6 Ein Vaterunser für einen Feind gilt mehr als zehn für einen Freund. Holl.: Zijn paternoster averegts spreken. (Harrebomée, II, 174a.) 7 Ein Vaterunser, mit herzlichen thränen befeuchtet, muss bekleiben. – Henisch, 270, 58. Dän.: Fader vor er alle bønners kjerne. (Prov. dan., 150.) 8 Vaterunser, im Busche nunder, im langa Berge 'naus, is ganze Vaterunser aus. In Böhmen und Schlesien viel im Munde der Kinder. 9 Vaterunser ist des Armen Vorrath und Zinsgut. – Simrock, 10812; Körte, 6628; Braun, I, 4718. 10 Vaterunser und froher Muth verdriesst den Teufel. 11 Wenn das Vatervnser nicht ein Mawr bawt, so ist der Wall vmsonst. – Petri, II, 852. *12 Alle Vaterunser lang. Um die Wiederholung eines Vorgangs in so kurzen Pausen auszudrücken, als man Zeit zum Beten des Vaterunsers bedarf. *13 Das Vaterunser hinter sich beten (wie die Hexen). – Eiselein, 615; Braun, I, 4217. Lat.: Preces fundere praeposteras. (Binder I, 1393; II, 2647; Seybold, 455.) – Salutem ex inimicis nostris. (Sutor, 22.) *14 Das welsche Vaterunser beten. – Seybold, 455. *15 Dat ies, äs wann me 'n Vatterunser in 'n Däum (Dom) jaget. (Westf.) *16 Den kann 'n ok mitten Farerunser dörch de Backen bläsen (lesen, pfeifen, pusten). (Strelitz.) – Firmenich, III, 73, 90; Frischbier2, 3885. D. i. dem Magern, der blos aus Haut und Knochen besteht. *17 Det Vôterûser entfäl em. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 176, 182. *18 Drei Vaterunser lang. *19 Ein Vaterunser für jemand beten. Holl.: Voor iemand een paternostertje lezen. (Harrebomée, II, 174a.) *20 Einem das vatervnser leren. – Wicelius, Dialog. *21 Einen mit drei Vaterunsern laufen lassen. Etwas nicht streng nehmen, es bei leichtem Verweise bewenden lassen, eine leichte Busse auflegen. Aus der Beichte entlehnt. *22 Er kann das Vaterunser nicht beten. *23 Er kommt wöchentlich einmal über das Vaterunser wie die Gänse über den Hafer. – Parömiakon, 897. *24 Es ist eitel welsch Vaterunser. – Eiselein, 617. *25 Es ist wie das katholische Vaterunser, ohne Kraft und ohne Herrlichkeit. Holl.: Het is een Roomsch Onzevader, de kracht en de heerlijkheid is eruit. (Harrebomée, II, 140.) *26 Es mag noch ein Vaterunser bleiben. So lange Aufschub, als es dauert, ein Vaterunser zu beten. *27 Etwas wies Vaterunser können. – Agricola I, 164. *28 Hei heat eame dat Vatterunse immer Rocke tauknâupet(?). (Westf.) *29 Sie heind enandere d's Vaterunser gebetet. (S. Räss.) – Sutermeister, 78. *30 Weil man ein Vaterunser betet. Von etwas, das nicht lange dauert. Holl.: Terwijl men een paternoster leest. (Harrebomée, II, 174a.) Vaterunserloch. * Er hät e schönes Vaterunserloch. – Sutermeister, 95. Vegesack. Vegesack fegt den Sack. Was die Seeleute auf ihren langen Fahrten erspart, das verleben sie während der kurzen Pause in den Hafenorten, zu denen Vegesack, eine kleine Stadt zwischen Bremen und Bremerhafen, gehört. So erfüllt es seinen Namen, indem es den „Sack fegt“. Jedes Wirthhaus heisst übrigens in Niedersachsen „Fegenbüdel“. Veh. * Se hefft e klauke Veh am Arm. (Dönhofstädt.) Wenn ein Mädchen als vermeintliche Braut mit einer Mannsperson unterfasst geht. Veilchen. 1 Das niedere Veilchen riecht besser als Wintergrün. – Parömiakon, 2534. Das Unten ist dem glänzenden Oben vorzuziehen. 2 Ein Veilchen riecht besser als zehn Tulpen. – Sprichwörtergarten, 748. 3 Veilchen und Lilien blühen nicht immer. Lat.: Nec semper violae, nec semper lilia florent. (Ovid.) (Philippi, II, 11.) 4 Veilchen wachsen auch im Unkraut. Holl.: Viooltjes groeijen ook tusschen onkruid. (Harrebomée, II, 384a.) 5 Veilchen wachsen nicht als Nesseln. 6 Wenn die Veilchen blühen, können die Aepfel noch nicht reif sein. Veit. 1 Bai noa Sünt Vit (15. Juni) siet: har doa1, dai mautte Micheln seggen: war da2! (Iserlohn.) – Woeste, 61, 55.) 1) Beim Gerstesäen. 2) Wehre den Kühen. 2 En Dag noa, Sünte Vit giet achte Dage noa Micheln. (Iserlohn.) – Woeste, 61, 56. 3 Heiliger Sanct Veit, schick' uns ein Scheit; heiliger Hans, ein recht lang's; heiliger Sixt, ein recht dick's; heiliger Florian, zünd' unser Haus nicht an. So sangen (in frühern Zeiten?) die Knaben, z. B. in Oberbaiern und Tirol, wenn sie von Haus zu Haus

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [760]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/766>, abgerufen am 24.04.2024.