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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] 9 Es sei in Schimpf, Ernst oder Spott, was du mir gönst, das geb dir Gott. - Petri, III, 6.

10 Es wirdt auss dem schimpff offt ein ernst. - Henisch, 928, 4; Seybold, 386.

Dän.: Skemt lykkes ei altid. (Prov. dan., 504.)

Lat.: Nugae saepe seria ducunt. (Henisch, 928, 5; Seybold, 386.)

11 Hat dich der schimpff gerewen, so zeuch du widerumb heym. - Franck, II, 88b.

12 Im schimpff1 kann man eim wol die Warheit sagen. - Gruter, III, 54; Lehmann, II, 283, 39.

1) Hier im Sinne von Scherz.

13 In Schimpff vnd Ernst sagt vnd thut man alle Dinge. - Lehmann, 647, 71 u. 704, 3; Moscherosch, 313.

14 In schimpff vnd ernst soll betrug vermiden bleiben. - Henisch, 928, 55.

15 In Schimpff vnd spil sagt man die warheit vil. - Sutor, 288.

Lat.: Ludicra per uerba res saepe notatur acerba: Ludo siue ioco uir uera refert aliquando. (Loci comm., 108.)

16 Man nimmt den Schimpf für gut. - Eiselein, 549.

In dem Sinne Hebel's: "Nehmet mer mi Grobheit für en Ehr' uf." Auch Geiler: "Hab' Schimpf für gut."

17 Mit schimpff vnd ernst teuschet man die Leute. - Latendorf II, 22.

18 Nimm den Schimpf und deck' die Schande damit zu.

19 Schimpf ist erlogen.

20 Schimpf ist kein Scherz. - Grubb, 747.

21 Schimpf und Pillen muss man nicht kauen. - Frischbier2, 3295.

22 Schimpff mit glimpff. - Lehmann, 704, 7.

23 Schimpff ohn Schaden stehet wol zu tragen. - Petri, II, 529.

24 Schimpff on mein schaden. - Franck, I, 84b; Gruter, I, 64.

25 Schimpff soll haben glimpff vnd on schaden abgehen. - Franck, I, 84b; Gruter, I, 64; Lehmann, 704, 7; Chaos, 399; Schottel, 1127b; Eiselein, 549; Simrock, 9020; Körte, 5318; Braun, I, 3867.

Lat.: Cum jocus est verus, jocus est malus atque severus. (Eiselein, 549; Philippi, I, 102.)

Schwed.: Skjämt i tijda star wäl til lijda. (Grubb, 729.)

26 Schimpff vnd ernst stehet beisammen. - Henisch, 928, 61.

Dän.: Skemt med alvor, lyst med laerdom fölges ad. (Prov. dan., 504.)

Schwed.: Bäst leeka, bäst aterwänden. (Grubb, 63.)

27 Schimpff vnd Kurtzweil ohn Schaden ist wol gegönnt. - Petri, II, 529.

28 Schimpff wil ernst, genesch wil streych haben. - Franck, I, 82b; Lehmann, II, 566, 29; Henisch, 1493, 18; Simrock, 9021.

29 Schimpff wil schaden haben. - Franck, I, 84b; Gruter, I, 64; Simrock, 9022; Körte, 5317; Braun, I, 3868.

1) Bei Werdea (Biij) heisst es: "Schympf wil schaden haben, doch das man jn möge tragen; er sol seyn on betriglicheyt, anderss er wirt genannt eyn possheyt."

30 Wann der schimpff (Scherz) am besten ist, soll man auffhören. - Franck, I, 76a; II, 18a u. 81b; Gruter, I, 72; Petri, II, 638; Lehmann, 704, 2; Latendorf II, 28; Pauli, Schimpff, XVIIb; Schottel, 1127a; Eiselein, 549; Simrock, 9023.

"Vff hören sei ein ieder gerist, so der schimpff am besten ist." (Murner, Vom grossen luth. Narren, in Kloster, X, 10.)

Lat.: Breve sit, quod turpiter audes. (Juvenal.) (Binder II, 376; Seybold, 60.) - Dum ludus bonus est, ipsum dimittere fas. (Egeria, 88a.) - Jocus dum optimus est, cessandum. (Eiselein, 549; Binder II, 1587.)

31 Wenn einem ein Schimpff beigebracht ist, so wills niemand gethan haben. - Petri, II, 649.

32 Wer nicht kann Schimpf verstehn, soll nicht zu Leuten gehn. - Pistor., VII, 35.

Schimpf und Scherz war früher gleichbedeutend.

33 Wer nicht schympff auffnemen kan, der soll schimpffen an lassen stan. - Werdea, Biiij.

*34 Mit Schimpf und Schande davongehen müssen.

Nicht blos unverrichteter Sache, ohne seinen Zweck zu erreichen, sondern abgezogen mit langer Nase, mit Beschämung. Jüd.-deutsch: Er is aweggegangen Becharpe (Schande) übe Büsche (Spott).

[Spaltenumbruch] *35 Schimpf in Glimpf verwandeln.

Lat.: Vertere seria ludo. (Eiselein, 549.)

*36 Zu schimpff vnd ernst auff alle Sättel gerecht. - Gruter, III, 119; Lehmann, II, 905, 20.

Lat.: Ludicra per verba res saepe notatur acerba. (Eiselein, 549.)


Schimpfen.

1 De ene schömpt en Glaupog, de andre Kaulpog. (Königsberg.)

2 'S Schimpf'n ist keine Kunst, aber's Bessermach'n. (Wien.)

3 Schimpft der Kellner seinen Wirth, so hat er sich selbst schimpfirt.

4 Wea schimpft1, dea kafft. (Niederösterreich.) - Frommann, III, 390, 35.

1) Die Waare tadelt, schlecht macht.

5 Wei will schimpet siyn, mot friggen (freien); wei will loewet siyn, mot stearwen. (Westf.)

6 Wer schimpft, der hat verloren. - Simrock, 9024; Braun, I, 3869.

Frz.: Qui se fache a tort. (Masson, 303.)

7 Wer schimpft, der schimpft sich selbst. (Schles.)

8 Wer will geschimpft sein, muss heirathen.

9 Wer zu schimpfen anfängt, hat unrecht.

Holl.: Die het eerst begint te schelden, heeft het onregt aan zijne zijde. (Harrebomee, II, 138b.)

10 Wier schimpft, dier keift. (Siebenbürg.- sächs.) - Schuster, 399.

Wer schimpft, der kauft. D. h. wer die Waare tadelt herabsetzt, schlecht macht.

11 Willst g'schimpft wer'n, muast heirat'n; willst g'lobt wer'n, muast sterb'n. (Steirisches Oberland.)

*12 E schimpft wä en Reiruessen (oder: wä e Reirbika). (Schässburg.) - Firmenich, III, 426, 33.

*13 Er schimpft auf Gott und die ganze Welt. - Frischbier2, 3296.

*14 Er schimpft ihn, dass der Dreck an ihm herabläuft.

*15 Er schimpft wie ein Fischweib.

*16 Er schimpft wie ein Fuhrknecht.

Poln.: Klnie jak furman. (Lompa, 16.)

*17 Er schimpft wie ein Kuppelweib. - Frischbier2, 3297.

*18 Er schimpft wie ein Rohrsperling (Rohrspatz). - Simrock, 8492; Körte, 5087a; Lohrengel, II, 423; Frischbier2 3297.

Im Elsass: Schimpfen wie'n Rohrspatz. (Alsatia, 1850, 28.) Jemand mit geläufiger Zunge, mit Scheltworten überschütten. Unter den vier Vögelarten, die man mit dem Namen Rohrspatz bezeichnet (Nemnich, Wörterbuch der Naturgeschichte, Sp. 470), soll es der Rohrammer sein, welcher zu der obigen Redensart besonders veranlasst hat, weil er das Misfallen der Jäger dadurch erregt hat, dass er durch sein Geschrei das Wild auf deren Anwesenheit aufmerksam macht. (Nemnich, Polyglotten-Lexikon der Naturgeschichte, Sp. 1484; Frommann, III, 353 u. 359, 12.)

*19 He schömpt min Haus fa 'ne Kath. - Frischbier2, 3298.

Dieser Schimpf ist in Tolkemit Gegenstand einer Injurienklage gewesen, die aber mit der Freisprechung des Angeklagten geendet hat.

*20 Kannst mich schimpfen, wie du willst, nur schimpfe mich nicht schwarz Arschloch. - Weinhold, 6.


Schimpfpfeil.

* Schimpfpfeile schiessen. - Schottel, 1115b.


Schimpfreden.

Schimpfreden und Processionen kommen wieder auf den Punkt zurück, von dem sie ausgingen.

It.: Le bestemmie fanno come le processioni, che tornano onde si partono. (Cahier, 2829.)


Schimpfwort.

1 Schimpfworte sind erlogen. - Simrock, 9025.

2 Schimpfworte sind schneller als der Wind, sie sind kaum gesprochen, so weiss sie jedes Kind.

3 Wer zum ersten Schimpfwort schweigt, bricht dem zweiten die Knochen.

Ein talmudisches Sprichwort sagt: Heil dem, der den ersten Schimpf ruhig anhören kann, er entgeht hundert Schimpfreden. (Sanhedrin.)


[Spaltenumbruch] 9 Es sei in Schimpf, Ernst oder Spott, was du mir gönst, das geb dir Gott.Petri, III, 6.

10 Es wirdt auss dem schimpff offt ein ernst.Henisch, 928, 4; Seybold, 386.

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11 Hat dich der schimpff gerewen, so zeuch du widerumb heym.Franck, II, 88b.

12 Im schimpff1 kann man eim wol die Warheit sagen.Gruter, III, 54; Lehmann, II, 283, 39.

1) Hier im Sinne von Scherz.

13 In Schimpff vnd Ernst sagt vnd thut man alle Dinge.Lehmann, 647, 71 u. 704, 3; Moscherosch, 313.

14 In schimpff vnd ernst soll betrug vermiden bleiben.Henisch, 928, 55.

15 In Schimpff vnd spil sagt man die warheit vil.Sutor, 288.

Lat.: Ludicra per uerba res saepe notatur acerba: Ludo siue ioco uir uera refert aliquando. (Loci comm., 108.)

16 Man nimmt den Schimpf für gut.Eiselein, 549.

In dem Sinne Hebel's: „Nehmet mer mi Grobheit für en Ehr' uf.“ Auch Geiler: „Hab' Schimpf für gut.“

17 Mit schimpff vnd ernst teuschet man die Leute.Latendorf II, 22.

18 Nimm den Schimpf und deck' die Schande damit zu.

19 Schimpf ist erlogen.

20 Schimpf ist kein Scherz.Grubb, 747.

21 Schimpf und Pillen muss man nicht kauen.Frischbier2, 3295.

22 Schimpff mit glimpff.Lehmann, 704, 7.

23 Schimpff ohn Schaden stehet wol zu tragen.Petri, II, 529.

24 Schimpff on mein schaden.Franck, I, 84b; Gruter, I, 64.

25 Schimpff soll haben glimpff vnd on schaden abgehen.Franck, I, 84b; Gruter, I, 64; Lehmann, 704, 7; Chaos, 399; Schottel, 1127b; Eiselein, 549; Simrock, 9020; Körte, 5318; Braun, I, 3867.

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26 Schimpff vnd ernst stehet beisammen.Henisch, 928, 61.

Dän.: Skemt med alvor, lyst med laerdom følges ad. (Prov. dan., 504.)

Schwed.: Bäst leeka, bäst återwänden. (Grubb, 63.)

27 Schimpff vnd Kurtzweil ohn Schaden ist wol gegönnt.Petri, II, 529.

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29 Schimpff wil schaden haben.Franck, I, 84b; Gruter, I, 64; Simrock, 9022; Körte, 5317; Braun, I, 3868.

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„Vff hören sei ein ieder gerist, so der schimpff am besten ist.“ (Murner, Vom grossen luth. Narren, in Kloster, X, 10.)

Lat.: Breve sit, quod turpiter audes. (Juvenal.) (Binder II, 376; Seybold, 60.) – Dum ludus bonus est, ipsum dimittere fas. (Egeria, 88a.) – Jocus dum optimus est, cessandum. (Eiselein, 549; Binder II, 1587.)

31 Wenn einem ein Schimpff beigebracht ist, so wills niemand gethan haben.Petri, II, 649.

32 Wer nicht kann Schimpf verstehn, soll nicht zu Leuten gehn.Pistor., VII, 35.

Schimpf und Scherz war früher gleichbedeutend.

33 Wer nicht schympff auffnemen kan, der soll schimpffen an lassen stan.Werdea, Biiij.

*34 Mit Schimpf und Schande davongehen müssen.

Nicht blos unverrichteter Sache, ohne seinen Zweck zu erreichen, sondern abgezogen mit langer Nase, mit Beschämung. Jüd.-deutsch: Er is aweggegangen Becharpe (Schande) übe Büsche (Spott).

[Spaltenumbruch] *35 Schimpf in Glimpf verwandeln.

Lat.: Vertere seria ludo. (Eiselein, 549.)

*36 Zu schimpff vnd ernst auff alle Sättel gerecht.Gruter, III, 119; Lehmann, II, 905, 20.

Lat.: Ludicra per verba res saepe notatur acerba. (Eiselein, 549.)


Schimpfen.

1 De êne schömpt en Glûpôg, de andre Kûlpôg. (Königsberg.)

2 'S Schimpf'n ist keine Kunst, aber's Bessermach'n. (Wien.)

3 Schimpft der Kellner seinen Wirth, so hat er sich selbst schimpfirt.

4 Wea schimpft1, dea kafft. (Niederösterreich.) – Frommann, III, 390, 35.

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5 Wei will schimpet siyn, mot friggen (freien); wei will loewet siyn, mot stearwen. (Westf.)

6 Wer schimpft, der hat verloren.Simrock, 9024; Braun, I, 3869.

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7 Wer schimpft, der schimpft sich selbst. (Schles.)

8 Wer will geschimpft sein, muss heirathen.

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Holl.: Die het eerst begint te schelden, heeft het onregt aan zijne zijde. (Harrebomée, II, 138b.)

10 Wier schimpft, diér kîft. (Siebenbürg.- sächs.) – Schuster, 399.

Wer schimpft, der kauft. D. h. wer die Waare tadelt herabsetzt, schlecht macht.

11 Willst g'schimpft wer'n, muast heirat'n; willst g'lobt wer'n, muast sterb'n. (Steirisches Oberland.)

*12 E schimpft wä en Rîruessen (oder: wä e Rîrbika). (Schässburg.) – Firmenich, III, 426, 33.

*13 Er schimpft auf Gott und die ganze Welt.Frischbier2, 3296.

*14 Er schimpft ihn, dass der Dreck an ihm herabläuft.

*15 Er schimpft wie ein Fischweib.

*16 Er schimpft wie ein Fuhrknecht.

Poln.: Klnie jak furman. (Lompa, 16.)

*17 Er schimpft wie ein Kuppelweib.Frischbier2, 3297.

*18 Er schimpft wie ein Rohrsperling (Rohrspatz).Simrock, 8492; Körte, 5087a; Lohrengel, II, 423; Frischbier2 3297.

Im Elsass: Schimpfen wie'n Rohrspatz. (Alsatia, 1850, 28.) Jemand mit geläufiger Zunge, mit Scheltworten überschütten. Unter den vier Vögelarten, die man mit dem Namen Rohrspatz bezeichnet (Nemnich, Wörterbuch der Naturgeschichte, Sp. 470), soll es der Rohrammer sein, welcher zu der obigen Redensart besonders veranlasst hat, weil er das Misfallen der Jäger dadurch erregt hat, dass er durch sein Geschrei das Wild auf deren Anwesenheit aufmerksam macht. (Nemnich, Polyglotten-Lexikon der Naturgeschichte, Sp. 1484; Frommann, III, 353 u. 359, 12.)

*19 He schömpt min Hûs fa 'ne Kath.Frischbier2, 3298.

Dieser Schimpf ist in Tolkemit Gegenstand einer Injurienklage gewesen, die aber mit der Freisprechung des Angeklagten geendet hat.

*20 Kannst mich schimpfen, wie du willst, nur schimpfe mich nicht schwarz Arschloch.Weinhold, 6.


Schimpfpfeil.

* Schimpfpfeile schiessen.Schottel, 1115b.


Schimpfreden.

Schimpfreden und Processionen kommen wieder auf den Punkt zurück, von dem sie ausgingen.

It.: Le bestemmie fanno come le processioni, che tornano onde si partono. (Cahier, 2829.)


Schimpfwort.

1 Schimpfworte sind erlogen.Simrock, 9025.

2 Schimpfworte sind schneller als der Wind, sie sind kaum gesprochen, so weiss sie jedes Kind.

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[[93]/0099] 9 Es sei in Schimpf, Ernst oder Spott, was du mir gönst, das geb dir Gott. – Petri, III, 6. 10 Es wirdt auss dem schimpff offt ein ernst. – Henisch, 928, 4; Seybold, 386. Dän.: Skemt lykkes ei altid. (Prov. dan., 504.) Lat.: Nugae saepe seria ducunt. (Henisch, 928, 5; Seybold, 386.) 11 Hat dich der schimpff gerewen, so zeuch du widerumb heym. – Franck, II, 88b. 12 Im schimpff1 kann man eim wol die Warheit sagen. – Gruter, III, 54; Lehmann, II, 283, 39. 1) Hier im Sinne von Scherz. 13 In Schimpff vnd Ernst sagt vnd thut man alle Dinge. – Lehmann, 647, 71 u. 704, 3; Moscherosch, 313. 14 In schimpff vnd ernst soll betrug vermiden bleiben. – Henisch, 928, 55. 15 In Schimpff vnd spil sagt man die warheit vil. – Sutor, 288. Lat.: Ludicra per uerba res saepe notatur acerba: Ludo siue ioco uir uera refert aliquando. (Loci comm., 108.) 16 Man nimmt den Schimpf für gut. – Eiselein, 549. In dem Sinne Hebel's: „Nehmet mer mi Grobheit für en Ehr' uf.“ Auch Geiler: „Hab' Schimpf für gut.“ 17 Mit schimpff vnd ernst teuschet man die Leute. – Latendorf II, 22. 18 Nimm den Schimpf und deck' die Schande damit zu. 19 Schimpf ist erlogen. 20 Schimpf ist kein Scherz. – Grubb, 747. 21 Schimpf und Pillen muss man nicht kauen. – Frischbier2, 3295. 22 Schimpff mit glimpff. – Lehmann, 704, 7. 23 Schimpff ohn Schaden stehet wol zu tragen. – Petri, II, 529. 24 Schimpff on mein schaden. – Franck, I, 84b; Gruter, I, 64. 25 Schimpff soll haben glimpff vnd on schaden abgehen. – Franck, I, 84b; Gruter, I, 64; Lehmann, 704, 7; Chaos, 399; Schottel, 1127b; Eiselein, 549; Simrock, 9020; Körte, 5318; Braun, I, 3867. Lat.: Cum jocus est verus, jocus est malus atque severus. (Eiselein, 549; Philippi, I, 102.) Schwed.: Skjämt i tijda står wäl til lijda. (Grubb, 729.) 26 Schimpff vnd ernst stehet beisammen. – Henisch, 928, 61. Dän.: Skemt med alvor, lyst med laerdom følges ad. (Prov. dan., 504.) Schwed.: Bäst leeka, bäst återwänden. (Grubb, 63.) 27 Schimpff vnd Kurtzweil ohn Schaden ist wol gegönnt. – Petri, II, 529. 28 Schimpff wil ernst, genesch wil streych haben. – Franck, I, 82b; Lehmann, II, 566, 29; Henisch, 1493, 18; Simrock, 9021. 29 Schimpff wil schaden haben. – Franck, I, 84b; Gruter, I, 64; Simrock, 9022; Körte, 5317; Braun, I, 3868. 1) Bei Werdea (Biij) heisst es: „Schympf wil schaden haben, doch das man jn möge tragen; er sol seyn on betriglicheyt, anderss er wirt genannt eyn possheyt.“ 30 Wann der schimpff (Scherz) am besten ist, soll man auffhören. – Franck, I, 76a; II, 18a u. 81b; Gruter, I, 72; Petri, II, 638; Lehmann, 704, 2; Latendorf II, 28; Pauli, Schimpff, XVIIb; Schottel, 1127a; Eiselein, 549; Simrock, 9023. „Vff hören sei ein ieder gerist, so der schimpff am besten ist.“ (Murner, Vom grossen luth. Narren, in Kloster, X, 10.) Lat.: Breve sit, quod turpiter audes. (Juvenal.) (Binder II, 376; Seybold, 60.) – Dum ludus bonus est, ipsum dimittere fas. (Egeria, 88a.) – Jocus dum optimus est, cessandum. (Eiselein, 549; Binder II, 1587.) 31 Wenn einem ein Schimpff beigebracht ist, so wills niemand gethan haben. – Petri, II, 649. 32 Wer nicht kann Schimpf verstehn, soll nicht zu Leuten gehn. – Pistor., VII, 35. Schimpf und Scherz war früher gleichbedeutend. 33 Wer nicht schympff auffnemen kan, der soll schimpffen an lassen stan. – Werdea, Biiij. *34 Mit Schimpf und Schande davongehen müssen. Nicht blos unverrichteter Sache, ohne seinen Zweck zu erreichen, sondern abgezogen mit langer Nase, mit Beschämung. Jüd.-deutsch: Er is aweggegangen Becharpe (Schande) übe Büsche (Spott). *35 Schimpf in Glimpf verwandeln. Lat.: Vertere seria ludo. (Eiselein, 549.) *36 Zu schimpff vnd ernst auff alle Sättel gerecht. – Gruter, III, 119; Lehmann, II, 905, 20. Lat.: Ludicra per verba res saepe notatur acerba. (Eiselein, 549.) Schimpfen. 1 De êne schömpt en Glûpôg, de andre Kûlpôg. (Königsberg.) 2 'S Schimpf'n ist keine Kunst, aber's Bessermach'n. (Wien.) 3 Schimpft der Kellner seinen Wirth, so hat er sich selbst schimpfirt. 4 Wea schimpft1, dea kafft. (Niederösterreich.) – Frommann, III, 390, 35. 1) Die Waare tadelt, schlecht macht. 5 Wei will schimpet siyn, mot friggen (freien); wei will loewet siyn, mot stearwen. (Westf.) 6 Wer schimpft, der hat verloren. – Simrock, 9024; Braun, I, 3869. Frz.: Qui se fâche a tort. (Masson, 303.) 7 Wer schimpft, der schimpft sich selbst. (Schles.) 8 Wer will geschimpft sein, muss heirathen. 9 Wer zu schimpfen anfängt, hat unrecht. Holl.: Die het eerst begint te schelden, heeft het onregt aan zijne zijde. (Harrebomée, II, 138b.) 10 Wier schimpft, diér kîft. (Siebenbürg.- sächs.) – Schuster, 399. Wer schimpft, der kauft. D. h. wer die Waare tadelt herabsetzt, schlecht macht. 11 Willst g'schimpft wer'n, muast heirat'n; willst g'lobt wer'n, muast sterb'n. (Steirisches Oberland.) *12 E schimpft wä en Rîruessen (oder: wä e Rîrbika). (Schässburg.) – Firmenich, III, 426, 33. *13 Er schimpft auf Gott und die ganze Welt. – Frischbier2, 3296. *14 Er schimpft ihn, dass der Dreck an ihm herabläuft. *15 Er schimpft wie ein Fischweib. *16 Er schimpft wie ein Fuhrknecht. Poln.: Klnie jak furman. (Lompa, 16.) *17 Er schimpft wie ein Kuppelweib. – Frischbier2, 3297. *18 Er schimpft wie ein Rohrsperling (Rohrspatz). – Simrock, 8492; Körte, 5087a; Lohrengel, II, 423; Frischbier2 3297. Im Elsass: Schimpfen wie'n Rohrspatz. (Alsatia, 1850, 28.) Jemand mit geläufiger Zunge, mit Scheltworten überschütten. Unter den vier Vögelarten, die man mit dem Namen Rohrspatz bezeichnet (Nemnich, Wörterbuch der Naturgeschichte, Sp. 470), soll es der Rohrammer sein, welcher zu der obigen Redensart besonders veranlasst hat, weil er das Misfallen der Jäger dadurch erregt hat, dass er durch sein Geschrei das Wild auf deren Anwesenheit aufmerksam macht. (Nemnich, Polyglotten-Lexikon der Naturgeschichte, Sp. 1484; Frommann, III, 353 u. 359, 12.) *19 He schömpt min Hûs fa 'ne Kath. – Frischbier2, 3298. Dieser Schimpf ist in Tolkemit Gegenstand einer Injurienklage gewesen, die aber mit der Freisprechung des Angeklagten geendet hat. *20 Kannst mich schimpfen, wie du willst, nur schimpfe mich nicht schwarz Arschloch. – Weinhold, 6. Schimpfpfeil. * Schimpfpfeile schiessen. – Schottel, 1115b. Schimpfreden. Schimpfreden und Processionen kommen wieder auf den Punkt zurück, von dem sie ausgingen. It.: Le bestemmie fanno come le processioni, che tornano onde si partono. (Cahier, 2829.) Schimpfwort. 1 Schimpfworte sind erlogen. – Simrock, 9025. 2 Schimpfworte sind schneller als der Wind, sie sind kaum gesprochen, so weiss sie jedes Kind. 3 Wer zum ersten Schimpfwort schweigt, bricht dem zweiten die Knochen. Ein talmudisches Sprichwort sagt: Heil dem, der den ersten Schimpf ruhig anhören kann, er entgeht hundert Schimpfreden. (Sanhedrin.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [93]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/99>, abgerufen am 23.04.2024.