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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] 90 Wer sanft will schlafen und früh aufstehn, der soll nicht spät zum (Abend-)Essen gehn.

Lat.: Ventriculo gravis est nocturno tempore coena. (Gaal, 393.)

91 Wer schlafend singt, steht nicht auf um zu weinen.

Dasselbe behaupten auch die Chinesen (Cibot, 160), aber es geschieht doch oft genug, dass heitern Träumen ein trüber Tag folgt.

92 Wer schläft bis in den Tag, wol wenig studiren mag.

Lat.: Somnus matutinus studiosorum pestis. (Seybold, 576.)

93 Wer schläft, dem ist es gleich, ob er auf Rasen oder Federn liegt.

Aehnlich russisch Altmann VI, 405.

94 Wer schläft, den hungert nicht.

Engl.: Sleeping is as good as eating.

Frz.: Qui dort, dine. (Lendroy, 624; Kritzinger, 246a; Cahier, 576.)

It.: Chi dorme non sente la fame.

Schwed.: Den som sofwer känner ingen hunger. (Marin, 9.)

95 Wer schläft, der beisst nicht. - Petri, II, 766; Henisch, 267, 19.

96 Wer schläft, der schläft sich zum Besten; wer arbeitet, weiss nicht, wem es zu Gute kommen wird.

97 Wer schläft, fängt keine Fische. - Schweiz, I, 234, 2.

In der italienischen Schweiz lautet das Sprichwort: Chi dormi al ciapa miga pes.

Frz.: Trop dormir, fait mal vetir.

It.: Chi dorme, non piglia pesci. (Bohn I, 79; Pazzaglia, 104, 1.) - Chi vuol fare, non dorma.

Lat.: Dormientibus bona non deferuntur. ( Gaal, 1370.)

98 Wer schläft in des Teufels Schos, der steht blind auf.

99 Wer schläft, stolpert nicht.

100 Wer schläft, sündigt nicht. - Simrock, 9042; Parömiakon, 2280; Braun, I, 3883.

Vorausgesetzt, dass er nicht da schläft, wo, und zu einer Zeit, wann er wachen soll, z. B. auf einem Wachtposten.

Lat.: Qui dormit, non peccat. (Gaal, 1368.)

101 Wer schläft, sündigt nicht, sagte der faule Knecht, und legte sich, da ihm die Sonne ins Gesicht schien, auf die andere Seite.

102 Wer schläft, sündigt nicht, sagte der Wächter, und legte sich in Pfarrers Bansen.

103 Wer schlöppt, de deit ken Sün (Sünde). (Rendsburg.)

104 Wer selbst schläft, kann andere nicht aufwecken.

Ausgenommen, er schnarche sehr stark.

105 Wer trunken schläft und wer Todes verfuhr, das unterscheidet der Odem nur.

106 Wer viel schläft, den schläfert viel. - Petri, II, 773; Simrock, 9038; Körte, 5323; Braun, I, 3872.

Pfarrius hat dies Sprichwort einem Gedicht als Ueberschrift gegeben. (Düsseldorf, II.)

107 Wer viel schläft, träumt viel; wer viel spricht, lügt viel.

It.: Gran dormir non e senza segni, gran parlar non e senza menzogne. (Gaal, 1119.)

108 Wer viel schläft, lernt wenig.

Frz.: Qui beaucoup dort, peu apprend. (Kritzinger, 246a.)

Span.: Quien mucho duerme, poco aprende. (Cahier, 3398; Bohn I, 250.)

109 Wer viel schläft, ist nicht ohne Träume, und wer viel verspricht, nicht ohne Lügen.

110 Wer wil schlaffen auff gantzer Heut, der meid hädrisch vnd zenckisch Leut. - Eyering, III, 441.

111 Wer will gut schlafen, muss des Denkens sich entschlagen. (S. Schlafheim.)

Poln.: Chcesz dobrze spac: wiec mysli z swojej wyzen. (Lipinski, 23.)

112 Wer will schlafen ohne Sorgen, der hüte sich vorm Borgen.

113 Wer will schlafen ohne Sorgen, der mach' sein Bett am Morgen.

Holl.: Die wil slapen zacht, make zijn bedje tegen den nacht. (Harrebomee, II, 114.)

114 Wer wohl schläft, dem ist überall leicht gebettet. - Gaal, 1367.

It.: A sonno panca. (Gaal, 1367.)

[Spaltenumbruch] 115 Wer wohl schläft, pisst, kopt und furzt, bedarf weder Arzt noch Wurz. - Fischart, Prakt.

Frz.: Qui bien dort, bien pisse et bien colle n'a besoin de Maitre Nicolle. (Kritzinger, 246a.)

116 Wer zu lange schläft, wacht zu spät auf. - Smirock, 9037; Körte, 5236.

117 Wir schlaffen odder wachen, so schlefft doch der hausszins nit. (S. Rente 2 u. 3.) - (Franck, II, 111b); Tappius, 178b; Petri, II, 798; Lehmann, II, 856, 427; Chaos, 689; Sutor, 28.

Holl.: Huishuur slaapt niet. - Of wij slapen of waken, altijd loopen de renten. - Rent en huur slaapt geen uur. (Harrebomee, II, 354a.)

Lat.: Citius usura currit, quam Heraclites. - Damnum appellandum est cum mala fama lucrum. (Sutor, 28 u. 584.)

118 Zu viel schlafen macht böse Kleider.

Frz.: Trop dormir cause mal vetir. (Kritzinger, 246a.)

*119 Bis dahin werden noch viel schlafen gehen.

Frz.: Tel a beaux yeux a la tete, qui n'en verra pas la fete. (Kritzinger, 672a.)

*120 Der schläfft steihnedi (stehend) wei a Papp'nhamers gaul1. (Nürnberg.) - Frommann, VI, 415, 3.

1) Das Pferd eines Pappenheimer, d. h. eines Arbeiters, der bei Nacht die heimlichen Gemächer ausräumt. (Schmeller, I, 290.) Nach Siebenkees (Materialien, II, 680) kommt diese Bezeichnung schon im 14. Jahrhundert vor.

*121 Der schläft bis ans Kreuz1 hinaus. (Rottenburg.)

1) Ein vom Orte entfernt stehender Feldkrug bei Wurmlingen. - D. h. zehr lange.

*122 Dü slepst bi a Wogh. (Amrum.) - Haupt, VIII, 369, 306.

Du schläfst bei der Wand, d. h. hast nichts zu sagen.

*123 Er gehet schlafen.

Es ist aus mit ihm.

*124 Er schläfft den hasen schlaff. - Franck, II, 92b; Tappius, 135a.

Dän.: Han sover hare-sövne. (Prov. dan., 273.)

*125 Er schläfft für hunger. - Franck, II, 92b.

*126 Er schläfft mit offnen augen wie ein hase. - Franck, II, 73a u. 92b; Eyering, II, 272; Eiselein, 282; Frischbier2, 3314.

Um vorsichtigen, wachsamen Schlaf anzudeuten, sagen die Holländer: Slapen als de kraanvogels. (Harrebomee, I, 447a.)

Dän.: Han sover med aabne ögen som haren. (Prov. dan., 273.)

Lat.: Lepus dormiens. (Hanzely, 223; Philippi, I, 223.) - Somnians vigilat. (Philippi, II, 195.)

*127 Er schläft am Tage, um in der Nacht zu wachen.

Von Dieben.

*128 Er schläft auf beiden Ohren.

Sehr fest. Um auszudrücken, dass jemand sehr fest schlafe, heisst es in Warschau jüdisch- deutsch: Er schluft wie a Gehargeber. Ein Erschlagener, vom hebräischen hurog = erschlagen.

Lat.: Dormire in utramvis aurem. - Dormire in utrumvis oculum. (Faselius, 67.)

*129 Er schläft bis die Kuh drei Batzen gilt.

*130 Er schläft, dass ein Auge das andere nicht sieht. - Frischbier2, 3312.

Sehr fest, beide Augen zu.

*131 Er schläft dem Tag die Augen aus. (Südböhmen.)

Frz.: Dormir la grasse matinee. (Kritzinger, 246a.)

*132 Er schläft den ewigen Schlaf. - Braun, I, 3874.

*133 Er schläft den Schlaf des Gerechten.

*134 Er schläft ein Loch in den Tag hinein.

Holl.: Hij slaapt een gat in den dag. (Harrebomee, I, 205a.)

*135 Er schläft für sich und träumt für andere. - Ausland, 1871, 404b.

*136 Er schläft in den Kleidern.

Frz.: Il a couche dans son fourreau comme l'epee du Roi. (Lendroy, 511.)

*137 Er schläft nicht für alle.

Die Redensart ward gebraucht, wenn man einem Freunde oder einer Respectsperson etwas vorzugsweise gestattete, was man einem andern verweigert hätte. Ueber die Entstehung derselben gibt es zwar abweichende Erklärungen, die beste gibt aber wol Plutarch. Aus diesem Schriftsteller entlehnt findet man die ergötzliche Geschichte in der Zeitung für die elegante Welt, 1823, Nr. 238. In Kürze so viel: Ein Römer wollte ein Staatsamt bekleiden. Er lud den mächtigen Minister Mäcenas, der viel über den Kaiser vermochte, zu Gaste, der sich sehr für dessen Gemahlin interessirte. Beim Nachtisch schlief er zum Schein ein,

[Spaltenumbruch] 90 Wer sanft will schlafen und früh aufstehn, der soll nicht spät zum (Abend-)Essen gehn.

Lat.: Ventriculo gravis est nocturno tempore coena. (Gaal, 393.)

91 Wer schlafend singt, steht nicht auf um zu weinen.

Dasselbe behaupten auch die Chinesen (Cibot, 160), aber es geschieht doch oft genug, dass heitern Träumen ein trüber Tag folgt.

92 Wer schläft bis in den Tag, wol wenig studiren mag.

Lat.: Somnus matutinus studiosorum pestis. (Seybold, 576.)

93 Wer schläft, dem ist es gleich, ob er auf Rasen oder Federn liegt.

Aehnlich russisch Altmann VI, 405.

94 Wer schläft, den hungert nicht.

Engl.: Sleeping is as good as eating.

Frz.: Qui dort, dine. (Lendroy, 624; Kritzinger, 246a; Cahier, 576.)

It.: Chi dorme non sente la fame.

Schwed.: Den som sofwer känner ingen hunger. (Marin, 9.)

95 Wer schläft, der beisst nicht.Petri, II, 766; Henisch, 267, 19.

96 Wer schläft, der schläft sich zum Besten; wer arbeitet, weiss nicht, wem es zu Gute kommen wird.

97 Wer schläft, fängt keine Fische.Schweiz, I, 234, 2.

In der italienischen Schweiz lautet das Sprichwort: Chi dormi al ciapa miga pes.

Frz.: Trop dormir, fait mal vêtir.

It.: Chi dorme, non piglia pesci. (Bohn I, 79; Pazzaglia, 104, 1.) – Chi vuol fare, non dorma.

Lat.: Dormientibus bona non deferuntur. ( Gaal, 1370.)

98 Wer schläft in des Teufels Schos, der steht blind auf.

99 Wer schläft, stolpert nicht.

100 Wer schläft, sündigt nicht.Simrock, 9042; Parömiakon, 2280; Braun, I, 3883.

Vorausgesetzt, dass er nicht da schläft, wo, und zu einer Zeit, wann er wachen soll, z. B. auf einem Wachtposten.

Lat.: Qui dormit, non peccat. (Gaal, 1368.)

101 Wer schläft, sündigt nicht, sagte der faule Knecht, und legte sich, da ihm die Sonne ins Gesicht schien, auf die andere Seite.

102 Wer schläft, sündigt nicht, sagte der Wächter, und legte sich in Pfarrers Bansen.

103 Wer schlöppt, de deit kên Sün (Sünde). (Rendsburg.)

104 Wer selbst schläft, kann andere nicht aufwecken.

Ausgenommen, er schnarche sehr stark.

105 Wer trunken schläft und wer Todes verfuhr, das unterscheidet der Odem nur.

106 Wer viel schläft, den schläfert viel.Petri, II, 773; Simrock, 9038; Körte, 5323; Braun, I, 3872.

Pfarrius hat dies Sprichwort einem Gedicht als Ueberschrift gegeben. (Düsseldorf, II.)

107 Wer viel schläft, träumt viel; wer viel spricht, lügt viel.

It.: Gran dormir non è senza segni, gran parlar non è senza menzogne. (Gaal, 1119.)

108 Wer viel schläft, lernt wenig.

Frz.: Qui beaucoup dort, peu apprend. (Kritzinger, 246a.)

Span.: Quien mucho duerme, poco aprende. (Cahier, 3398; Bohn I, 250.)

109 Wer viel schläft, ist nicht ohne Träume, und wer viel verspricht, nicht ohne Lügen.

110 Wer wil schlaffen auff gantzer Heut, der meid hädrisch vnd zenckisch Leut.Eyering, III, 441.

111 Wer will gut schlafen, muss des Denkens sich entschlagen. (S. Schlafheim.)

Poln.: Chcesz dobrze spać: więc myśli z swojéj wyżeń. (Lipiński, 23.)

112 Wer will schlafen ohne Sorgen, der hüte sich vorm Borgen.

113 Wer will schlafen ohne Sorgen, der mach' sein Bett am Morgen.

Holl.: Die wil slapen zacht, make zijn bedje tegen den nacht. (Harrebomée, II, 114.)

114 Wer wohl schläft, dem ist überall leicht gebettet.Gaal, 1367.

It.: A sonno panca. (Gaal, 1367.)

[Spaltenumbruch] 115 Wer wohl schläft, pisst, kopt und furzt, bedarf weder Arzt noch Wurz.Fischart, Prakt.

Frz.: Qui bien dort, bien pisse et bien colle n'a besoin de Maitre Nicolle. (Kritzinger, 246a.)

116 Wer zu lange schläft, wacht zu spät auf.Smirock, 9037; Körte, 5236.

117 Wir schlaffen odder wachen, so schlefft doch der hausszins nit. (S. Rente 2 u. 3.) - (Franck, II, 111b); Tappius, 178b; Petri, II, 798; Lehmann, II, 856, 427; Chaos, 689; Sutor, 28.

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Lat.: Citius usura currit, quam Heraclites. – Damnum appellandum est cum mala fama lucrum. (Sutor, 28 u. 584.)

118 Zu viel schlafen macht böse Kleider.

Frz.: Trop dormir cause mal vêtir. (Kritzinger, 246a.)

*119 Bis dahin werden noch viel schlafen gehen.

Frz.: Tel a beaux yeux à la téte, qui n'en verra pas la fête. (Kritzinger, 672a.)

*120 Der schläfft stêihnedi (stehend) wêi a Papp'nhamers gaul1. (Nürnberg.) – Frommann, VI, 415, 3.

1) Das Pferd eines Pappenheimer, d. h. eines Arbeiters, der bei Nacht die heimlichen Gemächer ausräumt. (Schmeller, I, 290.) Nach Siebenkees (Materialien, II, 680) kommt diese Bezeichnung schon im 14. Jahrhundert vor.

*121 Der schläft bis ans Kreuz1 hinaus. (Rottenburg.)

1) Ein vom Orte entfernt stehender Feldkrug bei Wurmlingen. – D. h. zehr lange.

*122 Dü slêpst bi a Wogh. (Amrum.) – Haupt, VIII, 369, 306.

Du schläfst bei der Wand, d. h. hast nichts zu sagen.

*123 Er gehet schlafen.

Es ist aus mit ihm.

*124 Er schläfft den hasen schlaff.Franck, II, 92b; Tappius, 135a.

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*125 Er schläfft für hunger. – Franck, II, 92b.

*126 Er schläfft mit offnen augen wie ein hase.Franck, II, 73a u. 92b; Eyering, II, 272; Eiselein, 282; Frischbier2, 3314.

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Lat.: Lepus dormiens. (Hanzely, 223; Philippi, I, 223.) – Somnians vigilat. (Philippi, II, 195.)

*127 Er schläft am Tage, um in der Nacht zu wachen.

Von Dieben.

*128 Er schläft auf beiden Ohren.

Sehr fest. Um auszudrücken, dass jemand sehr fest schlafe, heisst es in Warschau jüdisch- deutsch: Er schluft wie a Gehargeber. Ein Erschlagener, vom hebräischen hurog = erschlagen.

Lat.: Dormire in utramvis aurem. – Dormire in utrumvis oculum. (Faselius, 67.)

*129 Er schläft bis die Kuh drei Batzen gilt.

*130 Er schläft, dass ein Auge das andere nicht sieht.Frischbier2, 3312.

Sehr fest, beide Augen zu.

*131 Er schläft dem Tag die Augen aus. (Südböhmen.)

Frz.: Dormir la grasse matinée. (Kritzinger, 246a.)

*132 Er schläft den ewigen Schlaf.Braun, I, 3874.

*133 Er schläft den Schlaf des Gerechten.

*134 Er schläft ein Loch in den Tag hinein.

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*135 Er schläft für sich und träumt für andere.Ausland, 1871, 404b.

*136 Er schläft in den Kleidern.

Frz.: Il a couché dans son fourreau comme l'épée du Roi. (Lendroy, 511.)

*137 Er schläft nicht für alle.

Die Redensart ward gebraucht, wenn man einem Freunde oder einer Respectsperson etwas vorzugsweise gestattete, was man einem andern verweigert hätte. Ueber die Entstehung derselben gibt es zwar abweichende Erklärungen, die beste gibt aber wol Plutarch. Aus diesem Schriftsteller entlehnt findet man die ergötzliche Geschichte in der Zeitung für die elegante Welt, 1823, Nr. 238. In Kürze so viel: Ein Römer wollte ein Staatsamt bekleiden. Er lud den mächtigen Minister Mäcenas, der viel über den Kaiser vermochte, zu Gaste, der sich sehr für dessen Gemahlin interessirte. Beim Nachtisch schlief er zum Schein ein,

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[[101]/0107] 90 Wer sanft will schlafen und früh aufstehn, der soll nicht spät zum (Abend-)Essen gehn. Lat.: Ventriculo gravis est nocturno tempore coena. (Gaal, 393.) 91 Wer schlafend singt, steht nicht auf um zu weinen. Dasselbe behaupten auch die Chinesen (Cibot, 160), aber es geschieht doch oft genug, dass heitern Träumen ein trüber Tag folgt. 92 Wer schläft bis in den Tag, wol wenig studiren mag. Lat.: Somnus matutinus studiosorum pestis. (Seybold, 576.) 93 Wer schläft, dem ist es gleich, ob er auf Rasen oder Federn liegt. Aehnlich russisch Altmann VI, 405. 94 Wer schläft, den hungert nicht. Engl.: Sleeping is as good as eating. Frz.: Qui dort, dine. (Lendroy, 624; Kritzinger, 246a; Cahier, 576.) It.: Chi dorme non sente la fame. Schwed.: Den som sofwer känner ingen hunger. (Marin, 9.) 95 Wer schläft, der beisst nicht. – Petri, II, 766; Henisch, 267, 19. 96 Wer schläft, der schläft sich zum Besten; wer arbeitet, weiss nicht, wem es zu Gute kommen wird. 97 Wer schläft, fängt keine Fische. – Schweiz, I, 234, 2. In der italienischen Schweiz lautet das Sprichwort: Chi dormi al ciapa miga pes. Frz.: Trop dormir, fait mal vêtir. It.: Chi dorme, non piglia pesci. (Bohn I, 79; Pazzaglia, 104, 1.) – Chi vuol fare, non dorma. Lat.: Dormientibus bona non deferuntur. ( Gaal, 1370.) 98 Wer schläft in des Teufels Schos, der steht blind auf. 99 Wer schläft, stolpert nicht. 100 Wer schläft, sündigt nicht. – Simrock, 9042; Parömiakon, 2280; Braun, I, 3883. Vorausgesetzt, dass er nicht da schläft, wo, und zu einer Zeit, wann er wachen soll, z. B. auf einem Wachtposten. Lat.: Qui dormit, non peccat. (Gaal, 1368.) 101 Wer schläft, sündigt nicht, sagte der faule Knecht, und legte sich, da ihm die Sonne ins Gesicht schien, auf die andere Seite. 102 Wer schläft, sündigt nicht, sagte der Wächter, und legte sich in Pfarrers Bansen. 103 Wer schlöppt, de deit kên Sün (Sünde). (Rendsburg.) 104 Wer selbst schläft, kann andere nicht aufwecken. Ausgenommen, er schnarche sehr stark. 105 Wer trunken schläft und wer Todes verfuhr, das unterscheidet der Odem nur. 106 Wer viel schläft, den schläfert viel. – Petri, II, 773; Simrock, 9038; Körte, 5323; Braun, I, 3872. Pfarrius hat dies Sprichwort einem Gedicht als Ueberschrift gegeben. (Düsseldorf, II.) 107 Wer viel schläft, träumt viel; wer viel spricht, lügt viel. It.: Gran dormir non è senza segni, gran parlar non è senza menzogne. (Gaal, 1119.) 108 Wer viel schläft, lernt wenig. Frz.: Qui beaucoup dort, peu apprend. (Kritzinger, 246a.) Span.: Quien mucho duerme, poco aprende. (Cahier, 3398; Bohn I, 250.) 109 Wer viel schläft, ist nicht ohne Träume, und wer viel verspricht, nicht ohne Lügen. 110 Wer wil schlaffen auff gantzer Heut, der meid hädrisch vnd zenckisch Leut. – Eyering, III, 441. 111 Wer will gut schlafen, muss des Denkens sich entschlagen. (S. Schlafheim.) Poln.: Chcesz dobrze spać: więc myśli z swojéj wyżeń. (Lipiński, 23.) 112 Wer will schlafen ohne Sorgen, der hüte sich vorm Borgen. 113 Wer will schlafen ohne Sorgen, der mach' sein Bett am Morgen. Holl.: Die wil slapen zacht, make zijn bedje tegen den nacht. (Harrebomée, II, 114.) 114 Wer wohl schläft, dem ist überall leicht gebettet. – Gaal, 1367. It.: A sonno panca. (Gaal, 1367.) 115 Wer wohl schläft, pisst, kopt und furzt, bedarf weder Arzt noch Wurz. – Fischart, Prakt. Frz.: Qui bien dort, bien pisse et bien colle n'a besoin de Maitre Nicolle. (Kritzinger, 246a.) 116 Wer zu lange schläft, wacht zu spät auf. – Smirock, 9037; Körte, 5236. 117 Wir schlaffen odder wachen, so schlefft doch der hausszins nit. (S. Rente 2 u. 3.) - (Franck, II, 111b); Tappius, 178b; Petri, II, 798; Lehmann, II, 856, 427; Chaos, 689; Sutor, 28. Holl.: Huishuur slaapt niet. – Of wij slapen of waken, altijd loopen de renten. – Rent en huur slaapt geen uur. (Harrebomée, II, 354a.) Lat.: Citius usura currit, quam Heraclites. – Damnum appellandum est cum mala fama lucrum. (Sutor, 28 u. 584.) 118 Zu viel schlafen macht böse Kleider. Frz.: Trop dormir cause mal vêtir. (Kritzinger, 246a.) *119 Bis dahin werden noch viel schlafen gehen. Frz.: Tel a beaux yeux à la téte, qui n'en verra pas la fête. (Kritzinger, 672a.) *120 Der schläfft stêihnedi (stehend) wêi a Papp'nhamers gaul1. (Nürnberg.) – Frommann, VI, 415, 3. 1) Das Pferd eines Pappenheimer, d. h. eines Arbeiters, der bei Nacht die heimlichen Gemächer ausräumt. (Schmeller, I, 290.) Nach Siebenkees (Materialien, II, 680) kommt diese Bezeichnung schon im 14. Jahrhundert vor. *121 Der schläft bis ans Kreuz1 hinaus. (Rottenburg.) 1) Ein vom Orte entfernt stehender Feldkrug bei Wurmlingen. – D. h. zehr lange. *122 Dü slêpst bi a Wogh. (Amrum.) – Haupt, VIII, 369, 306. Du schläfst bei der Wand, d. h. hast nichts zu sagen. *123 Er gehet schlafen. Es ist aus mit ihm. *124 Er schläfft den hasen schlaff. – Franck, II, 92b; Tappius, 135a. Dän.: Han sover hare-søvne. (Prov. dan., 273.) *125 Er schläfft für hunger. – Franck, II, 92b. *126 Er schläfft mit offnen augen wie ein hase. – Franck, II, 73a u. 92b; Eyering, II, 272; Eiselein, 282; Frischbier2, 3314. Um vorsichtigen, wachsamen Schlaf anzudeuten, sagen die Holländer: Slapen als de kraanvogels. (Harrebomée, I, 447a.) Dän.: Han sover med aabne øgen som haren. (Prov. dan., 273.) Lat.: Lepus dormiens. (Hanzely, 223; Philippi, I, 223.) – Somnians vigilat. (Philippi, II, 195.) *127 Er schläft am Tage, um in der Nacht zu wachen. Von Dieben. *128 Er schläft auf beiden Ohren. Sehr fest. Um auszudrücken, dass jemand sehr fest schlafe, heisst es in Warschau jüdisch- deutsch: Er schluft wie a Gehargeber. Ein Erschlagener, vom hebräischen hurog = erschlagen. Lat.: Dormire in utramvis aurem. – Dormire in utrumvis oculum. (Faselius, 67.) *129 Er schläft bis die Kuh drei Batzen gilt. *130 Er schläft, dass ein Auge das andere nicht sieht. – Frischbier2, 3312. Sehr fest, beide Augen zu. *131 Er schläft dem Tag die Augen aus. (Südböhmen.) Frz.: Dormir la grasse matinée. (Kritzinger, 246a.) *132 Er schläft den ewigen Schlaf. – Braun, I, 3874. *133 Er schläft den Schlaf des Gerechten. *134 Er schläft ein Loch in den Tag hinein. Holl.: Hij slaapt een gat in den dag. (Harrebomée, I, 205a.) *135 Er schläft für sich und träumt für andere. – Ausland, 1871, 404b. *136 Er schläft in den Kleidern. Frz.: Il a couché dans son fourreau comme l'épée du Roi. (Lendroy, 511.) *137 Er schläft nicht für alle. Die Redensart ward gebraucht, wenn man einem Freunde oder einer Respectsperson etwas vorzugsweise gestattete, was man einem andern verweigert hätte. Ueber die Entstehung derselben gibt es zwar abweichende Erklärungen, die beste gibt aber wol Plutarch. Aus diesem Schriftsteller entlehnt findet man die ergötzliche Geschichte in der Zeitung für die elegante Welt, 1823, Nr. 238. In Kürze so viel: Ein Römer wollte ein Staatsamt bekleiden. Er lud den mächtigen Minister Mäcenas, der viel über den Kaiser vermochte, zu Gaste, der sich sehr für dessen Gemahlin interessirte. Beim Nachtisch schlief er zum Schein ein,

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [101]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/107>, abgerufen am 16.04.2024.