Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] 3 Junger Schlemmer, alter Bettler. - Hollenberg, I, 20; Petri, II, 205; Schottel, 1145a; Sailer, 80; Simrock, 9085; Körte, 5347; Braun, I, 3900.

Holl.: Jonge slempers, oude bedelaars. (Harrebomee, II, 273b.)

*4 Dar koan vom Schlemmer singen. - Gomolcke, 296.

Es ist die Vermuthung ausgesprochen worden, die Redensart könne ihre Entstehung dem Dörfchen "Schlemmer", zu Ottendorf, Kreis Bunzlau gehörend, verdanken, wogegen aber der Umstand spricht, dass sie, wie die folgende Nummer zeigt, auch in Oesterreichisch-Schlesien bekannt ist. Vielleicht ist sie ein blosses Wortspiel und will nichts sagen, als: sich guter Tage erfreuen oder sich an Tage frühern Wohllebens erinnern, oder bezieht sich auf ein altes Volkslied.

*5 Ir kennt laichte vom Schlämm'r senga. - Peter, 451.

Ihr habt zu reden, euch geht es gut.

*6 Vom Schlemmer singen.

Mathesy (111a) hat es mit der Redensart zusammengestellt: Guten Muth haben.


Schlemmerei.

Sich der Schlemmerei ergeben führet nicht zu langem Leben.


Schlemmgraben.

* Er hat all das Seine durch den Schlemmgraben gejagt.

"Gereht es wol, wenn's Gütlein durch den Schlemmgraben gesetzt, gedeyet mancher an dem Haspel oder füllet einen Graben aus, wird ein Botenlauffer, wo er nicht gar zum Landlauffer gereht." (Mathesy, 156a.)


Schlempen.

* Er schlempt, als hab ers im krieg geraubt. - Suringar, XXVIII, 3.


Schlempenbauer.

* Er ist nicht beim Schlempenbauer in der Kost gewesen.

Nicht an schwelgerisches Leben gewöhnt.


Schlendern.

* Er schlendert mehr als der Wirth von Bielefeld.


Schlendrian.

1 Schlendrian, Schlenderjahn. - Körte, 5348; Körte2, 6691.

*2 Er bleibt beim alten Schlendrian. - Braun, I, 3902.

*3 He wickt vum Slenderjan nig af. - Eichwald, 1736.

Holl.: Het is de oude (gemeene) slenter (sleur). (Harrebomee, II, 273b.)


Schlenzen.

Viel Schlenzen macht üble Consequenzen. - Parömiakon, 1720.


Schleppe.

* Ich will keine Schleppe tragen.

Holl.: Ik mag zulk een' sleep achter mij niet hebben. (Harrebomee, II, 273b.)


Schleppen.

1 Schleppe mich, ich gehe (ich thu's) gern. - Blass, 18.

Von denen, die sich zu irgendeiner Sache aufgefordert, aus Ziererei sträuben, obgleich man voraussetzen kann, dass sie es gern thun. Im Sinne von: "Halb zog sie ihn, halb sank er hin."

Lat.: Asinum Scytha videt. (Philippi, I, 43.)

*2 Män schleppt ihn wie e Peigen (Leiche, Cadaver) fort. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Wenn man jemand gewaltsam ins Gefängniss abführt.

*3 Sich mit einem (einer) schleppen. - Frischbier2, 3336.

In unerlaubtem Umgange oder in sehr langem Brautstande leben.


Schleppmichnach.

Sliep-mi-noa küemt ok noch bo, awwer Stilleston kritt niks gedoan. (Iserlohn.) - Firmenich, III, 187, 68.


Schleppsack.

* Es ist ein Schleppsack. - Kritzinger, 182b.

Ein liederliches, unordentliches oder doch käufliches Frauenzimmer. "Alexander hat auff einer losen Huren Begehren das Schloss in Brand stecken lassen. Es hiess aber dieser Schleppsack Thais." (Gottfrid, 175a.) "Diese Verachtung meiner soll der Schleppsack noch wohl entgelten." (Kunst über alle Künste; Köhler, 10.) "Ich hatte unter den Bürgerstöchtern ein ganz halb Dutzet Schleppsäck." (Simplic., I; Keller, 507.) Im Simplic. (II, 1099) sagt einer zu seiner Frau: "Du, meines Leibes untergebener Schleppsack." In Rahel's Satiren (S. 3) sagt die Frau zur Magd: "Huy, Schleppsack, geh doch fort." Der Ausdruck kommt schon in den Fastnachtsspielen auch bei H. Sachs vor und [Spaltenumbruch] ist jetzt noch mundartlich in Schlesien sehr üblich, vgl. auch Schmeller und Birlinger's Wb. zum Volksthümlichen aus Schwaben. Nach Stieler ist Schleppsack = mulier, sordida, negligens, coenosa; nach Frisch = concubina; nach Schmeller (III, 455) = adultera, pellex, succuba.


Schleppschink.

* Sie ist ein Schleppschink. (Samland.)

Eine Zuträgerin, Ohrenbläserin. (S. Schwellenträgerin.)


Schlepptau.

*1 Einen ins Schlepptau nehmen.

Ihn dahin bringen, wohin er ohne fremden Einfluss, fremde Unterstützung nicht gelangt wäre. Aus der Schiffersprache, wo das Schlepptau, an ein grösseres Schiff befestigt, ein anderes, das dessen bedarf, mit fortzieht.

Holl.: Hij neemt hem op het sleeptouw. (Harrebomee, II, 341b.)

*2 Enen upt Sleptau krigen. (Holst.) - Schütze, IV, 117.


Schlepscheisser.

* Et äs e Schlepscheisser. (Siebenbürg.-sächs.) - Frommann, V, 32, 18.

Schlep ist der aus dem Schlepkraut (Rainfarrn) gekochte klebrige Saft, der zum Ueberstreichen von Polstern gebraucht wird.


Schlesier.

1 Der müsst' ein geborener Schlesier sein, der trinken wollte so sauern Wein.

Spott auf die schlesischen Weine.

2 Der Schlesier kann ohne Reime den Sonntagsrock nicht anziehen.

Bezeichnet Schlesien als den classischen Boden des Gelegenheitsgedichts. Von der Karsch, die an einen Schneider in Glogau verheirathet war, wird erzählt, dass sie durch die Verse, womit sie die fertige Arbeit den Kunden überbrachte, ebenso viel wie ihr Mann verdient habe. In Breslau soll es Zeiten gegeben haben, in denen selbst die Rathssessionen, wenn man so sagen darf, poetisch waren. Noch jetzt wird mitunter todtgeborenen Kindern in öffentlichen Blättern ein Denkmal in Versen gesetzt. Beim Wahlkampf 1858 zogen sogar die politischen Parteien in Versen gegeneinander zu Felde. (Vgl. Schles. Zeitung, Nr. 509, S. 2662.)

*3 Der Schlesier schlägt ihn in den Nacken.

"Ich habe es desswegen öffters mit Unwillen angehört, wenn man von Slesiasmis allein geredet und dem oder jenem nicht ohne Lachen vorgeworffen, der Schlesier schlage ihn in den Nacken." (Keller, 150b.)

*4 Die Schlesier sind Eselsfresser. (S. Eselsfresser.)

Wenn, dann erfüllen sie, wie der grosse Vorrath zeigt, ihre Aufgabe sehr ungenügend.


Schleuse.

1 Wenn die Schleuse bricht, droht dir dein Geist mit dem Finger. (Surinam.)

Warnt dich vor dem hereinbrechenden Uebel. Der Verständige achtet auf Fingerzeige.

*2 Die Schleusen öffnen.

Einer Strömung, die bisher gehemmt war (Wasser, Rede u. s. w.) freien Lauf lassen. "In der heutigen Sitzung des Reichstags (Berlin am 5. April) entbrannte der Kampf gegen die Centrumspartei. Um mit Reichensperger zu reden, wurden die Schleusen geöffnet." (Schles. Zeitung, 1871, Nr. 164.)

*3 Die Schleusen verstopfen.

Den Verkehr hemmen.


Schleusenflügel.

* Beide Schleusenflügel auf einmal öffnen. - Altmann VI, 513.


Schleusenzoll.

Vom Schleusenzoll ist niemand frei. - Graf, 510, 174.

Schleusenzoll und Brückengeld (s. d.) zahlt man nicht für die Benutzung des Wassers, sondern als Entschädigung für Abnutzung der nothwendigen Bauten.


Schlei.

* Me mot'r sau schlei1 met ümme gaun as met'n Egge up'r Schwingen. - Lyra, 22.

1) Leise, sachte.


Schliche.

*1 A wess alle Schlieche am Esel ins Loch, aber kenen wieder ras (heraus). (S. Steg.) - Gomolcke, 269.

*2 He wat'r de recht'n Sleke af. - Eichwald, 1737.

*3 Hinter die Schliche kommen. - Braun, I, 3903.


Schlichten.

1 Besser schlichten als richten.

2 Es liesse sich alles trefflich schlichten, könnte man die Sache zweimal verrichten.

[Spaltenumbruch] 3 Junger Schlemmer, alter Bettler.Hollenberg, I, 20; Petri, II, 205; Schottel, 1145a; Sailer, 80; Simrock, 9085; Körte, 5347; Braun, I, 3900.

Holl.: Jonge slempers, oude bedelaars. (Harrebomée, II, 273b.)

*4 Dar koan vom Schlemmer singen.Gomolcke, 296.

Es ist die Vermuthung ausgesprochen worden, die Redensart könne ihre Entstehung dem Dörfchen „Schlemmer“, zu Ottendorf, Kreis Bunzlau gehörend, verdanken, wogegen aber der Umstand spricht, dass sie, wie die folgende Nummer zeigt, auch in Oesterreichisch-Schlesien bekannt ist. Vielleicht ist sie ein blosses Wortspiel und will nichts sagen, als: sich guter Tage erfreuen oder sich an Tage frühern Wohllebens erinnern, oder bezieht sich auf ein altes Volkslied.

*5 Ir kennt laichte vom Schlämm'r senga.Peter, 451.

Ihr habt zu reden, euch geht es gut.

*6 Vom Schlemmer singen.

Mathesy (111a) hat es mit der Redensart zusammengestellt: Guten Muth haben.


Schlemmerei.

Sich der Schlemmerei ergeben führet nicht zu langem Leben.


Schlemmgraben.

* Er hat all das Seine durch den Schlemmgraben gejagt.

„Gereht es wol, wenn's Gütlein durch den Schlemmgraben gesetzt, gedeyet mancher an dem Haspel oder füllet einen Graben aus, wird ein Botenlauffer, wo er nicht gar zum Landlauffer gereht.“ (Mathesy, 156a.)


Schlempen.

* Er schlempt, als hab ers im krieg geraubt.Suringar, XXVIII, 3.


Schlempenbauer.

* Er ist nicht beim Schlempenbauer in der Kost gewesen.

Nicht an schwelgerisches Leben gewöhnt.


Schlendern.

* Er schlendert mehr als der Wirth von Bielefeld.


Schlendrian.

1 Schlendrian, Schlenderjahn.Körte, 5348; Körte2, 6691.

*2 Er bleibt beim alten Schlendrian.Braun, I, 3902.

*3 He wickt vum Slenderjan nig af.Eichwald, 1736.

Holl.: Het is de oude (gemeene) slenter (sleur). (Harrebomée, II, 273b.)


Schlenzen.

Viel Schlenzen macht üble Consequenzen.Parömiakon, 1720.


Schleppe.

* Ich will keine Schleppe tragen.

Holl.: Ik mag zulk een' sleep achter mij niet hebben. (Harrebomée, II, 273b.)


Schleppen.

1 Schleppe mich, ich gehe (ich thu's) gern.Blass, 18.

Von denen, die sich zu irgendeiner Sache aufgefordert, aus Ziererei sträuben, obgleich man voraussetzen kann, dass sie es gern thun. Im Sinne von: „Halb zog sie ihn, halb sank er hin.“

Lat.: Asinum Scytha videt. (Philippi, I, 43.)

*2 Män schleppt ihn wie e Peigen (Leiche, Cadaver) fort. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Wenn man jemand gewaltsam ins Gefängniss abführt.

*3 Sich mit einem (einer) schleppen.Frischbier2, 3336.

In unerlaubtem Umgange oder in sehr langem Brautstande leben.


Schleppmichnach.

Sliep-mi-noa küemt ok noch bo, awwer Stilleston kritt niks gedoan. (Iserlohn.) – Firmenich, III, 187, 68.


Schleppsack.

* Es ist ein Schleppsack.Kritzinger, 182b.

Ein liederliches, unordentliches oder doch käufliches Frauenzimmer. „Alexander hat auff einer losen Huren Begehren das Schloss in Brand stecken lassen. Es hiess aber dieser Schleppsack Thais.“ (Gottfrid, 175a.) „Diese Verachtung meiner soll der Schleppsack noch wohl entgelten.“ (Kunst über alle Künste; Köhler, 10.) „Ich hatte unter den Bürgerstöchtern ein ganz halb Dutzet Schleppsäck.“ (Simplic., I; Keller, 507.) Im Simplic. (II, 1099) sagt einer zu seiner Frau: „Du, meines Leibes untergebener Schleppsack.“ In Rahel's Satiren (S. 3) sagt die Frau zur Magd: „Huy, Schleppsack, geh doch fort.“ Der Ausdruck kommt schon in den Fastnachtsspielen auch bei H. Sachs vor und [Spaltenumbruch] ist jetzt noch mundartlich in Schlesien sehr üblich, vgl. auch Schmeller und Birlinger's Wb. zum Volksthümlichen aus Schwaben. Nach Stieler ist Schleppsack = mulier, sordida, negligens, coenosa; nach Frisch = concubina; nach Schmeller (III, 455) = adultera, pellex, succuba.


Schleppschink.

* Sie ist ein Schleppschink. (Samland.)

Eine Zuträgerin, Ohrenbläserin. (S. Schwellenträgerin.)


Schlepptau.

*1 Einen ins Schlepptau nehmen.

Ihn dahin bringen, wohin er ohne fremden Einfluss, fremde Unterstützung nicht gelangt wäre. Aus der Schiffersprache, wo das Schlepptau, an ein grösseres Schiff befestigt, ein anderes, das dessen bedarf, mit fortzieht.

Holl.: Hij neemt hem op het sleeptouw. (Harrebomée, II, 341b.)

*2 Ênen upt Slêptau krigen. (Holst.) – Schütze, IV, 117.


Schlepscheisser.

* Et äs e Schlepscheisser. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 32, 18.

Schlep ist der aus dem Schlepkraut (Rainfarrn) gekochte klebrige Saft, der zum Ueberstreichen von Polstern gebraucht wird.


Schlesier.

1 Der müsst' ein geborener Schlesier sein, der trinken wollte so sauern Wein.

Spott auf die schlesischen Weine.

2 Der Schlesier kann ohne Reime den Sonntagsrock nicht anziehen.

Bezeichnet Schlesien als den classischen Boden des Gelegenheitsgedichts. Von der Karsch, die an einen Schneider in Glogau verheirathet war, wird erzählt, dass sie durch die Verse, womit sie die fertige Arbeit den Kunden überbrachte, ebenso viel wie ihr Mann verdient habe. In Breslau soll es Zeiten gegeben haben, in denen selbst die Rathssessionen, wenn man so sagen darf, poetisch waren. Noch jetzt wird mitunter todtgeborenen Kindern in öffentlichen Blättern ein Denkmal in Versen gesetzt. Beim Wahlkampf 1858 zogen sogar die politischen Parteien in Versen gegeneinander zu Felde. (Vgl. Schles. Zeitung, Nr. 509, S. 2662.)

*3 Der Schlesier schlägt ihn in den Nacken.

„Ich habe es desswegen öffters mit Unwillen angehört, wenn man von Slesiasmis allein geredet und dem oder jenem nicht ohne Lachen vorgeworffen, der Schlesier schlage ihn in den Nacken.“ (Keller, 150b.)

*4 Die Schlesier sind Eselsfresser. (S. Eselsfresser.)

Wenn, dann erfüllen sie, wie der grosse Vorrath zeigt, ihre Aufgabe sehr ungenügend.


Schleuse.

1 Wenn die Schleuse bricht, droht dir dein Geist mit dem Finger. (Surinam.)

Warnt dich vor dem hereinbrechenden Uebel. Der Verständige achtet auf Fingerzeige.

*2 Die Schleusen öffnen.

Einer Strömung, die bisher gehemmt war (Wasser, Rede u. s. w.) freien Lauf lassen. „In der heutigen Sitzung des Reichstags (Berlin am 5. April) entbrannte der Kampf gegen die Centrumspartei. Um mit Reichensperger zu reden, wurden die Schleusen geöffnet.“ (Schles. Zeitung, 1871, Nr. 164.)

*3 Die Schleusen verstopfen.

Den Verkehr hemmen.


Schleusenflügel.

* Beide Schleusenflügel auf einmal öffnen.Altmann VI, 513.


Schleusenzoll.

Vom Schleusenzoll ist niemand frei.Graf, 510, 174.

Schleusenzoll und Brückengeld (s. d.) zahlt man nicht für die Benutzung des Wassers, sondern als Entschädigung für Abnutzung der nothwendigen Bauten.


Schlî.

* Me mot'r sau schlî1 met ümme gaun as met'n Egge up'r Schwingen.Lyra, 22.

1) Leise, sachte.


Schliche.

*1 A wêss alle Schlieche am Esel ins Loch, aber kênen wieder râs (heraus). (S. Steg.) – Gomolcke, 269.

*2 He wât'r de recht'n Sleke af.Eichwald, 1737.

*3 Hinter die Schliche kommen.Braun, I, 3903.


Schlichten.

1 Besser schlichten als richten.

2 Es liesse sich alles trefflich schlichten, könnte man die Sache zweimal verrichten.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><pb facs="#f0125" n="[119]"/><cb n="237"/>
3 Junger Schlemmer, alter Bettler.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Hollenberg, I, 20; Petri, II, 205; Schottel, 1145<hi rendition="#sup">a</hi>; Sailer, 80; Simrock, 9085; Körte, 5347; Braun, I, 3900.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Jonge slempers, oude bedelaars. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 273<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*4 Dar koan vom Schlemmer singen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gomolcke, 296.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Es ist die Vermuthung ausgesprochen worden, die Redensart könne ihre Entstehung dem Dörfchen &#x201E;Schlemmer&#x201C;, zu Ottendorf, Kreis Bunzlau gehörend, verdanken, wogegen aber der Umstand spricht, dass sie, wie die folgende Nummer zeigt, auch in Oesterreichisch-Schlesien bekannt ist. Vielleicht ist sie ein blosses Wortspiel und will nichts sagen, als: sich guter Tage erfreuen oder sich an Tage frühern Wohllebens erinnern, oder bezieht sich auf ein altes Volkslied.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*5 Ir kennt laichte vom Schlämm'r senga.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Peter, 451.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ihr habt zu reden, euch geht es gut.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*6 Vom Schlemmer singen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#i">Mathesy (111<hi rendition="#sup">a</hi>)</hi> hat es mit der Redensart zusammengestellt: Guten Muth haben.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schlemmerei.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Sich der Schlemmerei ergeben führet nicht zu langem Leben.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schlemmgraben.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Er hat all das Seine durch den Schlemmgraben gejagt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Gereht es wol, wenn's Gütlein durch den Schlemmgraben gesetzt, gedeyet mancher an dem Haspel oder füllet einen Graben aus, wird ein Botenlauffer, wo er nicht gar zum Landlauffer gereht.&#x201C; (<hi rendition="#i">Mathesy, 156<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schlempen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er schlempt, als hab ers im krieg geraubt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Suringar, XXVIII, 3.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schlempenbauer.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Er ist nicht beim Schlempenbauer in der Kost gewesen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Nicht an schwelgerisches Leben gewöhnt.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schlendern.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Er schlendert mehr als der Wirth von Bielefeld.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schlendrian.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Schlendrian, Schlenderjahn.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Körte, 5348; Körte<hi rendition="#sup">2</hi>, 6691.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Er bleibt beim alten Schlendrian.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Braun, I, 3902.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 He wickt vum Slenderjan nig af.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eichwald, 1736.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Het is de oude (gemeene) slenter (sleur). (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 273<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schlenzen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Viel Schlenzen macht üble Consequenzen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 1720.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schleppe.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Ich will keine Schleppe tragen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Ik mag zulk een' sleep achter mij niet hebben. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 273<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schleppen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Schleppe mich, ich gehe (ich thu's) gern.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Blass, 18.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Von denen, die sich zu irgendeiner Sache aufgefordert, aus Ziererei sträuben, obgleich man voraussetzen kann, dass sie es gern thun. Im Sinne von: &#x201E;Halb zog sie ihn, halb sank er hin.&#x201C;</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Asinum Scytha videt. (<hi rendition="#i">Philippi, I, 43.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Män schleppt ihn wie e Peigen (Leiche, Cadaver) fort.</hi> (<hi rendition="#i">Jüd.-deutsch. Warschau.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Wenn man jemand gewaltsam ins Gefängniss abführt.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 Sich mit einem (einer) schleppen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 3336.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">In unerlaubtem Umgange oder in sehr langem Brautstande leben.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schleppmichnach.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Sliep-mi-noa küemt ok noch bo, awwer Stilleston kritt niks gedoan.</hi> (<hi rendition="#i">Iserlohn.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Firmenich, III, 187, 68.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schleppsack.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Es ist ein Schleppsack.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Kritzinger, 182<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ein liederliches, unordentliches oder doch käufliches Frauenzimmer. &#x201E;Alexander hat auff einer losen Huren Begehren das Schloss in Brand stecken lassen. Es hiess aber dieser Schleppsack Thais.&#x201C; (<hi rendition="#i">Gottfrid, 175<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>) &#x201E;Diese Verachtung meiner soll der Schleppsack noch wohl entgelten.&#x201C; (<hi rendition="#i">Kunst über alle Künste; Köhler, 10.</hi>) &#x201E;Ich hatte unter den Bürgerstöchtern ein ganz halb Dutzet Schleppsäck.&#x201C; (<hi rendition="#i">Simplic., I; Keller, 507.</hi>) Im <hi rendition="#i">Simplic. (II, 1099)</hi> sagt einer zu seiner Frau: &#x201E;Du, meines Leibes untergebener Schleppsack.&#x201C; In <hi rendition="#i">Rahel's Satiren (S. 3)</hi> sagt die Frau zur Magd: &#x201E;Huy, Schleppsack, geh doch fort.&#x201C; Der Ausdruck kommt schon in den <hi rendition="#i">Fastnachtsspielen</hi> auch bei <hi rendition="#i">H. Sachs</hi> vor und <cb n="238"/>
ist jetzt noch mundartlich in Schlesien sehr üblich, vgl. auch <hi rendition="#i">Schmeller</hi> und <hi rendition="#i">Birlinger's Wb. zum Volksthümlichen aus Schwaben.</hi> Nach <hi rendition="#i">Stieler</hi> ist Schleppsack = mulier, sordida, negligens, coenosa; nach <hi rendition="#i">Frisch</hi> = concubina; nach <hi rendition="#i">Schmeller (III, 455)</hi> = adultera, pellex, succuba.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schleppschink.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Sie ist ein Schleppschink.</hi> (<hi rendition="#i">Samland.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Eine Zuträgerin, Ohrenbläserin. (S.  Schwellenträgerin.)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schlepptau.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*1 Einen ins Schlepptau nehmen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Ihn dahin bringen, wohin er ohne fremden Einfluss, fremde Unterstützung nicht gelangt wäre. Aus der Schiffersprache, wo das Schlepptau, an ein grösseres Schiff befestigt, ein anderes, das dessen bedarf, mit fortzieht.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij neemt hem op het sleeptouw. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 341<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Ênen upt Slêptau krigen.</hi> (<hi rendition="#i">Holst.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schütze, IV, 117.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schlepscheisser.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Et äs e Schlepscheisser.</hi> (<hi rendition="#i">Siebenbürg.-sächs.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, V, 32, 18.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Schlep ist der aus dem Schlepkraut (Rainfarrn) gekochte klebrige Saft, der zum Ueberstreichen von Polstern gebraucht wird.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schlesier.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Der müsst' ein geborener Schlesier sein, der trinken wollte so sauern Wein.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Spott auf die schlesischen Weine.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Der Schlesier kann ohne Reime den Sonntagsrock nicht anziehen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Bezeichnet Schlesien als den classischen Boden des Gelegenheitsgedichts. Von der Karsch, die an einen Schneider in Glogau verheirathet war, wird erzählt, dass sie durch die Verse, womit sie die fertige Arbeit den Kunden überbrachte, ebenso viel wie ihr Mann verdient habe. In Breslau soll es Zeiten gegeben haben, in denen selbst die Rathssessionen, wenn man so sagen darf, poetisch waren. Noch jetzt wird mitunter todtgeborenen Kindern in öffentlichen Blättern ein Denkmal in Versen gesetzt. Beim Wahlkampf 1858 zogen sogar die politischen Parteien in Versen gegeneinander zu Felde. (Vgl. <hi rendition="#i">Schles. Zeitung, Nr. 509, S. 2662.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*3 Der Schlesier schlägt ihn in den Nacken.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Ich habe es desswegen öffters mit Unwillen angehört, wenn man von Slesiasmis allein geredet und dem oder jenem nicht ohne Lachen vorgeworffen, der Schlesier schlage ihn in den Nacken.&#x201C; (<hi rendition="#i">Keller, 150<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*4 Die Schlesier sind Eselsfresser.</hi> (S.  Eselsfresser.)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Wenn, dann erfüllen sie, wie der grosse Vorrath zeigt, ihre Aufgabe sehr ungenügend.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schleuse.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Wenn die Schleuse bricht, droht dir dein Geist mit dem Finger.</hi> (<hi rendition="#i">Surinam.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Warnt dich vor dem hereinbrechenden Uebel. Der Verständige achtet auf Fingerzeige.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*2 Die Schleusen öffnen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Einer Strömung, die bisher gehemmt war (Wasser, Rede u. s. w.) freien Lauf lassen. &#x201E;In der heutigen Sitzung des Reichstags (Berlin am 5. April) entbrannte der Kampf gegen die Centrumspartei. Um mit Reichensperger zu reden, wurden die Schleusen geöffnet.&#x201C; (<hi rendition="#i">Schles. Zeitung, 1871, Nr. 164.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*3 Die Schleusen verstopfen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Den Verkehr hemmen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schleusenflügel.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Beide Schleusenflügel auf einmal öffnen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Altmann VI, 513.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schleusenzoll.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Vom Schleusenzoll ist niemand frei.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 510, 174.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Schleusenzoll und  Brückengeld (s. d.) zahlt man nicht für die Benutzung des Wassers, sondern als Entschädigung für Abnutzung der nothwendigen Bauten.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schlî.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Me mot'r sau schlî<hi rendition="#sup">1</hi> met ümme gaun as met'n Egge up'r Schwingen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lyra, 22.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Leise, sachte.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schliche.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*1 A wêss alle Schlieche am Esel ins Loch, aber kênen wieder râs (heraus).</hi> (S.  Steg.) &#x2013; <hi rendition="#i">Gomolcke, 269.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 He wât'r de recht'n Sleke af.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eichwald, 1737.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 Hinter die Schliche kommen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Braun, I, 3903.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schlichten.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Besser schlichten als richten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Es liesse sich alles trefflich schlichten, könnte man die Sache zweimal verrichten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[119]/0125] 3 Junger Schlemmer, alter Bettler. – Hollenberg, I, 20; Petri, II, 205; Schottel, 1145a; Sailer, 80; Simrock, 9085; Körte, 5347; Braun, I, 3900. Holl.: Jonge slempers, oude bedelaars. (Harrebomée, II, 273b.) *4 Dar koan vom Schlemmer singen. – Gomolcke, 296. Es ist die Vermuthung ausgesprochen worden, die Redensart könne ihre Entstehung dem Dörfchen „Schlemmer“, zu Ottendorf, Kreis Bunzlau gehörend, verdanken, wogegen aber der Umstand spricht, dass sie, wie die folgende Nummer zeigt, auch in Oesterreichisch-Schlesien bekannt ist. Vielleicht ist sie ein blosses Wortspiel und will nichts sagen, als: sich guter Tage erfreuen oder sich an Tage frühern Wohllebens erinnern, oder bezieht sich auf ein altes Volkslied. *5 Ir kennt laichte vom Schlämm'r senga. – Peter, 451. Ihr habt zu reden, euch geht es gut. *6 Vom Schlemmer singen. Mathesy (111a) hat es mit der Redensart zusammengestellt: Guten Muth haben. Schlemmerei. Sich der Schlemmerei ergeben führet nicht zu langem Leben. Schlemmgraben. * Er hat all das Seine durch den Schlemmgraben gejagt. „Gereht es wol, wenn's Gütlein durch den Schlemmgraben gesetzt, gedeyet mancher an dem Haspel oder füllet einen Graben aus, wird ein Botenlauffer, wo er nicht gar zum Landlauffer gereht.“ (Mathesy, 156a.) Schlempen. * Er schlempt, als hab ers im krieg geraubt. – Suringar, XXVIII, 3. Schlempenbauer. * Er ist nicht beim Schlempenbauer in der Kost gewesen. Nicht an schwelgerisches Leben gewöhnt. Schlendern. * Er schlendert mehr als der Wirth von Bielefeld. Schlendrian. 1 Schlendrian, Schlenderjahn. – Körte, 5348; Körte2, 6691. *2 Er bleibt beim alten Schlendrian. – Braun, I, 3902. *3 He wickt vum Slenderjan nig af. – Eichwald, 1736. Holl.: Het is de oude (gemeene) slenter (sleur). (Harrebomée, II, 273b.) Schlenzen. Viel Schlenzen macht üble Consequenzen. – Parömiakon, 1720. Schleppe. * Ich will keine Schleppe tragen. Holl.: Ik mag zulk een' sleep achter mij niet hebben. (Harrebomée, II, 273b.) Schleppen. 1 Schleppe mich, ich gehe (ich thu's) gern. – Blass, 18. Von denen, die sich zu irgendeiner Sache aufgefordert, aus Ziererei sträuben, obgleich man voraussetzen kann, dass sie es gern thun. Im Sinne von: „Halb zog sie ihn, halb sank er hin.“ Lat.: Asinum Scytha videt. (Philippi, I, 43.) *2 Män schleppt ihn wie e Peigen (Leiche, Cadaver) fort. (Jüd.-deutsch. Warschau.) Wenn man jemand gewaltsam ins Gefängniss abführt. *3 Sich mit einem (einer) schleppen. – Frischbier2, 3336. In unerlaubtem Umgange oder in sehr langem Brautstande leben. Schleppmichnach. Sliep-mi-noa küemt ok noch bo, awwer Stilleston kritt niks gedoan. (Iserlohn.) – Firmenich, III, 187, 68. Schleppsack. * Es ist ein Schleppsack. – Kritzinger, 182b. Ein liederliches, unordentliches oder doch käufliches Frauenzimmer. „Alexander hat auff einer losen Huren Begehren das Schloss in Brand stecken lassen. Es hiess aber dieser Schleppsack Thais.“ (Gottfrid, 175a.) „Diese Verachtung meiner soll der Schleppsack noch wohl entgelten.“ (Kunst über alle Künste; Köhler, 10.) „Ich hatte unter den Bürgerstöchtern ein ganz halb Dutzet Schleppsäck.“ (Simplic., I; Keller, 507.) Im Simplic. (II, 1099) sagt einer zu seiner Frau: „Du, meines Leibes untergebener Schleppsack.“ In Rahel's Satiren (S. 3) sagt die Frau zur Magd: „Huy, Schleppsack, geh doch fort.“ Der Ausdruck kommt schon in den Fastnachtsspielen auch bei H. Sachs vor und ist jetzt noch mundartlich in Schlesien sehr üblich, vgl. auch Schmeller und Birlinger's Wb. zum Volksthümlichen aus Schwaben. Nach Stieler ist Schleppsack = mulier, sordida, negligens, coenosa; nach Frisch = concubina; nach Schmeller (III, 455) = adultera, pellex, succuba. Schleppschink. * Sie ist ein Schleppschink. (Samland.) Eine Zuträgerin, Ohrenbläserin. (S. Schwellenträgerin.) Schlepptau. *1 Einen ins Schlepptau nehmen. Ihn dahin bringen, wohin er ohne fremden Einfluss, fremde Unterstützung nicht gelangt wäre. Aus der Schiffersprache, wo das Schlepptau, an ein grösseres Schiff befestigt, ein anderes, das dessen bedarf, mit fortzieht. Holl.: Hij neemt hem op het sleeptouw. (Harrebomée, II, 341b.) *2 Ênen upt Slêptau krigen. (Holst.) – Schütze, IV, 117. Schlepscheisser. * Et äs e Schlepscheisser. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 32, 18. Schlep ist der aus dem Schlepkraut (Rainfarrn) gekochte klebrige Saft, der zum Ueberstreichen von Polstern gebraucht wird. Schlesier. 1 Der müsst' ein geborener Schlesier sein, der trinken wollte so sauern Wein. Spott auf die schlesischen Weine. 2 Der Schlesier kann ohne Reime den Sonntagsrock nicht anziehen. Bezeichnet Schlesien als den classischen Boden des Gelegenheitsgedichts. Von der Karsch, die an einen Schneider in Glogau verheirathet war, wird erzählt, dass sie durch die Verse, womit sie die fertige Arbeit den Kunden überbrachte, ebenso viel wie ihr Mann verdient habe. In Breslau soll es Zeiten gegeben haben, in denen selbst die Rathssessionen, wenn man so sagen darf, poetisch waren. Noch jetzt wird mitunter todtgeborenen Kindern in öffentlichen Blättern ein Denkmal in Versen gesetzt. Beim Wahlkampf 1858 zogen sogar die politischen Parteien in Versen gegeneinander zu Felde. (Vgl. Schles. Zeitung, Nr. 509, S. 2662.) *3 Der Schlesier schlägt ihn in den Nacken. „Ich habe es desswegen öffters mit Unwillen angehört, wenn man von Slesiasmis allein geredet und dem oder jenem nicht ohne Lachen vorgeworffen, der Schlesier schlage ihn in den Nacken.“ (Keller, 150b.) *4 Die Schlesier sind Eselsfresser. (S. Eselsfresser.) Wenn, dann erfüllen sie, wie der grosse Vorrath zeigt, ihre Aufgabe sehr ungenügend. Schleuse. 1 Wenn die Schleuse bricht, droht dir dein Geist mit dem Finger. (Surinam.) Warnt dich vor dem hereinbrechenden Uebel. Der Verständige achtet auf Fingerzeige. *2 Die Schleusen öffnen. Einer Strömung, die bisher gehemmt war (Wasser, Rede u. s. w.) freien Lauf lassen. „In der heutigen Sitzung des Reichstags (Berlin am 5. April) entbrannte der Kampf gegen die Centrumspartei. Um mit Reichensperger zu reden, wurden die Schleusen geöffnet.“ (Schles. Zeitung, 1871, Nr. 164.) *3 Die Schleusen verstopfen. Den Verkehr hemmen. Schleusenflügel. * Beide Schleusenflügel auf einmal öffnen. – Altmann VI, 513. Schleusenzoll. Vom Schleusenzoll ist niemand frei. – Graf, 510, 174. Schleusenzoll und Brückengeld (s. d.) zahlt man nicht für die Benutzung des Wassers, sondern als Entschädigung für Abnutzung der nothwendigen Bauten. Schlî. * Me mot'r sau schlî1 met ümme gaun as met'n Egge up'r Schwingen. – Lyra, 22. 1) Leise, sachte. Schliche. *1 A wêss alle Schlieche am Esel ins Loch, aber kênen wieder râs (heraus). (S. Steg.) – Gomolcke, 269. *2 He wât'r de recht'n Sleke af. – Eichwald, 1737. *3 Hinter die Schliche kommen. – Braun, I, 3903. Schlichten. 1 Besser schlichten als richten. 2 Es liesse sich alles trefflich schlichten, könnte man die Sache zweimal verrichten.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:39:19Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:39:19Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/125
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [119]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/125>, abgerufen am 29.03.2024.