Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

Bild:
<< vorherige Seite
[Spaltenumbruch]
Schlingpflanze.

* Er ist eine Schlingpflanze.

Beschwerliches, widriges Anhängsel. Ein chinesisches Sprichwort sagt: Das Schlinggewächs will mit jedem Baume verwandt sein. "Wir kennen sie ja", heisst es in Dove's Sprichwörterbrevier, 32, "diese Schlinggewächse, die jeden Baum, der sie füttert, Vetter heissen, und jeder Partei, von der sie bezahlt werden, dienen."


Schlinkschlank.

* Er ist ein Schlinkschlank. - Frischbier2, 3340; Sophiens Reise, I, 383.

Ein fauler, gefrässiger Mensch. Das Wort soll in Baiern heimisch sein, wo man für Schlingel auch Schlangel sagt und das Verbum schlinkenschlanken = müssig herumtreiben, hat. (Cholevius, Progr., S. 22.)


Schlippen.

* He slippt nich dröge. - Eichwald, 1742.


Schlippermilch.

Es ist mir wie Schlippermilch.


Schleiter.

De Schleiter averwent den Beiter. - Petri, II, 106.


Schlitten.

1 Auf dem Schlitten ist englisch Fahren und teuflisch Umwerfen.

Poln.: Na saniach anielskie wozenie, ale djabelskie wywrocenie. (Lompa, 25.)

2 Auf eigenem Schlitten fährt sich's am besten.

Böhm.: Cizimi sanemi nejezdi. (Celakovsky, 199.)

3 Erst muss man für den Schlitten sorgen, dann fürs Geläut.

4 Man kann nicht in zwei Schlitten zugleich fahren. - Altmann V, 132.

5 So lange der Schlitten im Lauf, sitzt jeder gern darauf. - Sailer, 374.

*6 A öss ondern Schlitten g'kumm. (Gegend von Böhmisch-Friedland.)

Er ist in seinem Geschäft u. s. w. herabgekommen.

*7 De Sliye vom Iyse hewwen. (Westf.)

Sein Ziel erreicht haben.

*8 Den Schlitten verschneien lassen. - Altmann VI, 513.

*9 Er fährt Schlitten wie die Bettelleute, mit dem Hintern übers Bett na. (Schwaben.)

*10 Er hat wol einen Schlitten, aber keine Pferde.

Böhm.: Hotovil sane, a kone ty tam. (Celakovsky, 292.)

*11 Hinter den Schlitten kommen. (Schles.)

Von jemand, der in einem Geschäft, in irgendeiner Angelegenheit zurückbleibt.


Schlittenfahren.

1 Schlittenfahren thut gern gross, kostet viel und trägt nichts ein.

2 Schlittenfahren vnd Mohrenwaschen bringt nit vil ein. - Henisch, 976, 32; Petri, II, 530.

3 Schlittenfahren vnd spatzieren thut sanffter, dann turnieren. - Henisch, 976, 33; Petri, II, 530.

*4 Schlittefahre wie d' Bettelleut, mit em Hintere über's Bett na. (Ulm.)


Schlittenweg.

A güter Schlittweg is a güter Wugenweg, a güte Tochter is a güte Schnür (Schwiegertochter), a schön Mädel is a schön Weibel. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Was von Natur gut ist, bleibt es auch unter allen Verhältnissen.


Schlitz.

Schlitze offen, Taille gibt zu hoffen, meinest du? - Frischbier2, 3341.


Schlitzdragoner.

* Er ist ein Schlitzdragoner.


Schlitzhusar.

* Es ist ein Schlitzhusar. - Frischbier2, 3342.

Scherz- oder Spottbezeichnung für eine weibliche Person.


Schlitzki.

Fräule Schlitzki und Fräule Wuscherle sind gern beieinander.

Man bezeichnet damit in Oesterreich liederliche, ausschweifende Frauenzimmer. (Idiot. Austr., 69.)


Schloss.

1 Auss hohem Schloss kommt donnerschoss. - Henisch, 729, 12; Petri, II, 29.

Lat.: Saevum praelustri fulmen ab orco venit. (Henisch, 729, 13.)

[Spaltenumbruch] 2 Besser ein hölzern Schloss als eine offene Thür.

Dän.: Bedre en trae - laas end aaben dör. (Prov. dan., 53.)

3 Besser zehn Schlösser eider (als) ein Dalles (Armuth). (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Pflegt als Antwort zu dienen, wenn jemand sagt, dass der Arme vor Dieben sicher sei. Ich möchte dessenungeachtet lieber zehn Schlösser besitzen, als einmal arm sein.

4 Das Schloss, da Tugend wohnt, ist keinem nicht verschlossen; es nimmt zu sich hinein die Kleinen und die Grossen. - Gerlach, 294.

5 Das Schloss ist übel zu verwahren, dazu jedermann einen Schlüssel hat. - Winckler, IX, 98.

Ein Vater machte der Mutter seiner Tochter über den Fehltritt der letztern mehr Vorwürfe als der Tochter selbst, worauf die Mutter entschuldigend erwiderte: "Il n'est pas si facile, qu'on pense de garder une serrure a tout clef." (Braun, Bibliothek des Frohsinns, Bd. 3, Hft. 2b, S. 270.)

Holl.: Het slot is niet wel te bewaren, daar elk eea den sleutel van draagt. (Harrebomee, II, 276a.)

6 Das Schloss zu Rochlitz (an der Mulde) steht auf lauter Marmor, der rochlitzer Wald auf Gold und der Galgen auf Silber. - Berckenmeyer, 306.

7 Die drei stärksten Schlösser auf Erden sind: Mailand ex marmora (aus Marmor) gebaut; Ofen ex saxo (aus Stein); Marienburg ex ligno (aus Holz). - Hesekiel, 58.

8 Drei Schlösser auf Einem Berge, drei Kirchen auf Einem Kirchhofe, drei Städte in Einem Thal ist ganz Elsass überall. - Pistor., III, 79; Simrock, 2031; Hesekiel, 12; Deutsche Romanzeitung, 1866, 40, 315.

Rappoltsweiler hat drei Schlösser auf einem Berge, Reichenweiler hat drei Kirchen an einem Kirchhof; und die drei kleinen Städte Kaisersberg, Ammerwihr und Kinsheim liegen in einem Thal. So lauten die Ortsnamen bei Hesekiel, anderweitig werden sie sehr verschieden und in Ermangelung eines vollständigen und richtigen Ortsanzeigers schwer auffindbar angegeben. Pistorius hat ausser Kaisersberg noch Ammersweyer und Reyersheim. Die Illustr. Zeitung (Nr. 1418, S. 175), welche das Sprichwort anführt, geht geographisch darauf nicht ein.

9 Ein geschleiftes Schloss ist bald wieder aufgebaut.

10 Ein gutes Schloss ist besser als das Gewissen eines Mönchs.

Span.: Mas vale vuelta de Ilave que conciencia de frayle. (Bohn I, 232.)

11 Ein offenes Schloss verführt auch eine ehrliche Hand.

Böhm.: Klice do rnkou, k sibenici rebrik. (Celakovsky, 144.)

Poln.: Klucze do rak, drabke na szubienice. (Celakovsky, 144.)

12 Ein Schloss an der Strasse muss gute Riegel haben.

Die Russen: Baust du ein Schloss an die Grenze, dann befestige es mit doppeltem Wall. (Altmann VI, 434.)

13 In alten Schlössern spuken am liebsten die Geister.

Die überhaupt da spuken, wo recht wenig Geist ist.

14 Je höher das Schloss (vnnd Berg) lag, je härter kam der Donnerschlag. - Gruter, III, 53; Lehmann, 282, 25; Petri, II, 393; Henisch, 728, 50; Zinkgref, IV, 336.

Die Russen: Je höher das Schloss, je näher dem Blitz. (Altmann VI, 499.)

Lat.: Magna cadunt, inflata crepant, tum facta premuntur. (Chaos, 956.)

15 Kein Schloss, man kann es mit goldenem Schlüssel öffnen. - Simrock, 9091a; Lohrengel, I, 409.

16 Kein Schloss so unbezwinglich ist, es wird gewonnen durch Geld und List. - Gaal, 642.

17 Kein Schloss war nie so starck gestellt, kam Gold hinein, es war gefellt. - Petri, II, 418.

18 Man kann ein Schloss nicht hüten, wozu jeder einen Schlüssel hat. - Lohrengel, I, 495.

19 Man macht keyn schloss für fromm leut. - Franck, I, 56a; Lehmann, II, 402, 26; Simrock, 9090; Körte, 5349.

Die Schlösser sind der Diebe wegen da.

[Spaltenumbruch]
Schlingpflanze.

* Er ist eine Schlingpflanze.

Beschwerliches, widriges Anhängsel. Ein chinesisches Sprichwort sagt: Das Schlinggewächs will mit jedem Baume verwandt sein. „Wir kennen sie ja“, heisst es in Dove's Sprichwörterbrevier, 32, „diese Schlinggewächse, die jeden Baum, der sie füttert, Vetter heissen, und jeder Partei, von der sie bezahlt werden, dienen.“


Schlinkschlank.

* Er ist ein Schlinkschlank.Frischbier2, 3340; Sophiens Reise, I, 383.

Ein fauler, gefrässiger Mensch. Das Wort soll in Baiern heimisch sein, wo man für Schlingel auch Schlangel sagt und das Verbum schlinkenschlanken = müssig herumtreiben, hat. (Cholevius, Progr., S. 22.)


Schlippen.

* He slippt nich dröge.Eichwald, 1742.


Schlippermilch.

Es ist mir wie Schlippermilch.


Schlîter.

De Schlîter averwênt den Bîter.Petri, II, 106.


Schlitten.

1 Auf dem Schlitten ist englisch Fahren und teuflisch Umwerfen.

Poln.: Na saniach anielskie wożenie, ale djabelskie wywrócenie. (Lompa, 25.)

2 Auf eigenem Schlitten fährt sich's am besten.

Böhm.: Cizími sanĕmi nejezdi. (Čelakovsky, 199.)

3 Erst muss man für den Schlitten sorgen, dann fürs Geläut.

4 Man kann nicht in zwei Schlitten zugleich fahren.Altmann V, 132.

5 So lange der Schlitten im Lauf, sitzt jeder gern darauf.Sailer, 374.

*6 A öss ondern Schlitten g'kumm. (Gegend von Böhmisch-Friedland.)

Er ist in seinem Geschäft u. s. w. herabgekommen.

*7 De Sliye vom Iyse hewwen. (Westf.)

Sein Ziel erreicht haben.

*8 Den Schlitten verschneien lassen.Altmann VI, 513.

*9 Er fährt Schlitten wie die Bettelleute, mit dem Hintern übers Bett na. (Schwaben.)

*10 Er hat wol einen Schlitten, aber keine Pferde.

Böhm.: Hotovil sanĕ, a konĕ ty tam. (Čelakovsky, 292.)

*11 Hinter den Schlitten kommen. (Schles.)

Von jemand, der in einem Geschäft, in irgendeiner Angelegenheit zurückbleibt.


Schlittenfahren.

1 Schlittenfahren thut gern gross, kostet viel und trägt nichts ein.

2 Schlittenfahren vnd Mohrenwaschen bringt nit vil ein.Henisch, 976, 32; Petri, II, 530.

3 Schlittenfahren vnd spatzieren thut sanffter, dann turnieren.Henisch, 976, 33; Petri, II, 530.

*4 Schlittefahre wie d' Bettelleut, mit em Hintere über's Bett na. (Ulm.)


Schlittenweg.

A güter Schlittweg is a güter Wugenweg, a güte Tochter is a güte Schnür (Schwiegertochter), a schön Mädel is a schön Weibel. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Was von Natur gut ist, bleibt es auch unter allen Verhältnissen.


Schlitz.

Schlitze offen, Taille gibt zu hoffen, meinest du?Frischbier2, 3341.


Schlitzdragoner.

* Er ist ein Schlitzdragoner.


Schlitzhusar.

* Es ist ein Schlitzhusar.Frischbier2, 3342.

Scherz- oder Spottbezeichnung für eine weibliche Person.


Schlitzki.

Fräule Schlitzki und Fräule Wuscherle sind gern beieinander.

Man bezeichnet damit in Oesterreich liederliche, ausschweifende Frauenzimmer. (Idiot. Austr., 69.)


Schloss.

1 Auss hohem Schloss kommt donnerschoss.Henisch, 729, 12; Petri, II, 29.

Lat.: Saevum praelustri fulmen ab orco venit. (Henisch, 729, 13.)

[Spaltenumbruch] 2 Besser ein hölzern Schloss als eine offene Thür.

Dän.: Bedre en trae – laas end aaben dør. (Prov. dan., 53.)

3 Besser zehn Schlösser eider (als) ein Dalles (Armuth). (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Pflegt als Antwort zu dienen, wenn jemand sagt, dass der Arme vor Dieben sicher sei. Ich möchte dessenungeachtet lieber zehn Schlösser besitzen, als einmal arm sein.

4 Das Schloss, da Tugend wohnt, ist keinem nicht verschlossen; es nimmt zu sich hinein die Kleinen und die Grossen.Gerlach, 294.

5 Das Schloss ist übel zu verwahren, dazu jedermann einen Schlüssel hat.Winckler, IX, 98.

Ein Vater machte der Mutter seiner Tochter über den Fehltritt der letztern mehr Vorwürfe als der Tochter selbst, worauf die Mutter entschuldigend erwiderte: „Il n'est pas si facile, qu'on pense de garder une serrure à tout clef.“ (Braun, Bibliothek des Frohsinns, Bd. 3, Hft. 2b, S. 270.)

Holl.: Het slot is niet wel te bewaren, daar elk eea den sleutel van draagt. (Harrebomée, II, 276a.)

6 Das Schloss zu Rochlitz (an der Mulde) steht auf lauter Marmor, der rochlitzer Wald auf Gold und der Galgen auf Silber.Berckenmeyer, 306.

7 Die drei stärksten Schlösser auf Erden sind: Mailand ex marmora (aus Marmor) gebaut; Ofen ex saxo (aus Stein); Marienburg ex ligno (aus Holz).Hesekiel, 58.

8 Drei Schlösser auf Einem Berge, drei Kirchen auf Einem Kirchhofe, drei Städte in Einem Thal ist ganz Elsass überall.Pistor., III, 79; Simrock, 2031; Hesekiel, 12; Deutsche Romanzeitung, 1866, 40, 315.

Rappoltsweiler hat drei Schlösser auf einem Berge, Reichenweiler hat drei Kirchen an einem Kirchhof; und die drei kleinen Städte Kaisersberg, Ammerwihr und Kinsheim liegen in einem Thal. So lauten die Ortsnamen bei Hesekiel, anderweitig werden sie sehr verschieden und in Ermangelung eines vollständigen und richtigen Ortsanzeigers schwer auffindbar angegeben. Pistorius hat ausser Kaisersberg noch Ammersweyer und Reyersheim. Die Illustr. Zeitung (Nr. 1418, S. 175), welche das Sprichwort anführt, geht geographisch darauf nicht ein.

9 Ein geschleiftes Schloss ist bald wieder aufgebaut.

10 Ein gutes Schloss ist besser als das Gewissen eines Mönchs.

Span.: Mas vale vuelta de Ilave que conciencia de frayle. (Bohn I, 232.)

11 Ein offenes Schloss verführt auch eine ehrliche Hand.

Böhm.: Klíče do rnkou, k šibenici řebřík. (Čelakovsky, 144.)

Poln.: Klucze do rąk, drabkę na szubienicę. (Čelakovsky, 144.)

12 Ein Schloss an der Strasse muss gute Riegel haben.

Die Russen: Baust du ein Schloss an die Grenze, dann befestige es mit doppeltem Wall. (Altmann VI, 434.)

13 In alten Schlössern spuken am liebsten die Geister.

Die überhaupt da spuken, wo recht wenig Geist ist.

14 Je höher das Schloss (vnnd Berg) lag, je härter kam der Donnerschlag.Gruter, III, 53; Lehmann, 282, 25; Petri, II, 393; Henisch, 728, 50; Zinkgref, IV, 336.

Die Russen: Je höher das Schloss, je näher dem Blitz. (Altmann VI, 499.)

Lat.: Magna cadunt, inflata crepant, tum facta premuntur. (Chaos, 956.)

15 Kein Schloss, man kann es mit goldenem Schlüssel öffnen.Simrock, 9091a; Lohrengel, I, 409.

16 Kein Schloss so unbezwinglich ist, es wird gewonnen durch Geld und List.Gaal, 642.

17 Kein Schloss war nie so starck gestellt, kam Gold hinein, es war gefellt.Petri, II, 418.

18 Man kann ein Schloss nicht hüten, wozu jeder einen Schlüssel hat.Lohrengel, I, 495.

19 Man macht keyn schloss für fromm leut.Franck, I, 56a; Lehmann, II, 402, 26; Simrock, 9090; Körte, 5349.

Die Schlösser sind der Diebe wegen da.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0128" n="[122]"/>
        <cb n="243"/>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schlingpflanze.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Er ist eine Schlingpflanze.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Beschwerliches, widriges Anhängsel. Ein chinesisches Sprichwort sagt: Das Schlinggewächs will mit jedem Baume verwandt sein. &#x201E;Wir kennen sie ja&#x201C;, heisst es in <hi rendition="#i">Dove's Sprichwörterbrevier, 32</hi>, &#x201E;diese Schlinggewächse, die jeden Baum, der sie füttert, Vetter heissen, und jeder Partei, von der sie bezahlt werden, dienen.&#x201C;</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schlinkschlank.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er ist ein Schlinkschlank.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 3340; Sophiens Reise, I, 383.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ein fauler, gefrässiger Mensch. Das Wort soll in Baiern heimisch sein, wo man für Schlingel auch Schlangel sagt und das Verbum schlinkenschlanken = müssig herumtreiben, hat. (<hi rendition="#i">Cholevius, Progr., S. 22.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schlippen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* He slippt nich dröge.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eichwald, 1742.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schlippermilch.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Es ist mir wie Schlippermilch.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schlîter.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">De Schlîter averwênt den Bîter.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 106.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schlitten.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Auf dem Schlitten ist englisch Fahren und teuflisch Umwerfen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Poln.</hi>: Na saniach anielskie wo&#x017C;enie, ale djabelskie wywrócenie. (<hi rendition="#i">Lompa, 25.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Auf eigenem Schlitten fährt sich's am besten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Cizími san&#x0115;mi nejezdi. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 199.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Erst muss man für den Schlitten sorgen, dann fürs Geläut.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Man kann nicht in zwei Schlitten zugleich fahren.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Altmann V, 132.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 So lange der Schlitten im Lauf, sitzt jeder gern darauf.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sailer, 374.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*6 A öss ondern Schlitten g'kumm.</hi> (<hi rendition="#i">Gegend von Böhmisch-Friedland.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Er ist in seinem Geschäft u. s. w. herabgekommen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*7 De Sliye vom Iyse hewwen.</hi> (<hi rendition="#i">Westf.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Sein Ziel erreicht haben.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*8 Den Schlitten verschneien lassen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Altmann VI, 513.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*9 Er fährt Schlitten wie die Bettelleute, mit dem Hintern übers Bett na.</hi> (<hi rendition="#i">Schwaben.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*10 Er hat wol einen Schlitten, aber keine Pferde.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Hotovil san&#x0115;, a kon&#x0115; ty tam. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 292.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*11 Hinter den Schlitten kommen.</hi> (<hi rendition="#i">Schles.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Von jemand, der in einem Geschäft, in irgendeiner Angelegenheit zurückbleibt.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schlittenfahren.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Schlittenfahren thut gern gross, kostet viel und trägt nichts ein.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Schlittenfahren vnd Mohrenwaschen bringt nit vil ein.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 976, 32; Petri, II, 530.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Schlittenfahren vnd spatzieren thut sanffter, dann turnieren.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 976, 33; Petri, II, 530.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*4 Schlittefahre wie d' Bettelleut, mit em Hintere über's Bett na.</hi> (<hi rendition="#i">Ulm.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schlittenweg.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">A güter Schlittweg is a güter Wugenweg, a güte Tochter is a güte Schnür (Schwiegertochter), a schön Mädel is a schön Weibel.</hi> (<hi rendition="#i">Jüd.-deutsch. Warschau.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Was von Natur gut ist, bleibt es auch unter allen Verhältnissen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schlitz.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Schlitze offen, Taille gibt zu hoffen, meinest du?</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 3341.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schlitzdragoner.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Er ist ein Schlitzdragoner.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schlitzhusar.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Es ist ein Schlitzhusar.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 3342.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Scherz- oder Spottbezeichnung für eine weibliche Person.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schlitzki.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Fräule Schlitzki und Fräule Wuscherle sind gern beieinander.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Man bezeichnet damit in Oesterreich liederliche, ausschweifende Frauenzimmer. (<hi rendition="#i">Idiot. Austr., 69.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schloss.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Auss hohem Schloss kommt donnerschoss.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 729, 12; Petri, II, 29.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Saevum praelustri fulmen ab orco venit. (<hi rendition="#i">Henisch, 729, 13.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><cb n="244"/>
2 Besser ein hölzern Schloss als eine offene Thür.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Bedre en trae &#x2013; laas end aaben dør. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 53.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Besser zehn Schlösser eider (als) ein Dalles (Armuth).</hi> (<hi rendition="#i">Jüd.-deutsch. Warschau.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Pflegt als Antwort zu dienen, wenn jemand sagt, dass der Arme vor Dieben sicher sei. Ich möchte dessenungeachtet lieber zehn Schlösser besitzen, als einmal arm sein.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Das Schloss, da Tugend wohnt, ist keinem nicht verschlossen; es nimmt zu sich hinein die Kleinen und die Grossen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gerlach, 294.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Das Schloss ist übel zu verwahren, dazu jedermann einen Schlüssel hat.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Winckler, IX, 98.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ein Vater machte der Mutter seiner Tochter über den Fehltritt der letztern mehr Vorwürfe als der Tochter selbst, worauf die Mutter entschuldigend erwiderte: &#x201E;Il n'est pas si facile, qu'on pense de garder une serrure à tout clef.&#x201C; (<hi rendition="#i">Braun, Bibliothek des Frohsinns, Bd. 3, Hft. 2<hi rendition="#sup">b</hi>, S. 270.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Het slot is niet wel te bewaren, daar elk eea den sleutel van draagt. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 276<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Das Schloss zu Rochlitz (an der Mulde) steht auf lauter Marmor, der rochlitzer Wald auf Gold und der Galgen auf Silber.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Berckenmeyer, 306.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Die drei stärksten Schlösser auf Erden sind: Mailand ex marmora (aus Marmor) gebaut; Ofen ex saxo (aus Stein); Marienburg ex ligno (aus Holz).</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Hesekiel, 58.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">8 Drei Schlösser auf Einem Berge, drei Kirchen auf Einem Kirchhofe, drei Städte in Einem Thal ist ganz Elsass überall.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Pistor., III, 79; Simrock, 2031; Hesekiel, 12; Deutsche Romanzeitung, 1866, 40, 315.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Rappoltsweiler hat drei Schlösser auf einem Berge, Reichenweiler hat drei Kirchen an einem Kirchhof; und die drei kleinen Städte Kaisersberg, Ammerwihr und Kinsheim liegen in einem Thal. So lauten die Ortsnamen bei <hi rendition="#i">Hesekiel,</hi> anderweitig werden sie sehr verschieden und in Ermangelung eines vollständigen und richtigen Ortsanzeigers schwer auffindbar angegeben. <hi rendition="#i">Pistorius</hi> hat ausser Kaisersberg noch Ammersweyer und Reyersheim. Die <hi rendition="#i">Illustr. Zeitung (Nr. 1418, S. 175)</hi>, welche das Sprichwort anführt, geht geographisch darauf nicht ein.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">9 Ein geschleiftes Schloss ist bald wieder aufgebaut.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">10 Ein gutes Schloss ist besser als das Gewissen eines Mönchs.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Span.</hi>: Mas vale vuelta de Ilave que conciencia de frayle. (<hi rendition="#i">Bohn I, 232.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">11 Ein offenes Schloss verführt auch eine ehrliche Hand.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Klí&#x010D;e do rnkou, k &#x0161;ibenici &#x0159;eb&#x0159;ík. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 144.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Poln.</hi>: Klucze do r&#x0105;k, drabk&#x0119; na szubienic&#x0119;. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 144.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">12 Ein Schloss an der Strasse muss gute Riegel haben.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Russen: Baust du ein Schloss an die Grenze, dann befestige es mit doppeltem Wall. (<hi rendition="#i">Altmann VI, 434.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">13 In alten Schlössern spuken am liebsten die Geister.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die überhaupt da spuken, wo recht wenig Geist ist.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">14 Je höher das Schloss (vnnd Berg) lag, je härter kam der Donnerschlag.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gruter, III, 53; Lehmann, 282, 25; Petri, II, 393; Henisch, 728, 50; Zinkgref, IV, 336.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Russen: Je höher das Schloss, je näher dem Blitz. (<hi rendition="#i">Altmann VI, 499.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Magna cadunt, inflata crepant, tum facta premuntur. (<hi rendition="#i">Chaos, 956.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">15 Kein Schloss, man kann es mit goldenem Schlüssel öffnen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 9091<hi rendition="#sup">a</hi>; Lohrengel, I, 409.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">16 Kein Schloss so unbezwinglich ist, es wird gewonnen durch Geld und List.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gaal, 642.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">17 Kein Schloss war nie so starck gestellt, kam Gold hinein, es war gefellt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 418.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">18 Man kann ein Schloss nicht hüten, wozu jeder einen Schlüssel hat.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lohrengel, I, 495.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">19 Man macht keyn schloss für fromm leut.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, I, 56<hi rendition="#sup">a</hi>; Lehmann, II, 402, 26; Simrock, 9090; Körte, 5349.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Schlösser sind der Diebe wegen da.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[122]/0128] Schlingpflanze. * Er ist eine Schlingpflanze. Beschwerliches, widriges Anhängsel. Ein chinesisches Sprichwort sagt: Das Schlinggewächs will mit jedem Baume verwandt sein. „Wir kennen sie ja“, heisst es in Dove's Sprichwörterbrevier, 32, „diese Schlinggewächse, die jeden Baum, der sie füttert, Vetter heissen, und jeder Partei, von der sie bezahlt werden, dienen.“ Schlinkschlank. * Er ist ein Schlinkschlank. – Frischbier2, 3340; Sophiens Reise, I, 383. Ein fauler, gefrässiger Mensch. Das Wort soll in Baiern heimisch sein, wo man für Schlingel auch Schlangel sagt und das Verbum schlinkenschlanken = müssig herumtreiben, hat. (Cholevius, Progr., S. 22.) Schlippen. * He slippt nich dröge. – Eichwald, 1742. Schlippermilch. Es ist mir wie Schlippermilch. Schlîter. De Schlîter averwênt den Bîter. – Petri, II, 106. Schlitten. 1 Auf dem Schlitten ist englisch Fahren und teuflisch Umwerfen. Poln.: Na saniach anielskie wożenie, ale djabelskie wywrócenie. (Lompa, 25.) 2 Auf eigenem Schlitten fährt sich's am besten. Böhm.: Cizími sanĕmi nejezdi. (Čelakovsky, 199.) 3 Erst muss man für den Schlitten sorgen, dann fürs Geläut. 4 Man kann nicht in zwei Schlitten zugleich fahren. – Altmann V, 132. 5 So lange der Schlitten im Lauf, sitzt jeder gern darauf. – Sailer, 374. *6 A öss ondern Schlitten g'kumm. (Gegend von Böhmisch-Friedland.) Er ist in seinem Geschäft u. s. w. herabgekommen. *7 De Sliye vom Iyse hewwen. (Westf.) Sein Ziel erreicht haben. *8 Den Schlitten verschneien lassen. – Altmann VI, 513. *9 Er fährt Schlitten wie die Bettelleute, mit dem Hintern übers Bett na. (Schwaben.) *10 Er hat wol einen Schlitten, aber keine Pferde. Böhm.: Hotovil sanĕ, a konĕ ty tam. (Čelakovsky, 292.) *11 Hinter den Schlitten kommen. (Schles.) Von jemand, der in einem Geschäft, in irgendeiner Angelegenheit zurückbleibt. Schlittenfahren. 1 Schlittenfahren thut gern gross, kostet viel und trägt nichts ein. 2 Schlittenfahren vnd Mohrenwaschen bringt nit vil ein. – Henisch, 976, 32; Petri, II, 530. 3 Schlittenfahren vnd spatzieren thut sanffter, dann turnieren. – Henisch, 976, 33; Petri, II, 530. *4 Schlittefahre wie d' Bettelleut, mit em Hintere über's Bett na. (Ulm.) Schlittenweg. A güter Schlittweg is a güter Wugenweg, a güte Tochter is a güte Schnür (Schwiegertochter), a schön Mädel is a schön Weibel. (Jüd.-deutsch. Warschau.) Was von Natur gut ist, bleibt es auch unter allen Verhältnissen. Schlitz. Schlitze offen, Taille gibt zu hoffen, meinest du? – Frischbier2, 3341. Schlitzdragoner. * Er ist ein Schlitzdragoner. Schlitzhusar. * Es ist ein Schlitzhusar. – Frischbier2, 3342. Scherz- oder Spottbezeichnung für eine weibliche Person. Schlitzki. Fräule Schlitzki und Fräule Wuscherle sind gern beieinander. Man bezeichnet damit in Oesterreich liederliche, ausschweifende Frauenzimmer. (Idiot. Austr., 69.) Schloss. 1 Auss hohem Schloss kommt donnerschoss. – Henisch, 729, 12; Petri, II, 29. Lat.: Saevum praelustri fulmen ab orco venit. (Henisch, 729, 13.) 2 Besser ein hölzern Schloss als eine offene Thür. Dän.: Bedre en trae – laas end aaben dør. (Prov. dan., 53.) 3 Besser zehn Schlösser eider (als) ein Dalles (Armuth). (Jüd.-deutsch. Warschau.) Pflegt als Antwort zu dienen, wenn jemand sagt, dass der Arme vor Dieben sicher sei. Ich möchte dessenungeachtet lieber zehn Schlösser besitzen, als einmal arm sein. 4 Das Schloss, da Tugend wohnt, ist keinem nicht verschlossen; es nimmt zu sich hinein die Kleinen und die Grossen. – Gerlach, 294. 5 Das Schloss ist übel zu verwahren, dazu jedermann einen Schlüssel hat. – Winckler, IX, 98. Ein Vater machte der Mutter seiner Tochter über den Fehltritt der letztern mehr Vorwürfe als der Tochter selbst, worauf die Mutter entschuldigend erwiderte: „Il n'est pas si facile, qu'on pense de garder une serrure à tout clef.“ (Braun, Bibliothek des Frohsinns, Bd. 3, Hft. 2b, S. 270.) Holl.: Het slot is niet wel te bewaren, daar elk eea den sleutel van draagt. (Harrebomée, II, 276a.) 6 Das Schloss zu Rochlitz (an der Mulde) steht auf lauter Marmor, der rochlitzer Wald auf Gold und der Galgen auf Silber. – Berckenmeyer, 306. 7 Die drei stärksten Schlösser auf Erden sind: Mailand ex marmora (aus Marmor) gebaut; Ofen ex saxo (aus Stein); Marienburg ex ligno (aus Holz). – Hesekiel, 58. 8 Drei Schlösser auf Einem Berge, drei Kirchen auf Einem Kirchhofe, drei Städte in Einem Thal ist ganz Elsass überall. – Pistor., III, 79; Simrock, 2031; Hesekiel, 12; Deutsche Romanzeitung, 1866, 40, 315. Rappoltsweiler hat drei Schlösser auf einem Berge, Reichenweiler hat drei Kirchen an einem Kirchhof; und die drei kleinen Städte Kaisersberg, Ammerwihr und Kinsheim liegen in einem Thal. So lauten die Ortsnamen bei Hesekiel, anderweitig werden sie sehr verschieden und in Ermangelung eines vollständigen und richtigen Ortsanzeigers schwer auffindbar angegeben. Pistorius hat ausser Kaisersberg noch Ammersweyer und Reyersheim. Die Illustr. Zeitung (Nr. 1418, S. 175), welche das Sprichwort anführt, geht geographisch darauf nicht ein. 9 Ein geschleiftes Schloss ist bald wieder aufgebaut. 10 Ein gutes Schloss ist besser als das Gewissen eines Mönchs. Span.: Mas vale vuelta de Ilave que conciencia de frayle. (Bohn I, 232.) 11 Ein offenes Schloss verführt auch eine ehrliche Hand. Böhm.: Klíče do rnkou, k šibenici řebřík. (Čelakovsky, 144.) Poln.: Klucze do rąk, drabkę na szubienicę. (Čelakovsky, 144.) 12 Ein Schloss an der Strasse muss gute Riegel haben. Die Russen: Baust du ein Schloss an die Grenze, dann befestige es mit doppeltem Wall. (Altmann VI, 434.) 13 In alten Schlössern spuken am liebsten die Geister. Die überhaupt da spuken, wo recht wenig Geist ist. 14 Je höher das Schloss (vnnd Berg) lag, je härter kam der Donnerschlag. – Gruter, III, 53; Lehmann, 282, 25; Petri, II, 393; Henisch, 728, 50; Zinkgref, IV, 336. Die Russen: Je höher das Schloss, je näher dem Blitz. (Altmann VI, 499.) Lat.: Magna cadunt, inflata crepant, tum facta premuntur. (Chaos, 956.) 15 Kein Schloss, man kann es mit goldenem Schlüssel öffnen. – Simrock, 9091a; Lohrengel, I, 409. 16 Kein Schloss so unbezwinglich ist, es wird gewonnen durch Geld und List. – Gaal, 642. 17 Kein Schloss war nie so starck gestellt, kam Gold hinein, es war gefellt. – Petri, II, 418. 18 Man kann ein Schloss nicht hüten, wozu jeder einen Schlüssel hat. – Lohrengel, I, 495. 19 Man macht keyn schloss für fromm leut. – Franck, I, 56a; Lehmann, II, 402, 26; Simrock, 9090; Körte, 5349. Die Schlösser sind der Diebe wegen da.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:39:19Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:39:19Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/128
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [122]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/128>, abgerufen am 19.04.2024.