Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] habe. Nach einer Anekdote. Ein junger Bursche sprengte im gestreckten Galop durch die Strasse. "Schmuelchen, wohin?" rief ein Bekannter ihm zu. "Waass ichs?" antwortete Schmuelchen.


Schmuggler.

Einem Schmuggler liegt nichts am Mondenschein.

In Podolien sagt man jüdisch-deutsch, um auszudrücken, dass finstere Nächte den Schmugglern erwünscht sind: Var a Päckelmacher (Schmuggler) is a finstere Nacht a lichtige Welt.


Schmul.

Schmul maut kein Kalw.


Schmullerie.

* De kümmt nog in de Smullerij üm. - Dähnert, 435b.

In ihrem Hause wie an ihrer Person ist alles schmuzig und unrein. Smullerij = Sudelei, schmuzige Haushaltung.


Schmullfarken.

* Et is en Smullfarken. - Dähnert, 435b.

Schimpfname für ein beschmuztes Kind.


Schmutertäschen.

Schmuter-Täschen und Zusum-Hecht sind fast gut.

Die Schmuter ist ein Bach in Schwaben. Von demselben ist ein Thal benennt, das Schmuterthal, welches wegen der schönen Wäldchen, an denen es sehr fruchtbar sein soll, in der dasigen Gegend berühmt ist. Die Zusum ist ein anderer Bach, der das Zusumthal bildet und sehr hechtreich ist.


Schmuz.

1 Alten Schmuz muss man nicht aufrühren. - Gaal, 1377; Simrock, 9129.

Lat.: Camarinam ne move, immota enim melior. (Gaal, 1377.)

Ung.: Ne piszkald a' ganet, ha nem büdös. (Gaal, 1377.)

2 Der Schmuz der Arbeit ist besser als der Safran der Faulheit. - Burckhardt, 232.

Es ist verdienstlicher und achtungswerther sich, wenn es nicht anders sein kann, mit einer schmuzigen Arbeit zu beschäftigen, als seine Zeit, im Ueberflusse sitzend, in Trägheit zu verbringen.

3 Erst den Schmuz vom Gesicht waschen, ehe du dich tätowirst! - Burckhardt, 436.

4 Je mehr man im Schmuz rührt, je mehr stinkt er.

Dän.: Des mere man rörer ved skarn, des vaerre lugter det. (Bohn I, 357.)

Holl.: Hoe meer men de stront roert, hoe meer ze stinkt. (Bohn I, 328.)

5 Me muess nid Schmuz mit Schmer vertreibe wolle. - Sutermeister, 148.

6 Schmuz kann den Edelstein bedecken, aber nicht beflecken.

Die Chinesen: Schmuz verbirgt einen Rubin, aber er befleckt ihn nicht. (Cibot, 166.)

7 Schmuz kann nichts als besudeln.

Frz.: On n'est jamais crotte que par la boue. (Bohn I, 43.)

8 Schmuz und Dreck sind Vettern.

Frz.: On n'est jamais sali que par la boue. (Cahier, 1599.)

9 Wer Schmuz angreift, wird schmuzig.

Dän.: Man bliver ei snarere skiden end af skarn. (Bohn I, 386.)

10 Wo Schmuz ist, da kommt Schmuz hin.

Bei Tunnicius (204): Dem vulen velt dat vule to. (Prava malis recte contingunt optima iustis.)

*11 Das git em Schmuz uf der Ermel. - Sutermeister, 99.

Er hat Vortheil davon.

*12 Es ist Schmuz daran.

Die Sache ist nicht rein. Er ist nicht sauber.

Frz.: Son cas est vereux. (Lendroy, 1530.)

*13 Schmuz mit Schmer vertreiben. - Geiler.


Schmuzen.

* Wat (da) smuzet, dat putzet. - Schambach, II, 438.

Was am leichtesten schmuzig wird, wie weisse Wäsche, putzt am meisten.


Schmuzern.

* He schmuzert as Vit's Hund. (Holst.) - Schütze, II, 172.

Muss sich auf einen Hund beziehen, der eine lachähnliche Miene zog und dessen Herr Veit hiess.


Schmuzfink.

Wer sich zu Schmuzfinken gesellt, wird zu einem Unflatvogel.

Holl.: Wie met slordigen omgaat, leert sloffen. (Harrebomee, II, 275b.)


Schmuzhändlein.

* Aus dem Schmuzhändlein ein Putzhändlein machen.


[Spaltenumbruch]
Schmuzig.

*1 Er ist so schmuzig, dass er picken (kleben) bleibt, woann ma'n oan de Woand wirft. (Steiermark.)

*2 Mach' dich nicht schmuzig an meinen Hosen. (Wien.)

Ironische Warnung an jemand, der sich seine Stiefeln an unsern Beinkleidern abputzt.

*3 Schmuzig wie die Wege zu Ostern.

*4 Schmuzig wie ein Jüte. (Fries. Archipel.)

Die seit 1770 häufig als Tagelöhner dort eingewanderten Jüten sind im allgemeinen von den Friesen verachtet. Ein Betrunkener wird ein "jütischer Kerl" genannt; schlechter Taback oder schlechter Branntwein heisst jütischer. Die obige sprichwörtliche Redensart ist aus derselben Quelle entsprungen. Zur sittlichen Hebung der Bewohner haben die eingewanderten Jüten nichts beigetragen. (Vgl. darüber C. P. Hansen, Chronik der friesischen Uthlande, Altona 1856.)

*5 So schmuzig, dass es der Otmake frisst.

Die Deutschen am Orinoco. Die Otomaken geniessen angebrannten gelben Lehm. (Vgl. Humboldt's Ansichten der Natur.)


Schmuzjokel.

* Er ist a rechter Schmuzjokel. (Ulm.)


Schmuzweiss.

* Das ist Schmuzweiss.

Auf der Insel Bourbon, wo europäische Flibustier mit Negerinnen sich vermischten und danach später den Adel der Weissen sich anmassten, wie auf Mauritius, die rein europäischen Ursprungs ist, hat man von seiten der letztgenannten Insel ein Sprichwort der Verachtung erfunden. Beim Anblick beschmuzter weisser Kleider sagt man auf Mauritius: Cela est blanc de Bourbon, was so viel heisst als schmuzig. Aehnlich sagt man in Berlin, wenn man etwas sehr langweilig findet: Das ist Ballet. (Gubitz, Gesellschafter, 1833, S. 487.)


Schnabel.

1 Am gekrümmten Schnabel kennt man den Raubvogel.

Frz.: Tout bec crochu de proye est soustenu. (Bohn I, 59.)

2 An de gröne Schnapp (grünen Schnabel) kennt man de jungen Vägels. (Rendsburg.)

3 Auch dem Schnabel eines jungen Raubvogels ist nicht zu trauen.

Die Russen: Traue nicht dem weichen Schnabel des jungen Habichts, er wird sich bald härten. (Altmann VI, 437.)

4 Im Schnabel der Henne hat der Wurm kein Recht.

Gewalt geht vor Recht. Wer Gewalt hat, hat Recht.

5 Schnabel gegen Schnabel, so schlagen sich die Adler.

6 Schnabel macht Schnäbel. - Lehmann, 171, 48; Gutzkow, III, 2, 874.

7 Wie mir der Schnabel gewachsen ist, so red' ich.

*8 Das ist nicht für seinen Schnabel.

Er wird nichts davon bekommen.

Frz.: Ce n'est pas viande pour ses moineaux, pour ses oiseaux. (Kritzinger, 488b.) - Cela n'est pas pour votre nez, cela vous passera loin du nez.

*9 Das wäre für seinen Schnabel.

Es würde ihm lieb sein (schmecken), wenn er's bekäme.

Frz.: C'est pour son nez, vraiment c'est pour son nez.

*10 Den Schnabel brauchen, wozu er gewachsen ist.

*11 Diäm get de Snäbbel, as wann he en Stück van der Enteke-Fuet friätten hädde. (Iserlohn.) - Firmenich, III, 188, 105; Woeste, 89, 175.

*12 Einem den Schnabel offen halten.

Ihn unterhalten.

*13 Einem den Schnabel wischen.

Frz.: Torcher le bec. (Kritzinger, 683a.)

*14 Einem etwas auf den Schnabel geben.

Frz.: Donner sur la moustache a quelqu'un.

*15 Einem nach dem Schnabel reden. - Dove, 1104.

So wie er's gern hört. "Mehr als mit dem schärfsten Sabel, kannst du, Freund, erreichen, sprichst du andern nach dem Schnabel, oder weisst zu schweigen." (Gubitz, Gesellschafter, 1831, S. 207.)

*16 Einem seinen gelben Schnabel zeigen.

Einem seine Unerfahrenheit, Unwissenheit, seinen Unverstand fühlbar machen.

Frz.: Faire voir a quelqu'un son bejaune. (Lendroy, 1598.)

*17 Einem um den Schnabel gehen.

*18 Einen über den Schnabel barbieren. (Rendsburg.)

*19 Er hat den Schnabel verbrannt. (Salzburg.)

[Spaltenumbruch] habe. Nach einer Anekdote. Ein junger Bursche sprengte im gestreckten Galop durch die Strasse. „Schmuelchen, wohin?“ rief ein Bekannter ihm zu. „Waass ichs?“ antwortete Schmuelchen.


Schmuggler.

Einem Schmuggler liegt nichts am Mondenschein.

In Podolien sagt man jüdisch-deutsch, um auszudrücken, dass finstere Nächte den Schmugglern erwünscht sind: Var a Päckelmacher (Schmuggler) is a finstere Nacht a lichtige Welt.


Schmul.

Schmul maut kein Kalw.


Schmullerie.

* De kümmt nog in de Smullerij üm.Dähnert, 435b.

In ihrem Hause wie an ihrer Person ist alles schmuzig und unrein. Smullerij = Sudelei, schmuzige Haushaltung.


Schmullfarken.

* Et is en Smullfarken.Dähnert, 435b.

Schimpfname für ein beschmuztes Kind.


Schmutertäschen.

Schmuter-Täschen und Zusum-Hecht sind fast gut.

Die Schmuter ist ein Bach in Schwaben. Von demselben ist ein Thal benennt, das Schmuterthal, welches wegen der schönen Wäldchen, an denen es sehr fruchtbar sein soll, in der dasigen Gegend berühmt ist. Die Zusum ist ein anderer Bach, der das Zusumthal bildet und sehr hechtreich ist.


Schmuz.

1 Alten Schmuz muss man nicht aufrühren.Gaal, 1377; Simrock, 9129.

Lat.: Camarinam ne move, immota enim melior. (Gaal, 1377.)

Ung.: Ne piszkáld a' ganét, ha nem büdös. (Gaal, 1377.)

2 Der Schmuz der Arbeit ist besser als der Safran der Faulheit.Burckhardt, 232.

Es ist verdienstlicher und achtungswerther sich, wenn es nicht anders sein kann, mit einer schmuzigen Arbeit zu beschäftigen, als seine Zeit, im Ueberflusse sitzend, in Trägheit zu verbringen.

3 Erst den Schmuz vom Gesicht waschen, ehe du dich tätowirst!Burckhardt, 436.

4 Je mehr man im Schmuz rührt, je mehr stinkt er.

Dän.: Des mere man rører ved skarn, des værre lugter det. (Bohn I, 357.)

Holl.: Hoe meer men de stront roert, hoe meer ze stinkt. (Bohn I, 328.)

5 Me muess nid Schmuz mit Schmêr vertrîbe wolle.Sutermeister, 148.

6 Schmuz kann den Edelstein bedecken, aber nicht beflecken.

Die Chinesen: Schmuz verbirgt einen Rubin, aber er befleckt ihn nicht. (Cibot, 166.)

7 Schmuz kann nichts als besudeln.

Frz.: On n'est jamais crotté que par la boue. (Bohn I, 43.)

8 Schmuz und Dreck sind Vettern.

Frz.: On n'est jamais sali que par la boue. (Cahier, 1599.)

9 Wer Schmuz angreift, wird schmuzig.

Dän.: Man bliver ei snarere skiden end af skarn. (Bohn I, 386.)

10 Wo Schmuz ist, da kommt Schmuz hin.

Bei Tunnicius (204): Dem vulen velt dat vule to. (Prava malis recte contingunt optima iustis.)

*11 Das git em Schmuz uf der Ermel.Sutermeister, 99.

Er hat Vortheil davon.

*12 Es ist Schmuz daran.

Die Sache ist nicht rein. Er ist nicht sauber.

Frz.: Son cas est véreux. (Lendroy, 1530.)

*13 Schmuz mit Schmer vertreiben.Geiler.


Schmuzen.

* Wat (dâ) smuzet, dat putzet.Schambach, II, 438.

Was am leichtesten schmuzig wird, wie weisse Wäsche, putzt am meisten.


Schmuzern.

* He schmuzert as Vit's Hund. (Holst.) – Schütze, II, 172.

Muss sich auf einen Hund beziehen, der eine lachähnliche Miene zog und dessen Herr Veit hiess.


Schmuzfink.

Wer sich zu Schmuzfinken gesellt, wird zu einem Unflatvogel.

Holl.: Wie met slordigen omgaat, leert sloffen. (Harrebomée, II, 275b.)


Schmuzhändlein.

* Aus dem Schmuzhändlein ein Putzhändlein machen.


[Spaltenumbruch]
Schmuzig.

*1 Er ist so schmuzig, dass er picken (kleben) bleibt, woann ma'n oan de Woand wirft. (Steiermark.)

*2 Mach' dich nicht schmuzig an meinen Hosen. (Wien.)

Ironische Warnung an jemand, der sich seine Stiefeln an unsern Beinkleidern abputzt.

*3 Schmuzig wie die Wege zu Ostern.

*4 Schmuzig wie ein Jüte. (Fries. Archipel.)

Die seit 1770 häufig als Tagelöhner dort eingewanderten Jüten sind im allgemeinen von den Friesen verachtet. Ein Betrunkener wird ein „jütischer Kerl“ genannt; schlechter Taback oder schlechter Branntwein heisst jütischer. Die obige sprichwörtliche Redensart ist aus derselben Quelle entsprungen. Zur sittlichen Hebung der Bewohner haben die eingewanderten Jüten nichts beigetragen. (Vgl. darüber C. P. Hansen, Chronik der friesischen Uthlande, Altona 1856.)

*5 So schmuzig, dass es der Otmake frisst.

Die Deutschen am Orinoco. Die Otomaken geniessen angebrannten gelben Lehm. (Vgl. Humboldt's Ansichten der Natur.)


Schmuzjokel.

* Er ist a rechter Schmuzjokel. (Ulm.)


Schmuzweiss.

* Das ist Schmuzweiss.

Auf der Insel Bourbon, wo europäische Flibustier mit Negerinnen sich vermischten und danach später den Adel der Weissen sich anmassten, wie auf Mauritius, die rein europäischen Ursprungs ist, hat man von seiten der letztgenannten Insel ein Sprichwort der Verachtung erfunden. Beim Anblick beschmuzter weisser Kleider sagt man auf Mauritius: Cela est blanc de Bourbon, was so viel heisst als schmuzig. Aehnlich sagt man in Berlin, wenn man etwas sehr langweilig findet: Das ist Ballet. (Gubitz, Gesellschafter, 1833, S. 487.)


Schnabel.

1 Am gekrümmten Schnabel kennt man den Raubvogel.

Frz.: Tout bec crochu de proye est soustenu. (Bohn I, 59.)

2 An de gröne Schnapp (grünen Schnabel) kennt man de jungen Vägels. (Rendsburg.)

3 Auch dem Schnabel eines jungen Raubvogels ist nicht zu trauen.

Die Russen: Traue nicht dem weichen Schnabel des jungen Habichts, er wird sich bald härten. (Altmann VI, 437.)

4 Im Schnabel der Henne hat der Wurm kein Recht.

Gewalt geht vor Recht. Wer Gewalt hat, hat Recht.

5 Schnabel gegen Schnabel, so schlagen sich die Adler.

6 Schnabel macht Schnäbel.Lehmann, 171, 48; Gutzkow, III, 2, 874.

7 Wie mir der Schnabel gewachsen ist, so red' ich.

*8 Das ist nicht für seinen Schnabel.

Er wird nichts davon bekommen.

Frz.: Ce n'est pas viande pour ses moineaux, pour ses oiseaux. (Kritzinger, 488b.) – Cela n'est pas pour votre nez, cela vous passera loin du nez.

*9 Das wäre für seinen Schnabel.

Es würde ihm lieb sein (schmecken), wenn er's bekäme.

Frz.: C'est pour son nez, vraiment c'est pour son nez.

*10 Den Schnabel brauchen, wozu er gewachsen ist.

*11 Diäm get de Snäbbel, as wann he en Stück van der Enteke-Fuet friätten hädde. (Iserlohn.) – Firmenich, III, 188, 105; Woeste, 89, 175.

*12 Einem den Schnabel offen halten.

Ihn unterhalten.

*13 Einem den Schnabel wischen.

Frz.: Torcher le bec. (Kritzinger, 683a.)

*14 Einem etwas auf den Schnabel geben.

Frz.: Donner sur la moustache à quelqu'un.

*15 Einem nach dem Schnabel reden.Dove, 1104.

So wie er's gern hört. „Mehr als mit dem schärfsten Sabel, kannst du, Freund, erreichen, sprichst du andern nach dem Schnabel, oder weisst zu schweigen.“ (Gubitz, Gesellschafter, 1831, S. 207.)

*16 Einem seinen gelben Schnabel zeigen.

Einem seine Unerfahrenheit, Unwissenheit, seinen Unverstand fühlbar machen.

Frz.: Faire voir à quelqu'un son béjaune. (Lendroy, 1598.)

*17 Einem um den Schnabel gehen.

*18 Einen über den Schnabel barbieren. (Rendsburg.)

*19 Er hat den Schnabel verbrannt. (Salzburg.)

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"><pb facs="#f0147" n="[141]"/><cb n="281"/>
habe. Nach einer Anekdote. Ein junger Bursche sprengte im gestreckten Galop durch die Strasse. &#x201E;Schmuelchen, wohin?&#x201C; rief ein Bekannter ihm zu. &#x201E;Waass ichs?&#x201C; antwortete Schmuelchen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schmuggler.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Einem Schmuggler liegt nichts am Mondenschein.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">In Podolien sagt man jüdisch-deutsch, um auszudrücken, dass finstere Nächte den Schmugglern erwünscht sind: Var a Päckelmacher (Schmuggler) is a finstere Nacht a lichtige Welt.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schmul.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Schmul maut kein Kalw.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schmullerie.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* De kümmt nog in de Smullerij üm.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Dähnert, 435<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">In ihrem Hause wie an ihrer Person ist alles schmuzig und unrein. Smullerij = Sudelei, schmuzige Haushaltung.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schmullfarken.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Et is en Smullfarken.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Dähnert, 435<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Schimpfname für ein beschmuztes Kind.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schmutertäschen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Schmuter-Täschen und Zusum-Hecht sind fast gut.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Schmuter ist ein Bach in Schwaben. Von demselben ist ein Thal benennt, das Schmuterthal, welches wegen der schönen Wäldchen, an denen es sehr fruchtbar sein soll, in der dasigen Gegend berühmt ist. Die Zusum ist ein anderer Bach, der das Zusumthal bildet und sehr hechtreich ist.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schmuz.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Alten Schmuz muss man nicht aufrühren.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gaal, 1377; Simrock, 9129.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Camarinam ne move, immota enim melior. (<hi rendition="#i">Gaal, 1377.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Ung.</hi>: Ne piszkáld a' ganét, ha nem büdös. (<hi rendition="#i">Gaal, 1377.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Der Schmuz der Arbeit ist besser als der Safran der Faulheit.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Burckhardt, 232.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Es ist verdienstlicher und achtungswerther sich, wenn es nicht anders sein kann, mit einer schmuzigen Arbeit zu beschäftigen, als seine Zeit, im Ueberflusse sitzend, in Trägheit zu verbringen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Erst den Schmuz vom Gesicht waschen, ehe du dich tätowirst!</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Burckhardt, 436.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Je mehr man im Schmuz rührt, je mehr stinkt er.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Des mere man rører ved skarn, des værre lugter det. (<hi rendition="#i">Bohn I, 357.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hoe meer men de stront roert, hoe meer ze stinkt. (<hi rendition="#i">Bohn I, 328.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Me muess nid Schmuz mit Schmêr vertrîbe wolle.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sutermeister, 148.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Schmuz kann den Edelstein bedecken, aber nicht beflecken.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Chinesen: Schmuz verbirgt einen Rubin, aber er befleckt ihn nicht. (<hi rendition="#i">Cibot, 166.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">7 Schmuz kann nichts als besudeln.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: On n'est jamais crotté que par la boue. (<hi rendition="#i">Bohn I, 43.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">8 Schmuz und Dreck sind Vettern.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: On n'est jamais sali que par la boue. (<hi rendition="#i">Cahier, 1599.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">9 Wer Schmuz angreift, wird schmuzig.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Man bliver ei snarere skiden end af skarn. (<hi rendition="#i">Bohn I, 386.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">10 Wo Schmuz ist, da kommt Schmuz hin.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Bei <hi rendition="#i">Tunnicius (204)</hi>: Dem vulen velt dat vule to. (Prava malis recte contingunt optima iustis.)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*11 Das git em Schmuz uf der Ermel.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sutermeister, 99.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Er hat Vortheil davon.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*12 Es ist Schmuz daran.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Sache ist nicht rein. Er ist nicht sauber.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Son cas est véreux. (<hi rendition="#i">Lendroy, 1530.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*13 Schmuz mit Schmer vertreiben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Geiler.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schmuzen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Wat (dâ) smuzet, dat putzet.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schambach, II, 438.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Was am leichtesten schmuzig wird, wie weisse Wäsche, putzt am meisten.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schmuzern.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* He schmuzert as Vit's Hund.</hi> (<hi rendition="#i">Holst.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schütze, II, 172.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Muss sich auf einen Hund beziehen, der eine lachähnliche Miene zog und dessen Herr Veit hiess.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schmuzfink.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Wer sich zu Schmuzfinken gesellt, wird zu einem Unflatvogel.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Wie met slordigen omgaat, leert sloffen. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 275<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schmuzhändlein.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Aus dem Schmuzhändlein ein Putzhändlein machen.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <cb n="282"/>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schmuzig.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*1 Er ist so schmuzig, dass er picken (kleben) bleibt, woann ma'n oan de Woand wirft.</hi> (<hi rendition="#i">Steiermark.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Mach' dich nicht schmuzig an meinen Hosen.</hi> (<hi rendition="#i">Wien.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Ironische Warnung an jemand, der sich seine Stiefeln an unsern Beinkleidern abputzt.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*3 Schmuzig wie die Wege zu Ostern.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*4 Schmuzig wie ein Jüte.</hi> (<hi rendition="#i">Fries. Archipel.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Die seit 1770 häufig als Tagelöhner dort eingewanderten Jüten sind im allgemeinen von den Friesen verachtet. Ein Betrunkener wird ein &#x201E;jütischer Kerl&#x201C; genannt; schlechter Taback oder schlechter Branntwein heisst jütischer. Die obige sprichwörtliche Redensart ist aus derselben Quelle entsprungen. Zur sittlichen Hebung der Bewohner haben die eingewanderten Jüten nichts beigetragen. (Vgl. darüber <hi rendition="#i">C. P. Hansen, Chronik der friesischen Uthlande, Altona 1856.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*5 So schmuzig, dass es der Otmake frisst.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Deutschen am Orinoco. Die Otomaken geniessen angebrannten gelben Lehm. (Vgl. <hi rendition="#i">Humboldt's Ansichten der Natur.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schmuzjokel.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er ist a rechter Schmuzjokel.</hi> (<hi rendition="#i">Ulm.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schmuzweiss.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Das ist Schmuzweiss.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Auf der Insel Bourbon, wo europäische Flibustier mit Negerinnen sich vermischten und danach später den Adel der Weissen sich anmassten, wie auf Mauritius, die rein europäischen Ursprungs ist, hat man von seiten der letztgenannten Insel ein Sprichwort der Verachtung erfunden. Beim Anblick beschmuzter weisser Kleider sagt man auf Mauritius: Cela est blanc de Bourbon, was so viel heisst als schmuzig. Aehnlich sagt man in Berlin, wenn man etwas sehr langweilig findet: Das ist Ballet. (<hi rendition="#i">Gubitz, Gesellschafter, 1833, S. 487.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schnabel.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Am gekrümmten Schnabel kennt man den Raubvogel.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Tout bec crochu de proye est soustenu. (<hi rendition="#i">Bohn I, 59.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 An de gröne Schnapp (grünen Schnabel) kennt man de jungen Vägels.</hi> (<hi rendition="#i">Rendsburg.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Auch dem Schnabel eines jungen Raubvogels ist nicht zu trauen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Russen: Traue nicht dem weichen Schnabel des jungen Habichts, er wird sich bald härten. (<hi rendition="#i">Altmann VI, 437.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Im Schnabel der Henne hat der Wurm kein Recht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Gewalt geht vor Recht. Wer Gewalt hat, hat Recht.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Schnabel gegen Schnabel, so schlagen sich die Adler.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Schnabel macht Schnäbel.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 171, 48; Gutzkow, III, 2, 874.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">7 Wie mir der Schnabel gewachsen ist, so red' ich.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*8 Das ist nicht für seinen Schnabel.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Er wird nichts davon bekommen.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Ce n'est pas viande pour ses moineaux, pour ses oiseaux. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 488<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>) &#x2013; Cela n'est pas pour votre nez, cela vous passera loin du nez.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*9 Das wäre für seinen Schnabel.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Es würde ihm lieb sein (schmecken), wenn er's bekäme.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: C'est pour son nez, vraiment c'est pour son nez.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*10 Den Schnabel brauchen, wozu er gewachsen ist.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*11 Diäm get de Snäbbel, as wann he en Stück van der Enteke-Fuet friätten hädde.</hi> (<hi rendition="#i">Iserlohn.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Firmenich, III, 188, 105; Woeste, 89, 175.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*12 Einem den Schnabel offen halten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Ihn unterhalten.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*13 Einem den Schnabel wischen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Torcher le bec. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 683<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*14 Einem etwas auf den Schnabel geben.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Donner sur la moustache à quelqu'un.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*15 Einem nach dem Schnabel reden.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Dove, 1104.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">So wie er's gern hört. &#x201E;Mehr als mit dem schärfsten Sabel, kannst du, Freund, erreichen, sprichst du andern nach dem Schnabel, oder weisst zu schweigen.&#x201C; (<hi rendition="#i">Gubitz, Gesellschafter, 1831, S. 207.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*16 Einem seinen gelben Schnabel zeigen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Einem seine Unerfahrenheit, Unwissenheit, seinen Unverstand fühlbar machen.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Faire voir à quelqu'un son béjaune. (<hi rendition="#i">Lendroy, 1598.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*17 Einem um den Schnabel gehen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*18 Einen über den Schnabel barbieren.</hi> (<hi rendition="#i">Rendsburg.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*19 Er hat den Schnabel verbrannt.</hi> (<hi rendition="#i">Salzburg.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[141]/0147] habe. Nach einer Anekdote. Ein junger Bursche sprengte im gestreckten Galop durch die Strasse. „Schmuelchen, wohin?“ rief ein Bekannter ihm zu. „Waass ichs?“ antwortete Schmuelchen. Schmuggler. Einem Schmuggler liegt nichts am Mondenschein. In Podolien sagt man jüdisch-deutsch, um auszudrücken, dass finstere Nächte den Schmugglern erwünscht sind: Var a Päckelmacher (Schmuggler) is a finstere Nacht a lichtige Welt. Schmul. Schmul maut kein Kalw. Schmullerie. * De kümmt nog in de Smullerij üm. – Dähnert, 435b. In ihrem Hause wie an ihrer Person ist alles schmuzig und unrein. Smullerij = Sudelei, schmuzige Haushaltung. Schmullfarken. * Et is en Smullfarken. – Dähnert, 435b. Schimpfname für ein beschmuztes Kind. Schmutertäschen. Schmuter-Täschen und Zusum-Hecht sind fast gut. Die Schmuter ist ein Bach in Schwaben. Von demselben ist ein Thal benennt, das Schmuterthal, welches wegen der schönen Wäldchen, an denen es sehr fruchtbar sein soll, in der dasigen Gegend berühmt ist. Die Zusum ist ein anderer Bach, der das Zusumthal bildet und sehr hechtreich ist. Schmuz. 1 Alten Schmuz muss man nicht aufrühren. – Gaal, 1377; Simrock, 9129. Lat.: Camarinam ne move, immota enim melior. (Gaal, 1377.) Ung.: Ne piszkáld a' ganét, ha nem büdös. (Gaal, 1377.) 2 Der Schmuz der Arbeit ist besser als der Safran der Faulheit. – Burckhardt, 232. Es ist verdienstlicher und achtungswerther sich, wenn es nicht anders sein kann, mit einer schmuzigen Arbeit zu beschäftigen, als seine Zeit, im Ueberflusse sitzend, in Trägheit zu verbringen. 3 Erst den Schmuz vom Gesicht waschen, ehe du dich tätowirst! – Burckhardt, 436. 4 Je mehr man im Schmuz rührt, je mehr stinkt er. Dän.: Des mere man rører ved skarn, des værre lugter det. (Bohn I, 357.) Holl.: Hoe meer men de stront roert, hoe meer ze stinkt. (Bohn I, 328.) 5 Me muess nid Schmuz mit Schmêr vertrîbe wolle. – Sutermeister, 148. 6 Schmuz kann den Edelstein bedecken, aber nicht beflecken. Die Chinesen: Schmuz verbirgt einen Rubin, aber er befleckt ihn nicht. (Cibot, 166.) 7 Schmuz kann nichts als besudeln. Frz.: On n'est jamais crotté que par la boue. (Bohn I, 43.) 8 Schmuz und Dreck sind Vettern. Frz.: On n'est jamais sali que par la boue. (Cahier, 1599.) 9 Wer Schmuz angreift, wird schmuzig. Dän.: Man bliver ei snarere skiden end af skarn. (Bohn I, 386.) 10 Wo Schmuz ist, da kommt Schmuz hin. Bei Tunnicius (204): Dem vulen velt dat vule to. (Prava malis recte contingunt optima iustis.) *11 Das git em Schmuz uf der Ermel. – Sutermeister, 99. Er hat Vortheil davon. *12 Es ist Schmuz daran. Die Sache ist nicht rein. Er ist nicht sauber. Frz.: Son cas est véreux. (Lendroy, 1530.) *13 Schmuz mit Schmer vertreiben. – Geiler. Schmuzen. * Wat (dâ) smuzet, dat putzet. – Schambach, II, 438. Was am leichtesten schmuzig wird, wie weisse Wäsche, putzt am meisten. Schmuzern. * He schmuzert as Vit's Hund. (Holst.) – Schütze, II, 172. Muss sich auf einen Hund beziehen, der eine lachähnliche Miene zog und dessen Herr Veit hiess. Schmuzfink. Wer sich zu Schmuzfinken gesellt, wird zu einem Unflatvogel. Holl.: Wie met slordigen omgaat, leert sloffen. (Harrebomée, II, 275b.) Schmuzhändlein. * Aus dem Schmuzhändlein ein Putzhändlein machen. Schmuzig. *1 Er ist so schmuzig, dass er picken (kleben) bleibt, woann ma'n oan de Woand wirft. (Steiermark.) *2 Mach' dich nicht schmuzig an meinen Hosen. (Wien.) Ironische Warnung an jemand, der sich seine Stiefeln an unsern Beinkleidern abputzt. *3 Schmuzig wie die Wege zu Ostern. *4 Schmuzig wie ein Jüte. (Fries. Archipel.) Die seit 1770 häufig als Tagelöhner dort eingewanderten Jüten sind im allgemeinen von den Friesen verachtet. Ein Betrunkener wird ein „jütischer Kerl“ genannt; schlechter Taback oder schlechter Branntwein heisst jütischer. Die obige sprichwörtliche Redensart ist aus derselben Quelle entsprungen. Zur sittlichen Hebung der Bewohner haben die eingewanderten Jüten nichts beigetragen. (Vgl. darüber C. P. Hansen, Chronik der friesischen Uthlande, Altona 1856.) *5 So schmuzig, dass es der Otmake frisst. Die Deutschen am Orinoco. Die Otomaken geniessen angebrannten gelben Lehm. (Vgl. Humboldt's Ansichten der Natur.) Schmuzjokel. * Er ist a rechter Schmuzjokel. (Ulm.) Schmuzweiss. * Das ist Schmuzweiss. Auf der Insel Bourbon, wo europäische Flibustier mit Negerinnen sich vermischten und danach später den Adel der Weissen sich anmassten, wie auf Mauritius, die rein europäischen Ursprungs ist, hat man von seiten der letztgenannten Insel ein Sprichwort der Verachtung erfunden. Beim Anblick beschmuzter weisser Kleider sagt man auf Mauritius: Cela est blanc de Bourbon, was so viel heisst als schmuzig. Aehnlich sagt man in Berlin, wenn man etwas sehr langweilig findet: Das ist Ballet. (Gubitz, Gesellschafter, 1833, S. 487.) Schnabel. 1 Am gekrümmten Schnabel kennt man den Raubvogel. Frz.: Tout bec crochu de proye est soustenu. (Bohn I, 59.) 2 An de gröne Schnapp (grünen Schnabel) kennt man de jungen Vägels. (Rendsburg.) 3 Auch dem Schnabel eines jungen Raubvogels ist nicht zu trauen. Die Russen: Traue nicht dem weichen Schnabel des jungen Habichts, er wird sich bald härten. (Altmann VI, 437.) 4 Im Schnabel der Henne hat der Wurm kein Recht. Gewalt geht vor Recht. Wer Gewalt hat, hat Recht. 5 Schnabel gegen Schnabel, so schlagen sich die Adler. 6 Schnabel macht Schnäbel. – Lehmann, 171, 48; Gutzkow, III, 2, 874. 7 Wie mir der Schnabel gewachsen ist, so red' ich. *8 Das ist nicht für seinen Schnabel. Er wird nichts davon bekommen. Frz.: Ce n'est pas viande pour ses moineaux, pour ses oiseaux. (Kritzinger, 488b.) – Cela n'est pas pour votre nez, cela vous passera loin du nez. *9 Das wäre für seinen Schnabel. Es würde ihm lieb sein (schmecken), wenn er's bekäme. Frz.: C'est pour son nez, vraiment c'est pour son nez. *10 Den Schnabel brauchen, wozu er gewachsen ist. *11 Diäm get de Snäbbel, as wann he en Stück van der Enteke-Fuet friätten hädde. (Iserlohn.) – Firmenich, III, 188, 105; Woeste, 89, 175. *12 Einem den Schnabel offen halten. Ihn unterhalten. *13 Einem den Schnabel wischen. Frz.: Torcher le bec. (Kritzinger, 683a.) *14 Einem etwas auf den Schnabel geben. Frz.: Donner sur la moustache à quelqu'un. *15 Einem nach dem Schnabel reden. – Dove, 1104. So wie er's gern hört. „Mehr als mit dem schärfsten Sabel, kannst du, Freund, erreichen, sprichst du andern nach dem Schnabel, oder weisst zu schweigen.“ (Gubitz, Gesellschafter, 1831, S. 207.) *16 Einem seinen gelben Schnabel zeigen. Einem seine Unerfahrenheit, Unwissenheit, seinen Unverstand fühlbar machen. Frz.: Faire voir à quelqu'un son béjaune. (Lendroy, 1598.) *17 Einem um den Schnabel gehen. *18 Einen über den Schnabel barbieren. (Rendsburg.) *19 Er hat den Schnabel verbrannt. (Salzburg.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:39:19Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:39:19Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/147
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [141]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/147>, abgerufen am 29.03.2024.