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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] Holl.: Schrijf het in den schoorsteen, dan zal de haan het niet uit krabben. (Harrebomee, II, 258a.)

Lat.: In aqua scribere. (Catull.) (Binder I, 716; II, 1403; Philippi, I, 191.)

*25 Ich will es nicht in den Schornstein schreiben.

*26 In'n Schorsten schreiwen. - Schütze, IV, 72.

Ins Buch der Vergessenheit, es für verloren achten. Um diesen Gedanken auszudrücken, sagt eine jüdisch-deutsche Redensart: Schreib darauf zwei Peijen. Der hebräische Buchstabe Peij entspricht dem deutschen P, wird aber in vielen Fällen für F und V gebraucht, so in den Worten: "verfallen, verloren", welches mit zwei Peijen geschrieben wird.

*27 Myn Schorsten treckt allerhand Rok (Rauch). - Richey, 215; Schütze, III, 305; IV, 62.

Scherzhaft zu sagen: Ich esse alles mit; auch von Leuten, aus denen man nicht klug wird.

*28 Wi will 'nt in Schorstein schrieben, damit 't dei Haüner nich utkratzen. (Mecklenburg.) - Raabe, 10; hochdeutsch bei Simrock, 9200.

*29 Wei wil't innen Sjösten schriwen, datte Höner 't nich autkleit. (Jever.) - Frommann, III, 38, 26.

*30 Woher nur sein Schornstein raucht. - Tendlau, 211.

Woher er nur bei seiner Unthätigkeit, bei seinem geringen Verdienste die Mittel zum Bestehen haben mag.

*31 Wovon soll der Schornstein rauchen?


Schornsteinfeger.

1 Ein Schornsteinfeger macht mehr voll als sieben Leute rein machen.

Holl.: Zij kunnen met hun zevenen zooveel niet uitwisschen, als een schoorsteen veger kan vuil maken. (Harrebomee, II, 258a.)

2 Schornsteinfeger, Helldräger, obgehangen, wedder gefangen. (Königsberg.)

3 Schornsteinfeger und Höflinge kommen hoch hinauf, aber sie kriechen durch dunkle (garstige) Kanäle und machen sich schwarz.

4 Schornsteinfegers Esse ist am schlechtesten gekehrt. (S. Schmied 12 u. 51 und Schuhmacher.)

Schwed.: Ofta kommer eld i sotarens huus. (Grubb, 726.)

5 Schostenfeger will ik warden, segt lütt Hans, denn brauk ik mi ni to waschen. - Piening, 11.

*6 Der Schornsteinfeger ist ihm in die Kehle gefahren. - Frischbier2, 3391.

*7 Du wauscht ok den Schorstenfeger motte ön dine Hals schöcke. (Ostpreuss.)

Wenn jemand heiser ist.

*8 Er hat einen langen Schornsteinfeger. - Frischbier2, 3392.

Für: er hat langes Haar. Der Archivar Dr. Meckelburg in Königsberg theilt mit, dass er diese, jetzt nicht mehr gebräuchliche Redensart häufig in alten preussischen Manuscripten gefunden habe.


Schornsteinloch.

Das Schornsteinloch ist sowol ein stück dess Hausses als die Stigen. - Gruter, III, 14; Lehmann, II, 76, 32.


Schos.

1 Auf einen goldenen Schos will sich jeder setzen. - Altmann V.

2 Der Schos macht gross. - Simrock, 9181.

3 Viel Schösse gehen selten fehl. - Latendorf II, 28.

4 Was der Schos empfangen, gibt er wieder heraus.

Die Russen in Petersburg: Der Schos gibt keinen Fürsten heraus, wenn er einen Bauer empfangen hat. (Altmann VI, 439.)

*5 Es ist ihm in den Schos gefallen.

Holl.: Het wordt hem zoo maar in den schoot geworpen. (Harrebomee, II, 258b.)

*6 Etwas in seinem Schos tragen.

Was man ganz besonders liebt und pflegt. Von zärtlichen Müttern entlehnt.

*7 Hei kröggt e Schoss wie de Kniew von Nodems. (Alt-Pillau.)

Von Kniew erzählt man sich scherzweise, er sei von vierzig Jahren noch gewachsen.

*8 Immer näher als andere im Schose sitzen wollen. - Schottel, 1118b.


Schosen.

* Schosen (auch: lustige Schosen) machen. - Simplic., 1031; III, 277.


[Spaltenumbruch]
Schosenmacher.

* A öss a Schosenmacher. (Bärnsdorf bei Böhmisch-Friedland.)

Ein unterhaltender, gemüthlicher Gesellschafter, der alle Taschen voll launiger Einfälle und Spässe hat, lustiger Anekdoten voll ist u. s. w.


Schoshund.

Ein Schoshund ist leichter ersäuft als ein Floh.


Schoshündchen.

* Ein Schoshündchen.

Lat.: Melitaeus catulus. (Erasm., 439; Tappius, 148b.)


Schoshündlein.

Schoshündlein wedelt jeden an, aber der Bulldogg wagt das Leben für den Herrn.

Holl.: Schoothondjes zijn wel allemans vrienden, maar de bisdige bulhond waagt voor zijn meester het leven. (Harrebomee, II, 258b.)


Schossen.

Was geschosst wird, bleibt fest. - Graf, 94, 173.

Bezieht sich auf eine Form beim Uebergange von Erb- und Grundeigenthum in andern Besitz. Das flensburger Stadtrecht (Art. 106) sagt: "Waz schotet werd, schall vaste blieven." Die Einweisung in den Besitz eines gekauften oder verpfändeten Grundstücks geschah in symbolischer Weise durch Einschütten von Erde in den Rockschoss oder Mantel des Erwerbers. Und sobald dies erfolgt war, so war die Uebergabe förmlich und rechtsgültig geschehen.


Schote.

1 Gibst du mir Schoten, so geb' ich dir Bohnen.

2 Jeder isst junge Schoten lieber als alte.

3 Schoten am Wege und ein Weib am Fenster sind schwer zu hüten. - Masson, 239.

*4 A werd mer schund weider in meine Schauten kummen. (S. Messer 91 und Rocken 9 u. 12.) - Robinson, 88; Gomolcke, 236; Frommann, III, 243, 70.

Frz.: Laissez le faire, il viendra moudre a notre moulin.

*5 Das is e alter Schote (Narr). - Tendlau, 561.

Den Ton auf alt; ein alter Narr. Die Narrheit ist bei ihm schon lange eingebürgert.

*6 Einem in die Schoten kommen.

Hat vielleicht seinen Ursprung von einem Felddiebe, den jemand in den Schoten zu ertappen glaubte. Schwerlich dürften die Schoten im Seewesen, zwei Taue, die, wenn vor dem Wind gesegelt wird, feststehen, gemeint sein.

*7 Es geht ihm wie den Schoten am Wege.

Poln.: Ma sie jak groch przy drodze. (Lompa, 20.)

*8 Es wird ihm niemand in die Schoten kommen.

"Niemand wird leicht in deine Schoten kommen." (Keller, 158a.)


Schotenstoffel.

* Es ist ein wahrer Schotenstoffel.

Ein Einfaltspinsel.

Lat.: Rana gyrina sapientior. (Philippi, II, 150.)


Schotte.

Mit dem Schotten (Hausirer) und Pfaffen muss man sich in keinen Streit (Process) einlassen. (Lit.)


Schötteln.

* He word d'r nich schöttelt. - Stürenburg, 232b; Eichwald, 1685.

Er wurde bei dem Fest- oder Gastmahl übergangen, nicht eingeladen. Schötteln = schüsseln, bewirthen, einen zu den vollen Schüsseln nöthigen.


Schotten.

1 Lutere Schotta (Molken) vertreibt eim's Hoppa1, aber der Ziger, der bringt's wieder. - Sutermeister, 126.

1) Springen auf einem Beine.

*2 Schotten tragen.

Bei der Kirchweihfeier in Tirol begleitet der Bursche sein Mädchen vom Tanz nach Hause. Wer allein nach Hause gehen muss, von dem sagt man: er trägt Schotten. (Vgl. Der Kirchtag im Zillerthal von L. von Hörmann im Hausfreund, Berlin 1872, Nr. 2.)


Schottenpfaffen.

Wer einem Schottenpfaffen glaubt, der ist seiner fünf Sinne beraubt.


Schotter.

Schottern1 wachse off de Bem.

1) Schwanzlose Hühner. Nach Oec. rur. 488 wachsen in der Tatarei die Schafe sogar aus Samen. Das Sprichwort will damit sagen: Du brauchst mich nicht zu belügen, man findet ohnehin Lügner genug.


Schottisch.

*1 Es geht schottisch zu.

Plump, rauh, wild.

*2 He sall schottisch up Socken danzen. (Pommern.)

Ich will ihn jagen, dass er die Schuhe verliert.


[Spaltenumbruch] Holl.: Schrijf het in den schoorsteen, dan zal de haan het niet uit krabben. (Harrebomée, II, 258a.)

Lat.: In aqua scribere. (Catull.) (Binder I, 716; II, 1403; Philippi, I, 191.)

*25 Ich will es nicht in den Schornstein schreiben.

*26 In'n Schorstên schrîwen.Schütze, IV, 72.

Ins Buch der Vergessenheit, es für verloren achten. Um diesen Gedanken auszudrücken, sagt eine jüdisch-deutsche Redensart: Schreib darauf zwei Peijen. Der hebräische Buchstabe Peij entspricht dem deutschen P, wird aber in vielen Fällen für F und V gebraucht, so in den Worten: „verfallen, verloren“, welches mit zwei Peijen geschrieben wird.

*27 Myn Schorstên treckt allerhand Rôk (Rauch).Richey, 215; Schütze, III, 305; IV, 62.

Scherzhaft zu sagen: Ich esse alles mit; auch von Leuten, aus denen man nicht klug wird.

*28 Wi will 'nt in Schorstein schrieben, damit 't dei Haüner nich utkratzen. (Mecklenburg.) – Raabe, 10; hochdeutsch bei Simrock, 9200.

*29 Wî wil't innen Sjöstên schriwen, datte Höner 't nich ûtkleit. (Jever.) – Frommann, III, 38, 26.

*30 Woher nur sein Schornstein raucht.Tendlau, 211.

Woher er nur bei seiner Unthätigkeit, bei seinem geringen Verdienste die Mittel zum Bestehen haben mag.

*31 Wovon soll der Schornstein rauchen?


Schornsteinfeger.

1 Ein Schornsteinfeger macht mehr voll als sieben Leute rein machen.

Holl.: Zij kunnen met hun zevenen zooveel niet uitwisschen, als een schoorsteen veger kan vuil maken. (Harrebomée, II, 258a.)

2 Schornsteinfeger, Helldräger, obgehangen, wedder gefangen. (Königsberg.)

3 Schornsteinfeger und Höflinge kommen hoch hinauf, aber sie kriechen durch dunkle (garstige) Kanäle und machen sich schwarz.

4 Schornsteinfegers Esse ist am schlechtesten gekehrt. (S. Schmied 12 u. 51 und Schuhmacher.)

Schwed.: Ofta kommer eld i sotarens huus. (Grubb, 726.)

5 Schostênfeger will ik warden, segt lütt Hans, denn brûk ik mi ni to waschen.Piening, 11.

*6 Der Schornsteinfeger ist ihm in die Kehle gefahren.Frischbier2, 3391.

*7 Du wûscht ok den Schorstênfeger motte ön dine Hals schöcke. (Ostpreuss.)

Wenn jemand heiser ist.

*8 Er hat einen langen Schornsteinfeger.Frischbier2, 3392.

Für: er hat langes Haar. Der Archivar Dr. Meckelburg in Königsberg theilt mit, dass er diese, jetzt nicht mehr gebräuchliche Redensart häufig in alten preussischen Manuscripten gefunden habe.


Schornsteinloch.

Das Schornsteinloch ist sowol ein stück dess Hausses als die Stigen.Gruter, III, 14; Lehmann, II, 76, 32.


Schos.

1 Auf einen goldenen Schos will sich jeder setzen.Altmann V.

2 Der Schos macht gross.Simrock, 9181.

3 Viel Schösse gehen selten fehl.Latendorf II, 28.

4 Was der Schos empfangen, gibt er wieder heraus.

Die Russen in Petersburg: Der Schos gibt keinen Fürsten heraus, wenn er einen Bauer empfangen hat. (Altmann VI, 439.)

*5 Es ist ihm in den Schos gefallen.

Holl.: Het wordt hem zoo maar in den schoot geworpen. (Harrebomée, II, 258b.)

*6 Etwas in seinem Schos tragen.

Was man ganz besonders liebt und pflegt. Von zärtlichen Müttern entlehnt.

*7 Hei kröggt e Schoss wie de Kniew von Nodems. (Alt-Pillau.)

Von Kniew erzählt man sich scherzweise, er sei von vierzig Jahren noch gewachsen.

*8 Immer näher als andere im Schose sitzen wollen.Schottel, 1118b.


Schosen.

* Schosen (auch: lustige Schosen) machen.Simplic., 1031; III, 277.


[Spaltenumbruch]
Schosenmacher.

* A öss a Schôsenmacher. (Bärnsdorf bei Böhmisch-Friedland.)

Ein unterhaltender, gemüthlicher Gesellschafter, der alle Taschen voll launiger Einfälle und Spässe hat, lustiger Anekdoten voll ist u. s. w.


Schoshund.

Ein Schoshund ist leichter ersäuft als ein Floh.


Schoshündchen.

* Ein Schoshündchen.

Lat.: Melitaeus catulus. (Erasm., 439; Tappius, 148b.)


Schoshündlein.

Schoshündlein wedelt jeden an, aber der Bulldogg wagt das Leben für den Herrn.

Holl.: Schoothondjes zijn wel allemans vrienden, maar de bisdige bulhond waagt voor zijn meester het leven. (Harrebomée, II, 258b.)


Schossen.

Was geschosst wird, bleibt fest.Graf, 94, 173.

Bezieht sich auf eine Form beim Uebergange von Erb- und Grundeigenthum in andern Besitz. Das flensburger Stadtrecht (Art. 106) sagt: „Waz schotet werd, schall vaste blieven.“ Die Einweisung in den Besitz eines gekauften oder verpfändeten Grundstücks geschah in symbolischer Weise durch Einschütten von Erde in den Rockschoss oder Mantel des Erwerbers. Und sobald dies erfolgt war, so war die Uebergabe förmlich und rechtsgültig geschehen.


Schote.

1 Gibst du mir Schoten, so geb' ich dir Bohnen.

2 Jeder isst junge Schoten lieber als alte.

3 Schoten am Wege und ein Weib am Fenster sind schwer zu hüten.Masson, 239.

*4 A werd mer schund wîder in meine Schûten kummen. (S. Messer 91 und Rocken 9 u. 12.) – Robinson, 88; Gomolcke, 236; Frommann, III, 243, 70.

Frz.: Laissez le faire, il viendra moudre à notre moulin.

*5 Das is e alter Schote (Narr). – Tendlau, 561.

Den Ton auf alt; ein alter Narr. Die Narrheit ist bei ihm schon lange eingebürgert.

*6 Einem in die Schoten kommen.

Hat vielleicht seinen Ursprung von einem Felddiebe, den jemand in den Schoten zu ertappen glaubte. Schwerlich dürften die Schoten im Seewesen, zwei Taue, die, wenn vor dem Wind gesegelt wird, feststehen, gemeint sein.

*7 Es geht ihm wie den Schoten am Wege.

Poln.: Ma się jak groch przy drodze. (Lompa, 20.)

*8 Es wird ihm niemand in die Schoten kommen.

„Niemand wird leicht in deine Schoten kommen.“ (Keller, 158a.)


Schotenstoffel.

* Es ist ein wahrer Schotenstoffel.

Ein Einfaltspinsel.

Lat.: Rana gyrina sapientior. (Philippi, II, 150.)


Schotte.

Mit dem Schotten (Hausirer) und Pfaffen muss man sich in keinen Streit (Process) einlassen. (Lit.)


Schötteln.

* He word d'r nich schöttelt.Stürenburg, 232b; Eichwald, 1685.

Er wurde bei dem Fest- oder Gastmahl übergangen, nicht eingeladen. Schötteln = schüsseln, bewirthen, einen zu den vollen Schüsseln nöthigen.


Schotten.

1 Lutere Schotta (Molken) vertreibt eim's Hoppa1, aber der Ziger, der bringt's wieder.Sutermeister, 126.

1) Springen auf einem Beine.

*2 Schotten tragen.

Bei der Kirchweihfeier in Tirol begleitet der Bursche sein Mädchen vom Tanz nach Hause. Wer allein nach Hause gehen muss, von dem sagt man: er trägt Schotten. (Vgl. Der Kirchtag im Zillerthal von L. von Hörmann im Hausfreund, Berlin 1872, Nr. 2.)


Schottenpfaffen.

Wer einem Schottenpfaffen glaubt, der ist seiner fünf Sinne beraubt.


Schotter.

Schottern1 wachse off de Bêm.

1) Schwanzlose Hühner. Nach Oec. rur. 488 wachsen in der Tatarei die Schafe sogar aus Samen. Das Sprichwort will damit sagen: Du brauchst mich nicht zu belügen, man findet ohnehin Lügner genug.


Schottisch.

*1 Es geht schottisch zu.

Plump, rauh, wild.

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[[165]/0171] Holl.: Schrijf het in den schoorsteen, dan zal de haan het niet uit krabben. (Harrebomée, II, 258a.) Lat.: In aqua scribere. (Catull.) (Binder I, 716; II, 1403; Philippi, I, 191.) *25 Ich will es nicht in den Schornstein schreiben. *26 In'n Schorstên schrîwen. – Schütze, IV, 72. Ins Buch der Vergessenheit, es für verloren achten. Um diesen Gedanken auszudrücken, sagt eine jüdisch-deutsche Redensart: Schreib darauf zwei Peijen. Der hebräische Buchstabe Peij entspricht dem deutschen P, wird aber in vielen Fällen für F und V gebraucht, so in den Worten: „verfallen, verloren“, welches mit zwei Peijen geschrieben wird. *27 Myn Schorstên treckt allerhand Rôk (Rauch). – Richey, 215; Schütze, III, 305; IV, 62. Scherzhaft zu sagen: Ich esse alles mit; auch von Leuten, aus denen man nicht klug wird. *28 Wi will 'nt in Schorstein schrieben, damit 't dei Haüner nich utkratzen. (Mecklenburg.) – Raabe, 10; hochdeutsch bei Simrock, 9200. *29 Wî wil't innen Sjöstên schriwen, datte Höner 't nich ûtkleit. (Jever.) – Frommann, III, 38, 26. *30 Woher nur sein Schornstein raucht. – Tendlau, 211. Woher er nur bei seiner Unthätigkeit, bei seinem geringen Verdienste die Mittel zum Bestehen haben mag. *31 Wovon soll der Schornstein rauchen? Schornsteinfeger. 1 Ein Schornsteinfeger macht mehr voll als sieben Leute rein machen. Holl.: Zij kunnen met hun zevenen zooveel niet uitwisschen, als een schoorsteen veger kan vuil maken. (Harrebomée, II, 258a.) 2 Schornsteinfeger, Helldräger, obgehangen, wedder gefangen. (Königsberg.) 3 Schornsteinfeger und Höflinge kommen hoch hinauf, aber sie kriechen durch dunkle (garstige) Kanäle und machen sich schwarz. 4 Schornsteinfegers Esse ist am schlechtesten gekehrt. (S. Schmied 12 u. 51 und Schuhmacher.) Schwed.: Ofta kommer eld i sotarens huus. (Grubb, 726.) 5 Schostênfeger will ik warden, segt lütt Hans, denn brûk ik mi ni to waschen. – Piening, 11. *6 Der Schornsteinfeger ist ihm in die Kehle gefahren. – Frischbier2, 3391. *7 Du wûscht ok den Schorstênfeger motte ön dine Hals schöcke. (Ostpreuss.) Wenn jemand heiser ist. *8 Er hat einen langen Schornsteinfeger. – Frischbier2, 3392. Für: er hat langes Haar. Der Archivar Dr. Meckelburg in Königsberg theilt mit, dass er diese, jetzt nicht mehr gebräuchliche Redensart häufig in alten preussischen Manuscripten gefunden habe. Schornsteinloch. Das Schornsteinloch ist sowol ein stück dess Hausses als die Stigen. – Gruter, III, 14; Lehmann, II, 76, 32. Schos. 1 Auf einen goldenen Schos will sich jeder setzen. – Altmann V. 2 Der Schos macht gross. – Simrock, 9181. 3 Viel Schösse gehen selten fehl. – Latendorf II, 28. 4 Was der Schos empfangen, gibt er wieder heraus. Die Russen in Petersburg: Der Schos gibt keinen Fürsten heraus, wenn er einen Bauer empfangen hat. (Altmann VI, 439.) *5 Es ist ihm in den Schos gefallen. Holl.: Het wordt hem zoo maar in den schoot geworpen. (Harrebomée, II, 258b.) *6 Etwas in seinem Schos tragen. Was man ganz besonders liebt und pflegt. Von zärtlichen Müttern entlehnt. *7 Hei kröggt e Schoss wie de Kniew von Nodems. (Alt-Pillau.) Von Kniew erzählt man sich scherzweise, er sei von vierzig Jahren noch gewachsen. *8 Immer näher als andere im Schose sitzen wollen. – Schottel, 1118b. Schosen. * Schosen (auch: lustige Schosen) machen. – Simplic., 1031; III, 277. Schosenmacher. * A öss a Schôsenmacher. (Bärnsdorf bei Böhmisch-Friedland.) Ein unterhaltender, gemüthlicher Gesellschafter, der alle Taschen voll launiger Einfälle und Spässe hat, lustiger Anekdoten voll ist u. s. w. Schoshund. Ein Schoshund ist leichter ersäuft als ein Floh. Schoshündchen. * Ein Schoshündchen. Lat.: Melitaeus catulus. (Erasm., 439; Tappius, 148b.) Schoshündlein. Schoshündlein wedelt jeden an, aber der Bulldogg wagt das Leben für den Herrn. Holl.: Schoothondjes zijn wel allemans vrienden, maar de bisdige bulhond waagt voor zijn meester het leven. (Harrebomée, II, 258b.) Schossen. Was geschosst wird, bleibt fest. – Graf, 94, 173. Bezieht sich auf eine Form beim Uebergange von Erb- und Grundeigenthum in andern Besitz. Das flensburger Stadtrecht (Art. 106) sagt: „Waz schotet werd, schall vaste blieven.“ Die Einweisung in den Besitz eines gekauften oder verpfändeten Grundstücks geschah in symbolischer Weise durch Einschütten von Erde in den Rockschoss oder Mantel des Erwerbers. Und sobald dies erfolgt war, so war die Uebergabe förmlich und rechtsgültig geschehen. Schote. 1 Gibst du mir Schoten, so geb' ich dir Bohnen. 2 Jeder isst junge Schoten lieber als alte. 3 Schoten am Wege und ein Weib am Fenster sind schwer zu hüten. – Masson, 239. *4 A werd mer schund wîder in meine Schûten kummen. (S. Messer 91 und Rocken 9 u. 12.) – Robinson, 88; Gomolcke, 236; Frommann, III, 243, 70. Frz.: Laissez le faire, il viendra moudre à notre moulin. *5 Das is e alter Schote (Narr). – Tendlau, 561. Den Ton auf alt; ein alter Narr. Die Narrheit ist bei ihm schon lange eingebürgert. *6 Einem in die Schoten kommen. Hat vielleicht seinen Ursprung von einem Felddiebe, den jemand in den Schoten zu ertappen glaubte. Schwerlich dürften die Schoten im Seewesen, zwei Taue, die, wenn vor dem Wind gesegelt wird, feststehen, gemeint sein. *7 Es geht ihm wie den Schoten am Wege. Poln.: Ma się jak groch przy drodze. (Lompa, 20.) *8 Es wird ihm niemand in die Schoten kommen. „Niemand wird leicht in deine Schoten kommen.“ (Keller, 158a.) Schotenstoffel. * Es ist ein wahrer Schotenstoffel. Ein Einfaltspinsel. Lat.: Rana gyrina sapientior. (Philippi, II, 150.) Schotte. Mit dem Schotten (Hausirer) und Pfaffen muss man sich in keinen Streit (Process) einlassen. (Lit.) Schötteln. * He word d'r nich schöttelt. – Stürenburg, 232b; Eichwald, 1685. Er wurde bei dem Fest- oder Gastmahl übergangen, nicht eingeladen. Schötteln = schüsseln, bewirthen, einen zu den vollen Schüsseln nöthigen. Schotten. 1 Lutere Schotta (Molken) vertreibt eim's Hoppa1, aber der Ziger, der bringt's wieder. – Sutermeister, 126. 1) Springen auf einem Beine. *2 Schotten tragen. Bei der Kirchweihfeier in Tirol begleitet der Bursche sein Mädchen vom Tanz nach Hause. Wer allein nach Hause gehen muss, von dem sagt man: er trägt Schotten. (Vgl. Der Kirchtag im Zillerthal von L. von Hörmann im Hausfreund, Berlin 1872, Nr. 2.) Schottenpfaffen. Wer einem Schottenpfaffen glaubt, der ist seiner fünf Sinne beraubt. Schotter. Schottern1 wachse off de Bêm. 1) Schwanzlose Hühner. Nach Oec. rur. 488 wachsen in der Tatarei die Schafe sogar aus Samen. Das Sprichwort will damit sagen: Du brauchst mich nicht zu belügen, man findet ohnehin Lügner genug. Schottisch. *1 Es geht schottisch zu. Plump, rauh, wild. *2 He sall schottisch up Socken danzen. (Pommern.) Ich will ihn jagen, dass er die Schuhe verliert.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [165]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/171>, abgerufen am 20.04.2024.