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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] dann soll man besser den Schuldigen gehen lassen, damit man einen Unschuldigen nicht in Strafe bringe.

Mhd.: Man sal den schuldigen lazzen gen daz der unschuldig nich verderbe. (Kl. Kaiserr., II, 160.)

27 Wer den Schuldigen loslässt, verurtheilt den Unschuldigen.

Dän.: Den som fridömmer de skyldige, han fordömmer de uskyldige. (Prov. dan., 198.)

It.: Chi difende il nocente, appareschia a se la colpa. - Compagno si fa della colpa, chi difende l'accolpato. (Biber.)


Schuldlos.

Wer sich schuldlos weiss, ist des Kaisers Genoss.

Weil unter Herrschaft roher Gewalt keine Gesellschaft bestehen kann, so ist natürlich zwischen denen, die Gewalt gegen die Schwächern üben, und dem Kaiser, d. h. dem Oberhaupt der Gesellschaft und dem Vollstrecker der Gesetze, keine Gemeinschaft. Aber der Schuldlose, Unschuldige (s. d.) kann auf den Schutz der Gesetze rechnen, er ist des Kaisers Genosse.

Mhd.: Der sich unschuldig weyss, ist des keysers genoss. (Kl. Kaiserr., I, 8.)


Schuldner.

1 Böse Schuldner (und Mönche) kriechen den Weibern unter den Pelz. - Eisenhart, 61; Eiselein, 556; Pistor., IV, 87; Simrock, 9247; Körte, 5429; Klosterspiegel, 40, 6; Braun, I, 3997.

Wenn es mit jemand zum Concurs kommt, so pflegt sich meist die Gattin des Schuldners zu melden, ihr eingebrachtes Heirathsgut zurückfordernd. Wenn solche Schuldner nun merken, dass ihr Vermögen von den Gläubigern in Beschlag genommen werde, so geben sie vor, sehr viel von ihrer Frau erhalten zu haben, weil sie, wenn ihnen dies durchgeht, keinen Mangel leiden werden.

2 Böse Schuldner muss man hart (oft) mahnen. - Simrock, 9248.

Schwed.: Ond gjäldenär skal man ofta kräffica. (Grubb, 616.)

3 Böse Schüldners sitt't her Wiven ünner'n Rock. (Ostfries.) - Frommann, II, 390, 79.

4 Bösem Schuldner fehlt es nicht an (Entschuldigungs-)Gründen.

Die Aegypter lassen solchen sagen: Mein Schuldner ist in der Bezahlung immer weiter zurück als ich, d. i. ich werde nicht bezahlt und kann daher auch nicht Zahlung leisten. (Burckhardt, 465.)

5 Der beste Schuldner will erinnert sein, 's Bezahlen fällt ihm sonst nicht ein.

Lat.: Vel optima nomina non appellando fiunt mala. (Philippi, II, 242.)

6 Der Schuldner ist des Mahners Knecht.

Frz.: Qui nous doit, nous demande. (Cahier, 546.)

7 Der Schuldner nimmt mit frohem Blick und gibt mit traurigem (mürrischem) zurück. (S. Schuld 15 u. 74.)

8 Der Schuldner wird zuerst betagt, bevor man über Bürgen klagt. - Graf, 244, 129.

Wenn es auch in manchen Rechten dem Gläubiger freigestellt war, ob er sich an den Schuldner oder Bürgen halten wollte; so gilt doch als Regel, dass der letztere erst dann in Anspruch genommen werden kann, wenn der erstere nicht zahlt.

Holl.: De principaal wordt eerst gedaagt, aller men over borgen klaagt. (Harrebomee, I, 81b.)

9 Des Schuldners Gut gehört dem Gläubiger.

Böhm.: Dluznikuv statek veriteli zavazan jest. (Rybicka, 3152.)

10 Einen ehrlichen Schuldner dauert kein Pfand.

11 Feine Schuldner sind die Herren fremder Börsen.

Böhm.: Dobry dluznik ciziho mcsce hospodar. (Celakovsky, 274.)

Ill.: Duznik dobar tudjemu tobolcu gospodar. (Celakovsky, 274.)

12 Für den Schuldner gibt's immer ein Loch im Gesetz.

Die Franzosen behaupten das Gegentheil: Qui doit, a tort. (Lendroy, 598.)

13 Grosse Schuldner, grosse Duldner. - Sprichwörtergarten, 363.

Schon das Abhängigkeitsverhältniss ist ein höchst drückendes.

14 Gute Schuldner mahnen sich selber.

Lat.: Apud bonae fidei promissorem non est opus flagitatione. (Binder I, 72; II, 204.)

15 Heute ein Schuldner, morgen ein Zahler. - Simrock, 9242.

16 Schuldner sind freundlich, wenn sie borgen, aber mürrisch, wenn sie wieder geben sollen.

Böhm.: Dluznik kdyz zada, pyri se, a kdyz ma oplatiti, bledne. - Dluznik vesele bere, ale smutne vraci. - [Spaltenumbruch] Dokud prosi, zlata slova nosi; a pred placi zada obraci. (Celakovsky, 275 u. 276.)

Krain.: Dokler prosi, zlate usta, nosi; kadar vraca, herbet obraca. (Celakovsky, 276.)

Poln.: Dluznik pozyczajac rumiany, oddac majac blady. - Dluznik vesolo bierze, a smutno oddaje. (Celakovsky, 275.)

17 Schuldner sind Lügner. - Simrock, 9246; Eiselein, 556; Körte, 5428; Lohrengel, I, 597.

Engl.: Debtors are liars.

18 So lange der Schuldner mein Geld braucht, muss er mir davon Zins geben. - Pistor., X, 39; Simrock, 9250.

19 Stattlicher schuldner ist schlechter zaler. - Lehmann, 710, 21; Simrock, 9249.

20 Von einem bösen Schuldner nimm Haferstroh.

Aehnlich die Aegypter: Von einem schlechten Schuldner nimm, und wär' es auch nur ein Stein. Weise auch nicht das Geringste zurück, was dir der böse Schuldner abschläglich auf seine Schuld bezahlen will. (Burckhardt, 235.) Reuterdahl (14) heisst es: Von dem, der faul zahlt, lass dir Pfunde schwarzen Salzes geben.

Böhm.: Od zleho dluznika i koza bez mlika. - Od zleho dluznika i plevy ber. (Celakovsky, 275.)

Dän.: Man maa tage suur sild af onde gjeldinger. (Bohn I, 388.) - Tag sort salt af en ond geldener. (Prov. dan., 223.)

Frz.: Il faut tirer d'une mauvaise paie ce qu'on peut. (Kritzinger, 498a.)

Holl.: Over des duivels ziel koopen. (Harrebomee, I, 166a.)

Ill.: Od zla duznika i koza brez mlika. (Celakovsky, 275.)

It.: Da cattivo pagatore piglio aceto, o vincerone. (Pazzaglia, 260, 6.) - Da cattivo pagatore togliete paglia. (Bohn I, 90.)

Lat.: Debitorem nactus improbum, auferes ab eo quicquid poteris. (Seybold, 115.)

Poln.: Od zlego dluznika i plewy bierz. (Celakovsky, 275.) - Od zlego dluznika i plewy brac trzeba. - Od zlego dluznika na grzebieniu liczyc mozna. (Lompa, 26.)

21 Vornehme Schuldner sind schlechte Zahler. - Körte, 5430; Körte2, 6788; Braun, I, 3998.

Frz.: Grand seigneur, mauvais payeur. (Masson, 308.)

22 Was man von einem bösen Schuldner erhält, gilt für Gewinn in der Welt.

Holl.: Het is al wirst, wat men van kwade schuldenaars krijgen kan. (Harrebomee, II, 264a.)

23 Wenn der Schuldner borgt, so ist er roth, und soll er bezahlen, blass wie der Tod. (Polen.)

24 Wenn der Schuldner stirbt, so muss sein Gut bezahlen.

Böhm.: Kdyz dluznik umre statku jeho se drz. (Rybicka, 3151.)

25 Wenn wir auch unsern Schuldnern alle Tage vergeben, so thun sie es nicht wieder.

26 Wo ein Schuldner sitzt, ist der Platz theuer.

Dän.: Den skeppe er fuld maalt som gelderen saetter sig paa. (Prov. dan., 505.)


Schuldschein.

Schuldschein macht Schuld.

Frz.: Ou il n'y a point d'obligation il n'y a point de devoir. (Kritzinger, 484a.)


Schule.

1 An guten Schulen und guten Wegen erkennt man den guten Staat (eine gute Regierung).

Holl.: Goede scholen en goede uurwerken zijn twee kenteekens van eene goede stadsregering. (Harrebomee, II, 256b.)

2 An guten Schulen und richtigen Uhren erkennt man einen wohlregierten Staat. - Einfälle, 553.

3 Aus der Schule darf man nichts verrathen und würde man in Theer gebraten.

4 Die Schule ist ein Schleifstein. (S. Giessen.)

5 Die Schule ist für alle offen.

Lat.: Apertae Musarum januae. (Philippi, I, 35.)

6 Die Schule ist unnütz, in der der Hahn krähen lernen soll.

7 Die Schule sei Gott anvertraut, kein Segen, wo er nicht den Acker baut.

Aufschrift über der Thür eines Schulhauses in Böhmen. (W. Petsch, Feldzug von 1866, S. 144.)

8 Die Schulen sind gleich einer Schäfferey, wenn man der Lämmer nicht achtet, so muss die Heerde zu grunde gehen. - Wirth, II, 415.

9 Ein schul, darin keinn lehrer list, nichts soll vnd zu nichts tüglich ist.

Lat.: Est sine doctore schola sterilis absque valore. (Loci comm., 150; Fallersleben, 648.)

[Spaltenumbruch] dann soll man besser den Schuldigen gehen lassen, damit man einen Unschuldigen nicht in Strafe bringe.

Mhd.: Man sal den schuldigen lazzen gen daz der unschuldig nich verderbe. (Kl. Kaiserr., II, 160.)

27 Wer den Schuldigen loslässt, verurtheilt den Unschuldigen.

Dän.: Den som fridømmer de skyldige, han fordømmer de uskyldige. (Prov. dan., 198.)

It.: Chi difende il nocente, appareschia a se la colpa. – Compagno si fa della colpa, chi difende l'accolpato. (Biber.)


Schuldlos.

Wer sich schuldlos weiss, ist des Kaisers Genoss.

Weil unter Herrschaft roher Gewalt keine Gesellschaft bestehen kann, so ist natürlich zwischen denen, die Gewalt gegen die Schwächern üben, und dem Kaiser, d. h. dem Oberhaupt der Gesellschaft und dem Vollstrecker der Gesetze, keine Gemeinschaft. Aber der Schuldlose, Unschuldige (s. d.) kann auf den Schutz der Gesetze rechnen, er ist des Kaisers Genosse.

Mhd.: Der sich unschuldig weyss, ist des keysers genoss. (Kl. Kaiserr., I, 8.)


Schuldner.

1 Böse Schuldner (und Mönche) kriechen den Weibern unter den Pelz.Eisenhart, 61; Eiselein, 556; Pistor., IV, 87; Simrock, 9247; Körte, 5429; Klosterspiegel, 40, 6; Braun, I, 3997.

Wenn es mit jemand zum Concurs kommt, so pflegt sich meist die Gattin des Schuldners zu melden, ihr eingebrachtes Heirathsgut zurückfordernd. Wenn solche Schuldner nun merken, dass ihr Vermögen von den Gläubigern in Beschlag genommen werde, so geben sie vor, sehr viel von ihrer Frau erhalten zu haben, weil sie, wenn ihnen dies durchgeht, keinen Mangel leiden werden.

2 Böse Schuldner muss man hart (oft) mahnen.Simrock, 9248.

Schwed.: Ond gjäldenär skal man ofta kräffica. (Grubb, 616.)

3 Böse Schüldners sitt't her Wiven ünner'n Rock. (Ostfries.) – Frommann, II, 390, 79.

4 Bösem Schuldner fehlt es nicht an (Entschuldigungs-)Gründen.

Die Aegypter lassen solchen sagen: Mein Schuldner ist in der Bezahlung immer weiter zurück als ich, d. i. ich werde nicht bezahlt und kann daher auch nicht Zahlung leisten. (Burckhardt, 465.)

5 Der beste Schuldner will erinnert sein, 's Bezahlen fällt ihm sonst nicht ein.

Lat.: Vel optima nomina non appellando fiunt mala. (Philippi, II, 242.)

6 Der Schuldner ist des Mahners Knecht.

Frz.: Qui nous doit, nous demande. (Cahier, 546.)

7 Der Schuldner nimmt mit frohem Blick und gibt mit traurigem (mürrischem) zurück. (S. Schuld 15 u. 74.)

8 Der Schuldner wird zuerst betagt, bevor man über Bürgen klagt.Graf, 244, 129.

Wenn es auch in manchen Rechten dem Gläubiger freigestellt war, ob er sich an den Schuldner oder Bürgen halten wollte; so gilt doch als Regel, dass der letztere erst dann in Anspruch genommen werden kann, wenn der erstere nicht zahlt.

Holl.: De principaal wordt eerst gedaagt, aller men over borgen klaagt. (Harrebomée, I, 81b.)

9 Des Schuldners Gut gehört dem Gläubiger.

Böhm.: Dlužníkův statek vĕřiteli zavázán jest. (Rybicka, 3152.)

10 Einen ehrlichen Schuldner dauert kein Pfand.

11 Feine Schuldner sind die Herren fremder Börsen.

Böhm.: Dobrý dlužník cizího mčšce hospodář. (Čelakovsky, 274.)

Ill.: Dužnik dobar tudjemu tobolcu gospodar. (Čelakovsky, 274.)

12 Für den Schuldner gibt's immer ein Loch im Gesetz.

Die Franzosen behaupten das Gegentheil: Qui doit, a tort. (Lendroy, 598.)

13 Grosse Schuldner, grosse Duldner.Sprichwörtergarten, 363.

Schon das Abhängigkeitsverhältniss ist ein höchst drückendes.

14 Gute Schuldner mahnen sich selber.

Lat.: Apud bonae fidei promissorem non est opus flagitatione. (Binder I, 72; II, 204.)

15 Heute ein Schuldner, morgen ein Zahler.Simrock, 9242.

16 Schuldner sind freundlich, wenn sie borgen, aber mürrisch, wenn sie wieder geben sollen.

Böhm.: Dlužník když žádá, pýří se, a když má oplatiti, bledne. – Dlužník vesele béře, ale smutnĕ vrací. - [Spaltenumbruch] Dokud prosí, zlatá slova nosí; a před plácí záda obrací. (Čelakovsky, 275 u. 276.)

Krain.: Dokler prosi, zlate usta, nosi; kadar vrača, herbet obrača. (Čelakovsky, 276.)

Poln.: Dłužnik požyczając rumiany, oddać mając blady. – Dłužnik vesoło bierze, a smutno oddaje. (Čelakovsky, 275.)

17 Schuldner sind Lügner.Simrock, 9246; Eiselein, 556; Körte, 5428; Lohrengel, I, 597.

Engl.: Debtors are liars.

18 So lange der Schuldner mein Geld braucht, muss er mir davon Zins geben.Pistor., X, 39; Simrock, 9250.

19 Stattlicher schuldner ist schlechter zaler.Lehmann, 710, 21; Simrock, 9249.

20 Von einem bösen Schuldner nimm Haferstroh.

Aehnlich die Aegypter: Von einem schlechten Schuldner nimm, und wär' es auch nur ein Stein. Weise auch nicht das Geringste zurück, was dir der böse Schuldner abschläglich auf seine Schuld bezahlen will. (Burckhardt, 235.) Reuterdahl (14) heisst es: Von dem, der faul zahlt, lass dir Pfunde schwarzen Salzes geben.

Böhm.: Od zlého dlužníka i koza bez mlíka. – Od zlého dlužníka i plévy beř. (Čelakovsky, 275.)

Dän.: Man maa tage suur sild af onde gjeldinger. (Bohn I, 388.) – Tag sort salt af en ond geldener. (Prov. dan., 223.)

Frz.: Il faut tirer d'une mauvaise païe ce qu'on peut. (Kritzinger, 498a.)

Holl.: Over des duivels ziel koopen. (Harrebomée, I, 166a.)

Ill.: Od zla dužnika i koza brez mlika. (Čelakovsky, 275.)

It.: Da cattivo pagatore piglio aceto, o vincerone. (Pazzaglia, 260, 6.) – Da cattivo pagatore togliete paglia. (Bohn I, 90.)

Lat.: Debitorem nactus improbum, auferes ab eo quicquid poteris. (Seybold, 115.)

Poln.: Od złego dłużnika i plewy bierz. (Čelakovsky, 275.) – Od złego dłuźnika i plewy brać trzeba. – Od złego dłuźnika na grzebieniu liczyč można. (Lompa, 26.)

21 Vornehme Schuldner sind schlechte Zahler.Körte, 5430; Körte2, 6788; Braun, I, 3998.

Frz.: Grand seigneur, mauvais payeur. (Masson, 308.)

22 Was man von einem bösen Schuldner erhält, gilt für Gewinn in der Welt.

Holl.: Het is al wirst, wat men van kwade schuldenaars krijgen kan. (Harrebomée, II, 264a.)

23 Wenn der Schuldner borgt, so ist er roth, und soll er bezahlen, blass wie der Tod. (Polen.)

24 Wenn der Schuldner stirbt, so muss sein Gut bezahlen.

Böhm.: Když dlužnik umře statku jeho se drž. (Rybicka, 3151.)

25 Wenn wir auch unsern Schuldnern alle Tage vergeben, so thun sie es nicht wieder.

26 Wo ein Schuldner sitzt, ist der Platz theuer.

Dän.: Den skeppe er fuld maalt som gelderen sætter sig paa. (Prov. dan., 505.)


Schuldschein.

Schuldschein macht Schuld.

Frz.: Où il n'y a point d'obligation il n'y a point de dévoir. (Kritzinger, 484a.)


Schule.

1 An guten Schulen und guten Wegen erkennt man den guten Staat (eine gute Regierung).

Holl.: Goede scholen en goede uurwerken zijn twee kenteekens van eene goede stadsregering. (Harrebomée, II, 256b.)

2 An guten Schulen und richtigen Uhren erkennt man einen wohlregierten Staat.Einfälle, 553.

3 Aus der Schule darf man nichts verrathen und würde man in Theer gebraten.

4 Die Schule ist ein Schleifstein. (S. Giessen.)

5 Die Schule ist für alle offen.

Lat.: Apertae Musarum januae. (Philippi, I, 35.)

6 Die Schule ist unnütz, in der der Hahn krähen lernen soll.

7 Die Schule sei Gott anvertraut, kein Segen, wo er nicht den Acker baut.

Aufschrift über der Thür eines Schulhauses in Böhmen. (W. Petsch, Feldzug von 1866, S. 144.)

8 Die Schulen sind gleich einer Schäfferey, wenn man der Lämmer nicht achtet, so muss die Heerde zu grunde gehen.Wirth, II, 415.

9 Ein schul, darin keinn lehrer list, nichts soll vnd zu nichts tüglich ist.

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[[188]/0194] dann soll man besser den Schuldigen gehen lassen, damit man einen Unschuldigen nicht in Strafe bringe. Mhd.: Man sal den schuldigen lazzen gen daz der unschuldig nich verderbe. (Kl. Kaiserr., II, 160.) 27 Wer den Schuldigen loslässt, verurtheilt den Unschuldigen. Dän.: Den som fridømmer de skyldige, han fordømmer de uskyldige. (Prov. dan., 198.) It.: Chi difende il nocente, appareschia a se la colpa. – Compagno si fa della colpa, chi difende l'accolpato. (Biber.) Schuldlos. Wer sich schuldlos weiss, ist des Kaisers Genoss. Weil unter Herrschaft roher Gewalt keine Gesellschaft bestehen kann, so ist natürlich zwischen denen, die Gewalt gegen die Schwächern üben, und dem Kaiser, d. h. dem Oberhaupt der Gesellschaft und dem Vollstrecker der Gesetze, keine Gemeinschaft. Aber der Schuldlose, Unschuldige (s. d.) kann auf den Schutz der Gesetze rechnen, er ist des Kaisers Genosse. Mhd.: Der sich unschuldig weyss, ist des keysers genoss. (Kl. Kaiserr., I, 8.) Schuldner. 1 Böse Schuldner (und Mönche) kriechen den Weibern unter den Pelz. – Eisenhart, 61; Eiselein, 556; Pistor., IV, 87; Simrock, 9247; Körte, 5429; Klosterspiegel, 40, 6; Braun, I, 3997. Wenn es mit jemand zum Concurs kommt, so pflegt sich meist die Gattin des Schuldners zu melden, ihr eingebrachtes Heirathsgut zurückfordernd. Wenn solche Schuldner nun merken, dass ihr Vermögen von den Gläubigern in Beschlag genommen werde, so geben sie vor, sehr viel von ihrer Frau erhalten zu haben, weil sie, wenn ihnen dies durchgeht, keinen Mangel leiden werden. 2 Böse Schuldner muss man hart (oft) mahnen. – Simrock, 9248. Schwed.: Ond gjäldenär skal man ofta kräffica. (Grubb, 616.) 3 Böse Schüldners sitt't her Wiven ünner'n Rock. (Ostfries.) – Frommann, II, 390, 79. 4 Bösem Schuldner fehlt es nicht an (Entschuldigungs-)Gründen. Die Aegypter lassen solchen sagen: Mein Schuldner ist in der Bezahlung immer weiter zurück als ich, d. i. ich werde nicht bezahlt und kann daher auch nicht Zahlung leisten. (Burckhardt, 465.) 5 Der beste Schuldner will erinnert sein, 's Bezahlen fällt ihm sonst nicht ein. Lat.: Vel optima nomina non appellando fiunt mala. (Philippi, II, 242.) 6 Der Schuldner ist des Mahners Knecht. Frz.: Qui nous doit, nous demande. (Cahier, 546.) 7 Der Schuldner nimmt mit frohem Blick und gibt mit traurigem (mürrischem) zurück. (S. Schuld 15 u. 74.) 8 Der Schuldner wird zuerst betagt, bevor man über Bürgen klagt. – Graf, 244, 129. Wenn es auch in manchen Rechten dem Gläubiger freigestellt war, ob er sich an den Schuldner oder Bürgen halten wollte; so gilt doch als Regel, dass der letztere erst dann in Anspruch genommen werden kann, wenn der erstere nicht zahlt. Holl.: De principaal wordt eerst gedaagt, aller men over borgen klaagt. (Harrebomée, I, 81b.) 9 Des Schuldners Gut gehört dem Gläubiger. Böhm.: Dlužníkův statek vĕřiteli zavázán jest. (Rybicka, 3152.) 10 Einen ehrlichen Schuldner dauert kein Pfand. 11 Feine Schuldner sind die Herren fremder Börsen. Böhm.: Dobrý dlužník cizího mčšce hospodář. (Čelakovsky, 274.) Ill.: Dužnik dobar tudjemu tobolcu gospodar. (Čelakovsky, 274.) 12 Für den Schuldner gibt's immer ein Loch im Gesetz. Die Franzosen behaupten das Gegentheil: Qui doit, a tort. (Lendroy, 598.) 13 Grosse Schuldner, grosse Duldner. – Sprichwörtergarten, 363. Schon das Abhängigkeitsverhältniss ist ein höchst drückendes. 14 Gute Schuldner mahnen sich selber. Lat.: Apud bonae fidei promissorem non est opus flagitatione. (Binder I, 72; II, 204.) 15 Heute ein Schuldner, morgen ein Zahler. – Simrock, 9242. 16 Schuldner sind freundlich, wenn sie borgen, aber mürrisch, wenn sie wieder geben sollen. Böhm.: Dlužník když žádá, pýří se, a když má oplatiti, bledne. – Dlužník vesele béře, ale smutnĕ vrací. - Dokud prosí, zlatá slova nosí; a před plácí záda obrací. (Čelakovsky, 275 u. 276.) Krain.: Dokler prosi, zlate usta, nosi; kadar vrača, herbet obrača. (Čelakovsky, 276.) Poln.: Dłužnik požyczając rumiany, oddać mając blady. – Dłužnik vesoło bierze, a smutno oddaje. (Čelakovsky, 275.) 17 Schuldner sind Lügner. – Simrock, 9246; Eiselein, 556; Körte, 5428; Lohrengel, I, 597. Engl.: Debtors are liars. 18 So lange der Schuldner mein Geld braucht, muss er mir davon Zins geben. – Pistor., X, 39; Simrock, 9250. 19 Stattlicher schuldner ist schlechter zaler. – Lehmann, 710, 21; Simrock, 9249. 20 Von einem bösen Schuldner nimm Haferstroh. Aehnlich die Aegypter: Von einem schlechten Schuldner nimm, und wär' es auch nur ein Stein. Weise auch nicht das Geringste zurück, was dir der böse Schuldner abschläglich auf seine Schuld bezahlen will. (Burckhardt, 235.) Reuterdahl (14) heisst es: Von dem, der faul zahlt, lass dir Pfunde schwarzen Salzes geben. Böhm.: Od zlého dlužníka i koza bez mlíka. – Od zlého dlužníka i plévy beř. (Čelakovsky, 275.) Dän.: Man maa tage suur sild af onde gjeldinger. (Bohn I, 388.) – Tag sort salt af en ond geldener. (Prov. dan., 223.) Frz.: Il faut tirer d'une mauvaise païe ce qu'on peut. (Kritzinger, 498a.) Holl.: Over des duivels ziel koopen. (Harrebomée, I, 166a.) Ill.: Od zla dužnika i koza brez mlika. (Čelakovsky, 275.) It.: Da cattivo pagatore piglio aceto, o vincerone. (Pazzaglia, 260, 6.) – Da cattivo pagatore togliete paglia. (Bohn I, 90.) Lat.: Debitorem nactus improbum, auferes ab eo quicquid poteris. (Seybold, 115.) Poln.: Od złego dłużnika i plewy bierz. (Čelakovsky, 275.) – Od złego dłuźnika i plewy brać trzeba. – Od złego dłuźnika na grzebieniu liczyč można. (Lompa, 26.) 21 Vornehme Schuldner sind schlechte Zahler. – Körte, 5430; Körte2, 6788; Braun, I, 3998. Frz.: Grand seigneur, mauvais payeur. (Masson, 308.) 22 Was man von einem bösen Schuldner erhält, gilt für Gewinn in der Welt. Holl.: Het is al wirst, wat men van kwade schuldenaars krijgen kan. (Harrebomée, II, 264a.) 23 Wenn der Schuldner borgt, so ist er roth, und soll er bezahlen, blass wie der Tod. (Polen.) 24 Wenn der Schuldner stirbt, so muss sein Gut bezahlen. Böhm.: Když dlužnik umře statku jeho se drž. (Rybicka, 3151.) 25 Wenn wir auch unsern Schuldnern alle Tage vergeben, so thun sie es nicht wieder. 26 Wo ein Schuldner sitzt, ist der Platz theuer. Dän.: Den skeppe er fuld maalt som gelderen sætter sig paa. (Prov. dan., 505.) Schuldschein. Schuldschein macht Schuld. Frz.: Où il n'y a point d'obligation il n'y a point de dévoir. (Kritzinger, 484a.) Schule. 1 An guten Schulen und guten Wegen erkennt man den guten Staat (eine gute Regierung). Holl.: Goede scholen en goede uurwerken zijn twee kenteekens van eene goede stadsregering. (Harrebomée, II, 256b.) 2 An guten Schulen und richtigen Uhren erkennt man einen wohlregierten Staat. – Einfälle, 553. 3 Aus der Schule darf man nichts verrathen und würde man in Theer gebraten. 4 Die Schule ist ein Schleifstein. (S. Giessen.) 5 Die Schule ist für alle offen. Lat.: Apertae Musarum januae. (Philippi, I, 35.) 6 Die Schule ist unnütz, in der der Hahn krähen lernen soll. 7 Die Schule sei Gott anvertraut, kein Segen, wo er nicht den Acker baut. Aufschrift über der Thür eines Schulhauses in Böhmen. (W. Petsch, Feldzug von 1866, S. 144.) 8 Die Schulen sind gleich einer Schäfferey, wenn man der Lämmer nicht achtet, so muss die Heerde zu grunde gehen. – Wirth, II, 415. 9 Ein schul, darin keinn lehrer list, nichts soll vnd zu nichts tüglich ist. Lat.: Est sine doctore schola sterilis absque valore. (Loci comm., 150; Fallersleben, 648.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [188]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/194>, abgerufen am 16.04.2024.