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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] *48 Eine reine Schüssel und nichts drin haben. (Niederlausitz.)

So sagt der Bauer, wenn die Hausfrau mehr Zeit auf die Reinlichkeit im Innern des Hauses, als auf die Landwirthschaft verwendet.

*49 Eine Schüssel voll guten Willen.

So sagen treuherzige Baiern zu ihren Gästen, ehe sie sich zu Tische setzen. Mit einer Schüssel voll guten Willens fürlieb nehmen. (Parömiakon, 511.)

*50 Einem die grosse Schüssel vorsetzen.

Ihn bevorzugen, ihm die grössten Vortheile zuwenden.

*51 Einem etwas in die Schüssel bieten (bringen, legen, werfen).

Engl.: To lay a thing in one's dish. (Bohn II, 156.)

Holl.: Iemand iets in zijn' schotel schaffen. (Harrebomee, II, 260b.)

*52 Er darf sich nur zur vollen Schüssel setzen.

Poln.: Dobrze tem co do gotowej miski przychodza. (Lompa, 11.)

*53 Er ist immer der erste in der Schüssel. - Eiselein, 557.

In Pommern: He is de erste in de Schöttel. (Dähnert, 410b.)

*54 Er mag mitten in die Schüssel greiffen. - Eyering, II, 405.

*55 Er wird nur leere Schüsseln finden.

Lat.: Ne bolus quidem relictus. (Erasm., 517; Tappius, 41a.)

*56 Es hat ihm gut in die Schüssel geregnet.

Er hat eine fette Erbschaft gethan; er ist im Schlafe reich geworden.

Holl.: Het heeft veel geregend in zijne kom. (Harrebomee, I, 430b.)

*57 Hal e Schettel, de Darmels kame. (Memel.)

Komischer Schrecktrost, wenn sich ein Kind in den Finger geschnitten hat.

*58 In der Schüssel der erste, aus dem Bett der letzte.

*59 In die Schüssel spucken, um andern den Appetit zu verderben.

*60 Kole Schüttle on warm Tellre. - Frischbier2, 3428.

Scherzhafte Antwort auf die Frage: Was gab's? wenn man von einem Besuch zurückkommt und schlecht oder gar nicht bewirthet worden ist.

*61 Schau in die eigene Schüssel. - Sailer, 77.

In dem Sinne von: Guck in dein eigen Häfelein, greif in deinen eigenen Busen, sieh in dein eigen Spiel, sieh in deiner Küche nach, sieh zuerst in dein Haus.

*62 Seine Schüssel wird nicht so gross sein, als der Topf, der am Feuer steht. (Surinam.)

Die Portion hängt nicht von der Grösse des Topfes ab. Die Wirklichkeit richtet sich nicht nach unsern Wünschen.

*63 Sie essen alle aus Einer Schüssel.

Holl.: Zij eten uit eenen schotel. (Harrebomee, II, 260a.)

*64 Sie haben wieder miteinander aus Einer Schüssel gegessen.

*65 Sie hat viel Schüsseln zu waschen.

Holl.: Hij heeft veel schotels te wasschen. (Harrebomee, II, 260b.)

*66 Sie ist aus der zehnten Schüssel. (Wien.)

Sehr entfernte Verwandte. (S. Gebäck 2, Morgen 87 und Mutter 120 u. 245.)

*67 Stürze deine Schüssel um. - Tendlau, 679.

Abfallen, abtrünnig werden. Hiob wollte die Schüssel umstürzen, von Gott abfallen.

*68 Uf annermanns Schöttels smeckt 't alltid beter. - Kern, 113.

Namentlich schmeckt es Kindern aus fremden Schüsseln gut.

*69 Verdeckte Schüsseln auftragen.

Holl.: Met gedekte schotels opdisschen. (Harrebomee, II, 260b.)

*70 Von der Schüttel op den Küttel. (Sauerland.)

*71 Wenn er ihn in einer hölzernen Schüssel ertränken könnte, er nähme kein Fass.

Holl.: Kan hij hem in een' houten schotel verdrinken, hij zal er geene wasschtobbe vor gebruiken. (Harrebomee, II, 260b.)


Schüsselchen.

Aus einem schönen Schüsserl werden schöne Scherberl. (Rott-Thal.)


Schüsselfreund.

Schüsselfreund und Bisselfreund ist Brüderschaft wegen Bratensaft. - Parömiakon, 1256.

"Einem Freunde, der blos den Schüsseln des Hauses nachläuft, soll man beizeiten die Thür weisen." (Welt und Zeit, V, 230, 233.)


[Spaltenumbruch]
Schüsselkorb.

* Aus einem Schlüsselkorbe eine Haspel und aus einer Sau einen Krebs machen.


Schüsseln.

* Er wird sich schon schüsseln. - Schöpf, 653.

Sich geben, in Ordnung kommen.


Schüsseltuch.

* Dat is as en Schötteldok. - Dähnert, 411a.

Von schmuzigem, aus aller Form gebrachtem Leinenzeug. Schüsseltuch ist nämlich das Waschtuch, womit in der Küche die Teller und Schüsseln gereinigt werden.


Schüsselwasser.

* Dat is as Schöttelwater. - Dähnert, 411a.

Sagt man von unschmackhaft gewordenem Getränk, das frisch, kalt sein soll.


Schussgebet.

Schussgebetel durchdringen die Wolken. - Parömiakon, 1061.

Empfiehlt Kürze des Gebets.


Schussler.

* Dös ist a rechter Schussler. (Schwaben.)


Schusslinie.

*1 Er ist aus der Schusslinie.

Holl.: Hij blijft buiten schot. - Hij is schotvrij. (Harrebomee, II, 259b.)

*2 In die Schusslinie kommen.


Schusspaddel.

Ear is a Schusspaddl. (Steiermark.)

Ein Querkopf, der zu rasch handelt und seinem Eigensinn Lauf lässt. (Firmenich, II, 768.)


Schussweite.

* Er ist aus der Schussweite.

Ausser Gefahr.

Engl.: Out of gun-shot. (Bohn II, 163.)

Lat.: Extra telorum jactum esse. (Faselius, 81.)


Schuster.

1 Alle Schuster gehen burfüss (barfuss). (Jüd.-deutsch. Warschau.)

2 Besser dem Schuster als dem Apotheker.

Frz.: Mieux vaut user de souliers que de draps. (Cahier, 1662.) - Mieux vaut user ses souliers pour aller voir son maeitre, que son chapeau a force de la saluer. (Cahier, 1004.)

Schwed.: Bättra rikta skomakaren än apothekaren. (Wensell, 12.)

3 Biss ein teutscher Schuster den Werckzeug zusammensucht, hat ein welscher ein gantz paar Schuh gemacht. - Petri, II, 46.

Ob sie aber auch so lange halten als ein Paar deutsche?

4 De Schoster hett gewöhnlich dat langst' Föttüg (Fusszeug). (S. Schmied 17 und Schornsteinfeger 4.)

Schwed.: Skomakaren har ofta söndriga skoor. (Grubb, 725.)

5 De Schoster hett immer de tweisten1 Schöh. - Diermissen, 248.

1) D. i. die zerrissensten Schuhe. Zugleich als Abfertigung für die, welche sich um fremde Angelegenheiten bekümmern und darüber ihre eigenen versäumen.

6 Dem Schuster ist der Schuh wichtiger als der Fuss. - Altmann VI, 481.

7 Der Schoster recht no Bech. (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 499.

8 Der Schuster bleib' bei seinem Leisten. (S. Lernen 8.) - Bücking, 122; Eiselein, 420; Simrock, 9227; Gaal, 1389; Lange, 70; Franck, Zeytbuch, CVb; Müller, 69, 2; Ramann, Unterr., III, 4; Philippi, I, 42; Braun, I, 2333; Körte, 5417; Körte2, 6771; Lohrengel, II, 598; Dove, 74, 78, 775, 1027 u. 1174; für Waldeck: Curtze, 342, 351.

"Das man nit sag: Schuster, fahr schon, lass vrtheil vbern Schuh nit gan." (Waldis, II, 33, 37.) "Tänk an dit Spreckwurd: Sütter, bliif bi din Leesten." (Hansen, 4.) Die eitle Beschränktheit mischt sich gern in alles. Ein gediegener Kopf verlässt nie die Grenzen seines bestimmten Wirkungskreises; aber er weiss auch, dass die Welt nicht durch seinen Leisten begrenzt ist, dass es jenseits desselben auch noch etwas gibt, und er hat mitunter das Bedürfniss, zu seiner Erfrischung einen Blick hinter seinen Berufsleisten zu thun. Ueberdies muss der Schuster auch bei seinem Leisten sein, wenn er dabei bleiben soll. Ueber die Vorliebe mancher Menschen für einen fremden Beruf vgl. Allgem. Anzeiger der Deutschen, Gotha 1836, Nr. 254. "Bei leisten, drät vnd pech der Schumacher sol bleiben vnd die gelehrten Leut lassen die Bücher schreiben." (Zinkgref, IV, 83.) Ein Schuhmacher in Siena, der das Sprichwort oft gehört und sich darüber geärgert hatte, stiftete von seinem grossen Vermögen ein Hospital und liess über den Eingang seine Büste anbringen

[Spaltenumbruch] *48 Eine reine Schüssel und nichts drin haben. (Niederlausitz.)

So sagt der Bauer, wenn die Hausfrau mehr Zeit auf die Reinlichkeit im Innern des Hauses, als auf die Landwirthschaft verwendet.

*49 Eine Schüssel voll guten Willen.

So sagen treuherzige Baiern zu ihren Gästen, ehe sie sich zu Tische setzen. Mit einer Schüssel voll guten Willens fürlieb nehmen. (Parömiakon, 511.)

*50 Einem die grosse Schüssel vorsetzen.

Ihn bevorzugen, ihm die grössten Vortheile zuwenden.

*51 Einem etwas in die Schüssel bieten (bringen, legen, werfen).

Engl.: To lay a thing in one's dish. (Bohn II, 156.)

Holl.: Iemand iets in zijn' schotel schaffen. (Harrebomée, II, 260b.)

*52 Er darf sich nur zur vollen Schüssel setzen.

Poln.: Dobrze tém co do gotowéj miski przychodzą. (Lompa, 11.)

*53 Er ist immer der erste in der Schüssel.Eiselein, 557.

In Pommern: He is de êrste in de Schöttel. (Dähnert, 410b.)

*54 Er mag mitten in die Schüssel greiffen.Eyering, II, 405.

*55 Er wird nur leere Schüsseln finden.

Lat.: Ne bolus quidem relictus. (Erasm., 517; Tappius, 41a.)

*56 Es hat ihm gut in die Schüssel geregnet.

Er hat eine fette Erbschaft gethan; er ist im Schlafe reich geworden.

Holl.: Het heeft veel geregend in zijne kom. (Harrebomée, I, 430b.)

*57 Hal e Schettel, de Darmels kame. (Memel.)

Komischer Schrecktrost, wenn sich ein Kind in den Finger geschnitten hat.

*58 In der Schüssel der erste, aus dem Bett der letzte.

*59 In die Schüssel spucken, um andern den Appetit zu verderben.

*60 Kôle Schüttle on warm Tellre.Frischbier2, 3428.

Scherzhafte Antwort auf die Frage: Was gab's? wenn man von einem Besuch zurückkommt und schlecht oder gar nicht bewirthet worden ist.

*61 Schau in die eigene Schüssel.Sailer, 77.

In dem Sinne von: Guck in dein eigen Häfelein, greif in deinen eigenen Busen, sieh in dein eigen Spiel, sieh in deiner Küche nach, sieh zuerst in dein Haus.

*62 Seine Schüssel wird nicht so gross sein, als der Topf, der am Feuer steht. (Surinam.)

Die Portion hängt nicht von der Grösse des Topfes ab. Die Wirklichkeit richtet sich nicht nach unsern Wünschen.

*63 Sie essen alle aus Einer Schüssel.

Holl.: Zij eten uit éénen schotel. (Harrebomée, II, 260a.)

*64 Sie haben wieder miteinander aus Einer Schüssel gegessen.

*65 Sie hat viel Schüsseln zu waschen.

Holl.: Hij heeft veel schotels te wasschen. (Harrebomée, II, 260b.)

*66 Sie ist aus der zehnten Schüssel. (Wien.)

Sehr entfernte Verwandte. (S. Gebäck 2, Morgen 87 und Mutter 120 u. 245.)

*67 Stürze deine Schüssel um.Tendlau, 679.

Abfallen, abtrünnig werden. Hiob wollte die Schüssel umstürzen, von Gott abfallen.

*68 Uf annermanns Schöttels smeckt 't alltid beter.Kern, 113.

Namentlich schmeckt es Kindern aus fremden Schüsseln gut.

*69 Verdeckte Schüsseln auftragen.

Holl.: Met gedekte schotels opdisschen. (Harrebomée, II, 260b.)

*70 Von der Schüttel op den Küttel. (Sauerland.)

*71 Wenn er ihn in einer hölzernen Schüssel ertränken könnte, er nähme kein Fass.

Holl.: Kan hij hem in een' houten schotel verdrinken, hij zal er geene wasschtobbe vor gebruiken. (Harrebomée, II, 260b.)


Schüsselchen.

Aus einem schönen Schüsserl werden schöne Scherberl. (Rott-Thal.)


Schüsselfreund.

Schüsselfreund und Bisselfreund ist Brüderschaft wegen Bratensaft.Parömiakon, 1256.

„Einem Freunde, der blos den Schüsseln des Hauses nachläuft, soll man beizeiten die Thür weisen.“ (Welt und Zeit, V, 230, 233.)


[Spaltenumbruch]
Schüsselkorb.

* Aus einem Schlüsselkorbe eine Haspel und aus einer Sau einen Krebs machen.


Schüsseln.

* Er wird sich schon schüsseln.Schöpf, 653.

Sich geben, in Ordnung kommen.


Schüsseltuch.

* Dat is as ên Schötteldôk.Dähnert, 411a.

Von schmuzigem, aus aller Form gebrachtem Leinenzeug. Schüsseltuch ist nämlich das Waschtuch, womit in der Küche die Teller und Schüsseln gereinigt werden.


Schüsselwasser.

* Dat is as Schöttelwater.Dähnert, 411a.

Sagt man von unschmackhaft gewordenem Getränk, das frisch, kalt sein soll.


Schussgebet.

Schussgebetel durchdringen die Wolken.Parömiakon, 1061.

Empfiehlt Kürze des Gebets.


Schussler.

* Dös ist a rechter Schussler. (Schwaben.)


Schusslinie.

*1 Er ist aus der Schusslinie.

Holl.: Hij blijft buiten schot. – Hij is schotvrij. (Harrebomée, II, 259b.)

*2 In die Schusslinie kommen.


Schusspaddel.

Ear is a Schusspaddl. (Steiermark.)

Ein Querkopf, der zu rasch handelt und seinem Eigensinn Lauf lässt. (Firmenich, II, 768.)


Schussweite.

* Er ist aus der Schussweite.

Ausser Gefahr.

Engl.: Out of gun-shot. (Bohn II, 163.)

Lat.: Extra telorum jactum esse. (Faselius, 81.)


Schuster.

1 Alle Schuster gehen burfüss (barfuss). (Jüd.-deutsch. Warschau.)

2 Besser dem Schuster als dem Apotheker.

Frz.: Mieux vaut user de souliers que de draps. (Cahier, 1662.) – Mieux vaut user ses souliers pour aller voir son maître, que son chapeau à force de la saluer. (Cahier, 1004.)

Schwed.: Bättra rikta skomakaren än apothekaren. (Wensell, 12.)

3 Biss ein teutscher Schuster den Werckzeug zusammensucht, hat ein welscher ein gantz paar Schuh gemacht.Petri, II, 46.

Ob sie aber auch so lange halten als ein Paar deutsche?

4 De Schôster hett gewöhnlich dat langst' Föttüg (Fusszeug). (S. Schmied 17 und Schornsteinfeger 4.)

Schwed.: Skomakaren har ofta söndriga skoor. (Grubb, 725.)

5 De Schoster hett immer de tweisten1 Schöh.Diermissen, 248.

1) D. i. die zerrissensten Schuhe. Zugleich als Abfertigung für die, welche sich um fremde Angelegenheiten bekümmern und darüber ihre eigenen versäumen.

6 Dem Schuster ist der Schuh wichtiger als der Fuss.Altmann VI, 481.

7 Der Schoster recht nô Bêch. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 499.

8 Der Schuster bleib' bei seinem Leisten. (S. Lernen 8.) – Bücking, 122; Eiselein, 420; Simrock, 9227; Gaal, 1389; Lange, 70; Franck, Zeytbuch, CVb; Müller, 69, 2; Ramann, Unterr., III, 4; Philippi, I, 42; Braun, I, 2333; Körte, 5417; Körte2, 6771; Lohrengel, II, 598; Dove, 74, 78, 775, 1027 u. 1174; für Waldeck: Curtze, 342, 351.

„Das man nit sag: Schuster, fahr schon, lass vrtheil vbern Schuh nit gan.“ (Waldis, II, 33, 37.) „Tänk an dit Spreckwurd: Sütter, bliif bi din Leesten.“ (Hansen, 4.) Die eitle Beschränktheit mischt sich gern in alles. Ein gediegener Kopf verlässt nie die Grenzen seines bestimmten Wirkungskreises; aber er weiss auch, dass die Welt nicht durch seinen Leisten begrenzt ist, dass es jenseits desselben auch noch etwas gibt, und er hat mitunter das Bedürfniss, zu seiner Erfrischung einen Blick hinter seinen Berufsleisten zu thun. Ueberdies muss der Schuster auch bei seinem Leisten sein, wenn er dabei bleiben soll. Ueber die Vorliebe mancher Menschen für einen fremden Beruf vgl. Allgem. Anzeiger der Deutschen, Gotha 1836, Nr. 254. „Bei leisten, drät vnd pech der Schumacher sol bleiben vnd die gelehrten Leut lassen die Bücher schreiben.“ (Zinkgref, IV, 83.) Ein Schuhmacher in Siena, der das Sprichwort oft gehört und sich darüber geärgert hatte, stiftete von seinem grossen Vermögen ein Hospital und liess über den Eingang seine Büste anbringen

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[[199]/0205] *48 Eine reine Schüssel und nichts drin haben. (Niederlausitz.) So sagt der Bauer, wenn die Hausfrau mehr Zeit auf die Reinlichkeit im Innern des Hauses, als auf die Landwirthschaft verwendet. *49 Eine Schüssel voll guten Willen. So sagen treuherzige Baiern zu ihren Gästen, ehe sie sich zu Tische setzen. Mit einer Schüssel voll guten Willens fürlieb nehmen. (Parömiakon, 511.) *50 Einem die grosse Schüssel vorsetzen. Ihn bevorzugen, ihm die grössten Vortheile zuwenden. *51 Einem etwas in die Schüssel bieten (bringen, legen, werfen). Engl.: To lay a thing in one's dish. (Bohn II, 156.) Holl.: Iemand iets in zijn' schotel schaffen. (Harrebomée, II, 260b.) *52 Er darf sich nur zur vollen Schüssel setzen. Poln.: Dobrze tém co do gotowéj miski przychodzą. (Lompa, 11.) *53 Er ist immer der erste in der Schüssel. – Eiselein, 557. In Pommern: He is de êrste in de Schöttel. (Dähnert, 410b.) *54 Er mag mitten in die Schüssel greiffen. – Eyering, II, 405. *55 Er wird nur leere Schüsseln finden. Lat.: Ne bolus quidem relictus. (Erasm., 517; Tappius, 41a.) *56 Es hat ihm gut in die Schüssel geregnet. Er hat eine fette Erbschaft gethan; er ist im Schlafe reich geworden. Holl.: Het heeft veel geregend in zijne kom. (Harrebomée, I, 430b.) *57 Hal e Schettel, de Darmels kame. (Memel.) Komischer Schrecktrost, wenn sich ein Kind in den Finger geschnitten hat. *58 In der Schüssel der erste, aus dem Bett der letzte. *59 In die Schüssel spucken, um andern den Appetit zu verderben. *60 Kôle Schüttle on warm Tellre. – Frischbier2, 3428. Scherzhafte Antwort auf die Frage: Was gab's? wenn man von einem Besuch zurückkommt und schlecht oder gar nicht bewirthet worden ist. *61 Schau in die eigene Schüssel. – Sailer, 77. In dem Sinne von: Guck in dein eigen Häfelein, greif in deinen eigenen Busen, sieh in dein eigen Spiel, sieh in deiner Küche nach, sieh zuerst in dein Haus. *62 Seine Schüssel wird nicht so gross sein, als der Topf, der am Feuer steht. (Surinam.) Die Portion hängt nicht von der Grösse des Topfes ab. Die Wirklichkeit richtet sich nicht nach unsern Wünschen. *63 Sie essen alle aus Einer Schüssel. Holl.: Zij eten uit éénen schotel. (Harrebomée, II, 260a.) *64 Sie haben wieder miteinander aus Einer Schüssel gegessen. *65 Sie hat viel Schüsseln zu waschen. Holl.: Hij heeft veel schotels te wasschen. (Harrebomée, II, 260b.) *66 Sie ist aus der zehnten Schüssel. (Wien.) Sehr entfernte Verwandte. (S. Gebäck 2, Morgen 87 und Mutter 120 u. 245.) *67 Stürze deine Schüssel um. – Tendlau, 679. Abfallen, abtrünnig werden. Hiob wollte die Schüssel umstürzen, von Gott abfallen. *68 Uf annermanns Schöttels smeckt 't alltid beter. – Kern, 113. Namentlich schmeckt es Kindern aus fremden Schüsseln gut. *69 Verdeckte Schüsseln auftragen. Holl.: Met gedekte schotels opdisschen. (Harrebomée, II, 260b.) *70 Von der Schüttel op den Küttel. (Sauerland.) *71 Wenn er ihn in einer hölzernen Schüssel ertränken könnte, er nähme kein Fass. Holl.: Kan hij hem in een' houten schotel verdrinken, hij zal er geene wasschtobbe vor gebruiken. (Harrebomée, II, 260b.) Schüsselchen. Aus einem schönen Schüsserl werden schöne Scherberl. (Rott-Thal.) Schüsselfreund. Schüsselfreund und Bisselfreund ist Brüderschaft wegen Bratensaft. – Parömiakon, 1256. „Einem Freunde, der blos den Schüsseln des Hauses nachläuft, soll man beizeiten die Thür weisen.“ (Welt und Zeit, V, 230, 233.) Schüsselkorb. * Aus einem Schlüsselkorbe eine Haspel und aus einer Sau einen Krebs machen. Schüsseln. * Er wird sich schon schüsseln. – Schöpf, 653. Sich geben, in Ordnung kommen. Schüsseltuch. * Dat is as ên Schötteldôk. – Dähnert, 411a. Von schmuzigem, aus aller Form gebrachtem Leinenzeug. Schüsseltuch ist nämlich das Waschtuch, womit in der Küche die Teller und Schüsseln gereinigt werden. Schüsselwasser. * Dat is as Schöttelwater. – Dähnert, 411a. Sagt man von unschmackhaft gewordenem Getränk, das frisch, kalt sein soll. Schussgebet. Schussgebetel durchdringen die Wolken. – Parömiakon, 1061. Empfiehlt Kürze des Gebets. Schussler. * Dös ist a rechter Schussler. (Schwaben.) Schusslinie. *1 Er ist aus der Schusslinie. Holl.: Hij blijft buiten schot. – Hij is schotvrij. (Harrebomée, II, 259b.) *2 In die Schusslinie kommen. Schusspaddel. Ear is a Schusspaddl. (Steiermark.) Ein Querkopf, der zu rasch handelt und seinem Eigensinn Lauf lässt. (Firmenich, II, 768.) Schussweite. * Er ist aus der Schussweite. Ausser Gefahr. Engl.: Out of gun-shot. (Bohn II, 163.) Lat.: Extra telorum jactum esse. (Faselius, 81.) Schuster. 1 Alle Schuster gehen burfüss (barfuss). (Jüd.-deutsch. Warschau.) 2 Besser dem Schuster als dem Apotheker. Frz.: Mieux vaut user de souliers que de draps. (Cahier, 1662.) – Mieux vaut user ses souliers pour aller voir son maître, que son chapeau à force de la saluer. (Cahier, 1004.) Schwed.: Bättra rikta skomakaren än apothekaren. (Wensell, 12.) 3 Biss ein teutscher Schuster den Werckzeug zusammensucht, hat ein welscher ein gantz paar Schuh gemacht. – Petri, II, 46. Ob sie aber auch so lange halten als ein Paar deutsche? 4 De Schôster hett gewöhnlich dat langst' Föttüg (Fusszeug). (S. Schmied 17 und Schornsteinfeger 4.) Schwed.: Skomakaren har ofta söndriga skoor. (Grubb, 725.) 5 De Schoster hett immer de tweisten1 Schöh. – Diermissen, 248. 1) D. i. die zerrissensten Schuhe. Zugleich als Abfertigung für die, welche sich um fremde Angelegenheiten bekümmern und darüber ihre eigenen versäumen. 6 Dem Schuster ist der Schuh wichtiger als der Fuss. – Altmann VI, 481. 7 Der Schoster recht nô Bêch. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 499. 8 Der Schuster bleib' bei seinem Leisten. (S. Lernen 8.) – Bücking, 122; Eiselein, 420; Simrock, 9227; Gaal, 1389; Lange, 70; Franck, Zeytbuch, CVb; Müller, 69, 2; Ramann, Unterr., III, 4; Philippi, I, 42; Braun, I, 2333; Körte, 5417; Körte2, 6771; Lohrengel, II, 598; Dove, 74, 78, 775, 1027 u. 1174; für Waldeck: Curtze, 342, 351. „Das man nit sag: Schuster, fahr schon, lass vrtheil vbern Schuh nit gan.“ (Waldis, II, 33, 37.) „Tänk an dit Spreckwurd: Sütter, bliif bi din Leesten.“ (Hansen, 4.) Die eitle Beschränktheit mischt sich gern in alles. Ein gediegener Kopf verlässt nie die Grenzen seines bestimmten Wirkungskreises; aber er weiss auch, dass die Welt nicht durch seinen Leisten begrenzt ist, dass es jenseits desselben auch noch etwas gibt, und er hat mitunter das Bedürfniss, zu seiner Erfrischung einen Blick hinter seinen Berufsleisten zu thun. Ueberdies muss der Schuster auch bei seinem Leisten sein, wenn er dabei bleiben soll. Ueber die Vorliebe mancher Menschen für einen fremden Beruf vgl. Allgem. Anzeiger der Deutschen, Gotha 1836, Nr. 254. „Bei leisten, drät vnd pech der Schumacher sol bleiben vnd die gelehrten Leut lassen die Bücher schreiben.“ (Zinkgref, IV, 83.) Ein Schuhmacher in Siena, der das Sprichwort oft gehört und sich darüber geärgert hatte, stiftete von seinem grossen Vermögen ein Hospital und liess über den Eingang seine Büste anbringen

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [199]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/205>, abgerufen am 19.04.2024.