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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] Völkern sprichwörtlichen Ausdruck gefunden. Unter dem Bilde der Schwalbe war er schon bei den alten Griechen sprichwörtlich vorhanden und ist durch die Römer zu allen romanischen und slawischen Völkern gelangt. Die Slowaken sagen: Eine Schwalbe macht nicht Frühjahr, ein Stamm ist kein Wald. Die Walachen ähnlich: Eine Schwalbe bringt das Frühjahr nicht herbei, und ein Baum macht keinen Wald. Die Engländer: Eine Schwalbe macht weder den Sommer, noch eine Schnepfe den Winter. Derselbe Gedanke tritt aber noch unter viel andern Bildern hervor. Ein Tropfen Honig, sagen die Dänen, macht das Meer nicht süss. Eine Blume macht keinen Kranz. Ein Schilling in der Tasche klingt nicht. Die Holländer: Eine Elster macht keinen Winter. In Italien heisst es: Eine Blume macht den Frühling nicht. Oder: Eine Blume macht kein Gewinde. Ein Dorn macht keine Hecke (keinen Zaun). Ein Mann macht keinen Tanz. Ein Korb mit Weintrauben macht noch keine Weinlese. Die Russen: Eine Blume macht keinen Garten und wäre sie eine Rose. Ein Grashalm macht keine Wiese. Eine Traube macht keinen Weinberg. Eine Ameise macht keinen Haufen. Eine Feder macht keinen Pfühl. Ein Haar macht keinen Pelz. Eine Welle macht kein Meer. Die Kroaten: Ein Jude macht keinen Jahrmarkt. In Surinam heisst es: Eine Schnepfe bedeckt den Teller nicht; im Hindostanischen: Eine Hand bringt keinen Schall hervor, was mit der tamulischen Behauptung stimmt: Um mit den Fingern zu knacken, genügt ein Finger nicht, wie mit dem türkischen Sprichwort: Eine Hand klatscht nicht, und dem italienischen: Eine Nuss im Sack klappert nicht, wie dem der französischen Neger: Ein Finger kann nicht Kalalu (eine dünne, grüne Suppe, die man auf den Antillen sehr liebt) essen. - Wenn ein Volk nicht reif ist, so wird auch die beste politische Theorie nichts Gutes wirken. Einzelne Köpfe entscheiden wie einzelne Schwalben, wenig, und können, selbst an der Spitze der Regierung, nur insofern nützen, als ihre Massregeln der Nationalbildung angemessen sind.

Mhd.: Ein swalbe ouch nicht bringet den lenzin wan si komit geflogin. (Ritterspiegel.) (Zingerle, 135.)

Dän.: En svale giör ei sommer eller krage vinter. - En svale giör ikke vaar. (Prov. dan., 536; Bohn I, 364.)

Engl.: One bee makes no swarm. - One swallow makes no summer, nor one wood-cock a winter. (Gaal, 1390; Bohn II, 121.)

Frz.: Une hirondelle ne fait pas le printemps. (Leroux, I, 76; Bohn I, 61; Kritzinger, 383b; Lendroy, 870.)

Holl.: Eene zwaluw maakt geen zomer. (Bohn I, 113; Harrebomee, II, 515a.)

It.: Una rondine (un fiore) non fa primavera. (Bohn I, 129; Gaal, 1390.)

Kroat.: Jedna lasta necini proletja.

Lat.: Flos unus non facit hortum. - Non flos, sed flores faciunt ex arte corollam. (Masson, 310.) - Una hirundo non facit ver. (Seybold, 648; Chaos, 1012; Hauer, Lij2; Tappius, 61b; Eiselein, 561; Faselius, 263; Wiegand, 359; Fischer, 243, 104; Philippi, II, 232; Schonheim, V, 7; Frob., 601.) - Una linea geometram non facit. (Novarin, 52; Binder II, 3403.) - Ver non una dies, non una reducit hirundo. (Binder I, 1838; II, 3498; Egeria, 318; Eiselein, 561; Gaal, 1390; Philippi, 246; Palingen, 5, 322; Seybold, 627.)

Poln.: Za jedna jaskolka, lato nie przychodzi. (Lompa, 35.)

Schwed.: En swala gör ingen sommar. (Marin, 12; Rhodin, 46; Wensell, 29; Grubb, 185.)

Span.: Una golondrina no hace verano. (Bohn I, 260.)

Tschud.: Ei üks päsoke te suit. (Celakovsky, 290.)

Ung.: Egy fecske tavaszt nem csinal.

13 Eine Schwalbe macht keinen Sommer, wenn sie gleich die erste ist, und ein Mädchen keinen Kummer, wenn es gleich die schönste ist.

Sprichwörtlich gebrauchte Verse eines Soldatenliedes.

14 En oder twei Swaleken maket keinen Sommer. - Sackmann, 27.

15 Ene Schwolbe macht kin Summer. (Schles.) - Robinson, 124; Gomolcke, 382; für Waldeck: Curtze, 333, 253; für Hannover: Schambach, I, 267; für Henneberg: Frommann, II, 109, 65; für Oberösterreich: Baumgarten, 1202; Frommann, III, 245, 147; für Niederösterreich: Frommann, III, 390, 24; für Tirol: Schöpf, 657; für Sylt: Haupt, VIII, 365, 228; ostfriesisch bei Eichwald, 1898; hochdeutsch bei Dove, 241 u. 378.

Jüdisch-deutsch in Warschau: Ein Schwalb macht nit keinen Sümmer. Aber sie verkündigt ihn; und in deutschen wie niederländischen Städten gehörte es einst zu den Pflichten jedes Thurmwächters, die erste Schwalbe, die er sah, durch Blasen zu begrüssen, ihre Ankunft der Ortsbehörde anzuzeigen, welche dies frohe Ereigniss sofort öffentlich ankündigen liess. Im Plattdeutschen: En Swulk makt ken Sommer. (Marahrens, 97.) "Ein einig Schwalb macht keinen Sommer." (Waldis, III, 71, 15.) "Eine Schwalbe macht keinen Sommer, ein Tag keinen gelehrten Mann, noch eine Probe einen guten Redner oder ein Liedlein einen guten Musikanten, noch, einmal das Ziel treffen, einen guten Schützen." (Zinkgref, IV, 113.) "Eine einzelne Beobachtung verhält [Spaltenumbruch] sich zur allgemeinen Erfahrung, wie eine einzige Schwalbe zum Frühjahr." (Witzfunken, IVb, 119.)

Böhm.: Bez jedne lastovicky leto bude. - Jedna lastovka nedela jara. (Celakovsky, 290.)

Dän.: Svalen synger hos os om sommeren, men forlader os om vinteren. (Prov. dan., 536.)

Holl.: Een spreeuw op't dak maakt nog de lente niet. (Harrebomee, II, 293a.)

Kroat.: Jedna lastovica ne cini protuletja. (Celakovsky, 290.)

Lat.: Flos unus non facit hortum. (Binder II, 1162; Novarin, 238.)

Poln.: Jedna jaskolka nieprzynosi lata, i jedna miasta nieuczyni chata. - Jedna jaskolka nieprzynosi wiosny. (Celakovsky, 290.)

16 Lass die Schwalben in deinem Hause nicht nisteln.

"Die Ohrenbläser verlestern im rücken, sie wispeln wie die Schwalben, daher denn auch das Sprichwort entsprungen: Lass die Schwalben in deinem Hause nicht nisteln." (Mathesy, 184b.) D. h. enthalte dich des Umgangs mit Schwätzern und Vagabunden. Bei uns gilt die Schwalbe als ein segenbringender Vogel, dessen Nest man schützen muss. In Russland, wo man glaubt, dass die Schwalbe die Nägel, welche der Sperling zur Kreuzigung Jesu herbeigeholt, wieder fortgetragen habe, gilt es für ein eine Viehseuche nach sich ziehendes Verbrechen, eine Schwalbe zu tödten. Auch in der Ukraine wird das Nest der Schwalbe sorglich behütet. Man meint dort, dass der, welcher es verderbe, nicht nur Sommersprossen bekomme, sondern sich auch der Rache der Schwalben aussetze, die unter seinen Kühen wegfliegen, infolge dessen dieselben blutrothe Milch geben. Eine Sage im Unterinnthal (Tirol) wirft ihnen dagegen vor, sie hätten, als Christus am Kreuze hing und die ganze Natur trauerte, auf einem Baum gesessen und fröhlich gezwitschert, worüber er so entrüstet worden, dass er über die leichtsinnigen Vögel den Fluch ausgesprochen habe, es soll nie mehr eine Schwalbe auf etwas Grünem sitzen, daher man sie den ganzen Tag auf kothigem Wege herumhüpfen und ihrer Beute nachjagen sehe. Die Schwalben in Andalusien mussten demnach wol ein besseres Schicksal haben, da sie nach dem dortigen Volksglauben die Dornen aus Christi Krone herausgezogen haben, während Stieglitze und Nachtigallen seinen Tod beweinten. (Vgl. Volksglaube in der Ukraine in Ausland, 1871, Nr. 9.)

17 Schwalben kommen mit fröhlichem Gesang vnd ziehen stillschweigend hinweg. - Lehmann, 231, 21.

Lat.: Garrulae adveniunt, recedunt sine voce hirundines (Lehmann, 231, 21.)

18 Schwalben und Küchenfreunde sind Sommervögel.

Wenn die Luft und Küche kalt werden, ziehen sie fort.

19 Trüge man der Schwalbe das Futter ins Nest, sie flöge nicht über den Teich. - Altmann VI, 418.

20 Während die Schwalbe umherfliegt, raubt ihr der Sperling das Nest.

"Dieweil die Schwalb muss vmbherfliegen, der spatz sie thut vmbs nest betrügen."

Lat.: Passere sub tecto remanente, uagatur hirundo. (Loci comm., 111; Sutor, 371.)

21 Wann die Schwalb weg fleugt, so bleibt der Sperling. - Petri, II, 646; Körte, 5463.

Holl.: Als de swalben vlieghen, bliven hier die muschen. (Fallersleben, 29; Harrebomee, II, 515a.)

Lat.: Avolitante manet argutus hirondine passer. (Tunn., 1158.) - Passere sub tecto remanente residit hirundo. (Fallersleben, 29.)

22 Weisse Schwalben, kalter Sommer.

"In Göttingen hat man am 14. April Schwalben beobachtet, die seltsamerweise ganz weiss waren. Der Volksglaube schliesst aus diesem Umstande auf einen kalten Sommer mit langdauernden Nachtfrösten." (Breslauer Zeitung, 1864, Nr. 233, S. 1352.)

23 Wenn d' Schwalmi teuf fliege, git's wüescht's, flüge sie höch, git's schön's Wetter. (Solothurn.) - Schild, 119, 175.

24 Wenn de Swäleke wi'ne Gos (Gans) scheiten will, sau bastet er dat Asloch, segt de. (Hildesheim.) - Hoefer, 206.

25 Wenn die Schwalb den Sperling ins Nest lest, so muss sie wandern. - Petri, II, 646.

26 Wenn die Schwalbe fliegt übers Meer, sind ihr die Flügel nicht zu schwer.

Engl.: The bird feels not its wing heavy.

27 Wenn die Schwalben beide Lehm tragen, so ist das Nest bald fertig.

28 Wenn die Schwalben das Wasser im Fluge berühren, so ist Regen zu spüren.

"Diess ist gewiss ohn alles Betrügen, wenn die Schwalben

[Spaltenumbruch] Völkern sprichwörtlichen Ausdruck gefunden. Unter dem Bilde der Schwalbe war er schon bei den alten Griechen sprichwörtlich vorhanden und ist durch die Römer zu allen romanischen und slawischen Völkern gelangt. Die Slowaken sagen: Eine Schwalbe macht nicht Frühjahr, ein Stamm ist kein Wald. Die Walachen ähnlich: Eine Schwalbe bringt das Frühjahr nicht herbei, und ein Baum macht keinen Wald. Die Engländer: Eine Schwalbe macht weder den Sommer, noch eine Schnepfe den Winter. Derselbe Gedanke tritt aber noch unter viel andern Bildern hervor. Ein Tropfen Honig, sagen die Dänen, macht das Meer nicht süss. Eine Blume macht keinen Kranz. Ein Schilling in der Tasche klingt nicht. Die Holländer: Eine Elster macht keinen Winter. In Italien heisst es: Eine Blume macht den Frühling nicht. Oder: Eine Blume macht kein Gewinde. Ein Dorn macht keine Hecke (keinen Zaun). Ein Mann macht keinen Tanz. Ein Korb mit Weintrauben macht noch keine Weinlese. Die Russen: Eine Blume macht keinen Garten und wäre sie eine Rose. Ein Grashalm macht keine Wiese. Eine Traube macht keinen Weinberg. Eine Ameise macht keinen Haufen. Eine Feder macht keinen Pfühl. Ein Haar macht keinen Pelz. Eine Welle macht kein Meer. Die Kroaten: Ein Jude macht keinen Jahrmarkt. In Surinam heisst es: Eine Schnepfe bedeckt den Teller nicht; im Hindostanischen: Eine Hand bringt keinen Schall hervor, was mit der tamulischen Behauptung stimmt: Um mit den Fingern zu knacken, genügt ein Finger nicht, wie mit dem türkischen Sprichwort: Eine Hand klatscht nicht, und dem italienischen: Eine Nuss im Sack klappert nicht, wie dem der französischen Neger: Ein Finger kann nicht Kalalu (eine dünne, grüne Suppe, die man auf den Antillen sehr liebt) essen. – Wenn ein Volk nicht reif ist, so wird auch die beste politische Theorie nichts Gutes wirken. Einzelne Köpfe entscheiden wie einzelne Schwalben, wenig, und können, selbst an der Spitze der Regierung, nur insofern nützen, als ihre Massregeln der Nationalbildung angemessen sind.

Mhd.: Ein swalbe ouch nicht bringet den lenzin wan si komit geflogin. (Ritterspiegel.) (Zingerle, 135.)

Dän.: En svale giør ei sommer eller krage vinter. – En svale giør ikke vaar. (Prov. dan., 536; Bohn I, 364.)

Engl.: One bee makes no swarm. – One swallow makes no summer, nor one wood-cock a winter. (Gaal, 1390; Bohn II, 121.)

Frz.: Une hirondelle ne fait pas le printemps. (Leroux, I, 76; Bohn I, 61; Kritzinger, 383b; Lendroy, 870.)

Holl.: Eene zwaluw maakt geen zomer. (Bohn I, 113; Harrebomée, II, 515a.)

It.: Una rondine (un fiore) non fa primavera. (Bohn I, 129; Gaal, 1390.)

Kroat.: Jedna lasta nečini prolĕtja.

Lat.: Flos unus non facit hortum. – Non flos, sed flores faciunt ex arte corollam. (Masson, 310.) – Una hirundo non facit ver. (Seybold, 648; Chaos, 1012; Hauer, Lij2; Tappius, 61b; Eiselein, 561; Faselius, 263; Wiegand, 359; Fischer, 243, 104; Philippi, II, 232; Schonheim, V, 7; Frob., 601.) – Una linea geometram non facit. (Novarin, 52; Binder II, 3403.) – Ver non una dies, non una reducit hirundo. (Binder I, 1838; II, 3498; Egeria, 318; Eiselein, 561; Gaal, 1390; Philippi, 246; Palingen, 5, 322; Seybold, 627.)

Poln.: Za jedną jaskółką, lato nie przychodzi. (Lompa, 35.)

Schwed.: En swala gör ingen sommar. (Marin, 12; Rhodin, 46; Wensell, 29; Grubb, 185.)

Span.: Una golondrina no hace verano. (Bohn I, 260.)

Tschud.: Ei üks päsoke te suit. (Čelakovsky, 290.)

Ung.: Egy fecske tavaszt nem csinál.

13 Eine Schwalbe macht keinen Sommer, wenn sie gleich die erste ist, und ein Mädchen keinen Kummer, wenn es gleich die schönste ist.

Sprichwörtlich gebrauchte Verse eines Soldatenliedes.

14 Ên oder twei Swaleken mâket keinen Sommer.Sackmann, 27.

15 Êne Schwolbe macht kin Summer. (Schles.) – Robinson, 124; Gomolcke, 382; für Waldeck: Curtze, 333, 253; für Hannover: Schambach, I, 267; für Henneberg: Frommann, II, 109, 65; für Oberösterreich: Baumgarten, 1202; Frommann, III, 245, 147; für Niederösterreich: Frommann, III, 390, 24; für Tirol: Schöpf, 657; für Sylt: Haupt, VIII, 365, 228; ostfriesisch bei Eichwald, 1898; hochdeutsch bei Dove, 241 u. 378.

Jüdisch-deutsch in Warschau: Ein Schwalb macht nit keinen Sümmer. Aber sie verkündigt ihn; und in deutschen wie niederländischen Städten gehörte es einst zu den Pflichten jedes Thurmwächters, die erste Schwalbe, die er sah, durch Blasen zu begrüssen, ihre Ankunft der Ortsbehörde anzuzeigen, welche dies frohe Ereigniss sofort öffentlich ankündigen liess. Im Plattdeutschen: En Swulk mâkt ken Sommer. (Marahrens, 97.) „Ein einig Schwalb macht keinen Sommer.“ (Waldis, III, 71, 15.) „Eine Schwalbe macht keinen Sommer, ein Tag keinen gelehrten Mann, noch eine Probe einen guten Redner oder ein Liedlein einen guten Musikanten, noch, einmal das Ziel treffen, einen guten Schützen.“ (Zinkgref, IV, 113.) „Eine einzelne Beobachtung verhält [Spaltenumbruch] sich zur allgemeinen Erfahrung, wie eine einzige Schwalbe zum Frühjahr.“ (Witzfunken, IVb, 119.)

Böhm.: Bez jedné lastovičky léto bude. – Jedna lastovka nedĕlá jara. (Čelakovsky, 290.)

Dän.: Svalen synger hos os om sommeren, men forlader os om vinteren. (Prov. dan., 536.)

Holl.: Een spreeuw op't dak maakt nog de lente niet. (Harrebomée, II, 293a.)

Kroat.: Jedna lastovica ne čini protuletja. (Čelakovsky, 290.)

Lat.: Flos unus non facit hortum. (Binder II, 1162; Novarin, 238.)

Poln.: Jedna jaskółka nieprzynosi lata, i jedna miasta nieuczyni chata. – Jedna jaskółka nieprzynosi wiosny. (Čelakovsky, 290.)

16 Lass die Schwalben in deinem Hause nicht nisteln.

„Die Ohrenbläser verlestern im rücken, sie wispeln wie die Schwalben, daher denn auch das Sprichwort entsprungen: Lass die Schwalben in deinem Hause nicht nisteln.“ (Mathesy, 184b.) D. h. enthalte dich des Umgangs mit Schwätzern und Vagabunden. Bei uns gilt die Schwalbe als ein segenbringender Vogel, dessen Nest man schützen muss. In Russland, wo man glaubt, dass die Schwalbe die Nägel, welche der Sperling zur Kreuzigung Jesu herbeigeholt, wieder fortgetragen habe, gilt es für ein eine Viehseuche nach sich ziehendes Verbrechen, eine Schwalbe zu tödten. Auch in der Ukraine wird das Nest der Schwalbe sorglich behütet. Man meint dort, dass der, welcher es verderbe, nicht nur Sommersprossen bekomme, sondern sich auch der Rache der Schwalben aussetze, die unter seinen Kühen wegfliegen, infolge dessen dieselben blutrothe Milch geben. Eine Sage im Unterinnthal (Tirol) wirft ihnen dagegen vor, sie hätten, als Christus am Kreuze hing und die ganze Natur trauerte, auf einem Baum gesessen und fröhlich gezwitschert, worüber er so entrüstet worden, dass er über die leichtsinnigen Vögel den Fluch ausgesprochen habe, es soll nie mehr eine Schwalbe auf etwas Grünem sitzen, daher man sie den ganzen Tag auf kothigem Wege herumhüpfen und ihrer Beute nachjagen sehe. Die Schwalben in Andalusien mussten demnach wol ein besseres Schicksal haben, da sie nach dem dortigen Volksglauben die Dornen aus Christi Krone herausgezogen haben, während Stieglitze und Nachtigallen seinen Tod beweinten. (Vgl. Volksglaube in der Ukraine in Ausland, 1871, Nr. 9.)

17 Schwalben kommen mit fröhlichem Gesang vnd ziehen stillschweigend hinweg.Lehmann, 231, 21.

Lat.: Garrulae adveniunt, recedunt sine voce hirundines (Lehmann, 231, 21.)

18 Schwalben und Küchenfreunde sind Sommervögel.

Wenn die Luft und Küche kalt werden, ziehen sie fort.

19 Trüge man der Schwalbe das Futter ins Nest, sie flöge nicht über den Teich.Altmann VI, 418.

20 Während die Schwalbe umherfliegt, raubt ihr der Sperling das Nest.

„Dieweil die Schwalb muss vmbherfliegen, der spatz sie thut vmbs nest betrügen.“

Lat.: Passere sub tecto remanente, uagatur hirundo. (Loci comm., 111; Sutor, 371.)

21 Wann die Schwalb weg fleugt, so bleibt der Sperling.Petri, II, 646; Körte, 5463.

Holl.: Als de swalben vlieghen, bliven hier die muschen. (Fallersleben, 29; Harrebomée, II, 515a.)

Lat.: Avolitante manet argutus hirondine passer. (Tunn., 1158.) – Passere sub tecto remanente residit hirundo. (Fallersleben, 29.)

22 Weisse Schwalben, kalter Sommer.

„In Göttingen hat man am 14. April Schwalben beobachtet, die seltsamerweise ganz weiss waren. Der Volksglaube schliesst aus diesem Umstande auf einen kalten Sommer mit langdauernden Nachtfrösten.“ (Breslauer Zeitung, 1864, Nr. 233, S. 1352.)

23 Wenn d' Schwalmi teuf fliege, git's wüescht's, flüge sie höch, git's schön's Wetter. (Solothurn.) – Schild, 119, 175.

24 Wenn de Swäleke wi'ne Gôs (Gans) schîten will, sau bastet êr dat Âsloch, segt de. (Hildesheim.) – Hoefer, 206.

25 Wenn die Schwalb den Sperling ins Nest lest, so muss sie wandern.Petri, II, 646.

26 Wenn die Schwalbe fliegt übers Meer, sind ihr die Flügel nicht zu schwer.

Engl.: The bird feels not its wing heavy.

27 Wenn die Schwalben beide Lehm tragen, so ist das Nest bald fertig.

28 Wenn die Schwalben das Wasser im Fluge berühren, so ist Regen zu spüren.

„Diess ist gewiss ohn alles Betrügen, wenn die Schwalben

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[[207]/0213] Völkern sprichwörtlichen Ausdruck gefunden. Unter dem Bilde der Schwalbe war er schon bei den alten Griechen sprichwörtlich vorhanden und ist durch die Römer zu allen romanischen und slawischen Völkern gelangt. Die Slowaken sagen: Eine Schwalbe macht nicht Frühjahr, ein Stamm ist kein Wald. Die Walachen ähnlich: Eine Schwalbe bringt das Frühjahr nicht herbei, und ein Baum macht keinen Wald. Die Engländer: Eine Schwalbe macht weder den Sommer, noch eine Schnepfe den Winter. Derselbe Gedanke tritt aber noch unter viel andern Bildern hervor. Ein Tropfen Honig, sagen die Dänen, macht das Meer nicht süss. Eine Blume macht keinen Kranz. Ein Schilling in der Tasche klingt nicht. Die Holländer: Eine Elster macht keinen Winter. In Italien heisst es: Eine Blume macht den Frühling nicht. Oder: Eine Blume macht kein Gewinde. Ein Dorn macht keine Hecke (keinen Zaun). Ein Mann macht keinen Tanz. Ein Korb mit Weintrauben macht noch keine Weinlese. Die Russen: Eine Blume macht keinen Garten und wäre sie eine Rose. Ein Grashalm macht keine Wiese. Eine Traube macht keinen Weinberg. Eine Ameise macht keinen Haufen. Eine Feder macht keinen Pfühl. Ein Haar macht keinen Pelz. Eine Welle macht kein Meer. Die Kroaten: Ein Jude macht keinen Jahrmarkt. In Surinam heisst es: Eine Schnepfe bedeckt den Teller nicht; im Hindostanischen: Eine Hand bringt keinen Schall hervor, was mit der tamulischen Behauptung stimmt: Um mit den Fingern zu knacken, genügt ein Finger nicht, wie mit dem türkischen Sprichwort: Eine Hand klatscht nicht, und dem italienischen: Eine Nuss im Sack klappert nicht, wie dem der französischen Neger: Ein Finger kann nicht Kalalu (eine dünne, grüne Suppe, die man auf den Antillen sehr liebt) essen. – Wenn ein Volk nicht reif ist, so wird auch die beste politische Theorie nichts Gutes wirken. Einzelne Köpfe entscheiden wie einzelne Schwalben, wenig, und können, selbst an der Spitze der Regierung, nur insofern nützen, als ihre Massregeln der Nationalbildung angemessen sind. Mhd.: Ein swalbe ouch nicht bringet den lenzin wan si komit geflogin. (Ritterspiegel.) (Zingerle, 135.) Dän.: En svale giør ei sommer eller krage vinter. – En svale giør ikke vaar. (Prov. dan., 536; Bohn I, 364.) Engl.: One bee makes no swarm. – One swallow makes no summer, nor one wood-cock a winter. (Gaal, 1390; Bohn II, 121.) Frz.: Une hirondelle ne fait pas le printemps. (Leroux, I, 76; Bohn I, 61; Kritzinger, 383b; Lendroy, 870.) Holl.: Eene zwaluw maakt geen zomer. (Bohn I, 113; Harrebomée, II, 515a.) It.: Una rondine (un fiore) non fa primavera. (Bohn I, 129; Gaal, 1390.) Kroat.: Jedna lasta nečini prolĕtja. Lat.: Flos unus non facit hortum. – Non flos, sed flores faciunt ex arte corollam. (Masson, 310.) – Una hirundo non facit ver. (Seybold, 648; Chaos, 1012; Hauer, Lij2; Tappius, 61b; Eiselein, 561; Faselius, 263; Wiegand, 359; Fischer, 243, 104; Philippi, II, 232; Schonheim, V, 7; Frob., 601.) – Una linea geometram non facit. (Novarin, 52; Binder II, 3403.) – Ver non una dies, non una reducit hirundo. (Binder I, 1838; II, 3498; Egeria, 318; Eiselein, 561; Gaal, 1390; Philippi, 246; Palingen, 5, 322; Seybold, 627.) Poln.: Za jedną jaskółką, lato nie przychodzi. (Lompa, 35.) Schwed.: En swala gör ingen sommar. (Marin, 12; Rhodin, 46; Wensell, 29; Grubb, 185.) Span.: Una golondrina no hace verano. (Bohn I, 260.) Tschud.: Ei üks päsoke te suit. (Čelakovsky, 290.) Ung.: Egy fecske tavaszt nem csinál. 13 Eine Schwalbe macht keinen Sommer, wenn sie gleich die erste ist, und ein Mädchen keinen Kummer, wenn es gleich die schönste ist. Sprichwörtlich gebrauchte Verse eines Soldatenliedes. 14 Ên oder twei Swaleken mâket keinen Sommer. – Sackmann, 27. 15 Êne Schwolbe macht kin Summer. (Schles.) – Robinson, 124; Gomolcke, 382; für Waldeck: Curtze, 333, 253; für Hannover: Schambach, I, 267; für Henneberg: Frommann, II, 109, 65; für Oberösterreich: Baumgarten, 1202; Frommann, III, 245, 147; für Niederösterreich: Frommann, III, 390, 24; für Tirol: Schöpf, 657; für Sylt: Haupt, VIII, 365, 228; ostfriesisch bei Eichwald, 1898; hochdeutsch bei Dove, 241 u. 378. Jüdisch-deutsch in Warschau: Ein Schwalb macht nit keinen Sümmer. Aber sie verkündigt ihn; und in deutschen wie niederländischen Städten gehörte es einst zu den Pflichten jedes Thurmwächters, die erste Schwalbe, die er sah, durch Blasen zu begrüssen, ihre Ankunft der Ortsbehörde anzuzeigen, welche dies frohe Ereigniss sofort öffentlich ankündigen liess. Im Plattdeutschen: En Swulk mâkt ken Sommer. (Marahrens, 97.) „Ein einig Schwalb macht keinen Sommer.“ (Waldis, III, 71, 15.) „Eine Schwalbe macht keinen Sommer, ein Tag keinen gelehrten Mann, noch eine Probe einen guten Redner oder ein Liedlein einen guten Musikanten, noch, einmal das Ziel treffen, einen guten Schützen.“ (Zinkgref, IV, 113.) „Eine einzelne Beobachtung verhält sich zur allgemeinen Erfahrung, wie eine einzige Schwalbe zum Frühjahr.“ (Witzfunken, IVb, 119.) Böhm.: Bez jedné lastovičky léto bude. – Jedna lastovka nedĕlá jara. (Čelakovsky, 290.) Dän.: Svalen synger hos os om sommeren, men forlader os om vinteren. (Prov. dan., 536.) Holl.: Een spreeuw op't dak maakt nog de lente niet. (Harrebomée, II, 293a.) Kroat.: Jedna lastovica ne čini protuletja. (Čelakovsky, 290.) Lat.: Flos unus non facit hortum. (Binder II, 1162; Novarin, 238.) Poln.: Jedna jaskółka nieprzynosi lata, i jedna miasta nieuczyni chata. – Jedna jaskółka nieprzynosi wiosny. (Čelakovsky, 290.) 16 Lass die Schwalben in deinem Hause nicht nisteln. „Die Ohrenbläser verlestern im rücken, sie wispeln wie die Schwalben, daher denn auch das Sprichwort entsprungen: Lass die Schwalben in deinem Hause nicht nisteln.“ (Mathesy, 184b.) D. h. enthalte dich des Umgangs mit Schwätzern und Vagabunden. Bei uns gilt die Schwalbe als ein segenbringender Vogel, dessen Nest man schützen muss. In Russland, wo man glaubt, dass die Schwalbe die Nägel, welche der Sperling zur Kreuzigung Jesu herbeigeholt, wieder fortgetragen habe, gilt es für ein eine Viehseuche nach sich ziehendes Verbrechen, eine Schwalbe zu tödten. Auch in der Ukraine wird das Nest der Schwalbe sorglich behütet. Man meint dort, dass der, welcher es verderbe, nicht nur Sommersprossen bekomme, sondern sich auch der Rache der Schwalben aussetze, die unter seinen Kühen wegfliegen, infolge dessen dieselben blutrothe Milch geben. Eine Sage im Unterinnthal (Tirol) wirft ihnen dagegen vor, sie hätten, als Christus am Kreuze hing und die ganze Natur trauerte, auf einem Baum gesessen und fröhlich gezwitschert, worüber er so entrüstet worden, dass er über die leichtsinnigen Vögel den Fluch ausgesprochen habe, es soll nie mehr eine Schwalbe auf etwas Grünem sitzen, daher man sie den ganzen Tag auf kothigem Wege herumhüpfen und ihrer Beute nachjagen sehe. Die Schwalben in Andalusien mussten demnach wol ein besseres Schicksal haben, da sie nach dem dortigen Volksglauben die Dornen aus Christi Krone herausgezogen haben, während Stieglitze und Nachtigallen seinen Tod beweinten. (Vgl. Volksglaube in der Ukraine in Ausland, 1871, Nr. 9.) 17 Schwalben kommen mit fröhlichem Gesang vnd ziehen stillschweigend hinweg. – Lehmann, 231, 21. Lat.: Garrulae adveniunt, recedunt sine voce hirundines (Lehmann, 231, 21.) 18 Schwalben und Küchenfreunde sind Sommervögel. Wenn die Luft und Küche kalt werden, ziehen sie fort. 19 Trüge man der Schwalbe das Futter ins Nest, sie flöge nicht über den Teich. – Altmann VI, 418. 20 Während die Schwalbe umherfliegt, raubt ihr der Sperling das Nest. „Dieweil die Schwalb muss vmbherfliegen, der spatz sie thut vmbs nest betrügen.“ Lat.: Passere sub tecto remanente, uagatur hirundo. (Loci comm., 111; Sutor, 371.) 21 Wann die Schwalb weg fleugt, so bleibt der Sperling. – Petri, II, 646; Körte, 5463. Holl.: Als de swalben vlieghen, bliven hier die muschen. (Fallersleben, 29; Harrebomée, II, 515a.) Lat.: Avolitante manet argutus hirondine passer. (Tunn., 1158.) – Passere sub tecto remanente residit hirundo. (Fallersleben, 29.) 22 Weisse Schwalben, kalter Sommer. „In Göttingen hat man am 14. April Schwalben beobachtet, die seltsamerweise ganz weiss waren. Der Volksglaube schliesst aus diesem Umstande auf einen kalten Sommer mit langdauernden Nachtfrösten.“ (Breslauer Zeitung, 1864, Nr. 233, S. 1352.) 23 Wenn d' Schwalmi teuf fliege, git's wüescht's, flüge sie höch, git's schön's Wetter. (Solothurn.) – Schild, 119, 175. 24 Wenn de Swäleke wi'ne Gôs (Gans) schîten will, sau bastet êr dat Âsloch, segt de. (Hildesheim.) – Hoefer, 206. 25 Wenn die Schwalb den Sperling ins Nest lest, so muss sie wandern. – Petri, II, 646. 26 Wenn die Schwalbe fliegt übers Meer, sind ihr die Flügel nicht zu schwer. Engl.: The bird feels not its wing heavy. 27 Wenn die Schwalben beide Lehm tragen, so ist das Nest bald fertig. 28 Wenn die Schwalben das Wasser im Fluge berühren, so ist Regen zu spüren. „Diess ist gewiss ohn alles Betrügen, wenn die Schwalben

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [207]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/213>, abgerufen am 24.04.2024.