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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] 27 Wer auf der See ist, muss segeln oder untergehen.

Dän.: Hvo der kommer paa söen, maa enten seile eller synke. (Bohn I, 377.)

Engl.: Being on the sea, sail; being on the land, settle. (Bohn II, 18.)

28 Wer auf der See nicht besser wird, bei dem wirkt auch eine Landpredigt nichts. - Sprichwörtergarten, 79.

Nothbekehrung ist schlechte Bekehrung. Indess, wer die Stimme Gottes in ausserordentlichen Schicksalen nicht vernimmt, der wird sie wol auch in den gewöhnlichen überhören.

29 Wer geht zur See, bleibt nicht ohne Weh'.

30 Wer in See gehen will, muss günstigen Wind abwarten.

31 Wer über See geht, ändert wol das Gestirn, aber nicht das Gehirn.

Holl.: Die veel over zee gaan, veranderen wel van lucht, man niet van manieren. (Harrebomee, II, 494a.)

32 Wer vber See vnd Sand freyet, dem wirdt Kupffer für geldt. - Henisch, 1208, 8; Petri, II, 771.

33 Wer zur See geht um Verstand, ändert nicht den Gedanken, nur das Land. (Polen.)

34 Wer zur See gewesen ist, der hat beten gelernt.

Von der Wüste sagen die Araber dasselbe. Ein ägyptisches Sprichwort lautet: Wenn die Sahara dich lehrt, Allah zu bitten, so lehrt dich die Oase, ihm zu danken.

Holl.: Die niet ter zee vaart, weet niet, was God is. (Harrebomee, II, 494a.)

35 Wo See gewesen, wird auch wieder See sein.

Ein Sprichwort der Friesen und anderer Küstenwohner, um zu sagen, dass das dem Meere abgewonnene Land später wieder von demselben verschlungen werde.

36 Wogt die See auch noch so sehr, sie wird wieder ruhig.

It.: Anche il mar che a si grande, si pacifica. (Bohn I, 71.)

37 Zur See fahren ist nothwendig, aber nicht leben.

Das Haus Seefahrt in Bremen hat die Ueberschrift: Navigare necesse est, vivere non est necesse. (Weserzeitung, 4057.)

*38 Aus grossen Seen kleine Hälter machen. - Frischbier2, 3458.

Ein Ganzes zu seinem Vortheil in Stücke zertheilen. Diese Redensart ist nach dem Zeugniss Henneberger's (Erklärung der preuss. Landtafel, 35.) zu der Zeit entstanden, als der Hochmeister Friedrich, Herzog von Sachsen, die beiden Komthureien Brandenburg und Balga einzog, solche in Vogteien vertheilte und dadurch die Einkünfte seiner Kammer vermehrte. (Bock, Idiot. pruss.; Pisanski, 2; Hennig, 252.)

*39 Den See von Camarino bewegen.

Freventlich ein Unglück stiften. Der See unweit der Stadt Camarino in Sicillen war in einen Sumpf ausgeartet, der oft die Pest erzeugte. Man fragte das Orakel, ob es nicht besser sei, ihn vollends ganz auszutrocknen. Apoll verbot aber, ihn aufzurühren. Gegen des Orakels Ausspruch trocknete man ihn aber dennoch aus. Zwar hörte die Pest auf, aber die Feinde fielen durch den ausgetrockneten Raum ins Land. Die Redensart beruht auf dem Aberglauben, dass, wenn man vorsätzlich etwas hineinwerfe, ein schweres Ungewitter entstehe. (Berckenmeyer, 120.)

*40 Der wird mir keinen See anbrennen. (S. Teich.)

Um zu sagen: Ich erachte seine Feindschaft nicht für gefährlich.

Lat.: Oderint dum metuant. (Seybold, 402.) - Semper me tales hostes in sequantur. (Philippi, II, 174; Seybold, 549.)

*41 Die See ausschöpfen wollen.

Holl.: De see met sponsen opdroogen. (Bohn I, 308.) - Het lijkt wel verloren arbeid, zei gekke Dries, en hij wilde de zee leeg scheppen. (Harrebomee, II, 494.)

Lat.: Non habet in manibus ventos, qui navigat aequor. - Qui maria sulcant, ventum haudquaquam in manu habent sua. (Seybold, 491.)

*42 Die See geht bei ihm hoch. - Altmann VI, 391.

*43 Die See ist ohne Wasser.

Wenn reiche Leute klagen.

*44 Er geht gerade durch den See.

Von aufrichtigen, festen Charakteren, die fortfahren, wenn sie begonnen, die geradezu und ohne Verstellung handeln.

*45 Er geht tief in See mit ihm.

Lässt sich stark mit ihm ein.

*46 Er ist ein grundloser See.

Ein unergründlicher Mensch.

*47 He ment üm kann ken Sei to hoch lopen. (Ostfries.) - Frommann, VI, 281, 662.

*48 In verbotenen Seen fischen.

[Spaltenumbruch] *49 Nach der See riechen.

Frz.: Cela sent la marine. (Kritzinger, 441b.)

*50 Was soll die See auswerfen!

Wenn etwas Misbehagliches geschieht, weil die See Unreinigkeiten anspült.

*51 Wenn er auf die See gehen wollte, würde kein Wasser dort sein.

Von einem, dem alles im Leben mislingt.

It.: Se io andassi al mare, lo troverei secco. (Bohn I, 125.)


Seebär.

* Er ist ein Seebär. (S. Brummen 2.) - Frischbier2, 3460.


Seeeier.

Seeeier stinken mehr als Landeier, wenn sie brechen. (Friesl.)


Seefahren.

1 Seefahre öss nich Zockerlöcke. (Pillau.)

*2 Er versteht so viel vom Seefahren wie Rübezahl vom Austernfischen.

Holl.: Hij weet zooveel van de zeevaart als een speenvarken van vedelen. (Harrebomee, II, 355a.)


Seefuss.

Er hat Seefüsse.

Wer fest auf seinem Fusse steht, wie ein Seemann bei allem Schwanken des Schiffs sich aufrecht halten muss.


Seegroppe.

Die Seegroppen sterben nicht, sie ertrinken. - Eiselein, 564; Kirchhofer, 141; Simrock, 9437a.

Unter Seegroppen sind die Seebewohner gemeint, die den Gefahren auf dem Wasser ausgesetzt sind und sehr oft das Opfer ihres Berufs und Erwerbs werden.


Seehase.

Ein Seehase ist grösser and grimmiger als alle Hasen im heiligen römischen Reiche. (S. Eselsfresser.) - Eiselein, 564.

Seehase ist ein uralter Name zur Bezeichnung der Anwohner des Bodensees. Schon in der Notitia dignitatum imperii ed. Panciroll (Leiden 1608, Bd. 26, S. 6) kommen diese Leute mit einem laufenden Hasen auf ihrem Schilde vor und dies Thier soll nicht sowol ein Sinnbild der Furchtsamkeit, als vielmehr, nach dem Glauben des Alterthums, ein übler Ausgang für die Feinde sein. Im 13. Jahrhundert nennt Gottfried von Strassburg in seinem Tristan den Sänger Hartmann von Owe, der Dienstmann des Abtes von Reichenau war, zugleich mit dessen Gesellen in edelm Sinne "Hasen". (Eiselein, 564.) "Bald verwandelte sich die düstere Gemüthsstimmung des Seehasen in die Regung des Muthes des Seelöwen" (s. d.). (Magg, Der gefrorene Bodensee in der Gartenlaube, 1872, Nr. 8.)


Seehund.

1 Aus einem Seehunde wird keine Landratte.

Holl.: Die ter zee gewoon is, kan op het land niet aarden. (Harrebomee, II, 494a.)

2 Dem Seehunde schadet's nichts, wenn er eine Möve zur Feindin hat. (Insel Oesel.)

3 Einem Seehunde braucht man das Bellen nicht zu lehren. (Finnl.)

4 Wer zieht uns den Seehund zu Lande, er frisst uns die Fisch' aus dem Strande.

Reimspruch der Fischer auf Rügen. (Ruge, Aus früherer Zeit, I.)


Seehundsbraten.

Um einen Seehundsbraten lohnt sich's schon der Mühe ins Meer zu springen. (Lappl.)


Seekrank.

*1 Das ist zum Seekrankwerden.

So widerwärtig, dass es Brechreiz erzeugt.

*2 Er ist seekrank, aber er übergibt sich nicht.

Holl.: Hij is wel zeeziek, maar hij geeft niet over. (Harrebomee, II, 500a.)


Seeländer.

Wer zum Seeländer geboren ist, wird kein Jütländer.


Seele.

1 Auf des andern Seel' und Beutel kann keiner votiren. - Graf, 300, 115.

Mit Bezug auf solche Fälle, in denen persönliche Haftung gilt und kein Bürge zulässig ist.

Lat.: Nemo voto suo alterius animae aut marsupio praejudicare potest. (Pistor., IX, 89.)

2 Auswendig fromme Seelen, aber inwendig böse Gesellen.

3 Das ist eine glückselige Seele, die alle Abend mit Gott Abrechnung hält. - Wirth, II, 70, 404.

[Spaltenumbruch] 27 Wer auf der See ist, muss segeln oder untergehen.

Dän.: Hvo der kommer paa søen, maa enten seile eller synke. (Bohn I, 377.)

Engl.: Being on the sea, sail; being on the land, settle. (Bohn II, 18.)

28 Wer auf der See nicht besser wird, bei dem wirkt auch eine Landpredigt nichts.Sprichwörtergarten, 79.

Nothbekehrung ist schlechte Bekehrung. Indess, wer die Stimme Gottes in ausserordentlichen Schicksalen nicht vernimmt, der wird sie wol auch in den gewöhnlichen überhören.

29 Wer geht zur See, bleibt nicht ohne Weh'.

30 Wer in See gehen will, muss günstigen Wind abwarten.

31 Wer über See geht, ändert wol das Gestirn, aber nicht das Gehirn.

Holl.: Die veel over zee gaan, veranderen wel van lucht, man niet van manieren. (Harrebomée, II, 494a.)

32 Wer vber See vnd Sand freyet, dem wirdt Kupffer für geldt.Henisch, 1208, 8; Petri, II, 771.

33 Wer zur See geht um Verstand, ändert nicht den Gedanken, nur das Land. (Polen.)

34 Wer zur See gewesen ist, der hat beten gelernt.

Von der Wüste sagen die Araber dasselbe. Ein ägyptisches Sprichwort lautet: Wenn die Sahara dich lehrt, Allah zu bitten, so lehrt dich die Oase, ihm zu danken.

Holl.: Die niet ter zee vaart, weet niet, was God is. (Harrebomée, II, 494a.)

35 Wo See gewesen, wird auch wieder See sein.

Ein Sprichwort der Friesen und anderer Küstenwohner, um zu sagen, dass das dem Meere abgewonnene Land später wieder von demselben verschlungen werde.

36 Wogt die See auch noch so sehr, sie wird wieder ruhig.

It.: Anche il mar che à sì grande, si pacifica. (Bohn I, 71.)

37 Zur See fahren ist nothwendig, aber nicht leben.

Das Haus Seefahrt in Bremen hat die Ueberschrift: Navigare necesse est, vivere non est necesse. (Weserzeitung, 4057.)

*38 Aus grossen Seen kleine Hälter machen.Frischbier2, 3458.

Ein Ganzes zu seinem Vortheil in Stücke zertheilen. Diese Redensart ist nach dem Zeugniss Henneberger's (Erklärung der preuss. Landtafel, 35.) zu der Zeit entstanden, als der Hochmeister Friedrich, Herzog von Sachsen, die beiden Komthureien Brandenburg und Balga einzog, solche in Vogteien vertheilte und dadurch die Einkünfte seiner Kammer vermehrte. (Bock, Idiot. pruss.; Pisanski, 2; Hennig, 252.)

*39 Den See von Camarino bewegen.

Freventlich ein Unglück stiften. Der See unweit der Stadt Camarino in Sicillen war in einen Sumpf ausgeartet, der oft die Pest erzeugte. Man fragte das Orakel, ob es nicht besser sei, ihn vollends ganz auszutrocknen. Apoll verbot aber, ihn aufzurühren. Gegen des Orakels Ausspruch trocknete man ihn aber dennoch aus. Zwar hörte die Pest auf, aber die Feinde fielen durch den ausgetrockneten Raum ins Land. Die Redensart beruht auf dem Aberglauben, dass, wenn man vorsätzlich etwas hineinwerfe, ein schweres Ungewitter entstehe. (Berckenmeyer, 120.)

*40 Der wird mir keinen See anbrennen. (S. Teich.)

Um zu sagen: Ich erachte seine Feindschaft nicht für gefährlich.

Lat.: Oderint dum metuant. (Seybold, 402.) – Semper me tales hostes in sequantur. (Philippi, II, 174; Seybold, 549.)

*41 Die See ausschöpfen wollen.

Holl.: De see met sponsen opdroogen. (Bohn I, 308.) – Het lijkt wel verloren arbeid, zei gekke Dries, en hij wilde de zee lêeg scheppen. (Harrebomée, II, 494.)

Lat.: Non habet in manibus ventos, qui navigat aequor. – Qui maria sulcant, ventum haudquaquam in manu habent sua. (Seybold, 491.)

*42 Die See geht bei ihm hoch.Altmann VI, 391.

*43 Die See ist ohne Wasser.

Wenn reiche Leute klagen.

*44 Er geht gerade durch den See.

Von aufrichtigen, festen Charakteren, die fortfahren, wenn sie begonnen, die geradezu und ohne Verstellung handeln.

*45 Er geht tief in See mit ihm.

Lässt sich stark mit ihm ein.

*46 Er ist ein grundloser See.

Ein unergründlicher Mensch.

*47 He mênt üm kann kên Sî to hoch lôpen. (Ostfries.) – Frommann, VI, 281, 662.

*48 In verbotenen Seen fischen.

[Spaltenumbruch] *49 Nach der See riechen.

Frz.: Cela sent la marine. (Kritzinger, 441b.)

*50 Was soll die See auswerfen!

Wenn etwas Misbehagliches geschieht, weil die See Unreinigkeiten anspült.

*51 Wenn er auf die See gehen wollte, würde kein Wasser dort sein.

Von einem, dem alles im Leben mislingt.

It.: Se io andassi al mare, lo troverei secco. (Bohn I, 125.)


Seebär.

* Er ist ein Seebär. (S. Brummen 2.) – Frischbier2, 3460.


Seeeier.

Seeeier stinken mehr als Landeier, wenn sie brechen. (Friesl.)


Seefahren.

1 Seefahre öss nich Zockerlöcke. (Pillau.)

*2 Er versteht so viel vom Seefahren wie Rübezahl vom Austernfischen.

Holl.: Hij weet zooveel van de zeevaart als een speenvarken van vedelen. (Harrebomée, II, 355a.)


Seefuss.

Er hat Seefüsse.

Wer fest auf seinem Fusse steht, wie ein Seemann bei allem Schwanken des Schiffs sich aufrecht halten muss.


Seegroppe.

Die Seegroppen sterben nicht, sie ertrinken.Eiselein, 564; Kirchhofer, 141; Simrock, 9437a.

Unter Seegroppen sind die Seebewohner gemeint, die den Gefahren auf dem Wasser ausgesetzt sind und sehr oft das Opfer ihres Berufs und Erwerbs werden.


Seehase.

Ein Seehase ist grösser and grimmiger als alle Hasen im heiligen römischen Reiche. (S. Eselsfresser.) – Eiselein, 564.

Seehase ist ein uralter Name zur Bezeichnung der Anwohner des Bodensees. Schon in der Notitia dignitatum imperii ed. Panciroll (Leiden 1608, Bd. 26, S. 6) kommen diese Leute mit einem laufenden Hasen auf ihrem Schilde vor und dies Thier soll nicht sowol ein Sinnbild der Furchtsamkeit, als vielmehr, nach dem Glauben des Alterthums, ein übler Ausgang für die Feinde sein. Im 13. Jahrhundert nennt Gottfried von Strassburg in seinem Tristan den Sänger Hartmann von Owe, der Dienstmann des Abtes von Reichenau war, zugleich mit dessen Gesellen in edelm Sinne „Hasen“. (Eiselein, 564.) „Bald verwandelte sich die düstere Gemüthsstimmung des Seehasen in die Regung des Muthes des Seelöwen“ (s. d.). (Magg, Der gefrorene Bodensee in der Gartenlaube, 1872, Nr. 8.)


Seehund.

1 Aus einem Seehunde wird keine Landratte.

Holl.: Die ter zee gewoon is, kan op het land niet aarden. (Harrebomée, II, 494a.)

2 Dem Seehunde schadet's nichts, wenn er eine Möve zur Feindin hat. (Insel Oesel.)

3 Einem Seehunde braucht man das Bellen nicht zu lehren. (Finnl.)

4 Wer zieht uns den Seehund zu Lande, er frisst uns die Fisch' aus dem Strande.

Reimspruch der Fischer auf Rügen. (Ruge, Aus früherer Zeit, I.)


Seehundsbraten.

Um einen Seehundsbraten lohnt sich's schon der Mühe ins Meer zu springen. (Lappl.)


Seekrank.

*1 Das ist zum Seekrankwerden.

So widerwärtig, dass es Brechreiz erzeugt.

*2 Er ist seekrank, aber er übergibt sich nicht.

Holl.: Hij is wel zeeziek, maar hij geeft niet over. (Harrebomée, II, 500a.)


Seeländer.

Wer zum Seeländer geboren ist, wird kein Jütländer.


Seele.

1 Auf des andern Seel' und Beutel kann keiner votiren.Graf, 300, 115.

Mit Bezug auf solche Fälle, in denen persönliche Haftung gilt und kein Bürge zulässig ist.

Lat.: Nemo voto suo alterius animae aut marsupio praejudicare potest. (Pistor., IX, 89.)

2 Auswendig fromme Seelen, aber inwendig böse Gesellen.

3 Das ist eine glückselige Seele, die alle Abend mit Gott Abrechnung hält.Wirth, II, 70, 404.

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[[245]/0251] 27 Wer auf der See ist, muss segeln oder untergehen. Dän.: Hvo der kommer paa søen, maa enten seile eller synke. (Bohn I, 377.) Engl.: Being on the sea, sail; being on the land, settle. (Bohn II, 18.) 28 Wer auf der See nicht besser wird, bei dem wirkt auch eine Landpredigt nichts. – Sprichwörtergarten, 79. Nothbekehrung ist schlechte Bekehrung. Indess, wer die Stimme Gottes in ausserordentlichen Schicksalen nicht vernimmt, der wird sie wol auch in den gewöhnlichen überhören. 29 Wer geht zur See, bleibt nicht ohne Weh'. 30 Wer in See gehen will, muss günstigen Wind abwarten. 31 Wer über See geht, ändert wol das Gestirn, aber nicht das Gehirn. Holl.: Die veel over zee gaan, veranderen wel van lucht, man niet van manieren. (Harrebomée, II, 494a.) 32 Wer vber See vnd Sand freyet, dem wirdt Kupffer für geldt. – Henisch, 1208, 8; Petri, II, 771. 33 Wer zur See geht um Verstand, ändert nicht den Gedanken, nur das Land. (Polen.) 34 Wer zur See gewesen ist, der hat beten gelernt. Von der Wüste sagen die Araber dasselbe. Ein ägyptisches Sprichwort lautet: Wenn die Sahara dich lehrt, Allah zu bitten, so lehrt dich die Oase, ihm zu danken. Holl.: Die niet ter zee vaart, weet niet, was God is. (Harrebomée, II, 494a.) 35 Wo See gewesen, wird auch wieder See sein. Ein Sprichwort der Friesen und anderer Küstenwohner, um zu sagen, dass das dem Meere abgewonnene Land später wieder von demselben verschlungen werde. 36 Wogt die See auch noch so sehr, sie wird wieder ruhig. It.: Anche il mar che à sì grande, si pacifica. (Bohn I, 71.) 37 Zur See fahren ist nothwendig, aber nicht leben. Das Haus Seefahrt in Bremen hat die Ueberschrift: Navigare necesse est, vivere non est necesse. (Weserzeitung, 4057.) *38 Aus grossen Seen kleine Hälter machen. – Frischbier2, 3458. Ein Ganzes zu seinem Vortheil in Stücke zertheilen. Diese Redensart ist nach dem Zeugniss Henneberger's (Erklärung der preuss. Landtafel, 35.) zu der Zeit entstanden, als der Hochmeister Friedrich, Herzog von Sachsen, die beiden Komthureien Brandenburg und Balga einzog, solche in Vogteien vertheilte und dadurch die Einkünfte seiner Kammer vermehrte. (Bock, Idiot. pruss.; Pisanski, 2; Hennig, 252.) *39 Den See von Camarino bewegen. Freventlich ein Unglück stiften. Der See unweit der Stadt Camarino in Sicillen war in einen Sumpf ausgeartet, der oft die Pest erzeugte. Man fragte das Orakel, ob es nicht besser sei, ihn vollends ganz auszutrocknen. Apoll verbot aber, ihn aufzurühren. Gegen des Orakels Ausspruch trocknete man ihn aber dennoch aus. Zwar hörte die Pest auf, aber die Feinde fielen durch den ausgetrockneten Raum ins Land. Die Redensart beruht auf dem Aberglauben, dass, wenn man vorsätzlich etwas hineinwerfe, ein schweres Ungewitter entstehe. (Berckenmeyer, 120.) *40 Der wird mir keinen See anbrennen. (S. Teich.) Um zu sagen: Ich erachte seine Feindschaft nicht für gefährlich. Lat.: Oderint dum metuant. (Seybold, 402.) – Semper me tales hostes in sequantur. (Philippi, II, 174; Seybold, 549.) *41 Die See ausschöpfen wollen. Holl.: De see met sponsen opdroogen. (Bohn I, 308.) – Het lijkt wel verloren arbeid, zei gekke Dries, en hij wilde de zee lêeg scheppen. (Harrebomée, II, 494.) Lat.: Non habet in manibus ventos, qui navigat aequor. – Qui maria sulcant, ventum haudquaquam in manu habent sua. (Seybold, 491.) *42 Die See geht bei ihm hoch. – Altmann VI, 391. *43 Die See ist ohne Wasser. Wenn reiche Leute klagen. *44 Er geht gerade durch den See. Von aufrichtigen, festen Charakteren, die fortfahren, wenn sie begonnen, die geradezu und ohne Verstellung handeln. *45 Er geht tief in See mit ihm. Lässt sich stark mit ihm ein. *46 Er ist ein grundloser See. Ein unergründlicher Mensch. *47 He mênt üm kann kên Sî to hoch lôpen. (Ostfries.) – Frommann, VI, 281, 662. *48 In verbotenen Seen fischen. *49 Nach der See riechen. Frz.: Cela sent la marine. (Kritzinger, 441b.) *50 Was soll die See auswerfen! Wenn etwas Misbehagliches geschieht, weil die See Unreinigkeiten anspült. *51 Wenn er auf die See gehen wollte, würde kein Wasser dort sein. Von einem, dem alles im Leben mislingt. It.: Se io andassi al mare, lo troverei secco. (Bohn I, 125.) Seebär. * Er ist ein Seebär. (S. Brummen 2.) – Frischbier2, 3460. Seeeier. Seeeier stinken mehr als Landeier, wenn sie brechen. (Friesl.) Seefahren. 1 Seefahre öss nich Zockerlöcke. (Pillau.) *2 Er versteht so viel vom Seefahren wie Rübezahl vom Austernfischen. Holl.: Hij weet zooveel van de zeevaart als een speenvarken van vedelen. (Harrebomée, II, 355a.) Seefuss. Er hat Seefüsse. Wer fest auf seinem Fusse steht, wie ein Seemann bei allem Schwanken des Schiffs sich aufrecht halten muss. Seegroppe. Die Seegroppen sterben nicht, sie ertrinken. – Eiselein, 564; Kirchhofer, 141; Simrock, 9437a. Unter Seegroppen sind die Seebewohner gemeint, die den Gefahren auf dem Wasser ausgesetzt sind und sehr oft das Opfer ihres Berufs und Erwerbs werden. Seehase. Ein Seehase ist grösser and grimmiger als alle Hasen im heiligen römischen Reiche. (S. Eselsfresser.) – Eiselein, 564. Seehase ist ein uralter Name zur Bezeichnung der Anwohner des Bodensees. Schon in der Notitia dignitatum imperii ed. Panciroll (Leiden 1608, Bd. 26, S. 6) kommen diese Leute mit einem laufenden Hasen auf ihrem Schilde vor und dies Thier soll nicht sowol ein Sinnbild der Furchtsamkeit, als vielmehr, nach dem Glauben des Alterthums, ein übler Ausgang für die Feinde sein. Im 13. Jahrhundert nennt Gottfried von Strassburg in seinem Tristan den Sänger Hartmann von Owe, der Dienstmann des Abtes von Reichenau war, zugleich mit dessen Gesellen in edelm Sinne „Hasen“. (Eiselein, 564.) „Bald verwandelte sich die düstere Gemüthsstimmung des Seehasen in die Regung des Muthes des Seelöwen“ (s. d.). (Magg, Der gefrorene Bodensee in der Gartenlaube, 1872, Nr. 8.) Seehund. 1 Aus einem Seehunde wird keine Landratte. Holl.: Die ter zee gewoon is, kan op het land niet aarden. (Harrebomée, II, 494a.) 2 Dem Seehunde schadet's nichts, wenn er eine Möve zur Feindin hat. (Insel Oesel.) 3 Einem Seehunde braucht man das Bellen nicht zu lehren. (Finnl.) 4 Wer zieht uns den Seehund zu Lande, er frisst uns die Fisch' aus dem Strande. Reimspruch der Fischer auf Rügen. (Ruge, Aus früherer Zeit, I.) Seehundsbraten. Um einen Seehundsbraten lohnt sich's schon der Mühe ins Meer zu springen. (Lappl.) Seekrank. *1 Das ist zum Seekrankwerden. So widerwärtig, dass es Brechreiz erzeugt. *2 Er ist seekrank, aber er übergibt sich nicht. Holl.: Hij is wel zeeziek, maar hij geeft niet over. (Harrebomée, II, 500a.) Seeländer. Wer zum Seeländer geboren ist, wird kein Jütländer. Seele. 1 Auf des andern Seel' und Beutel kann keiner votiren. – Graf, 300, 115. Mit Bezug auf solche Fälle, in denen persönliche Haftung gilt und kein Bürge zulässig ist. Lat.: Nemo voto suo alterius animae aut marsupio praejudicare potest. (Pistor., IX, 89.) 2 Auswendig fromme Seelen, aber inwendig böse Gesellen. 3 Das ist eine glückselige Seele, die alle Abend mit Gott Abrechnung hält. – Wirth, II, 70, 404.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [245]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/251>, abgerufen am 29.03.2024.