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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] *58 As em sine Sele un Ere lev is. - Dähnert, 419b.

So lieb ihm Leben und Ehre ist.

*59 Bi miner armen Seel. - Dähnert, 419b.

Betheuerungsformel.

*60 Das hat er mir aus der Seele gesprochen.

*61 Dat get mi in de Seel na. - Dähnert, 419b.

Berührt meine Seele schmerzlich, geht mir herzlich nahe.

*62 Die Seel' an Zaun henken. - Limb. Chronik.

In dem Sinne: Das Gewissen an den Nagel hängen.

*63 Die Seel ist in jhm beklieben. - Schottel, 1114b.

Lat.: Ultra fatalem diem vivit. (Schottel, 1114b.)

*64 Die seel ist inn jhm verwurzelt. - Tappius, 45a; Körte, 5514b.

Von einem sehr Alten, der scheinbar alles überlebt. Die Alten sagten von einem solchen, er überlebe das Schicksal, eigentlich den Rocken, d. i. die Parze, die am Rocken spinnt.

Holl.: De ziel is er in verrost. (Harrebomee, II, 500b.) - Hij heeft een stuk van een oud net gegeten, waardoor hem de ziel in het lijf verward is. (Harrebomee, II, 122a.)

*65 Die Seel sitzet jhm auff den Lippen. - Pauli, Postilla, 135b.

Frz.: Avoir l'ame sur le bord des levres. (Kritzinger, 23b.)

*66 Die Seel sol jhm schwitzen (vor Angst), sagte jener Bauer. - Schuppius, Tract.

*67 Die seel vnder den zeenen haben. - Franck, II, 152b.

Im Sterben liegen oder dem Tode sehr nahe sein.

*68 Die Seele am (im) Arme tragen.

*69 Die Seele an den Fingerspitzen haben.

*70 Die Seele fällt ihm vor die Füsse.

*71 Die Seele hat sich in jhm verirrt, sie weiss nicht, wo sie heraus soll. - Eyering, I, 722; Körte, 5518a.

Von einem sehr Alten.

Frz.: Cet homme a l'ame cramponnee dans le corps. (Lendroy, 540.)

Holl.: Het leven is in hem verot. - Hij heeft een stuk van een oud net gegeten, waardoor hem de ziel in het lijf verward is. (Harrebomee, II, 19 u. 31.)

*72 Die Seele ist ihm angewachsen.

Von jemand, der ungewöhnlich alt wird.

Lat.: Ultra pensum, ultra fusum, ultra diem, ultra catalogum, ultra linum vivit. (Seybold, 646; Erasm., 566; Philippi, II, 231.)

*73 Die Seele ist ihm um einen Batzen feil. - Braun, I, 4062.

*74 Die Seele schwebt ihm auf den Lippen.

*75 Die Seele sitzt ihm schon auf der Zunge.

"Eben vmb die Zeit, da man pfleget nach dem Kaplan zu schicken." (Mathesy, 284a.)

*76 Die Seele über den Knochen vergessen.

*77 Die Seele will ihm ausfahren.

Frz.: Elle est reduite aux abbois. - Son ame est prete a s'envoler. (Kritzinger, 2b u. 280a.)

*78 Die Seele zurückbringen. - Frischbier2, 3461.

Nach dem Volksglauben kehrt die Seele des Verstorbenen, zum wenigsten am Begräbnisstage, wieder in das Sterbehaus zurück und findet nicht eher Ruhe, als bis sie auf den Kirchhof zurückgebracht ist. Dies thut ein Beherzter in der Nacht, mit Stock und Laterne ausgerüstet und die bannenden Worte sprechend.

*79 Eine arme Seele.

"Es war ein alter Glaube und noch hängt das Volk theilweise daran, dass die armen Seelen auf Erden herumwandern müssen über Berg und Thal, in Wind und Wetter, in Regen und Schnee. Von der Teufelsjagd verfolgt, suchen und finden sie auf gefällten Baumstämmen, in welche drei Kreuze eingehauen sind, eine Ruhestätte. Die Gestorbenen, welche weder im Himmel noch in der Hölle sind, werden arme Seelen genannt. Der Volksglaube weiss von ihnen sehr viel zu erzählen. Holzhauer versichern, dass sie nachts in ihren Holzschlägen Bäume fällen und überhaupt allerlei Holzarbeit verrichten gehört hätten, und meinen, die armen Seelen müssten dies zu ihrer Reinigung thun. Unter jedem Gatter, behaupten alte Leute, sitze eine arme Seele; man soll daher die Gattern nicht heftig zuschlagen, sonst thue man den armen Seelen wehe. Namentlich soll man den Gatter recht sacht schliessen, wenn man des Nachts zwölf Uhr hindurchgehe, weil sie darunter rasten." (Vgl. darüber und des Weitern die reiche Zusammenstellung des Volksglaubens bei Baumgarten, III, 125 fg.)

*80 Eine unverstandene Seele in der Gesellschaft sein.

*81 Einem etwas auf die Seele binden.

*82 Er hat die Seel auff der Zunge sitzen. - Luther's Tischr., 7b.

[Spaltenumbruch] *83 Er hat die Seele nicht mehr.

Von einem, der so arm ist, dass ihm das Leben, die Seele beinahe ausgeht.

Jüd.-deutsch: Hot die Neschome nit mehr. (Tendlau, 207.)

*84 Er hat etwas auf der Seele. - Braun, I, 4063.

Von einem Menschen, der unruhig, ängstlich, heimlich, verschlossen sich herumtreibt.

*85 Er hat sein Seel an Zaun gehenckt. - Mathesy, 298b.

*86 Er ist auch seine Seele schuldig. - Körte, 5514d.

*87 Er setzt seine Seele auf die Ueberthür. - Geiler, Nsch., 48.

Von Kaufleuten, welche durch Kunstgriffe beim Abwägen täuschen und zu wenig Gewicht geben.

*88 Er tregt die Seel am arm. - Eyering, II, 448; Körte, 5514c.

*89 Er würde seine Seele dem Teufel für einen Rothfuchs verschreiben.

Holl.: Hij zou zijne ziel aan den duivel verkoopen. (Harrebomee, II, 501b.)

*90 Es brennt ihm auf der Seele.

Wem es schwer fällt, ein Geheimniss zu verschweigen.

*91 Es geht mir durch die Seele. - Braun, I, 4011.

Holl.: Dat gaat mij door de ziel. (Harrebomee, II, 500b.)

*92 Es ist eine durstige Seele.

Lat.: Ranarum more vivit. (Philippi, II, 150.)

*93 Es ist eine fromme Seele.

Frz.: C'est une bonne ame. (Kritzinger, 24a.)

*94 Es ist eine gemeine Seele.

Ein Mensch von niederträchtiger Gesinnung.

Frz.: C'est une ame basse. (Kritzinger, 24.)

*95 Es ist eine schwarze Seele.

Ein lasterhaftes, boshaftes Gemüth.

Frz.: C'est une ame noire. (Kritzinger, 24a.)

*96 Es schmerzt mich in der Seele.

*97 Es thut mir in der Seele wehe.

Frz.: Cela me perce l'ame de douleur. - Cela me perce le coeur. (Kritzinger, 23b u. 152a.)

*98 Et is 'n Seele. - Eichwald, 1705.

*99 Hä git sänner Seäl en Stauss. (Meiningen.)

Er lässt sich erweichen und gibt was heraus.

*100 Ich gib dirs auf dein seel oder gewissen. - Franck, II, 18b.

*101 Jetzt hot de arm Seel Ruah. - Michel, 271; Nefflen, 462.

Der Vorrath ist zu Ende, es ist alles verzehrt, verbraucht.

*102 Ju, menner Seele. - Gomolcke, 481.

Betheuerungsformel.

*103 Meiner Seele. (S. Sechs 3.)

Gehört zu den von A. Stöber (vgl. Frommann, III, 506; IV, 462) zusammengestellten Verwunderungsausrufen, Betheuerungsformen u. s. w., kommt meist und in verschiedenen Verkleidungen vor. Im Elsass hört man: Min See (für Seele)! Min Secht! Min Sex! Min Six! Min Sixel! Uff min armi (ergänzend: Seele)! In Baiern heisst es: Sachs'n! Tausend Sachs'n! Sachs'n di' hol eine a! Gott hol's Sachs. Meiner Sechs! Bei meiner Sechs! (Schmeller, III, 193-194; Frommann, I, 298, 2 u. 5.)

*104 Nun hat die arme (liebe) Seele Ruhe. - Klix, 84.

In Bedburg: Jetz hät de ärm Siel Rauh. Die Sache ist aus. Wenn alles aufgezehrt ist. Scherzend gebraucht die Redensart z. B. die Mutter zu einem ihrer Kinder, dem sie einen Wunsch erfüllt, den dies sehr lebhaft gehegt hat. Das Kind weiss, dass es noch ein Stückchen Kuchen gibt und bittet wiederholentlich darum. Hier, sagt die Mutter, ist es, dass die arme Seele Ruhe hat. - Nach dem Volksglauben irren die armen Seelen (s. d. 79) ruhelos umher, bis sie erlöst werden. Sie suchen sich selbst zu erlösen durch nächtliche Wallfahrten in Kirchen u. s. w., sie können aber auch durch andere erlöst werden; und sie sind erlösungsfähig, mögen sie noch so schwarz sein, wenn sie nur noch einen weissen Punkt haben. (Vgl. darüber Baumgarten, III, 129.) beruht auf Luc. 12, 19, vgl. Büchmann, 8. Aufl., S. 216.

*105 Seine Seele hat das Herzgespann (s. d.).

Von jemand, der viel zu leiden und auszuhalten hat, sagt man in Warschau jüdisch-deutsch: Sein Neschume (Seele) is wie a Ackervägele.

*106 Seine Seele im Tintenfass ertränken. - Geiler, Nsch., 79.

" ... Vnd setzt sein Seel ins Dintenfass." (Kloster, I, 685.)

*107 Seine Seele in Koth und Mist graben. - Eiselein, 565.

*108 Seine Seele ins Tintenfass setzen. - Brandt, Nsch., 79.

"Die siebendt Schell der Schreib Narren ist, zu weit vber die schnur hawen in den soldt, vnd doppel mehr

[Spaltenumbruch] *58 As em sine Sêle un Êre lêv is.Dähnert, 419b.

So lieb ihm Leben und Ehre ist.

*59 Bi miner armen Seel.Dähnert, 419b.

Betheuerungsformel.

*60 Das hat er mir aus der Seele gesprochen.

*61 Dat gêt mi in de Seel na.Dähnert, 419b.

Berührt meine Seele schmerzlich, geht mir herzlich nahe.

*62 Die Seel' an Zaun henken.Limb. Chronik.

In dem Sinne: Das Gewissen an den Nagel hängen.

*63 Die Seel ist in jhm beklieben.Schottel, 1114b.

Lat.: Ultra fatalem diem vivit. (Schottel, 1114b.)

*64 Die seel ist inn jhm verwurzelt.Tappius, 45a; Körte, 5514b.

Von einem sehr Alten, der scheinbar alles überlebt. Die Alten sagten von einem solchen, er überlebe das Schicksal, eigentlich den Rocken, d. i. die Parze, die am Rocken spinnt.

Holl.: De ziel is er in verrost. (Harrebomée, II, 500b.) – Hij heeft een stuk van een oud net gegeten, waardoor hem de ziel in het lijf verward is. (Harrebomée, II, 122a.)

*65 Die Seel sitzet jhm auff den Lippen.Pauli, Postilla, 135b.

Frz.: Avoir l'ame sur le bord des levres. (Kritzinger, 23b.)

*66 Die Seel sol jhm schwitzen (vor Angst), sagte jener Bauer.Schuppius, Tract.

*67 Die seel vnder den zeenen haben.Franck, II, 152b.

Im Sterben liegen oder dem Tode sehr nahe sein.

*68 Die Seele am (im) Arme tragen.

*69 Die Seele an den Fingerspitzen haben.

*70 Die Seele fällt ihm vor die Füsse.

*71 Die Seele hat sich in jhm verirrt, sie weiss nicht, wo sie heraus soll.Eyering, I, 722; Körte, 5518a.

Von einem sehr Alten.

Frz.: Cet homme a l'âme cramponnée dans le corps. (Lendroy, 540.)

Holl.: Het leven is in hem verot. – Hij heeft een stuk van een oud net gegeten, waardoor hem de ziel in het lijf verward is. (Harrebomée, II, 19 u. 31.)

*72 Die Seele ist ihm angewachsen.

Von jemand, der ungewöhnlich alt wird.

Lat.: Ultra pensum, ultra fusum, ultra diem, ultra catalogum, ultra linum vivit. (Seybold, 646; Erasm., 566; Philippi, II, 231.)

*73 Die Seele ist ihm um einen Batzen feil.Braun, I, 4062.

*74 Die Seele schwebt ihm auf den Lippen.

*75 Die Seele sitzt ihm schon auf der Zunge.

„Eben vmb die Zeit, da man pfleget nach dem Kaplan zu schicken.“ (Mathesy, 284a.)

*76 Die Seele über den Knochen vergessen.

*77 Die Seele will ihm ausfahren.

Frz.: Elle est reduite aux abbois. – Son ame est prête à s'envoler. (Kritzinger, 2b u. 280a.)

*78 Die Seele zurückbringen.Frischbier2, 3461.

Nach dem Volksglauben kehrt die Seele des Verstorbenen, zum wenigsten am Begräbnisstage, wieder in das Sterbehaus zurück und findet nicht eher Ruhe, als bis sie auf den Kirchhof zurückgebracht ist. Dies thut ein Beherzter in der Nacht, mit Stock und Laterne ausgerüstet und die bannenden Worte sprechend.

*79 Eine arme Seele.

„Es war ein alter Glaube und noch hängt das Volk theilweise daran, dass die armen Seelen auf Erden herumwandern müssen über Berg und Thal, in Wind und Wetter, in Regen und Schnee. Von der Teufelsjagd verfolgt, suchen und finden sie auf gefällten Baumstämmen, in welche drei Kreuze eingehauen sind, eine Ruhestätte. Die Gestorbenen, welche weder im Himmel noch in der Hölle sind, werden arme Seelen genannt. Der Volksglaube weiss von ihnen sehr viel zu erzählen. Holzhauer versichern, dass sie nachts in ihren Holzschlägen Bäume fällen und überhaupt allerlei Holzarbeit verrichten gehört hätten, und meinen, die armen Seelen müssten dies zu ihrer Reinigung thun. Unter jedem Gatter, behaupten alte Leute, sitze eine arme Seele; man soll daher die Gattern nicht heftig zuschlagen, sonst thue man den armen Seelen wehe. Namentlich soll man den Gatter recht sacht schliessen, wenn man des Nachts zwölf Uhr hindurchgehe, weil sie darunter rasten.“ (Vgl. darüber und des Weitern die reiche Zusammenstellung des Volksglaubens bei Baumgarten, III, 125 fg.)

*80 Eine unverstandene Seele in der Gesellschaft sein.

*81 Einem etwas auf die Seele binden.

*82 Er hat die Seel auff der Zunge sitzen.Luther's Tischr., 7b.

[Spaltenumbruch] *83 Er hat die Seele nicht mehr.

Von einem, der so arm ist, dass ihm das Leben, die Seele beinahe ausgeht.

Jüd.-deutsch: Hot die Neschóme nit mehr. (Tendlau, 207.)

*84 Er hat etwas auf der Seele.Braun, I, 4063.

Von einem Menschen, der unruhig, ängstlich, heimlich, verschlossen sich herumtreibt.

*85 Er hat sein Seel an Zaun gehenckt.Mathesy, 298b.

*86 Er ist auch seine Seele schuldig.Körte, 5514d.

*87 Er setzt seine Seele auf die Ueberthür.Geiler, Nsch., 48.

Von Kaufleuten, welche durch Kunstgriffe beim Abwägen täuschen und zu wenig Gewicht geben.

*88 Er tregt die Seel am arm.Eyering, II, 448; Körte, 5514c.

*89 Er würde seine Seele dem Teufel für einen Rothfuchs verschreiben.

Holl.: Hij zou zijne ziel aan den duivel verkoopen. (Harrebomée, II, 501b.)

*90 Es brennt ihm auf der Seele.

Wem es schwer fällt, ein Geheimniss zu verschweigen.

*91 Es geht mir durch die Seele.Braun, I, 4011.

Holl.: Dat gaat mij door de ziel. (Harrebomée, II, 500b.)

*92 Es ist eine durstige Seele.

Lat.: Ranarum more vivit. (Philippi, II, 150.)

*93 Es ist eine fromme Seele.

Frz.: C'est une bonne ame. (Kritzinger, 24a.)

*94 Es ist eine gemeine Seele.

Ein Mensch von niederträchtiger Gesinnung.

Frz.: C'est une ame basse. (Kritzinger, 24.)

*95 Es ist eine schwarze Seele.

Ein lasterhaftes, boshaftes Gemüth.

Frz.: C'est une ame noire. (Kritzinger, 24a.)

*96 Es schmerzt mich in der Seele.

*97 Es thut mir in der Seele wehe.

Frz.: Cela me perce l'ame de douleur. – Cela me perce le coeur. (Kritzinger, 23b u. 152a.)

*98 Et is 'n Seele.Eichwald, 1705.

*99 Hä git sänner Seäl en Stûss. (Meiningen.)

Er lässt sich erweichen und gibt was heraus.

*100 Ich gib dirs auf dein seel oder gewissen.Franck, II, 18b.

*101 Jetzt hôt de arm Seel Ruah.Michel, 271; Nefflen, 462.

Der Vorrath ist zu Ende, es ist alles verzehrt, verbraucht.

*102 Ju, menner Seele.Gomolcke, 481.

Betheuerungsformel.

*103 Meiner Seele. (S. Sechs 3.)

Gehört zu den von A. Stöber (vgl. Frommann, III, 506; IV, 462) zusammengestellten Verwunderungsausrufen, Betheuerungsformen u. s. w., kommt meist und in verschiedenen Verkleidungen vor. Im Elsass hört man: Min See (für Seele)! Min Secht! Min Sex! Min Six! Min Sixel! Uff min armi (ergänzend: Seele)! In Baiern heisst es: Sachs'n! Tausend Sachs'n! Sachs'n di' hol eine a! Gott hol's Sachs. Meiner Sechs! Bei meiner Sechs! (Schmeller, III, 193-194; Frommann, I, 298, 2 u. 5.)

*104 Nun hat die arme (liebe) Seele Ruhe.Klix, 84.

In Bedburg: Jetz hät de ärm Siel Rauh. Die Sache ist aus. Wenn alles aufgezehrt ist. Scherzend gebraucht die Redensart z. B. die Mutter zu einem ihrer Kinder, dem sie einen Wunsch erfüllt, den dies sehr lebhaft gehegt hat. Das Kind weiss, dass es noch ein Stückchen Kuchen gibt und bittet wiederholentlich darum. Hier, sagt die Mutter, ist es, dass die arme Seele Ruhe hat. – Nach dem Volksglauben irren die armen Seelen (s. d. 79) ruhelos umher, bis sie erlöst werden. Sie suchen sich selbst zu erlösen durch nächtliche Wallfahrten in Kirchen u. s. w., sie können aber auch durch andere erlöst werden; und sie sind erlösungsfähig, mögen sie noch so schwarz sein, wenn sie nur noch einen weissen Punkt haben. (Vgl. darüber Baumgarten, III, 129.) beruht auf Luc. 12, 19, vgl. Büchmann, 8. Aufl., S. 216.

*105 Seine Seele hat das Herzgespann (s. d.).

Von jemand, der viel zu leiden und auszuhalten hat, sagt man in Warschau jüdisch-deutsch: Sein Neschume (Seele) is wie a Ackervägele.

*106 Seine Seele im Tintenfass ertränken.Geiler, Nsch., 79.

„ ... Vnd setzt sein Seel ins Dintenfass.“ (Kloster, I, 685.)

*107 Seine Seele in Koth und Mist graben.Eiselein, 565.

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[[247]/0253] *58 As em sine Sêle un Êre lêv is. – Dähnert, 419b. So lieb ihm Leben und Ehre ist. *59 Bi miner armen Seel. – Dähnert, 419b. Betheuerungsformel. *60 Das hat er mir aus der Seele gesprochen. *61 Dat gêt mi in de Seel na. – Dähnert, 419b. Berührt meine Seele schmerzlich, geht mir herzlich nahe. *62 Die Seel' an Zaun henken. – Limb. Chronik. In dem Sinne: Das Gewissen an den Nagel hängen. *63 Die Seel ist in jhm beklieben. – Schottel, 1114b. Lat.: Ultra fatalem diem vivit. (Schottel, 1114b.) *64 Die seel ist inn jhm verwurzelt. – Tappius, 45a; Körte, 5514b. Von einem sehr Alten, der scheinbar alles überlebt. Die Alten sagten von einem solchen, er überlebe das Schicksal, eigentlich den Rocken, d. i. die Parze, die am Rocken spinnt. Holl.: De ziel is er in verrost. (Harrebomée, II, 500b.) – Hij heeft een stuk van een oud net gegeten, waardoor hem de ziel in het lijf verward is. (Harrebomée, II, 122a.) *65 Die Seel sitzet jhm auff den Lippen. – Pauli, Postilla, 135b. Frz.: Avoir l'ame sur le bord des levres. (Kritzinger, 23b.) *66 Die Seel sol jhm schwitzen (vor Angst), sagte jener Bauer. – Schuppius, Tract. *67 Die seel vnder den zeenen haben. – Franck, II, 152b. Im Sterben liegen oder dem Tode sehr nahe sein. *68 Die Seele am (im) Arme tragen. *69 Die Seele an den Fingerspitzen haben. *70 Die Seele fällt ihm vor die Füsse. *71 Die Seele hat sich in jhm verirrt, sie weiss nicht, wo sie heraus soll. – Eyering, I, 722; Körte, 5518a. Von einem sehr Alten. Frz.: Cet homme a l'âme cramponnée dans le corps. (Lendroy, 540.) Holl.: Het leven is in hem verot. – Hij heeft een stuk van een oud net gegeten, waardoor hem de ziel in het lijf verward is. (Harrebomée, II, 19 u. 31.) *72 Die Seele ist ihm angewachsen. Von jemand, der ungewöhnlich alt wird. Lat.: Ultra pensum, ultra fusum, ultra diem, ultra catalogum, ultra linum vivit. (Seybold, 646; Erasm., 566; Philippi, II, 231.) *73 Die Seele ist ihm um einen Batzen feil. – Braun, I, 4062. *74 Die Seele schwebt ihm auf den Lippen. *75 Die Seele sitzt ihm schon auf der Zunge. „Eben vmb die Zeit, da man pfleget nach dem Kaplan zu schicken.“ (Mathesy, 284a.) *76 Die Seele über den Knochen vergessen. *77 Die Seele will ihm ausfahren. Frz.: Elle est reduite aux abbois. – Son ame est prête à s'envoler. (Kritzinger, 2b u. 280a.) *78 Die Seele zurückbringen. – Frischbier2, 3461. Nach dem Volksglauben kehrt die Seele des Verstorbenen, zum wenigsten am Begräbnisstage, wieder in das Sterbehaus zurück und findet nicht eher Ruhe, als bis sie auf den Kirchhof zurückgebracht ist. Dies thut ein Beherzter in der Nacht, mit Stock und Laterne ausgerüstet und die bannenden Worte sprechend. *79 Eine arme Seele. „Es war ein alter Glaube und noch hängt das Volk theilweise daran, dass die armen Seelen auf Erden herumwandern müssen über Berg und Thal, in Wind und Wetter, in Regen und Schnee. Von der Teufelsjagd verfolgt, suchen und finden sie auf gefällten Baumstämmen, in welche drei Kreuze eingehauen sind, eine Ruhestätte. Die Gestorbenen, welche weder im Himmel noch in der Hölle sind, werden arme Seelen genannt. Der Volksglaube weiss von ihnen sehr viel zu erzählen. Holzhauer versichern, dass sie nachts in ihren Holzschlägen Bäume fällen und überhaupt allerlei Holzarbeit verrichten gehört hätten, und meinen, die armen Seelen müssten dies zu ihrer Reinigung thun. Unter jedem Gatter, behaupten alte Leute, sitze eine arme Seele; man soll daher die Gattern nicht heftig zuschlagen, sonst thue man den armen Seelen wehe. Namentlich soll man den Gatter recht sacht schliessen, wenn man des Nachts zwölf Uhr hindurchgehe, weil sie darunter rasten.“ (Vgl. darüber und des Weitern die reiche Zusammenstellung des Volksglaubens bei Baumgarten, III, 125 fg.) *80 Eine unverstandene Seele in der Gesellschaft sein. *81 Einem etwas auf die Seele binden. *82 Er hat die Seel auff der Zunge sitzen. – Luther's Tischr., 7b. *83 Er hat die Seele nicht mehr. Von einem, der so arm ist, dass ihm das Leben, die Seele beinahe ausgeht. Jüd.-deutsch: Hot die Neschóme nit mehr. (Tendlau, 207.) *84 Er hat etwas auf der Seele. – Braun, I, 4063. Von einem Menschen, der unruhig, ängstlich, heimlich, verschlossen sich herumtreibt. *85 Er hat sein Seel an Zaun gehenckt. – Mathesy, 298b. *86 Er ist auch seine Seele schuldig. – Körte, 5514d. *87 Er setzt seine Seele auf die Ueberthür. – Geiler, Nsch., 48. Von Kaufleuten, welche durch Kunstgriffe beim Abwägen täuschen und zu wenig Gewicht geben. *88 Er tregt die Seel am arm. – Eyering, II, 448; Körte, 5514c. *89 Er würde seine Seele dem Teufel für einen Rothfuchs verschreiben. Holl.: Hij zou zijne ziel aan den duivel verkoopen. (Harrebomée, II, 501b.) *90 Es brennt ihm auf der Seele. Wem es schwer fällt, ein Geheimniss zu verschweigen. *91 Es geht mir durch die Seele. – Braun, I, 4011. Holl.: Dat gaat mij door de ziel. (Harrebomée, II, 500b.) *92 Es ist eine durstige Seele. Lat.: Ranarum more vivit. (Philippi, II, 150.) *93 Es ist eine fromme Seele. Frz.: C'est une bonne ame. (Kritzinger, 24a.) *94 Es ist eine gemeine Seele. Ein Mensch von niederträchtiger Gesinnung. Frz.: C'est une ame basse. (Kritzinger, 24.) *95 Es ist eine schwarze Seele. Ein lasterhaftes, boshaftes Gemüth. Frz.: C'est une ame noire. (Kritzinger, 24a.) *96 Es schmerzt mich in der Seele. *97 Es thut mir in der Seele wehe. Frz.: Cela me perce l'ame de douleur. – Cela me perce le coeur. (Kritzinger, 23b u. 152a.) *98 Et is 'n Seele. – Eichwald, 1705. *99 Hä git sänner Seäl en Stûss. (Meiningen.) Er lässt sich erweichen und gibt was heraus. *100 Ich gib dirs auf dein seel oder gewissen. – Franck, II, 18b. *101 Jetzt hôt de arm Seel Ruah. – Michel, 271; Nefflen, 462. Der Vorrath ist zu Ende, es ist alles verzehrt, verbraucht. *102 Ju, menner Seele. – Gomolcke, 481. Betheuerungsformel. *103 Meiner Seele. (S. Sechs 3.) Gehört zu den von A. Stöber (vgl. Frommann, III, 506; IV, 462) zusammengestellten Verwunderungsausrufen, Betheuerungsformen u. s. w., kommt meist und in verschiedenen Verkleidungen vor. Im Elsass hört man: Min See (für Seele)! Min Secht! Min Sex! Min Six! Min Sixel! Uff min armi (ergänzend: Seele)! In Baiern heisst es: Sachs'n! Tausend Sachs'n! Sachs'n di' hol eine a! Gott hol's Sachs. Meiner Sechs! Bei meiner Sechs! (Schmeller, III, 193-194; Frommann, I, 298, 2 u. 5.) *104 Nun hat die arme (liebe) Seele Ruhe. – Klix, 84. In Bedburg: Jetz hät de ärm Siel Rauh. Die Sache ist aus. Wenn alles aufgezehrt ist. Scherzend gebraucht die Redensart z. B. die Mutter zu einem ihrer Kinder, dem sie einen Wunsch erfüllt, den dies sehr lebhaft gehegt hat. Das Kind weiss, dass es noch ein Stückchen Kuchen gibt und bittet wiederholentlich darum. Hier, sagt die Mutter, ist es, dass die arme Seele Ruhe hat. – Nach dem Volksglauben irren die armen Seelen (s. d. 79) ruhelos umher, bis sie erlöst werden. Sie suchen sich selbst zu erlösen durch nächtliche Wallfahrten in Kirchen u. s. w., sie können aber auch durch andere erlöst werden; und sie sind erlösungsfähig, mögen sie noch so schwarz sein, wenn sie nur noch einen weissen Punkt haben. (Vgl. darüber Baumgarten, III, 129.) beruht auf Luc. 12, 19, vgl. Büchmann, 8. Aufl., S. 216. *105 Seine Seele hat das Herzgespann (s. d.). 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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [247]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/253>, abgerufen am 28.03.2024.