Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] Dän.: Salig er den som ser gud hver dag og sit herskab sielden. (Prov. dan., 487.)

Holl.: Zalig is hij, die zijnen god alle dagen ziet, en zijnen landheer eenmaal 's jaars. (Harrebomee, II, 491a.)

Lat.: Alterius non sit, qui suus esse potest. (Chaos, 668.)

8 Selig, der nicht schuldig ist. - Hauer, M2.

Lat.: Felix qui nihil debet. (Hauer, M2.)

9 Selig ist der Besitzer. - Pistor., II, 77; Eisenhart, 325; Hillebrand, 43; Graf, 93, 141.

Von den Vortheilen, die derjenige zum voraus hat, welcher die streitige Sache wirklich besitzt. Es ist aber hier nicht sowol der materielle Besitz gemeint, welcher darin besteht, dass man eine Sache in Händen habe, ihr Inhaber sei, sondern der bürgerliche, nach welchen man etwas auf eine, in den Rechten bestätigte Weise erhalten hat. Der Besitzer heisst selig, einmal, weil er nur durch ein förmliches Erkenntniss des Richters um den Besitz gebracht werden kann, dann aber auch weil ihm noch eine Menge Vortheile, von Eisenhart (2) aufgezählt, zugute kommen. Es bezieht sich dies wol auf den Besitzer, der sich in dem Glauben befindet, dass er die Sache rechtmässig besitze und der im römischen Recht Besitzer im guten Glauben: Bonae fidei possessor, genannt wird und dem der malae fidei possessor, der Besitzer im schlechten Glauben, entgegensteht. (Faselius, 33.) (S. Zweifler.) Die Engländer behaupten sprichwörtlich: Der Besitz ist neun Zehntel vom Recht.

Engl.: Possession is eleven points of the law. (Gaal, 1044.)

Holl.: Een rustig bezit en brief van een derde deel van honderd jaren gaat vor alle zegel. (Harrebomee, I, 54.)

It.: Chi e in tenuta, Dio l'ajuta. (Gaal, 661.)

Lat.: Beati possidentes. (Binder II, 319; Büchmann, 117; Faselius, 29; Wiegand, 1044.)

Schwed.: Han är närmast som i handom (handen) om har. (Grubb, 290.)

10 Selig ist der Hausswirt, der sein eigen Töpfflein vnd Saltmesslin lecket. - Petri, II.

11 Selig ist der Mann, der eine Biene zum Weibe hat. - Oec. rur., 102.

12 Selig ist der Mann, der Herrendienst(-gunst) entrathen kann. - Lehmann, 128, 83; Petri, II, 519; Henisch, 1781, 47.

13 Selig ist der Mann, der vor Weiberlist sich hüten kann. - Henisch, 887, 41; Petri, II, 519.

14 Selig ist, den sein hand nehrt; noch seliger, der seins wol verzert; der seligst, des mund nit lestert vnd der all ding zum besten kert. - Franck, I, 88b; Gruter, III, 81; Lehmann, 362, 223; Lehmann, II, 577, 74; Chaos, 1054; Zinkgref, IV, 415.

15 Selig ist, der ohne Sorg lebet. - Petri, II, 519.

16 Selig ist die Mutter, die ein Priester tregt. - Petri, II, 519.

D. i. die einen Sohn geboren, der zum Priester ist erkoren.

17 Selig ist, wen fremder Schade witzig macht. - Simrock, 8783; Alsatia, 1862-67, 385.

Dän.: Salig er den der kand see ved anden mands skade. (Prov. dan., 487.)

Lat.: Casus dementis correctio fit sapientis. - Feliciter sapit, qui alius periculo sapit. (Plautus.) - Felix quem faciunt aliena pericula cautum. (Horaz.) (Eiselein, 542.)

18 Selig seyndt die Reichen, Recht vnnd Warheit muss jhnen weichen. - Lehmann, 682, 20.

19 Selig sind die Armen, denn sie haben das Himmelreich.

"Ein Herzog von Lothringen fragte einen Mönch, welches die seligsten Leute wären. Dieser sagte: Die Armen, denn das Himmelreich ist ihr. Da sprach der Fürst: So habe ich vielen in den Himmel geholfen, weil ich viel arme Leute gemacht." (Wirth, I, 22.)

20 Selig sind die Armen, sagte Julian, und nahm seinen Unterthanen das Ihrige.

21 Selig sind die Friedfertigen.

Dän.: Salige ere de fredsommelige. (Prov. dan., 196.)

22 Selig sind die Reichen, dann das Fegfewr muss jhnen weichen. - Gruter, III, 81.

23 Selig vnd edel ist, der wol thut. - Henisch, 790, 6.

24 Selig, wer die Anfechtung erduldet. - Jak. 1, 12; Schulze, 284.

Lat.: Beatus qui suffert tentationem.

25 Selig wird genannt, der recht wenig ist gekannt.

"Selig wird der geacht allzeit, den auff erdt kennen wenig leut." (Waldis, I, 30.)

Span.: Con lo mio me ayude Dios. (Don Quixote.)

26 Wer selig ist, der braucht's nicht erst zu werden.

Von einem Trinker heisst es: "Er trinkt und schafft mit Lust und List den Himmel sich auf Erden. Wer hier schon ewig selig ist, der braucht's nicht erst zu werden." (Witzfunken, Ia, 14.)

[Spaltenumbruch] *27 Er ist selig. - Sutermeister, 65.

Hat einen Rausch. Um einen solchen Zustand in der Schweiz zu bezeichnen, finden sich a. a. O. noch folgende Ausdrücke: Er ist a'b lüemt, ag'stosse, b'stobe, nass, brämt, halbliinig, gäl, z'trumsi. Er ist düne. Er ist i der Fure. Es ist im Dölderli. Der tropfet, rünnt, heldet, wäpft, zwirblet, schwarbet. Er chert sie. (S. Mass 94, Molum und Oel 45.)

*28 He is so selig, he kennt sinen Gott nig. (Holst.) - Schütze, IV, 90.

Von einem, der so betrunken ist, dass er nichts von sich weiss; vielleicht auch von einem, der sich in einen Rausch versetzt hat, welcher ihn so glücklich macht, dass er alles, sogar seinen Gott darüber vergisst.

Holl.: Hij is half zalig. (Harrebomee, II, 491a.)


Seligkeit.

1 Vor fünf Seligkeiten bewahre mich Gott zu allen Zeiten: vor Armseligkeit, Feindseligkeit, Mühseligkeit, Redseligkeit und Saumseligkeit.

2 Wer heut' für seine Seligkeit sorgen kann, soll es nicht bis morgen lan.

Holl.: Die zijne zaligheid bezorgen kan, moet het niet tot morgen uitstellen. (Harrebomee, II, 491b.)

3 Wer hienieden schon der himmlischen Seligkeit theilhaftig werden will, muss nach dem Val di Non gehen. - Westermann, 25, 619.

In Bezug auf die Gegend des Nonsberges in Tirol und seine Naturschönheiten.

*4 Die Seligkeit hängt davon nicht ab.

Das ist kein Gebot, keine Verbindlichkeit, nicht so wichtig.

Frz.: Cela n'est pas necessaire a salut.


Selrain.

In Selrain hat jeder zu arbeiten und zu essen. - Westermann, 25, 619.

Selrain ist eine aus verschiedenen Weilern und Höfen bestehende tiroler Ortschaft im Kreise Schwatz, deren Bewohner einem zwischen Reichthum und Armuth sich befindenden Mittelstand angehören, worauf sich das obige Sprichwort bezieht.


Selten.

1 Es ist nicht selten, dass die Nuss will für eine Mandel gelten.

Die Russen: Die Nüsse meinen, dass sie von Mandeln abstammen. (Altmann V.)

2 Es kommt selten was Besseres nach.

3 Es kompt selten, aber wol. - Franck, II, 14b.

4 Kist de mer sälden, misst te 't entgälden. (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 998.

Sprache der Wirthe, welche ihre seltenen Gäste theuer bezahlen lassen.

5 Selten gesehen, ist leicht vergessen. - Chaos, 403.

6 Selten ist allezeit willkommen. - Chaos, 402; Winckler, VI, 91.

It.: Chi raro viene, vien bene. (Cahier, 3073; Pazzaglia, 318, 1.)

Lat.: Quod rarum, carum vilescit quotidianum. (Binder I, 1536; Philippi, II, 151.)

7 Selten ist angenehm. - Gaal, 1406; Simrock, 9505.

8 Selten kommt wohl.

9 Was selten, das angenehm (lieb, theuer). - Luther, 410; Körte, 5539; Dove, 838.

Luther: "Was seltsam ist, wird lieb gehalten, was aber gemein und täglich ist, wird geringe geachtet. Wenn nicht alle Nacht oder an allen Orten Sterne aufgingen, wie sollte doch ein Zulaufen werden an die Oerter, da sie gesehen wurden! Jetzt aber thut unser keiner nicht ein Fenster darum auf." (Heuseler, 410.) Wenn aber die Seltenheit einer Sache deren Werth bestimmt, warum gilt dann die Vernunft so wenig? In Apulien heisst es: Selten Ding, schön Ding. (Ausland, 1870, S. 425, 29.)

Mhd.: Swaz seltsam ist daz dunket guot, so manz den liuten tiure tuot. (Freidank.) (Zingerle, 134.)

Frz.: Chose rarement vue est plus cherement tenue. (Gaal, 1406.) - La rarete augmente le prix. (Masson, 311.)

Holl.: Hoe raarder, hoe mooijer. (Harrebomee, II, 208b.)

It.: La cosa rara e assai piu cara. (Pazzaglia, 318, 3.) - Ogni cosa, ch' e rada, suole esser piu grata.

Lat.: Omne rarum carum (vilescit quotidianum). (Binder I, 1279; II, 2376; Neander, 297; Schonheim, O, 13; Seybold, 407.) - Rarum esse oportet, quod diu rarum velis. (Publ. Syr.) (Binder II, 2927.)

Poln.: Czem rzadsze, tem slodsze uzywanie. (Lompa, 8.)

Schwed.: Sälsamt hals för undersamt. (Grubb, 782.)

Neuschwed.: Sällsamt halles för undersumt.

Ung.: A' mi ritka, kedves. (Gaal, 1406.)

10 Was selten ist, gilt seinen Pfennig wohl.

Dän.: Det som kommer sielden og langt fra, er dyrt. (Prov. dan., 130.)

[Spaltenumbruch] Dän.: Salig er den som ser gud hver dag og sit herskab sielden. (Prov. dan., 487.)

Holl.: Zalig is hij, die zijnen god alle dagen ziet, en zijnen landheer eenmaal 's jaars. (Harrebomée, II, 491a.)

Lat.: Alterius non sit, qui suus esse potest. (Chaos, 668.)

8 Selig, der nicht schuldig ist.Hauer, M2.

Lat.: Felix qui nihil debet. (Hauer, M2.)

9 Selig ist der Besitzer.Pistor., II, 77; Eisenhart, 325; Hillebrand, 43; Graf, 93, 141.

Von den Vortheilen, die derjenige zum voraus hat, welcher die streitige Sache wirklich besitzt. Es ist aber hier nicht sowol der materielle Besitz gemeint, welcher darin besteht, dass man eine Sache in Händen habe, ihr Inhaber sei, sondern der bürgerliche, nach welchen man etwas auf eine, in den Rechten bestätigte Weise erhalten hat. Der Besitzer heisst selig, einmal, weil er nur durch ein förmliches Erkenntniss des Richters um den Besitz gebracht werden kann, dann aber auch weil ihm noch eine Menge Vortheile, von Eisenhart (2) aufgezählt, zugute kommen. Es bezieht sich dies wol auf den Besitzer, der sich in dem Glauben befindet, dass er die Sache rechtmässig besitze und der im römischen Recht Besitzer im guten Glauben: Bonae fidei possessor, genannt wird und dem der malae fidei possessor, der Besitzer im schlechten Glauben, entgegensteht. (Faselius, 33.) (S. Zweifler.) Die Engländer behaupten sprichwörtlich: Der Besitz ist neun Zehntel vom Recht.

Engl.: Possession is eleven points of the law. (Gaal, 1044.)

Holl.: Een rustig bezit en brief van een derde deel van honderd jaren gaat vor alle zegel. (Harrebomée, I, 54.)

It.: Chi è in tenuta, Dio l'ajuta. (Gaal, 661.)

Lat.: Beati possidentes. (Binder II, 319; Büchmann, 117; Faselius, 29; Wiegand, 1044.)

Schwed.: Han är närmast som i handom (handen) om har. (Grubb, 290.)

10 Selig ist der Hausswirt, der sein eigen Töpfflein vnd Saltmesslin lecket.Petri, II.

11 Selig ist der Mann, der eine Biene zum Weibe hat.Oec. rur., 102.

12 Selig ist der Mann, der Herrendienst(-gunst) entrathen kann.Lehmann, 128, 83; Petri, II, 519; Henisch, 1781, 47.

13 Selig ist der Mann, der vor Weiberlist sich hüten kann.Henisch, 887, 41; Petri, II, 519.

14 Selig ist, den sein hand nehrt; noch seliger, der seins wol verzert; der seligst, des mund nit lestert vnd der all ding zum besten kert.Franck, I, 88b; Gruter, III, 81; Lehmann, 362, 223; Lehmann, II, 577, 74; Chaos, 1054; Zinkgref, IV, 415.

15 Selig ist, der ohne Sorg lebet.Petri, II, 519.

16 Selig ist die Mutter, die ein Priester tregt.Petri, II, 519.

D. i. die einen Sohn geboren, der zum Priester ist erkoren.

17 Selig ist, wen fremder Schade witzig macht.Simrock, 8783; Alsatia, 1862-67, 385.

Dän.: Salig er den der kand see ved anden mands skade. (Prov. dan., 487.)

Lat.: Casus dementis correctio fit sapientis. – Feliciter sapit, qui alius periculo sapit. (Plautus.) – Felix quem faciunt aliena pericula cautum. (Horaz.) (Eiselein, 542.)

18 Selig seyndt die Reichen, Recht vnnd Warheit muss jhnen weichen.Lehmann, 682, 20.

19 Selig sind die Armen, denn sie haben das Himmelreich.

„Ein Herzog von Lothringen fragte einen Mönch, welches die seligsten Leute wären. Dieser sagte: Die Armen, denn das Himmelreich ist ihr. Da sprach der Fürst: So habe ich vielen in den Himmel geholfen, weil ich viel arme Leute gemacht.“ (Wirth, I, 22.)

20 Selig sind die Armen, sagte Julian, und nahm seinen Unterthanen das Ihrige.

21 Selig sind die Friedfertigen.

Dän.: Salige ere de fredsommelige. (Prov. dan., 196.)

22 Selig sind die Reichen, dann das Fegfewr muss jhnen weichen.Gruter, III, 81.

23 Selig vnd edel ist, der wol thut.Henisch, 790, 6.

24 Selig, wer die Anfechtung erduldet.Jak. 1, 12; Schulze, 284.

Lat.: Beatus qui suffert tentationem.

25 Selig wird genannt, der recht wenig ist gekannt.

„Selig wird der geacht allzeit, den auff erdt kennen wenig leut.“ (Waldis, I, 30.)

Span.: Con lo mio me ayude Dios. (Don Quixote.)

26 Wer selig ist, der braucht's nicht erst zu werden.

Von einem Trinker heisst es: „Er trinkt und schafft mit Lust und List den Himmel sich auf Erden. Wer hier schon ewig selig ist, der braucht's nicht erst zu werden.“ (Witzfunken, Ia, 14.)

[Spaltenumbruch] *27 Er ist selig.Sutermeister, 65.

Hat einen Rausch. Um einen solchen Zustand in der Schweiz zu bezeichnen, finden sich a. a. O. noch folgende Ausdrücke: Er ist a'b lüemt, ag'stosse, b'stobe, nass, brämt, halbliinig, gäl, z'trumsi. Er ist düne. Er ist i der Fure. Es ist im Dölderli. Der tropfet, rünnt, heldet, wäpft, zwirblet, schwarbet. Er chert sie. (S. Mass 94, Molum und Oel 45.)

*28 He is so selig, he kennt sinen Gott nig. (Holst.) – Schütze, IV, 90.

Von einem, der so betrunken ist, dass er nichts von sich weiss; vielleicht auch von einem, der sich in einen Rausch versetzt hat, welcher ihn so glücklich macht, dass er alles, sogar seinen Gott darüber vergisst.

Holl.: Hij is half zalig. (Harrebomée, II, 491a.)


Seligkeit.

1 Vor fünf Seligkeiten bewahre mich Gott zu allen Zeiten: vor Armseligkeit, Feindseligkeit, Mühseligkeit, Redseligkeit und Saumseligkeit.

2 Wer heut' für seine Seligkeit sorgen kann, soll es nicht bis morgen lan.

Holl.: Die zijne zaligheid bezorgen kan, moet het niet tot morgen uitstellen. (Harrebomée, II, 491b.)

3 Wer hienieden schon der himmlischen Seligkeit theilhaftig werden will, muss nach dem Val di Non gehen.Westermann, 25, 619.

In Bezug auf die Gegend des Nonsberges in Tirol und seine Naturschönheiten.

*4 Die Seligkeit hängt davon nicht ab.

Das ist kein Gebot, keine Verbindlichkeit, nicht so wichtig.

Frz.: Cela n'est pas nécessaire à salut.


Selrain.

In Selrain hat jeder zu arbeiten und zu essen.Westermann, 25, 619.

Selrain ist eine aus verschiedenen Weilern und Höfen bestehende tiroler Ortschaft im Kreise Schwatz, deren Bewohner einem zwischen Reichthum und Armuth sich befindenden Mittelstand angehören, worauf sich das obige Sprichwort bezieht.


Selten.

1 Es ist nicht selten, dass die Nuss will für eine Mandel gelten.

Die Russen: Die Nüsse meinen, dass sie von Mandeln abstammen. (Altmann V.)

2 Es kommt selten was Besseres nach.

3 Es kompt selten, aber wol.Franck, II, 14b.

4 Kist de mer sälden, misst te 't entgälden. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 998.

Sprache der Wirthe, welche ihre seltenen Gäste theuer bezahlen lassen.

5 Selten gesehen, ist leicht vergessen.Chaos, 403.

6 Selten ist allezeit willkommen.Chaos, 402; Winckler, VI, 91.

It.: Chi raro viene, vien bene. (Cahier, 3073; Pazzaglia, 318, 1.)

Lat.: Quod rarum, carum vilescit quotidianum. (Binder I, 1536; Philippi, II, 151.)

7 Selten ist angenehm.Gaal, 1406; Simrock, 9505.

8 Selten kommt wohl.

9 Was selten, das angenehm (lieb, theuer).Luther, 410; Körte, 5539; Dove, 838.

Luther: „Was seltsam ist, wird lieb gehalten, was aber gemein und täglich ist, wird geringe geachtet. Wenn nicht alle Nacht oder an allen Orten Sterne aufgingen, wie sollte doch ein Zulaufen werden an die Oerter, da sie gesehen wurden! Jetzt aber thut unser keiner nicht ein Fenster darum auf.“ (Heuseler, 410.) Wenn aber die Seltenheit einer Sache deren Werth bestimmt, warum gilt dann die Vernunft so wenig? In Apulien heisst es: Selten Ding, schön Ding. (Ausland, 1870, S. 425, 29.)

Mhd.: Swaz seltsam ist daz dunket guot, sô manz den liuten tiure tuot. (Freidank.) (Zingerle, 134.)

Frz.: Chose rarement vue est plus chèrement tenue. (Gaal, 1406.) – La rareté augmente le prix. (Masson, 311.)

Holl.: Hoe raarder, hoe mooijer. (Harrebomée, II, 208b.)

It.: La cosa rara è assai più cara. (Pazzaglia, 318, 3.) – Ogni cosa, ch' è rada, suole esser più grata.

Lat.: Omne rarum carum (vilescit quotidianum). (Binder I, 1279; II, 2376; Neander, 297; Schonheim, O, 13; Seybold, 407.) – Rarum esse oportet, quod diu rarum velis. (Publ. Syr.) (Binder II, 2927.)

Poln.: Czém rzadsze, tém słodsze używanie. (Lompa, 8.)

Schwed.: Sälsamt håls för undersamt. (Grubb, 782.)

Neuschwed.: Sällsamt hålles för undersumt.

Ung.: A' mi ritka, kedves. (Gaal, 1406.)

10 Was selten ist, gilt seinen Pfennig wohl.

Dän.: Det som kommer sielden og langt fra, er dyrt. (Prov. dan., 130.)

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i"><pb facs="#f0275" n="[269]"/><cb n="537"/>
Dän.</hi>: Salig er den som ser gud hver dag og sit herskab sielden. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 487.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Zalig is hij, die zijnen god alle dagen ziet, en zijnen landheer eenmaal 's jaars. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 491<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Alterius non sit, qui suus esse potest. (<hi rendition="#i">Chaos, 668.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">8 Selig, der nicht schuldig ist.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Hauer, M<hi rendition="#sup">2</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Felix qui nihil debet. (<hi rendition="#i">Hauer, M<hi rendition="#sup">2</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">9 Selig ist der Besitzer.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Pistor., II, 77; Eisenhart, 325; Hillebrand, 43; Graf, 93, 141.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Von den Vortheilen, die derjenige zum voraus hat, welcher die streitige Sache wirklich besitzt. Es ist aber hier nicht sowol der materielle Besitz gemeint, welcher darin besteht, dass man eine Sache in Händen habe, ihr Inhaber sei, sondern der bürgerliche, nach welchen man etwas auf eine, in den Rechten bestätigte Weise erhalten hat. Der Besitzer heisst selig, einmal, weil er nur durch ein förmliches Erkenntniss des Richters um den Besitz gebracht werden kann, dann aber auch weil ihm noch eine Menge Vortheile, von <hi rendition="#i">Eisenhart (2)</hi> aufgezählt, zugute kommen. Es bezieht sich dies wol auf den Besitzer, der sich in dem Glauben befindet, dass er die Sache rechtmässig besitze und der im römischen Recht Besitzer im guten Glauben: Bonae fidei possessor, genannt wird und dem der malae fidei possessor, der Besitzer im schlechten Glauben, entgegensteht. (<hi rendition="#i">Faselius, 33.</hi>) (S.  Zweifler.) Die Engländer behaupten sprichwörtlich: Der Besitz ist neun Zehntel vom Recht.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: Possession is eleven points of the law. (<hi rendition="#i">Gaal, 1044.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Een rustig bezit en brief van een derde deel van honderd jaren gaat vor alle zegel. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 54.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Chi è in tenuta, Dio l'ajuta. (<hi rendition="#i">Gaal, 661.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Beati possidentes. (<hi rendition="#i">Binder II, 319; Büchmann, 117; Faselius, 29; Wiegand, 1044.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Schwed.</hi>: Han är närmast som i handom (handen) om har. (<hi rendition="#i">Grubb, 290.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">10 Selig ist der Hausswirt, der sein eigen Töpfflein vnd Saltmesslin lecket.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">11 Selig ist der Mann, der eine Biene zum Weibe hat.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Oec. rur., 102.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">12 Selig ist der Mann, der Herrendienst(-gunst) entrathen kann.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 128, 83; Petri, II, 519; Henisch, 1781, 47.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">13 Selig ist der Mann, der vor Weiberlist sich hüten kann.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 887, 41; Petri, II, 519.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">14 Selig ist, den sein hand nehrt; noch seliger, der seins wol verzert; der seligst, des mund nit lestert vnd der all ding zum besten kert.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, I, 88<hi rendition="#sup">b</hi>; Gruter, III, 81; Lehmann, 362, 223; Lehmann, II, 577, 74; Chaos, 1054; Zinkgref, IV, 415.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">15 Selig ist, der ohne Sorg lebet.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 519.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">16 Selig ist die Mutter, die ein Priester tregt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 519.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">D. i. die einen Sohn geboren, der zum Priester ist erkoren.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">17 Selig ist, wen fremder Schade witzig macht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 8783; Alsatia, 1862-67, 385.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Salig er den der kand see ved anden mands skade. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 487.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Casus dementis correctio fit sapientis. &#x2013; Feliciter sapit, qui alius periculo sapit. (<hi rendition="#i">Plautus.</hi>) &#x2013; Felix quem faciunt aliena pericula cautum. (<hi rendition="#i">Horaz.</hi>) (<hi rendition="#i">Eiselein, 542.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">18 Selig seyndt die Reichen, Recht vnnd Warheit muss jhnen weichen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 682, 20.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">19 Selig sind die Armen, denn sie haben das Himmelreich.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Ein Herzog von Lothringen fragte einen Mönch, welches die seligsten Leute wären. Dieser sagte: Die Armen, denn das Himmelreich ist ihr. Da sprach der Fürst: So habe ich vielen in den Himmel geholfen, weil ich viel arme Leute gemacht.&#x201C; (<hi rendition="#i">Wirth, I, 22.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">20 Selig sind die Armen, sagte Julian, und nahm seinen Unterthanen das Ihrige.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">21 Selig sind die Friedfertigen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Salige ere de fredsommelige. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 196.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">22 Selig sind die Reichen, dann das Fegfewr muss jhnen weichen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gruter, III, 81.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">23 Selig vnd edel ist, der wol thut.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 790, 6.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">24 Selig, wer die Anfechtung erduldet.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Jak. 1, 12; Schulze, 284.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Beatus qui suffert tentationem.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">25 Selig wird genannt, der recht wenig ist gekannt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Selig wird der geacht allzeit, den auff erdt kennen wenig leut.&#x201C; (<hi rendition="#i">Waldis, I, 30.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Span.</hi>: Con lo mio me ayude Dios. (<hi rendition="#i">Don Quixote.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">26 Wer selig ist, der braucht's nicht erst zu werden.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Von einem Trinker heisst es: &#x201E;Er trinkt und schafft mit Lust und List den Himmel sich auf Erden. Wer hier schon ewig selig ist, der braucht's nicht erst zu werden.&#x201C; (<hi rendition="#i">Witzfunken, I<hi rendition="#sup">a</hi>, 14.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><cb n="538"/>
*27 Er ist selig.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sutermeister, 65.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Hat einen Rausch. Um einen solchen Zustand in der Schweiz zu bezeichnen, finden sich a. a. O. noch folgende Ausdrücke: Er ist a'b lüemt, ag'stosse, b'stobe, nass, brämt, halbliinig, gäl, z'trumsi. Er ist düne. Er ist i der Fure. Es ist im Dölderli. Der tropfet, rünnt, heldet, wäpft, zwirblet, schwarbet. Er chert sie. (S.  Mass 94,  Molum und  Oel 45.)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*28 He is so selig, he kennt sinen Gott nig.</hi> (<hi rendition="#i">Holst.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schütze, IV, 90.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Von einem, der so betrunken ist, dass er nichts von sich weiss; vielleicht auch von einem, der sich in einen Rausch versetzt hat, welcher ihn so glücklich macht, dass er alles, sogar seinen Gott darüber vergisst.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij is half zalig. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 491<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Seligkeit.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Vor fünf Seligkeiten bewahre mich Gott zu allen Zeiten: vor Armseligkeit, Feindseligkeit, Mühseligkeit, Redseligkeit und Saumseligkeit.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Wer heut' für seine Seligkeit sorgen kann, soll es nicht bis morgen lan.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Die zijne zaligheid bezorgen kan, moet het niet tot morgen uitstellen. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 491<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Wer hienieden schon der himmlischen Seligkeit theilhaftig werden will, muss nach dem Val di Non gehen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Westermann, 25, 619.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">In Bezug auf die Gegend des Nonsberges in Tirol und seine Naturschönheiten.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*4 Die Seligkeit hängt davon nicht ab.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Das ist kein Gebot, keine Verbindlichkeit, nicht so wichtig.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Cela n'est pas nécessaire à salut.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Selrain.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">In Selrain hat jeder zu arbeiten und zu essen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Westermann, 25, 619.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Selrain ist eine aus verschiedenen Weilern und Höfen bestehende tiroler Ortschaft im Kreise Schwatz, deren Bewohner einem zwischen Reichthum und Armuth sich befindenden Mittelstand angehören, worauf sich das obige Sprichwort bezieht.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Selten.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Es ist nicht selten, dass die Nuss will für eine Mandel gelten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Russen: Die Nüsse meinen, dass sie von Mandeln abstammen. (<hi rendition="#i">Altmann V.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Es kommt selten was Besseres nach.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Es kompt selten, aber wol.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, II, 14<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Kist de mer sälden, misst te 't entgälden.</hi> (<hi rendition="#i">Siebenbürg.-sächs.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schuster, 998.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Sprache der Wirthe, welche ihre seltenen Gäste theuer bezahlen lassen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Selten gesehen, ist leicht vergessen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Chaos, 403.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Selten ist allezeit willkommen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Chaos, 402; Winckler, VI, 91.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Chi raro viene, vien bene. (<hi rendition="#i">Cahier, 3073; Pazzaglia, 318, 1.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Quod rarum, carum vilescit quotidianum. (<hi rendition="#i">Binder I, 1536; Philippi, II, 151.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Selten ist angenehm.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gaal, 1406; Simrock, 9505.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">8 Selten kommt wohl.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">9 Was selten, das angenehm (lieb, theuer).</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Luther, 410; Körte, 5539; Dove, 838.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#i">Luther:</hi> &#x201E;Was seltsam ist, wird lieb gehalten, was aber gemein und täglich ist, wird geringe geachtet. Wenn nicht alle Nacht oder an allen Orten Sterne aufgingen, wie sollte doch ein Zulaufen werden an die Oerter, da sie gesehen wurden! Jetzt aber thut unser keiner nicht ein Fenster darum auf.&#x201C; (<hi rendition="#i">Heuseler, 410.</hi>) Wenn aber die Seltenheit einer Sache deren Werth bestimmt, warum gilt dann die Vernunft so wenig? In Apulien heisst es: Selten Ding, schön Ding. (<hi rendition="#i">Ausland, 1870, S. 425, 29.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Swaz seltsam ist daz dunket guot, sô manz den liuten tiure tuot. (<hi rendition="#i">Freidank.</hi>) (<hi rendition="#i">Zingerle, 134.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Chose rarement vue est plus chèrement tenue. (<hi rendition="#i">Gaal, 1406.</hi>) &#x2013; La rareté augmente le prix. (<hi rendition="#i">Masson, 311.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hoe raarder, hoe mooijer. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 208<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: La cosa rara è assai più cara. (<hi rendition="#i">Pazzaglia, 318, 3.</hi>) &#x2013; Ogni cosa, ch' è rada, suole esser più grata.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Omne rarum carum (vilescit quotidianum). (<hi rendition="#i">Binder I, 1279; II, 2376; Neander, 297; Schonheim, O, 13; Seybold, 407.</hi>) &#x2013; Rarum esse oportet, quod diu rarum velis. (<hi rendition="#i">Publ. Syr.</hi>) (<hi rendition="#i">Binder II, 2927.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Poln.</hi>: Czém rzadsze, tém s&#x0142;odsze u&#x017C;ywanie. (<hi rendition="#i">Lompa, 8.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Schwed.</hi>: Sälsamt håls för undersamt. (<hi rendition="#i">Grubb, 782.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Neuschwed.</hi>: Sällsamt hålles för undersumt.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Ung.</hi>: A' mi ritka, kedves. (<hi rendition="#i">Gaal, 1406.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">10 Was selten ist, gilt seinen Pfennig wohl.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Det som kommer sielden og langt fra, er dyrt. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 130.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[269]/0275] Dän.: Salig er den som ser gud hver dag og sit herskab sielden. (Prov. dan., 487.) Holl.: Zalig is hij, die zijnen god alle dagen ziet, en zijnen landheer eenmaal 's jaars. (Harrebomée, II, 491a.) Lat.: Alterius non sit, qui suus esse potest. (Chaos, 668.) 8 Selig, der nicht schuldig ist. – Hauer, M2. Lat.: Felix qui nihil debet. (Hauer, M2.) 9 Selig ist der Besitzer. – Pistor., II, 77; Eisenhart, 325; Hillebrand, 43; Graf, 93, 141. Von den Vortheilen, die derjenige zum voraus hat, welcher die streitige Sache wirklich besitzt. Es ist aber hier nicht sowol der materielle Besitz gemeint, welcher darin besteht, dass man eine Sache in Händen habe, ihr Inhaber sei, sondern der bürgerliche, nach welchen man etwas auf eine, in den Rechten bestätigte Weise erhalten hat. Der Besitzer heisst selig, einmal, weil er nur durch ein förmliches Erkenntniss des Richters um den Besitz gebracht werden kann, dann aber auch weil ihm noch eine Menge Vortheile, von Eisenhart (2) aufgezählt, zugute kommen. Es bezieht sich dies wol auf den Besitzer, der sich in dem Glauben befindet, dass er die Sache rechtmässig besitze und der im römischen Recht Besitzer im guten Glauben: Bonae fidei possessor, genannt wird und dem der malae fidei possessor, der Besitzer im schlechten Glauben, entgegensteht. (Faselius, 33.) (S. Zweifler.) Die Engländer behaupten sprichwörtlich: Der Besitz ist neun Zehntel vom Recht. Engl.: Possession is eleven points of the law. (Gaal, 1044.) Holl.: Een rustig bezit en brief van een derde deel van honderd jaren gaat vor alle zegel. (Harrebomée, I, 54.) It.: Chi è in tenuta, Dio l'ajuta. (Gaal, 661.) Lat.: Beati possidentes. (Binder II, 319; Büchmann, 117; Faselius, 29; Wiegand, 1044.) Schwed.: Han är närmast som i handom (handen) om har. (Grubb, 290.) 10 Selig ist der Hausswirt, der sein eigen Töpfflein vnd Saltmesslin lecket. – Petri, II. 11 Selig ist der Mann, der eine Biene zum Weibe hat. – Oec. rur., 102. 12 Selig ist der Mann, der Herrendienst(-gunst) entrathen kann. – Lehmann, 128, 83; Petri, II, 519; Henisch, 1781, 47. 13 Selig ist der Mann, der vor Weiberlist sich hüten kann. – Henisch, 887, 41; Petri, II, 519. 14 Selig ist, den sein hand nehrt; noch seliger, der seins wol verzert; der seligst, des mund nit lestert vnd der all ding zum besten kert. – Franck, I, 88b; Gruter, III, 81; Lehmann, 362, 223; Lehmann, II, 577, 74; Chaos, 1054; Zinkgref, IV, 415. 15 Selig ist, der ohne Sorg lebet. – Petri, II, 519. 16 Selig ist die Mutter, die ein Priester tregt. – Petri, II, 519. D. i. die einen Sohn geboren, der zum Priester ist erkoren. 17 Selig ist, wen fremder Schade witzig macht. – Simrock, 8783; Alsatia, 1862-67, 385. Dän.: Salig er den der kand see ved anden mands skade. (Prov. dan., 487.) Lat.: Casus dementis correctio fit sapientis. – Feliciter sapit, qui alius periculo sapit. (Plautus.) – Felix quem faciunt aliena pericula cautum. (Horaz.) (Eiselein, 542.) 18 Selig seyndt die Reichen, Recht vnnd Warheit muss jhnen weichen. – Lehmann, 682, 20. 19 Selig sind die Armen, denn sie haben das Himmelreich. „Ein Herzog von Lothringen fragte einen Mönch, welches die seligsten Leute wären. Dieser sagte: Die Armen, denn das Himmelreich ist ihr. Da sprach der Fürst: So habe ich vielen in den Himmel geholfen, weil ich viel arme Leute gemacht.“ (Wirth, I, 22.) 20 Selig sind die Armen, sagte Julian, und nahm seinen Unterthanen das Ihrige. 21 Selig sind die Friedfertigen. Dän.: Salige ere de fredsommelige. (Prov. dan., 196.) 22 Selig sind die Reichen, dann das Fegfewr muss jhnen weichen. – Gruter, III, 81. 23 Selig vnd edel ist, der wol thut. – Henisch, 790, 6. 24 Selig, wer die Anfechtung erduldet. – Jak. 1, 12; Schulze, 284. Lat.: Beatus qui suffert tentationem. 25 Selig wird genannt, der recht wenig ist gekannt. „Selig wird der geacht allzeit, den auff erdt kennen wenig leut.“ (Waldis, I, 30.) Span.: Con lo mio me ayude Dios. (Don Quixote.) 26 Wer selig ist, der braucht's nicht erst zu werden. Von einem Trinker heisst es: „Er trinkt und schafft mit Lust und List den Himmel sich auf Erden. Wer hier schon ewig selig ist, der braucht's nicht erst zu werden.“ (Witzfunken, Ia, 14.) *27 Er ist selig. – Sutermeister, 65. Hat einen Rausch. Um einen solchen Zustand in der Schweiz zu bezeichnen, finden sich a. a. O. noch folgende Ausdrücke: Er ist a'b lüemt, ag'stosse, b'stobe, nass, brämt, halbliinig, gäl, z'trumsi. Er ist düne. Er ist i der Fure. Es ist im Dölderli. Der tropfet, rünnt, heldet, wäpft, zwirblet, schwarbet. Er chert sie. (S. Mass 94, Molum und Oel 45.) *28 He is so selig, he kennt sinen Gott nig. (Holst.) – Schütze, IV, 90. Von einem, der so betrunken ist, dass er nichts von sich weiss; vielleicht auch von einem, der sich in einen Rausch versetzt hat, welcher ihn so glücklich macht, dass er alles, sogar seinen Gott darüber vergisst. Holl.: Hij is half zalig. (Harrebomée, II, 491a.) Seligkeit. 1 Vor fünf Seligkeiten bewahre mich Gott zu allen Zeiten: vor Armseligkeit, Feindseligkeit, Mühseligkeit, Redseligkeit und Saumseligkeit. 2 Wer heut' für seine Seligkeit sorgen kann, soll es nicht bis morgen lan. Holl.: Die zijne zaligheid bezorgen kan, moet het niet tot morgen uitstellen. (Harrebomée, II, 491b.) 3 Wer hienieden schon der himmlischen Seligkeit theilhaftig werden will, muss nach dem Val di Non gehen. – Westermann, 25, 619. In Bezug auf die Gegend des Nonsberges in Tirol und seine Naturschönheiten. *4 Die Seligkeit hängt davon nicht ab. Das ist kein Gebot, keine Verbindlichkeit, nicht so wichtig. Frz.: Cela n'est pas nécessaire à salut. Selrain. In Selrain hat jeder zu arbeiten und zu essen. – Westermann, 25, 619. Selrain ist eine aus verschiedenen Weilern und Höfen bestehende tiroler Ortschaft im Kreise Schwatz, deren Bewohner einem zwischen Reichthum und Armuth sich befindenden Mittelstand angehören, worauf sich das obige Sprichwort bezieht. Selten. 1 Es ist nicht selten, dass die Nuss will für eine Mandel gelten. Die Russen: Die Nüsse meinen, dass sie von Mandeln abstammen. (Altmann V.) 2 Es kommt selten was Besseres nach. 3 Es kompt selten, aber wol. – Franck, II, 14b. 4 Kist de mer sälden, misst te 't entgälden. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 998. Sprache der Wirthe, welche ihre seltenen Gäste theuer bezahlen lassen. 5 Selten gesehen, ist leicht vergessen. – Chaos, 403. 6 Selten ist allezeit willkommen. – Chaos, 402; Winckler, VI, 91. It.: Chi raro viene, vien bene. (Cahier, 3073; Pazzaglia, 318, 1.) Lat.: Quod rarum, carum vilescit quotidianum. (Binder I, 1536; Philippi, II, 151.) 7 Selten ist angenehm. – Gaal, 1406; Simrock, 9505. 8 Selten kommt wohl. 9 Was selten, das angenehm (lieb, theuer). – Luther, 410; Körte, 5539; Dove, 838. Luther: „Was seltsam ist, wird lieb gehalten, was aber gemein und täglich ist, wird geringe geachtet. Wenn nicht alle Nacht oder an allen Orten Sterne aufgingen, wie sollte doch ein Zulaufen werden an die Oerter, da sie gesehen wurden! Jetzt aber thut unser keiner nicht ein Fenster darum auf.“ (Heuseler, 410.) Wenn aber die Seltenheit einer Sache deren Werth bestimmt, warum gilt dann die Vernunft so wenig? In Apulien heisst es: Selten Ding, schön Ding. (Ausland, 1870, S. 425, 29.) Mhd.: Swaz seltsam ist daz dunket guot, sô manz den liuten tiure tuot. (Freidank.) (Zingerle, 134.) Frz.: Chose rarement vue est plus chèrement tenue. (Gaal, 1406.) – La rareté augmente le prix. (Masson, 311.) Holl.: Hoe raarder, hoe mooijer. (Harrebomée, II, 208b.) It.: La cosa rara è assai più cara. (Pazzaglia, 318, 3.) – Ogni cosa, ch' è rada, suole esser più grata. Lat.: Omne rarum carum (vilescit quotidianum). (Binder I, 1279; II, 2376; Neander, 297; Schonheim, O, 13; Seybold, 407.) – Rarum esse oportet, quod diu rarum velis. (Publ. Syr.) (Binder II, 2927.) Poln.: Czém rzadsze, tém słodsze używanie. (Lompa, 8.) Schwed.: Sälsamt håls för undersamt. (Grubb, 782.) Neuschwed.: Sällsamt hålles för undersumt. Ung.: A' mi ritka, kedves. (Gaal, 1406.) 10 Was selten ist, gilt seinen Pfennig wohl. Dän.: Det som kommer sielden og langt fra, er dyrt. (Prov. dan., 130.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:39:19Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:39:19Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/275
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [269]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/275>, abgerufen am 19.04.2024.