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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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Session.

Session macht mehr Disputirens als die Possession1. - Opel, 373.

1) Als Land und Leute.


Sette.

Sette1 geit vör Sibbe (s. d.). - Stürenburg, 244a; Bueren, 1042; Eichwald, 1881.

1) Nach Stürenburg bezeichnet das Wort "Sett" zuerst Satz, Ansatz, z. B.: a) He hett'n starken Sett hat = er hat einen starken Ansatz, Anfall von Fieber gehabt; b) eine kurze Zeit, Augenblick, z. B. 't is all'n hete Sett har = es ist lange her; c) ein hölzernes oder steinernes Gefäss für Milch oder Käse, z. B.: Melksett, Käsesett; d) (wie oben) Verpfändung, hauptsächlich zu nutzbarem Pfande; e) ein Grundstück zur Niederlage (zum Niedersetzen) von Waaren; f) die abgesperrte Melkstelle (Melksett) im Weidelande, in der Nähe des Hauses. - Das Pfandrecht oder auch des Pfandschuldners Einlösungsrecht geht dem Näherrecht der Blutsverwandten vor.


Settrecht.

* Du sallst dar ken Settrecht ut maken. - Dähnert, 423.

Aus dem, was ich aus gutem Willen gestattet habe, soll kein Zwang für mich, keine Gerechtsame für dich entstehen.


Setzen.

1 Es setzt sich niemand gern in Nesseln.

Die Aegypter, um den Gedanken auszudrücken, man müsse sich nur da niederlassen, wo man willkommen sei, in einer zusagenden Umgebung, haben das Sprichwort: Setze dich, wo man dich bei der Hand nimmt und dir ein Geschenk anbietet; aber nicht, wo man dich an dem Beine nimmt und wegzieht. (Burckhardt, 199.)

2 Es setzt sich niemand gern vom Pferd auf den Esel. - Pistor., IV, 59.

3 G'setzt isch nit g'säjet und g'schnitte-n-isch nit g'mäjet. (Solothurn.) - Schild, 102, 29; Sutermeister, 125.

Jede Feldarbeit will besonders gelernt sein.

4 Sau hoat et soaten, segget de ollen (alten) Wiywer, wenn se 'n Pott tobreaket. (Westf.)

5 Sett' dek en betten seie, sau felst de nich sau hach. - Schambach, II, 565.

Setze dich ein bischen niedrig, so fällst du nicht so hoch. Wer nicht nach hohen Dingen strebt, hat keinen tiefen Fall zu fürchten.

6 Sett di, Coord, sallt Bohnen eten. - Kern, 107.

Das Wort "Setten" hat im Plattdeutschen verschiedene Bedeutungen. (S. Sette.) Es heisst setzen, pflanzen, festsetzen, beschliessen, bestimmen und endlich sik setten = sich widersetzen. Die letztere Bedeutung hat es in der obigen Redensart, die also hochdeutsch nicht heisst: setze dich, um Bohnen zu essen, sondern widersetze dich und iss keine. Wie Stürenburg (Wb., 244b) mittheilt, hat sogar ein Richter diese beiden Bedeutungen verwechselt. Ein Gensdarm war wegen vermeintlicher Ueberschreitung seiner Machtbefugnisse angeklagt, die er sich bei Verhaftung eines Diebes erlaubt haben sollte, und ward auch vom ersten Richter verurtheilt. Zwei Zeugen hatten ausgesagt: "Der Spitzbowe sett' de sück (d. h. widersetzte) un do hoo de Schandarm hüm mit de Ssabel", was der Untersuchungsrichter im Protokoll dahin wiedergegeben hatte: Der Spitzbube setzte sich u. s. w. Der Strafrichter hielt deshalb die Anwendung des Säbels für unnöthig und folglich für strafbar. (Vgl. Stürenburg, II, 245.)

7 Setten geit vor Swetten (abgrenzen). - Kern, 1475.

Erst sich niederlassen und dann sein Besitzthum oder seinen Wirkungskreis abgrenzen.

8 Setz' dich hei, bu de Kaisere sass, bi se e Braut waer. (Henneberg.)

In Schlesien: ...wu deine Mutter soass, do se u. s. w. (Frommann, III, 245, 136.)

9 Setze dich auf deinen Platz und man wird dich nicht aufstehen heissen.

10 Setze nicht alles auf Ein Spiel!

11 So hett't seten, säd jen' Frau, as se den Pott entwei smeten harr, un de Stücken tosamen passt. (Ostfries.) - Hoefer, 1113a; Frommann, II, 409, 54.

12 So hett't seten, se dat olde Weiw, do hadde se de Pisspott kört smeten. (Ostfries.) - Hoefer, 1113; Bueren, 1004.

13 Was wir setzen, das gilt gemein, wer ist, der uns sol meistern. - Herberger, II, 545.

14 Wenn er sich vorn setzt, so kommt er hinten wieder heraus.

Von einem unruhigen Menschen, der eine Quecksilbernatur[Spaltenumbruch] hat. Die Aegypter sagen von einem derartigen Menschen, der sich beständig umhertreibt und beinahe zu gleicher Zeit in den verschiedensten Theilen der Stadt gesehen wird: Er setzte ihn in einen Melukhijekorb, aus einem Badendschanskorbe kam er wieder heraus. (Burckhardt, 210.) Melukhije und Badendschan sind beliebte Gewächse in Aegypten.

15 Wer nicht setzt, kann nicht gewinnen.

Lat.: Necesse est, facere sumptum, qui quaerit lucrum. (Plautus.) (Binder II, 2026.) - Quaestus sine impendio non instituitur. (Binder I, 1426; II, 2714; Seybold, 470.)

16 Wer viel setzt, muss viel bezahlen.

Frz.: Quant on i a tant mis si convient il paier. (Leroux, I, 29.)

17 Wer viel setzt, verliert viel.

Frz.: Qui plus si a mis plus i a perdu. (Leroux, I, 307.)

18 Willst du dich haben gut gesetzt, lebe wie vor Zeiten und sprich wie jetzt.

19 Wir wollen uns freundlich setzen und die Wurst miteinander fressen wie Hunde. (Lit.)

*20 Dar settet et wat. - Dähnert, 422b.

Da gibt es Schelte, Verweise, Schläge.

*21 Enen setten laten. - Dähnert, 442b.

Einen ins Gefängniss bringen lassen.

*22 Er setzt sich dahin, wo sein Grossvater gesessen hat.

*23 Er setzt so wacker, bis er verspielt Wiesen und Acker. - Parömiakon, 3114.

*24 Er soll (mag) sich setzen, wo er steht, und die Füsse abwärts hängen lassen.

Scherzweise von jemand, dem der Stuhl fehlt.

*25 Man setzt ihn nicht aufs Kissen.

*26 Sett di op e Narsch, wo dine Mutter heft als Brut gesete. - Frischbier2, 3489.

*27 Sett di (hen) op tweimol verontwintig Stunden. - Frischbier2, 3488.

*28 Sett di op't Loch, dat de Mües nich rön krupe. (Friedland in Preussen.) - Frischbier2, 3490.

*29 Sett di (hen), sonst könn' wi nich schlape. - Frischbier2, 3488.

*30 Sett di, wo dine Mutter satt, wie se Brut wär'. - Frischbier2, 3489.

*31 Setz' dich an meine grüne Seite.

Wenn der Aegypter seine Frau in gute Laune versetzen will, so pflegt er scherzhaft zu derselben zu sagen: Komm her und setze dich ohne Umstände auf diesen Pelz. (Burckhardt, 158.) Bei den Aegyptern gilt es für ein Zeichen grosser Aufmerksamkeit und Achtung für andere, wenn man ihnen einen Pelz ausbreitet und sie so zum Setzen nöthigt. die Redensart kommt in dem ersten Verse des bekannten Volksliedes: Mädle, ruck, ruck, ruck an meine grüne Seite. Doch findet sie sich schon bei Fischart in dessen Geschichtklitterung, Kap. 8 und 42, vgl. Kloster, VIII, 451.

*32 Setz dich auf die Faust, steck' den Finger in den Arsch, dann hast du einen Krengelstuhl.

Auf die Frage: Wo soll ich mich hinsetzen?

*33 Setz dich, du bist gross genug.

Scherzhafte Einladung, sich zu setzen.

*34 Setz dich e Stund vierundzwanzig. - Frischbier2, 3488.

*35 Setz' dich o dein vier Buchschtom. - Lohrengel, II, 435.

*36 Setz' dich, wo de Pumpelhortigern gesessen hot, ols se ann (eine) Braut woar. (Fischbach im Kreise Hirschberg.)

Als Antwort auf die Frage, wohin man sich setzen solle, oder auch überhaupt als Aufforderung zum Setzen, weil das Herumgehen widerwärtig ist. Mit "Pumpelhortigern" wird a. a. O. ein junges, geputztes, eitles, rüstiges Frauenzimmer bezeichnet. Ich habe die Redensart oft gehört: Sie geht wie die Pumpelhortigern. Hortig = hurtig.

*37 Setze dich, wo du stehst, und hänge die Füsse herab. - Frischbier2, 3487.

Scherzhafte Bewillkommung, besonders wenn ein Stuhl fehlt.

*38 Sich dor (dahin) sätzen, wor de Breokt (Braut) sätzt (sitzt). (Siebenbürg.-sächs.) - Frommann, V, 321, 235.

*39 Sich mit einem setzen.

In Pommern: Sick mit enen setten. (Dähnert, 422b.)

Sich gütlich einigen.

*40 Sie setzt 's na (hin), wie d' Katz' die Jungen. (Nürtingen.)

Von einer sehr leichten Entbindung.

*41 Sött noch e Weilke, so jung kam wi doch nich mehr tosamm. - Frischbier2, 3488.


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Session.

Session macht mehr Disputirens als die Possession1.Opel, 373.

1) Als Land und Leute.


Sette.

Sette1 geit vör Sibbe (s. d.).Stürenburg, 244a; Bueren, 1042; Eichwald, 1881.

1) Nach Stürenburg bezeichnet das Wort „Sett“ zuerst Satz, Ansatz, z. B.: a) He hett'n starken Sett hat = er hat einen starken Ansatz, Anfall von Fieber gehabt; b) eine kurze Zeit, Augenblick, z. B. 't is all'n hête Sett hâr = es ist lange her; c) ein hölzernes oder steinernes Gefäss für Milch oder Käse, z. B.: Melksett, Käsesett; d) (wie oben) Verpfändung, hauptsächlich zu nutzbarem Pfande; e) ein Grundstück zur Niederlage (zum Niedersetzen) von Waaren; f) die abgesperrte Melkstelle (Melksett) im Weidelande, in der Nähe des Hauses. – Das Pfandrecht oder auch des Pfandschuldners Einlösungsrecht geht dem Näherrecht der Blutsverwandten vor.


Settrecht.

* Du sallst dar kên Settrecht ut maken.Dähnert, 423.

Aus dem, was ich aus gutem Willen gestattet habe, soll kein Zwang für mich, keine Gerechtsame für dich entstehen.


Setzen.

1 Es setzt sich niemand gern in Nesseln.

Die Aegypter, um den Gedanken auszudrücken, man müsse sich nur da niederlassen, wo man willkommen sei, in einer zusagenden Umgebung, haben das Sprichwort: Setze dich, wo man dich bei der Hand nimmt und dir ein Geschenk anbietet; aber nicht, wo man dich an dem Beine nimmt und wegzieht. (Burckhardt, 199.)

2 Es setzt sich niemand gern vom Pferd auf den Esel.Pistor., IV, 59.

3 G'setzt isch nit g'säjet und g'schnitte-n-isch nit g'mäjet. (Solothurn.) – Schild, 102, 29; Sutermeister, 125.

Jede Feldarbeit will besonders gelernt sein.

4 Sau hoat et soaten, segget de ollen (alten) Wiywer, wenn se 'n Pott tôbreaket. (Westf.)

5 Sett' dek en betten sîe, sau felst de nich sau hâch.Schambach, II, 565.

Setze dich ein bischen niedrig, so fällst du nicht so hoch. Wer nicht nach hohen Dingen strebt, hat keinen tiefen Fall zu fürchten.

6 Sett di, Coord, sallt Bohnen eten.Kern, 107.

Das Wort „Setten“ hat im Plattdeutschen verschiedene Bedeutungen. (S. Sette.) Es heisst setzen, pflanzen, festsetzen, beschliessen, bestimmen und endlich sik setten = sich widersetzen. Die letztere Bedeutung hat es in der obigen Redensart, die also hochdeutsch nicht heisst: setze dich, um Bohnen zu essen, sondern widersetze dich und iss keine. Wie Stürenburg (Wb., 244b) mittheilt, hat sogar ein Richter diese beiden Bedeutungen verwechselt. Ein Gensdarm war wegen vermeintlicher Ueberschreitung seiner Machtbefugnisse angeklagt, die er sich bei Verhaftung eines Diebes erlaubt haben sollte, und ward auch vom ersten Richter verurtheilt. Zwei Zeugen hatten ausgesagt: „Der Spitzbowe sett' de sück (d. h. widersetzte) un do hoo de Schandarm hüm mit de Ssabel“, was der Untersuchungsrichter im Protokoll dahin wiedergegeben hatte: Der Spitzbube setzte sich u. s. w. Der Strafrichter hielt deshalb die Anwendung des Säbels für unnöthig und folglich für strafbar. (Vgl. Stürenburg, II, 245.)

7 Setten geit vor Swetten (abgrenzen).Kern, 1475.

Erst sich niederlassen und dann sein Besitzthum oder seinen Wirkungskreis abgrenzen.

8 Setz' dich hî, bu de Kaisere sass, bi se e Braut wáer. (Henneberg.)

In Schlesien: ...wu deine Mutter soass, do se u. s. w. (Frommann, III, 245, 136.)

9 Setze dich auf deinen Platz und man wird dich nicht aufstehen heissen.

10 Setze nicht alles auf Ein Spiel!

11 So hett't sêten, säd jen' Frû, as se den Pott entwei smêten harr, un de Stücken tôsâmen passt. (Ostfries.) – Hoefer, 1113a; Frommann, II, 409, 54.

12 So hett't sêten, se dat olde Wîw, dô hadde se de Pisspott kört smêten. (Ostfries.) – Hoefer, 1113; Bueren, 1004.

13 Was wir setzen, das gilt gemein, wer ist, der uns sol meistern.Herberger, II, 545.

14 Wenn er sich vorn setzt, so kommt er hinten wieder heraus.

Von einem unruhigen Menschen, der eine Quecksilbernatur[Spaltenumbruch] hat. Die Aegypter sagen von einem derartigen Menschen, der sich beständig umhertreibt und beinahe zu gleicher Zeit in den verschiedensten Theilen der Stadt gesehen wird: Er setzte ihn in einen Melukhijekorb, aus einem Badendschanskorbe kam er wieder heraus. (Burckhardt, 210.) Melukhije und Badendschan sind beliebte Gewächse in Aegypten.

15 Wer nicht setzt, kann nicht gewinnen.

Lat.: Necesse est, facere sumptum, qui quaerit lucrum. (Plautus.) (Binder II, 2026.) – Quaestus sine impendio non instituitur. (Binder I, 1426; II, 2714; Seybold, 470.)

16 Wer viel setzt, muss viel bezahlen.

Frz.: Quant on i a tant mis si convient il paier. (Leroux, I, 29.)

17 Wer viel setzt, verliert viel.

Frz.: Qui plus si a mis plus i a perdu. (Leroux, I, 307.)

18 Willst du dich haben gut gesetzt, lebe wie vor Zeiten und sprich wie jetzt.

19 Wir wollen uns freundlich setzen und die Wurst miteinander fressen wie Hunde. (Lit.)

*20 Dar settet et wat.Dähnert, 422b.

Da gibt es Schelte, Verweise, Schläge.

*21 Enen setten laten.Dähnert, 442b.

Einen ins Gefängniss bringen lassen.

*22 Er setzt sich dahin, wo sein Grossvater gesessen hat.

*23 Er setzt so wacker, bis er verspielt Wiesen und Acker.Parömiakon, 3114.

*24 Er soll (mag) sich setzen, wo er steht, und die Füsse abwärts hängen lassen.

Scherzweise von jemand, dem der Stuhl fehlt.

*25 Man setzt ihn nicht aufs Kissen.

*26 Sett di op e Narsch, wo dine Mutter heft als Brut gesete.Frischbier2, 3489.

*27 Sett di (hen) op tweimol vêrontwintig Stunden.Frischbier2, 3488.

*28 Sett di op't Loch, dat de Mües nich rön krupe. (Friedland in Preussen.) – Frischbier2, 3490.

*29 Sett di (hen), sonst könn' wi nich schlape.Frischbier2, 3488.

*30 Sett di, wo dine Mutter satt, wie se Brut wär'.Frischbier2, 3489.

*31 Setz' dich an meine grüne Seite.

Wenn der Aegypter seine Frau in gute Laune versetzen will, so pflegt er scherzhaft zu derselben zu sagen: Komm her und setze dich ohne Umstände auf diesen Pelz. (Burckhardt, 158.) Bei den Aegyptern gilt es für ein Zeichen grosser Aufmerksamkeit und Achtung für andere, wenn man ihnen einen Pelz ausbreitet und sie so zum Setzen nöthigt. die Redensart kommt in dem ersten Verse des bekannten Volksliedes: Mädle, ruck, ruck, ruck an meine grüne Seite. Doch findet sie sich schon bei Fischart in dessen Geschichtklitterung, Kap. 8 und 42, vgl. Kloster, VIII, 451.

*32 Setz dich auf die Faust, steck' den Finger in den Arsch, dann hast du einen Krengelstuhl.

Auf die Frage: Wo soll ich mich hinsetzen?

*33 Setz dich, du bist gross genug.

Scherzhafte Einladung, sich zu setzen.

*34 Setz dich e Stund vierundzwanzig.Frischbier2, 3488.

*35 Setz' dich o dein vier Buchschtôm.Lohrengel, II, 435.

*36 Setz' dich, wo de Pumpelhortigern gesessen hot, ols se ann (eine) Braut woar. (Fischbach im Kreise Hirschberg.)

Als Antwort auf die Frage, wohin man sich setzen solle, oder auch überhaupt als Aufforderung zum Setzen, weil das Herumgehen widerwärtig ist. Mit „Pumpelhortigern“ wird a. a. O. ein junges, geputztes, eitles, rüstiges Frauenzimmer bezeichnet. Ich habe die Redensart oft gehört: Sie geht wie die Pumpelhortigern. Hortig = hurtig.

*37 Setze dich, wo du stehst, und hänge die Füsse herab.Frischbier2, 3487.

Scherzhafte Bewillkommung, besonders wenn ein Stuhl fehlt.

*38 Sich dôr (dahin) sätzen, wôr de Breokt (Braut) sätzt (sitzt). (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 321, 235.

*39 Sich mit einem setzen.

In Pommern: Sick mit enen setten. (Dähnert, 422b.)

Sich gütlich einigen.

*40 Sie setzt 's na (hin), wie d' Katz' die Jungen. (Nürtingen.)

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[[273]/0279] Session. Session macht mehr Disputirens als die Possession1. – Opel, 373. 1) Als Land und Leute. Sette. Sette1 geit vör Sibbe (s. d.). – Stürenburg, 244a; Bueren, 1042; Eichwald, 1881. 1) Nach Stürenburg bezeichnet das Wort „Sett“ zuerst Satz, Ansatz, z. B.: a) He hett'n starken Sett hat = er hat einen starken Ansatz, Anfall von Fieber gehabt; b) eine kurze Zeit, Augenblick, z. B. 't is all'n hête Sett hâr = es ist lange her; c) ein hölzernes oder steinernes Gefäss für Milch oder Käse, z. B.: Melksett, Käsesett; d) (wie oben) Verpfändung, hauptsächlich zu nutzbarem Pfande; e) ein Grundstück zur Niederlage (zum Niedersetzen) von Waaren; f) die abgesperrte Melkstelle (Melksett) im Weidelande, in der Nähe des Hauses. – Das Pfandrecht oder auch des Pfandschuldners Einlösungsrecht geht dem Näherrecht der Blutsverwandten vor. Settrecht. * Du sallst dar kên Settrecht ut maken. – Dähnert, 423. Aus dem, was ich aus gutem Willen gestattet habe, soll kein Zwang für mich, keine Gerechtsame für dich entstehen. Setzen. 1 Es setzt sich niemand gern in Nesseln. Die Aegypter, um den Gedanken auszudrücken, man müsse sich nur da niederlassen, wo man willkommen sei, in einer zusagenden Umgebung, haben das Sprichwort: Setze dich, wo man dich bei der Hand nimmt und dir ein Geschenk anbietet; aber nicht, wo man dich an dem Beine nimmt und wegzieht. (Burckhardt, 199.) 2 Es setzt sich niemand gern vom Pferd auf den Esel. – Pistor., IV, 59. 3 G'setzt isch nit g'säjet und g'schnitte-n-isch nit g'mäjet. (Solothurn.) – Schild, 102, 29; Sutermeister, 125. Jede Feldarbeit will besonders gelernt sein. 4 Sau hoat et soaten, segget de ollen (alten) Wiywer, wenn se 'n Pott tôbreaket. (Westf.) 5 Sett' dek en betten sîe, sau felst de nich sau hâch. – Schambach, II, 565. Setze dich ein bischen niedrig, so fällst du nicht so hoch. Wer nicht nach hohen Dingen strebt, hat keinen tiefen Fall zu fürchten. 6 Sett di, Coord, sallt Bohnen eten. – Kern, 107. Das Wort „Setten“ hat im Plattdeutschen verschiedene Bedeutungen. (S. Sette.) Es heisst setzen, pflanzen, festsetzen, beschliessen, bestimmen und endlich sik setten = sich widersetzen. Die letztere Bedeutung hat es in der obigen Redensart, die also hochdeutsch nicht heisst: setze dich, um Bohnen zu essen, sondern widersetze dich und iss keine. Wie Stürenburg (Wb., 244b) mittheilt, hat sogar ein Richter diese beiden Bedeutungen verwechselt. Ein Gensdarm war wegen vermeintlicher Ueberschreitung seiner Machtbefugnisse angeklagt, die er sich bei Verhaftung eines Diebes erlaubt haben sollte, und ward auch vom ersten Richter verurtheilt. Zwei Zeugen hatten ausgesagt: „Der Spitzbowe sett' de sück (d. h. widersetzte) un do hoo de Schandarm hüm mit de Ssabel“, was der Untersuchungsrichter im Protokoll dahin wiedergegeben hatte: Der Spitzbube setzte sich u. s. w. Der Strafrichter hielt deshalb die Anwendung des Säbels für unnöthig und folglich für strafbar. (Vgl. Stürenburg, II, 245.) 7 Setten geit vor Swetten (abgrenzen). – Kern, 1475. Erst sich niederlassen und dann sein Besitzthum oder seinen Wirkungskreis abgrenzen. 8 Setz' dich hî, bu de Kaisere sass, bi se e Braut wáer. (Henneberg.) In Schlesien: ...wu deine Mutter soass, do se u. s. w. (Frommann, III, 245, 136.) 9 Setze dich auf deinen Platz und man wird dich nicht aufstehen heissen. 10 Setze nicht alles auf Ein Spiel! 11 So hett't sêten, säd jen' Frû, as se den Pott entwei smêten harr, un de Stücken tôsâmen passt. (Ostfries.) – Hoefer, 1113a; Frommann, II, 409, 54. 12 So hett't sêten, se dat olde Wîw, dô hadde se de Pisspott kört smêten. (Ostfries.) – Hoefer, 1113; Bueren, 1004. 13 Was wir setzen, das gilt gemein, wer ist, der uns sol meistern. – Herberger, II, 545. 14 Wenn er sich vorn setzt, so kommt er hinten wieder heraus. Von einem unruhigen Menschen, der eine Quecksilbernatur hat. Die Aegypter sagen von einem derartigen Menschen, der sich beständig umhertreibt und beinahe zu gleicher Zeit in den verschiedensten Theilen der Stadt gesehen wird: Er setzte ihn in einen Melukhijekorb, aus einem Badendschanskorbe kam er wieder heraus. (Burckhardt, 210.) Melukhije und Badendschan sind beliebte Gewächse in Aegypten. 15 Wer nicht setzt, kann nicht gewinnen. Lat.: Necesse est, facere sumptum, qui quaerit lucrum. (Plautus.) (Binder II, 2026.) – Quaestus sine impendio non instituitur. (Binder I, 1426; II, 2714; Seybold, 470.) 16 Wer viel setzt, muss viel bezahlen. Frz.: Quant on i a tant mis si convient il paier. (Leroux, I, 29.) 17 Wer viel setzt, verliert viel. Frz.: Qui plus si a mis plus i a perdu. (Leroux, I, 307.) 18 Willst du dich haben gut gesetzt, lebe wie vor Zeiten und sprich wie jetzt. 19 Wir wollen uns freundlich setzen und die Wurst miteinander fressen wie Hunde. (Lit.) *20 Dar settet et wat. – Dähnert, 422b. Da gibt es Schelte, Verweise, Schläge. *21 Enen setten laten. – Dähnert, 442b. Einen ins Gefängniss bringen lassen. *22 Er setzt sich dahin, wo sein Grossvater gesessen hat. *23 Er setzt so wacker, bis er verspielt Wiesen und Acker. – Parömiakon, 3114. *24 Er soll (mag) sich setzen, wo er steht, und die Füsse abwärts hängen lassen. Scherzweise von jemand, dem der Stuhl fehlt. *25 Man setzt ihn nicht aufs Kissen. *26 Sett di op e Narsch, wo dine Mutter heft als Brut gesete. – Frischbier2, 3489. *27 Sett di (hen) op tweimol vêrontwintig Stunden. – Frischbier2, 3488. *28 Sett di op't Loch, dat de Mües nich rön krupe. (Friedland in Preussen.) – Frischbier2, 3490. *29 Sett di (hen), sonst könn' wi nich schlape. – Frischbier2, 3488. *30 Sett di, wo dine Mutter satt, wie se Brut wär'. – Frischbier2, 3489. *31 Setz' dich an meine grüne Seite. Wenn der Aegypter seine Frau in gute Laune versetzen will, so pflegt er scherzhaft zu derselben zu sagen: Komm her und setze dich ohne Umstände auf diesen Pelz. (Burckhardt, 158.) Bei den Aegyptern gilt es für ein Zeichen grosser Aufmerksamkeit und Achtung für andere, wenn man ihnen einen Pelz ausbreitet und sie so zum Setzen nöthigt. die Redensart kommt in dem ersten Verse des bekannten Volksliedes: Mädle, ruck, ruck, ruck an meine grüne Seite. Doch findet sie sich schon bei Fischart in dessen Geschichtklitterung, Kap. 8 und 42, vgl. Kloster, VIII, 451. *32 Setz dich auf die Faust, steck' den Finger in den Arsch, dann hast du einen Krengelstuhl. Auf die Frage: Wo soll ich mich hinsetzen? *33 Setz dich, du bist gross genug. Scherzhafte Einladung, sich zu setzen. *34 Setz dich e Stund vierundzwanzig. – Frischbier2, 3488. *35 Setz' dich o dein vier Buchschtôm. – Lohrengel, II, 435. *36 Setz' dich, wo de Pumpelhortigern gesessen hot, ols se ann (eine) Braut woar. (Fischbach im Kreise Hirschberg.) Als Antwort auf die Frage, wohin man sich setzen solle, oder auch überhaupt als Aufforderung zum Setzen, weil das Herumgehen widerwärtig ist. Mit „Pumpelhortigern“ wird a. a. O. ein junges, geputztes, eitles, rüstiges Frauenzimmer bezeichnet. Ich habe die Redensart oft gehört: Sie geht wie die Pumpelhortigern. Hortig = hurtig. *37 Setze dich, wo du stehst, und hänge die Füsse herab. – Frischbier2, 3487. Scherzhafte Bewillkommung, besonders wenn ein Stuhl fehlt. *38 Sich dôr (dahin) sätzen, wôr de Breokt (Braut) sätzt (sitzt). (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 321, 235. *39 Sich mit einem setzen. In Pommern: Sick mit enen setten. (Dähnert, 422b.) Sich gütlich einigen. *40 Sie setzt 's na (hin), wie d' Katz' die Jungen. (Nürtingen.) Von einer sehr leichten Entbindung. *41 Sött noch e Wîlke, so jung kam wi doch nich mehr tosamm. – Frischbier2, 3488.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [273]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/279>, abgerufen am 29.03.2024.