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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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Sichel.

1 Brauch deiner sichel für dein getraide vnd schnitt, vnd sorge nicht für frembde hendel. - Henisch, 483, 41; Petri, II, 51.

2 De Sechel schniet de Dong1 af. (Siegen.) - Firmenich, I, 519, 5.

1) Das Butterbrot; nach der Ernte wird kein Vesperbrot mehr verabreicht.

3 Eine Sichel im Sack, Stroh im Schuh und eine Maid am Fenster gucken immer hervor.

Schwed.: Syl i en säck, straa i en skov, och sjökian i fönstret, de lata gierna (gerna) see sig. (Grubb, 777.)

4 Es soll keiner seine sichel in frembden schnitt anlegen. - Henisch, 1210, 65; Petri, II, 297.

Dän.: Man skal ei baere segel i anden mands korn. (Bohn I, 388.)

Frz.: Il met sa faucille dans la moisson d'autrui. (Bohn I, 23.)

Holl.: De sikkelin eens ander koorn slaan. (Bohn I, 307.) - Hij slaat zijne zeissen in eens andermans koren. (Harrebomee, II, 498a.)

5 Man soll sein Sichel nicht in ander Leut Korn schlagen. - Lehmann, 16, 34.

Fremdes Eigenthum, die Arbeiten anderer unrechtmässigerweise ausbeuten.

Dän.: Man skal ei baere segel i andens korn. (Prov. dan., 355.)

6 Sichel und Sense gehen nicht auf die gemeine Markweide. - Graf, 68, 41; Grimm, Rechtsalt., 122.

Weil es ohnehin oft an Weideland fehlte, so durfte auf der Almende, die den berechtigten Mitgliedern der Gemeinde Weide für ihr Vieh bot, niemand Gras schneiden. Sense und Sichel sind nur für Culturland, für Getreidefelder und Wiesen bestimmt.

7 Wenn du in das Land der Aehren reisest, so nimm dir eine Sichel mit. (Abyssinien.)

8 Wer mit silberner Sichel mäht, macht doppelte Garben.

9 Wo de Süggeln1 im Sacke sittet, doa stieket so wanehr2. (Westf.)

1) Auch Süggel, Süwwel = Schusterpfriem, hochdeutsch = Sichel, Säge.

2) Wanehr = bisweilen.

*10 Die Sichel an eines andern Ernte legen.

Frz.: L'on ne doit pas mettre la faulx en autrui ble.

*11 Die Sichel hat auf (ist in) einen Stein getroffen (gegangen).

*12 Er ist wie eine Sichel (gewachsen).

Frz.: Il est fait comme un Z.

*13 Ich will eine Sichel, und er gibt mir eine Hacke.

*14 Sein Sichel am heiligen Acker aufschlagen. - Nigrinus, Vorr. Bl. 31a.

*15 Seine Sichel in einen fremden Schnitt setzen.

*16 Seine Sichel schneidet nicht mehr.


Sichelhenke.

Vor Sichelhenke ist kein Tanz.

Die Ernte muss erst vorüber sein, ehe man das Erntefest feiert. In Schwaben wird der Bartholomäustag vorzugsweise zur Abhaltung der Sichelhenke oder des Erntefestes gewählt. Sobald man alles Korn eingeheimst hat, ist es Brauch, einen Schmaus zu geben, welcher in manchen schwäbischen Ortschaften "Sichelhenkel", an andern "Schnitthahn", in Schwäbisch-Hall "Niederfallet" heisst. Man bäckt Brotkuchen dazu, die mit Rahm dick bestrichen sind und "Beete" oder "Beetle" genannt werden, kocht zweitens Fleisch und gibt Wein oder Bier zu trinken. Nachmittags ist Musik und Tanz; und gewöhnlich kommen noch andere Lustbarkeiten, wie Hammeltänze, Hut- und Hahnentänze vor. Bei den Deutschböhmen wird dieser Schmaus, den sie "Sichellege" oder "Haberkranz" nennen, stets am Sonntag nach Beendigung des Schnitts gehalten; und im nördlichen Deutschland, wo er "Erntebier" oder "Erntekranz" u. s. w. heisst, findet er meist schon an demselben Tage statt, wo das letzte Fuder Getreide eingebracht worden ist. Der letzte Erntewagen wird mit Baumzweigen und Feldblumen geschmückt, Schnitter und Schnitterinnen sind bekränzt und bebändert, sogar die Sicheln, Trinkgefässe, selbst die Peitsche des einfahrenden Knechts mit Blumen umwunden. Man zieht mit Sang und Klang nach Hause, um den betreffenden Bauer den mit Aehren gewundenen, mit Wintergrün und Dreifaltigkeitsblumen geschmückten Erntekranz zu überreichen und das Fest mit einem Tanz zu beschliessen. (Vgl. Deutsche Erntefestgebräuche in der Illustr. Zeitung vom 24. Aug. 1867, Nr. 1260, S. 127.)


Sicher.

1 Es ist niemand so sicher, dass er nicht fehlen könnte.

Holl.: Niemand zoo zeker of hij kan missen. (Bohn I, 335.)

[Spaltenumbruch] 2 Es ist niemand so sicher, er fürchtet seinen Schaden.

Dän.: Hvo er saa vis at hand ei redes sin skade. (Prov. dan., 564.)

3 Je sicherer, je besser.

Frz.: Deux suretes valent mieux qu'une, et le trop en cela ne fut jamais perdu. (Leroux, II, 214.)

4 Nichts ist sicherer als der Tod, nichts unsicherer als die Stunde.

Holl.: Niets is zekerder dan de dood, niets onzekerder dan het uur. (Harrebomee, II, 354a.)

5 Nu sind wi säker, säd' de Voss, un sett't sik achter 'n Marlhalm1. - Hoefer, 361.

1) Langer Gras- oder Binsenhalm. (S. Schulen.)

Holl.: Dat luwt een beetje, zei de reiger, en hij zat achter eene bies. (Harrebomee, I, 43.)

6 Säker is säker, segt de Baur un schitt sich in de Hosen. - Hoefer, 185; Schlingmann, 221.

7 Sicherer ist besser.

" ... Wir würden uns daher den Trost des alten Sprichworts zu Gemüthe ziehen: Sicherer ist besser." (Niederschles. Zeitung, 1872, Nr. 153.)

Schwed.: Bäst at taga det säkra för det osäkra. (Wensell, 11.)

8 So sicher geht niemand, er tritt einmal fehl.

Holl.: Niemand gaat zoo zeker, of hij doet wel eenen mistred. (Harrebomee, II, 344a.)

9 Vogel Sicher ist leicht zu fangen.

It.: O che lieve e in gannar chi s' assicura.

10 Wer in Nummer Sicher ist, kann der Gefahr gut zusehen.

Lat.: E terra spectare naufragium. (Binder I, 442; II, 913.)

*11 Auf Nummer Sicher sitzen. - Lohrengel, II, 463.

*12 Das ist so sicher wie ein Dreck im Fischnetz.

Holl.: Dat is zoo zeker als een scheet in een netje. (Harrebomee, II, 245a.)

*13 Dat is so seeker as twe mal twe ver sünd, na Folkert Krey sein Rekenbok. - Kern, 113.

Folkert Krey, Schullehrer zu Buttfrede im Harlingerland, gab 1738 ein Rechenbuch heraus, welches lange Zeit in ostfriesischen Schulen gebraucht und das noch 1839 in 15. Auflage von Hoffmann in Blersum besorgt wurde.

*14 Er geht (spielt) Nummer Sicher. - Eiselein, 568; Simrock, 9512.

Frz.: Il a mange du pain du roi. (Lendroy, 1136.)

*15 Er hat es so sicher wie seine Finger.

In Bengalen sagt man von etwas, das man als besonders sicher bezeichnen will: So sicher wie ein mit einem Baobabseil angebundener Elefant. Die faserige und starke Rinde des Affenbrotbaums oder Baobabs (Adansonia digitata) liefert ein treffliches Material zu Tauen. (Ausland, 1868, Nr. 32, S. 761.)

*16 Er ist auf (in) Nummer Sicher. - Braun, I, 4091.

Im Gefängniss.

*17 Er ist so sicher wie die londoner Bank.

*18 Er ist so sicher wie die Maus im Kornhaufen.

*19 Er ist so sicher wie in der Kirche. - Kirchhofer, 88, 92; Eiselein, 376.

Wer wohl versorgt und vor aller Gefahr oder Verführung gesichert ist. Aus dem Jus Asyli entlehnt, nach welchem jeder, der an eine geweihte Stätte floh, nicht weggenommen werden konnte, wenn er auch ein noch so grosses Verbrechen begangen hatte.

Lat.: In portu navigare. - Pergama non tristia incolere. - Salem vehens dormis. (Seybold, 247, 436 u. 537.)

*20 Es isch so sicher wie im en Ofe. - Sutermeister, 49.

*21 Es isch so sicher wie uf em Glärnisch obe. - Sutermeister, 49.

*22 Sicher wie die Maus bei der Katze. - Parömiakon, 3232.

*23 Sicher wie eine Taube vorm Geier. - Parömiakon, 3231.

*24 So sicher wie Amen in der Kirche.

*25 So sicher wie die Bank von Amsterdam. - Breslauer Zeitung, 1865, S. 1913.

*26 So sicher wie eine Forelle unter zehn Hechten.

*27 So sicher wie eine Laus zwischen zwei Daumen. - Körte, 3721.


Sicherheit.

1 Doppelte Sicherheit schadet nicht.

Frz.: Deux sauretes valent mieux qu'une. (Cahier, 1671.)

2 Ohne Sicherheit gibt es kein Gut.

Frz.: Qui n'a seurete n'a nul bien. (Leroux, II, 303.)

3 Sicherheit bringt Herzeleid.

[Spaltenumbruch]
Sichel.

1 Brauch deiner sichel für dein getraide vnd schnitt, vnd sorge nicht für frembde hendel.Henisch, 483, 41; Petri, II, 51.

2 De Sechel schniet de Dong1 af. (Siegen.) – Firmenich, I, 519, 5.

1) Das Butterbrot; nach der Ernte wird kein Vesperbrot mehr verabreicht.

3 Eine Sichel im Sack, Stroh im Schuh und eine Maid am Fenster gucken immer hervor.

Schwed.: Syl i en säck, stråå i en skov, och sjökian i fönstret, de låta gierna (gerna) see sig. (Grubb, 777.)

4 Es soll keiner seine sichel in frembden schnitt anlegen.Henisch, 1210, 65; Petri, II, 297.

Dän.: Man skal ei baere segel i anden mands korn. (Bohn I, 388.)

Frz.: Il met sa faucille dans la moisson d'autrui. (Bohn I, 23.)

Holl.: De sikkelin eens ander koorn slaan. (Bohn I, 307.) – Hij slaat zijne zeissen in eens andermans koren. (Harrebomée, II, 498a.)

5 Man soll sein Sichel nicht in ander Leut Korn schlagen.Lehmann, 16, 34.

Fremdes Eigenthum, die Arbeiten anderer unrechtmässigerweise ausbeuten.

Dän.: Man skal ei bære segel i andens korn. (Prov. dan., 355.)

6 Sichel und Sense gehen nicht auf die gemeine Markweide.Graf, 68, 41; Grimm, Rechtsalt., 122.

Weil es ohnehin oft an Weideland fehlte, so durfte auf der Almende, die den berechtigten Mitgliedern der Gemeinde Weide für ihr Vieh bot, niemand Gras schneiden. Sense und Sichel sind nur für Culturland, für Getreidefelder und Wiesen bestimmt.

7 Wenn du in das Land der Aehren reisest, so nimm dir eine Sichel mit. (Abyssinien.)

8 Wer mit silberner Sichel mäht, macht doppelte Garben.

9 Wo de Süggeln1 im Sacke sittet, doa stieket so wanehr2. (Westf.)

1) Auch Süggel, Süwwel = Schusterpfriem, hochdeutsch = Sichel, Säge.

2) Wanehr = bisweilen.

*10 Die Sichel an eines andern Ernte legen.

Frz.: L'on ne doit pas mettre la faulx en autrui blé.

*11 Die Sichel hat auf (ist in) einen Stein getroffen (gegangen).

*12 Er ist wie eine Sichel (gewachsen).

Frz.: Il est fait comme un Z.

*13 Ich will eine Sichel, und er gibt mir eine Hacke.

*14 Sein Sichel am heiligen Acker aufschlagen.Nigrinus, Vorr. Bl. 31a.

*15 Seine Sichel in einen fremden Schnitt setzen.

*16 Seine Sichel schneidet nicht mehr.


Sichelhenke.

Vor Sichelhenke ist kein Tanz.

Die Ernte muss erst vorüber sein, ehe man das Erntefest feiert. In Schwaben wird der Bartholomäustag vorzugsweise zur Abhaltung der Sichelhenke oder des Erntefestes gewählt. Sobald man alles Korn eingeheimst hat, ist es Brauch, einen Schmaus zu geben, welcher in manchen schwäbischen Ortschaften „Sichelhenkel“, an andern „Schnitthahn“, in Schwäbisch-Hall „Niederfallet“ heisst. Man bäckt Brotkuchen dazu, die mit Rahm dick bestrichen sind und „Beete“ oder „Beetle“ genannt werden, kocht zweitens Fleisch und gibt Wein oder Bier zu trinken. Nachmittags ist Musik und Tanz; und gewöhnlich kommen noch andere Lustbarkeiten, wie Hammeltänze, Hut- und Hahnentänze vor. Bei den Deutschböhmen wird dieser Schmaus, den sie „Sichellege“ oder „Haberkranz“ nennen, stets am Sonntag nach Beendigung des Schnitts gehalten; und im nördlichen Deutschland, wo er „Erntebier“ oder „Erntekranz“ u. s. w. heisst, findet er meist schon an demselben Tage statt, wo das letzte Fuder Getreide eingebracht worden ist. Der letzte Erntewagen wird mit Baumzweigen und Feldblumen geschmückt, Schnitter und Schnitterinnen sind bekränzt und bebändert, sogar die Sicheln, Trinkgefässe, selbst die Peitsche des einfahrenden Knechts mit Blumen umwunden. Man zieht mit Sang und Klang nach Hause, um den betreffenden Bauer den mit Aehren gewundenen, mit Wintergrün und Dreifaltigkeitsblumen geschmückten Erntekranz zu überreichen und das Fest mit einem Tanz zu beschliessen. (Vgl. Deutsche Erntefestgebräuche in der Illustr. Zeitung vom 24. Aug. 1867, Nr. 1260, S. 127.)


Sicher.

1 Es ist niemand so sicher, dass er nicht fehlen könnte.

Holl.: Niemand zoo zeker of hij kan missen. (Bohn I, 335.)

[Spaltenumbruch] 2 Es ist niemand so sicher, er fürchtet seinen Schaden.

Dän.: Hvo er saa vis at hand ei redes sin skade. (Prov. dan., 564.)

3 Je sicherer, je besser.

Frz.: Deux suretés valent mieux qu'une, et le trop en cela ne fut jamais perdu. (Leroux, II, 214.)

4 Nichts ist sicherer als der Tod, nichts unsicherer als die Stunde.

Holl.: Niets is zekerder dan de dood, niets onzekerder dan het uur. (Harrebomée, II, 354a.)

5 Nu sind wi säker, säd' de Voss, un sett't sik achter 'n Marlhalm1.Hoefer, 361.

1) Langer Gras- oder Binsenhalm. (S. Schulen.)

Holl.: Dat luwt een beetje, zei de reiger, en hij zat achter eene bies. (Harrebomée, I, 43.)

6 Säker is säker, segt de Bûr un schitt sich in de Hosen.Hoefer, 185; Schlingmann, 221.

7 Sicherer ist besser.

„ ... Wir würden uns daher den Trost des alten Sprichworts zu Gemüthe ziehen: Sicherer ist besser.“ (Niederschles. Zeitung, 1872, Nr. 153.)

Schwed.: Bäst at taga det säkra för det osäkra. (Wensell, 11.)

8 So sicher geht niemand, er tritt einmal fehl.

Holl.: Niemand gaat zoo zeker, of hij doet wel eenen mistred. (Harrebomée, II, 344a.)

9 Vogel Sicher ist leicht zu fangen.

It.: O che lieve è in gannar chi s' assicura.

10 Wer in Nummer Sicher ist, kann der Gefahr gut zusehen.

Lat.: E terra spectare naufragium. (Binder I, 442; II, 913.)

*11 Auf Nummer Sicher sitzen.Lohrengel, II, 463.

*12 Das ist so sicher wie ein Dreck im Fischnetz.

Holl.: Dat is zoo zeker als een scheet in een netje. (Harrebomée, II, 245a.)

*13 Dat is so seeker as twê mal twê vêr sünd, na Folkert Krey sîn Rekenbôk.Kern, 113.

Folkert Krey, Schullehrer zu Buttfrede im Harlingerland, gab 1738 ein Rechenbuch heraus, welches lange Zeit in ostfriesischen Schulen gebraucht und das noch 1839 in 15. Auflage von Hoffmann in Blersum besorgt wurde.

*14 Er geht (spielt) Nummer Sicher.Eiselein, 568; Simrock, 9512.

Frz.: Il a mangé du pain du roi. (Lendroy, 1136.)

*15 Er hat es so sicher wie seine Finger.

In Bengalen sagt man von etwas, das man als besonders sicher bezeichnen will: So sicher wie ein mit einem Baobabseil angebundener Elefant. Die faserige und starke Rinde des Affenbrotbaums oder Baobabs (Adansonia digitata) liefert ein treffliches Material zu Tauen. (Ausland, 1868, Nr. 32, S. 761.)

*16 Er ist auf (in) Nummer Sicher.Braun, I, 4091.

Im Gefängniss.

*17 Er ist so sicher wie die londoner Bank.

*18 Er ist so sicher wie die Maus im Kornhaufen.

*19 Er ist so sicher wie in der Kirche.Kirchhofer, 88, 92; Eiselein, 376.

Wer wohl versorgt und vor aller Gefahr oder Verführung gesichert ist. Aus dem Jus Asyli entlehnt, nach welchem jeder, der an eine geweihte Stätte floh, nicht weggenommen werden konnte, wenn er auch ein noch so grosses Verbrechen begangen hatte.

Lat.: In portu navigare. – Pergama non tristia incolere. – Salem vehens dormis. (Seybold, 247, 436 u. 537.)

*20 Es isch so sicher wie im en Ofe.Sutermeister, 49.

*21 Es isch so sicher wie uf em Glärnisch obe.Sutermeister, 49.

*22 Sicher wie die Maus bei der Katze.Parömiakon, 3232.

*23 Sicher wie eine Taube vorm Geier.Parömiakon, 3231.

*24 So sicher wie Amen in der Kirche.

*25 So sicher wie die Bank von Amsterdam.Breslauer Zeitung, 1865, S. 1913.

*26 So sicher wie eine Forelle unter zehn Hechten.

*27 So sicher wie eine Laus zwischen zwei Daumen.Körte, 3721.


Sicherheit.

1 Doppelte Sicherheit schadet nicht.

Frz.: Deux sûretés valent mieux qu'une. (Cahier, 1671.)

2 Ohne Sicherheit gibt es kein Gut.

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[[275]/0281] Sichel. 1 Brauch deiner sichel für dein getraide vnd schnitt, vnd sorge nicht für frembde hendel. – Henisch, 483, 41; Petri, II, 51. 2 De Sechel schniet de Dong1 af. (Siegen.) – Firmenich, I, 519, 5. 1) Das Butterbrot; nach der Ernte wird kein Vesperbrot mehr verabreicht. 3 Eine Sichel im Sack, Stroh im Schuh und eine Maid am Fenster gucken immer hervor. Schwed.: Syl i en säck, stråå i en skov, och sjökian i fönstret, de låta gierna (gerna) see sig. (Grubb, 777.) 4 Es soll keiner seine sichel in frembden schnitt anlegen. – Henisch, 1210, 65; Petri, II, 297. Dän.: Man skal ei baere segel i anden mands korn. (Bohn I, 388.) Frz.: Il met sa faucille dans la moisson d'autrui. (Bohn I, 23.) Holl.: De sikkelin eens ander koorn slaan. (Bohn I, 307.) – Hij slaat zijne zeissen in eens andermans koren. (Harrebomée, II, 498a.) 5 Man soll sein Sichel nicht in ander Leut Korn schlagen. – Lehmann, 16, 34. Fremdes Eigenthum, die Arbeiten anderer unrechtmässigerweise ausbeuten. Dän.: Man skal ei bære segel i andens korn. (Prov. dan., 355.) 6 Sichel und Sense gehen nicht auf die gemeine Markweide. – Graf, 68, 41; Grimm, Rechtsalt., 122. Weil es ohnehin oft an Weideland fehlte, so durfte auf der Almende, die den berechtigten Mitgliedern der Gemeinde Weide für ihr Vieh bot, niemand Gras schneiden. Sense und Sichel sind nur für Culturland, für Getreidefelder und Wiesen bestimmt. 7 Wenn du in das Land der Aehren reisest, so nimm dir eine Sichel mit. (Abyssinien.) 8 Wer mit silberner Sichel mäht, macht doppelte Garben. 9 Wo de Süggeln1 im Sacke sittet, doa stieket so wanehr2. (Westf.) 1) Auch Süggel, Süwwel = Schusterpfriem, hochdeutsch = Sichel, Säge. 2) Wanehr = bisweilen. *10 Die Sichel an eines andern Ernte legen. Frz.: L'on ne doit pas mettre la faulx en autrui blé. *11 Die Sichel hat auf (ist in) einen Stein getroffen (gegangen). *12 Er ist wie eine Sichel (gewachsen). Frz.: Il est fait comme un Z. *13 Ich will eine Sichel, und er gibt mir eine Hacke. *14 Sein Sichel am heiligen Acker aufschlagen. – Nigrinus, Vorr. Bl. 31a. *15 Seine Sichel in einen fremden Schnitt setzen. *16 Seine Sichel schneidet nicht mehr. Sichelhenke. Vor Sichelhenke ist kein Tanz. Die Ernte muss erst vorüber sein, ehe man das Erntefest feiert. In Schwaben wird der Bartholomäustag vorzugsweise zur Abhaltung der Sichelhenke oder des Erntefestes gewählt. Sobald man alles Korn eingeheimst hat, ist es Brauch, einen Schmaus zu geben, welcher in manchen schwäbischen Ortschaften „Sichelhenkel“, an andern „Schnitthahn“, in Schwäbisch-Hall „Niederfallet“ heisst. Man bäckt Brotkuchen dazu, die mit Rahm dick bestrichen sind und „Beete“ oder „Beetle“ genannt werden, kocht zweitens Fleisch und gibt Wein oder Bier zu trinken. Nachmittags ist Musik und Tanz; und gewöhnlich kommen noch andere Lustbarkeiten, wie Hammeltänze, Hut- und Hahnentänze vor. Bei den Deutschböhmen wird dieser Schmaus, den sie „Sichellege“ oder „Haberkranz“ nennen, stets am Sonntag nach Beendigung des Schnitts gehalten; und im nördlichen Deutschland, wo er „Erntebier“ oder „Erntekranz“ u. s. w. heisst, findet er meist schon an demselben Tage statt, wo das letzte Fuder Getreide eingebracht worden ist. Der letzte Erntewagen wird mit Baumzweigen und Feldblumen geschmückt, Schnitter und Schnitterinnen sind bekränzt und bebändert, sogar die Sicheln, Trinkgefässe, selbst die Peitsche des einfahrenden Knechts mit Blumen umwunden. Man zieht mit Sang und Klang nach Hause, um den betreffenden Bauer den mit Aehren gewundenen, mit Wintergrün und Dreifaltigkeitsblumen geschmückten Erntekranz zu überreichen und das Fest mit einem Tanz zu beschliessen. (Vgl. Deutsche Erntefestgebräuche in der Illustr. Zeitung vom 24. Aug. 1867, Nr. 1260, S. 127.) Sicher. 1 Es ist niemand so sicher, dass er nicht fehlen könnte. Holl.: Niemand zoo zeker of hij kan missen. (Bohn I, 335.) 2 Es ist niemand so sicher, er fürchtet seinen Schaden. Dän.: Hvo er saa vis at hand ei redes sin skade. (Prov. dan., 564.) 3 Je sicherer, je besser. Frz.: Deux suretés valent mieux qu'une, et le trop en cela ne fut jamais perdu. (Leroux, II, 214.) 4 Nichts ist sicherer als der Tod, nichts unsicherer als die Stunde. Holl.: Niets is zekerder dan de dood, niets onzekerder dan het uur. (Harrebomée, II, 354a.) 5 Nu sind wi säker, säd' de Voss, un sett't sik achter 'n Marlhalm1. – Hoefer, 361. 1) Langer Gras- oder Binsenhalm. (S. Schulen.) Holl.: Dat luwt een beetje, zei de reiger, en hij zat achter eene bies. (Harrebomée, I, 43.) 6 Säker is säker, segt de Bûr un schitt sich in de Hosen. – Hoefer, 185; Schlingmann, 221. 7 Sicherer ist besser. „ ... Wir würden uns daher den Trost des alten Sprichworts zu Gemüthe ziehen: Sicherer ist besser.“ (Niederschles. Zeitung, 1872, Nr. 153.) Schwed.: Bäst at taga det säkra för det osäkra. (Wensell, 11.) 8 So sicher geht niemand, er tritt einmal fehl. Holl.: Niemand gaat zoo zeker, of hij doet wel eenen mistred. (Harrebomée, II, 344a.) 9 Vogel Sicher ist leicht zu fangen. It.: O che lieve è in gannar chi s' assicura. 10 Wer in Nummer Sicher ist, kann der Gefahr gut zusehen. Lat.: E terra spectare naufragium. (Binder I, 442; II, 913.) *11 Auf Nummer Sicher sitzen. – Lohrengel, II, 463. *12 Das ist so sicher wie ein Dreck im Fischnetz. Holl.: Dat is zoo zeker als een scheet in een netje. (Harrebomée, II, 245a.) *13 Dat is so seeker as twê mal twê vêr sünd, na Folkert Krey sîn Rekenbôk. – Kern, 113. Folkert Krey, Schullehrer zu Buttfrede im Harlingerland, gab 1738 ein Rechenbuch heraus, welches lange Zeit in ostfriesischen Schulen gebraucht und das noch 1839 in 15. Auflage von Hoffmann in Blersum besorgt wurde. *14 Er geht (spielt) Nummer Sicher. – Eiselein, 568; Simrock, 9512. Frz.: Il a mangé du pain du roi. (Lendroy, 1136.) *15 Er hat es so sicher wie seine Finger. In Bengalen sagt man von etwas, das man als besonders sicher bezeichnen will: So sicher wie ein mit einem Baobabseil angebundener Elefant. Die faserige und starke Rinde des Affenbrotbaums oder Baobabs (Adansonia digitata) liefert ein treffliches Material zu Tauen. (Ausland, 1868, Nr. 32, S. 761.) *16 Er ist auf (in) Nummer Sicher. – Braun, I, 4091. Im Gefängniss. *17 Er ist so sicher wie die londoner Bank. *18 Er ist so sicher wie die Maus im Kornhaufen. *19 Er ist so sicher wie in der Kirche. – Kirchhofer, 88, 92; Eiselein, 376. Wer wohl versorgt und vor aller Gefahr oder Verführung gesichert ist. Aus dem Jus Asyli entlehnt, nach welchem jeder, der an eine geweihte Stätte floh, nicht weggenommen werden konnte, wenn er auch ein noch so grosses Verbrechen begangen hatte. Lat.: In portu navigare. – Pergama non tristia incolere. – Salem vehens dormis. (Seybold, 247, 436 u. 537.) *20 Es isch so sicher wie im en Ofe. – Sutermeister, 49. *21 Es isch so sicher wie uf em Glärnisch obe. – Sutermeister, 49. *22 Sicher wie die Maus bei der Katze. – Parömiakon, 3232. *23 Sicher wie eine Taube vorm Geier. – Parömiakon, 3231. *24 So sicher wie Amen in der Kirche. *25 So sicher wie die Bank von Amsterdam. – Breslauer Zeitung, 1865, S. 1913. *26 So sicher wie eine Forelle unter zehn Hechten. *27 So sicher wie eine Laus zwischen zwei Daumen. – Körte, 3721. Sicherheit. 1 Doppelte Sicherheit schadet nicht. Frz.: Deux sûretés valent mieux qu'une. (Cahier, 1671.) 2 Ohne Sicherheit gibt es kein Gut. Frz.: Qui n'a seureté n'a nul bien. (Leroux, II, 303.) 3 Sicherheit bringt Herzeleid.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [275]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/281>, abgerufen am 28.03.2024.