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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] 45 Singen kann man im Verein, aber sprechen nur allein.

46 Singen kannst du? sing'! Springen? spring'! Treib', was du kannst, das ist ein fein Ding! - Simrock, 9545.

47 Singen, Schlingen und Spielen gefällt gar vielen.

Die Finnen: Gesungen sind die Worte zärtlicher, gespielt die Lieder hübscher. (Bertram, 71.)

48 Singen un feideln kann jedwed, säd' de Fohrmann, aberst floiten, dat is 'ne Kunst, da schullen sein Peier stallen. (Hamburg.) - Hoefer, 376; Peik, 125.

49 Singen und Blasen macht einen dürren Hals. - Tappert, 6.

50 Singen und Sagen und Kalbeshäut nähren gar viel dummer Leut'.

51 Singen und Tanzen hindern nicht vorwärts zu kommen.

Frz. Schweiz: Bein tsanta et bin danhii ne gravon pas d'avanhii. (Schweiz, II, 242, 43.)

52 Singen und wenig schlingen macht dürren Hals. - Simrock, 9538.

53 Singen vertreibt Hunger und Sorgen, aber nur auf kurze Zeit.

It.: Chi canta i suoi mali spaventa. (Bohn I, 78.)

Span.: Quien canta sus males espanta. (Bohn I, 247.)

54 Singen vnd fechten, bulen vnd rechten, trincken auss vollem Geschirr macht manchen Weisen irr. - Henisch, 1030, 25; Petri, II, 526.

55 Singen wil im glass springen. - Franck, II, 66b; Henisch, 1627, 27; Lehmann, II, 569, 87; Simrock, 9537.

56 So lang mer singt, ist d' Kirch net aus. - Michel, 277; Nefflen, 466.

So lange die Sache noch nicht entschieden ist, lässt sich Gewisses nicht darüber sagen; so lange noch darüber unter- oder verhandelt wird, darf man die Hoffnung nicht aufgeben.

57 Süss gesungen hat Schlangen bezwungen.

58 Vel singe, wenig schlinge makt e hungrige Bauk. - Hochdeutsch bei Frischbier2, 3506.

Viel singen und wenig schlingen macht einen hungrigen Bauch.

59 Viel singen, wenig denken. (Lübeck.)

Die Finnen: Das Singen ist leichter, aber das Lesen für die Seele besser. (Bertram, 71.)

60 Veil Singen und wink Schlingen macht an (einen) dirren Hols. (Schles.) - Gomolcke, 1051; Frommann, III, 408, 327.

"Mit einem Worte, ich sag, dass ich mich mit'm besolbt hatte, denn seine Lusung woar: viel singen, wing schlingen macht an dirren Hals." (Keller, 161a.)

61 Von Singen und von Sagen kann man nichts zu Tische tragen. - Eiselein, 568; Simrock, 9540; Braun, I, 4103.

62 Was man durch Singen gewonnen, ist bald durch die Kehle verronnen.

Frz.: Ce qu'on gagne par le gosier s'en va par le gosier. (Cahier, 816.)

63 Was man sich selber singt, gefällt am besten.

Dän.: Den glaeder sig meest, som selv quaeder. (Bohn I, 354; Prov. dan., 241.)

64 Wenn man singt: Uns ist ein Kindlein geboren, hat die Gans (Rübe) den Geschmack verloren. - Boebel, 68.

65 Wenn mi singt vom hilligen Gest, so gelt de Wet dat allermest. (Insel Fehmarn.) - Blum, 257.

Der Weizen gilt zu Pfingsten am meisten, weil noch kein neuer da ist.

66 Wenn se senge: Komm helleger Gess, dann ess de Nuth am allermess. (Bedburg.)

67 Wenn wir singet: Kum hillige Geist, kostet de Gairst1 am allermeist. (Köln.) - Boebel, 63.

1) An andern Orten der Roggen.

68 Wer bass singt und trinkt und wirbt, den lehrt die Erfahrung, selbst der grimmste Kater stirbt doch am sauern Harung.

Inschrift am Weinkeller des neuen berliner Rathhauses.

69 Wer einmal falsch gesungen, muss vor dem andern mal sich hüten.

Span.: Cantar mal y porfiar. (Bohn I, 208.)

[Spaltenumbruch] 70 Wer einmal singt, muss lebenslang weinen.

Aus der Spitzbubensprache entlehnt, weil vor Angst singen in derselben so viel heisst, als auf die Folter kommen und bekennen.

71 Wer fröhlich singt, sein Leid bezwingt.

72 Wer früh sang, dem wurde der Tag zu lang. - Schles. Provinzialbl., 1873, S. 273.

73 Wer im Singen zu hoch anfängt, kommt nicht aus. - Simrock, 9543; Körte, 5558; Braun, I, 4104.

74 Wer immer singt und immer tanzt, treibt ein Handwerk, das ihn wenig vorwärts bringt.

75 Wer nicht singen kann, der rede. - Luther's Ms., 12.

76 Wer nicht singen kann, mag pfeifen (oder: muss trillern). - Eiselein, 568; Simrock, 9542; Braun, I, 4106.

77 Wer nicht tief singen kann, taugt nicht in den Himmel. - Parömiakon, 2621.

Gegen Dünkel, Anmassung, Stolz. Der Ton liegt auf: tief.

78 Wer nur singt den alten Ton, bekommt nur alten Lohn. - Simrock, 10401.

"Wer sich eigensinnig gegen verbessernde Neuerungen auflehnt; wer nach dem alten Schlendrian fortarbeitet, sich keine Mühe geben will, sich mit den Fortschritten der neuern Zeit bekannt zu machen; wer sich nicht in die Zeit schicken will, der muss sich auch die Folgen dieses Eigensinns und dieser Thorheit gefallen lassen." (Wagner.)

79 Wer schlecht singt, singt viel. - Tappert, 6.

80 Wer singen kann, der singe; wer springen kann, der springe. - Petri, II, 765.

81 Wer singen soll, bekommt leicht Halsschmerzen.

Poln.: Boli gardlo, spiewac darmo. (Lompa, 6.)

82 Wer singen vnnd lachen kan, der erschreckt sein vnglück. - Lehmann, 211, 46.

83 Wer singen will und nicht kann, dem soll man Dreck ins Maul werfen.

84 Wer singt cras, cras als wie ein Rab', der bleibt ein Narr bis an sein Grab. - Hertz, 66.

85 Wer singt cras, cras, der richtet nimmer was.

86 Wer sol singen, dann ders kan. - Franck, II, 114b; Petri, II, 767; Egenolff, 107a; Suringar, CLVII, 8; Eiselein, 568.

Lat.: Oportet remum ducere qui didicit. (Egeria, 107a; Seybold, 417.) - Remum ducat qui didicit. (Seybold, 527.)

87 Wer wil singen Ehr, Zucht vnd Lob, der bitte vmb ein züchtig Weib, sonst muss er singen wie offt er auch gerewet hat. - Petri, II, 781.

88 Wo man singt, da lass dich fröhlich nieder, segt de Baurjung, un set in Immenschwarm. (Selmsdorf in Mecklenburg-Strelitz.)

Kalisch (Volkskalender des Kladderadatsch, 1850, S. 19) hat parodirt: "Wo man raucht, da kannst du ruhig harren, böse Menschen haben nie Cigarren." Man hat auch gesagt: "Wo man lacht, kannst Rast du machen, Bösewichter wagen nicht zu lachen." Die Stelle, aus der der Spruch entlehnt ist, lautet in der Zeitung für die elegante Welt, 1804, Nr. 23, des unter dem Titel: "Die Gesänge" zuerst erschienenen Gedichts von Seume: "Wo man singet, lass dich ruhig nieder, ohne Furcht, was man im Lande glaubt; wo man singet, wird kein Mensch beraubt; Bösewichte haben keine Lieder", vgl. Büchmann, 8. Aufl., S. 4.

89 Wo man singt, da lass dich ruhig nieder, säd de Düwel, un satt't sik mit 'n Ors in 'n Immenschwarm. - Hoefer, 1067; Raabe, 103; Schlingmann, 392; Mecklenb. Kalender (Rostock 1864); Palleske, Kuddelmuddel (Stralsund 1863), S. 1.

90 Wo man singt ein heitres Lied, nichts Böses geschieht.

91 Wun em säinjt vum helige Geisst, da gält de Kiren det allermeisst. (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 23.

92 Wun em säinjt vum helige Geisst, det Kire verkeifen uch nüsst mi heisst. (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 24.

93 Zween können zusammen singen, aber nicht reden. - Heuseler, 325; Petri, II, 829; Einfälle, 286; Sailer, 337.

Einer muss reden, der andere hören. Luther pflegte so zu sagen, wenn ihm jemand in die Rede fiel.

*94 Alles, wat nich singe, nich bede kann, kömmt to ons. - Frischbier2, 3501.

Wenn der Bauer oder die Knechte mit einem neuangekommenen Mitknechte nicht zufrieden sind.

*95 Aus dem Singen ins Pfeifen kommen.

Auf etwas, das nicht zur Sache gehört.

*96 De kann singen un fläut't dato. (Pommern.)

Sehr geschickt, er kann sogar das Unmögliche.

[Spaltenumbruch] 45 Singen kann man im Verein, aber sprechen nur allein.

46 Singen kannst du? sing'! Springen? spring'! Treib', was du kannst, das ist ein fein Ding!Simrock, 9545.

47 Singen, Schlingen und Spielen gefällt gar vielen.

Die Finnen: Gesungen sind die Worte zärtlicher, gespielt die Lieder hübscher. (Bertram, 71.)

48 Singen un fîdeln kann jedwêd, säd' de Fohrmann, aberst floiten, dat is 'ne Kunst, da schullen sîn Pîer stallen. (Hamburg.) – Hoefer, 376; Peik, 125.

49 Singen und Blasen macht einen dürren Hals.Tappert, 6.

50 Singen und Sagen und Kalbeshäut nähren gar viel dummer Leut'.

51 Singen und Tanzen hindern nicht vorwärts zu kommen.

Frz. Schweiz: Bîn tsantâ et bin danhii ne grâvon pas d'avanhii. (Schweiz, II, 242, 43.)

52 Singen und wenig schlingen macht dürren Hals.Simrock, 9538.

53 Singen vertreibt Hunger und Sorgen, aber nur auf kurze Zeit.

It.: Chi canta i suoi mali spaventa. (Bohn I, 78.)

Span.: Quien canta sus males espanta. (Bohn I, 247.)

54 Singen vnd fechten, bulen vnd rechten, trincken auss vollem Geschirr macht manchen Weisen irr.Henisch, 1030, 25; Petri, II, 526.

55 Singen wil im glass springen.Franck, II, 66b; Henisch, 1627, 27; Lehmann, II, 569, 87; Simrock, 9537.

56 So lang mer singt, ist d' Kirch net aus.Michel, 277; Nefflen, 466.

So lange die Sache noch nicht entschieden ist, lässt sich Gewisses nicht darüber sagen; so lange noch darüber unter- oder verhandelt wird, darf man die Hoffnung nicht aufgeben.

57 Süss gesungen hat Schlangen bezwungen.

58 Vêl singe, wenig schlinge makt e hungrige Bûk. – Hochdeutsch bei Frischbier2, 3506.

Viel singen und wenig schlingen macht einen hungrigen Bauch.

59 Viel singen, wenig denken. (Lübeck.)

Die Finnen: Das Singen ist leichter, aber das Lesen für die Seele besser. (Bertram, 71.)

60 Vîl Singen und wink Schlingen macht an (einen) dirren Hols. (Schles.) – Gomolcke, 1051; Frommann, III, 408, 327.

„Mit einem Worte, ich sag, dass ich mich mit'm besolbt hatte, denn seine Lusung woar: viel singen, wing schlingen macht an dirren Hals.“ (Keller, 161a.)

61 Von Singen und von Sagen kann man nichts zu Tische tragen.Eiselein, 568; Simrock, 9540; Braun, I, 4103.

62 Was man durch Singen gewonnen, ist bald durch die Kehle verronnen.

Frz.: Ce qu'on gagne par le gosier s'en va par le gosier. (Cahier, 816.)

63 Was man sich selber singt, gefällt am besten.

Dän.: Den glæder sig meest, som selv quæder. (Bohn I, 354; Prov. dan., 241.)

64 Wenn man singt: Uns ist ein Kindlein geboren, hat die Gans (Rübe) den Geschmack verloren.Boebel, 68.

65 Wenn mi singt vom hilligen Gêst, so gelt de Wêt dat allermêst. (Insel Fehmarn.) – Blum, 257.

Der Weizen gilt zu Pfingsten am meisten, weil noch kein neuer da ist.

66 Wenn se senge: Komm helleger Gêss, dann ess de Nuth am allermêss. (Bedburg.)

67 Wenn wir singet: Kum hillige Geist, kostet de Gairst1 am allermeist. (Köln.) – Boebel, 63.

1) An andern Orten der Roggen.

68 Wer bass singt und trinkt und wirbt, den lehrt die Erfahrung, selbst der grimmste Kater stirbt doch am sauern Harung.

Inschrift am Weinkeller des neuen berliner Rathhauses.

69 Wer einmal falsch gesungen, muss vor dem andern mal sich hüten.

Span.: Cantar mal y porfiar. (Bohn I, 208.)

[Spaltenumbruch] 70 Wer einmal singt, muss lebenslang weinen.

Aus der Spitzbubensprache entlehnt, weil vor Angst singen in derselben so viel heisst, als auf die Folter kommen und bekennen.

71 Wer fröhlich singt, sein Leid bezwingt.

72 Wer früh sang, dem wurde der Tag zu lang.Schles. Provinzialbl., 1873, S. 273.

73 Wer im Singen zu hoch anfängt, kommt nicht aus.Simrock, 9543; Körte, 5558; Braun, I, 4104.

74 Wer immer singt und immer tanzt, treibt ein Handwerk, das ihn wenig vorwärts bringt.

75 Wer nicht singen kann, der rede.Luther's Ms., 12.

76 Wer nicht singen kann, mag pfeifen (oder: muss trillern).Eiselein, 568; Simrock, 9542; Braun, I, 4106.

77 Wer nicht tief singen kann, taugt nicht in den Himmel.Parömiakon, 2621.

Gegen Dünkel, Anmassung, Stolz. Der Ton liegt auf: tief.

78 Wer nur singt den alten Ton, bekommt nur alten Lohn.Simrock, 10401.

„Wer sich eigensinnig gegen verbessernde Neuerungen auflehnt; wer nach dem alten Schlendrian fortarbeitet, sich keine Mühe geben will, sich mit den Fortschritten der neuern Zeit bekannt zu machen; wer sich nicht in die Zeit schicken will, der muss sich auch die Folgen dieses Eigensinns und dieser Thorheit gefallen lassen.“ (Wagner.)

79 Wer schlecht singt, singt viel.Tappert, 6.

80 Wer singen kann, der singe; wer springen kann, der springe.Petri, II, 765.

81 Wer singen soll, bekommt leicht Halsschmerzen.

Poln.: Boli gardło, spiéwać darmo. (Lompa, 6.)

82 Wer singen vnnd lachen kan, der erschreckt sein vnglück.Lehmann, 211, 46.

83 Wer singen will und nicht kann, dem soll man Dreck ins Maul werfen.

84 Wer singt cras, cras als wie ein Rab', der bleibt ein Narr bis an sein Grab.Hertz, 66.

85 Wer singt cras, cras, der richtet nimmer was.

86 Wer sol singen, dann ders kan.Franck, II, 114b; Petri, II, 767; Egenolff, 107a; Suringar, CLVII, 8; Eiselein, 568.

Lat.: Oportet remum ducere qui didicit. (Egeria, 107a; Seybold, 417.) – Remum ducat qui didicit. (Seybold, 527.)

87 Wer wil singen Ehr, Zucht vnd Lob, der bitte vmb ein züchtig Weib, sonst muss er singen wie offt er auch gerewet hat.Petri, II, 781.

88 Wo man singt, da lass dich fröhlich nieder, segt de Bûrjung, un set in Immenschwarm. (Selmsdorf in Mecklenburg-Strelitz.)

Kalisch (Volkskalender des Kladderadatsch, 1850, S. 19) hat parodirt: „Wo man raucht, da kannst du ruhig harren, böse Menschen haben nie Cigarren.“ Man hat auch gesagt: „Wo man lacht, kannst Rast du machen, Bösewichter wagen nicht zu lachen.“ Die Stelle, aus der der Spruch entlehnt ist, lautet in der Zeitung für die elegante Welt, 1804, Nr. 23, des unter dem Titel: „Die Gesänge“ zuerst erschienenen Gedichts von Seume: „Wo man singet, lass dich ruhig nieder, ohne Furcht, was man im Lande glaubt; wo man singet, wird kein Mensch beraubt; Bösewichte haben keine Lieder“, vgl. Büchmann, 8. Aufl., S. 4.

89 Wo man singt, da lass dich ruhig nieder, säd de Düwel, un satt't sik mit 'n Ors in 'n Immenschwarm.Hoefer, 1067; Raabe, 103; Schlingmann, 392; Mecklenb. Kalender (Rostock 1864); Palleske, Kuddelmuddel (Stralsund 1863), S. 1.

90 Wo man singt ein heitres Lied, nichts Böses geschieht.

91 Wun em säinjt vum helige Gîsst, dâ gält de Kiren det allermîsst. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 23.

92 Wun em säinjt vum helige Gîsst, det Kire verkîfen uch nüsst mi hîsst. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 24.

93 Zween können zusammen singen, aber nicht reden.Heuseler, 325; Petri, II, 829; Einfälle, 286; Sailer, 337.

Einer muss reden, der andere hören. Luther pflegte so zu sagen, wenn ihm jemand in die Rede fiel.

*94 Alles, wat nich singe, nich bede kann, kömmt to ons.Frischbier2, 3501.

Wenn der Bauer oder die Knechte mit einem neuangekommenen Mitknechte nicht zufrieden sind.

*95 Aus dem Singen ins Pfeifen kommen.

Auf etwas, das nicht zur Sache gehört.

*96 De kann singen un fläut't datô. (Pommern.)

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[[284]/0290] 45 Singen kann man im Verein, aber sprechen nur allein. 46 Singen kannst du? sing'! Springen? spring'! Treib', was du kannst, das ist ein fein Ding! – Simrock, 9545. 47 Singen, Schlingen und Spielen gefällt gar vielen. Die Finnen: Gesungen sind die Worte zärtlicher, gespielt die Lieder hübscher. (Bertram, 71.) 48 Singen un fîdeln kann jedwêd, säd' de Fohrmann, aberst floiten, dat is 'ne Kunst, da schullen sîn Pîer stallen. (Hamburg.) – Hoefer, 376; Peik, 125. 49 Singen und Blasen macht einen dürren Hals. – Tappert, 6. 50 Singen und Sagen und Kalbeshäut nähren gar viel dummer Leut'. 51 Singen und Tanzen hindern nicht vorwärts zu kommen. Frz. Schweiz: Bîn tsantâ et bin danhii ne grâvon pas d'avanhii. (Schweiz, II, 242, 43.) 52 Singen und wenig schlingen macht dürren Hals. – Simrock, 9538. 53 Singen vertreibt Hunger und Sorgen, aber nur auf kurze Zeit. It.: Chi canta i suoi mali spaventa. (Bohn I, 78.) Span.: Quien canta sus males espanta. (Bohn I, 247.) 54 Singen vnd fechten, bulen vnd rechten, trincken auss vollem Geschirr macht manchen Weisen irr. – Henisch, 1030, 25; Petri, II, 526. 55 Singen wil im glass springen. – Franck, II, 66b; Henisch, 1627, 27; Lehmann, II, 569, 87; Simrock, 9537. 56 So lang mer singt, ist d' Kirch net aus. – Michel, 277; Nefflen, 466. So lange die Sache noch nicht entschieden ist, lässt sich Gewisses nicht darüber sagen; so lange noch darüber unter- oder verhandelt wird, darf man die Hoffnung nicht aufgeben. 57 Süss gesungen hat Schlangen bezwungen. 58 Vêl singe, wenig schlinge makt e hungrige Bûk. – Hochdeutsch bei Frischbier2, 3506. Viel singen und wenig schlingen macht einen hungrigen Bauch. 59 Viel singen, wenig denken. (Lübeck.) Die Finnen: Das Singen ist leichter, aber das Lesen für die Seele besser. (Bertram, 71.) 60 Vîl Singen und wink Schlingen macht an (einen) dirren Hols. (Schles.) – Gomolcke, 1051; Frommann, III, 408, 327. „Mit einem Worte, ich sag, dass ich mich mit'm besolbt hatte, denn seine Lusung woar: viel singen, wing schlingen macht an dirren Hals.“ (Keller, 161a.) 61 Von Singen und von Sagen kann man nichts zu Tische tragen. – Eiselein, 568; Simrock, 9540; Braun, I, 4103. 62 Was man durch Singen gewonnen, ist bald durch die Kehle verronnen. Frz.: Ce qu'on gagne par le gosier s'en va par le gosier. (Cahier, 816.) 63 Was man sich selber singt, gefällt am besten. Dän.: Den glæder sig meest, som selv quæder. (Bohn I, 354; Prov. dan., 241.) 64 Wenn man singt: Uns ist ein Kindlein geboren, hat die Gans (Rübe) den Geschmack verloren. – Boebel, 68. 65 Wenn mi singt vom hilligen Gêst, so gelt de Wêt dat allermêst. (Insel Fehmarn.) – Blum, 257. Der Weizen gilt zu Pfingsten am meisten, weil noch kein neuer da ist. 66 Wenn se senge: Komm helleger Gêss, dann ess de Nuth am allermêss. (Bedburg.) 67 Wenn wir singet: Kum hillige Geist, kostet de Gairst1 am allermeist. (Köln.) – Boebel, 63. 1) An andern Orten der Roggen. 68 Wer bass singt und trinkt und wirbt, den lehrt die Erfahrung, selbst der grimmste Kater stirbt doch am sauern Harung. Inschrift am Weinkeller des neuen berliner Rathhauses. 69 Wer einmal falsch gesungen, muss vor dem andern mal sich hüten. Span.: Cantar mal y porfiar. (Bohn I, 208.) 70 Wer einmal singt, muss lebenslang weinen. Aus der Spitzbubensprache entlehnt, weil vor Angst singen in derselben so viel heisst, als auf die Folter kommen und bekennen. 71 Wer fröhlich singt, sein Leid bezwingt. 72 Wer früh sang, dem wurde der Tag zu lang. – Schles. Provinzialbl., 1873, S. 273. 73 Wer im Singen zu hoch anfängt, kommt nicht aus. – Simrock, 9543; Körte, 5558; Braun, I, 4104. 74 Wer immer singt und immer tanzt, treibt ein Handwerk, das ihn wenig vorwärts bringt. 75 Wer nicht singen kann, der rede. – Luther's Ms., 12. 76 Wer nicht singen kann, mag pfeifen (oder: muss trillern). – Eiselein, 568; Simrock, 9542; Braun, I, 4106. 77 Wer nicht tief singen kann, taugt nicht in den Himmel. – Parömiakon, 2621. Gegen Dünkel, Anmassung, Stolz. Der Ton liegt auf: tief. 78 Wer nur singt den alten Ton, bekommt nur alten Lohn. – Simrock, 10401. „Wer sich eigensinnig gegen verbessernde Neuerungen auflehnt; wer nach dem alten Schlendrian fortarbeitet, sich keine Mühe geben will, sich mit den Fortschritten der neuern Zeit bekannt zu machen; wer sich nicht in die Zeit schicken will, der muss sich auch die Folgen dieses Eigensinns und dieser Thorheit gefallen lassen.“ (Wagner.) 79 Wer schlecht singt, singt viel. – Tappert, 6. 80 Wer singen kann, der singe; wer springen kann, der springe. – Petri, II, 765. 81 Wer singen soll, bekommt leicht Halsschmerzen. Poln.: Boli gardło, spiéwać darmo. (Lompa, 6.) 82 Wer singen vnnd lachen kan, der erschreckt sein vnglück. – Lehmann, 211, 46. 83 Wer singen will und nicht kann, dem soll man Dreck ins Maul werfen. 84 Wer singt cras, cras als wie ein Rab', der bleibt ein Narr bis an sein Grab. – Hertz, 66. 85 Wer singt cras, cras, der richtet nimmer was. 86 Wer sol singen, dann ders kan. – Franck, II, 114b; Petri, II, 767; Egenolff, 107a; Suringar, CLVII, 8; Eiselein, 568. Lat.: Oportet remum ducere qui didicit. (Egeria, 107a; Seybold, 417.) – Remum ducat qui didicit. (Seybold, 527.) 87 Wer wil singen Ehr, Zucht vnd Lob, der bitte vmb ein züchtig Weib, sonst muss er singen wie offt er auch gerewet hat. – Petri, II, 781. 88 Wo man singt, da lass dich fröhlich nieder, segt de Bûrjung, un set in Immenschwarm. (Selmsdorf in Mecklenburg-Strelitz.) Kalisch (Volkskalender des Kladderadatsch, 1850, S. 19) hat parodirt: „Wo man raucht, da kannst du ruhig harren, böse Menschen haben nie Cigarren.“ Man hat auch gesagt: „Wo man lacht, kannst Rast du machen, Bösewichter wagen nicht zu lachen.“ Die Stelle, aus der der Spruch entlehnt ist, lautet in der Zeitung für die elegante Welt, 1804, Nr. 23, des unter dem Titel: „Die Gesänge“ zuerst erschienenen Gedichts von Seume: „Wo man singet, lass dich ruhig nieder, ohne Furcht, was man im Lande glaubt; wo man singet, wird kein Mensch beraubt; Bösewichte haben keine Lieder“, vgl. Büchmann, 8. Aufl., S. 4. 89 Wo man singt, da lass dich ruhig nieder, säd de Düwel, un satt't sik mit 'n Ors in 'n Immenschwarm. – Hoefer, 1067; Raabe, 103; Schlingmann, 392; Mecklenb. Kalender (Rostock 1864); Palleske, Kuddelmuddel (Stralsund 1863), S. 1. 90 Wo man singt ein heitres Lied, nichts Böses geschieht. 91 Wun em säinjt vum helige Gîsst, dâ gält de Kiren det allermîsst. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 23. 92 Wun em säinjt vum helige Gîsst, det Kire verkîfen uch nüsst mi hîsst. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 24. 93 Zween können zusammen singen, aber nicht reden. – Heuseler, 325; Petri, II, 829; Einfälle, 286; Sailer, 337. Einer muss reden, der andere hören. Luther pflegte so zu sagen, wenn ihm jemand in die Rede fiel. *94 Alles, wat nich singe, nich bede kann, kömmt to ons. – Frischbier2, 3501. Wenn der Bauer oder die Knechte mit einem neuangekommenen Mitknechte nicht zufrieden sind. *95 Aus dem Singen ins Pfeifen kommen. Auf etwas, das nicht zur Sache gehört. *96 De kann singen un fläut't datô. (Pommern.) Sehr geschickt, er kann sogar das Unmögliche.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [284]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/290>, abgerufen am 24.04.2024.