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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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Vorrede.



Als ich im Juni 1873 das Begleitwort zum dritten Bande des Deutschen Sprichwörter-Lexikon schrieb, hoffte ich, das Werk mit dem vierten Bande beschliessen zu können; aber die Berechnungen haben getäuscht, und alle Bemühungen, den angewachsenen Stoff noch mehr zusammenzudrängen, haben sich erfolglos erwiesen. So warm mein Interesse an der Arbeit ist, so beschleicht mich doch, nachdem ich seit dem Jahre 1862 täglich mindestens zwölf Stunden von der Herausgabe des Werks in Anspruch genommen bin, das Gefühl der Ermüdung; und es konnte niemand den Abschluss lebhafter wünschen als ich selbst. Wenn ich nun aber mit Freunden, welche das Deutsche Sprichwörter-Lexikon seit seinem Erscheinen mit Theilnahme begleitet haben, die Frage besprach, ob es wünschenswerth sei, das Werk mit dem vierten Bande zu schliessen, und den übrigen Stoff für eine etwaige neue Auflage aufzubewahren, oder es in der bisherigen Vollständigkeit ohne Ausscheidungen zu Ende zu führen, so entschieden sie sich stets und einstimmig für den letztern Fall.

Und so ist denn dieser vierte Band in derselben Vollständigkeit wie die frühern bearbeitet worden, wobei es unmöglich war, damit zu schliessen. Es ist noch ein Theil des Buchstaben W mit den sehr starken Artikeln Weib, Wein, Welt, Wolf u. a., und der Buchstabe Z für den fünften oder Schlussband übrig geblieben. In diesen letztern müssen ausserdem ferner alle die seit Beginn des Drucks eingegangenen Sprichwörter, soweit sie dem bereits gedruckten Theil der Buchstabenfolge angehören, und alle diejenigen kommen, die etwa in der Literatur übersehen worden waren.

Der hier vorliegende vierte Band, zu dessen Herausgabe abermals drei Jahre erforderlich gewesen sind, enthält, wie jeder der frühern Bände, in runder Zahl wieder 45000 deutsche und 15000 sinnverwandte fremde Sprichwörter.

Das Quellenverzeichniss weist abermals eine Anzahl Schriften nach, aus denen geschöpft worden ist. Mit all diesem Schöpfen ist aber unsere Literatur bei weitem nicht ausgebeutet. Ja ich möchte sagen, wenn das Deutsche Sprichwörter-Lexikon vollendet sein wird, dann dürfte erst der eigentliche Anfang zur Sammlung des deutschen Sprichwörterschatzes gemacht sein! Es wird einer besondern Zeitschrift, wie eine solche längst an der Zeit gewesen wäre, auch von mir schon vor länger als dreissig Jahren im Allgemeinen Anzeiger der Deutschen (Gotha) vorgeschlagen worden ist, bedürfen, in der ein Verein von Sprichwörterfreunden, welche jährlich bestimmte deutsche Schriften behufs der Sammlung von Sprichwörtern lesen, die Ausbeute niederlegt, und in der ebenso die Sammlungen aus dem Volksmunde festgehalten werden.

Wenn mir von einer Seite der Vorwurf gemacht worden ist, unsere classischen Schriftsteller zu wenig berücksichtigt zu haben, so wird man aus dem hier Gesagten ersehen, dass, wie ich selbst bedauere, unsere Literatur noch zu wenig sprichwörtlich ausgebeutet ist. Wer aber nicht unbillig ist, wird auch begreifen, dass eine einzelne Kraft dies nicht ausführen kann. Ich hatte mir gedacht, dass einer im Laufe einiger Jahre die Werke Schiller's, ein anderer die von Goethe, Lessing u. a. läse, die Sprichwörter mit den Belegstellen auszöge und das Ergebniss in einer Zeitschrift veröffentlichte, wenn nicht vorgezogen würde, diese Arbeit als eigene Schrift erscheinen zu lassen. Die meiste Ausbeute würde aber wol die Literatur des 16. Jahrhunderts, würden die Chroniken, Postillen u. dgl. liefern.

Man hat dann auch getadelt, dass ich die sogenannten "geflügelten Worte" nicht entweder ganz ausgeschieden oder vollständiger benutzt habe. Ich halte diesen Vorwurf für unbegründet, da die Grenze zwischen "geflügeltem Wort" und Sprichwort nicht festgestellt ist und auch gar nicht festgestellt werden kann. Büchmann selbst sagt in der Vorrede zu seinen "Geflügelten Worten" (erste Auflage, S. 8): "Citat und Sprichwort gehen vielfach ineinander über. Der Schriftsteller benutzt ein Sprichwort, und dies ritt von da ab im Gewande des Citats auf; das Citat wird so volksthümlich, dass des Schriftstellers, von dem es ausgeht, nicht ferner gedacht wird, und es bekommt so den Charakter eines Sprichworts. Es ist oft zwischen ihnen kaum zu unterscheiden."

Vorrede.



Als ich im Juni 1873 das Begleitwort zum dritten Bande des Deutschen Sprichwörter-Lexikon schrieb, hoffte ich, das Werk mit dem vierten Bande beschliessen zu können; aber die Berechnungen haben getäuscht, und alle Bemühungen, den angewachsenen Stoff noch mehr zusammenzudrängen, haben sich erfolglos erwiesen. So warm mein Interesse an der Arbeit ist, so beschleicht mich doch, nachdem ich seit dem Jahre 1862 täglich mindestens zwölf Stunden von der Herausgabe des Werks in Anspruch genommen bin, das Gefühl der Ermüdung; und es konnte niemand den Abschluss lebhafter wünschen als ich selbst. Wenn ich nun aber mit Freunden, welche das Deutsche Sprichwörter-Lexikon seit seinem Erscheinen mit Theilnahme begleitet haben, die Frage besprach, ob es wünschenswerth sei, das Werk mit dem vierten Bande zu schliessen, und den übrigen Stoff für eine etwaige neue Auflage aufzubewahren, oder es in der bisherigen Vollständigkeit ohne Ausscheidungen zu Ende zu führen, so entschieden sie sich stets und einstimmig für den letztern Fall.

Und so ist denn dieser vierte Band in derselben Vollständigkeit wie die frühern bearbeitet worden, wobei es unmöglich war, damit zu schliessen. Es ist noch ein Theil des Buchstaben W mit den sehr starken Artikeln Weib, Wein, Welt, Wolf u. a., und der Buchstabe Z für den fünften oder Schlussband übrig geblieben. In diesen letztern müssen ausserdem ferner alle die seit Beginn des Drucks eingegangenen Sprichwörter, soweit sie dem bereits gedruckten Theil der Buchstabenfolge angehören, und alle diejenigen kommen, die etwa in der Literatur übersehen worden waren.

Der hier vorliegende vierte Band, zu dessen Herausgabe abermals drei Jahre erforderlich gewesen sind, enthält, wie jeder der frühern Bände, in runder Zahl wieder 45000 deutsche und 15000 sinnverwandte fremde Sprichwörter.

Das Quellenverzeichniss weist abermals eine Anzahl Schriften nach, aus denen geschöpft worden ist. Mit all diesem Schöpfen ist aber unsere Literatur bei weitem nicht ausgebeutet. Ja ich möchte sagen, wenn das Deutsche Sprichwörter-Lexikon vollendet sein wird, dann dürfte erst der eigentliche Anfang zur Sammlung des deutschen Sprichwörterschatzes gemacht sein! Es wird einer besondern Zeitschrift, wie eine solche längst an der Zeit gewesen wäre, auch von mir schon vor länger als dreissig Jahren im Allgemeinen Anzeiger der Deutschen (Gotha) vorgeschlagen worden ist, bedürfen, in der ein Verein von Sprichwörterfreunden, welche jährlich bestimmte deutsche Schriften behufs der Sammlung von Sprichwörtern lesen, die Ausbeute niederlegt, und in der ebenso die Sammlungen aus dem Volksmunde festgehalten werden.

Wenn mir von einer Seite der Vorwurf gemacht worden ist, unsere classischen Schriftsteller zu wenig berücksichtigt zu haben, so wird man aus dem hier Gesagten ersehen, dass, wie ich selbst bedauere, unsere Literatur noch zu wenig sprichwörtlich ausgebeutet ist. Wer aber nicht unbillig ist, wird auch begreifen, dass eine einzelne Kraft dies nicht ausführen kann. Ich hatte mir gedacht, dass einer im Laufe einiger Jahre die Werke Schiller's, ein anderer die von Goethe, Lessing u. a. läse, die Sprichwörter mit den Belegstellen auszöge und das Ergebniss in einer Zeitschrift veröffentlichte, wenn nicht vorgezogen würde, diese Arbeit als eigene Schrift erscheinen zu lassen. Die meiste Ausbeute würde aber wol die Literatur des 16. Jahrhunderts, würden die Chroniken, Postillen u. dgl. liefern.

Man hat dann auch getadelt, dass ich die sogenannten „geflügelten Worte“ nicht entweder ganz ausgeschieden oder vollständiger benutzt habe. Ich halte diesen Vorwurf für unbegründet, da die Grenze zwischen „geflügeltem Wort“ und Sprichwort nicht festgestellt ist und auch gar nicht festgestellt werden kann. Büchmann selbst sagt in der Vorrede zu seinen „Geflügelten Worten“ (erste Auflage, S. 8): „Citat und Sprichwort gehen vielfach ineinander über. Der Schriftsteller benutzt ein Sprichwort, und dies ritt von da ab im Gewande des Citats auf; das Citat wird so volksthümlich, dass des Schriftstellers, von dem es ausgeht, nicht ferner gedacht wird, und es bekommt so den Charakter eines Sprichworts. Es ist oft zwischen ihnen kaum zu unterscheiden.“

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [V]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/3>, abgerufen am 29.03.2024.