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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] 9 Spanien ist der Mund von Europa. - Deutsche Romanzeitung, III, 46, 791; Hesekiel, 44.

Auch die Städte haben ihre charakteristischen Beifügungen. So heisst Valladolid die adeliche, Saragossa spottweis die vergnügte, weil die Einwohner sehr melancholisch sind und es dort viel Irrenanstalten gibt, Gibraltar der Schlüssel zu Spanien, Cadix das spanische Alles, Sevilla die schöne Kaufmannsfrau.

10 Spanien kann die ganze Welt mit Generalen versorgen. - Hesekiel, 44; Beiche, 221.

Der Artikel findet aber auf ausländischem Markte keinen Absatz, was vielleicht daher kommt, dass sich unter seinen vielen Generalen nicht ein einziger findet, der das Land von fremden Eindringlingen säubern und etwas Ordnung schaffen kann.

11 Spanien wäre ein schönes (reiches) Land, wenn es keine Spanier drin gäbe.

"Die Tüchtigkeit Barcelonas wirkt auf unsere Stimmung wie eine grosse, männliche That, inmitten einer universellen Erbärmlichkeit. Wir sehen hier, was Spanien sein könnte, wenn es keine Spanier gäbe." (Bilder aus Barcelona von E. Eckstein in der Allgem. Familienzeitung, Stuttgart 1873, Nr. 11, S. 1549.)

12 Spaniens drei Ritterorden heissen; der von Alcantara, der Edle, wegen der strengen Adelsproben; der von Calatrava, der Galante, weil die Ritter sehr jung eintreten müssen; der von Sanct-Jakob, der Reiche, wegen seiner Menge von Commenden. - Hesekiel, 45.

13 Wenn Spanien so viel Menschen hätte als Frankreich, und Frankreich so viel Pferde als Spanien, so wäre beiden geholfen. - Beiche, 221; Berckenmeyer, 38; Deutsche Romanzeitung, III, 46, 791.

Sprichwörtliche Klage über die schlechte Bevölkerung Spaniens, die auch bis auf unsere Zeit bei weitem nicht ihre naturgemässe Höhe erreicht hat und bei den häufigen, beinah ununterbrochenen Bürgerkriegen auch schwerlich bald erreichen wird, zumal das Land noch mit Klöstern bedeckt ist.

14 Wenn's in Spanien brennt, so brennt's vier Tage.

15 Wer in Spanien will essen, muss seine Küche bei sich führen.

*16 Wenn Spanien Castagnetten schlägt. (S. Italien 12.)


Spanier.

1 Der Spanier gleicht (seiner Erscheinung nach) dem Teufel, der Italiener ist ein Mann, der Franzose ist wie ein Weib, der Brite wie ein Engel, der Deutsche wie eine Säule.

Lat.: Hispanus velut diabolus, Italus velut vir, Gallus velut femina, Anglus velut Angelus, Germanus velut statua. (Witzfunken, VIIIa, 118.)

2 Der Spanier hat einen Schusssegen, aber keinen Busssegen.

" ...Es möcht mir sonst gehn wie den Spanier, der, wie die Sachsen sagen, ein Schusssegen hat, aber kein Busssegen, da ihn der Hoffmann mit dem Fäustling vber den Coball abschmiss." (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 473.)

3 Der Spanier ist (in Glaubenssachen) abergläubisch, der Deutsche religiös, der Franzose eifrig, der Engländer andächtig, der Italiener ceremoniös.

4 Der Spanier ist (in Berathung) behutsam, der Italiener bedenklich, der Franzose vorschnell, der Brite unvorsichtig, der Deutsche unschlüssig.

Lat.: Hispanus cautus, Italus considerans, Gallus praeceps, Anglus imprudens, Germanus tardus.

5 Der Spanier ist (in seiner Kleidung) bescheiden, der Italiener düster, der Franzose wandelbar, der Brite stolz, der Deutsche nachäffisch.

Lat.: Hispanus modestus, Italus lugubris, Gallus Proteus, Anglus superbus, Germanus simius.

6 Der Spanier ist (in Bezug auf Speise und Trank) dürftig, der Italiener mässig, der Franzose speist köstlich, der Brite liebt die Tafel, der Deutsche das Trinken.

Lat.: Hispanus fastidiosus, Italus sobrius, Gallus delicatus, Anglus galobus, Germanus ebrius. (Witzfunken, VIIa, 119.)

7 Der Spanier ist ein Cavalier.

So urtheilt der bescheidene Spanier über sich selbst, dagegen sagt er: Der Engländer ist ein Trunkenbold. Der Franzose ist ein Lumpenhund. Der Holländer ist ein Bauer. (Wächter am Erie.) (S. Streitsüchtig.)

[Spaltenumbruch] 8 Der Spanier ist (in Bezug auf Muth) ein Elefant, der Italiener ein Fuchs, der Franzose ein Adler, der Brite ein Löwe, der Deutsche ein Bär.

Lat.: Hispanus instar Elephantis, Italus instar Vulpis, Gallus instar Aquilae, Anglus instar Leonis, Germanus instar Ursi.

9 Der Spanier ist ein umgekehrter Franzose.

Im 17. Jahrhundert wurde dies auf folgende Weise bewiesen: "Der Franzose trägt die Haare lang, der Spanier kurz. Jener isst rasch und viel, dieser langsam und wenig. Der Franzose trägt das Gekochte eher auf, der Spanier das Gebratene. Der Franzose giesst Wasser in den Wein, der Spanier den Wein in das Wasser. Der Franzose spricht gern bei Tische, der Spanier schweigt. Der Franzose geht nach der Mahlzeit spazieren, der Spanier sitzt oder schläft. Der Franzose geht rasch, der Spanier langsam. Der französische Diener folgt seinem Herrn, der spanische geht voraus. Der Franzose hebt, um jemand zu sich zu winken, die Hand und führt sie gegen sein Gesicht, der Spanier senkt die seinige in diesem Fall und drückt sie niederwärts gegen die Füsse. Der Franzose bittet mit Demuth um Almosen, der Spanier mit Ernst und mit einer Würde, die an Anmassung grenzt. Der verarmte Franzose verkauft alles bis aufs Hemde, der Spanier das Hemde zuerst, bewahrt aber die Halskrause, den Degen und Mantel bis zuletzt. Der Franzose zieht morgens seinen Wams zuletzt an, der Spanier beginnt damit seinen Anzug. Der Franzose beginnt sein Zuknöpfen mit dem Halskragen (Collet) und schliesst mit dem Gürtel, der Spanier beginnt mit dem Gürtel und endigt mit dem Kragen oder der Halskrause." (Witzfunken, VIIIb, 73.)

10 Der Spanier ist (in Bezug auf Gemüthsart) ernst, der Deutsche freundlich, der Engländer launenhaft, der Franzose spöttisch, der Italiener einnehmend.

11 Der Spanier ist (in seinem Betragen) geringschätzig (wegwerfend), der Engländer hochmüthig, der Deutsche wohlwollend, der Franzose artig, der Italiener gesittet.

Eine ähnliche vergleichende Charakteristik haben die Zigeuner in ihren Sprichwörtern. Sie sagen: Der Welsche (Franzose) bringt Neues auf, der Sachse (Deutsche) macht dem Welschen nach; der Engländer ist prachtliebend, der Italiener ist Jude (d. i. knauserig), der Spanier kein Jude. Der Welsche liebt gute Kost, der Sachse lässt viel draufgehen, der Italiener isst wenig, der Spanier gibt nicht viel fürs Essen aus, der Engländer verfrisst und versäuft viel. Der Welsche macht viel Complimente, der Sachse ist ein herzlicher Mann, der Spanier ist gehorsam, der Engländer knechtisch, der Italiener ehrerbietig. Der Welsche ist höflich, der Sachse aufrichtig, der Engländer hochmüthig, der Spanier höhnisch, der Italiener manierlich.

12 Der Spanier ist (in Bezug auf Sitte und Charakter) gesetzt, der Italiener scherzhaft, der Franzose prahlerisch, der Brite mild, der Deutsche ernst.

Lat.: Hispanus gravis, Italus factus, Gallus ostentator, Anglus suavius, Germanus serius.

13 Der Spanier ist (in Bezug auf Religion) glaubensfest, der Italiener fromm, der Franzose eifrig, der Brite veränderlich, der Deutsche abergläubisch.

Lat.: Hispanus constans, Italus religiosus, Gallus zelosus, Anglus mutabilis, Germanus superstitiosus.

14 Der Spanier ist (in Bezug auf seinen Körper) grausam, der Italiener schwach, der Franzose behend, der Brite zärtlich, der Deutsche stark.

Lat.: Hispanus horrendus, Italus debilis, Gallus agilis, Anglus delicatus, Germanus robustus.

15 Der Spanier ist (dem Wuchse nach) klein, der Deutsche gross, der Engländer stattlich, der Franzose voll Anstand.

16 Der Spanier ist (in Bezug auf seine Kost) knickerig, der Deutsche durstig, der Engländer verschwenderisch, der Franzose wählerisch, der Italiener mässig.

17 Der Spanier ist (in Bezug auf Kleidung) sparsam, der Deutsche nachäffisch, der Engländer prächtig, der Franzose erfinderisch.

18 Der Spanier ist (in Bezug auf anvertraute Geheimnisse) stumm, der Italiener verschwiegen, der Franzose geschwätzig, der Brite treulos, der Deutsche vergesslich.

Lat.: Hispanus mutus, Italus taciturnus, Gallus garrulus, Anglus infidus, Germanus obliviosus.

[Spaltenumbruch] 9 Spanien ist der Mund von Europa.Deutsche Romanzeitung, III, 46, 791; Hesekiel, 44.

Auch die Städte haben ihre charakteristischen Beifügungen. So heisst Valladolid die adeliche, Saragossa spottweis die vergnügte, weil die Einwohner sehr melancholisch sind und es dort viel Irrenanstalten gibt, Gibraltar der Schlüssel zu Spanien, Cadix das spanische Alles, Sevilla die schöne Kaufmannsfrau.

10 Spanien kann die ganze Welt mit Generalen versorgen.Hesekiel, 44; Beiche, 221.

Der Artikel findet aber auf ausländischem Markte keinen Absatz, was vielleicht daher kommt, dass sich unter seinen vielen Generalen nicht ein einziger findet, der das Land von fremden Eindringlingen säubern und etwas Ordnung schaffen kann.

11 Spanien wäre ein schönes (reiches) Land, wenn es keine Spanier drin gäbe.

„Die Tüchtigkeit Barcelonas wirkt auf unsere Stimmung wie eine grosse, männliche That, inmitten einer universellen Erbärmlichkeit. Wir sehen hier, was Spanien sein könnte, wenn es keine Spanier gäbe.“ (Bilder aus Barcelona von E. Eckstein in der Allgem. Familienzeitung, Stuttgart 1873, Nr. 11, S. 1549.)

12 Spaniens drei Ritterorden heissen; der von Alcantara, der Edle, wegen der strengen Adelsproben; der von Calatrava, der Galante, weil die Ritter sehr jung eintreten müssen; der von Sanct-Jakob, der Reiche, wegen seiner Menge von Commenden.Hesekiel, 45.

13 Wenn Spanien so viel Menschen hätte als Frankreich, und Frankreich so viel Pferde als Spanien, so wäre beiden geholfen.Beiche, 221; Berckenmeyer, 38; Deutsche Romanzeitung, III, 46, 791.

Sprichwörtliche Klage über die schlechte Bevölkerung Spaniens, die auch bis auf unsere Zeit bei weitem nicht ihre naturgemässe Höhe erreicht hat und bei den häufigen, beinah ununterbrochenen Bürgerkriegen auch schwerlich bald erreichen wird, zumal das Land noch mit Klöstern bedeckt ist.

14 Wenn's in Spanien brennt, so brennt's vier Tage.

15 Wer in Spanien will essen, muss seine Küche bei sich führen.

*16 Wenn Spanien Castagnetten schlägt. (S. Italien 12.)


Spanier.

1 Der Spanier gleicht (seiner Erscheinung nach) dem Teufel, der Italiener ist ein Mann, der Franzose ist wie ein Weib, der Brite wie ein Engel, der Deutsche wie eine Säule.

Lat.: Hispanus velut diabolus, Italus velut vir, Gallus velut femina, Anglus velut Angelus, Germanus velut statua. (Witzfunken, VIIIa, 118.)

2 Der Spanier hat einen Schusssegen, aber keinen Busssegen.

„ ...Es möcht mir sonst gehn wie den Spanier, der, wie die Sachsen sagen, ein Schusssegen hat, aber kein Busssegen, da ihn der Hoffmann mit dem Fäustling vber den Coball abschmiss.“ (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 473.)

3 Der Spanier ist (in Glaubenssachen) abergläubisch, der Deutsche religiös, der Franzose eifrig, der Engländer andächtig, der Italiener ceremoniös.

4 Der Spanier ist (in Berathung) behutsam, der Italiener bedenklich, der Franzose vorschnell, der Brite unvorsichtig, der Deutsche unschlüssig.

Lat.: Hispanus cautus, Italus considerans, Gallus praeceps, Anglus imprudens, Germanus tardus.

5 Der Spanier ist (in seiner Kleidung) bescheiden, der Italiener düster, der Franzose wandelbar, der Brite stolz, der Deutsche nachäffisch.

Lat.: Hispanus modestus, Italus lugubris, Gallus Proteus, Anglus superbus, Germanus simius.

6 Der Spanier ist (in Bezug auf Speise und Trank) dürftig, der Italiener mässig, der Franzose speist köstlich, der Brite liebt die Tafel, der Deutsche das Trinken.

Lat.: Hispanus fastidiosus, Italus sobrius, Gallus delicatus, Anglus galobus, Germanus ebrius. (Witzfunken, VIIa, 119.)

7 Der Spanier ist ein Cavalier.

So urtheilt der bescheidene Spanier über sich selbst, dagegen sagt er: Der Engländer ist ein Trunkenbold. Der Franzose ist ein Lumpenhund. Der Holländer ist ein Bauer. (Wächter am Erie.) (S. Streitsüchtig.)

[Spaltenumbruch] 8 Der Spanier ist (in Bezug auf Muth) ein Elefant, der Italiener ein Fuchs, der Franzose ein Adler, der Brite ein Löwe, der Deutsche ein Bär.

Lat.: Hispanus instar Elephantis, Italus instar Vulpis, Gallus instar Aquilae, Anglus instar Leonis, Germanus instar Ursi.

9 Der Spanier ist ein umgekehrter Franzose.

Im 17. Jahrhundert wurde dies auf folgende Weise bewiesen: „Der Franzose trägt die Haare lang, der Spanier kurz. Jener isst rasch und viel, dieser langsam und wenig. Der Franzose trägt das Gekochte eher auf, der Spanier das Gebratene. Der Franzose giesst Wasser in den Wein, der Spanier den Wein in das Wasser. Der Franzose spricht gern bei Tische, der Spanier schweigt. Der Franzose geht nach der Mahlzeit spazieren, der Spanier sitzt oder schläft. Der Franzose geht rasch, der Spanier langsam. Der französische Diener folgt seinem Herrn, der spanische geht voraus. Der Franzose hebt, um jemand zu sich zu winken, die Hand und führt sie gegen sein Gesicht, der Spanier senkt die seinige in diesem Fall und drückt sie niederwärts gegen die Füsse. Der Franzose bittet mit Demuth um Almosen, der Spanier mit Ernst und mit einer Würde, die an Anmassung grenzt. Der verarmte Franzose verkauft alles bis aufs Hemde, der Spanier das Hemde zuerst, bewahrt aber die Halskrause, den Degen und Mantel bis zuletzt. Der Franzose zieht morgens seinen Wams zuletzt an, der Spanier beginnt damit seinen Anzug. Der Franzose beginnt sein Zuknöpfen mit dem Halskragen (Collet) und schliesst mit dem Gürtel, der Spanier beginnt mit dem Gürtel und endigt mit dem Kragen oder der Halskrause.“ (Witzfunken, VIIIb, 73.)

10 Der Spanier ist (in Bezug auf Gemüthsart) ernst, der Deutsche freundlich, der Engländer launenhaft, der Franzose spöttisch, der Italiener einnehmend.

11 Der Spanier ist (in seinem Betragen) geringschätzig (wegwerfend), der Engländer hochmüthig, der Deutsche wohlwollend, der Franzose artig, der Italiener gesittet.

Eine ähnliche vergleichende Charakteristik haben die Zigeuner in ihren Sprichwörtern. Sie sagen: Der Welsche (Franzose) bringt Neues auf, der Sachse (Deutsche) macht dem Welschen nach; der Engländer ist prachtliebend, der Italiener ist Jude (d. i. knauserig), der Spanier kein Jude. Der Welsche liebt gute Kost, der Sachse lässt viel draufgehen, der Italiener isst wenig, der Spanier gibt nicht viel fürs Essen aus, der Engländer verfrisst und versäuft viel. Der Welsche macht viel Complimente, der Sachse ist ein herzlicher Mann, der Spanier ist gehorsam, der Engländer knechtisch, der Italiener ehrerbietig. Der Welsche ist höflich, der Sachse aufrichtig, der Engländer hochmüthig, der Spanier höhnisch, der Italiener manierlich.

12 Der Spanier ist (in Bezug auf Sitte und Charakter) gesetzt, der Italiener scherzhaft, der Franzose prahlerisch, der Brite mild, der Deutsche ernst.

Lat.: Hispanus gravis, Italus factus, Gallus ostentator, Anglus suavius, Germanus serius.

13 Der Spanier ist (in Bezug auf Religion) glaubensfest, der Italiener fromm, der Franzose eifrig, der Brite veränderlich, der Deutsche abergläubisch.

Lat.: Hispanus constans, Italus religiosus, Gallus zelosus, Anglus mutabilis, Germanus superstitiosus.

14 Der Spanier ist (in Bezug auf seinen Körper) grausam, der Italiener schwach, der Franzose behend, der Brite zärtlich, der Deutsche stark.

Lat.: Hispanus horrendus, Italus debilis, Gallus agilis, Anglus delicatus, Germanus robustus.

15 Der Spanier ist (dem Wuchse nach) klein, der Deutsche gross, der Engländer stattlich, der Franzose voll Anstand.

16 Der Spanier ist (in Bezug auf seine Kost) knickerig, der Deutsche durstig, der Engländer verschwenderisch, der Franzose wählerisch, der Italiener mässig.

17 Der Spanier ist (in Bezug auf Kleidung) sparsam, der Deutsche nachäffisch, der Engländer prächtig, der Franzose erfinderisch.

18 Der Spanier ist (in Bezug auf anvertraute Geheimnisse) stumm, der Italiener verschwiegen, der Franzose geschwätzig, der Brite treulos, der Deutsche vergesslich.

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[[324]/0330] 9 Spanien ist der Mund von Europa. – Deutsche Romanzeitung, III, 46, 791; Hesekiel, 44. Auch die Städte haben ihre charakteristischen Beifügungen. So heisst Valladolid die adeliche, Saragossa spottweis die vergnügte, weil die Einwohner sehr melancholisch sind und es dort viel Irrenanstalten gibt, Gibraltar der Schlüssel zu Spanien, Cadix das spanische Alles, Sevilla die schöne Kaufmannsfrau. 10 Spanien kann die ganze Welt mit Generalen versorgen. – Hesekiel, 44; Beiche, 221. Der Artikel findet aber auf ausländischem Markte keinen Absatz, was vielleicht daher kommt, dass sich unter seinen vielen Generalen nicht ein einziger findet, der das Land von fremden Eindringlingen säubern und etwas Ordnung schaffen kann. 11 Spanien wäre ein schönes (reiches) Land, wenn es keine Spanier drin gäbe. „Die Tüchtigkeit Barcelonas wirkt auf unsere Stimmung wie eine grosse, männliche That, inmitten einer universellen Erbärmlichkeit. Wir sehen hier, was Spanien sein könnte, wenn es keine Spanier gäbe.“ (Bilder aus Barcelona von E. Eckstein in der Allgem. Familienzeitung, Stuttgart 1873, Nr. 11, S. 1549.) 12 Spaniens drei Ritterorden heissen; der von Alcantara, der Edle, wegen der strengen Adelsproben; der von Calatrava, der Galante, weil die Ritter sehr jung eintreten müssen; der von Sanct-Jakob, der Reiche, wegen seiner Menge von Commenden. – Hesekiel, 45. 13 Wenn Spanien so viel Menschen hätte als Frankreich, und Frankreich so viel Pferde als Spanien, so wäre beiden geholfen. – Beiche, 221; Berckenmeyer, 38; Deutsche Romanzeitung, III, 46, 791. Sprichwörtliche Klage über die schlechte Bevölkerung Spaniens, die auch bis auf unsere Zeit bei weitem nicht ihre naturgemässe Höhe erreicht hat und bei den häufigen, beinah ununterbrochenen Bürgerkriegen auch schwerlich bald erreichen wird, zumal das Land noch mit Klöstern bedeckt ist. 14 Wenn's in Spanien brennt, so brennt's vier Tage. 15 Wer in Spanien will essen, muss seine Küche bei sich führen. *16 Wenn Spanien Castagnetten schlägt. (S. Italien 12.) Spanier. 1 Der Spanier gleicht (seiner Erscheinung nach) dem Teufel, der Italiener ist ein Mann, der Franzose ist wie ein Weib, der Brite wie ein Engel, der Deutsche wie eine Säule. Lat.: Hispanus velut diabolus, Italus velut vir, Gallus velut femina, Anglus velut Angelus, Germanus velut statua. (Witzfunken, VIIIa, 118.) 2 Der Spanier hat einen Schusssegen, aber keinen Busssegen. „ ...Es möcht mir sonst gehn wie den Spanier, der, wie die Sachsen sagen, ein Schusssegen hat, aber kein Busssegen, da ihn der Hoffmann mit dem Fäustling vber den Coball abschmiss.“ (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 473.) 3 Der Spanier ist (in Glaubenssachen) abergläubisch, der Deutsche religiös, der Franzose eifrig, der Engländer andächtig, der Italiener ceremoniös. 4 Der Spanier ist (in Berathung) behutsam, der Italiener bedenklich, der Franzose vorschnell, der Brite unvorsichtig, der Deutsche unschlüssig. Lat.: Hispanus cautus, Italus considerans, Gallus praeceps, Anglus imprudens, Germanus tardus. 5 Der Spanier ist (in seiner Kleidung) bescheiden, der Italiener düster, der Franzose wandelbar, der Brite stolz, der Deutsche nachäffisch. Lat.: Hispanus modestus, Italus lugubris, Gallus Proteus, Anglus superbus, Germanus simius. 6 Der Spanier ist (in Bezug auf Speise und Trank) dürftig, der Italiener mässig, der Franzose speist köstlich, der Brite liebt die Tafel, der Deutsche das Trinken. Lat.: Hispanus fastidiosus, Italus sobrius, Gallus delicatus, Anglus galobus, Germanus ebrius. (Witzfunken, VIIa, 119.) 7 Der Spanier ist ein Cavalier. So urtheilt der bescheidene Spanier über sich selbst, dagegen sagt er: Der Engländer ist ein Trunkenbold. Der Franzose ist ein Lumpenhund. Der Holländer ist ein Bauer. (Wächter am Erie.) (S. Streitsüchtig.) 8 Der Spanier ist (in Bezug auf Muth) ein Elefant, der Italiener ein Fuchs, der Franzose ein Adler, der Brite ein Löwe, der Deutsche ein Bär. Lat.: Hispanus instar Elephantis, Italus instar Vulpis, Gallus instar Aquilae, Anglus instar Leonis, Germanus instar Ursi. 9 Der Spanier ist ein umgekehrter Franzose. Im 17. Jahrhundert wurde dies auf folgende Weise bewiesen: „Der Franzose trägt die Haare lang, der Spanier kurz. Jener isst rasch und viel, dieser langsam und wenig. Der Franzose trägt das Gekochte eher auf, der Spanier das Gebratene. Der Franzose giesst Wasser in den Wein, der Spanier den Wein in das Wasser. Der Franzose spricht gern bei Tische, der Spanier schweigt. Der Franzose geht nach der Mahlzeit spazieren, der Spanier sitzt oder schläft. Der Franzose geht rasch, der Spanier langsam. Der französische Diener folgt seinem Herrn, der spanische geht voraus. Der Franzose hebt, um jemand zu sich zu winken, die Hand und führt sie gegen sein Gesicht, der Spanier senkt die seinige in diesem Fall und drückt sie niederwärts gegen die Füsse. Der Franzose bittet mit Demuth um Almosen, der Spanier mit Ernst und mit einer Würde, die an Anmassung grenzt. Der verarmte Franzose verkauft alles bis aufs Hemde, der Spanier das Hemde zuerst, bewahrt aber die Halskrause, den Degen und Mantel bis zuletzt. Der Franzose zieht morgens seinen Wams zuletzt an, der Spanier beginnt damit seinen Anzug. Der Franzose beginnt sein Zuknöpfen mit dem Halskragen (Collet) und schliesst mit dem Gürtel, der Spanier beginnt mit dem Gürtel und endigt mit dem Kragen oder der Halskrause.“ (Witzfunken, VIIIb, 73.) 10 Der Spanier ist (in Bezug auf Gemüthsart) ernst, der Deutsche freundlich, der Engländer launenhaft, der Franzose spöttisch, der Italiener einnehmend. 11 Der Spanier ist (in seinem Betragen) geringschätzig (wegwerfend), der Engländer hochmüthig, der Deutsche wohlwollend, der Franzose artig, der Italiener gesittet. Eine ähnliche vergleichende Charakteristik haben die Zigeuner in ihren Sprichwörtern. Sie sagen: Der Welsche (Franzose) bringt Neues auf, der Sachse (Deutsche) macht dem Welschen nach; der Engländer ist prachtliebend, der Italiener ist Jude (d. i. knauserig), der Spanier kein Jude. Der Welsche liebt gute Kost, der Sachse lässt viel draufgehen, der Italiener isst wenig, der Spanier gibt nicht viel fürs Essen aus, der Engländer verfrisst und versäuft viel. Der Welsche macht viel Complimente, der Sachse ist ein herzlicher Mann, der Spanier ist gehorsam, der Engländer knechtisch, der Italiener ehrerbietig. Der Welsche ist höflich, der Sachse aufrichtig, der Engländer hochmüthig, der Spanier höhnisch, der Italiener manierlich. 12 Der Spanier ist (in Bezug auf Sitte und Charakter) gesetzt, der Italiener scherzhaft, der Franzose prahlerisch, der Brite mild, der Deutsche ernst. Lat.: Hispanus gravis, Italus factus, Gallus ostentator, Anglus suavius, Germanus serius. 13 Der Spanier ist (in Bezug auf Religion) glaubensfest, der Italiener fromm, der Franzose eifrig, der Brite veränderlich, der Deutsche abergläubisch. Lat.: Hispanus constans, Italus religiosus, Gallus zelosus, Anglus mutabilis, Germanus superstitiosus. 14 Der Spanier ist (in Bezug auf seinen Körper) grausam, der Italiener schwach, der Franzose behend, der Brite zärtlich, der Deutsche stark. Lat.: Hispanus horrendus, Italus debilis, Gallus agilis, Anglus delicatus, Germanus robustus. 15 Der Spanier ist (dem Wuchse nach) klein, der Deutsche gross, der Engländer stattlich, der Franzose voll Anstand. 16 Der Spanier ist (in Bezug auf seine Kost) knickerig, der Deutsche durstig, der Engländer verschwenderisch, der Franzose wählerisch, der Italiener mässig. 17 Der Spanier ist (in Bezug auf Kleidung) sparsam, der Deutsche nachäffisch, der Engländer prächtig, der Franzose erfinderisch. 18 Der Spanier ist (in Bezug auf anvertraute Geheimnisse) stumm, der Italiener verschwiegen, der Franzose geschwätzig, der Brite treulos, der Deutsche vergesslich. Lat.: Hispanus mutus, Italus taciturnus, Gallus garrulus, Anglus infidus, Germanus obliviosus.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [324]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/330>, abgerufen am 28.03.2024.