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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] Söldnerzüge und Volksaufstände (als besonderer Abdruck aus der Argovia, Aarau 1874, VIII) eine Zusammenstellung der volksthümlichen (Spitz-)Namen erschienen, die man einer Anzahl schweizerischer Kriegszüge beigelegt hat, wozu auch der obige gehört. Ein solcher Zug führt den Namen: Bande vom thörichten Leben (1477); ein anderer Kampf heisst der Bienenzeltenkrieg (1515), der Bohnenkrieg (1574), der Eierkrieg (1606), der Galgenkrieg (1531), der Habermuskrieg (1633), der genfer Heringskrieg (1519), der luzerner Heringskrieg (1570), der Hennenkrieg (1575), der freiämter Heurüpfelzug (6. Dec. 1830), der utznacher Hexenkrieg (1695), der Hirtenhemdlikrieg (1799), der Käferkrieg (1799), der Kuhplappartkrieg (1458), der Leinlakenkrieg (1521), der basler Rapperkrieg (1594), der walliser Ringlikrieg (1678), der Rigglifeldzug (1831), der Scheienbirnenkrieg (1664), der Sechsplappartkrieg (1466), der Speckkrieg (1565), der Stecklikrieg (1802), der Tampiskrieg (1587), der Trinkelstierenkrieg (1550), der Wipoldingerhandel (auch Scheienbirnenkrieg, 1466), der Zwiebelkrieg (1513). Diese Bezeichnungen sind ein schönes Zeugniss von dem gesunden Humor des schweizerisch-deutschen Volksstamms. Zwölf von den fünfundzwanzig Kriegen und Zügen sind ausschliesslich nach Zeitspeisen benannt; nur zwei unter allen benennen die Sache selbst mit dem ihr geschichtlich zukommenden Namen, nämlich Galgen- und Hexenkrieg. Von der unkriegerischen Bewaffnungsart der Aufständischen reden zwei andere, der eine spottend (Stecklikrieg), der andere prahlend (Hirtenhemdlikrieg). Drei weitere sticheln auf die müssiggängerische Reisläuferei, wieder drei andere auf die wegen der Münzverschlechterung entstandenen Unruhen; einer benennt den Ernst eines blutigen Volksaufstandes nach dem viehzüchtenden Sennengewerbe (Trinkelstierenkrieg), einer ihn landwirthschaftlich nach der gleichzeitigen Landplage der Insektenschwärme (Käferkrieg). Die nach Speisenamen benannten Feldzüge sind nicht nur die zahlreichsten, sondern auch die alterthümlichsten; ihr Name entspringt aus der Einrichtung der Heeresfolge selbst. Die Landwehr brauchte nämlich die Heeresfolge nur so weit zu leisten, als die Gemeindeflur reichte, oder der Zeit nach nur so weit, dass die Mannschaft abends wieder zu Hause sein konnte, oder dem Proviant nach so weit, als man mit einem Laib Brot und Käse zehren konnte.


Specklein.

* Ein Specklein auf die fallen legen. - Murner, Schelm., 27.

Eine Lockspeise. "Und streicht das specklin vornen dran, damit man narren fahen kan," (Kloster, I, 861.)


Specksamen.

* Specksamen kaufen.

Scherzhaft für junge Schweine, Ferkel. Hend er Späcksome g'chauft? (Sutermeister, 5.)


Speckschwarte.

1 Eine Speckschwarte nach einem Schinken werfen.

Lat.: Viscatis hamatisque muneribus non sua promere, sed aliena corripere. (Plinius.) (Philippi, II, 256.)

*2 Hier ist noch eine Speckschwarte darauf.

Hier bekomme ich noch etwas, es ist noch etwas zu gewinnen.


Speckseite.

1 Eine Speckseite darf man nicht einschmieren.

2 Eine Speckseite hängt nie so hoch, es schielt einmal ein Hund daran.

Dän.: Flykket haenger ikke saa höit, at jo hunden agter sig benet. (Bohn, I, 368.)

3 Speckseite sind besser als Visite. - Gotthelf, Erzählungen, IV, 199.

*4 Eine Speckseite einer Bratwurst vorziehen.

*5 Eine Speckseite mit Speck schmieren.

*6 Er hat Späksite wie e Wanze. (S. Mager 13.) - Sutermeister, 57.


Speckverstand.

Ein feister Speckverstand, der tawret lange. - Lehmann, 889, 93.


Speculation.

De beiste Spekulazioun es hiel döck (oft) gar nüs ze duhn. (Aachen.) - Firmenich, III, 233.


Speculiren.

Wer speculirt, der sucht, was fliegt, und nicht, was vor der Nase liegt.


Speer.

1 Kauf den Speer dir von der Seite oder trag' ihn. - Graf, 42, 137.

Die Fehde zwischen der in einem ihrer Glieder beleidigten Familie und der des Beleidigers dauerte so lange, bis ein Vergleich abgeschlossen war. Dieser Friede konnte nur durch Zahlung des verlangten Wehrgeldes erlangt werden. In solchem Falle bleibt, wie das Sprichwort sagt, nichts übrig, als entweder, die Waffen [Spaltenumbruch] tragend, die Fehde fortzuführen oder den Speer von der Seite zu kaufen, d. h. das verlangte Wergeld zu zahlen.

Angelsächs.: Bicye spere of side odher bere. (R. Schmid, 408, 12b.)

2 Sper und Spiess, Sper und Sporn. (S. Stock.) - Herrig, Archiv, L, 90.

*3 Einen Speer nehmen, um eine Fliege zu tödten.

Engl. He takes a spaer to kill a fly. (Bohn II, 65.)


Speerhand.

1 Speerhand gewinnt nichts ausserhalb des Fetafeng. - Graf, 189, 32.

Nach dem eivelgoer Erbrecht wird der Geschlechtsunterschied in der Erbfolge dann nicht mehr berücksichtigt, wenn der Erbfall an Verwandte kommt, welche im fernern Grad als im Fetafeng (Vaterschwesterstufe) stehen.

Fries.: Sperehant entwinth niet butten den ffetaffeng. (Richthofen, 305.)

2 Speerhand verfängt Spindelhand. - Graf, 189, 31.

Fries.: Sperehant vorvaet (voeruanget) de spillehant. (Richthofen, 375.)


Spei.

So spei1 ässe 'ne Ratte. (Westf.)

1) Falsch, spöttisch, besonders aus Neid, auch scheu, mittelhochdeutsch spech = weise, hochdeutsch spähen, isländisch spie = Spott.


Speibatskind.

Speibatskind - Bleibatskind. (Oberösterreich.)

Von einem neugeborenen Kinde, das sich oft erbricht, wird angenommen, dass es am Leben bleibe. (S. Speikind.)


Speiche.

Die Speichen drehen sich mit, wenn sich das Rad dreht. - Altmann VI, 412.


Speichel.

1 Der Speichel ist weiss, aber das Blut sitzt im Herzen. (Surinam.)

Honig auf der Zunge, Galle im Herzen.

*2 Er muss Speichel schlingen. (Meiningen.)

D. i. hungern. (S. Spitze.)

*3 Mit seinem eigenen Speichel salzen.

Wer seine Speisen mit der Einbildung niederschluckt, es sei Salz, ist offenbar ein Mensch, der seine eigene Dummheit für Weisheit hält. "Der Narren grösster ist jener, welcher als würziges Salz eigenen Speichel verschluckt." (In einer Grabschrift auf den kurzweiligen Tischrath Hans Mieska, geboren zu Schwiebus in Schlesien, gestorben 1619.)


Speicher.

1 Ein alter Speicher ohne Mäuse, ein grindig Haupt, das ohne Läuse, ein grosser Jahrmarkt ohne Dieb, ein junger Held, der ohne Lieb; ein Krämer, der nicht lügt; ein Jud, der Christen nicht betrügt; ein Wasser, das ohn Schaden fleusst; ein Wolf, der nie ein Schaf zerreisst; ein alter Wucherer ohne Geld sind seltsam Ding in dieser Welt. - Gerlach, 65.

2 Ueber volle Speicher klagt niemand.

Frz.: Chacun se plaind, que son grenier n'est pas plein. (Leroux, II, 199.)

3 Von leeren Speichern kann niemand Korn messen.

*4 De ward bol op e markhaussche Speiker kamn. - Frischbier2, 3560.

Markhausen ist ein Vorwerk zwischen Heilsberg und Landsberg. An dem Speicher daselbst erhalten der Sage nach alte Jungfern, die ohne Aussicht auf Verheirathung sind, ihre Wohnung. In der Gegend von Gerdauen ist der Speicher zu Kanothen demselben Zweck gewidmet. (S. Rominten.)

*5 Der ist schnell auf dem Speicher. (Eifel.)

Geräth leicht in Zorn.

*6 Vom Speicher leuchten.


Speicherratte.

* Wir haben eine Speicherratte gefangen. (Tiegenhof.)

Einen Schlaukopf überlistet.


Speien.

1 Es speit niemand in seinen eigenen Bart. - Eisenhart, 171; Sailer, 142; Simrock, 734; Graf, 164, 131.

Das Speien in den Bart war eine der schimpflichsten Beleidigungen, die einem Freigeborenen nur immer widerfahren konnte; denn der Bart stand bei den alten Deutschen in der höchsten Achtung. Das Sprichwort warnt vor Handlungen, wodurch zugleich die Familie beschimpft wird.

[Spaltenumbruch] Söldnerzüge und Volksaufstände (als besonderer Abdruck aus der Argovia, Aarau 1874, VIII) eine Zusammenstellung der volksthümlichen (Spitz-)Namen erschienen, die man einer Anzahl schweizerischer Kriegszüge beigelegt hat, wozu auch der obige gehört. Ein solcher Zug führt den Namen: Bande vom thörichten Leben (1477); ein anderer Kampf heisst der Bienenzeltenkrieg (1515), der Bohnenkrieg (1574), der Eierkrieg (1606), der Galgenkrieg (1531), der Habermuskrieg (1633), der genfer Heringskrieg (1519), der luzerner Heringskrieg (1570), der Hennenkrieg (1575), der freiämter Heurüpfelzug (6. Dec. 1830), der utznacher Hexenkrieg (1695), der Hirtenhemdlikrieg (1799), der Käferkrieg (1799), der Kuhplappartkrieg (1458), der Leinlakenkrieg (1521), der basler Rapperkrieg (1594), der walliser Ringlikrieg (1678), der Rigglifeldzug (1831), der Scheienbirnenkrieg (1664), der Sechsplappartkrieg (1466), der Speckkrieg (1565), der Stecklikrieg (1802), der Tampiskrieg (1587), der Trinkelstierenkrieg (1550), der Wipoldingerhandel (auch Scheienbirnenkrieg, 1466), der Zwiebelkrieg (1513). Diese Bezeichnungen sind ein schönes Zeugniss von dem gesunden Humor des schweizerisch-deutschen Volksstamms. Zwölf von den fünfundzwanzig Kriegen und Zügen sind ausschliesslich nach Zeitspeisen benannt; nur zwei unter allen benennen die Sache selbst mit dem ihr geschichtlich zukommenden Namen, nämlich Galgen- und Hexenkrieg. Von der unkriegerischen Bewaffnungsart der Aufständischen reden zwei andere, der eine spottend (Stecklikrieg), der andere prahlend (Hirtenhemdlikrieg). Drei weitere sticheln auf die müssiggängerische Reisläuferei, wieder drei andere auf die wegen der Münzverschlechterung entstandenen Unruhen; einer benennt den Ernst eines blutigen Volksaufstandes nach dem viehzüchtenden Sennengewerbe (Trinkelstierenkrieg), einer ihn landwirthschaftlich nach der gleichzeitigen Landplage der Insektenschwärme (Käferkrieg). Die nach Speisenamen benannten Feldzüge sind nicht nur die zahlreichsten, sondern auch die alterthümlichsten; ihr Name entspringt aus der Einrichtung der Heeresfolge selbst. Die Landwehr brauchte nämlich die Heeresfolge nur so weit zu leisten, als die Gemeindeflur reichte, oder der Zeit nach nur so weit, dass die Mannschaft abends wieder zu Hause sein konnte, oder dem Proviant nach so weit, als man mit einem Laib Brot und Käse zehren konnte.


Specklein.

* Ein Specklein auf die fallen legen.Murner, Schelm., 27.

Eine Lockspeise. „Und streicht das specklin vornen dran, damit man narren fahen kan,“ (Kloster, I, 861.)


Specksamen.

* Specksamen kaufen.

Scherzhaft für junge Schweine, Ferkel. Hend er Späcksome g'chauft? (Sutermeister, 5.)


Speckschwarte.

1 Eine Speckschwarte nach einem Schinken werfen.

Lat.: Viscatis hamatisque muneribus non sua promere, sed aliena corripere. (Plinius.) (Philippi, II, 256.)

*2 Hier ist noch eine Speckschwarte darauf.

Hier bekomme ich noch etwas, es ist noch etwas zu gewinnen.


Speckseite.

1 Eine Speckseite darf man nicht einschmieren.

2 Eine Speckseite hängt nie so hoch, es schielt einmal ein Hund daran.

Dän.: Flykket hænger ikke saa høit, at jo hunden agter sig benet. (Bohn, I, 368.)

3 Specksîte sind besser als Visite.Gotthelf, Erzählungen, IV, 199.

*4 Eine Speckseite einer Bratwurst vorziehen.

*5 Eine Speckseite mit Speck schmieren.

*6 Er hat Späksite wie e Wanze. (S. Mager 13.) – Sutermeister, 57.


Speckverstand.

Ein feister Speckverstand, der tawret lange.Lehmann, 889, 93.


Speculation.

De beiste Spekulazioun es hiel döck (oft) gar nüs ze duhn. (Aachen.) – Firmenich, III, 233.


Speculiren.

Wer speculirt, der sucht, was fliegt, und nicht, was vor der Nase liegt.


Speer.

1 Kauf den Speer dir von der Seite oder trag' ihn.Graf, 42, 137.

Die Fehde zwischen der in einem ihrer Glieder beleidigten Familie und der des Beleidigers dauerte so lange, bis ein Vergleich abgeschlossen war. Dieser Friede konnte nur durch Zahlung des verlangten Wehrgeldes erlangt werden. In solchem Falle bleibt, wie das Sprichwort sagt, nichts übrig, als entweder, die Waffen [Spaltenumbruch] tragend, die Fehde fortzuführen oder den Speer von der Seite zu kaufen, d. h. das verlangte Wergeld zu zahlen.

Angelsächs.: Bicye spere of side odher bere. (R. Schmid, 408, 12b.)

2 Spêr und Spiess, Spêr und Sporn. (S. Stock.) – Herrig, Archiv, L, 90.

*3 Einen Speer nehmen, um eine Fliege zu tödten.

Engl. He takes a spaer to kill a fly. (Bohn II, 65.)


Speerhand.

1 Speerhand gewinnt nichts ausserhalb des Fetafeng.Graf, 189, 32.

Nach dem eivelgoer Erbrecht wird der Geschlechtsunterschied in der Erbfolge dann nicht mehr berücksichtigt, wenn der Erbfall an Verwandte kommt, welche im fernern Grad als im Fetafeng (Vaterschwesterstufe) stehen.

Fries.: Sperehant entwinth niet butten den ffetaffeng. (Richthofen, 305.)

2 Speerhand verfängt Spindelhand.Graf, 189, 31.

Fries.: Sperehant vorvaet (voeruanget) de spillehant. (Richthofen, 375.)


Spei.

So spei1 ässe 'ne Ratte. (Westf.)

1) Falsch, spöttisch, besonders aus Neid, auch scheu, mittelhochdeutsch spech = weise, hochdeutsch spähen, isländisch spie = Spott.


Speibatskind.

Speibatskind – Bleibatskind. (Oberösterreich.)

Von einem neugeborenen Kinde, das sich oft erbricht, wird angenommen, dass es am Leben bleibe. (S. Speikind.)


Speiche.

Die Speichen drehen sich mit, wenn sich das Rad dreht.Altmann VI, 412.


Speichel.

1 Der Speichel ist weiss, aber das Blut sitzt im Herzen. (Surinam.)

Honig auf der Zunge, Galle im Herzen.

*2 Er muss Speichel schlingen. (Meiningen.)

D. i. hungern. (S. Spitze.)

*3 Mit seinem eigenen Speichel salzen.

Wer seine Speisen mit der Einbildung niederschluckt, es sei Salz, ist offenbar ein Mensch, der seine eigene Dummheit für Weisheit hält. „Der Narren grösster ist jener, welcher als würziges Salz eigenen Speichel verschluckt.“ (In einer Grabschrift auf den kurzweiligen Tischrath Hans Mieska, geboren zu Schwiebus in Schlesien, gestorben 1619.)


Speicher.

1 Ein alter Speicher ohne Mäuse, ein grindig Haupt, das ohne Läuse, ein grosser Jahrmarkt ohne Dieb, ein junger Held, der ohne Lieb; ein Krämer, der nicht lügt; ein Jud, der Christen nicht betrügt; ein Wasser, das ohn Schaden fleusst; ein Wolf, der nie ein Schaf zerreisst; ein alter Wucherer ohne Geld sind seltsam Ding in dieser Welt.Gerlach, 65.

2 Ueber volle Speicher klagt niemand.

Frz.: Chacun se plaind, que son grenier n'est pas plein. (Leroux, II, 199.)

3 Von leeren Speichern kann niemand Korn messen.

*4 De ward bôl op e markhûssche Spîker kamn.Frischbier2, 3560.

Markhausen ist ein Vorwerk zwischen Heilsberg und Landsberg. An dem Speicher daselbst erhalten der Sage nach alte Jungfern, die ohne Aussicht auf Verheirathung sind, ihre Wohnung. In der Gegend von Gerdauen ist der Speicher zu Kanothen demselben Zweck gewidmet. (S. Rominten.)

*5 Der ist schnell auf dem Speicher. (Eifel.)

Geräth leicht in Zorn.

*6 Vom Speicher leuchten.


Speicherratte.

* Wir haben eine Speicherratte gefangen. (Tiegenhof.)

Einen Schlaukopf überlistet.


Speien.

1 Es speit niemand in seinen eigenen Bart.Eisenhart, 171; Sailer, 142; Simrock, 734; Graf, 164, 131.

Das Speien in den Bart war eine der schimpflichsten Beleidigungen, die einem Freigeborenen nur immer widerfahren konnte; denn der Bart stand bei den alten Deutschen in der höchsten Achtung. Das Sprichwort warnt vor Handlungen, wodurch zugleich die Familie beschimpft wird.

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[[340]/0346] Söldnerzüge und Volksaufstände (als besonderer Abdruck aus der Argovia, Aarau 1874, VIII) eine Zusammenstellung der volksthümlichen (Spitz-)Namen erschienen, die man einer Anzahl schweizerischer Kriegszüge beigelegt hat, wozu auch der obige gehört. Ein solcher Zug führt den Namen: Bande vom thörichten Leben (1477); ein anderer Kampf heisst der Bienenzeltenkrieg (1515), der Bohnenkrieg (1574), der Eierkrieg (1606), der Galgenkrieg (1531), der Habermuskrieg (1633), der genfer Heringskrieg (1519), der luzerner Heringskrieg (1570), der Hennenkrieg (1575), der freiämter Heurüpfelzug (6. 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Drei weitere sticheln auf die müssiggängerische Reisläuferei, wieder drei andere auf die wegen der Münzverschlechterung entstandenen Unruhen; einer benennt den Ernst eines blutigen Volksaufstandes nach dem viehzüchtenden Sennengewerbe (Trinkelstierenkrieg), einer ihn landwirthschaftlich nach der gleichzeitigen Landplage der Insektenschwärme (Käferkrieg). Die nach Speisenamen benannten Feldzüge sind nicht nur die zahlreichsten, sondern auch die alterthümlichsten; ihr Name entspringt aus der Einrichtung der Heeresfolge selbst. Die Landwehr brauchte nämlich die Heeresfolge nur so weit zu leisten, als die Gemeindeflur reichte, oder der Zeit nach nur so weit, dass die Mannschaft abends wieder zu Hause sein konnte, oder dem Proviant nach so weit, als man mit einem Laib Brot und Käse zehren konnte. Specklein. * Ein Specklein auf die fallen legen. – Murner, Schelm., 27. Eine Lockspeise. „Und streicht das specklin vornen dran, damit man narren fahen kan,“ (Kloster, I, 861.) Specksamen. * Specksamen kaufen. Scherzhaft für junge Schweine, Ferkel. Hend er Späcksome g'chauft? (Sutermeister, 5.) Speckschwarte. 1 Eine Speckschwarte nach einem Schinken werfen. Lat.: Viscatis hamatisque muneribus non sua promere, sed aliena corripere. (Plinius.) (Philippi, II, 256.) *2 Hier ist noch eine Speckschwarte darauf. Hier bekomme ich noch etwas, es ist noch etwas zu gewinnen. Speckseite. 1 Eine Speckseite darf man nicht einschmieren. 2 Eine Speckseite hängt nie so hoch, es schielt einmal ein Hund daran. Dän.: Flykket hænger ikke saa høit, at jo hunden agter sig benet. (Bohn, I, 368.) 3 Specksîte sind besser als Visite. – Gotthelf, Erzählungen, IV, 199. *4 Eine Speckseite einer Bratwurst vorziehen. *5 Eine Speckseite mit Speck schmieren. *6 Er hat Späksite wie e Wanze. (S. Mager 13.) – Sutermeister, 57. Speckverstand. Ein feister Speckverstand, der tawret lange. – Lehmann, 889, 93. Speculation. De beiste Spekulazioun es hiel döck (oft) gar nüs ze duhn. (Aachen.) – Firmenich, III, 233. Speculiren. Wer speculirt, der sucht, was fliegt, und nicht, was vor der Nase liegt. Speer. 1 Kauf den Speer dir von der Seite oder trag' ihn. – Graf, 42, 137. Die Fehde zwischen der in einem ihrer Glieder beleidigten Familie und der des Beleidigers dauerte so lange, bis ein Vergleich abgeschlossen war. Dieser Friede konnte nur durch Zahlung des verlangten Wehrgeldes erlangt werden. In solchem Falle bleibt, wie das Sprichwort sagt, nichts übrig, als entweder, die Waffen tragend, die Fehde fortzuführen oder den Speer von der Seite zu kaufen, d. h. das verlangte Wergeld zu zahlen. Angelsächs.: Bicye spere of side odher bere. (R. Schmid, 408, 12b.) 2 Spêr und Spiess, Spêr und Sporn. (S. Stock.) – Herrig, Archiv, L, 90. *3 Einen Speer nehmen, um eine Fliege zu tödten. Engl. He takes a spaer to kill a fly. (Bohn II, 65.) Speerhand. 1 Speerhand gewinnt nichts ausserhalb des Fetafeng. – Graf, 189, 32. Nach dem eivelgoer Erbrecht wird der Geschlechtsunterschied in der Erbfolge dann nicht mehr berücksichtigt, wenn der Erbfall an Verwandte kommt, welche im fernern Grad als im Fetafeng (Vaterschwesterstufe) stehen. Fries.: Sperehant entwinth niet butten den ffetaffeng. (Richthofen, 305.) 2 Speerhand verfängt Spindelhand. – Graf, 189, 31. Fries.: Sperehant vorvaet (voeruanget) de spillehant. (Richthofen, 375.) Spei. So spei1 ässe 'ne Ratte. (Westf.) 1) Falsch, spöttisch, besonders aus Neid, auch scheu, mittelhochdeutsch spech = weise, hochdeutsch spähen, isländisch spie = Spott. Speibatskind. Speibatskind – Bleibatskind. (Oberösterreich.) Von einem neugeborenen Kinde, das sich oft erbricht, wird angenommen, dass es am Leben bleibe. (S. Speikind.) Speiche. Die Speichen drehen sich mit, wenn sich das Rad dreht. – Altmann VI, 412. Speichel. 1 Der Speichel ist weiss, aber das Blut sitzt im Herzen. (Surinam.) Honig auf der Zunge, Galle im Herzen. *2 Er muss Speichel schlingen. (Meiningen.) D. i. hungern. (S. Spitze.) *3 Mit seinem eigenen Speichel salzen. Wer seine Speisen mit der Einbildung niederschluckt, es sei Salz, ist offenbar ein Mensch, der seine eigene Dummheit für Weisheit hält. „Der Narren grösster ist jener, welcher als würziges Salz eigenen Speichel verschluckt.“ (In einer Grabschrift auf den kurzweiligen Tischrath Hans Mieska, geboren zu Schwiebus in Schlesien, gestorben 1619.) Speicher. 1 Ein alter Speicher ohne Mäuse, ein grindig Haupt, das ohne Läuse, ein grosser Jahrmarkt ohne Dieb, ein junger Held, der ohne Lieb; ein Krämer, der nicht lügt; ein Jud, der Christen nicht betrügt; ein Wasser, das ohn Schaden fleusst; ein Wolf, der nie ein Schaf zerreisst; ein alter Wucherer ohne Geld sind seltsam Ding in dieser Welt. – Gerlach, 65. 2 Ueber volle Speicher klagt niemand. Frz.: Chacun se plaind, que son grenier n'est pas plein. (Leroux, II, 199.) 3 Von leeren Speichern kann niemand Korn messen. *4 De ward bôl op e markhûssche Spîker kamn. – Frischbier2, 3560. Markhausen ist ein Vorwerk zwischen Heilsberg und Landsberg. An dem Speicher daselbst erhalten der Sage nach alte Jungfern, die ohne Aussicht auf Verheirathung sind, ihre Wohnung. In der Gegend von Gerdauen ist der Speicher zu Kanothen demselben Zweck gewidmet. (S. Rominten.) *5 Der ist schnell auf dem Speicher. (Eifel.) Geräth leicht in Zorn. *6 Vom Speicher leuchten. Speicherratte. * Wir haben eine Speicherratte gefangen. (Tiegenhof.) Einen Schlaukopf überlistet. Speien. 1 Es speit niemand in seinen eigenen Bart. – Eisenhart, 171; Sailer, 142; Simrock, 734; Graf, 164, 131. Das Speien in den Bart war eine der schimpflichsten Beleidigungen, die einem Freigeborenen nur immer widerfahren konnte; denn der Bart stand bei den alten Deutschen in der höchsten Achtung. Das Sprichwort warnt vor Handlungen, wodurch zugleich die Familie beschimpft wird.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [340]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/346>, abgerufen am 29.03.2024.