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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] 2 Aus dem Sperling wird kein Falk und wenn er noch so hoch fliegt.

3 Besser ein Sperling in der Hand als ein Rebhuhn im Strauch. - Winckler, VII, 15.

Die Russen: Besser ein Sperling heute als ein Haselhuhn morgen. (Altmann VI, 443.)

4 Besser ein Sperling in der Hand als zehn Hättich in der Tasche.

5 Besser einen Sperling zum Freunde als zehn Schwalben.

6 Den Sperling fängt man, so man ihm Salz auf die Flügel streut. - Braun, I, 4173.

7 Den Sperling speist man mit einem Mücklein, der Löwe muss auf einmal ein ganzes Schaf haben. - Sailer, 150.

8 Der Sperling findet auch sein Haus.

9 Der Sperling in der Hand ist besser als der Hirsch im Walde. (Lit.)

10 Der Sperling singt wenig, aber er lärmt viel. - Schlechta, 255.

11 Der Sperling vergreift sich so leicht nicht an der Krähe.

12 Der Sperling verherrlicht die Nachtigall.

Der Gesang der Nachtigall erscheint dem Gezwitscher des Sperlings gegenüber um so kunstvoller.

13 Det skal a haal kaste, sad a Sparag, da skul hi Gusei worg. (Föhr.)

Das wird ein (tüchtiges) Loch geben, sagte ein Sperling, da sollte er ein Gänseei legen.

14 Ein kluger Sperling nistet am Scheunendach.

15 Ein Sperling braucht nicht so viel Federn als ein Schwan und ist doch warm.

Holl.: Eene musch is met hare pluimen zoowel gedekt als eene zwaan. (Harrebomee, II, 110a.)

16 Ein Sperling fliege noch so hoch, kein Adler wird er doch.

Mittelmässige Köpfe erheben sich manchmal unter grosser Anstrengung zur Höhe eines Sperlingsflugs, sind aber dann fest überzeugt, dass sie die ganze Welt für Adler ansehe, welche in der höchsten Region schweben.

17 Ein Sperling fliegt nicht weg, wenn auch der Winter kommt.

18 Ein Sperling in der Hand ist besser den zehen auffm zaun (Dache.) - Petri, II, 227; Blum, 467; Mathesy, 236a; Eisenhart, 386; Siebenkees, 297; Lohrengel, I, 241; Körte, 5637.

"Die jungen Gesellen sollen auch hier den gemeinen Vers mercken: Plus valet u. s. w. Es ist ein Sperling in der Hand besser denn ein Kranich auf dem Dache." (Coler, 403.) Auch die Araber sagen: Tausend Kraniche in der Luft sind nicht werth einen Sperling in der Hand.

Böhm.: Lepsi bazant na mise nez kdyz lita po dvore. - Lepsi holub v ruce, nez jerabek na strese. - Lepsi ptak v ruce nez dva letice. - Lepsi vrabec v hrsti, nez jerabek v lese (nezli cap na strese). - Lepsi vrabec v hrsti nezli zajic v chrasti. - Lepsi vrana v pytli jedna, nez na vrbe tri. (Celakovsky, 255.)

Dän.: Hvo som tager det uvisse for det visse, gaar med tomme haenderne bort. (Prov. dan., 543.)

Engl.: A sparrow in hand is worth more than a vulture flying. - One bird in the hand, is worth two in the busk. (Bohn II, 72.)

Frz.: Alouette en main vaut mieux que grue qui vole. - Il vaut mieux tenir que chasser. - Il vaut mieux tenir que courir apres. (Kritzinger, 674b.) - Moineau en main vaut mieux que pigeon (qu'une grue) qui vole. (Bohn I, 39 u. 62.) - Un tiens vaut mieux que deux tu l'auras. (Lendroy, 98; Kritzinger, 16a.)

It.: Meglio e fringuello in mano che tordo in frasca. (Kritzinger, 674b.)

Lat.: Capta avis est melior quam mille in gramine ruris. - Plus valet in manibus passer quam sub dubio grus. - Spem pretio non emo.

Lit.: Gerresnis zwirblis rankoj', nekaip elnis girroj' (Celakovsky, 255.)

Poln.: Lepszy wrobel w reku, jak cietrzew na seku. (Celakovsky, 255.)

Port.: Melhorhe hum passarinho nas maos, que dons voando. (Bohn I, 283.)

Schwed.: Bättre en fagel i hand, än tio iskogen. (Marin, 6.)

Span.: Mas vale pajaro en la mano, que buitre volando. (Bohn I, 231; II, 72.)

Wend.: Wrobel rucy je lepsi, hac holb na tsjesi. (Celakovsky, 255.)


[Spaltenumbruch]

19 Ein Sperling in der Hand ist besser, denn ein Storch in der Luft. - Körte, 5637.

In Aegypten sagt man: Tauend Kraniche in der Luft sind nicht so viel werth als ein Sperling in der Hand. (Burckhardt, 3.)

Span.: Mas vale pajaro en mano que buitre volando. (Don Quixote.)

20 Ein Sperling muss nicht mit einem Storche tanzen.

Dän.: Dit sömmer ikke spurv at gaae i tranedands. - Hvad skal spurve i tranedands, deres been ere saa korte. (Bohn I, 363 u. 375.)

21 Ein Sperling schimpft den andern Dachscheisser. (Ostpreuss.)

22 Ein Sperling, wenn er nisten will, so suchet er der Löcher viel.

Lat.: Nidificans caveas vult passer visere multas. (Sutor, 641.)

23 Einen alten Sperling fängt man nicht mit Spreu.

Böhm.: Stareho vrabca plavemi neosidis. (Celakovsky, 43.)

24 Einen Sperling und einen Edelmann soll man nicht über vier Wochen leben lassen. - Pistor., III, 61.

Der Sperling gehört zu den Vögeln, die früher für äusserst schädlich gehalten und in einer Weise verfolgt worden sind, dass sogar lange obrigkeitlicherseits die Lieferung von Sperlingsköpfen als Abgabe gefordert wurde. Die Nachtheile der Ausrottung dieser Vögel, wo sie mehr oder weniger durchgeführt war, traten bald genug in der Ueberhandnahme von schädlichen Insekten hervor, sodass man wieder in neuerer Zeit die insektenfressenden Vögel, wozu auch während der Brutzeit die Sperlinge gehören, schützt. Es ist natürlich, wenn ein so verbreiteter Vogel wie der Sperling, der in neuester Zeit nicht ohne bedeutende Opfer in Australien eingeführt worden ist, auch in der Volksgage seine Stelle gefunden hat. - Nach dem serbischen Volksglauben feiert er am Valentinstage (14. Februar), nach dem wendischen am 25. Januar sein Hochzeitsfest. In Russland gelten die Sperlinge als verfluchte Vögel, weil sie die Nägel zum Kreuze Christi herbeigebracht haben sollen. (S. Schwalbe 16.) Zur Strafe dafür tragen sie unsichtbare Fesseln an den Füssen, sodass sie nur hüpfen, nicht gehen können. Es gilt dort für verdienstlich, einen Sperling zu tödten, der schon, wenn er in ein Zimmer hineinfliegt, Unglück bringt. In der Ukraine behauptet man, dass die Sperlinge dem Teufel den Zehnten schulden und darum am Sanct-Simonstage (2. Sept.) aus den Dörfern in die Wälder fliegen, weil dann die sogenannten Sperlingsnächte, finstere Gewitternächte mit Gussregen, eintreten, in denen der Teufel seine Schuld einfordert. Er misst dazu sämmtliche Sperlinge mit einem Mässchen, indem er sie von oben hineinschüttet und darauf das Mass mit der Hand abstreicht. Die Sperlinge, deren Schöpfe hervorstehen, fallen herab und bleiben am Leben, die übrigen gehen verloren. Die Versammlung des Sperlingsvolks heisst Sperlingslandtag. Thatsächlich sollen die Sperlinge bis zum genannten Tage in grossen Scharen fliegen oder lärmend in den Zäunen sitzen, dann aber wie weggefegt sein, sich nur spärlich zeigen und unruhig vorüberfliegen. (Vgl. Volksglauben in der Ukraine, in Ausland, 1871, Nr. 9.)

25 Einen todten Sperling jagt kein Schütze auf. - Schulzeitung, 397; Sprichwörtergarten, 157.

Wo Mutter Natur stiefmütterlich gehandelt hat, da hilft Erziehung wenig. "Es gibt", sagt Weber (Demokritos, II, 13), "geborene Querköpfe, die bei aller angewandten Mühe nicht gerade werden."

26 En Sparling in der Hand is beter as 'ne Dauwe up'n Dake. (Hannover.) - Schambach, II, 127; hochdeutsch bei Braun, I, 4171.

Engl.: A sparrow in the hand is worth two in the bush.

27 Es ist besser ein Sperling ynn der handt, denn ein Kranich auff dem dache (oder: der fliegt über Land). - Agricola I, 84; Petri, II, 36; Egenolff, 38b; Gruter, I, 32; Lehmann, II, 47, 31; Latendorf II, 11; Luther, 249; Zinkgref, IV, 360; Sailer, 111; Eiselein, 573; Oec. rur., 621; Gaal, 1433; Simrock, 9691.

"Besser ein sperling in der handt, denn ein ganss (schwan) draussen (= da aussen) auff dem sandt." (Waldis, I, 4, 35 u. 83, 13.)

Holl.: Beter eene musch in de hand dan een kraan op het dak. (Harrebomee, II, 110a.)

Lat.: Ad praesens ova cras pullis sunt meliora. (Binder II, 63; Neander, 287; Gaal, 1429.) - Pinguis sensus non consumitur. (Lehmann, 889, 93.) - Spem pretio non emo. (Eiselein, 573.)

Poln.: Lepszy jeden wrobel garsci jak dziesieci nadachie. (Lompa, 19.)

28 Fliegt ein Sperling aus, kommt ein Spatz nach Haus.

[Spaltenumbruch] 2 Aus dem Sperling wird kein Falk und wenn er noch so hoch fliegt.

3 Besser ein Sperling in der Hand als ein Rebhuhn im Strauch.Winckler, VII, 15.

Die Russen: Besser ein Sperling heute als ein Haselhuhn morgen. (Altmann VI, 443.)

4 Besser ein Sperling in der Hand als zehn Hättich in der Tasche.

5 Besser einen Sperling zum Freunde als zehn Schwalben.

6 Den Sperling fängt man, so man ihm Salz auf die Flügel streut.Braun, I, 4173.

7 Den Sperling speist man mit einem Mücklein, der Löwe muss auf einmal ein ganzes Schaf haben.Sailer, 150.

8 Der Sperling findet auch sein Haus.

9 Der Sperling in der Hand ist besser als der Hirsch im Walde. (Lit.)

10 Der Sperling singt wenig, aber er lärmt viel.Schlechta, 255.

11 Der Sperling vergreift sich so leicht nicht an der Krähe.

12 Der Sperling verherrlicht die Nachtigall.

Der Gesang der Nachtigall erscheint dem Gezwitscher des Sperlings gegenüber um so kunstvoller.

13 Det skal a haal kaste, sad a Sparag, da skul hi Gusei worg. (Föhr.)

Das wird ein (tüchtiges) Loch geben, sagte ein Sperling, da sollte er ein Gänseei legen.

14 Ein kluger Sperling nistet am Scheunendach.

15 Ein Sperling braucht nicht so viel Federn als ein Schwan und ist doch warm.

Holl.: Eene musch is met hare pluimen zoowel gedekt als eene zwaan. (Harrebomée, II, 110a.)

16 Ein Sperling fliege noch so hoch, kein Adler wird er doch.

Mittelmässige Köpfe erheben sich manchmal unter grosser Anstrengung zur Höhe eines Sperlingsflugs, sind aber dann fest überzeugt, dass sie die ganze Welt für Adler ansehe, welche in der höchsten Region schweben.

17 Ein Sperling fliegt nicht weg, wenn auch der Winter kommt.

18 Ein Sperling in der Hand ist besser den zehen auffm zaun (Dache.)Petri, II, 227; Blum, 467; Mathesy, 236a; Eisenhart, 386; Siebenkees, 297; Lohrengel, I, 241; Körte, 5637.

„Die jungen Gesellen sollen auch hier den gemeinen Vers mercken: Plus valet u. s. w. Es ist ein Sperling in der Hand besser denn ein Kranich auf dem Dache.“ (Coler, 403.) Auch die Araber sagen: Tausend Kraniche in der Luft sind nicht werth einen Sperling in der Hand.

Böhm.: Lepši bažant na míse než když lítá po dvoře. – Lepši holub v ruce, než jeřábek na střeše. – Lepší ptak v ruce než dva letice. – Lepši vrabec v hrsti, než jeřabek v lese (nežli cap na střeše). – Lepši vrabec v hrsti nežli zajíc v chrasti. – Lepši vrána v pytli jedna, než na vrbe tri. (Čelakovsky, 255.)

Dän.: Hvo som tager det uvisse for det visse, gaar med tomme hænderne bort. (Prov. dan., 543.)

Engl.: A sparrow in hand is worth more than a vulture flying. – One bird in the hand, is worth two in the busk. (Bohn II, 72.)

Frz.: Alouette en main vaut mieux que grue qui vole. – Il vaut mieux tenir que chasser. – Il vaut mieux tenir que courir après. (Kritzinger, 674b.) – Moineau en main vaut mieux que pigeon (qu'une grue) qui vole. (Bohn I, 39 u. 62.) – Un tiens vaut mieux que deux tu l'auras. (Lendroy, 98; Kritzinger, 16a.)

It.: Meglio è fringuello in mano che tordo in frasca. (Kritzinger, 674b.)

Lat.: Capta avis est melior quam mille in gramine ruris. – Plus valet in manibus passer quam sub dubio grus. – Spem pretio non emo.

Lit.: Gerrésnis žwirblis rankoj', nekaip elnis girroj' (Čelakovsky, 255.)

Poln.: Lepszy wróbel w ręku, jak cietrzew na sęku. (Čelakovsky, 255.)

Port.: Melhorhe hum passarinho nas mãos, que dons voando. (Bohn I, 283.)

Schwed.: Bättre en fågel i hand, än tio iskogen. (Marin, 6.)

Span.: Mas vale pájaro en la mano, que buitre volando. (Bohn I, 231; II, 72.)

Wend.: Wróbel rucy je lepši, hać hołb na tsješi. (Čelakovsky, 255.)


[Spaltenumbruch]

19 Ein Sperling in der Hand ist besser, denn ein Storch in der Luft.Körte, 5637.

In Aegypten sagt man: Tauend Kraniche in der Luft sind nicht so viel werth als ein Sperling in der Hand. (Burckhardt, 3.)

Span.: Mas vale pájaro en mano que buitre volando. (Don Quixote.)

20 Ein Sperling muss nicht mit einem Storche tanzen.

Dän.: Dit sømmer ikke spurv at gaae i tranedands. – Hvad skal spurve i tranedands, deres been ere saa korte. (Bohn I, 363 u. 375.)

21 Ein Sperling schimpft den andern Dachscheisser. (Ostpreuss.)

22 Ein Sperling, wenn er nisten will, so suchet er der Löcher viel.

Lat.: Nidificans caveas vult passer visere multas. (Sutor, 641.)

23 Einen alten Sperling fängt man nicht mit Spreu.

Böhm.: Starého vrabca plávemi neošidiš. (Čelakovsky, 43.)

24 Einen Sperling und einen Edelmann soll man nicht über vier Wochen leben lassen.Pistor., III, 61.

Der Sperling gehört zu den Vögeln, die früher für äusserst schädlich gehalten und in einer Weise verfolgt worden sind, dass sogar lange obrigkeitlicherseits die Lieferung von Sperlingsköpfen als Abgabe gefordert wurde. Die Nachtheile der Ausrottung dieser Vögel, wo sie mehr oder weniger durchgeführt war, traten bald genug in der Ueberhandnahme von schädlichen Insekten hervor, sodass man wieder in neuerer Zeit die insektenfressenden Vögel, wozu auch während der Brutzeit die Sperlinge gehören, schützt. Es ist natürlich, wenn ein so verbreiteter Vogel wie der Sperling, der in neuester Zeit nicht ohne bedeutende Opfer in Australien eingeführt worden ist, auch in der Volksgage seine Stelle gefunden hat. – Nach dem serbischen Volksglauben feiert er am Valentinstage (14. Februar), nach dem wendischen am 25. Januar sein Hochzeitsfest. In Russland gelten die Sperlinge als verfluchte Vögel, weil sie die Nägel zum Kreuze Christi herbeigebracht haben sollen. (S. Schwalbe 16.) Zur Strafe dafür tragen sie unsichtbare Fesseln an den Füssen, sodass sie nur hüpfen, nicht gehen können. Es gilt dort für verdienstlich, einen Sperling zu tödten, der schon, wenn er in ein Zimmer hineinfliegt, Unglück bringt. In der Ukraine behauptet man, dass die Sperlinge dem Teufel den Zehnten schulden und darum am Sanct-Simonstage (2. Sept.) aus den Dörfern in die Wälder fliegen, weil dann die sogenannten Sperlingsnächte, finstere Gewitternächte mit Gussregen, eintreten, in denen der Teufel seine Schuld einfordert. Er misst dazu sämmtliche Sperlinge mit einem Mässchen, indem er sie von oben hineinschüttet und darauf das Mass mit der Hand abstreicht. Die Sperlinge, deren Schöpfe hervorstehen, fallen herab und bleiben am Leben, die übrigen gehen verloren. Die Versammlung des Sperlingsvolks heisst Sperlingslandtag. Thatsächlich sollen die Sperlinge bis zum genannten Tage in grossen Scharen fliegen oder lärmend in den Zäunen sitzen, dann aber wie weggefegt sein, sich nur spärlich zeigen und unruhig vorüberfliegen. (Vgl. Volksglauben in der Ukraine, in Ausland, 1871, Nr. 9.)

25 Einen todten Sperling jagt kein Schütze auf.Schulzeitung, 397; Sprichwörtergarten, 157.

Wo Mutter Natur stiefmütterlich gehandelt hat, da hilft Erziehung wenig. „Es gibt“, sagt Weber (Demokritos, II, 13), „geborene Querköpfe, die bei aller angewandten Mühe nicht gerade werden.“

26 En Sparling in der Hand is beter as 'ne Dûwe up'n Dâke. (Hannover.) – Schambach, II, 127; hochdeutsch bei Braun, I, 4171.

Engl.: A sparrow in the hand is worth two in the bush.

27 Es ist besser ein Sperling ynn der handt, denn ein Kranich auff dem dache (oder: der fliegt über Land).Agricola I, 84; Petri, II, 36; Egenolff, 38b; Gruter, I, 32; Lehmann, II, 47, 31; Latendorf II, 11; Luther, 249; Zinkgref, IV, 360; Sailer, 111; Eiselein, 573; Oec. rur., 621; Gaal, 1433; Simrock, 9691.

„Besser ein sperling in der handt, denn ein ganss (schwan) draussen (= da aussen) auff dem sandt.“ (Waldis, I, 4, 35 u. 83, 13.)

Holl.: Beter eene musch in de hand dan een kraan op het dak. (Harrebomée, II, 110a.)

Lat.: Ad praesens ova cras pullis sunt meliora. (Binder II, 63; Neander, 287; Gaal, 1429.) – Pinguis sensus non consumitur. (Lehmann, 889, 93.) – Spem pretio non emo. (Eiselein, 573.)

Poln.: Lepszy jeden wróbel garści jak dziesięci nadachie. (Lompa, 19.)

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[[344]/0350] 2 Aus dem Sperling wird kein Falk und wenn er noch so hoch fliegt. 3 Besser ein Sperling in der Hand als ein Rebhuhn im Strauch. – Winckler, VII, 15. Die Russen: Besser ein Sperling heute als ein Haselhuhn morgen. (Altmann VI, 443.) 4 Besser ein Sperling in der Hand als zehn Hättich in der Tasche. 5 Besser einen Sperling zum Freunde als zehn Schwalben. 6 Den Sperling fängt man, so man ihm Salz auf die Flügel streut. – Braun, I, 4173. 7 Den Sperling speist man mit einem Mücklein, der Löwe muss auf einmal ein ganzes Schaf haben. – Sailer, 150. 8 Der Sperling findet auch sein Haus. 9 Der Sperling in der Hand ist besser als der Hirsch im Walde. (Lit.) 10 Der Sperling singt wenig, aber er lärmt viel. – Schlechta, 255. 11 Der Sperling vergreift sich so leicht nicht an der Krähe. 12 Der Sperling verherrlicht die Nachtigall. Der Gesang der Nachtigall erscheint dem Gezwitscher des Sperlings gegenüber um so kunstvoller. 13 Det skal a haal kaste, sad a Sparag, da skul hi Gusei worg. (Föhr.) Das wird ein (tüchtiges) Loch geben, sagte ein Sperling, da sollte er ein Gänseei legen. 14 Ein kluger Sperling nistet am Scheunendach. 15 Ein Sperling braucht nicht so viel Federn als ein Schwan und ist doch warm. Holl.: Eene musch is met hare pluimen zoowel gedekt als eene zwaan. (Harrebomée, II, 110a.) 16 Ein Sperling fliege noch so hoch, kein Adler wird er doch. Mittelmässige Köpfe erheben sich manchmal unter grosser Anstrengung zur Höhe eines Sperlingsflugs, sind aber dann fest überzeugt, dass sie die ganze Welt für Adler ansehe, welche in der höchsten Region schweben. 17 Ein Sperling fliegt nicht weg, wenn auch der Winter kommt. 18 Ein Sperling in der Hand ist besser den zehen auffm zaun (Dache.) – Petri, II, 227; Blum, 467; Mathesy, 236a; Eisenhart, 386; Siebenkees, 297; Lohrengel, I, 241; Körte, 5637. „Die jungen Gesellen sollen auch hier den gemeinen Vers mercken: Plus valet u. s. w. Es ist ein Sperling in der Hand besser denn ein Kranich auf dem Dache.“ (Coler, 403.) Auch die Araber sagen: Tausend Kraniche in der Luft sind nicht werth einen Sperling in der Hand. Böhm.: Lepši bažant na míse než když lítá po dvoře. – Lepši holub v ruce, než jeřábek na střeše. – Lepší ptak v ruce než dva letice. – Lepši vrabec v hrsti, než jeřabek v lese (nežli cap na střeše). – Lepši vrabec v hrsti nežli zajíc v chrasti. – Lepši vrána v pytli jedna, než na vrbe tri. (Čelakovsky, 255.) Dän.: Hvo som tager det uvisse for det visse, gaar med tomme hænderne bort. (Prov. dan., 543.) Engl.: A sparrow in hand is worth more than a vulture flying. – One bird in the hand, is worth two in the busk. (Bohn II, 72.) Frz.: Alouette en main vaut mieux que grue qui vole. – Il vaut mieux tenir que chasser. – Il vaut mieux tenir que courir après. (Kritzinger, 674b.) – Moineau en main vaut mieux que pigeon (qu'une grue) qui vole. (Bohn I, 39 u. 62.) – Un tiens vaut mieux que deux tu l'auras. (Lendroy, 98; Kritzinger, 16a.) It.: Meglio è fringuello in mano che tordo in frasca. (Kritzinger, 674b.) Lat.: Capta avis est melior quam mille in gramine ruris. – Plus valet in manibus passer quam sub dubio grus. – Spem pretio non emo. Lit.: Gerrésnis žwirblis rankoj', nekaip elnis girroj' (Čelakovsky, 255.) Poln.: Lepszy wróbel w ręku, jak cietrzew na sęku. (Čelakovsky, 255.) Port.: Melhorhe hum passarinho nas mãos, que dons voando. (Bohn I, 283.) Schwed.: Bättre en fågel i hand, än tio iskogen. (Marin, 6.) Span.: Mas vale pájaro en la mano, que buitre volando. (Bohn I, 231; II, 72.) Wend.: Wróbel rucy je lepši, hać hołb na tsješi. (Čelakovsky, 255.) 19 Ein Sperling in der Hand ist besser, denn ein Storch in der Luft. – Körte, 5637. In Aegypten sagt man: Tauend Kraniche in der Luft sind nicht so viel werth als ein Sperling in der Hand. (Burckhardt, 3.) Span.: Mas vale pájaro en mano que buitre volando. (Don Quixote.) 20 Ein Sperling muss nicht mit einem Storche tanzen. Dän.: Dit sømmer ikke spurv at gaae i tranedands. – Hvad skal spurve i tranedands, deres been ere saa korte. (Bohn I, 363 u. 375.) 21 Ein Sperling schimpft den andern Dachscheisser. (Ostpreuss.) 22 Ein Sperling, wenn er nisten will, so suchet er der Löcher viel. Lat.: Nidificans caveas vult passer visere multas. (Sutor, 641.) 23 Einen alten Sperling fängt man nicht mit Spreu. Böhm.: Starého vrabca plávemi neošidiš. (Čelakovsky, 43.) 24 Einen Sperling und einen Edelmann soll man nicht über vier Wochen leben lassen. – Pistor., III, 61. Der Sperling gehört zu den Vögeln, die früher für äusserst schädlich gehalten und in einer Weise verfolgt worden sind, dass sogar lange obrigkeitlicherseits die Lieferung von Sperlingsköpfen als Abgabe gefordert wurde. Die Nachtheile der Ausrottung dieser Vögel, wo sie mehr oder weniger durchgeführt war, traten bald genug in der Ueberhandnahme von schädlichen Insekten hervor, sodass man wieder in neuerer Zeit die insektenfressenden Vögel, wozu auch während der Brutzeit die Sperlinge gehören, schützt. Es ist natürlich, wenn ein so verbreiteter Vogel wie der Sperling, der in neuester Zeit nicht ohne bedeutende Opfer in Australien eingeführt worden ist, auch in der Volksgage seine Stelle gefunden hat. – Nach dem serbischen Volksglauben feiert er am Valentinstage (14. Februar), nach dem wendischen am 25. Januar sein Hochzeitsfest. In Russland gelten die Sperlinge als verfluchte Vögel, weil sie die Nägel zum Kreuze Christi herbeigebracht haben sollen. (S. Schwalbe 16.) Zur Strafe dafür tragen sie unsichtbare Fesseln an den Füssen, sodass sie nur hüpfen, nicht gehen können. Es gilt dort für verdienstlich, einen Sperling zu tödten, der schon, wenn er in ein Zimmer hineinfliegt, Unglück bringt. In der Ukraine behauptet man, dass die Sperlinge dem Teufel den Zehnten schulden und darum am Sanct-Simonstage (2. Sept.) aus den Dörfern in die Wälder fliegen, weil dann die sogenannten Sperlingsnächte, finstere Gewitternächte mit Gussregen, eintreten, in denen der Teufel seine Schuld einfordert. Er misst dazu sämmtliche Sperlinge mit einem Mässchen, indem er sie von oben hineinschüttet und darauf das Mass mit der Hand abstreicht. Die Sperlinge, deren Schöpfe hervorstehen, fallen herab und bleiben am Leben, die übrigen gehen verloren. Die Versammlung des Sperlingsvolks heisst Sperlingslandtag. Thatsächlich sollen die Sperlinge bis zum genannten Tage in grossen Scharen fliegen oder lärmend in den Zäunen sitzen, dann aber wie weggefegt sein, sich nur spärlich zeigen und unruhig vorüberfliegen. (Vgl. Volksglauben in der Ukraine, in Ausland, 1871, Nr. 9.) 25 Einen todten Sperling jagt kein Schütze auf. – Schulzeitung, 397; Sprichwörtergarten, 157. Wo Mutter Natur stiefmütterlich gehandelt hat, da hilft Erziehung wenig. „Es gibt“, sagt Weber (Demokritos, II, 13), „geborene Querköpfe, die bei aller angewandten Mühe nicht gerade werden.“ 26 En Sparling in der Hand is beter as 'ne Dûwe up'n Dâke. (Hannover.) – Schambach, II, 127; hochdeutsch bei Braun, I, 4171. Engl.: A sparrow in the hand is worth two in the bush. 27 Es ist besser ein Sperling ynn der handt, denn ein Kranich auff dem dache (oder: der fliegt über Land). – Agricola I, 84; Petri, II, 36; Egenolff, 38b; Gruter, I, 32; Lehmann, II, 47, 31; Latendorf II, 11; Luther, 249; Zinkgref, IV, 360; Sailer, 111; Eiselein, 573; Oec. rur., 621; Gaal, 1433; Simrock, 9691. „Besser ein sperling in der handt, denn ein ganss (schwan) draussen (= da aussen) auff dem sandt.“ (Waldis, I, 4, 35 u. 83, 13.) Holl.: Beter eene musch in de hand dan een kraan op het dak. (Harrebomée, II, 110a.) Lat.: Ad praesens ova cras pullis sunt meliora. (Binder II, 63; Neander, 287; Gaal, 1429.) – Pinguis sensus non consumitur. (Lehmann, 889, 93.) – Spem pretio non emo. (Eiselein, 573.) Poln.: Lepszy jeden wróbel garści jak dziesięci nadachie. (Lompa, 19.) 28 Fliegt ein Sperling aus, kommt ein Spatz nach Haus.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [344]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/350>, abgerufen am 29.03.2024.