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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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302 Wer Schafe austreibt, treibt Wollträger ein.

Span.: El que ha ovejas ha pellejas.

303 Wer Schafe hat, dem fehlt's nicht an Fellen (an Wolle).

304 Wer Schafe hat, hat Häute; wer Töchter hat, macht Bräute.

305 Wer seine Schafe schert vor Servaz (13. Mai), dem ist die Wolle lieber als das Schaf. - Schulfreund, 81, 29; Schmitz, I, 176, 19.

Engl.: Shear your sheep in may and shear them all away. (Bohn II, 30.)

306 Wer sein Schaff auff trucken behalten wil, der leid vnd trag mit Geduld. - Petri, II, 754.

307 Wer sich unter die Schafe mischt, der wird mit ihnen geschoren werden.

Bei den Tscheremissen heisst es: Wer sich zu den Bienen hält, der soll auch Honig haben. (Altmann V, 129.)

308 Wer sich zum Schaaff macht, den zerreissen (fressen) die Wölff. (S. Esel 476-478 und Taube.) - Gruter, III, 111; Petri, II, 763; Lehmann, 118, 10; Lehmann, II, 878, 246; Eiselein, 542; Gaal, 1348; Sailer, 57; Simrock, 8807; Körte, 5210; Winckler, XX, 63; Klosterspiegel, 15, 23; Venedey, 161; Braun, I, 3749; Rabener, Satiren, IV.

Die Russen: Mache dich zum Kanal und man wird Wasser in dich leiten. (Altmann VI, 387.) Aehnlich Kiesewetter, 43.

Böhm.: Ucin se jen ovci, a vlci hotovi. (Celakovsky, 46.)

Dän.: Hvo sig giör til faar, bliver aedt af ulve. (Prov. dan., 235.)

Engl.: He that makes himself a sheep, the wolf will eat him. (Gaal, 1348; Bohn II, 131.)

Frz.: Deux fois bon, c'est une fois bete. (Masson, 298.)

Holl.: Die zich selven tot een schaap maakt, wordt van de wolven gegeten. (Harrebomee, II, 238a.)

It.: Chi pecora si fa, il lupo se la mangia. (Gaal, 1348; Bohn I, 86; Pazzaglia, 271, 1.)

Lat.: Ab omnibus violatur, qui omnibus cedit. (Gaal, 1348.)

Schwed.: Den som är för mycket god honom äta swijnen up. (Törning, 21.)

Span.: Hazeos miel, y comeros han moscas. (Bohn II, 131.)

309 Wer sich zum Schaf macht, den beissen die Hunde.

Holl.: Die zich zelven schaap maakt, bijten de honden. (Harrebomee, II, 238a.)

310 Wer um ein Schaf Process will führen, wird eine Kuh verlieren.

Holl.: Die om een schaap pleit, zal eene koe verliezen. (Harrebomee, II, 238a.)

311 Wer wenig Schaf hat, der schert vnd melckt sie desto öfftrer vnd verderbt sie desto bälder. - Lehmann, 44, 42.

Dän.: Hvo som haver faae faar, han klipper og malker dem des oftere og forderver dem des snarere. (Prov. dan., 149.)

312 Wer wird die Schafe fragen, was die Wolle gilt.

313 Wie d Schaff, so sein die Hirten. - Hoek, 16.

314 Wie viel Schafe sind beim Röster1 und wie viel Hunde in der Schafhürde! - Burckhardt, 535.

1) Der gebratenes Fleisch auf dem Markte verkauft. - Um den Gedanken auszudrücken: Wie viele gute Menschen fallen als Opfer, während der Bösewicht sein Leben gemächlich geniesst.

315 Wo ein Schaf vorgeht, folgen die andern nach. - Simrock, 8809.

Span.: Ovejas bobas, por do va una van todas. (Bohn I, 238.)

316 Wo ist ein reudisch Schaff im Stall, da werden reudig all. - Petri, II, 806.

317 Wo Schafe fehlen, gelten die Ziegen.

Die Türken: Wo die Schafe rar sind, sagt man zur Ziege: Frau Wollträgerin.

Böhm.: Kdyz ovce posly, i kozy ke cti prisly. (Celakovsky, 105.)

318 Wo Schafe sind, da muss auch jemand sein, der sie schiert.

"Wenn die fromme Gesellschaft nun einmal belogen sein will, warum nimmt man es ihm (dem Verfasser vom Eritis sicut Deus) übel, dass er ihr diesen Dienst leistet. Wenn es Menschen gibt, die das Bedürfniss haben, sich betrügen zu lassen, so muss es auch andere geben, die geneigt sind, sie zu betrügen: Wo Schafe sind, da muss auch jemand sein, der sie schert." (Deutsches Museum, Leipzig 1855, Nr. 23.)

319 Wo Schafe sind, da sind auch Wölfe.

[Spaltenumbruch] 320 Wohlverwahrte Schafe frisst kein Wolf.

321 Zwischen Schaf und Wolf ist keine Freundschaft.

Böhm.: Tezko berana s vlkem smiriti. (Celakovsky, 35.)

*322 A hot seine Schöffe schun iess troige brucht. - Robinson, 503; Keller, 130b; Frommann, III, 247, 218.

"Ich muss bei zeiten nur die Schaff ins Trockne bringen." (Keller, 175a.)

*323 Ain armes schoff vnder den wolffen. - Hauer, L2.

Lat.: Asinus inter Simias quid facit? (Hauer, L2.)

*324 Als er nach einem Schafe schnappte, er dafür eine Mücke ertappte.

*325 Da möchte doch ein Schaf lammen.

Holl.: Daar zal eene ooi lammen. ( Harrebomee, II, 146a.)

*326 Da sön de Schap rewa gegange. (Natangen.) - Frischbier2, 3238.

Wird gesagt, wenn der dicke Reis, der beim Kindtaufs- und Hochzeitsschmause aufgetragen wird, mit Rosinen und Korinthen bestreut ist.

*327 Das merkt ein Schaf.

Holl.: Dat kan een schaap wel merken. (Harrebomee, II, 237b.)

*328 Das (dumme) Schaf.

Als Scheltwort sehr gebräuchlich und beiderlei Geschlechts. (Vgl. Cholevius, 24.) "Das Schaf, ihr Mann, schwieg zu allem diesen Unwesen still." "Das dumme Schaf." (Sophiens Reise, I, 185; VI, 250.)

*329 Das Schaf klagt dem Wolf die Noth.

Wie man seinen Kummer der Stiefmutter klagt.

*330 Das Schaf opfern, um die Kötel zu gewinnen.

*331 Das Schaf scheren, ohne es zu schinden.

D. h. mit Geschicklichkeit, so erpressen, dass nicht Klagen und Murren erregt wird.

*332 Das Schaf soll uns der Wolf nicht verjagen.

Mit dem Tone auf das. Wenn man jemandes Uebermacht nicht fürchtet.

*333 Das Schaf stehlen und die Füsse den Armen schenken.

Port.: Furtar o carneiro, e dar os pes pelo amor de Deos. (Bohn I, 278.)

*334 Das Schaf will den Wolf beissen.

Wer gegen jemand auftritt, dem er nicht gewachsen ist.

Holl.: Het schaap wil den wolf bijten. (Harrebomee, II, 238b.)

*335 Das Schaff hat dem Wolff das Wasser getrübt. - Eyering, I, 340.

Gegen ungerechte Anklagen.

*336 Dat Schap sall wol 'n sachten Dot hebben. - Kern, 828.

Die Sache wird kein Aufsehen erregen, wird allmählich einschlafen.

*337 De kann met de Schap ut ene Rep (Raufe) frete. (Litauen.) - Frischbier2, 3239.

Scherzhaft von einem Schmalbackigen.

*338 De lett söck vom Schap biete. (Ostpreuss.)

Der Verträgliche oder Feige.

*339 Der Schafe sind mehr als der Früchte.

*340 Der schiert für sich die Schafe und überlässt jenem die Schweine. (Deutz.)

*341 Die Schaf vnd Ochsen seynd noch nicht geboren, die man auf deiner Hochzeit essen soll. - Lehmann, 452, 27.

*342 Die Schafe dem Wolfe zu hüten geben.

*343 Die Schafe fahren über das Korn.

Wenn zur Blütezeit der Wind bei schönem Wetter Wellen im Getreide schlug, so sagte man in der Schweiz: Die Engel fahren über das Feld und segnen es. So hört man jetzt zur Zeit der Ernte die obige Redensart. Man sagt auch: Der Wolf läuft durchs Saatfeld. Die Sau läuft in der Frucht, die wilden Schweine jagen sich. Der Wind säuet im Korn. Das Korn wolket. (Vgl. Sutermeister, Erntesitten in der Schweiz, in den Grenzboten, 1865, Nr. 41, S. 595.)

*344 Die Schafe hüten um der Lorbern willen.

Holl.: Hij heeft de schapen geweid om de keutels. (Harrebomee, II, 238b.)

*345 Die Schafe scheren, aber nicht metzeln.

*346 Die Schafe schinden. - Murner, Nb., 32.

"Da die frummen alten woren, die haben jre schaaff beschoren; yetz sol man ein jungen finden, der seine schäflin gar will schinden."

*347 Die Schafe sind gut geschoren.

"Gut geschoren die Schafe der Gironde." (R. Griepenkerl, Die Girondisten, II, 1.)


[Spaltenumbruch]

302 Wer Schafe austreibt, treibt Wollträger ein.

Span.: El que ha ovejas ha pellejas.

303 Wer Schafe hat, dem fehlt's nicht an Fellen (an Wolle).

304 Wer Schafe hat, hat Häute; wer Töchter hat, macht Bräute.

305 Wer seine Schafe schert vor Servaz (13. Mai), dem ist die Wolle lieber als das Schaf.Schulfreund, 81, 29; Schmitz, I, 176, 19.

Engl.: Shear your sheep in may and shear them all away. (Bohn II, 30.)

306 Wer sein Schaff auff trucken behalten wil, der leid vnd trag mit Geduld.Petri, II, 754.

307 Wer sich unter die Schafe mischt, der wird mit ihnen geschoren werden.

Bei den Tscheremissen heisst es: Wer sich zu den Bienen hält, der soll auch Honig haben. (Altmann V, 129.)

308 Wer sich zum Schaaff macht, den zerreissen (fressen) die Wölff. (S. Esel 476-478 und Taube.) – Gruter, III, 111; Petri, II, 763; Lehmann, 118, 10; Lehmann, II, 878, 246; Eiselein, 542; Gaal, 1348; Sailer, 57; Simrock, 8807; Körte, 5210; Winckler, XX, 63; Klosterspiegel, 15, 23; Venedey, 161; Braun, I, 3749; Rabener, Satiren, IV.

Die Russen: Mache dich zum Kanal und man wird Wasser in dich leiten. (Altmann VI, 387.) Aehnlich Kiesewetter, 43.

Böhm.: Učiň se jen ovci, a vlci hotovi. (Čelakovsky, 46.)

Dän.: Hvo sig giør til faar, bliver ædt af ulve. (Prov. dan., 235.)

Engl.: He that makes himself a sheep, the wolf will eat him. (Gaal, 1348; Bohn II, 131.)

Frz.: Deux fois bon, c'est une fois bête. (Masson, 298.)

Holl.: Die zich selven tot een schaap maakt, wordt van de wolven gegeten. (Harrebomée, II, 238a.)

It.: Chi pecora si fa, il lupo se la mangia. (Gaal, 1348; Bohn I, 86; Pazzaglia, 271, 1.)

Lat.: Ab omnibus violatur, qui omnibus cedit. (Gaal, 1348.)

Schwed.: Den som är för mycket god honom äta swijnen up. (Törning, 21.)

Span.: Hazéos miel, y comeros han moscas. (Bohn II, 131.)

309 Wer sich zum Schaf macht, den beissen die Hunde.

Holl.: Die zich zelven schaap maakt, bijten de honden. (Harrebomée, II, 238a.)

310 Wer um ein Schaf Process will führen, wird eine Kuh verlieren.

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311 Wer wenig Schaf hat, der schert vnd melckt sie desto öfftrer vnd verderbt sie desto bälder.Lehmann, 44, 42.

Dän.: Hvo som haver faae faar, han klipper og malker dem des oftere og forderver dem des snarere. (Prov. dan., 149.)

312 Wer wird die Schafe fragen, was die Wolle gilt.

313 Wie d Schaff, so sein die Hirten.Hoek, 16.

314 Wie viel Schafe sind beim Röster1 und wie viel Hunde in der Schafhürde!Burckhardt, 535.

1) Der gebratenes Fleisch auf dem Markte verkauft. – Um den Gedanken auszudrücken: Wie viele gute Menschen fallen als Opfer, während der Bösewicht sein Leben gemächlich geniesst.

315 Wo ein Schaf vorgeht, folgen die andern nach.Simrock, 8809.

Span.: Ovejas bobas, por do va una van todas. (Bohn I, 238.)

316 Wo ist ein reudisch Schaff im Stall, da werden reudig all.Petri, II, 806.

317 Wo Schafe fehlen, gelten die Ziegen.

Die Türken: Wo die Schafe rar sind, sagt man zur Ziege: Frau Wollträgerin.

Böhm.: Když ovce pošly, i kozy ke cti přišly. (Čelakovsky, 105.)

318 Wo Schafe sind, da muss auch jemand sein, der sie schiert.

„Wenn die fromme Gesellschaft nun einmal belogen sein will, warum nimmt man es ihm (dem Verfasser vom Eritis sicut Deus) übel, dass er ihr diesen Dienst leistet. Wenn es Menschen gibt, die das Bedürfniss haben, sich betrügen zu lassen, so muss es auch andere geben, die geneigt sind, sie zu betrügen: Wo Schafe sind, da muss auch jemand sein, der sie schert.“ (Deutsches Museum, Leipzig 1855, Nr. 23.)

319 Wo Schafe sind, da sind auch Wölfe.

[Spaltenumbruch] 320 Wohlverwahrte Schafe frisst kein Wolf.

321 Zwischen Schaf und Wolf ist keine Freundschaft.

Böhm.: Tĕžko berana s vlkem smiřiti. (Čelakovsky, 35.)

*322 A hot seine Schöffe schun iess troige brucht.Robinson, 503; Keller, 130b; Frommann, III, 247, 218.

„Ich muss bei zeiten nur die Schaff ins Trockne bringen.“ (Keller, 175a.)

*323 Ain armes schoff vnder den wolffen.Hauer, L2.

Lat.: Asinus inter Simias quid facit? (Hauer, L2.)

*324 Als er nach einem Schafe schnappte, er dafür eine Mücke ertappte.

*325 Da möchte doch ein Schaf lammen.

Holl.: Daar zal eene ooi lammen. ( Harrebomée, II, 146a.)

*326 Da sön de Schap rewa gegange. (Natangen.) – Frischbier2, 3238.

Wird gesagt, wenn der dicke Reis, der beim Kindtaufs- und Hochzeitsschmause aufgetragen wird, mit Rosinen und Korinthen bestreut ist.

*327 Das merkt ein Schaf.

Holl.: Dat kan een schaap wel merken. (Harrebomée, II, 237b.)

*328 Das (dumme) Schaf.

Als Scheltwort sehr gebräuchlich und beiderlei Geschlechts. (Vgl. Cholevius, 24.) „Das Schaf, ihr Mann, schwieg zu allem diesen Unwesen still.“ „Das dumme Schaf.“ (Sophiens Reise, I, 185; VI, 250.)

*329 Das Schaf klagt dem Wolf die Noth.

Wie man seinen Kummer der Stiefmutter klagt.

*330 Das Schaf opfern, um die Kötel zu gewinnen.

*331 Das Schaf scheren, ohne es zu schinden.

D. h. mit Geschicklichkeit, so erpressen, dass nicht Klagen und Murren erregt wird.

*332 Das Schaf soll uns der Wolf nicht verjagen.

Mit dem Tone auf das. Wenn man jemandes Uebermacht nicht fürchtet.

*333 Das Schaf stehlen und die Füsse den Armen schenken.

Port.: Furtar o carneiro, e dar os pés pelo amor de Deos. (Bohn I, 278.)

*334 Das Schaf will den Wolf beissen.

Wer gegen jemand auftritt, dem er nicht gewachsen ist.

Holl.: Het schaap wil den wolf bijten. (Harrebomée, II, 238b.)

*335 Das Schaff hat dem Wolff das Wasser getrübt.Eyering, I, 340.

Gegen ungerechte Anklagen.

*336 Dat Schâp sall wol 'n sachten Dot hebben.Kern, 828.

Die Sache wird kein Aufsehen erregen, wird allmählich einschlafen.

*337 De kann met de Schap ut êne Rêp (Raufe) frête. (Litauen.) – Frischbier2, 3239.

Scherzhaft von einem Schmalbackigen.

*338 De lett söck vom Schap biete. (Ostpreuss.)

Der Verträgliche oder Feige.

*339 Der Schafe sind mehr als der Früchte.

*340 Der schiert für sich die Schafe und überlässt jenem die Schweine. (Deutz.)

*341 Die Schaf vnd Ochsen seynd noch nicht geboren, die man auf deiner Hochzeit essen soll.Lehmann, 452, 27.

*342 Die Schafe dem Wolfe zu hüten geben.

*343 Die Schafe fahren über das Korn.

Wenn zur Blütezeit der Wind bei schönem Wetter Wellen im Getreide schlug, so sagte man in der Schweiz: Die Engel fahren über das Feld und segnen es. So hört man jetzt zur Zeit der Ernte die obige Redensart. Man sagt auch: Der Wolf läuft durchs Saatfeld. Die Sau läuft in der Frucht, die wilden Schweine jagen sich. Der Wind säuet im Korn. Das Korn wolket. (Vgl. Sutermeister, Erntesitten in der Schweiz, in den Grenzboten, 1865, Nr. 41, S. 595.)

*344 Die Schafe hüten um der Lorbern willen.

Holl.: Hij heeft de schapen geweid om de keutels. (Harrebomée, II, 238b.)

*345 Die Schafe scheren, aber nicht metzeln.

*346 Die Schafe schinden.Murner, Nb., 32.

„Da die frummen alten woren, die haben jre schaaff beschoren; yetz sol man ein jungen finden, der seine schäflin gar will schinden.“

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[[34]/0040] 302 Wer Schafe austreibt, treibt Wollträger ein. Span.: El que ha ovejas ha pellejas. 303 Wer Schafe hat, dem fehlt's nicht an Fellen (an Wolle). 304 Wer Schafe hat, hat Häute; wer Töchter hat, macht Bräute. 305 Wer seine Schafe schert vor Servaz (13. Mai), dem ist die Wolle lieber als das Schaf. – Schulfreund, 81, 29; Schmitz, I, 176, 19. Engl.: Shear your sheep in may and shear them all away. (Bohn II, 30.) 306 Wer sein Schaff auff trucken behalten wil, der leid vnd trag mit Geduld. – Petri, II, 754. 307 Wer sich unter die Schafe mischt, der wird mit ihnen geschoren werden. Bei den Tscheremissen heisst es: Wer sich zu den Bienen hält, der soll auch Honig haben. (Altmann V, 129.) 308 Wer sich zum Schaaff macht, den zerreissen (fressen) die Wölff. (S. Esel 476-478 und Taube.) – Gruter, III, 111; Petri, II, 763; Lehmann, 118, 10; Lehmann, II, 878, 246; Eiselein, 542; Gaal, 1348; Sailer, 57; Simrock, 8807; Körte, 5210; Winckler, XX, 63; Klosterspiegel, 15, 23; Venedey, 161; Braun, I, 3749; Rabener, Satiren, IV. Die Russen: Mache dich zum Kanal und man wird Wasser in dich leiten. (Altmann VI, 387.) Aehnlich Kiesewetter, 43. Böhm.: Učiň se jen ovci, a vlci hotovi. (Čelakovsky, 46.) Dän.: Hvo sig giør til faar, bliver ædt af ulve. (Prov. dan., 235.) Engl.: He that makes himself a sheep, the wolf will eat him. (Gaal, 1348; Bohn II, 131.) Frz.: Deux fois bon, c'est une fois bête. (Masson, 298.) Holl.: Die zich selven tot een schaap maakt, wordt van de wolven gegeten. (Harrebomée, II, 238a.) It.: Chi pecora si fa, il lupo se la mangia. (Gaal, 1348; Bohn I, 86; Pazzaglia, 271, 1.) Lat.: Ab omnibus violatur, qui omnibus cedit. (Gaal, 1348.) Schwed.: Den som är för mycket god honom äta swijnen up. (Törning, 21.) Span.: Hazéos miel, y comeros han moscas. (Bohn II, 131.) 309 Wer sich zum Schaf macht, den beissen die Hunde. Holl.: Die zich zelven schaap maakt, bijten de honden. (Harrebomée, II, 238a.) 310 Wer um ein Schaf Process will führen, wird eine Kuh verlieren. Holl.: Die om een schaap pleit, zal eene koe verliezen. (Harrebomée, II, 238a.) 311 Wer wenig Schaf hat, der schert vnd melckt sie desto öfftrer vnd verderbt sie desto bälder. – Lehmann, 44, 42. Dän.: Hvo som haver faae faar, han klipper og malker dem des oftere og forderver dem des snarere. (Prov. dan., 149.) 312 Wer wird die Schafe fragen, was die Wolle gilt. 313 Wie d Schaff, so sein die Hirten. – Hoek, 16. 314 Wie viel Schafe sind beim Röster1 und wie viel Hunde in der Schafhürde! – Burckhardt, 535. 1) Der gebratenes Fleisch auf dem Markte verkauft. – Um den Gedanken auszudrücken: Wie viele gute Menschen fallen als Opfer, während der Bösewicht sein Leben gemächlich geniesst. 315 Wo ein Schaf vorgeht, folgen die andern nach. – Simrock, 8809. Span.: Ovejas bobas, por do va una van todas. (Bohn I, 238.) 316 Wo ist ein reudisch Schaff im Stall, da werden reudig all. – Petri, II, 806. 317 Wo Schafe fehlen, gelten die Ziegen. Die Türken: Wo die Schafe rar sind, sagt man zur Ziege: Frau Wollträgerin. Böhm.: Když ovce pošly, i kozy ke cti přišly. (Čelakovsky, 105.) 318 Wo Schafe sind, da muss auch jemand sein, der sie schiert. „Wenn die fromme Gesellschaft nun einmal belogen sein will, warum nimmt man es ihm (dem Verfasser vom Eritis sicut Deus) übel, dass er ihr diesen Dienst leistet. Wenn es Menschen gibt, die das Bedürfniss haben, sich betrügen zu lassen, so muss es auch andere geben, die geneigt sind, sie zu betrügen: Wo Schafe sind, da muss auch jemand sein, der sie schert.“ (Deutsches Museum, Leipzig 1855, Nr. 23.) 319 Wo Schafe sind, da sind auch Wölfe. 320 Wohlverwahrte Schafe frisst kein Wolf. 321 Zwischen Schaf und Wolf ist keine Freundschaft. Böhm.: Tĕžko berana s vlkem smiřiti. (Čelakovsky, 35.) *322 A hot seine Schöffe schun iess troige brucht. – Robinson, 503; Keller, 130b; Frommann, III, 247, 218. „Ich muss bei zeiten nur die Schaff ins Trockne bringen.“ (Keller, 175a.) *323 Ain armes schoff vnder den wolffen. – Hauer, L2. Lat.: Asinus inter Simias quid facit? (Hauer, L2.) *324 Als er nach einem Schafe schnappte, er dafür eine Mücke ertappte. *325 Da möchte doch ein Schaf lammen. Holl.: Daar zal eene ooi lammen. ( Harrebomée, II, 146a.) *326 Da sön de Schap rewa gegange. (Natangen.) – Frischbier2, 3238. Wird gesagt, wenn der dicke Reis, der beim Kindtaufs- und Hochzeitsschmause aufgetragen wird, mit Rosinen und Korinthen bestreut ist. *327 Das merkt ein Schaf. Holl.: Dat kan een schaap wel merken. (Harrebomée, II, 237b.) *328 Das (dumme) Schaf. Als Scheltwort sehr gebräuchlich und beiderlei Geschlechts. (Vgl. Cholevius, 24.) „Das Schaf, ihr Mann, schwieg zu allem diesen Unwesen still.“ „Das dumme Schaf.“ (Sophiens Reise, I, 185; VI, 250.) *329 Das Schaf klagt dem Wolf die Noth. Wie man seinen Kummer der Stiefmutter klagt. *330 Das Schaf opfern, um die Kötel zu gewinnen. *331 Das Schaf scheren, ohne es zu schinden. D. h. mit Geschicklichkeit, so erpressen, dass nicht Klagen und Murren erregt wird. *332 Das Schaf soll uns der Wolf nicht verjagen. Mit dem Tone auf das. Wenn man jemandes Uebermacht nicht fürchtet. *333 Das Schaf stehlen und die Füsse den Armen schenken. Port.: Furtar o carneiro, e dar os pés pelo amor de Deos. (Bohn I, 278.) *334 Das Schaf will den Wolf beissen. Wer gegen jemand auftritt, dem er nicht gewachsen ist. Holl.: Het schaap wil den wolf bijten. (Harrebomée, II, 238b.) *335 Das Schaff hat dem Wolff das Wasser getrübt. – Eyering, I, 340. Gegen ungerechte Anklagen. *336 Dat Schâp sall wol 'n sachten Dot hebben. – Kern, 828. Die Sache wird kein Aufsehen erregen, wird allmählich einschlafen. *337 De kann met de Schap ut êne Rêp (Raufe) frête. (Litauen.) – Frischbier2, 3239. Scherzhaft von einem Schmalbackigen. *338 De lett söck vom Schap biete. (Ostpreuss.) Der Verträgliche oder Feige. *339 Der Schafe sind mehr als der Früchte. *340 Der schiert für sich die Schafe und überlässt jenem die Schweine. (Deutz.) *341 Die Schaf vnd Ochsen seynd noch nicht geboren, die man auf deiner Hochzeit essen soll. – Lehmann, 452, 27. *342 Die Schafe dem Wolfe zu hüten geben. *343 Die Schafe fahren über das Korn. Wenn zur Blütezeit der Wind bei schönem Wetter Wellen im Getreide schlug, so sagte man in der Schweiz: Die Engel fahren über das Feld und segnen es. So hört man jetzt zur Zeit der Ernte die obige Redensart. Man sagt auch: Der Wolf läuft durchs Saatfeld. Die Sau läuft in der Frucht, die wilden Schweine jagen sich. Der Wind säuet im Korn. Das Korn wolket. (Vgl. Sutermeister, Erntesitten in der Schweiz, in den Grenzboten, 1865, Nr. 41, S. 595.) *344 Die Schafe hüten um der Lorbern willen. Holl.: Hij heeft de schapen geweid om de keutels. (Harrebomée, II, 238b.) *345 Die Schafe scheren, aber nicht metzeln. *346 Die Schafe schinden. – Murner, Nb., 32. „Da die frummen alten woren, die haben jre schaaff beschoren; yetz sol man ein jungen finden, der seine schäflin gar will schinden.“ *347 Die Schafe sind gut geschoren. „Gut geschoren die Schafe der Gironde.“ (R. Griepenkerl, Die Girondisten, II, 1.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [34]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/40>, abgerufen am 19.04.2024.