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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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Scharrfuss.

* Scharrfüsse machen.

Frz.: Faire la petite. (Kritzinger, 529a.)


Scharrhans.

1 Dem Scharrhans auf dem Lande folgt Junker Filz im Sande.

*2 Er ist ein Scharrhans.

"Und sonderlich der Scharrhans unter dem Adel und Meister Klügel in Städten denken, die ganze Macht liege an ihnen und Gott könne ihrer nicht entrathen." "Man findet etliche Scharrhansen, die sich lassen dünken, der Name Schreiber sei kaum werth, dass sie ihn nennen." (Luther's Werke, V, 83 u. 180.) "Ein lustig gesprech des Teuffel vnd etlicher Kriegsleute von der Flucht des grossen Scharrhansen H. Heinrich von Braunschweig (1542), und könt fromm vnd geschickte Leut Reich machen, welches doch manche Scharrhansen nit achten." (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 42.)


Scharsachs.

Ein Scharsachs mit Scharten kratzet das Haar aus der Haut. - Eiselein, 545.

"Kein scharsach schare nie so hart, denn so der baur zum Herren wardt."

Lat.: Paupere ditato nil acrius esse putato. (Loci comm., 158.)


Schärtchen.

* Sich sein Schärtchen auswetzen.

Den erlittenen Schaden zu ersetzen suchen.


Scharte.

1 Die Scharten kosten Geld, die Haare aber wachsen wieder ohne Geld.

*2 Das hat eine Schart'n. - Schöpf, 592.

Soviel wie einen Haken, es ist ein Aber dabei.

*3 Eine Scharte auswetzen. - Eiselein, 545; Braun, I, 3801.

*4 Jeder will seine Scharten an ihm auswetzen.

*5 Man muss die Scharten wider auswetzen. - Lehmann, 694, 53; Schöpf, 592.

Frz.: Remonter sur la bete. (Kritzinger, 68a.)

Lat.: Lacunam explere. (Cicero.) (Eiselein, 545.)

*6 Sein Schart wieder auswetzen. - Schottel, 1118.

Holl.: Hij zal de schaarden uitslijpen. (Harrebomee, II, 240a.)


Scharteke.

* Es sind alte Scharteken.

Alte schlechte Bücher; in berliner Mundart allerlei andere Sachen, Packete, Schachteln u. s. w. (Trachsel, 50.)


Scharwächter.

* Es ist ein alter Scharwächter. (Oberösterreich.)

Ein altes, dickes, in Schweinsleder oder dergleichen gebundenes Buch. Einst wurde in Städten die Polizei so genannt und aus deren altväterischer Uniformirung ist wol die Redensart zu erklären.


Scharwenzel.

* Es ist ein Scharwenzel.

Es wird darunter ein ausserordentlich höflicher, ja kriechender und dienstbeflissener Mensch verstanden, der sich, falls es Geld einbringt, zu allen Dingen gebrauchen, gelegentlich auch mishandeln lässt, ohne sich zu widersetzen. Nach Weigand (Wb., 3. Aufl., IIa, 564) richtiger Scher(r)wenzel; er betrachtet das Wort als eine Zusammensetzung aus "scher(r)en" in der Bedeutung viel Mühe und Beschwerden machen, kümmern, und dem ursprünglich slawischen, bei den Böhmen so beliebten Mannesnamen Wenzel mit welchem jeder der Buben in dem genannten Kartenspiel belegt wurde, also ursprünglich ein sich abmühender Wenzel oder Knecht. K. Braun (Oberdeutsche Vornamen, in Westermann's Monatsheften, Nr. 189, S. 264) dagegen bemerkt: "Man hat dieses Wort von servus oder serviens oder irgendeinem Stamm "Scherw" oder "Serv" ableiten wollen. Lassen wir es lieber einfach beim böhmischen Wenzel, welcher zu den Deutschen zu landwirthschaftlicher Arbeit, zum Schneiden, Mähen, Graben, zur "Schar" oder zum "Scharwerk" ging. Die Verwandtschaft mit "Scharmaus" (Maulwurf) wegen des Arbeitens, Grabens und Scharrens unter der Erde springt in die Augen."


Scharwenzeln.

* Um einen herum scharwenzeln.

Ihm Dienste und Höflichkeiten in lakaienhafter, niedriger Weise anbieten. (Vgl. K. Braun, a. a. O., und Trachsel, 50.)


Scharwerk.

Wei sick im Scharwerk daud arwedet, demme lütt de Aesel. (Wald. Uppland.) - Firmenich, I, 326, 62.

Wer sich bei Fron- oder Hofarbeiten so übernimmt, dass er stirbt, dem sollen Esel auslauten (auch: den sollen Esel zu Grabe tragen).


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Schässburg.

Darno geade Nocht Schessbrig. (Siebenbürg.-sächs.) - Frommann, V, 177, 202.

Dann, gute Nacht, Schässburg, d. i. dann ist's aus.


Schässburger.

De Schässburjer machen de Dir a net mät dem Uorsch za. (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 519.


Schasse.

Die Schasse muss den Ball erwarten.

Holl.: Die kaatst moet den bal verwachten.


Schassen.

* Geschasst werden.


Schatje.

Wenn man 't Schatje nimmt un 't Watje, dann sitt 't Schatje bi de Herd, wenn 't Watje is verterd. - Bueren, 1297; Hauskalender, II.


Schatten.

1 Der Schatten der Alten macht mehr als der jungen Leute Gewehr.

2 Der Schatten des Lahmen ist krumm. - Gryphius, 39.

3 Der Schatten des Sommers ist angenehmer als des Winters Sonne.

Lat.: Solibus hybernis aestiva est gratior umbra. (Chaos, 991.)

4 Der Schatten eines Thurms ist bisweilen grösser als der Thurm. - Lehmann, 940, 30.

5 Der Schatten ist ein gering Ding vnnd weicht doch der Sonne nicht. - Lehmann, 717, 13.

6 Der Schatten längt sich nach dem Leibe; und der Schmeichler redet, wie es sein Herr gern hört. - Törning, 138.

7 Der Schatten vom eigenen Baume ist besser als von einem fremden Walde. - Altmann VI, 395.

8 Die nach Schatten haschen, haben nichts in den Taschen.

9 Es macht auch der Schatten von eim Closter fruchtbar. - Gruter, III, 35; Lehmann, II, 157, 170; Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 490.

An der grossen Fruchtbarkeit und Befruchtungskraft der Klöster zweifelt wol niemand, der die geheime Geschichte derselben etwas kennt. Der blosse Mönchsschatten konnte für einen Mann schon bedenklich werden, wenn er sich dem Hause näherte. Dass das Sprichwort von Mönchen erfunden worden ist, um die leichtgläubige Menge von dem grossen Segen der Klöster zu überzeugen, leuchtet sogleich ein, wenn auch gar nicht bestritten wird, dass viele der ersten Anstalten dieser Art einen wohlthätigen Einfluss auf den Anbau des Landes ausübten.

10 Man muss dem eigenen Schatten nicht trauen, wenn er sich auch noch so gross macht.

Dän.: Tro ikke din egen skygge om den end viiser dig stor. (Prov. dan., 510.)

11 Man muss seinen eigenen Schatten messen.

Holl.: Men moet zijne eigene schaduw meten. (Harrebomee, II, 242a.)

12 Niemand kan vber seinen eigenen Schatten springen. - Lehmann, 835, 2; Schrader, 56.

Dän.: Ingen kand springe over sin egen skygge. (Prov. dan., 527.)

13 Ohne Schatten, ohne Seele. - Germania, V, 70.

Der Mythus vom Körperschatten und Schattengeist. In Bezug hierauf gibt der Aelpler und Senne dem Schatten gern die Ehre, wenn die Rede auf scheinbar geringe, in ihren Folgen jedoch wesentliche Umstände kommt, und sagt sprichwörtlich: Die Sache (s. d.) freilich ist klein, aber ihr Schatten ist lang. Erinnert auch an A. von Chamisso's Mann, der seinen Schatten verloren hat, wie damit an den Schattengeist. (Vgl. Rochholz, I, 92.) Der Skandinavier nannte diesen Schatten und Geleitsgeist die Fylgja und unterschied diese als eine Forynja, die dem Menschen vorausschritt, seine personificirte Vorsicht, und als eine Hamingja, die seinem Körper schattengleich nachschwebte. Wer am Sylvesterabend seinen Schatten ohne Kopf sieht, stirbt im nächsten Jahre. (Kuhn, Nordd. Sagen, 408, 148.) Während des Essens am Weihnachtsabend erblickt mancher beim Umschauen seinen Schatten doppelt, ein solcher stirbt dann im nächsten Jahre. (Schönwerth, Oberpfälz. Sagen, 1, 265.) Wer sich in der Sanct-Markusnacht (25. April) an die Kirchthür stellt, kann die Schatten derjenigen erblicken, welche dieses Jahr über am Orte sterben werden. (Bechstein, Mythen, Sagen und Märchen, 1854, I, 161.) Im Orient soll es jetzt noch die Redeweise des Feldarbeiters sein: Mein Schatten ist sehr langsam, ich erwarte meinen Schatten; gleichwie es schon im Buche Hiob 7, 2 heisst, dass

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Scharrfuss.

* Scharrfüsse machen.

Frz.: Faire la petite. (Kritzinger, 529a.)


Scharrhans.

1 Dem Scharrhans auf dem Lande folgt Junker Filz im Sande.

*2 Er ist ein Scharrhans.

„Und sonderlich der Scharrhans unter dem Adel und Meister Klügel in Städten denken, die ganze Macht liege an ihnen und Gott könne ihrer nicht entrathen.“ „Man findet etliche Scharrhansen, die sich lassen dünken, der Name Schreiber sei kaum werth, dass sie ihn nennen.“ (Luther's Werke, V, 83 u. 180.) „Ein lustig gesprech des Teuffel vnd etlicher Kriegsleute von der Flucht des grossen Scharrhansen H. Heinrich von Braunschweig (1542), und könt fromm vnd geschickte Leut Reich machen, welches doch manche Scharrhansen nit achten.“ (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 42.)


Scharsachs.

Ein Scharsachs mit Scharten kratzet das Haar aus der Haut.Eiselein, 545.

„Kein scharsach schare nie so hart, denn so der baur zum Herren wardt.“

Lat.: Paupere ditato nil acrius esse putato. (Loci comm., 158.)


Schärtchen.

* Sich sein Schärtchen auswetzen.

Den erlittenen Schaden zu ersetzen suchen.


Scharte.

1 Die Scharten kosten Geld, die Haare aber wachsen wieder ohne Geld.

*2 Das hat eine Schart'n.Schöpf, 592.

Soviel wie einen Haken, es ist ein Aber dabei.

*3 Eine Scharte auswetzen.Eiselein, 545; Braun, I, 3801.

*4 Jeder will seine Scharten an ihm auswetzen.

*5 Man muss die Scharten wider auswetzen.Lehmann, 694, 53; Schöpf, 592.

Frz.: Remonter sur la bête. (Kritzinger, 68a.)

Lat.: Lacunam explere. (Cicero.) (Eiselein, 545.)

*6 Sein Schart wieder auswetzen.Schottel, 1118.

Holl.: Hij zal de schaarden uitslijpen. (Harrebomée, II, 240a.)


Scharteke.

* Es sind alte Scharteken.

Alte schlechte Bücher; in berliner Mundart allerlei andere Sachen, Packete, Schachteln u. s. w. (Trachsel, 50.)


Scharwächter.

* Es ist ein alter Scharwächter. (Oberösterreich.)

Ein altes, dickes, in Schweinsleder oder dergleichen gebundenes Buch. Einst wurde in Städten die Polizei so genannt und aus deren altväterischer Uniformirung ist wol die Redensart zu erklären.


Scharwenzel.

* Es ist ein Scharwenzel.

Es wird darunter ein ausserordentlich höflicher, ja kriechender und dienstbeflissener Mensch verstanden, der sich, falls es Geld einbringt, zu allen Dingen gebrauchen, gelegentlich auch mishandeln lässt, ohne sich zu widersetzen. Nach Weigand (Wb., 3. Aufl., IIa, 564) richtiger Scher(r)wenzel; er betrachtet das Wort als eine Zusammensetzung aus „scher(r)en“ in der Bedeutung viel Mühe und Beschwerden machen, kümmern, und dem ursprünglich slawischen, bei den Böhmen so beliebten Mannesnamen Wenzel mit welchem jeder der Buben in dem genannten Kartenspiel belegt wurde, also ursprünglich ein sich abmühender Wenzel oder Knecht. K. Braun (Oberdeutsche Vornamen, in Westermann's Monatsheften, Nr. 189, S. 264) dagegen bemerkt: „Man hat dieses Wort von servus oder serviens oder irgendeinem Stamm “Scherw„ oder “Serv„ ableiten wollen. Lassen wir es lieber einfach beim böhmischen Wenzel, welcher zu den Deutschen zu landwirthschaftlicher Arbeit, zum Schneiden, Mähen, Graben, zur “Schar„ oder zum “Scharwerk„ ging. Die Verwandtschaft mit “Scharmaus„ (Maulwurf) wegen des Arbeitens, Grabens und Scharrens unter der Erde springt in die Augen.“


Scharwenzeln.

* Um einen herum scharwenzeln.

Ihm Dienste und Höflichkeiten in lakaienhafter, niedriger Weise anbieten. (Vgl. K. Braun, a. a. O., und Trachsel, 50.)


Scharwerk.

Wei sick im Scharwerk daud arwedet, demme lütt de Aesel. (Wald. Uppland.) – Firmenich, I, 326, 62.

Wer sich bei Fron- oder Hofarbeiten so übernimmt, dass er stirbt, dem sollen Esel auslauten (auch: den sollen Esel zu Grabe tragen).


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Schässburg.

Darnô geade Nôcht Schêssbrig. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 177, 202.

Dann, gute Nacht, Schässburg, d. i. dann ist's aus.


Schässburger.

De Schässburjer mâchen de Dir â net mät dem Uorsch zâ. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 519.


Schasse.

Die Schasse muss den Ball erwarten.

Holl.: Die kaatst moet den bal verwachten.


Schassen.

* Geschasst werden.


Schatje.

Wenn man 't Schatje nimmt un 't Watje, dann sitt 't Schatje bi de Hêrd, wenn 't Watje is vertêrd.Bueren, 1297; Hauskalender, II.


Schatten.

1 Der Schatten der Alten macht mehr als der jungen Leute Gewehr.

2 Der Schatten des Lahmen ist krumm.Gryphius, 39.

3 Der Schatten des Sommers ist angenehmer als des Winters Sonne.

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4 Der Schatten eines Thurms ist bisweilen grösser als der Thurm.Lehmann, 940, 30.

5 Der Schatten ist ein gering Ding vnnd weicht doch der Sonne nicht.Lehmann, 717, 13.

6 Der Schatten längt sich nach dem Leibe; und der Schmeichler redet, wie es sein Herr gern hört.Törning, 138.

7 Der Schatten vom eigenen Baume ist besser als von einem fremden Walde.Altmann VI, 395.

8 Die nach Schatten haschen, haben nichts in den Taschen.

9 Es macht auch der Schatten von eim Closter fruchtbar.Gruter, III, 35; Lehmann, II, 157, 170; Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 490.

An der grossen Fruchtbarkeit und Befruchtungskraft der Klöster zweifelt wol niemand, der die geheime Geschichte derselben etwas kennt. Der blosse Mönchsschatten konnte für einen Mann schon bedenklich werden, wenn er sich dem Hause näherte. Dass das Sprichwort von Mönchen erfunden worden ist, um die leichtgläubige Menge von dem grossen Segen der Klöster zu überzeugen, leuchtet sogleich ein, wenn auch gar nicht bestritten wird, dass viele der ersten Anstalten dieser Art einen wohlthätigen Einfluss auf den Anbau des Landes ausübten.

10 Man muss dem eigenen Schatten nicht trauen, wenn er sich auch noch so gross macht.

Dän.: Tro ikke din egen skygge om den end viiser dig stor. (Prov. dan., 510.)

11 Man muss seinen eigenen Schatten messen.

Holl.: Men moet zijne eigene schaduw meten. (Harrebomée, II, 242a.)

12 Niemand kan vber seinen eigenen Schatten springen.Lehmann, 835, 2; Schrader, 56.

Dän.: Ingen kand springe over sin egen skygge. (Prov. dan., 527.)

13 Ohne Schatten, ohne Seele.Germania, V, 70.

Der Mythus vom Körperschatten und Schattengeist. In Bezug hierauf gibt der Aelpler und Senne dem Schatten gern die Ehre, wenn die Rede auf scheinbar geringe, in ihren Folgen jedoch wesentliche Umstände kommt, und sagt sprichwörtlich: Die Sache (s. d.) freilich ist klein, aber ihr Schatten ist lang. Erinnert auch an A. von Chamisso's Mann, der seinen Schatten verloren hat, wie damit an den Schattengeist. (Vgl. Rochholz, I, 92.) Der Skandinavier nannte diesen Schatten und Geleitsgeist die Fylgja und unterschied diese als eine Forynja, die dem Menschen vorausschritt, seine personificirte Vorsicht, und als eine Hamingja, die seinem Körper schattengleich nachschwebte. Wer am Sylvesterabend seinen Schatten ohne Kopf sieht, stirbt im nächsten Jahre. (Kuhn, Nordd. Sagen, 408, 148.) Während des Essens am Weihnachtsabend erblickt mancher beim Umschauen seinen Schatten doppelt, ein solcher stirbt dann im nächsten Jahre. (Schönwerth, Oberpfälz. Sagen, 1, 265.) Wer sich in der Sanct-Markusnacht (25. April) an die Kirchthür stellt, kann die Schatten derjenigen erblicken, welche dieses Jahr über am Orte sterben werden. (Bechstein, Mythen, Sagen und Märchen, 1854, I, 161.) Im Orient soll es jetzt noch die Redeweise des Feldarbeiters sein: Mein Schatten ist sehr langsam, ich erwarte meinen Schatten; gleichwie es schon im Buche Hiob 7, 2 heisst, dass

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[[53]/0059] Scharrfuss. * Scharrfüsse machen. Frz.: Faire la petite. (Kritzinger, 529a.) Scharrhans. 1 Dem Scharrhans auf dem Lande folgt Junker Filz im Sande. *2 Er ist ein Scharrhans. „Und sonderlich der Scharrhans unter dem Adel und Meister Klügel in Städten denken, die ganze Macht liege an ihnen und Gott könne ihrer nicht entrathen.“ „Man findet etliche Scharrhansen, die sich lassen dünken, der Name Schreiber sei kaum werth, dass sie ihn nennen.“ (Luther's Werke, V, 83 u. 180.) „Ein lustig gesprech des Teuffel vnd etlicher Kriegsleute von der Flucht des grossen Scharrhansen H. Heinrich von Braunschweig (1542), und könt fromm vnd geschickte Leut Reich machen, welches doch manche Scharrhansen nit achten.“ (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 42.) Scharsachs. Ein Scharsachs mit Scharten kratzet das Haar aus der Haut. – Eiselein, 545. „Kein scharsach schare nie so hart, denn so der baur zum Herren wardt.“ Lat.: Paupere ditato nil acrius esse putato. (Loci comm., 158.) Schärtchen. * Sich sein Schärtchen auswetzen. Den erlittenen Schaden zu ersetzen suchen. Scharte. 1 Die Scharten kosten Geld, die Haare aber wachsen wieder ohne Geld. *2 Das hat eine Schart'n. – Schöpf, 592. Soviel wie einen Haken, es ist ein Aber dabei. *3 Eine Scharte auswetzen. – Eiselein, 545; Braun, I, 3801. *4 Jeder will seine Scharten an ihm auswetzen. *5 Man muss die Scharten wider auswetzen. – Lehmann, 694, 53; Schöpf, 592. Frz.: Remonter sur la bête. (Kritzinger, 68a.) Lat.: Lacunam explere. (Cicero.) (Eiselein, 545.) *6 Sein Schart wieder auswetzen. – Schottel, 1118. Holl.: Hij zal de schaarden uitslijpen. (Harrebomée, II, 240a.) Scharteke. * Es sind alte Scharteken. Alte schlechte Bücher; in berliner Mundart allerlei andere Sachen, Packete, Schachteln u. s. w. (Trachsel, 50.) Scharwächter. * Es ist ein alter Scharwächter. (Oberösterreich.) Ein altes, dickes, in Schweinsleder oder dergleichen gebundenes Buch. Einst wurde in Städten die Polizei so genannt und aus deren altväterischer Uniformirung ist wol die Redensart zu erklären. Scharwenzel. * Es ist ein Scharwenzel. Es wird darunter ein ausserordentlich höflicher, ja kriechender und dienstbeflissener Mensch verstanden, der sich, falls es Geld einbringt, zu allen Dingen gebrauchen, gelegentlich auch mishandeln lässt, ohne sich zu widersetzen. Nach Weigand (Wb., 3. Aufl., IIa, 564) richtiger Scher(r)wenzel; er betrachtet das Wort als eine Zusammensetzung aus „scher(r)en“ in der Bedeutung viel Mühe und Beschwerden machen, kümmern, und dem ursprünglich slawischen, bei den Böhmen so beliebten Mannesnamen Wenzel mit welchem jeder der Buben in dem genannten Kartenspiel belegt wurde, also ursprünglich ein sich abmühender Wenzel oder Knecht. K. Braun (Oberdeutsche Vornamen, in Westermann's Monatsheften, Nr. 189, S. 264) dagegen bemerkt: „Man hat dieses Wort von servus oder serviens oder irgendeinem Stamm “Scherw„ oder “Serv„ ableiten wollen. Lassen wir es lieber einfach beim böhmischen Wenzel, welcher zu den Deutschen zu landwirthschaftlicher Arbeit, zum Schneiden, Mähen, Graben, zur “Schar„ oder zum “Scharwerk„ ging. Die Verwandtschaft mit “Scharmaus„ (Maulwurf) wegen des Arbeitens, Grabens und Scharrens unter der Erde springt in die Augen.“ Scharwenzeln. * Um einen herum scharwenzeln. Ihm Dienste und Höflichkeiten in lakaienhafter, niedriger Weise anbieten. (Vgl. K. Braun, a. a. O., und Trachsel, 50.) Scharwerk. Wei sick im Scharwerk daud arwedet, demme lütt de Aesel. (Wald. Uppland.) – Firmenich, I, 326, 62. Wer sich bei Fron- oder Hofarbeiten so übernimmt, dass er stirbt, dem sollen Esel auslauten (auch: den sollen Esel zu Grabe tragen). Schässburg. Darnô geade Nôcht Schêssbrig. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 177, 202. Dann, gute Nacht, Schässburg, d. i. dann ist's aus. Schässburger. De Schässburjer mâchen de Dir â net mät dem Uorsch zâ. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 519. Schasse. Die Schasse muss den Ball erwarten. Holl.: Die kaatst moet den bal verwachten. Schassen. * Geschasst werden. Schatje. Wenn man 't Schatje nimmt un 't Watje, dann sitt 't Schatje bi de Hêrd, wenn 't Watje is vertêrd. – Bueren, 1297; Hauskalender, II. Schatten. 1 Der Schatten der Alten macht mehr als der jungen Leute Gewehr. 2 Der Schatten des Lahmen ist krumm. – Gryphius, 39. 3 Der Schatten des Sommers ist angenehmer als des Winters Sonne. Lat.: Solibus hybernis aestiva est gratior umbra. (Chaos, 991.) 4 Der Schatten eines Thurms ist bisweilen grösser als der Thurm. – Lehmann, 940, 30. 5 Der Schatten ist ein gering Ding vnnd weicht doch der Sonne nicht. – Lehmann, 717, 13. 6 Der Schatten längt sich nach dem Leibe; und der Schmeichler redet, wie es sein Herr gern hört. – Törning, 138. 7 Der Schatten vom eigenen Baume ist besser als von einem fremden Walde. – Altmann VI, 395. 8 Die nach Schatten haschen, haben nichts in den Taschen. 9 Es macht auch der Schatten von eim Closter fruchtbar. – Gruter, III, 35; Lehmann, II, 157, 170; Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 490. An der grossen Fruchtbarkeit und Befruchtungskraft der Klöster zweifelt wol niemand, der die geheime Geschichte derselben etwas kennt. Der blosse Mönchsschatten konnte für einen Mann schon bedenklich werden, wenn er sich dem Hause näherte. Dass das Sprichwort von Mönchen erfunden worden ist, um die leichtgläubige Menge von dem grossen Segen der Klöster zu überzeugen, leuchtet sogleich ein, wenn auch gar nicht bestritten wird, dass viele der ersten Anstalten dieser Art einen wohlthätigen Einfluss auf den Anbau des Landes ausübten. 10 Man muss dem eigenen Schatten nicht trauen, wenn er sich auch noch so gross macht. Dän.: Tro ikke din egen skygge om den end viiser dig stor. (Prov. dan., 510.) 11 Man muss seinen eigenen Schatten messen. Holl.: Men moet zijne eigene schaduw meten. (Harrebomée, II, 242a.) 12 Niemand kan vber seinen eigenen Schatten springen. – Lehmann, 835, 2; Schrader, 56. Dän.: Ingen kand springe over sin egen skygge. (Prov. dan., 527.) 13 Ohne Schatten, ohne Seele. – Germania, V, 70. Der Mythus vom Körperschatten und Schattengeist. In Bezug hierauf gibt der Aelpler und Senne dem Schatten gern die Ehre, wenn die Rede auf scheinbar geringe, in ihren Folgen jedoch wesentliche Umstände kommt, und sagt sprichwörtlich: Die Sache (s. d.) freilich ist klein, aber ihr Schatten ist lang. Erinnert auch an A. von Chamisso's Mann, der seinen Schatten verloren hat, wie damit an den Schattengeist. (Vgl. Rochholz, I, 92.) Der Skandinavier nannte diesen Schatten und Geleitsgeist die Fylgja und unterschied diese als eine Forynja, die dem Menschen vorausschritt, seine personificirte Vorsicht, und als eine Hamingja, die seinem Körper schattengleich nachschwebte. Wer am Sylvesterabend seinen Schatten ohne Kopf sieht, stirbt im nächsten Jahre. (Kuhn, Nordd. Sagen, 408, 148.) Während des Essens am Weihnachtsabend erblickt mancher beim Umschauen seinen Schatten doppelt, ein solcher stirbt dann im nächsten Jahre. (Schönwerth, Oberpfälz. Sagen, 1, 265.) Wer sich in der Sanct-Markusnacht (25. April) an die Kirchthür stellt, kann die Schatten derjenigen erblicken, welche dieses Jahr über am Orte sterben werden. (Bechstein, Mythen, Sagen und Märchen, 1854, I, 161.) Im Orient soll es jetzt noch die Redeweise des Feldarbeiters sein: Mein Schatten ist sehr langsam, ich erwarte meinen Schatten; gleichwie es schon im Buche Hiob 7, 2 heisst, dass

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [53]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/59>, abgerufen am 25.04.2024.