Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] 6 Schau auf dich und nicht auf mich; thu' ich Unrecht, hüte dich. Lass jeden gehen wie er ist; so fragt man auch nicht, wer du bist. - Braunschweig. Kalender.

7 Schau auff das dein vnd lass Huren Huren seyn. - Petri, II, 527.

8 Schau in die eigene Schüssel.

9 Schaue selbst nach deinen Dingen, wenn sie sollen wohl gelingen. - Simrock, 9485.

10 Schauen ist leichter als Brauen.

Wie überhaupt das blosse Zusehen weniger Anstrengung kostet, als das rüstige Eingreifen und Handeln.

11 Schaw, so hast so vil als ich. - Franck, I, 62b.

Lat.: Specta, et habes quantum ego. (Franck, I, 62b.)

12 Wer nicht zu schauen weiss, der weiss auch nicht zu singen.

13 Wer nur schaut nach oben, hat selten einen Kreuzer vom Boden gehoben.

14 Wer schaut und hört, der zahlt chei Reugeld. (Bern.) - Schweiz, I, 215, 129.

*15 De schaugt drei(n) as wia-ra Feld voll Unglück. (Tirol.)

*16 De' schaugt hear, as wenn e mit de ganz'n Welt in U'fried wer. (Unterinnthal.) - Frommann, VI, 37.

*17 Er schaut in d' ander Wuch'. - Alsatia, 1851, Nr. 37.

Er schielt.

*18 Er schaut, wie die Schildkröte auf ihre Eier.

Von dem, der etwas sorgfältig in Acht nimmt. Aus dem Glauben entstanden, dass die Schildkröte ihre Eier blos durch das Ansehen derselben ausbrüte. Die Schildkröte legt bekanntlich ihre Eier in den Sand, sitzt sie nicht aus, sondern lässt sie von der Sonne ausbrüten, sieht aber oft nach. Dies hat zu jenem Glauben Veranlassung gegeben.

*19 Er schaut wie ein Nadelmacher. - Parömiakon, 2071.

"Welches so viel will gesagt haben, als er habe ein scharfes Gesicht, denn diese Leute müssen sehr genau schauen, damit sie das Nadelloch recht machen."

*20 Ins Schau'n gehn. (Oberösterreich.)

Von der Braut (oder vom Bräutigam), wenn sie (er) in das Haus des Bräutigams (der Braut) geht, um Nachschau zu pflegen, wie es daselbst in jeder Beziehung stehe. Dies Schauengehen erfolgt, wenn die erste Bewerbung, die der sogenannte Heirathsmann unternommen hat, nicht abgewiesen worden ist. Jeder Theil, sowol die Braut, wie der Bräutigam, wird von dem Vater oder der "Göden" begleitet. Der Zweck ist, sich Haus und Hof anzuschauen und die Heirath richtig zu machen. (Baumgarten, III, 45.)

*21 Schau'n wiera griena Käfa. (Oberösterreich.) - Baumgarten, Ms.

Wie ein grüner Käfer, d. h. etwas gegenüber kenntnisslos sein.

*22 Schaun's.

Oesterreichische Anredeform. Dafür sagt man in Tirol: Guck emol; in Frankfurt a. M.: Wisse Sie; in Leipzig: Sehn Sie mal; in Berlin: Erlauben Sie mal; in Hessen: Mit Permiss.

*23 'T is steck te schau. (Kleve.) - Firmenich, I, 382, 38.

D. h. es ist wirklich zum Staunen.


Schauer.

1 Dat Schaur1 hangt üm lange baven 'n Kopp. - Bueren, 233; Eichwald, 1700; Frommann, II, 537, 145; Hauskalender, II.

1) Vor dem Regen(-Schauer), Gewitter-, Sturm. Schauer ist ein schnell vorübergehender Regen, Hagel, Schnee.

2 Der Schauer im Haus ist grösser als der auf dem Felde. (Rott-Thal.)

Das Unglück in dem Hause ist grösser als das vor demselben.

*3 Dat dulle Schaur hebben. - Eichwald, 1698.

*4 Ein Schauer, so vorübergeht. - Eiselein, 545.

*5 He is bi Schaurn nich klok. - Eichwald, 1699.

*6 He is vör't Schaur na Haus kamn (gekommen). - Bueren, 604; Frommann, V, 523, 575; Eichwald, 1701; Hauskalender, III.


Schauessen.

1 Schauessen und Räucherkerzlein sind von gleichem Werthe. - Chaos, 108.

2 Vil schauweszen, aber wenig dauweszen.

Im Jahre 1507 zog der neuerwählte Bischof Wilhelm von Honstein in Strasburg ein und lud hierauf [Spaltenumbruch] die Rathsmitglieder zur Tafel, wo sie aber schlecht bewirthet wurden. In Bezug hierauf bedient sich Brant in einem von ihm handschriftlich aufbewahrten Berichte im strasburger Stadtarchiv (Vorderes, XIII. Gewölbe, Lade 18, Nr. 2) der obigen Ausdrücke.


Schaufaden.

* Die spinnt keine Schaufäden. - Tendlau, 332.

Von einem Weibe, das sich nicht verstellt, sondern gibt, wie es ist. Häufig waren alte Betschwestern, welche die Schaufäden (s. Ziges) als ein frommes, gottesfürchtiges Werk spannen.


Schaufel.

1 Die Schaufel, die dem Pferde sein Grab gräbt, wird's auch seinem Herrn graben.

Dem Tode kann keiner entgehen. Heute der Knecht, morgen der Herr; vor dem Tode sind wir alle gleich.

2 Die Schaufel lacht über den Schmied.

3 Die Schaufel macht keinen Bauer, die Lanze keinen Ritter. - Winckler, XVI, 44.

4 Mit Schaufeln vnd Spaten bezahlt mancher, aber es soll einer nichts davon in Beutel stecken. - Petri, II, 479.

5 Schaufel und Pflug zerstören unsere Vorfahren.

6 Wer die Schaufel eine Schüppe nennt, wird damit auf den Kopf geschlagen.

Holl.: Die eene schop eene schop noemt, wordt er well mee op den kop geslagen. (Harrebomee, II, 258b.)

7 Wer mit der Schaufel arbeitet, kann keine Seide spinnen.

Holl.: Die met de schop werkt, wil altijd steken. (Harrebomee, I, 258b.)

*8 Ebbes uf der Schaufla ho. (Vorarlberg.) - Frommann, III, 303.

Etwas begangen haben und dafür der Bestrafung gewärtig sein müssen.

*9 Enen die Schüffel geben.

Soviel wie den Korb; einen Freier abweisen. Im Dithmarschen: Se hefft (haben) die Schüffel bekommen. Schüffel, bei den alten und neuern Dithmarsen eine abschlägige Antwort des Mädchens (s. Korb). Wenn in einem Hause von den Brautwerbern Anspruch um ein Mädchen geschah und ihnen nach der ersten Unterredung eine Zeit zur Wiederkunft bestimmt worden war, so nahm man im Hause sich in Acht, dass nicht etwa eine Schaufel oder dergleichen bei der Hausthür ihnen aufstiess, weil dies die abgeschickten Boten für ein Zeichen der Weigerung nahmen. Wenn man im Gegentheil einen Freier vermuthete, der nicht angenehm war, so stellte man im Hause der verlangten Jungfrau zur Zeit, wenn man ihn erwarten durfte, eine Schaufel hinter die Thür, wodurch dem Kommenden der Antrag und der Verdruss der abschlägigen Antwort erspart wurde. Daher die obige Redensart soviel wie: Einem den Korb (s. d. 27) geben; er hat den Korb bekommen. Schüffeln, abschüffeln = einen Freier abweisen. (Schütze, IV, 76.)

*10 Er geht mit der Schaufel auf dem Rücken.

Muss sich sein Brot mit schwerer Arbeit sauer verdienen.

Holl.: Hij gaat met de schop op den rug. (Harrebomee, II, 258b.)

*11 Er hat etwas auf der Schaufel. (Rottenburg.)

Eine Schuld abzubüssen.

*12 Er hat Schaufel und Spaten in den Winkel gestellt.

Hat so viel erworben, dass er in Ruhe geniessen kann.

Holl.: Hij gift schop en spade weder terug. (Harrebomee, II, 258b.)

*13 Er hat Schaufel und Spaten mitgebracht.

Er wird wol hier sterben.

Holl.: Hij heeft schop en spade medegebragt. (Harrebomee, II, 258b.)

*14 Er wird mit der Schaufel bezahlen.

Wenn er todt ist, d. h. gar nicht.

*15 Hei hoat Schüppen an den Fingern, hei kann der siyne beste Mor (Grossmutter) met ut der Erde krassen. (Westf.)

Seine Fingernägel sind ungebührlich lang.

*16 Schauflen für den arss schlagen. - Murner, Schelm., 40.

Von den Undankbaren, die aller Wohlthaten vergessen und Gutes mit Bösem vergelten. "Vmb guts gen böss, kein danck nit sagen, die schauflen für dz arssloch schagen." - "Das gibt der schelm jn beide lohn, ... das sie sich billig klagen, er hab jn beid d' schauffeln gschlagen." (Murner, Schelm., in Kloster, I, 876.)

*17 Se hefft de Schüffel bekamen. (Holst.) - Schütze, IV, 77.

Man fragt auch wol scherzweise: Sünd em de Schenen ok blau?


[Spaltenumbruch] 6 Schau auf dich und nicht auf mich; thu' ich Unrecht, hüte dich. Lass jeden gehen wie er ist; so fragt man auch nicht, wer du bist.Braunschweig. Kalender.

7 Schau auff das dein vnd lass Huren Huren seyn.Petri, II, 527.

8 Schau in die eigene Schüssel.

9 Schaue selbst nach deinen Dingen, wenn sie sollen wohl gelingen.Simrock, 9485.

10 Schauen ist leichter als Brauen.

Wie überhaupt das blosse Zusehen weniger Anstrengung kostet, als das rüstige Eingreifen und Handeln.

11 Schaw, so hast so vil als ich.Franck, I, 62b.

Lat.: Specta, et habes quantum ego. (Franck, I, 62b.)

12 Wer nicht zu schauen weiss, der weiss auch nicht zu singen.

13 Wer nur schaut nach oben, hat selten einen Kreuzer vom Boden gehoben.

14 Wer schaut und hört, der zahlt chei Reugeld. (Bern.) – Schweiz, I, 215, 129.

*15 De schaugt drei(n) as wia-ra Feld voll Unglück. (Tirol.)

*16 De' schaugt hear, as wenn e mit de ganz'n Welt in U'fried wêr. (Unterinnthal.) – Frommann, VI, 37.

*17 Er schaut in d' ander Wuch'.Alsatia, 1851, Nr. 37.

Er schielt.

*18 Er schaut, wie die Schildkröte auf ihre Eier.

Von dem, der etwas sorgfältig in Acht nimmt. Aus dem Glauben entstanden, dass die Schildkröte ihre Eier blos durch das Ansehen derselben ausbrüte. Die Schildkröte legt bekanntlich ihre Eier in den Sand, sitzt sie nicht aus, sondern lässt sie von der Sonne ausbrüten, sieht aber oft nach. Dies hat zu jenem Glauben Veranlassung gegeben.

*19 Er schaut wie ein Nadelmacher.Parömiakon, 2071.

„Welches so viel will gesagt haben, als er habe ein scharfes Gesicht, denn diese Leute müssen sehr genau schauen, damit sie das Nadelloch recht machen.“

*20 Ins Schau'n gehn. (Oberösterreich.)

Von der Braut (oder vom Bräutigam), wenn sie (er) in das Haus des Bräutigams (der Braut) geht, um Nachschau zu pflegen, wie es daselbst in jeder Beziehung stehe. Dies Schauengehen erfolgt, wenn die erste Bewerbung, die der sogenannte Heirathsmann unternommen hat, nicht abgewiesen worden ist. Jeder Theil, sowol die Braut, wie der Bräutigam, wird von dem Vater oder der „Göden“ begleitet. Der Zweck ist, sich Haus und Hof anzuschauen und die Heirath richtig zu machen. (Baumgarten, III, 45.)

*21 Schau'n wiera griena Käfa. (Oberösterreich.) – Baumgarten, Ms.

Wie ein grüner Käfer, d. h. etwas gegenüber kenntnisslos sein.

*22 Schaun's.

Oesterreichische Anredeform. Dafür sagt man in Tirol: Guck emol; in Frankfurt a. M.: Wisse Sie; in Leipzig: Sehn Sie mal; in Berlin: Erlauben Sie mal; in Hessen: Mit Permiss.

*23 'T is steck te schau. (Kleve.) – Firmenich, I, 382, 38.

D. h. es ist wirklich zum Staunen.


Schauer.

1 Dat Schûr1 hangt üm lange bâven 'n Kopp.Bueren, 233; Eichwald, 1700; Frommann, II, 537, 145; Hauskalender, II.

1) Vor dem Regen(-Schauer), Gewitter-, Sturm. Schauer ist ein schnell vorübergehender Regen, Hagel, Schnee.

2 Der Schauer im Haus ist grösser als der auf dem Felde. (Rott-Thal.)

Das Unglück in dem Hause ist grösser als das vor demselben.

*3 Dat dulle Schûr hebben.Eichwald, 1698.

*4 Ein Schauer, so vorübergeht.Eiselein, 545.

*5 He is bi Schûrn nich klok.Eichwald, 1699.

*6 He is vör't Schûr na Hûs kâmn (gekommen).Bueren, 604; Frommann, V, 523, 575; Eichwald, 1701; Hauskalender, III.


Schauessen.

1 Schauessen und Räucherkerzlein sind von gleichem Werthe.Chaos, 108.

2 Vil schauweszen, aber wenig dauweszen.

Im Jahre 1507 zog der neuerwählte Bischof Wilhelm von Honstein in Strasburg ein und lud hierauf [Spaltenumbruch] die Rathsmitglieder zur Tafel, wo sie aber schlecht bewirthet wurden. In Bezug hierauf bedient sich Brant in einem von ihm handschriftlich aufbewahrten Berichte im strasburger Stadtarchiv (Vorderes, XIII. Gewölbe, Lade 18, Nr. 2) der obigen Ausdrücke.


Schaufaden.

* Die spinnt keine Schaufäden.Tendlau, 332.

Von einem Weibe, das sich nicht verstellt, sondern gibt, wie es ist. Häufig waren alte Betschwestern, welche die Schaufäden (s. Ziges) als ein frommes, gottesfürchtiges Werk spannen.


Schaufel.

1 Die Schaufel, die dem Pferde sein Grab gräbt, wird's auch seinem Herrn graben.

Dem Tode kann keiner entgehen. Heute der Knecht, morgen der Herr; vor dem Tode sind wir alle gleich.

2 Die Schaufel lacht über den Schmied.

3 Die Schaufel macht keinen Bauer, die Lanze keinen Ritter.Winckler, XVI, 44.

4 Mit Schaufeln vnd Spaten bezahlt mancher, aber es soll einer nichts davon in Beutel stecken.Petri, II, 479.

5 Schaufel und Pflug zerstören unsere Vorfahren.

6 Wer die Schaufel eine Schüppe nennt, wird damit auf den Kopf geschlagen.

Holl.: Die eene schop eene schop noemt, wordt er well meê op den kop geslagen. (Harrebomée, II, 258b.)

7 Wer mit der Schaufel arbeitet, kann keine Seide spinnen.

Holl.: Die met de schop werkt, wil altijd steken. (Harrebomée, I, 258b.)

*8 Ebbes uf der Schûfla hô. (Vorarlberg.) – Frommann, III, 303.

Etwas begangen haben und dafür der Bestrafung gewärtig sein müssen.

*9 Énen die Schüffel geben.

Soviel wie den Korb; einen Freier abweisen. Im Dithmarschen: Se hefft (haben) die Schüffel bekommen. Schüffel, bei den alten und neuern Dithmarsen eine abschlägige Antwort des Mädchens (s. Korb). Wenn in einem Hause von den Brautwerbern Anspruch um ein Mädchen geschah und ihnen nach der ersten Unterredung eine Zeit zur Wiederkunft bestimmt worden war, so nahm man im Hause sich in Acht, dass nicht etwa eine Schaufel oder dergleichen bei der Hausthür ihnen aufstiess, weil dies die abgeschickten Boten für ein Zeichen der Weigerung nahmen. Wenn man im Gegentheil einen Freier vermuthete, der nicht angenehm war, so stellte man im Hause der verlangten Jungfrau zur Zeit, wenn man ihn erwarten durfte, eine Schaufel hinter die Thür, wodurch dem Kommenden der Antrag und der Verdruss der abschlägigen Antwort erspart wurde. Daher die obige Redensart soviel wie: Einem den Korb (s. d. 27) geben; er hat den Korb bekommen. Schüffeln, abschüffeln = einen Freier abweisen. (Schütze, IV, 76.)

*10 Er geht mit der Schaufel auf dem Rücken.

Muss sich sein Brot mit schwerer Arbeit sauer verdienen.

Holl.: Hij gaat met de schop op den rug. (Harrebomée, II, 258b.)

*11 Er hat etwas auf der Schaufel. (Rottenburg.)

Eine Schuld abzubüssen.

*12 Er hat Schaufel und Spaten in den Winkel gestellt.

Hat so viel erworben, dass er in Ruhe geniessen kann.

Holl.: Hij gift schop en spade weder terug. (Harrebomée, II, 258b.)

*13 Er hat Schaufel und Spaten mitgebracht.

Er wird wol hier sterben.

Holl.: Hij heeft schop en spade medegebragt. (Harrebomée, II, 258b.)

*14 Er wird mit der Schaufel bezahlen.

Wenn er todt ist, d. h. gar nicht.

*15 Hei hoat Schüppen an den Fingern, hei kann der siyne beste Môr (Grossmutter) met ut der Erde krassen. (Westf.)

Seine Fingernägel sind ungebührlich lang.

*16 Schauflen für den arss schlagen.Murner, Schelm., 40.

Von den Undankbaren, die aller Wohlthaten vergessen und Gutes mit Bösem vergelten. „Vmb guts gen böss, kein danck nit sagen, die schauflen für dz arssloch schagen.“ – „Das gibt der schelm jn beide lohn, ... das sie sich billig klagen, er hab jn beid d' schauffeln gschlagen.“ (Murner, Schelm., in Kloster, I, 876.)

*17 Se hefft de Schüffel bekamen. (Holst.) – Schütze, IV, 77.

Man fragt auch wol scherzweise: Sünd em de Schênen ôk blau?


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><pb facs="#f0063" n="[57]"/><cb n="113"/>
6 Schau auf dich und nicht auf mich; thu' ich Unrecht, hüte dich. Lass jeden gehen wie er ist; so fragt man auch nicht, wer du bist.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Braunschweig. Kalender.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Schau auff das dein vnd lass Huren Huren seyn.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 527.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">8 Schau in die eigene Schüssel.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">9 Schaue selbst nach deinen Dingen, wenn sie sollen wohl gelingen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 9485.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">10 Schauen ist leichter als Brauen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Wie überhaupt das blosse Zusehen weniger Anstrengung kostet, als das rüstige Eingreifen und Handeln.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">11 Schaw, so hast so vil als ich.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, I, 62<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Specta, et habes quantum ego. (<hi rendition="#i">Franck, I, 62<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">12 Wer nicht zu schauen weiss, der weiss auch nicht zu singen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">13 Wer nur schaut nach oben, hat selten einen Kreuzer vom Boden gehoben.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">14 Wer schaut und hört, der zahlt chei Reugeld.</hi> (<hi rendition="#i">Bern.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schweiz, I, 215, 129.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*15 De schaugt drei(n) as wia-ra Feld voll Unglück.</hi> (<hi rendition="#i">Tirol.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*16 De' schaugt hear, as wenn e mit de ganz'n Welt in U'fried wêr.</hi> (<hi rendition="#i">Unterinnthal.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, VI, 37.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*17 Er schaut in d' ander Wuch'.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Alsatia, 1851, Nr. 37.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Er schielt.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*18 Er schaut, wie die Schildkröte auf ihre Eier.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Von dem, der etwas sorgfältig in Acht nimmt. Aus dem Glauben entstanden, dass die Schildkröte ihre Eier blos durch das Ansehen derselben ausbrüte. Die Schildkröte legt bekanntlich ihre Eier in den Sand, sitzt sie nicht aus, sondern lässt sie von der Sonne ausbrüten, sieht aber oft nach. Dies hat zu jenem Glauben Veranlassung gegeben.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*19 Er schaut wie ein Nadelmacher.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 2071.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Welches so viel will gesagt haben, als er habe ein scharfes Gesicht, denn diese Leute müssen sehr genau schauen, damit sie das Nadelloch recht machen.&#x201C;</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*20 Ins Schau'n gehn.</hi> (<hi rendition="#i">Oberösterreich.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Von der Braut (oder vom Bräutigam), wenn sie (er) in das Haus des Bräutigams (der Braut) geht, um Nachschau zu pflegen, wie es daselbst in jeder Beziehung stehe. Dies Schauengehen erfolgt, wenn die erste Bewerbung, die der sogenannte Heirathsmann unternommen hat, nicht abgewiesen worden ist. Jeder Theil, sowol die Braut, wie der Bräutigam, wird von dem Vater oder der &#x201E;Göden&#x201C; begleitet. Der Zweck ist, sich Haus und Hof anzuschauen und die Heirath richtig zu machen. (<hi rendition="#i">Baumgarten, III, 45.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*21 Schau'n wiera griena Käfa.</hi> (<hi rendition="#i">Oberösterreich.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Baumgarten, Ms.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wie ein grüner Käfer, d. h. etwas gegenüber kenntnisslos sein.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*22 Schaun's.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Oesterreichische Anredeform. Dafür sagt man in Tirol: Guck emol; in Frankfurt a. M.: Wisse Sie; in Leipzig: Sehn Sie mal; in Berlin: Erlauben Sie mal; in Hessen: Mit Permiss.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*23 'T is steck te schau.</hi> (<hi rendition="#i">Kleve.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Firmenich, I, 382, 38.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">D. h. es ist wirklich zum Staunen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schauer.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Dat Schûr<hi rendition="#sup">1</hi> hangt üm lange bâven 'n Kopp.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Bueren, 233; Eichwald, 1700; Frommann, II, 537, 145; Hauskalender, II.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Vor dem Regen(-Schauer), Gewitter-, Sturm. Schauer ist ein schnell vorübergehender Regen, Hagel, Schnee.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Der Schauer im Haus ist grösser als der auf dem Felde.</hi> (<hi rendition="#i">Rott-Thal.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Das Unglück in dem Hause ist grösser als das vor demselben.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 Dat dulle Schûr hebben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eichwald, 1698.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*4 Ein Schauer, so vorübergeht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 545.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*5 He is bi Schûrn nich klok.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eichwald, 1699.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*6 He is vör't Schûr na Hûs kâmn (gekommen).</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Bueren, 604; Frommann, V, 523, 575; Eichwald, 1701; Hauskalender, III.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schauessen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Schauessen und Räucherkerzlein sind von gleichem Werthe.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Chaos, 108.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Vil schauweszen, aber wenig dauweszen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Im Jahre 1507 zog der neuerwählte Bischof Wilhelm von Honstein in Strasburg ein und lud hierauf <cb n="114"/>
die Rathsmitglieder zur Tafel, wo sie aber schlecht bewirthet wurden. In Bezug hierauf bedient sich <hi rendition="#i">Brant</hi> in einem von ihm handschriftlich aufbewahrten Berichte im strasburger Stadtarchiv (<hi rendition="#i">Vorderes, XIII. Gewölbe, Lade 18, Nr. 2</hi>) der obigen Ausdrücke.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schaufaden.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Die spinnt keine Schaufäden.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Tendlau, 332.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Von einem Weibe, das sich nicht verstellt, sondern gibt, wie es ist. Häufig waren alte Betschwestern, welche die Schaufäden (s. Ziges) als ein frommes, gottesfürchtiges Werk spannen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schaufel.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Die Schaufel, die dem Pferde sein Grab gräbt, wird's auch seinem Herrn graben.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Dem Tode kann keiner entgehen. Heute der Knecht, morgen der Herr; vor dem Tode sind wir alle gleich.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Die Schaufel lacht über den Schmied.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Die Schaufel macht keinen Bauer, die Lanze keinen Ritter.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Winckler, XVI, 44.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Mit Schaufeln vnd Spaten bezahlt mancher, aber es soll einer nichts davon in Beutel stecken.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 479.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Schaufel und Pflug zerstören unsere Vorfahren.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Wer die Schaufel eine Schüppe nennt, wird damit auf den Kopf geschlagen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Die eene schop eene schop noemt, wordt er well meê op den kop geslagen. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 258<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">7 Wer mit der Schaufel arbeitet, kann keine Seide spinnen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Die met de schop werkt, wil altijd steken. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 258<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*8 Ebbes uf der Schûfla hô.</hi> (<hi rendition="#i">Vorarlberg.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, III, 303.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Etwas begangen haben und dafür der Bestrafung gewärtig sein müssen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*9 Énen die Schüffel geben.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Soviel wie den Korb; einen Freier abweisen. Im Dithmarschen: Se hefft (haben) die Schüffel bekommen. Schüffel, bei den alten und neuern Dithmarsen eine abschlägige Antwort des Mädchens (s.  Korb). Wenn in einem Hause von den Brautwerbern Anspruch um ein Mädchen geschah und ihnen nach der ersten Unterredung eine Zeit zur Wiederkunft bestimmt worden war, so nahm man im Hause sich in Acht, dass nicht etwa eine Schaufel oder dergleichen bei der Hausthür ihnen aufstiess, weil dies die abgeschickten Boten für ein Zeichen der Weigerung nahmen. Wenn man im Gegentheil einen Freier vermuthete, der nicht angenehm war, so stellte man im Hause der verlangten Jungfrau zur Zeit, wenn man ihn erwarten durfte, eine Schaufel hinter die Thür, wodurch dem Kommenden der Antrag und der Verdruss der abschlägigen Antwort erspart wurde. Daher die obige Redensart soviel wie: Einem den  Korb (s. d. 27) geben; er hat den Korb bekommen. Schüffeln, abschüffeln = einen Freier abweisen. (<hi rendition="#i">Schütze, IV, 76.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*10 Er geht mit der Schaufel auf dem Rücken.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Muss sich sein Brot mit schwerer Arbeit sauer verdienen.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij gaat met de schop op den rug. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 258<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*11 Er hat etwas auf der Schaufel.</hi> (<hi rendition="#i">Rottenburg.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Eine Schuld abzubüssen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*12 Er hat Schaufel und Spaten in den Winkel gestellt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Hat so viel erworben, dass er in Ruhe geniessen kann.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij gift schop en spade weder terug. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 258<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*13 Er hat Schaufel und Spaten mitgebracht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Er wird wol hier sterben.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij heeft schop en spade medegebragt. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 258<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*14 Er wird mit der Schaufel bezahlen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Wenn er todt ist, d. h. gar nicht.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*15 Hei hoat Schüppen an den Fingern, hei kann der siyne beste Môr (Grossmutter) met ut der Erde krassen.</hi> (<hi rendition="#i">Westf.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Seine Fingernägel sind ungebührlich lang.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*16 Schauflen für den arss schlagen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Murner, Schelm., 40.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Von den Undankbaren, die aller Wohlthaten vergessen und Gutes mit Bösem vergelten. &#x201E;Vmb guts gen böss, kein danck nit sagen, die schauflen für dz arssloch schagen.&#x201C; &#x2013; &#x201E;Das gibt der schelm jn beide lohn, ... das sie sich billig klagen, er hab jn beid d' schauffeln gschlagen.&#x201C; (<hi rendition="#i">Murner, Schelm., in Kloster, I, 876.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*17 Se hefft de Schüffel bekamen.</hi> (<hi rendition="#i">Holst.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schütze, IV, 77.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Man fragt auch wol scherzweise: Sünd em de Schênen ôk blau?</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[57]/0063] 6 Schau auf dich und nicht auf mich; thu' ich Unrecht, hüte dich. Lass jeden gehen wie er ist; so fragt man auch nicht, wer du bist. – Braunschweig. Kalender. 7 Schau auff das dein vnd lass Huren Huren seyn. – Petri, II, 527. 8 Schau in die eigene Schüssel. 9 Schaue selbst nach deinen Dingen, wenn sie sollen wohl gelingen. – Simrock, 9485. 10 Schauen ist leichter als Brauen. Wie überhaupt das blosse Zusehen weniger Anstrengung kostet, als das rüstige Eingreifen und Handeln. 11 Schaw, so hast so vil als ich. – Franck, I, 62b. Lat.: Specta, et habes quantum ego. (Franck, I, 62b.) 12 Wer nicht zu schauen weiss, der weiss auch nicht zu singen. 13 Wer nur schaut nach oben, hat selten einen Kreuzer vom Boden gehoben. 14 Wer schaut und hört, der zahlt chei Reugeld. (Bern.) – Schweiz, I, 215, 129. *15 De schaugt drei(n) as wia-ra Feld voll Unglück. (Tirol.) *16 De' schaugt hear, as wenn e mit de ganz'n Welt in U'fried wêr. (Unterinnthal.) – Frommann, VI, 37. *17 Er schaut in d' ander Wuch'. – Alsatia, 1851, Nr. 37. Er schielt. *18 Er schaut, wie die Schildkröte auf ihre Eier. Von dem, der etwas sorgfältig in Acht nimmt. Aus dem Glauben entstanden, dass die Schildkröte ihre Eier blos durch das Ansehen derselben ausbrüte. Die Schildkröte legt bekanntlich ihre Eier in den Sand, sitzt sie nicht aus, sondern lässt sie von der Sonne ausbrüten, sieht aber oft nach. Dies hat zu jenem Glauben Veranlassung gegeben. *19 Er schaut wie ein Nadelmacher. – Parömiakon, 2071. „Welches so viel will gesagt haben, als er habe ein scharfes Gesicht, denn diese Leute müssen sehr genau schauen, damit sie das Nadelloch recht machen.“ *20 Ins Schau'n gehn. (Oberösterreich.) Von der Braut (oder vom Bräutigam), wenn sie (er) in das Haus des Bräutigams (der Braut) geht, um Nachschau zu pflegen, wie es daselbst in jeder Beziehung stehe. Dies Schauengehen erfolgt, wenn die erste Bewerbung, die der sogenannte Heirathsmann unternommen hat, nicht abgewiesen worden ist. Jeder Theil, sowol die Braut, wie der Bräutigam, wird von dem Vater oder der „Göden“ begleitet. Der Zweck ist, sich Haus und Hof anzuschauen und die Heirath richtig zu machen. (Baumgarten, III, 45.) *21 Schau'n wiera griena Käfa. (Oberösterreich.) – Baumgarten, Ms. Wie ein grüner Käfer, d. h. etwas gegenüber kenntnisslos sein. *22 Schaun's. Oesterreichische Anredeform. Dafür sagt man in Tirol: Guck emol; in Frankfurt a. M.: Wisse Sie; in Leipzig: Sehn Sie mal; in Berlin: Erlauben Sie mal; in Hessen: Mit Permiss. *23 'T is steck te schau. (Kleve.) – Firmenich, I, 382, 38. D. h. es ist wirklich zum Staunen. Schauer. 1 Dat Schûr1 hangt üm lange bâven 'n Kopp. – Bueren, 233; Eichwald, 1700; Frommann, II, 537, 145; Hauskalender, II. 1) Vor dem Regen(-Schauer), Gewitter-, Sturm. Schauer ist ein schnell vorübergehender Regen, Hagel, Schnee. 2 Der Schauer im Haus ist grösser als der auf dem Felde. (Rott-Thal.) Das Unglück in dem Hause ist grösser als das vor demselben. *3 Dat dulle Schûr hebben. – Eichwald, 1698. *4 Ein Schauer, so vorübergeht. – Eiselein, 545. *5 He is bi Schûrn nich klok. – Eichwald, 1699. *6 He is vör't Schûr na Hûs kâmn (gekommen). – Bueren, 604; Frommann, V, 523, 575; Eichwald, 1701; Hauskalender, III. Schauessen. 1 Schauessen und Räucherkerzlein sind von gleichem Werthe. – Chaos, 108. 2 Vil schauweszen, aber wenig dauweszen. Im Jahre 1507 zog der neuerwählte Bischof Wilhelm von Honstein in Strasburg ein und lud hierauf die Rathsmitglieder zur Tafel, wo sie aber schlecht bewirthet wurden. In Bezug hierauf bedient sich Brant in einem von ihm handschriftlich aufbewahrten Berichte im strasburger Stadtarchiv (Vorderes, XIII. Gewölbe, Lade 18, Nr. 2) der obigen Ausdrücke. Schaufaden. * Die spinnt keine Schaufäden. – Tendlau, 332. Von einem Weibe, das sich nicht verstellt, sondern gibt, wie es ist. Häufig waren alte Betschwestern, welche die Schaufäden (s. Ziges) als ein frommes, gottesfürchtiges Werk spannen. Schaufel. 1 Die Schaufel, die dem Pferde sein Grab gräbt, wird's auch seinem Herrn graben. Dem Tode kann keiner entgehen. Heute der Knecht, morgen der Herr; vor dem Tode sind wir alle gleich. 2 Die Schaufel lacht über den Schmied. 3 Die Schaufel macht keinen Bauer, die Lanze keinen Ritter. – Winckler, XVI, 44. 4 Mit Schaufeln vnd Spaten bezahlt mancher, aber es soll einer nichts davon in Beutel stecken. – Petri, II, 479. 5 Schaufel und Pflug zerstören unsere Vorfahren. 6 Wer die Schaufel eine Schüppe nennt, wird damit auf den Kopf geschlagen. Holl.: Die eene schop eene schop noemt, wordt er well meê op den kop geslagen. (Harrebomée, II, 258b.) 7 Wer mit der Schaufel arbeitet, kann keine Seide spinnen. Holl.: Die met de schop werkt, wil altijd steken. (Harrebomée, I, 258b.) *8 Ebbes uf der Schûfla hô. (Vorarlberg.) – Frommann, III, 303. Etwas begangen haben und dafür der Bestrafung gewärtig sein müssen. *9 Énen die Schüffel geben. Soviel wie den Korb; einen Freier abweisen. Im Dithmarschen: Se hefft (haben) die Schüffel bekommen. Schüffel, bei den alten und neuern Dithmarsen eine abschlägige Antwort des Mädchens (s. Korb). Wenn in einem Hause von den Brautwerbern Anspruch um ein Mädchen geschah und ihnen nach der ersten Unterredung eine Zeit zur Wiederkunft bestimmt worden war, so nahm man im Hause sich in Acht, dass nicht etwa eine Schaufel oder dergleichen bei der Hausthür ihnen aufstiess, weil dies die abgeschickten Boten für ein Zeichen der Weigerung nahmen. Wenn man im Gegentheil einen Freier vermuthete, der nicht angenehm war, so stellte man im Hause der verlangten Jungfrau zur Zeit, wenn man ihn erwarten durfte, eine Schaufel hinter die Thür, wodurch dem Kommenden der Antrag und der Verdruss der abschlägigen Antwort erspart wurde. Daher die obige Redensart soviel wie: Einem den Korb (s. d. 27) geben; er hat den Korb bekommen. Schüffeln, abschüffeln = einen Freier abweisen. (Schütze, IV, 76.) *10 Er geht mit der Schaufel auf dem Rücken. Muss sich sein Brot mit schwerer Arbeit sauer verdienen. Holl.: Hij gaat met de schop op den rug. (Harrebomée, II, 258b.) *11 Er hat etwas auf der Schaufel. (Rottenburg.) Eine Schuld abzubüssen. *12 Er hat Schaufel und Spaten in den Winkel gestellt. Hat so viel erworben, dass er in Ruhe geniessen kann. Holl.: Hij gift schop en spade weder terug. (Harrebomée, II, 258b.) *13 Er hat Schaufel und Spaten mitgebracht. Er wird wol hier sterben. Holl.: Hij heeft schop en spade medegebragt. (Harrebomée, II, 258b.) *14 Er wird mit der Schaufel bezahlen. Wenn er todt ist, d. h. gar nicht. *15 Hei hoat Schüppen an den Fingern, hei kann der siyne beste Môr (Grossmutter) met ut der Erde krassen. (Westf.) Seine Fingernägel sind ungebührlich lang. *16 Schauflen für den arss schlagen. – Murner, Schelm., 40. Von den Undankbaren, die aller Wohlthaten vergessen und Gutes mit Bösem vergelten. „Vmb guts gen böss, kein danck nit sagen, die schauflen für dz arssloch schagen.“ – „Das gibt der schelm jn beide lohn, ... das sie sich billig klagen, er hab jn beid d' schauffeln gschlagen.“ (Murner, Schelm., in Kloster, I, 876.) *17 Se hefft de Schüffel bekamen. (Holst.) – Schütze, IV, 77. Man fragt auch wol scherzweise: Sünd em de Schênen ôk blau?

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:39:19Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:39:19Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/63
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [57]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/63>, abgerufen am 28.03.2024.