Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] obgleich sie in der Folge nur noch eine Auszeichnung der Hofnarren blieben, so war ehemals doch derjenige, welcher die meisten und grössten Schellen trug, der Vornehmste oder der Schellenkönig. Aus dem wirklichen Leben trug man sie ins Kartenspiel über, und was über den Schellenkönig hinausgeht, muss in irgendeiner Beziehung das äusserste Mass erreicht haben. (Eiselein, 547.) Die Amtsketten, welche die Stadtverordneten in neuerer Zeit tragen, scheinen ein Anfang zur Rückkehr zu jener alten schönen Sitte zu sein.

*2 Einen über den Schellnkünig loben. - Schöpf, 509.

In Schwaben: Auf de Schellekönig nei lobe(n). D. i. über die massen.


Schellenmoritz.

* Es ist der Schellenmoritz.

In der Moritzkirche zu Halle steht das Bild des heiligen Mauritius, ihres Schutzherrn, in Stein gehauen. Es ist im Jahre 1411 von Konrad von Eimbeck gearbeitet und nach der Sitte der Zeit, welche allen vornehmen Personen, den Geistlichen, ja selbst Heiligenbildern Schellen anhing, ist das Gewand des Heiligen mit Schellen besetzt. Das Volk nennt ihn darum den Schellenmoritz und knüpft folgende Sage an ihn: Moritz war der Erbauer der Moritzkirche und so jähzornig, dass er einen Arbeiter, den er nicht arbeiten sah, sofort erschlug. Da es ihn aber später gereute, liess er sich einen Rock mit Schellen machen, damit sie ihn kommen hörten und ihm nicht durch Unthätigkeit Veranlassung zum Zorn geben möchten. - In Lettowitz bei Wettin lautet die Sage anders. Dort war Moritz bei einem Herrn, der das Dorf erbaute, als Bauaufseher angestellt, aber auch so jähzornig, dass er die Arbeiter tödtete. Um dies zu verhüten, soll ihm der Herr die Schellen zur Warnung angehängt haben. - Noch andere erzählen, dass Moritz den Schellenrock von seiner Schwester erhalten habe, die dadurch seine Arbeitsleute warnen wollte und zu gleicher Zeit, als er die Kirche baute, die Moritzburg aufführte. Da nun diese eher als sein Bau zu Stande kam, erfasste ihn solcher Neid, dass er seine Schwester aus einem Fenster der Burg in den Abgrund stürzte und dass er dem Baumeister den Hals umdrehte. Zum Andenken daran ist der Baumeister am Fussgestell der Bildsäule in Halle, wie das Volk glaubt, eingehauen. Eimbeck hat jedoch damit den Kaiser Maximilian gemeint. (Vgl. Wurzbach III, 110.)


Schellfisch.

1 Einen Schellfisch auswerfen, um einen Kabeljau zu fangen.

In dem Sinne: Die Wurst nach der Speckseite werfen.

Holl.: Een aal (schelvisch, spiering) uitwerpen, om een' kabeljaauw te vangen. ( Harrebomee, II, 246a.)

*2 Er wirft einen Schellfisch nach einem Kabeljau.

*3 Es ist ein Schellfisch, der von Utrecht nach Amsterdam gebracht ist.

Von einer Nachricht, die keinen Glauben verdient; denn Utrecht liegt im Binnenlande und Amsterdam am Meere.

*4 Ok Schellfisk, ok Schellfisk!

Ausruf der Fischweiber in den Strassen der Stadt, den muthwillige Buben dahin ergänzen: de half gar is. (Kern, 836.)


Schellig.

*1 Einen schellig machen, dass er das Fälcklein zucket vnd vmb sich sprüet. - Mathesy, 138a.

*2 Er ist schellig worden. - Eiselein, 547.

Wie ein Thier, dem man eine Schelle an den Schwanz gebunden hat. So bei Thomasin der schellig Wolf, im Parcival der schellig Has, bei Fischart der schellig Abt.


Schelm.

1 A earger Skelm, a beedar Lok. (Nordfries.) - Johansen, 94.

Je ärger Schelm, je besser Glück. Das Wort Schelm kommt immer mit der Nebenbedeutung vor, dass jemand bei irgendeinem Streich, einer schlimmen Handlung mit besonderer Schlauheit zu Werke geht. "Wer weiss, welchem Christen der Schelm das gestohlen hat." "Ein pfiffiger Schelm." (Sophiens Reise, 1, 15 u. 1, 527; Cholevius, 22.)

2 A Schelm sieht en und ken Kup. - Gomolcke, 1154; Robinson, 273.

3 A Schelme dar'sch besser macht, as a's gelarnt hot. (Schles.) - Frommann, III, 249, 271.

4 A Schöülm tund mear as a kaun. (Steiermark.) - Frommann, II, 570, 150.

5 Alte Schelme haben grosse Augen.

6 An Skelm, diar sin bast ep de. (Amrum.) - Haupt, VIII, 364, 226.

Ein Schelm, der sein Bestes nicht thut.

7 Auf einen Schelmen anderthalben. (S. Klotz 1.)

Goethe drückt dies so aus: "Im neuen Jahre Glück und Heil, auf Weh und Wunden gute Salben. Auf groben Klotz ein grober Keil, auf einen Schelmen [Spaltenumbruch] anderthalben." (Büchmann, 36.) Verwandt damit ist eine jüdisch-deutsche Redensart: Im Ikkesch (dem Eigensinnigen) thü toppel. Es heisst nämlich 2 Sam. 22, 27: Im Ikkesch titapel, d. i. dem Eigensinnigen setze entgegen Eigensinn. Der Volkswitz hat aber das Wort titappel in "thue doppelt" übersetzt, entsprechend dem obigen deutschen und dem beigefügten französischen Sprichwort.

Engl.: Shameless craving must have a shameful nay.

Frz.: A fripon corsaire (vilain), fripon corsaire (vilain) et demi. (Bohn I, 2; Masson, 216.)

It.: Per conoscere un furbo, ci vuole un furbo e mezzo.

8 Bei Schelmen ist nichts zu gewinnen.

It.: Il diavolo vuol tentare Lucifero.

9 Besser einen Schelm küssen, als von ihm beunruhigt werden.

Engl.: Better kiss a knave than be troubled with him. (Bohn II, 108.)

10 Büeble, dein Vater ist a Schelm, er hot einem Schelma d' Goiss gestoln. (Horgen.) - Birlinger, 451.

11 D' Schelm sy au Lüt, aber nit all' Lüt Schelme. (Solothurn.) - Schild, 68, 134; Sutermeister, 130.

12 D' Schölme sind nid alli Müller, aber d' Müller alli Schölme. - Sutermeister, 121.

13 Das ist ein Schelm, der's besser macht, als er kann.

14 Dat schad't den Schelm nix, segt de Schreiwer, wenn de Baur Släg krigt. (Mecklenburg.)

15 Dat schoad't 'n Schelm nischt, sägt de Schreiwer, wenn de Bau'r Schlä' kreit. - Schlingmann, 1263.

16 Dem Schelm gehört kein Helm.

17 Dem Schelm ist's alleweil zu licht auf der Welt.

18 Dem Schelm will kein Baum gefallen, denn er kann gehängt werden an allen.

19 Den Schelm is nich to traugen, säd' de Jung to seinen Vatter, hett den Stock hinner'n Rüggen. (S. Sache 20 u. 21.) (Mecklenburg.) - Hoefer, 514.

20 Den Schelm kennt man an der Beichte.

21 Der Schelm auf einem Ross, die Hur' in einem Schloss und die Laus im Grind sind drei stolze Hofgesind.

22 Der Schelm hat's Schelten auf der Strasse verloren. - Simrock, 8933; Körte, 5281.

23 Der Schelm sitzt überall im Vortheil.

24 Des Schelmen Freud' kehrt sich leicht in Traurigkeit.

25 Die Schelme, die der Krieg gemacht, hat stets der Krieg an den Galgen gebracht.

26 Ein doppelter Schelm, so verthut, was er gewinnt. - Eiselein, 547.

27 Ein fauler Schelm und ein warmes Bad scheiden ungern voneinander.

28 Ein Schelm auf dem Lande ist besser als ein ehrlicher Mann auf dem Wasser.

29 Ein Schelm betrügt (überlistet) den andern.

It.: L'uno diavolo paga l'altro.

30 Ein Schelm bleibt ein Schelm.

Dän.: Sidder skalken eller staaer, han er i dog som i gaar. (Prov. dan., 201.)

31 Ein schelm darff seiner schelmerey nicht allzeit gebrauchen. - Petri, II, 223; Lehmann, II, 130, 185.

32 Ein Schelm, der alle Künste lehrt.

33 Ein Schelm, der dem andern was vergibt vnd jhn nicht lasst aussauffen. - Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 181.

34 Ein Schelm, der mehr thut als er kann.

35 Ein Schelm, der sein Wort nicht hält. - Graf, 230, 70.

36 Ein Schelm, der vom andern weicht, alleweil (so lange) Mon vnd Sonn leucht. - Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 181.

Ansicht der Saufbrüder und der Gesellen in Trinkgelagen.

37 Ein Schelm, ders besser macht als er kann. - Lehmann, II, 573, 25; Eiselein, 547; Simrock, 8926.

Im Harz: Ae Schelm mach's besser, wie er kann. (Lohrengel, I, 17.) "Bekam sie (die Mutter) die Nachricht,

[Spaltenumbruch] obgleich sie in der Folge nur noch eine Auszeichnung der Hofnarren blieben, so war ehemals doch derjenige, welcher die meisten und grössten Schellen trug, der Vornehmste oder der Schellenkönig. Aus dem wirklichen Leben trug man sie ins Kartenspiel über, und was über den Schellenkönig hinausgeht, muss in irgendeiner Beziehung das äusserste Mass erreicht haben. (Eiselein, 547.) Die Amtsketten, welche die Stadtverordneten in neuerer Zeit tragen, scheinen ein Anfang zur Rückkehr zu jener alten schönen Sitte zu sein.

*2 Einen über den Schellnkünig loben.Schöpf, 509.

In Schwaben: Auf de Schellekönig nei lobe(n). D. i. über die massen.


Schellenmoritz.

* Es ist der Schellenmoritz.

In der Moritzkirche zu Halle steht das Bild des heiligen Mauritius, ihres Schutzherrn, in Stein gehauen. Es ist im Jahre 1411 von Konrad von Eimbeck gearbeitet und nach der Sitte der Zeit, welche allen vornehmen Personen, den Geistlichen, ja selbst Heiligenbildern Schellen anhing, ist das Gewand des Heiligen mit Schellen besetzt. Das Volk nennt ihn darum den Schellenmoritz und knüpft folgende Sage an ihn: Moritz war der Erbauer der Moritzkirche und so jähzornig, dass er einen Arbeiter, den er nicht arbeiten sah, sofort erschlug. Da es ihn aber später gereute, liess er sich einen Rock mit Schellen machen, damit sie ihn kommen hörten und ihm nicht durch Unthätigkeit Veranlassung zum Zorn geben möchten. – In Lettowitz bei Wettin lautet die Sage anders. Dort war Moritz bei einem Herrn, der das Dorf erbaute, als Bauaufseher angestellt, aber auch so jähzornig, dass er die Arbeiter tödtete. Um dies zu verhüten, soll ihm der Herr die Schellen zur Warnung angehängt haben. – Noch andere erzählen, dass Moritz den Schellenrock von seiner Schwester erhalten habe, die dadurch seine Arbeitsleute warnen wollte und zu gleicher Zeit, als er die Kirche baute, die Moritzburg aufführte. Da nun diese eher als sein Bau zu Stande kam, erfasste ihn solcher Neid, dass er seine Schwester aus einem Fenster der Burg in den Abgrund stürzte und dass er dem Baumeister den Hals umdrehte. Zum Andenken daran ist der Baumeister am Fussgestell der Bildsäule in Halle, wie das Volk glaubt, eingehauen. Eimbeck hat jedoch damit den Kaiser Maximilian gemeint. (Vgl. Wurzbach III, 110.)


Schellfisch.

1 Einen Schellfisch auswerfen, um einen Kabeljau zu fangen.

In dem Sinne: Die Wurst nach der Speckseite werfen.

Holl.: Een aal (schelvisch, spiering) uitwerpen, om een' kabeljaauw te vangen. ( Harrebomée, II, 246a.)

*2 Er wirft einen Schellfisch nach einem Kabeljau.

*3 Es ist ein Schellfisch, der von Utrecht nach Amsterdam gebracht ist.

Von einer Nachricht, die keinen Glauben verdient; denn Utrecht liegt im Binnenlande und Amsterdam am Meere.

*4 Ôk Schellfisk, ôk Schellfisk!

Ausruf der Fischweiber in den Strassen der Stadt, den muthwillige Buben dahin ergänzen: de half gar is. (Kern, 836.)


Schellig.

*1 Einen schellig machen, dass er das Fälcklein zucket vnd vmb sich sprüet.Mathesy, 138a.

*2 Er ist schellig worden.Eiselein, 547.

Wie ein Thier, dem man eine Schelle an den Schwanz gebunden hat. So bei Thomasin der schellig Wolf, im Parcival der schellig Has, bei Fischart der schellig Abt.


Schelm.

1 A earger Skelm, a beedar Lok. (Nordfries.) – Johansen, 94.

Je ärger Schelm, je besser Glück. Das Wort Schelm kommt immer mit der Nebenbedeutung vor, dass jemand bei irgendeinem Streich, einer schlimmen Handlung mit besonderer Schlauheit zu Werke geht. „Wer weiss, welchem Christen der Schelm das gestohlen hat.“ „Ein pfiffiger Schelm.“ (Sophiens Reise, 1, 15 u. 1, 527; Cholevius, 22.)

2 A Schelm sieht ên und kên Kup.Gomolcke, 1154; Robinson, 273.

3 A Schelme dâr'sch besser macht, as a's gelarnt hôt. (Schles.) – Frommann, III, 249, 271.

4 A Schöülm tund mear as a kaun. (Steiermark.) – Frommann, II, 570, 150.

5 Alte Schelme haben grosse Augen.

6 An Skelm, diar sin bâst ep dê. (Amrum.) – Haupt, VIII, 364, 226.

Ein Schelm, der sein Bestes nicht thut.

7 Auf einen Schelmen anderthalben. (S. Klotz 1.)

Goethe drückt dies so aus: „Im neuen Jahre Glück und Heil, auf Weh und Wunden gute Salben. Auf groben Klotz ein grober Keil, auf einen Schelmen [Spaltenumbruch] anderthalben.“ (Büchmann, 36.) Verwandt damit ist eine jüdisch-deutsche Redensart: Im Ikkesch (dem Eigensinnigen) thü toppel. Es heisst nämlich 2 Sam. 22, 27: Im Ikkesch titapel, d. i. dem Eigensinnigen setze entgegen Eigensinn. Der Volkswitz hat aber das Wort titappel in „thue doppelt“ übersetzt, entsprechend dem obigen deutschen und dem beigefügten französischen Sprichwort.

Engl.: Shameless craving must have a shameful nay.

Frz.: A fripon corsaire (vilain), fripon corsaire (vilain) et demi. (Bohn I, 2; Masson, 216.)

It.: Per conoscere un furbo, ci vuole un furbo e mezzo.

8 Bei Schelmen ist nichts zu gewinnen.

It.: Il diavolo vuol tentare Lucifero.

9 Besser einen Schelm küssen, als von ihm beunruhigt werden.

Engl.: Better kiss a knave than be troubled with him. (Bohn II, 108.)

10 Büeble, dein Vater ist a Schelm, er hot einem Schelma d' Goiss gestoln. (Horgen.) – Birlinger, 451.

11 D' Schelm sy au Lüt, aber nit all' Lüt Schelme. (Solothurn.) – Schild, 68, 134; Sutermeister, 130.

12 D' Schölme sind nid alli Müller, aber d' Müller alli Schölme.Sutermeister, 121.

13 Das ist ein Schelm, der's besser macht, als er kann.

14 Dat schad't den Schelm nix, segt de Schrîwer, wenn de Bûr Släg krigt. (Mecklenburg.)

15 Dat schoad't 'n Schelm nischt, sägt de Schrîwer, wenn de Bû'r Schlä' kreit.Schlingmann, 1263.

16 Dem Schelm gehört kein Helm.

17 Dem Schelm ist's alleweil zu licht auf der Welt.

18 Dem Schelm will kein Baum gefallen, denn er kann gehängt werden an allen.

19 Den Schelm is nich to trûgen, säd' de Jung to sînen Vatter, hett den Stock hinner'n Rüggen. (S. Sache 20 u. 21.) (Mecklenburg.) – Hoefer, 514.

20 Den Schelm kennt man an der Beichte.

21 Der Schelm auf einem Ross, die Hur' in einem Schloss und die Laus im Grind sind drei stolze Hofgesind.

22 Der Schelm hat's Schelten auf der Strasse verloren.Simrock, 8933; Körte, 5281.

23 Der Schelm sitzt überall im Vortheil.

24 Des Schelmen Freud' kehrt sich leicht in Traurigkeit.

25 Die Schelme, die der Krieg gemacht, hat stets der Krieg an den Galgen gebracht.

26 Ein doppelter Schelm, so verthut, was er gewinnt.Eiselein, 547.

27 Ein fauler Schelm und ein warmes Bad scheiden ungern voneinander.

28 Ein Schelm auf dem Lande ist besser als ein ehrlicher Mann auf dem Wasser.

29 Ein Schelm betrügt (überlistet) den andern.

It.: L'uno diavolo paga l'altro.

30 Ein Schelm bleibt ein Schelm.

Dän.: Sidder skalken eller staaer, han er i dog som i gaar. (Prov. dan., 201.)

31 Ein schelm darff seiner schelmerey nicht allzeit gebrauchen.Petri, II, 223; Lehmann, II, 130, 185.

32 Ein Schelm, der alle Künste lehrt.

33 Ein Schelm, der dem andern was vergibt vnd jhn nicht lasst aussauffen.Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 181.

34 Ein Schelm, der mehr thut als er kann.

35 Ein Schelm, der sein Wort nicht hält.Graf, 230, 70.

36 Ein Schelm, der vom andern weicht, alleweil (so lange) Mon vnd Sonn leucht.Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 181.

Ansicht der Saufbrüder und der Gesellen in Trinkgelagen.

37 Ein Schelm, ders besser macht als er kann.Lehmann, II, 573, 25; Eiselein, 547; Simrock, 8926.

Im Harz: Ae Schelm mach's besser, wie er kann. (Lohrengel, I, 17.) „Bekam sie (die Mutter) die Nachricht,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"><pb facs="#f0071" n="[65]"/><cb n="129"/>
obgleich sie in der Folge nur noch eine Auszeichnung der Hofnarren blieben, so war ehemals doch derjenige, welcher die meisten und grössten Schellen trug, der Vornehmste oder der Schellenkönig. Aus dem wirklichen Leben trug man sie ins Kartenspiel über, und was über den Schellenkönig hinausgeht, muss in irgendeiner Beziehung das äusserste Mass erreicht haben. (<hi rendition="#i">Eiselein, 547.</hi>) Die Amtsketten, welche die Stadtverordneten in neuerer Zeit tragen, scheinen ein Anfang zur Rückkehr zu jener alten schönen Sitte zu sein.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Einen über den Schellnkünig loben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schöpf, 509.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">In Schwaben: Auf de Schellekönig nei lobe(n). D. i. über die massen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schellenmoritz.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Es ist der Schellenmoritz.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">In der Moritzkirche zu Halle steht das Bild des heiligen Mauritius, ihres Schutzherrn, in Stein gehauen. Es ist im Jahre 1411 von Konrad von Eimbeck gearbeitet und nach der Sitte der Zeit, welche allen vornehmen Personen, den Geistlichen, ja selbst Heiligenbildern Schellen anhing, ist das Gewand des Heiligen mit Schellen besetzt. Das Volk nennt ihn darum den Schellenmoritz und knüpft folgende Sage an ihn: Moritz war der Erbauer der Moritzkirche und so jähzornig, dass er einen Arbeiter, den er nicht arbeiten sah, sofort erschlug. Da es ihn aber später gereute, liess er sich einen Rock mit Schellen machen, damit sie ihn kommen hörten und ihm nicht durch Unthätigkeit Veranlassung zum Zorn geben möchten. &#x2013; In Lettowitz bei Wettin lautet die Sage anders. Dort war Moritz bei einem Herrn, der das Dorf erbaute, als Bauaufseher angestellt, aber auch so jähzornig, dass er die Arbeiter tödtete. Um dies zu verhüten, soll ihm der Herr die Schellen zur Warnung angehängt haben. &#x2013; Noch andere erzählen, dass Moritz den Schellenrock von seiner Schwester erhalten habe, die dadurch seine Arbeitsleute warnen wollte und zu gleicher Zeit, als er die Kirche baute, die Moritzburg aufführte. Da nun diese eher als sein Bau zu Stande kam, erfasste ihn solcher Neid, dass er seine Schwester aus einem Fenster der Burg in den Abgrund stürzte und dass er dem Baumeister den Hals umdrehte. Zum Andenken daran ist der Baumeister am Fussgestell der Bildsäule in Halle, wie das Volk glaubt, eingehauen. Eimbeck hat jedoch damit den Kaiser Maximilian gemeint. (Vgl. <hi rendition="#i">Wurzbach III, 110.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schellfisch.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Einen Schellfisch auswerfen, um einen Kabeljau zu fangen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">In dem Sinne: Die Wurst nach der Speckseite werfen.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Een aal (schelvisch, spiering) uitwerpen, om een' kabeljaauw te vangen. ( <hi rendition="#i">Harrebomée, II, 246<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*2 Er wirft einen Schellfisch nach einem Kabeljau.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*3 Es ist ein Schellfisch, der von Utrecht nach Amsterdam gebracht ist.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Von einer Nachricht, die keinen Glauben verdient; denn Utrecht liegt im Binnenlande und Amsterdam am Meere.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*4 Ôk Schellfisk, ôk Schellfisk!</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Ausruf der Fischweiber in den Strassen der Stadt, den muthwillige Buben dahin ergänzen: de half gar is. (<hi rendition="#i">Kern, 836.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schellig.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*1 Einen schellig machen, dass er das Fälcklein zucket vnd vmb sich sprüet.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Mathesy, 138<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Er ist schellig worden.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 547.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wie ein Thier, dem man eine Schelle an den Schwanz gebunden hat. So bei <hi rendition="#i">Thomasin</hi> der schellig Wolf, im <hi rendition="#i">Parcival</hi> der schellig Has, bei <hi rendition="#i">Fischart</hi> der schellig Abt.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schelm.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 A earger Skelm, a beedar Lok.</hi> (<hi rendition="#i">Nordfries.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Johansen, 94.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Je ärger Schelm, je besser Glück. Das Wort Schelm kommt immer mit der Nebenbedeutung vor, dass jemand bei irgendeinem Streich, einer schlimmen Handlung mit besonderer Schlauheit zu Werke geht. &#x201E;Wer weiss, welchem Christen der Schelm das gestohlen hat.&#x201C; &#x201E;Ein pfiffiger Schelm.&#x201C; (<hi rendition="#i">Sophiens Reise, 1, 15 u. 1, 527; Cholevius, 22.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 A Schelm sieht ên und kên Kup.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gomolcke, 1154; Robinson, 273.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 A Schelme dâr'sch besser macht, as a's gelarnt hôt.</hi> (<hi rendition="#i">Schles.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, III, 249, 271.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 A Schöülm tund mear as a kaun.</hi> (<hi rendition="#i">Steiermark.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, II, 570, 150.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Alte Schelme haben grosse Augen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 An Skelm, diar sin bâst ep dê.</hi> (<hi rendition="#i">Amrum.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Haupt, VIII, 364, 226.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ein Schelm, der sein Bestes nicht thut.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Auf einen Schelmen anderthalben.</hi> (S.  Klotz 1.)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#i">Goethe</hi> drückt dies so aus: &#x201E;Im neuen Jahre Glück und Heil, auf Weh und Wunden gute Salben. Auf groben Klotz ein grober Keil, auf einen Schelmen <cb n="130"/>
anderthalben.&#x201C; (<hi rendition="#i">Büchmann, 36.</hi>) Verwandt damit ist eine jüdisch-deutsche Redensart: Im Ikkesch (dem Eigensinnigen) thü toppel. Es heisst nämlich 2 <hi rendition="#i">Sam.</hi> 22, 27: Im Ikkesch titapel, d. i. dem Eigensinnigen setze entgegen Eigensinn. Der Volkswitz hat aber das Wort titappel in &#x201E;thue doppelt&#x201C; übersetzt, entsprechend dem obigen deutschen und dem beigefügten französischen Sprichwort.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: Shameless craving must have a shameful nay.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: A fripon corsaire (vilain), fripon corsaire (vilain) et demi. (<hi rendition="#i">Bohn I, 2; Masson, 216.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Per conoscere un furbo, ci vuole un furbo e mezzo.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">8 Bei Schelmen ist nichts zu gewinnen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Il diavolo vuol tentare Lucifero.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">9 Besser einen Schelm küssen, als von ihm beunruhigt werden.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: Better kiss a knave than be troubled with him. (<hi rendition="#i">Bohn II, 108.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">10 Büeble, dein Vater ist a Schelm, er hot einem Schelma d' Goiss gestoln.</hi> (<hi rendition="#i">Horgen.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Birlinger, 451.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">11 D' Schelm sy au Lüt, aber nit all' Lüt Schelme.</hi> (<hi rendition="#i">Solothurn.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schild, 68, 134; Sutermeister, 130.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">12 D' Schölme sind nid alli Müller, aber d' Müller alli Schölme.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sutermeister, 121.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">13 Das ist ein Schelm, der's besser macht, als er kann.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">14 Dat schad't den Schelm nix, segt de Schrîwer, wenn de Bûr Släg krigt.</hi> (<hi rendition="#i">Mecklenburg.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">15 Dat schoad't 'n Schelm nischt, sägt de Schrîwer, wenn de Bû'r Schlä' kreit.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schlingmann, 1263.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">16 Dem Schelm gehört kein Helm.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">17 Dem Schelm ist's alleweil zu licht auf der Welt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">18 Dem Schelm will kein Baum gefallen, denn er kann gehängt werden an allen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">19 Den Schelm is nich to trûgen, säd' de Jung to sînen Vatter, hett den Stock hinner'n Rüggen.</hi> (S. Sache  20 u.  21.) (<hi rendition="#i">Mecklenburg.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Hoefer, 514.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">20 Den Schelm kennt man an der Beichte.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">21 Der Schelm auf einem Ross, die Hur' in einem Schloss und die Laus im Grind sind drei stolze Hofgesind.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">22 Der Schelm hat's Schelten auf der Strasse verloren.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 8933; Körte, 5281.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">23 Der Schelm sitzt überall im Vortheil.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">24 Des Schelmen Freud' kehrt sich leicht in Traurigkeit.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">25 Die Schelme, die der Krieg gemacht, hat stets der Krieg an den Galgen gebracht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">26 Ein doppelter Schelm, so verthut, was er gewinnt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 547.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">27 Ein fauler Schelm und ein warmes Bad scheiden ungern voneinander.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">28 Ein Schelm auf dem Lande ist besser als ein ehrlicher Mann auf dem Wasser.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">29 Ein Schelm betrügt (überlistet) den andern.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: L'uno diavolo paga l'altro.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">30 Ein Schelm bleibt ein Schelm.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Sidder skalken eller staaer, han er i dog som i gaar. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 201.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">31 Ein schelm darff seiner schelmerey nicht allzeit gebrauchen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 223; Lehmann, II, 130, 185.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">32 Ein Schelm, der alle Künste lehrt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">33 Ein Schelm, der dem andern was vergibt vnd jhn nicht lasst aussauffen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 181.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">34 Ein Schelm, der mehr thut als er kann.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">35 Ein Schelm, der sein Wort nicht hält.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 230, 70.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">36 Ein Schelm, der vom andern weicht, alleweil (so lange) Mon vnd Sonn leucht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 181.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ansicht der Saufbrüder und der Gesellen in Trinkgelagen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">37 Ein Schelm, ders besser macht als er kann.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, II, 573, 25; Eiselein, 547; Simrock, 8926.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Im Harz: Ae Schelm mach's besser, wie er kann. (<hi rendition="#i">Lohrengel, I, 17.</hi>) &#x201E;Bekam sie (die Mutter) die Nachricht,
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[65]/0071] obgleich sie in der Folge nur noch eine Auszeichnung der Hofnarren blieben, so war ehemals doch derjenige, welcher die meisten und grössten Schellen trug, der Vornehmste oder der Schellenkönig. Aus dem wirklichen Leben trug man sie ins Kartenspiel über, und was über den Schellenkönig hinausgeht, muss in irgendeiner Beziehung das äusserste Mass erreicht haben. (Eiselein, 547.) Die Amtsketten, welche die Stadtverordneten in neuerer Zeit tragen, scheinen ein Anfang zur Rückkehr zu jener alten schönen Sitte zu sein. *2 Einen über den Schellnkünig loben. – Schöpf, 509. In Schwaben: Auf de Schellekönig nei lobe(n). D. i. über die massen. Schellenmoritz. * Es ist der Schellenmoritz. In der Moritzkirche zu Halle steht das Bild des heiligen Mauritius, ihres Schutzherrn, in Stein gehauen. Es ist im Jahre 1411 von Konrad von Eimbeck gearbeitet und nach der Sitte der Zeit, welche allen vornehmen Personen, den Geistlichen, ja selbst Heiligenbildern Schellen anhing, ist das Gewand des Heiligen mit Schellen besetzt. Das Volk nennt ihn darum den Schellenmoritz und knüpft folgende Sage an ihn: Moritz war der Erbauer der Moritzkirche und so jähzornig, dass er einen Arbeiter, den er nicht arbeiten sah, sofort erschlug. Da es ihn aber später gereute, liess er sich einen Rock mit Schellen machen, damit sie ihn kommen hörten und ihm nicht durch Unthätigkeit Veranlassung zum Zorn geben möchten. – In Lettowitz bei Wettin lautet die Sage anders. Dort war Moritz bei einem Herrn, der das Dorf erbaute, als Bauaufseher angestellt, aber auch so jähzornig, dass er die Arbeiter tödtete. Um dies zu verhüten, soll ihm der Herr die Schellen zur Warnung angehängt haben. – Noch andere erzählen, dass Moritz den Schellenrock von seiner Schwester erhalten habe, die dadurch seine Arbeitsleute warnen wollte und zu gleicher Zeit, als er die Kirche baute, die Moritzburg aufführte. Da nun diese eher als sein Bau zu Stande kam, erfasste ihn solcher Neid, dass er seine Schwester aus einem Fenster der Burg in den Abgrund stürzte und dass er dem Baumeister den Hals umdrehte. Zum Andenken daran ist der Baumeister am Fussgestell der Bildsäule in Halle, wie das Volk glaubt, eingehauen. Eimbeck hat jedoch damit den Kaiser Maximilian gemeint. (Vgl. Wurzbach III, 110.) Schellfisch. 1 Einen Schellfisch auswerfen, um einen Kabeljau zu fangen. In dem Sinne: Die Wurst nach der Speckseite werfen. Holl.: Een aal (schelvisch, spiering) uitwerpen, om een' kabeljaauw te vangen. ( Harrebomée, II, 246a.) *2 Er wirft einen Schellfisch nach einem Kabeljau. *3 Es ist ein Schellfisch, der von Utrecht nach Amsterdam gebracht ist. Von einer Nachricht, die keinen Glauben verdient; denn Utrecht liegt im Binnenlande und Amsterdam am Meere. *4 Ôk Schellfisk, ôk Schellfisk! Ausruf der Fischweiber in den Strassen der Stadt, den muthwillige Buben dahin ergänzen: de half gar is. (Kern, 836.) Schellig. *1 Einen schellig machen, dass er das Fälcklein zucket vnd vmb sich sprüet. – Mathesy, 138a. *2 Er ist schellig worden. – Eiselein, 547. Wie ein Thier, dem man eine Schelle an den Schwanz gebunden hat. So bei Thomasin der schellig Wolf, im Parcival der schellig Has, bei Fischart der schellig Abt. Schelm. 1 A earger Skelm, a beedar Lok. (Nordfries.) – Johansen, 94. Je ärger Schelm, je besser Glück. Das Wort Schelm kommt immer mit der Nebenbedeutung vor, dass jemand bei irgendeinem Streich, einer schlimmen Handlung mit besonderer Schlauheit zu Werke geht. „Wer weiss, welchem Christen der Schelm das gestohlen hat.“ „Ein pfiffiger Schelm.“ (Sophiens Reise, 1, 15 u. 1, 527; Cholevius, 22.) 2 A Schelm sieht ên und kên Kup. – Gomolcke, 1154; Robinson, 273. 3 A Schelme dâr'sch besser macht, as a's gelarnt hôt. (Schles.) – Frommann, III, 249, 271. 4 A Schöülm tund mear as a kaun. (Steiermark.) – Frommann, II, 570, 150. 5 Alte Schelme haben grosse Augen. 6 An Skelm, diar sin bâst ep dê. (Amrum.) – Haupt, VIII, 364, 226. Ein Schelm, der sein Bestes nicht thut. 7 Auf einen Schelmen anderthalben. (S. Klotz 1.) Goethe drückt dies so aus: „Im neuen Jahre Glück und Heil, auf Weh und Wunden gute Salben. Auf groben Klotz ein grober Keil, auf einen Schelmen anderthalben.“ (Büchmann, 36.) Verwandt damit ist eine jüdisch-deutsche Redensart: Im Ikkesch (dem Eigensinnigen) thü toppel. Es heisst nämlich 2 Sam. 22, 27: Im Ikkesch titapel, d. i. dem Eigensinnigen setze entgegen Eigensinn. Der Volkswitz hat aber das Wort titappel in „thue doppelt“ übersetzt, entsprechend dem obigen deutschen und dem beigefügten französischen Sprichwort. Engl.: Shameless craving must have a shameful nay. Frz.: A fripon corsaire (vilain), fripon corsaire (vilain) et demi. (Bohn I, 2; Masson, 216.) It.: Per conoscere un furbo, ci vuole un furbo e mezzo. 8 Bei Schelmen ist nichts zu gewinnen. It.: Il diavolo vuol tentare Lucifero. 9 Besser einen Schelm küssen, als von ihm beunruhigt werden. Engl.: Better kiss a knave than be troubled with him. (Bohn II, 108.) 10 Büeble, dein Vater ist a Schelm, er hot einem Schelma d' Goiss gestoln. (Horgen.) – Birlinger, 451. 11 D' Schelm sy au Lüt, aber nit all' Lüt Schelme. (Solothurn.) – Schild, 68, 134; Sutermeister, 130. 12 D' Schölme sind nid alli Müller, aber d' Müller alli Schölme. – Sutermeister, 121. 13 Das ist ein Schelm, der's besser macht, als er kann. 14 Dat schad't den Schelm nix, segt de Schrîwer, wenn de Bûr Släg krigt. (Mecklenburg.) 15 Dat schoad't 'n Schelm nischt, sägt de Schrîwer, wenn de Bû'r Schlä' kreit. – Schlingmann, 1263. 16 Dem Schelm gehört kein Helm. 17 Dem Schelm ist's alleweil zu licht auf der Welt. 18 Dem Schelm will kein Baum gefallen, denn er kann gehängt werden an allen. 19 Den Schelm is nich to trûgen, säd' de Jung to sînen Vatter, hett den Stock hinner'n Rüggen. (S. Sache 20 u. 21.) (Mecklenburg.) – Hoefer, 514. 20 Den Schelm kennt man an der Beichte. 21 Der Schelm auf einem Ross, die Hur' in einem Schloss und die Laus im Grind sind drei stolze Hofgesind. 22 Der Schelm hat's Schelten auf der Strasse verloren. – Simrock, 8933; Körte, 5281. 23 Der Schelm sitzt überall im Vortheil. 24 Des Schelmen Freud' kehrt sich leicht in Traurigkeit. 25 Die Schelme, die der Krieg gemacht, hat stets der Krieg an den Galgen gebracht. 26 Ein doppelter Schelm, so verthut, was er gewinnt. – Eiselein, 547. 27 Ein fauler Schelm und ein warmes Bad scheiden ungern voneinander. 28 Ein Schelm auf dem Lande ist besser als ein ehrlicher Mann auf dem Wasser. 29 Ein Schelm betrügt (überlistet) den andern. It.: L'uno diavolo paga l'altro. 30 Ein Schelm bleibt ein Schelm. Dän.: Sidder skalken eller staaer, han er i dog som i gaar. (Prov. dan., 201.) 31 Ein schelm darff seiner schelmerey nicht allzeit gebrauchen. – Petri, II, 223; Lehmann, II, 130, 185. 32 Ein Schelm, der alle Künste lehrt. 33 Ein Schelm, der dem andern was vergibt vnd jhn nicht lasst aussauffen. – Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 181. 34 Ein Schelm, der mehr thut als er kann. 35 Ein Schelm, der sein Wort nicht hält. – Graf, 230, 70. 36 Ein Schelm, der vom andern weicht, alleweil (so lange) Mon vnd Sonn leucht. – Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 181. Ansicht der Saufbrüder und der Gesellen in Trinkgelagen. 37 Ein Schelm, ders besser macht als er kann. – Lehmann, II, 573, 25; Eiselein, 547; Simrock, 8926. Im Harz: Ae Schelm mach's besser, wie er kann. (Lohrengel, I, 17.) „Bekam sie (die Mutter) die Nachricht,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:39:19Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:39:19Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/71
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [65]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/71>, abgerufen am 28.03.2024.