Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] sie scherzend fragt: Haschst koa Salerle (hast du kein Seil)? erzählt Ida von Düringsfeld (Aus Meran): "Schönna", heisst es dort, "besass bis 1813 den Blutbann und infolge dessen einen Galgen, der an der Burgmauer stand. Es blieb derselbe aber ein jungfräulicher, da sich niemand zum Hängen fand. Da hingen Leute von Roffian, welche mit Schennaern in einem Streit lebten, einst bei Nacht einen Bock an den schennaer Galgen; und seitdem werden die Schennaer Bockhänger genannt, und gelegentlich gefragt, ob sie kein Seil bei sich haben."


Schennen.

Dei sik schennet1, dei sik kennet (Westf.)

1) Schennen = schelten, englisch to shend = schänden, verderben, beschimpfen, schelten; sik schennen = sich zanken. Sinn: Was sich liebt, das neckt sich.


Schepfel.

* Gleichen Schepfel gehen lassen. - Schottel, 1115b.


Scheppen.

Nümms kann sick sülfst schippen (schüppen). - Hauskalender, I.


Scheps.

1 Scheps sitzt in der Stirn und erregt das Gehirn. (Schles.)

Scheps (auch Schöps) ist das früher so berühmte schlesische, auch ins Ausland versandte breslauer Bier, dessen Kraft durch folgenden lateinischen Knittelvers gerühmt wurde: "Scheps caput adscendit, nu scalis indiget allis, sessitat in stirnis, mirabilis intus in hirnis." Ich weiss nicht, ob die gegenwärtigen Sprichwörter hieraus entstanden sind oder ob sie dem Verse zur Grundlage gedient haben.

2 Scheps steigt ins Gesicht und braucht keine Leiter nicht. (Schles.)

3 Wem man Scheps schenkt ein, sehnt sich nach keinem Wein.

Die Schlesier sangen von den Schepstrinkern: Sie brauchen keinen welschen Wein, nichts von Bacharach am Rhein, ihren Hals zu netzen; auch nichts vom kretenser Saft, Scheps kann schon mit seiner Kraft sie genug ergötzen.


Scher (s. Schärmaus).

Wenn ein Scher1 stosst, so stirbt jemand im Hause. - Kirchhofer, 290.

1) Der Maulwurf, in Baiern die Schermaus, der Scherer, in Oesterreich Schär, Schäre. (Tobler, 385.)


Scherbe.

1 Ain scherb gehöret zu der glut. - Hätzlerin, II, 67, 403.

2 An den scherben sicht man, was ein hafen gewesen. - Gruter, III, 5; Eyering, I, 89 u. 273; Lehmann, II, 35, 45; Eiselein, 600; Grubb, 5; Frommann, VI, 416, 21.

Aus den Handlungen, den Werken erkennt man Gesinnung, Charakter, Bildung, Talent. In Schwaben: An de Scherbe kennt ma da Hafe. (Nefflen, 451; Michel, 254.)

Holl.: Men ziet aan de scherven wel, hoedanig de pot was. (Harrebomee, II, 246b.)

3 Aus den Scherben erkennt man den Topf und aus dem Weisch (den Stoppeln) das Getreide. - Simrock, 8968; Körte, 5301; Braun, I, 3842.

Frz.: On voit par les tetes de quoi le pot etait compose.

Lat.: Cernitur amicus amore, more, ore, re. (Chaos, 45.) - Ex fimbria de texto judico. - Pulchrorum etiam autumnus pulcher. (Seybold, 464.) - Roma olim fuerit quanta ruina docet. (Philippi, II, 114.) - Spicam e culmo conjicere. (Sutor, 208; Seybold, 580.)

4 Die Scherben zeigen's an, dass der Hafen zerbrochen ist. - Eiselein, 269.

5 Es gibt nirgends mehr Scherben als beim Krüger. - Parömiakon, 685.

Der Sinn liegt in einem auf Kosten der Orthographie gemachten Wortspiels, indem statt Kriegen, aus denen sehr viele als Krüppel hervorgehen, Krüge gesetzt worden ist, die, zerschlagen, Scherben geben. Es könnten aber auch unter Krügen die Wirthshäuser gemeint sein, wo es auch nicht an Scherben fehlt.

6 Man sihet an scherben wohl, was für ein topff gewesen. - Gruter, I, 58; Sailer, 184; Simrock, 10416; Grubb, 501.

Lat.: Cur male non sinis, homo, cum non sis, nisi cinis. (Sutor, 96.) - E culmo perspicitur spica demessa. (Binder II, 897; Eiselein, 13.)

7 Me g'seht dem Schirbi no jitz a, was mit dem Kacheli g'sih ist. (Bern.) - Schweiz, II, 298, 1.

8 On Scherb'nn siht mer sehr, wei der Hof'n woar. (Nürnberg.) - Frommann, VI, 416, 21.

9 Scherben findet man an allen Orten.

Lat.: Ollae contritae satis inveniuntur ubique. (Sutor, 912.)

[Spaltenumbruch] 10 Scherben klingen nicht.

11 Scherben lassen sich bös flicken vnd kitten. - Mathesy, 138a.

12 Was einmal zu Scherben geworden ist, das wird nie wieder zum Topf.

13 Wo man auch mag Scherben lesen, sie riechen nach dem, was im Topf gewesen.

Poln.: Czem skorupa nawre, tem zawsze traci. (Lompa, 8.)

*14 An alte Scherben sein. (Oberösterreich.)

So werden wol alle gebrechliche Leute in Oberösterreich genannt.

*15 Aus den Scherben sehen wie der Hafen (die Schüssel) war.

Lat.: E stipula cognoscere. (Binder I, 480; II, 911; Erasm., 156; Seybold, 165.) - Nec veteris formae gratia tota perit. (Cornelius.) (Binder I, 1080; II, 2025.) - Pulchrorum etiam autumnus pulcher. (Binder I, 1414; II, 2688; Weber, 2, 62.) - Spicam e culmo conjicere. (Manutius.) (Binder I, 1680; II, 3194.)

*16 Er hat Scherben zusammengeflickt. - Lehmann, 776, 2.

Nutzlose Arbeit.

*17 Hätte ich nicht den Scherben weggenommen, hättest du die Perle nicht bekommen. - Ehrmann, 127.

Ein rabbinischer Spruch, um zu sagen: Hätte ich dir nicht einen Wink gegeben, du hättest den Vortheil nicht erreicht u. s. w.

*18 Mit Scherben spielen.

*19 Scherben flicken.

Lat.: Ovum adglutinas. (Erasm., 395; Philippi, II, 79.)

*20 Sein zween Scherben darbey legen.

"Nachdem aber zu der Zeit nichts gelten musste, wo nicht der Römische Papst seine zween Scherben darbey legte, so u. s. w." (Mathesius, Sarepta, 128.)

*21 Sie macht Scherben.

Zerbricht Geschirr.

Holl.: Zij maakt scherven. (Harrebomee, II, 246b.)

*22 Von den Scherben auf den Topf schliessen.


Scherbenhaufen.

Je grösser der Scherbenhaufen, je grösser das Glück.

Eine Bemerkung von E. W. Martius, des Vaters des berühmten Reisenden und Botanikers K. Fr. Phil. von Martius, scheint das Sprichwort zu bestätigen. Er sagt nämlich gelegentlich in seinen Erinnerungen aus meinem neunzigjährigen Leben (Leipzig 1847, S. 21) er habe mehr als ein Service theilweise zerbrochen und sei doch neunzig Jahre alt geworden.


Scherbet.

Es ist nicht alles Scherbet, was vom Fasse gezapft wird.


Scherbezeug.

* Er het um Scherbezüg g'handlet. - Sutermeister, 101.

Er bringt ein Mädchen, das nicht mehr Jungfrau ist, an den Mann.


Schere.

1 Die Schere ist kein Spielzeug für Kinder.

Dän.: Sax giör barnet blindt og kniv een-öyet. (Prov. dan., 492.)

2 Die Schere macht das Licht hell.

3 Es gibt keine schärfere Scher', als wenn der Bettler wird zum Herr. - Schulfreund, 85, 26.

4 Es ist um der Schere willen, dass es der Schneider nicht merkt. (Schweiz.)

Erwiderung, wenn jemand etwas auf verblümte Art sagt, das andere nicht wissen sollen.

5 Es muss eine kluge Schere sein, welche den Scherer schert.

6 Stumpfe Schere macht schlechten Schnitt.

7 Stumpfe Schere macht übellaunigen Schneider.

Dän.: En döv sax giör en skiev mundet skraeder.

8 Wo die Schere den Faden zerschneidet, beginnt auch ein neuer Anfang.

*9 Den will ich in die Schere nehmen. - Klix, 80.

*10 Die grosse Schere führen.

Zu viel schneiden, zu weit greifen. (S. Wasser 127.)

*11 Er hot a weggelegt Scher ün (Bügel-)Eisen. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Er hat das frühere Geschäft aufgegeben, sich zur Ruhe gesetzt. Von Schneidern entlehnt, die, wenn sie sich Vermögen erworben haben, Schere und Bügeleisen beiseite bringen.

*12 Er muess ga d' Schera hüeta. (St.-Gallen.) - Sutermeister, 107.

[Spaltenumbruch] sie scherzend fragt: Haschst koa Salerle (hast du kein Seil)? erzählt Ida von Düringsfeld (Aus Meran): „Schönna“, heisst es dort, „besass bis 1813 den Blutbann und infolge dessen einen Galgen, der an der Burgmauer stand. Es blieb derselbe aber ein jungfräulicher, da sich niemand zum Hängen fand. Da hingen Leute von Roffian, welche mit Schennaern in einem Streit lebten, einst bei Nacht einen Bock an den schennaer Galgen; und seitdem werden die Schennaer Bockhänger genannt, und gelegentlich gefragt, ob sie kein Seil bei sich haben.“


Schennen.

Dei sik schennet1, dei sik kennet (Westf.)

1) Schennen = schelten, englisch to shend = schänden, verderben, beschimpfen, schelten; sik schennen = sich zanken. Sinn: Was sich liebt, das neckt sich.


Schepfel.

* Gleichen Schepfel gehen lassen.Schottel, 1115b.


Scheppen.

Nümms kann sick sülfst schippen (schüppen).Hauskalender, I.


Scheps.

1 Scheps sitzt in der Stirn und erregt das Gehirn. (Schles.)

Scheps (auch Schöps) ist das früher so berühmte schlesische, auch ins Ausland versandte breslauer Bier, dessen Kraft durch folgenden lateinischen Knittelvers gerühmt wurde: „Scheps caput adscendit, nu scalis indiget allis, sessitat in stirnis, mirabilis intus in hirnis.“ Ich weiss nicht, ob die gegenwärtigen Sprichwörter hieraus entstanden sind oder ob sie dem Verse zur Grundlage gedient haben.

2 Scheps steigt ins Gesicht und braucht keine Leiter nicht. (Schles.)

3 Wem man Scheps schenkt ein, sehnt sich nach keinem Wein.

Die Schlesier sangen von den Schepstrinkern: Sie brauchen keinen welschen Wein, nichts von Bacharach am Rhein, ihren Hals zu netzen; auch nichts vom kretenser Saft, Scheps kann schon mit seiner Kraft sie genug ergötzen.


Scher (s. Schärmaus).

Wenn ein Schêr1 stosst, so stirbt jemand im Hause.Kirchhofer, 290.

1) Der Maulwurf, in Baiern die Schermaus, der Scherer, in Oesterreich Schär, Schäre. (Tobler, 385.)


Scherbe.

1 Ain scherb gehöret zu der glut.Hätzlerin, II, 67, 403.

2 An den scherben sicht man, was ein hafen gewesen.Gruter, III, 5; Eyering, I, 89 u. 273; Lehmann, II, 35, 45; Eiselein, 600; Grubb, 5; Frommann, VI, 416, 21.

Aus den Handlungen, den Werken erkennt man Gesinnung, Charakter, Bildung, Talent. In Schwaben: An de Scherbe kennt ma da Hafe. (Nefflen, 451; Michel, 254.)

Holl.: Men ziet aan de scherven wel, hoedanig de pot was. (Harrebomée, II, 246b.)

3 Aus den Scherben erkennt man den Topf und aus dem Weisch (den Stoppeln) das Getreide.Simrock, 8968; Körte, 5301; Braun, I, 3842.

Frz.: On voit par les têtes de quoi le pot était composé.

Lat.: Cernitur amicus amore, more, ore, re. (Chaos, 45.) – Ex fimbria de texto judico. – Pulchrorum etiam autumnus pulcher. (Seybold, 464.) – Roma olim fuerit quanta ruina docet. (Philippi, II, 114.) – Spicam e culmo conjicere. (Sutor, 208; Seybold, 580.)

4 Die Scherben zeigen's an, dass der Hafen zerbrochen ist.Eiselein, 269.

5 Es gibt nirgends mehr Scherben als beim Krüger.Parömiakon, 685.

Der Sinn liegt in einem auf Kosten der Orthographie gemachten Wortspiels, indem statt Kriegen, aus denen sehr viele als Krüppel hervorgehen, Krüge gesetzt worden ist, die, zerschlagen, Scherben geben. Es könnten aber auch unter Krügen die Wirthshäuser gemeint sein, wo es auch nicht an Scherben fehlt.

6 Man sihet an scherben wohl, was für ein topff gewesen.Gruter, I, 58; Sailer, 184; Simrock, 10416; Grubb, 501.

Lat.: Cur male non sinis, homo, cum non sis, nisi cinis. (Sutor, 96.) – E culmo perspicitur spica demessa. (Binder II, 897; Eiselein, 13.)

7 Me g'seht dem Schirbi no jitz a, was mit dem Kacheli g'sih ist. (Bern.) – Schweiz, II, 298, 1.

8 On Scherb'nn siht mer sehr, wêi der Hôf'n woar. (Nürnberg.) – Frommann, VI, 416, 21.

9 Scherben findet man an allen Orten.

Lat.: Ollae contritae satis inveniuntur ubique. (Sutor, 912.)

[Spaltenumbruch] 10 Scherben klingen nicht.

11 Scherben lassen sich bös flicken vnd kitten.Mathesy, 138a.

12 Was einmal zu Scherben geworden ist, das wird nie wieder zum Topf.

13 Wo man auch mag Scherben lesen, sie riechen nach dem, was im Topf gewesen.

Poln.: Czem skorupa nawre, tém zawsze trąci. (Lompa, 8.)

*14 An alte Scherben sein. (Oberösterreich.)

So werden wol alle gebrechliche Leute in Oberösterreich genannt.

*15 Aus den Scherben sehen wie der Hafen (die Schüssel) war.

Lat.: E stipula cognoscere. (Binder I, 480; II, 911; Erasm., 156; Seybold, 165.) – Nec veteris formae gratia tota perit. (Cornelius.) (Binder I, 1080; II, 2025.) – Pulchrorum etiam autumnus pulcher. (Binder I, 1414; II, 2688; Weber, 2, 62.) – Spicam e culmo conjicere. (Manutius.) (Binder I, 1680; II, 3194.)

*16 Er hat Scherben zusammengeflickt.Lehmann, 776, 2.

Nutzlose Arbeit.

*17 Hätte ich nicht den Scherben weggenommen, hättest du die Perle nicht bekommen.Ehrmann, 127.

Ein rabbinischer Spruch, um zu sagen: Hätte ich dir nicht einen Wink gegeben, du hättest den Vortheil nicht erreicht u. s. w.

*18 Mit Scherben spielen.

*19 Scherben flicken.

Lat.: Ovum adglutinas. (Erasm., 395; Philippi, II, 79.)

*20 Sein zween Scherben darbey legen.

„Nachdem aber zu der Zeit nichts gelten musste, wo nicht der Römische Papst seine zween Scherben darbey legte, so u. s. w.“ (Mathesius, Sarepta, 128.)

*21 Sie macht Scherben.

Zerbricht Geschirr.

Holl.: Zij maakt scherven. (Harrebomée, II, 246b.)

*22 Von den Scherben auf den Topf schliessen.


Scherbenhaufen.

Je grösser der Scherbenhaufen, je grösser das Glück.

Eine Bemerkung von E. W. Martius, des Vaters des berühmten Reisenden und Botanikers K. Fr. Phil. von Martius, scheint das Sprichwort zu bestätigen. Er sagt nämlich gelegentlich in seinen Erinnerungen aus meinem neunzigjährigen Leben (Leipzig 1847, S. 21) er habe mehr als ein Service theilweise zerbrochen und sei doch neunzig Jahre alt geworden.


Scherbet.

Es ist nicht alles Scherbet, was vom Fasse gezapft wird.


Scherbezeug.

* Er het um Scherbezüg g'handlet.Sutermeister, 101.

Er bringt ein Mädchen, das nicht mehr Jungfrau ist, an den Mann.


Schere.

1 Die Schere ist kein Spielzeug für Kinder.

Dän.: Sax giør barnet blindt og kniv een-øyet. (Prov. dan., 492.)

2 Die Schere macht das Licht hell.

3 Es gibt keine schärfere Scher', als wenn der Bettler wird zum Herr.Schulfreund, 85, 26.

4 Es ist um der Schere willen, dass es der Schneider nicht merkt. (Schweiz.)

Erwiderung, wenn jemand etwas auf verblümte Art sagt, das andere nicht wissen sollen.

5 Es muss eine kluge Schere sein, welche den Scherer schert.

6 Stumpfe Schere macht schlechten Schnitt.

7 Stumpfe Schere macht übellaunigen Schneider.

Dän.: En døv sax giør en skiev mundet skræder.

8 Wo die Schere den Faden zerschneidet, beginnt auch ein neuer Anfang.

*9 Den will ich in die Schere nehmen.Klix, 80.

*10 Die grosse Schere führen.

Zu viel schneiden, zu weit greifen. (S. Wasser 127.)

*11 Er hot a weggelegt Scher ün (Bügel-)Eisen. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Er hat das frühere Geschäft aufgegeben, sich zur Ruhe gesetzt. Von Schneidern entlehnt, die, wenn sie sich Vermögen erworben haben, Schere und Bügeleisen beiseite bringen.

*12 Er muess ga d' Schêra hüeta. (St.-Gallen.) – Sutermeister, 107.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"><pb facs="#f0079" n="[73]"/><cb n="145"/>
sie scherzend fragt: Haschst koa Salerle (hast du kein Seil)? erzählt <hi rendition="#i">Ida von Düringsfeld</hi> (Aus Meran): &#x201E;Schönna&#x201C;, heisst es dort, &#x201E;besass bis 1813 den Blutbann und infolge dessen einen Galgen, der an der Burgmauer stand. Es blieb derselbe aber ein jungfräulicher, da sich niemand zum Hängen fand. Da hingen Leute von Roffian, welche mit Schennaern in einem Streit lebten, einst bei Nacht einen Bock an den schennaer Galgen; und seitdem werden die Schennaer Bockhänger genannt, und gelegentlich gefragt, ob sie kein Seil bei sich haben.&#x201C;</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schennen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Dei sik schennet<hi rendition="#sup">1</hi>, dei sik kennet</hi> (<hi rendition="#i">Westf.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Schennen = schelten, englisch to shend = schänden, verderben, beschimpfen, schelten; sik schennen = sich zanken. Sinn: Was sich liebt, das neckt sich.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schepfel.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Gleichen Schepfel gehen lassen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schottel, 1115<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Scheppen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Nümms kann sick sülfst schippen (schüppen).</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Hauskalender, I.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Scheps.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Scheps sitzt in der Stirn und erregt das Gehirn.</hi> (<hi rendition="#i">Schles.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Scheps (auch Schöps) ist das früher so berühmte schlesische, auch ins Ausland versandte breslauer Bier, dessen Kraft durch folgenden lateinischen Knittelvers gerühmt wurde: &#x201E;Scheps caput adscendit, nu scalis indiget allis, sessitat in stirnis, mirabilis intus in hirnis.&#x201C; Ich weiss nicht, ob die gegenwärtigen Sprichwörter hieraus entstanden sind oder ob sie dem Verse zur Grundlage gedient haben.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Scheps steigt ins Gesicht und braucht keine Leiter nicht.</hi> (<hi rendition="#i">Schles.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Wem man Scheps schenkt ein, sehnt sich nach keinem Wein.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Schlesier sangen von den Schepstrinkern: Sie brauchen keinen welschen Wein, nichts von Bacharach am Rhein, ihren Hals zu netzen; auch nichts vom kretenser Saft, Scheps kann schon mit seiner Kraft sie genug ergötzen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head><hi rendition="#b">Scher</hi> (s.  Schärmaus).</head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Wenn ein Schêr<hi rendition="#sup">1</hi> stosst, so stirbt jemand im Hause.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Kirchhofer, 290.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Der Maulwurf, in Baiern die Schermaus, der Scherer, in Oesterreich Schär, Schäre. (<hi rendition="#i">Tobler, 385.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Scherbe.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Ain scherb gehöret zu der glut.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Hätzlerin, II, 67, 403.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 An den scherben sicht man, was ein hafen gewesen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gruter, III, 5; Eyering, I, 89 u. 273; Lehmann, II, 35, 45; Eiselein, 600; Grubb, 5; Frommann, VI, 416, 21.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Aus den Handlungen, den Werken erkennt man Gesinnung, Charakter, Bildung, Talent. In Schwaben: An de Scherbe kennt ma da Hafe. (<hi rendition="#i">Nefflen, 451; Michel, 254.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Men ziet aan de scherven wel, hoedanig de pot was. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 246<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Aus den Scherben erkennt man den Topf und aus dem Weisch (den Stoppeln) das Getreide.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 8968; Körte, 5301; Braun, I, 3842.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: On voit par les têtes de quoi le pot était composé.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Cernitur amicus amore, more, ore, re. (<hi rendition="#i">Chaos, 45.</hi>) &#x2013; Ex fimbria de texto judico. &#x2013; Pulchrorum etiam autumnus pulcher. (<hi rendition="#i">Seybold, 464.</hi>) &#x2013; Roma olim fuerit quanta ruina docet. (<hi rendition="#i">Philippi, II, 114.</hi>) &#x2013; Spicam e culmo conjicere. (<hi rendition="#i">Sutor, 208; Seybold, 580.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Die Scherben zeigen's an, dass der Hafen zerbrochen ist.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 269.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Es gibt nirgends mehr Scherben als beim Krüger.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 685.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Der Sinn liegt in einem auf Kosten der Orthographie gemachten Wortspiels, indem statt Kriegen, aus denen sehr viele als Krüppel hervorgehen, Krüge gesetzt worden ist, die, zerschlagen, Scherben geben. Es könnten aber auch unter Krügen die Wirthshäuser gemeint sein, wo es auch nicht an Scherben fehlt.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Man sihet an scherben wohl, was für ein topff gewesen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gruter, I, 58; Sailer, 184; Simrock, 10416; Grubb, 501.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Cur male non sinis, homo, cum non sis, nisi cinis. (<hi rendition="#i">Sutor, 96.</hi>) &#x2013; E culmo perspicitur spica demessa. (<hi rendition="#i">Binder II, 897; Eiselein, 13.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Me g'seht dem Schirbi no jitz a, was mit dem Kacheli g'sih ist.</hi> (<hi rendition="#i">Bern.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schweiz, II, 298, 1.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">8 On Scherb'nn siht mer sehr, wêi der Hôf'n woar.</hi> (<hi rendition="#i">Nürnberg.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, VI, 416, 21.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">9 Scherben findet man an allen Orten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Ollae contritae satis inveniuntur ubique. (<hi rendition="#i">Sutor, 912.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><cb n="146"/>
10 Scherben klingen nicht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">11 Scherben lassen sich bös flicken vnd kitten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Mathesy, 138<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">12 Was einmal zu Scherben geworden ist, das wird nie wieder zum Topf.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">13 Wo man auch mag Scherben lesen, sie riechen nach dem, was im Topf gewesen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Poln.</hi>: Czem skorupa nawre, tém zawsze tr&#x0105;ci. (<hi rendition="#i">Lompa, 8.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*14 An alte Scherben sein.</hi> (<hi rendition="#i">Oberösterreich.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">So werden wol alle gebrechliche Leute in Oberösterreich genannt.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*15 Aus den Scherben sehen wie der Hafen (die Schüssel) war.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: E stipula cognoscere. (<hi rendition="#i">Binder I, 480; II, 911; Erasm., 156; Seybold, 165.</hi>) &#x2013; Nec veteris formae gratia tota perit. (<hi rendition="#i">Cornelius.</hi>) (<hi rendition="#i">Binder I, 1080; II, 2025.</hi>) &#x2013; Pulchrorum etiam autumnus pulcher. (<hi rendition="#i">Binder I, 1414; II, 2688; Weber, 2, 62.</hi>) &#x2013; Spicam e culmo conjicere. (<hi rendition="#i">Manutius.</hi>) (<hi rendition="#i">Binder I, 1680; II, 3194.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*16 Er hat Scherben zusammengeflickt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 776, 2.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Nutzlose Arbeit.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*17 Hätte ich nicht den Scherben weggenommen, hättest du die Perle nicht bekommen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Ehrmann, 127.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ein rabbinischer Spruch, um zu sagen: Hätte ich dir nicht einen Wink gegeben, du hättest den Vortheil nicht erreicht u. s. w.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*18 Mit Scherben spielen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*19 Scherben flicken.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Ovum adglutinas. (<hi rendition="#i">Erasm., 395; Philippi, II, 79.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*20 Sein zween Scherben darbey legen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Nachdem aber zu der Zeit nichts gelten musste, wo nicht der Römische Papst seine zween Scherben darbey legte, so u. s. w.&#x201C; (<hi rendition="#i">Mathesius, Sarepta, 128.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*21 Sie macht Scherben.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Zerbricht Geschirr.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Zij maakt scherven. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 246<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*22 Von den Scherben auf den Topf schliessen.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Scherbenhaufen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Je grösser der Scherbenhaufen, je grösser das Glück.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Eine Bemerkung von <hi rendition="#i">E. W. Martius,</hi> des Vaters des berühmten Reisenden und Botanikers K. Fr. Phil. von Martius, scheint das Sprichwort zu bestätigen. Er sagt nämlich gelegentlich in seinen <hi rendition="#i">Erinnerungen aus meinem neunzigjährigen Leben (Leipzig 1847, S. 21</hi>) er habe mehr als ein Service theilweise zerbrochen und sei doch neunzig Jahre alt geworden.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Scherbet.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Es ist nicht alles Scherbet, was vom Fasse gezapft wird.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Scherbezeug.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er het um Scherbezüg g'handlet.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sutermeister, 101.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Er bringt ein Mädchen, das nicht mehr Jungfrau ist, an den Mann.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schere.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Die Schere ist kein Spielzeug für Kinder.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Sax giør barnet blindt og kniv een-øyet. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 492.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Die Schere macht das Licht hell.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Es gibt keine schärfere Scher', als wenn der Bettler wird zum Herr.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schulfreund, 85, 26.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Es ist um der Schere willen, dass es der Schneider nicht merkt.</hi> (<hi rendition="#i">Schweiz.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Erwiderung, wenn jemand etwas auf verblümte Art sagt, das andere nicht wissen sollen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Es muss eine kluge Schere sein, welche den Scherer schert.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Stumpfe Schere macht schlechten Schnitt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">7 Stumpfe Schere macht übellaunigen Schneider.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: En døv sax giør en skiev mundet skræder.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">8 Wo die Schere den Faden zerschneidet, beginnt auch ein neuer Anfang.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*9 Den will ich in die Schere nehmen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Klix, 80.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*10 Die grosse Schere führen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Zu viel schneiden, zu weit greifen. (S.  Wasser 127.)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*11 Er hot a weggelegt Scher ün (Bügel-)Eisen.</hi> (<hi rendition="#i">Jüd.-deutsch. Warschau.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Er hat das frühere Geschäft aufgegeben, sich zur Ruhe gesetzt. Von Schneidern entlehnt, die, wenn sie sich Vermögen erworben haben, Schere und Bügeleisen beiseite bringen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*12 Er muess ga d' Schêra hüeta.</hi> (<hi rendition="#i">St.-Gallen.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Sutermeister, 107.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[73]/0079] sie scherzend fragt: Haschst koa Salerle (hast du kein Seil)? erzählt Ida von Düringsfeld (Aus Meran): „Schönna“, heisst es dort, „besass bis 1813 den Blutbann und infolge dessen einen Galgen, der an der Burgmauer stand. Es blieb derselbe aber ein jungfräulicher, da sich niemand zum Hängen fand. Da hingen Leute von Roffian, welche mit Schennaern in einem Streit lebten, einst bei Nacht einen Bock an den schennaer Galgen; und seitdem werden die Schennaer Bockhänger genannt, und gelegentlich gefragt, ob sie kein Seil bei sich haben.“ Schennen. Dei sik schennet1, dei sik kennet (Westf.) 1) Schennen = schelten, englisch to shend = schänden, verderben, beschimpfen, schelten; sik schennen = sich zanken. Sinn: Was sich liebt, das neckt sich. Schepfel. * Gleichen Schepfel gehen lassen. – Schottel, 1115b. Scheppen. Nümms kann sick sülfst schippen (schüppen). – Hauskalender, I. Scheps. 1 Scheps sitzt in der Stirn und erregt das Gehirn. (Schles.) Scheps (auch Schöps) ist das früher so berühmte schlesische, auch ins Ausland versandte breslauer Bier, dessen Kraft durch folgenden lateinischen Knittelvers gerühmt wurde: „Scheps caput adscendit, nu scalis indiget allis, sessitat in stirnis, mirabilis intus in hirnis.“ Ich weiss nicht, ob die gegenwärtigen Sprichwörter hieraus entstanden sind oder ob sie dem Verse zur Grundlage gedient haben. 2 Scheps steigt ins Gesicht und braucht keine Leiter nicht. (Schles.) 3 Wem man Scheps schenkt ein, sehnt sich nach keinem Wein. Die Schlesier sangen von den Schepstrinkern: Sie brauchen keinen welschen Wein, nichts von Bacharach am Rhein, ihren Hals zu netzen; auch nichts vom kretenser Saft, Scheps kann schon mit seiner Kraft sie genug ergötzen. Scher (s. Schärmaus). Wenn ein Schêr1 stosst, so stirbt jemand im Hause. – Kirchhofer, 290. 1) Der Maulwurf, in Baiern die Schermaus, der Scherer, in Oesterreich Schär, Schäre. (Tobler, 385.) Scherbe. 1 Ain scherb gehöret zu der glut. – Hätzlerin, II, 67, 403. 2 An den scherben sicht man, was ein hafen gewesen. – Gruter, III, 5; Eyering, I, 89 u. 273; Lehmann, II, 35, 45; Eiselein, 600; Grubb, 5; Frommann, VI, 416, 21. Aus den Handlungen, den Werken erkennt man Gesinnung, Charakter, Bildung, Talent. In Schwaben: An de Scherbe kennt ma da Hafe. (Nefflen, 451; Michel, 254.) Holl.: Men ziet aan de scherven wel, hoedanig de pot was. (Harrebomée, II, 246b.) 3 Aus den Scherben erkennt man den Topf und aus dem Weisch (den Stoppeln) das Getreide. – Simrock, 8968; Körte, 5301; Braun, I, 3842. Frz.: On voit par les têtes de quoi le pot était composé. Lat.: Cernitur amicus amore, more, ore, re. (Chaos, 45.) – Ex fimbria de texto judico. – Pulchrorum etiam autumnus pulcher. (Seybold, 464.) – Roma olim fuerit quanta ruina docet. (Philippi, II, 114.) – Spicam e culmo conjicere. (Sutor, 208; Seybold, 580.) 4 Die Scherben zeigen's an, dass der Hafen zerbrochen ist. – Eiselein, 269. 5 Es gibt nirgends mehr Scherben als beim Krüger. – Parömiakon, 685. Der Sinn liegt in einem auf Kosten der Orthographie gemachten Wortspiels, indem statt Kriegen, aus denen sehr viele als Krüppel hervorgehen, Krüge gesetzt worden ist, die, zerschlagen, Scherben geben. Es könnten aber auch unter Krügen die Wirthshäuser gemeint sein, wo es auch nicht an Scherben fehlt. 6 Man sihet an scherben wohl, was für ein topff gewesen. – Gruter, I, 58; Sailer, 184; Simrock, 10416; Grubb, 501. Lat.: Cur male non sinis, homo, cum non sis, nisi cinis. (Sutor, 96.) – E culmo perspicitur spica demessa. (Binder II, 897; Eiselein, 13.) 7 Me g'seht dem Schirbi no jitz a, was mit dem Kacheli g'sih ist. (Bern.) – Schweiz, II, 298, 1. 8 On Scherb'nn siht mer sehr, wêi der Hôf'n woar. (Nürnberg.) – Frommann, VI, 416, 21. 9 Scherben findet man an allen Orten. Lat.: Ollae contritae satis inveniuntur ubique. (Sutor, 912.) 10 Scherben klingen nicht. 11 Scherben lassen sich bös flicken vnd kitten. – Mathesy, 138a. 12 Was einmal zu Scherben geworden ist, das wird nie wieder zum Topf. 13 Wo man auch mag Scherben lesen, sie riechen nach dem, was im Topf gewesen. Poln.: Czem skorupa nawre, tém zawsze trąci. (Lompa, 8.) *14 An alte Scherben sein. (Oberösterreich.) So werden wol alle gebrechliche Leute in Oberösterreich genannt. *15 Aus den Scherben sehen wie der Hafen (die Schüssel) war. Lat.: E stipula cognoscere. (Binder I, 480; II, 911; Erasm., 156; Seybold, 165.) – Nec veteris formae gratia tota perit. (Cornelius.) (Binder I, 1080; II, 2025.) – Pulchrorum etiam autumnus pulcher. (Binder I, 1414; II, 2688; Weber, 2, 62.) – Spicam e culmo conjicere. (Manutius.) (Binder I, 1680; II, 3194.) *16 Er hat Scherben zusammengeflickt. – Lehmann, 776, 2. Nutzlose Arbeit. *17 Hätte ich nicht den Scherben weggenommen, hättest du die Perle nicht bekommen. – Ehrmann, 127. Ein rabbinischer Spruch, um zu sagen: Hätte ich dir nicht einen Wink gegeben, du hättest den Vortheil nicht erreicht u. s. w. *18 Mit Scherben spielen. *19 Scherben flicken. Lat.: Ovum adglutinas. (Erasm., 395; Philippi, II, 79.) *20 Sein zween Scherben darbey legen. „Nachdem aber zu der Zeit nichts gelten musste, wo nicht der Römische Papst seine zween Scherben darbey legte, so u. s. w.“ (Mathesius, Sarepta, 128.) *21 Sie macht Scherben. Zerbricht Geschirr. Holl.: Zij maakt scherven. (Harrebomée, II, 246b.) *22 Von den Scherben auf den Topf schliessen. Scherbenhaufen. Je grösser der Scherbenhaufen, je grösser das Glück. Eine Bemerkung von E. W. Martius, des Vaters des berühmten Reisenden und Botanikers K. Fr. Phil. von Martius, scheint das Sprichwort zu bestätigen. Er sagt nämlich gelegentlich in seinen Erinnerungen aus meinem neunzigjährigen Leben (Leipzig 1847, S. 21) er habe mehr als ein Service theilweise zerbrochen und sei doch neunzig Jahre alt geworden. Scherbet. Es ist nicht alles Scherbet, was vom Fasse gezapft wird. Scherbezeug. * Er het um Scherbezüg g'handlet. – Sutermeister, 101. Er bringt ein Mädchen, das nicht mehr Jungfrau ist, an den Mann. Schere. 1 Die Schere ist kein Spielzeug für Kinder. Dän.: Sax giør barnet blindt og kniv een-øyet. (Prov. dan., 492.) 2 Die Schere macht das Licht hell. 3 Es gibt keine schärfere Scher', als wenn der Bettler wird zum Herr. – Schulfreund, 85, 26. 4 Es ist um der Schere willen, dass es der Schneider nicht merkt. (Schweiz.) Erwiderung, wenn jemand etwas auf verblümte Art sagt, das andere nicht wissen sollen. 5 Es muss eine kluge Schere sein, welche den Scherer schert. 6 Stumpfe Schere macht schlechten Schnitt. 7 Stumpfe Schere macht übellaunigen Schneider. Dän.: En døv sax giør en skiev mundet skræder. 8 Wo die Schere den Faden zerschneidet, beginnt auch ein neuer Anfang. *9 Den will ich in die Schere nehmen. – Klix, 80. *10 Die grosse Schere führen. Zu viel schneiden, zu weit greifen. (S. Wasser 127.) *11 Er hot a weggelegt Scher ün (Bügel-)Eisen. (Jüd.-deutsch. Warschau.) Er hat das frühere Geschäft aufgegeben, sich zur Ruhe gesetzt. Von Schneidern entlehnt, die, wenn sie sich Vermögen erworben haben, Schere und Bügeleisen beiseite bringen. *12 Er muess ga d' Schêra hüeta. (St.-Gallen.) – Sutermeister, 107.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:39:19Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:39:19Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/79
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [73]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/79>, abgerufen am 19.04.2024.