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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] 13 Ein guter Schiffer muss die Zeiten kennen.

Es ist das Eintreten von Ebbe und Flut gemeint.

Holl.: Een goed schipper moet zijn getij weten te kavelen. (Harrebomee, II, 252b.)

14 Ein guter Schiffer untersucht den Grund, ehe er den Anker fallen lässt.

Holl.: Die wist, of hij eenen vasten grond hat, eer hij zijn anker liet vallen, die was de slechtste schipper niet. (Harrebomee, II, 252b.)

15 Ein Schiffer darf keinen guten Wind versäumen.

Holl.: Een schipper mag geen wind verleggen (verzuimen). (Harrebomee, II, 252b.)

16 Ein Schiffer, der auf süssem Wasser geboren ist, wird sich schwerlich die Salzsuppe der See angewöhnen.

17 Ein Schiffer hat viel Gefahren zu bestehen.

Holl.: Een schipper lijdt veel aventuren. (Harrebomee, II, 252b.)

18 Ein Schiffer ist zu Haus, wenn er sich an Bord seines Schiffs befindet.

19 Ein Schiffer kann nicht fahren, wohin er will, sondern wohin der Wind ihn treibt.

20 Ein Schiffer ohne Geld ist ein Narr in der Welt.

Holl.: Een schipper zonder geld is eens bootsmans gek. (Harrebomee, II, 252b.)

21 Es fällt auch wol einmal ein guter Schiffer über Bord.

Aber er ertrinkt nicht leicht, wie ein böhmisches Sprichwort sagt. (Celakovsky, 215.)

Holl.: Een goed schipper valt wel eens over boord. (Harrebomee, II, 252b.)

22 Es ist nicht jeder ein guter Schiffer, der ein guter Fischer ist.

Die Russen: Es ist mancher ein guter Schiffer, der ein schlechter Barkenführer ist. (Altmann VI, 490.)

23 Es ist nicht jeder ein Schiffer, der an der Küste wohnt.

Dän.: Han er ikke skipper fordi han har seilet en söe. (Prov. dan., 508.)

24 Es sind nicht alles Schiffer(-knechte, Matrosen), es sind auch Steuerleute darunter.

Holl.: Het zijn al geene schippers, er loopen wel stuurlui onder. (Harrebomee, 252b.)

25 Je mehr Schiffer, desto leichter sinkt das Schiff.

26 Kein Schiffer darf gutem Wind vorliegen. - Graf, 276, 301.

Der Schiffer hat die Pflicht übernommen, Mann und Gut zu einer bestimmten Zeit zu befördern, er ist also für den Schaden haftbar, der aus dem Verzuge entsteht. Gutem Wind vorliegen oder die bedungene Fahrzeit verschieben ist ein mit grossem Nachtheil verbundenes Verschulden. In Hamburg: Neen schipher mag guden wint vorliggen. (Lappenberg, 178, 8.)

27 Mall Schipper, mal Törf. (Ostfries.) - Bueren, 861; Kern, 381; Hauskalender, III.

Zunächst von den Torfschiffern in dem Sinne: Wie der Mann, so die Waare.

28 Schiffer ruhen nicht, wenn sie unter Segel sind.

29 Schiffer und Kaufleute sind immer bedrängt.

Geschäftig, in Unruhe.

Holl.: Schippers en kooplui hebben het druk. (Harrebomee, II, 253a.)

30 Schippers God holt Ebb' un Flot. - Kern, 382.

31 Schöpper, pass up. (Ostfries.) - Bueren, 1013; Hauskalender, III.

Holl.: Schipper, houd aan! - Schipper, houd je roer regt! - Schipper, pas op, eer de boelijn over de ree raakt. (Harrebomee, II, 253a.)

32 Schöpper, Schöpper ohne Mast, hol (halt) de Katt beim Zagel fast. (Königsberg.)

33 Sta wiss, Schipper, säd Hinz, dor smet he em oewer 't Gangspill (oder: un smet em över Bord). - Hagen, 99, 29; Peik, 149; Schütze, IV, 53.

Schiffer stehe fest, sagte Hinz, und schmiss ihn über Bord. Oft ist es gerade der falsche Freund, der, indem er dir räth, dich warnt, dich in Acht zu nehmen bittet, vor andern dir den Dolch hinterrücks in den Leib stösst.

34 Viel Schiffer machen das Schiff sinken.

35 Was ohne des Schiffers Versäumniss geschieht, geht über Schiff und Gut. - Graf, 277, 305.

Auf Rügen: Wat ahne des Schippers Versäumenisse (von Water edder Winde) geschüth, geit over Schip vndt Guth. (Normann, 183, 13.)

36 Wenn der Schiffer eine Tanne sieht, denkt er an den Mastbaum.

Aehnlich russisch Altmann VI, 485.

[Spaltenumbruch] 37 Wenn der Schiffer "Land" ruft (sieht), kann man noch nicht aussteigen. - Altmann VI, 392.

38 Wenn der Schiffer von Hanf hört, denkt er an die Taue. - Altmann V, 91.

39 Wer den Schiffer zum Freunde hat, bekommt einen guten Platz am Bord.

Wer die Gunst der Obrigkeit, des Aufsehers hat, dem werden leicht Vortheile zugewiesen; er kann sich auch manches erlauben, was andern nicht gestattet ist. In Aegypten heisst es: Der Schiffskapitän ist dein Freund, wische deine Hand ans Segel.

40 Wie der alte Schiffer flucht, auf dieselbe Melodie flucht sein Sohn. - Parömiakon, 2027.

*41 Ein attischer Schiffer im Hafen.

Zuruf der alten Griechen an solche, die sich, wenn die Gefahr vorüber war, kühn und muthig zeigen wollten.

*42 Er ist Schiffer und Steuermann zugleich.

Ist auf kleinen Schiffen der Fall; um zu sagen, dass jemand das ganze Regiment in Händen hat.

Holl.: Hij is schipper en stuurman tevens. (Harrebomee, II, 253a.)

*43 Er kommt als Schiffer zu Fuss.

Von denen, die Amt, Erwerb eingebüsst haben; vo Schiffern entlehnt, die ihr Schiff verloren.

Holl.: Hij is schipper te land (te voet). (Harrebomee, II, 253a.)

*44 Wo der Schiffer ist, da möchte (sollte) ich Steuermann sein.

Holl.: Daar hij schipper is, zal ik stuurman zijn. (Harrebomee, II, 252.)


Schifferchen.

Wer söck als Schöpperke utgöfft, mot ok als Schöpperke fohre. (Königsberg.)


Schifflein.

1 Ein Schifflein, das immer auf dem Lande steht, hat wenig Nutzen. - Parömiakon, 578.

Von Müssiggängern und Eckenstehern.

2 Ein Schifflin, das in kleinen Wassern kan durchkommen, muss sich drumb nicht gleich ins wilde Meer wagen. - Petri, II, 224.

*3 Er hat sein Schifflein gut (wohl, übel) geführt.

Ist gut oder übel dabei gefahren, hat seine Sache wohl, übel gemacht oder angestellt.

*4 Er weiss sein Schifflein zu führen.

Frz.: Il conduit bien sa barque. (Lendroy, 482.)

*5 Sein Schifflein ist gestrandet.

Holl.: Zijn scheepje is gestrand. (Harrebomee, II, 252a.)

*6 Zu diesem Schifflein muss man Ruder gebrauchen, die der Besenbinder macht. - Parömiakon, 228.

Von Kindern, die nur durch die Ruthe gelenkt werden können.


Schiffmann.

O Bäcker Schiffmann, Bäcker Schiffmann, sagte der Schusterjunge, so'n gross Haus un sonne klenen Salzkuchen. (Stettin.)

Vor dem Hause des Bäckers Schiffmann, an der Ecke der Langenbrückestrasse, versammelte ein Schusterjunge durch den kläglichen Ruf: O Bäcker Schiffmann, o Bäcker Schiffmann, erst einen grossen Haufen Neugieriger um sich, bevor er auf vieles Fragen, was es mit dem Bäcker Schiffmann gebe, den Nachsatz hinzufügte. Der Vorgang fällt in die dreissiger Jahre.


Schiffsleute.

1 Die Schiffleut führen Diebe vnd fromme Leut in die Statt, der Hencker führt die Diebe wieder hinauss. - Petri, II, 142; Henisch, 693, 60.

"Als man im gemeinen sprichwort redt: Die schiffleut führn dieb in die städt, vnd manchen frommen mann zu hauss, der hencker führt sie wieder drauss." (Waldis, IV, 13, 10.)

2 Was bey den Schiffsleuten ist der gross und kleine Bär, soll bey den Christen seyn die heilig Bibellehr.

Lat.: Quod Tyriis Helice nautis, Cynosura Pelagis: hoc nobis verbi pagina sancta Dei. (Seybold, 514.)

3 Wenn der Schiffsleute zu viel werden, so sinkt das Schiff. - Burckhardt, 15.

Weil viel Köche den Brei und viel Köpfe die einheitliche Regierung verderben.

4 Wenn die Schiffleut vneins seyn, so kan das Schiff leicht zu grund gehen. - Lehmann, 813, 18.


Schiffsmann.

1 Das ist ein guter Schiffmann, der auch mit bösem Wind kan fahren. - Lehmann, 574, 88.

[Spaltenumbruch] 13 Ein guter Schiffer muss die Zeiten kennen.

Es ist das Eintreten von Ebbe und Flut gemeint.

Holl.: Een goed schipper moet zijn getij weten te kavelen. (Harrebomée, II, 252b.)

14 Ein guter Schiffer untersucht den Grund, ehe er den Anker fallen lässt.

Holl.: Die wist, of hij eenen vasten grond hat, eer hij zijn anker liet vallen, die was de slechtste schipper niet. (Harrebomée, II, 252b.)

15 Ein Schiffer darf keinen guten Wind versäumen.

Holl.: Een schipper mag geen wind verleggen (verzuimen). (Harrebomée, II, 252b.)

16 Ein Schiffer, der auf süssem Wasser geboren ist, wird sich schwerlich die Salzsuppe der See angewöhnen.

17 Ein Schiffer hat viel Gefahren zu bestehen.

Holl.: Een schipper lijdt veel aventuren. (Harrebomée, II, 252b.)

18 Ein Schiffer ist zu Haus, wenn er sich an Bord seines Schiffs befindet.

19 Ein Schiffer kann nicht fahren, wohin er will, sondern wohin der Wind ihn treibt.

20 Ein Schiffer ohne Geld ist ein Narr in der Welt.

Holl.: Een schipper zonder geld is eens bootsmans gek. (Harrebomée, II, 252b.)

21 Es fällt auch wol einmal ein guter Schiffer über Bord.

Aber er ertrinkt nicht leicht, wie ein böhmisches Sprichwort sagt. (Čelakovský, 215.)

Holl.: Een goed schipper valt wel eens over boord. (Harrebomée, II, 252b.)

22 Es ist nicht jeder ein guter Schiffer, der ein guter Fischer ist.

Die Russen: Es ist mancher ein guter Schiffer, der ein schlechter Barkenführer ist. (Altmann VI, 490.)

23 Es ist nicht jeder ein Schiffer, der an der Küste wohnt.

Dän.: Han er ikke skipper fordi han har seilet en søe. (Prov. dan., 508.)

24 Es sind nicht alles Schiffer(-knechte, Matrosen), es sind auch Steuerleute darunter.

Holl.: Het zijn al geene schippers, er loopen wel stuurlui onder. (Harrebomée, 252b.)

25 Je mehr Schiffer, desto leichter sinkt das Schiff.

26 Kein Schiffer darf gutem Wind vorliegen.Graf, 276, 301.

Der Schiffer hat die Pflicht übernommen, Mann und Gut zu einer bestimmten Zeit zu befördern, er ist also für den Schaden haftbar, der aus dem Verzuge entsteht. Gutem Wind vorliegen oder die bedungene Fahrzeit verschieben ist ein mit grossem Nachtheil verbundenes Verschulden. In Hamburg: Neen schipher mag guden wint vorliggen. (Lappenberg, 178, 8.)

27 Mall Schipper, mal Törf. (Ostfries.) – Bueren, 861; Kern, 381; Hauskalender, III.

Zunächst von den Torfschiffern in dem Sinne: Wie der Mann, so die Waare.

28 Schiffer ruhen nicht, wenn sie unter Segel sind.

29 Schiffer und Kaufleute sind immer bedrängt.

Geschäftig, in Unruhe.

Holl.: Schippers en kooplui hebben het druk. (Harrebomée, II, 253a.)

30 Schippers Gôd holt Ebb' un Flôt.Kern, 382.

31 Schöpper, pass up. (Ostfries.) – Bueren, 1013; Hauskalender, III.

Holl.: Schipper, houd aan! – Schipper, houd je roer regt! – Schipper, pas op, eer de boelijn over de ree raakt. (Harrebomée, II, 253a.)

32 Schöpper, Schöpper ohne Mast, hol (halt) de Katt bîm Zagel fast. (Königsberg.)

33 Stâ wiss, Schipper, säd Hinz, dor smêt he em oewer 't Gangspill (oder: un smêt em över Bôrd).Hagen, 99, 29; Peik, 149; Schütze, IV, 53.

Schiffer stehe fest, sagte Hinz, und schmiss ihn über Bord. Oft ist es gerade der falsche Freund, der, indem er dir räth, dich warnt, dich in Acht zu nehmen bittet, vor andern dir den Dolch hinterrücks in den Leib stösst.

34 Viel Schiffer machen das Schiff sinken.

35 Was ohne des Schiffers Versäumniss geschieht, geht über Schiff und Gut.Graf, 277, 305.

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36 Wenn der Schiffer eine Tanne sieht, denkt er an den Mastbaum.

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[Spaltenumbruch] 37 Wenn der Schiffer „Land“ ruft (sieht), kann man noch nicht aussteigen.Altmann VI, 392.

38 Wenn der Schiffer von Hanf hört, denkt er an die Taue.Altmann V, 91.

39 Wer den Schiffer zum Freunde hat, bekommt einen guten Platz am Bord.

Wer die Gunst der Obrigkeit, des Aufsehers hat, dem werden leicht Vortheile zugewiesen; er kann sich auch manches erlauben, was andern nicht gestattet ist. In Aegypten heisst es: Der Schiffskapitän ist dein Freund, wische deine Hand ans Segel.

40 Wie der alte Schiffer flucht, auf dieselbe Melodie flucht sein Sohn.Parömiakon, 2027.

*41 Ein attischer Schiffer im Hafen.

Zuruf der alten Griechen an solche, die sich, wenn die Gefahr vorüber war, kühn und muthig zeigen wollten.

*42 Er ist Schiffer und Steuermann zugleich.

Ist auf kleinen Schiffen der Fall; um zu sagen, dass jemand das ganze Regiment in Händen hat.

Holl.: Hij is schipper en stuurman tevens. (Harrebomée, II, 253a.)

*43 Er kommt als Schiffer zu Fuss.

Von denen, die Amt, Erwerb eingebüsst haben; vo Schiffern entlehnt, die ihr Schiff verloren.

Holl.: Hij is schipper te land (te voet). (Harrebomée, II, 253a.)

*44 Wo der Schiffer ist, da möchte (sollte) ich Steuermann sein.

Holl.: Daar hij schipper is, zal ik stuurman zijn. (Harrebomée, II, 252.)


Schifferchen.

Wer söck als Schöpperke utgöfft, mot ok als Schöpperke fohre. (Königsberg.)


Schifflein.

1 Ein Schifflein, das immer auf dem Lande steht, hat wenig Nutzen.Parömiakon, 578.

Von Müssiggängern und Eckenstehern.

2 Ein Schifflin, das in kleinen Wassern kan durchkommen, muss sich drumb nicht gleich ins wilde Meer wagen.Petri, II, 224.

*3 Er hat sein Schifflein gut (wohl, übel) geführt.

Ist gut oder übel dabei gefahren, hat seine Sache wohl, übel gemacht oder angestellt.

*4 Er weiss sein Schifflein zu führen.

Frz.: Il conduit bien sa barque. (Lendroy, 482.)

*5 Sein Schifflein ist gestrandet.

Holl.: Zijn scheepje is gestrand. (Harrebomée, II, 252a.)

*6 Zu diesem Schifflein muss man Ruder gebrauchen, die der Besenbinder macht.Parömiakon, 228.

Von Kindern, die nur durch die Ruthe gelenkt werden können.


Schiffmann.

O Bäcker Schiffmann, Bäcker Schiffmann, sagte der Schusterjunge, so'n gross Haus un sonne klênen Salzkuchen. (Stettin.)

Vor dem Hause des Bäckers Schiffmann, an der Ecke der Langenbrückestrasse, versammelte ein Schusterjunge durch den kläglichen Ruf: O Bäcker Schiffmann, o Bäcker Schiffmann, erst einen grossen Haufen Neugieriger um sich, bevor er auf vieles Fragen, was es mit dem Bäcker Schiffmann gebe, den Nachsatz hinzufügte. Der Vorgang fällt in die dreissiger Jahre.


Schiffsleute.

1 Die Schiffleut führen Diebe vnd fromme Leut in die Statt, der Hencker führt die Diebe wieder hinauss.Petri, II, 142; Henisch, 693, 60.

„Als man im gemeinen sprichwort redt: Die schiffleut führn dieb in die städt, vnd manchen frommen mann zu hauss, der hencker führt sie wieder drauss.“ (Waldis, IV, 13, 10.)

2 Was bey den Schiffsleuten ist der gross und kleine Bär, soll bey den Christen seyn die heilig Bibellehr.

Lat.: Quod Tyriis Helice nautis, Cynosura Pelagis: hoc nobis verbi pagina sancta Dei. (Seybold, 514.)

3 Wenn der Schiffsleute zu viel werden, so sinkt das Schiff.Burckhardt, 15.

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4 Wenn die Schiffleut vneins seyn, so kan das Schiff leicht zu grund gehen.Lehmann, 813, 18.


Schiffsmann.

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[[88]/0094] 13 Ein guter Schiffer muss die Zeiten kennen. Es ist das Eintreten von Ebbe und Flut gemeint. Holl.: Een goed schipper moet zijn getij weten te kavelen. (Harrebomée, II, 252b.) 14 Ein guter Schiffer untersucht den Grund, ehe er den Anker fallen lässt. Holl.: Die wist, of hij eenen vasten grond hat, eer hij zijn anker liet vallen, die was de slechtste schipper niet. (Harrebomée, II, 252b.) 15 Ein Schiffer darf keinen guten Wind versäumen. Holl.: Een schipper mag geen wind verleggen (verzuimen). (Harrebomée, II, 252b.) 16 Ein Schiffer, der auf süssem Wasser geboren ist, wird sich schwerlich die Salzsuppe der See angewöhnen. 17 Ein Schiffer hat viel Gefahren zu bestehen. Holl.: Een schipper lijdt veel aventuren. (Harrebomée, II, 252b.) 18 Ein Schiffer ist zu Haus, wenn er sich an Bord seines Schiffs befindet. 19 Ein Schiffer kann nicht fahren, wohin er will, sondern wohin der Wind ihn treibt. 20 Ein Schiffer ohne Geld ist ein Narr in der Welt. Holl.: Een schipper zonder geld is eens bootsmans gek. (Harrebomée, II, 252b.) 21 Es fällt auch wol einmal ein guter Schiffer über Bord. Aber er ertrinkt nicht leicht, wie ein böhmisches Sprichwort sagt. (Čelakovský, 215.) Holl.: Een goed schipper valt wel eens over boord. (Harrebomée, II, 252b.) 22 Es ist nicht jeder ein guter Schiffer, der ein guter Fischer ist. Die Russen: Es ist mancher ein guter Schiffer, der ein schlechter Barkenführer ist. (Altmann VI, 490.) 23 Es ist nicht jeder ein Schiffer, der an der Küste wohnt. Dän.: Han er ikke skipper fordi han har seilet en søe. (Prov. dan., 508.) 24 Es sind nicht alles Schiffer(-knechte, Matrosen), es sind auch Steuerleute darunter. Holl.: Het zijn al geene schippers, er loopen wel stuurlui onder. (Harrebomée, 252b.) 25 Je mehr Schiffer, desto leichter sinkt das Schiff. 26 Kein Schiffer darf gutem Wind vorliegen. – Graf, 276, 301. Der Schiffer hat die Pflicht übernommen, Mann und Gut zu einer bestimmten Zeit zu befördern, er ist also für den Schaden haftbar, der aus dem Verzuge entsteht. Gutem Wind vorliegen oder die bedungene Fahrzeit verschieben ist ein mit grossem Nachtheil verbundenes Verschulden. In Hamburg: Neen schipher mag guden wint vorliggen. (Lappenberg, 178, 8.) 27 Mall Schipper, mal Törf. (Ostfries.) – Bueren, 861; Kern, 381; Hauskalender, III. Zunächst von den Torfschiffern in dem Sinne: Wie der Mann, so die Waare. 28 Schiffer ruhen nicht, wenn sie unter Segel sind. 29 Schiffer und Kaufleute sind immer bedrängt. Geschäftig, in Unruhe. Holl.: Schippers en kooplui hebben het druk. (Harrebomée, II, 253a.) 30 Schippers Gôd holt Ebb' un Flôt. – Kern, 382. 31 Schöpper, pass up. (Ostfries.) – Bueren, 1013; Hauskalender, III. Holl.: Schipper, houd aan! – Schipper, houd je roer regt! – Schipper, pas op, eer de boelijn over de ree raakt. (Harrebomée, II, 253a.) 32 Schöpper, Schöpper ohne Mast, hol (halt) de Katt bîm Zagel fast. (Königsberg.) 33 Stâ wiss, Schipper, säd Hinz, dor smêt he em oewer 't Gangspill (oder: un smêt em över Bôrd). – Hagen, 99, 29; Peik, 149; Schütze, IV, 53. Schiffer stehe fest, sagte Hinz, und schmiss ihn über Bord. Oft ist es gerade der falsche Freund, der, indem er dir räth, dich warnt, dich in Acht zu nehmen bittet, vor andern dir den Dolch hinterrücks in den Leib stösst. 34 Viel Schiffer machen das Schiff sinken. 35 Was ohne des Schiffers Versäumniss geschieht, geht über Schiff und Gut. – Graf, 277, 305. Auf Rügen: Wat ahne des Schippers Versäumenisse (von Water edder Winde) geschüth, geit over Schip vndt Guth. (Normann, 183, 13.) 36 Wenn der Schiffer eine Tanne sieht, denkt er an den Mastbaum. Aehnlich russisch Altmann VI, 485. 37 Wenn der Schiffer „Land“ ruft (sieht), kann man noch nicht aussteigen. – Altmann VI, 392. 38 Wenn der Schiffer von Hanf hört, denkt er an die Taue. – Altmann V, 91. 39 Wer den Schiffer zum Freunde hat, bekommt einen guten Platz am Bord. Wer die Gunst der Obrigkeit, des Aufsehers hat, dem werden leicht Vortheile zugewiesen; er kann sich auch manches erlauben, was andern nicht gestattet ist. In Aegypten heisst es: Der Schiffskapitän ist dein Freund, wische deine Hand ans Segel. 40 Wie der alte Schiffer flucht, auf dieselbe Melodie flucht sein Sohn. – Parömiakon, 2027. *41 Ein attischer Schiffer im Hafen. Zuruf der alten Griechen an solche, die sich, wenn die Gefahr vorüber war, kühn und muthig zeigen wollten. *42 Er ist Schiffer und Steuermann zugleich. Ist auf kleinen Schiffen der Fall; um zu sagen, dass jemand das ganze Regiment in Händen hat. Holl.: Hij is schipper en stuurman tevens. (Harrebomée, II, 253a.) *43 Er kommt als Schiffer zu Fuss. Von denen, die Amt, Erwerb eingebüsst haben; vo Schiffern entlehnt, die ihr Schiff verloren. Holl.: Hij is schipper te land (te voet). (Harrebomée, II, 253a.) *44 Wo der Schiffer ist, da möchte (sollte) ich Steuermann sein. Holl.: Daar hij schipper is, zal ik stuurman zijn. (Harrebomée, II, 252.) Schifferchen. Wer söck als Schöpperke utgöfft, mot ok als Schöpperke fohre. (Königsberg.) Schifflein. 1 Ein Schifflein, das immer auf dem Lande steht, hat wenig Nutzen. – Parömiakon, 578. Von Müssiggängern und Eckenstehern. 2 Ein Schifflin, das in kleinen Wassern kan durchkommen, muss sich drumb nicht gleich ins wilde Meer wagen. – Petri, II, 224. *3 Er hat sein Schifflein gut (wohl, übel) geführt. Ist gut oder übel dabei gefahren, hat seine Sache wohl, übel gemacht oder angestellt. *4 Er weiss sein Schifflein zu führen. Frz.: Il conduit bien sa barque. (Lendroy, 482.) *5 Sein Schifflein ist gestrandet. Holl.: Zijn scheepje is gestrand. (Harrebomée, II, 252a.) *6 Zu diesem Schifflein muss man Ruder gebrauchen, die der Besenbinder macht. – Parömiakon, 228. Von Kindern, die nur durch die Ruthe gelenkt werden können. Schiffmann. O Bäcker Schiffmann, Bäcker Schiffmann, sagte der Schusterjunge, so'n gross Haus un sonne klênen Salzkuchen. (Stettin.) Vor dem Hause des Bäckers Schiffmann, an der Ecke der Langenbrückestrasse, versammelte ein Schusterjunge durch den kläglichen Ruf: O Bäcker Schiffmann, o Bäcker Schiffmann, erst einen grossen Haufen Neugieriger um sich, bevor er auf vieles Fragen, was es mit dem Bäcker Schiffmann gebe, den Nachsatz hinzufügte. Der Vorgang fällt in die dreissiger Jahre. Schiffsleute. 1 Die Schiffleut führen Diebe vnd fromme Leut in die Statt, der Hencker führt die Diebe wieder hinauss. – Petri, II, 142; Henisch, 693, 60. „Als man im gemeinen sprichwort redt: Die schiffleut führn dieb in die städt, vnd manchen frommen mann zu hauss, der hencker führt sie wieder drauss.“ (Waldis, IV, 13, 10.) 2 Was bey den Schiffsleuten ist der gross und kleine Bär, soll bey den Christen seyn die heilig Bibellehr. Lat.: Quod Tyriis Helice nautis, Cynosura Pelagis: hoc nobis verbi pagina sancta Dei. (Seybold, 514.) 3 Wenn der Schiffsleute zu viel werden, so sinkt das Schiff. – Burckhardt, 15. Weil viel Köche den Brei und viel Köpfe die einheitliche Regierung verderben. 4 Wenn die Schiffleut vneins seyn, so kan das Schiff leicht zu grund gehen. – Lehmann, 813, 18. Schiffsmann. 1 Das ist ein guter Schiffmann, der auch mit bösem Wind kan fahren. – Lehmann, 574, 88.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [88]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/94>, abgerufen am 29.03.2024.