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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.

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[Spaltenumbruch] 4 Wiederschlagen macht Hader. - Petri, II, 786.

Dän.: Hvo genslaaer ypper kiv (trette). (Prov. dan., 225.)

Lat.: Qui percussorem refert movet ille furorem. (Reuterdahl, 808.)

Schwed.: Hwa igeen sla han brygger kiwith. (Reuterdahl, 808.)


Wiedersehen.

1 Auf Wiedersehen, sagte der Pascher, als er ein Pack Spitzen ins Versteck warf.

Engl.: We part to meet again, as the Field-lane Jew said to the Bandana. (Hagen, VI, 105, 33.)

2 Ik sehe dei mein Lewen nich wer, sä(de) de Stüermannsfro, do snof1 se sick in 't Water un hör Mann gung up de Reise. (Ostfr.) - Bueren, 725; Frommann, VI, 285, 722; Hauskalender, III; Kern, 387.

1) Snof von snauwen = schnauben, schnäuzen.

3 Wiedersehen macht, dass man Scheidens nicht acht't. - Simrock, 11595; Körte, 6821.

*4 Auf nimmer Wiedersehen.

In Polen bedient man sich in dem Falle, um auszudrücken, dass man nicht gewillt sei, einen geborgten Gegenstand zurückzuerstatten, der Redensarten: Das siehst du, wie deine Ohren, nicht wieder. Auch: Trassire auf Berdytschew, einen Wechsel auf Berdytschew ziehen oder schreiben. Es ist dies eine bedeutende Handelsstadt im Gouvernement Kiew.

*5 Auf Wiedersehen?

Oft mit dem Zusatz: Und ist es nicht in dieser Welt, so ist's vielleicht in Bitterfeld. Unter den jungen Handlungsreisenden der Provinz Sachsen üblich beim Abschied von Bekannten, die ebenfalls weiter reisen. Bitterfeld, an der berliner und anhalter Eisenbahn gelegen, war noch vor einigen Jahren ein unbedeutender abgelegener Ort, und hatte diesem Umstand hauptsächlich jene spöttische Erwähnung zu danken.


Wiedertreffen.

Wie drapet us wedder, sä de Foss tun Wolf, un wenn nich eher, so doch bim Kürschner up de Stang. - Peik, 196, 119; Schlingmann, 1397.


Wiedervergelten.

Wiedervergelten ist auch nicht verboten. - Siebenkees, 116; Simrock, 11596.

Kränkungen zu erwidern, verträgt sich aber nicht mit sittlicher Handlungsweise.


Wiege.

1 Auf die Wiege folgt das Grab.

Böhm.: Co kolebka kolebala, to motyka zakopala. (Celakovsky, 307.)

2 Der eine sorgt für die Wiege, der andere für das Kind.

3 Die in der Wiege sterben, können später nicht verderben.

It.: Non mondo non e felice, se non chi muore in fascie. (Cahier, 2920.)

4 Es wird keinem bey der Wiegen gesungen, was jhm sein Lebelang vbergehen soll. - Petri, II, 305.

5 Et werd keinen bei der Wägen esungen, wo 't 'm nahär gan sal. - Schambach, II, 199.

6 In der Wiege liegt das Grab. - Sailer, 149.

7 Man muss nicht nur für die Wiege, sondern auch für die Windeln sorgen.

8 Mancher kann an der Wiege sehen, wie stark das Kind ist.

Schwed.: Mangen kan si pa vaggan, när barnet wil kräfja sig. (Grubb, 546.)

9 Mancher sorget für die Wiegen, ehe das Kind geboren wird. - Henisch, 1392, 15; Sailer, 124.

10 Von der Wiege bis zum Grabe ist ein kleiner Weg.

It.: Dalla culla alla tomba e un breve passo. (Pazzaglia, 376, 1.)

11 Was die Wiege geschaukelt, das wird der Spaten begraben.

Böhm.: Co kolebka vyhoupala, to motyka zakopala. (Celakovsky, 223.)

12 Was Einer in der Wiege lernt, das bleibt bis zum Grabe.

13 Was vorgeht zwischen Wieg und Tod, der Pfaff hat seine Hand im Sod. - Junker und Pfaffen, II, 190.

14 Wenn wir in der Wiege liegen, wiegt man uns; wenn wir im Sarge liegen, denkt niemand ans Schaukeln. - Altmann V, 125.

[Spaltenumbruch] 15 Wer in der Wiege stirbt, ist am glücklichsten. - Schlechta, 440.

Ich hörte jemand behaupten: der Mensch sei unter allen der glücklichste, welcher nie geboren worden sei.

16 Wer sich in der Wiege bekehrt, darf's nicht unterm Galgen.

17 Wie in der Wiege, so im Grabe.

In der Regel bleibt der Mensch, wie er geboren ist.

*18 An de Wieg sihn können, wenn et Kend Schlop het (oder: kakken well). (Meurs.) - Firmenich, I, 402, 112.

*19 Das ist ihm nicht bei der Wiege gesungen worden. - Lohrengel, II, 72; Tendlau, 629.

Dass er in solche traurige Verhältnisse kommen werde. In Krefeld: Dat es öm en de Weig neit für jesonge. (Röttscher, 132.) In Ostfriesland: Dat is hüm bi de Wege net vorsungen. (Kern, 1139.) Jüdisch-deutsch in Warschau: Ueber mir hot män auch Wechures gesüngen. Wechures ist ein Dankgebet, welches bei der Beschneidungsceremonie gesungen wird. Daher sagt einer, der in guten Verhältnissen geboren ist und später bittere Entbehrungen dulden muss: Es wurde mir anders an der Wiege gesungen.

*20 Dat is üm in de Wege nich vörsungen. - Frommann, II, 537, 154; Bueren, 218; Eichwald, 2030; Hauskalender, II; Tappius, 47a.

*21 Die marchtränker Wiege fehlt.

In Bezug auf zänkische Eheleute. (S. 36.)

*22 Dumm gewiegt und alwern gehutzelt. (Oberharz.)

Dumm gewiegt und albern aufgefüttert. Von Leuten, die von Kindheit an dumm sind.

*23 Einen aus der Wiege werfen.

"Auf einen halten vnd mercken, jhn anholn vnnd aus der Wiege werffen." (Mathesy, 187b.)

*24 Er ist aus der Wieg ins Grab gangen.

Holl.: Hij is uit de wieg in het graf gestapt. (Harrebomee, II, 457a.)

*25 Er ist dumm gewiegt worden. - Struve, I, 43.

*26 Er ist nicht mehr in der Wiege verstorben.

*27 Er wird eine leere Wiege ziehen.

Holl.: Hij zal eene ledige wieg wiegen. (Harrebomee, II, 457a.)

*28 Für die wiegen sorgen, eh' das kindt gemacht (oder geboren) ist. - Franck, II, 50a; Henisch, 794; Eiselein, 372.

Dän.: Ar kjöbe vuggen för barnet er föd. (Prov. dan., 567.)

Lat.: Ante lentem augere ollam. (Erasm., 305; Philippi, I, 34; Tappius, 47a.)

*29 He sorgt fär de Weg' eer he 't Kind het. (Stadland.)

Holl.: Hij zorgt voor de wieg, eer het kind geboren is. (Harrebomee, II, 457.)

*30 Hei kann et der Weige anseien, wann dat Kind kacken will. (Westf.)

*31 Hier ist die Wiege, wo ist das Kind?

Die Russen: Da ich für die Wiege gesorgt habe, so sorge du nun für das Kind. (Altmann V, 81.)

*32 Man wiege dich über sich oder unter sich, so wiegst du ein Schalk.

Lat.: Nec dependis, nec propendis, quin malus nequam que sis. (Plautus.) (Philippi, II, 8.)

*33 Meine Wiege stand am Webstuhl meines Vaters.

Ein Wort, das der Abgeordnete von Beckerath am 4. Juni 1847 in einer Sitzung der Curie der drei Stände des ersten vereinigten preussischen Landtags ausgesprochen hat. (Vgl. Der erste preussische Landtag, Berlin 1847, Abth. 2, Hft. 10b, S. 1387.)

*34 Mit dieser Wiege bin ich gewiegt. - Simrock, 11597.

In diesem Stück bereits ganz eigene Schicksale erlebt und lehrreiche Erfahrungen gemacht haben.

*35 Se könnt et an de Wege seen, wenn dat Kind pissen will un Aa doen. (Holst.) - Schütze, IV, 548; Körte, 2411.

Vom Ueberklugen.

*36 Sie gehören in die marchtrenker Wiege.

Marchtrenk ist ein Pfarrdorf bei Wels im Hausruckkreise in Oberösterreich. Als Merkwürdigkeit wird oder wurde dort eine Wiege gezeigt, auf deren einer Seite eine männliche Figur liegend und, wie ein kleines Kind eingefatscht, abgebildet ist, wobei der Vers zu lesen ist: "Wie geht's mir armen Mann, diesen Spott ich nicht genug bedauern kann, dass ich hier lieg' gewindelt ein, will doch dabei geduldig sein." Auf der andern Wand ist eine weibliche Figur, ebenfalls liegend, abgebildet. Zu ihren Füssen steht eine Kochpfanne, darunter der Vers: "Seht, ihr Weiber und kommt herbei, was dieses für ein Spott uns sei, dass

[Spaltenumbruch] 4 Wiederschlagen macht Hader.Petri, II, 786.

Dän.: Hvo genslaaer ypper kiv (trette). (Prov. dan., 225.)

Lat.: Qui percussorem refert movet ille furorem. (Reuterdahl, 808.)

Schwed.: Hwa igeen sla han brygger kiwith. (Reuterdahl, 808.)


Wiedersehen.

1 Auf Wiedersehen, sagte der Pascher, als er ein Pack Spitzen ins Versteck warf.

Engl.: We part to meet again, as the Field-lane Jew said to the Bandana. (Hagen, VI, 105, 33.)

2 Ik sehe dî mîn Lewen nich wêr, sä(de) de Stüermannsfrô, dô snôf1 se sick in 't Water un hör Mann gung up de Reise. (Ostfr.) – Bueren, 725; Frommann, VI, 285, 722; Hauskalender, III; Kern, 387.

1) Snof von snûwen = schnauben, schnäuzen.

3 Wiedersehen macht, dass man Scheidens nicht acht't.Simrock, 11595; Körte, 6821.

*4 Auf nimmer Wiedersehen.

In Polen bedient man sich in dem Falle, um auszudrücken, dass man nicht gewillt sei, einen geborgten Gegenstand zurückzuerstatten, der Redensarten: Das siehst du, wie deine Ohren, nicht wieder. Auch: Trassire auf Berdytschew, einen Wechsel auf Berdytschew ziehen oder schreiben. Es ist dies eine bedeutende Handelsstadt im Gouvernement Kiew.

*5 Auf Wiedersehen?

Oft mit dem Zusatz: Und ist es nicht in dieser Welt, so ist's vielleicht in Bitterfeld. Unter den jungen Handlungsreisenden der Provinz Sachsen üblich beim Abschied von Bekannten, die ebenfalls weiter reisen. Bitterfeld, an der berliner und anhalter Eisenbahn gelegen, war noch vor einigen Jahren ein unbedeutender abgelegener Ort, und hatte diesem Umstand hauptsächlich jene spöttische Erwähnung zu danken.


Wiedertreffen.

Wie drapet us wedder, sä de Foss tun Wolf, un wenn nich eher, so doch bim Kürschner up de Stang.Peik, 196, 119; Schlingmann, 1397.


Wiedervergelten.

Wiedervergelten ist auch nicht verboten.Siebenkees, 116; Simrock, 11596.

Kränkungen zu erwidern, verträgt sich aber nicht mit sittlicher Handlungsweise.


Wiege.

1 Auf die Wiege folgt das Grab.

Böhm.: Co kolébka kolébala, to motyka zakopala. (Čelakovsky, 307.)

2 Der eine sorgt für die Wiege, der andere für das Kind.

3 Die in der Wiege sterben, können später nicht verderben.

It.: Non mondo non è felice, se non chi muore in fascie. (Cahier, 2920.)

4 Es wird keinem bey der Wiegen gesungen, was jhm sein Lebelang vbergehen soll.Petri, II, 305.

5 Et werd keinen bî der Wägen esungen, wô 't 'm nâhär gân sal.Schambach, II, 199.

6 In der Wiege liegt das Grab.Sailer, 149.

7 Man muss nicht nur für die Wiege, sondern auch für die Windeln sorgen.

8 Mancher kann an der Wiege sehen, wie stark das Kind ist.

Schwed.: Mången kan si på vaggan, när barnet wil kräfja sig. (Grubb, 546.)

9 Mancher sorget für die Wiegen, ehe das Kind geboren wird.Henisch, 1392, 15; Sailer, 124.

10 Von der Wiege bis zum Grabe ist ein kleiner Weg.

It.: Dalla culla alla tomba è un breve passo. (Pazzaglia, 376, 1.)

11 Was die Wiege geschaukelt, das wird der Spaten begraben.

Böhm.: Co kolébka vyhoupala, to motyka zakopala. (Čelakovsky, 223.)

12 Was Einer in der Wiege lernt, das bleibt bis zum Grabe.

13 Was vorgeht zwischen Wieg und Tod, der Pfaff hat seine Hand im Sod.Junker und Pfaffen, II, 190.

14 Wenn wir in der Wiege liegen, wiegt man uns; wenn wir im Sarge liegen, denkt niemand ans Schaukeln.Altmann V, 125.

[Spaltenumbruch] 15 Wer in der Wiege stirbt, ist am glücklichsten.Schlechta, 440.

Ich hörte jemand behaupten: der Mensch sei unter allen der glücklichste, welcher nie geboren worden sei.

16 Wer sich in der Wiege bekehrt, darf's nicht unterm Galgen.

17 Wie in der Wiege, so im Grabe.

In der Regel bleibt der Mensch, wie er geboren ist.

*18 An de Wieg sihn können, wenn et Kend Schlôp het (oder: kakken well). (Meurs.) – Firmenich, I, 402, 112.

*19 Das ist ihm nicht bei der Wiege gesungen worden.Lohrengel, II, 72; Tendlau, 629.

Dass er in solche traurige Verhältnisse kommen werde. In Krefeld: Dat es öm en de Wéig néit für jesonge. (Röttscher, 132.) In Ostfriesland: Dat is hüm bi de Wege nêt vorsungen. (Kern, 1139.) Jüdisch-deutsch in Warschau: Ueber mir hot män auch Wechures gesüngen. Wechures ist ein Dankgebet, welches bei der Beschneidungsceremonie gesungen wird. Daher sagt einer, der in guten Verhältnissen geboren ist und später bittere Entbehrungen dulden muss: Es wurde mir anders an der Wiege gesungen.

*20 Dat is üm in de Wêge nich vörsungen.Frommann, II, 537, 154; Bueren, 218; Eichwald, 2030; Hauskalender, II; Tappius, 47a.

*21 Die marchtränker Wiege fehlt.

In Bezug auf zänkische Eheleute. (S. 36.)

*22 Dumm gewiegt und alwern gehutzelt. (Oberharz.)

Dumm gewiegt und albern aufgefüttert. Von Leuten, die von Kindheit an dumm sind.

*23 Einen aus der Wiege werfen.

„Auf einen halten vnd mercken, jhn anholn vnnd aus der Wiege werffen.“ (Mathesy, 187b.)

*24 Er ist aus der Wieg ins Grab gangen.

Holl.: Hij is uit de wieg in het graf gestapt. (Harrebomée, II, 457a.)

*25 Er ist dumm gewiegt worden.Struve, I, 43.

*26 Er ist nicht mehr in der Wiege verstorben.

*27 Er wird eine leere Wiege ziehen.

Holl.: Hij zal eene ledige wieg wiegen. (Harrebomée, II, 457a.)

*28 Für die wiegen sorgen, eh' das kindt gemacht (oder geboren) ist.Franck, II, 50a; Henisch, 794; Eiselein, 372.

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*29 He sorgt fär de Wêg' êer he 't Kind het. (Stadland.)

Holl.: Hij zorgt voor de wieg, eer het kind geboren is. (Harrebomée, II, 457.)

*30 Hei kann et der Weige anseien, wann dat Kind kacken will. (Westf.)

*31 Hier ist die Wiege, wo ist das Kind?

Die Russen: Da ich für die Wiege gesorgt habe, so sorge du nun für das Kind. (Altmann V, 81.)

*32 Man wiege dich über sich oder unter sich, so wiegst du ein Schalk.

Lat.: Nec dependis, nec propendis, quin malus nequam que sis. (Plautus.) (Philippi, II, 8.)

*33 Meine Wiege stand am Webstuhl meines Vaters.

Ein Wort, das der Abgeordnete von Beckerath am 4. Juni 1847 in einer Sitzung der Curie der drei Stände des ersten vereinigten preussischen Landtags ausgesprochen hat. (Vgl. Der erste preussische Landtag, Berlin 1847, Abth. 2, Hft. 10b, S. 1387.)

*34 Mit dieser Wiege bin ich gewiegt.Simrock, 11597.

In diesem Stück bereits ganz eigene Schicksale erlebt und lehrreiche Erfahrungen gemacht haben.

*35 Se könnt et an de Wêge seen, wenn dat Kind pissen will un Aa doen. (Holst.) – Schütze, IV, 548; Körte, 2411.

Vom Ueberklugen.

*36 Sie gehören in die marchtrenker Wiege.

Marchtrenk ist ein Pfarrdorf bei Wels im Hausruckkreise in Oberösterreich. Als Merkwürdigkeit wird oder wurde dort eine Wiege gezeigt, auf deren einer Seite eine männliche Figur liegend und, wie ein kleines Kind eingefatscht, abgebildet ist, wobei der Vers zu lesen ist: „Wie geht's mir armen Mann, diesen Spott ich nicht genug bedauern kann, dass ich hier lieg' gewindelt ein, will doch dabei geduldig sein.“ Auf der andern Wand ist eine weibliche Figur, ebenfalls liegend, abgebildet. Zu ihren Füssen steht eine Kochpfanne, darunter der Vers: „Seht, ihr Weiber und kommt herbei, was dieses für ein Spott uns sei, dass

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          <p rendition="#et">Marchtrenk ist ein Pfarrdorf bei Wels im Hausruckkreise in Oberösterreich. Als Merkwürdigkeit wird oder wurde dort eine Wiege gezeigt, auf deren einer Seite eine männliche Figur liegend und, wie ein kleines Kind eingefatscht, abgebildet ist, wobei der Vers zu lesen ist: &#x201E;Wie geht's mir armen Mann, diesen Spott ich nicht genug bedauern kann, dass ich hier lieg' gewindelt ein, will doch dabei geduldig sein.&#x201C; Auf der andern Wand ist eine weibliche Figur, ebenfalls liegend, abgebildet. Zu ihren Füssen steht eine Kochpfanne, darunter der Vers: &#x201E;Seht, ihr Weiber und kommt herbei, was dieses für ein Spott uns sei, dass
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[[114]/0126] 4 Wiederschlagen macht Hader. – Petri, II, 786. Dän.: Hvo genslaaer ypper kiv (trette). (Prov. dan., 225.) Lat.: Qui percussorem refert movet ille furorem. (Reuterdahl, 808.) Schwed.: Hwa igeen sla han brygger kiwith. (Reuterdahl, 808.) Wiedersehen. 1 Auf Wiedersehen, sagte der Pascher, als er ein Pack Spitzen ins Versteck warf. Engl.: We part to meet again, as the Field-lane Jew said to the Bandana. (Hagen, VI, 105, 33.) 2 Ik sehe dî mîn Lewen nich wêr, sä(de) de Stüermannsfrô, dô snôf1 se sick in 't Water un hör Mann gung up de Reise. (Ostfr.) – Bueren, 725; Frommann, VI, 285, 722; Hauskalender, III; Kern, 387. 1) Snof von snûwen = schnauben, schnäuzen. 3 Wiedersehen macht, dass man Scheidens nicht acht't. – Simrock, 11595; Körte, 6821. *4 Auf nimmer Wiedersehen. In Polen bedient man sich in dem Falle, um auszudrücken, dass man nicht gewillt sei, einen geborgten Gegenstand zurückzuerstatten, der Redensarten: Das siehst du, wie deine Ohren, nicht wieder. Auch: Trassire auf Berdytschew, einen Wechsel auf Berdytschew ziehen oder schreiben. Es ist dies eine bedeutende Handelsstadt im Gouvernement Kiew. *5 Auf Wiedersehen? Oft mit dem Zusatz: Und ist es nicht in dieser Welt, so ist's vielleicht in Bitterfeld. Unter den jungen Handlungsreisenden der Provinz Sachsen üblich beim Abschied von Bekannten, die ebenfalls weiter reisen. Bitterfeld, an der berliner und anhalter Eisenbahn gelegen, war noch vor einigen Jahren ein unbedeutender abgelegener Ort, und hatte diesem Umstand hauptsächlich jene spöttische Erwähnung zu danken. Wiedertreffen. Wie drapet us wedder, sä de Foss tun Wolf, un wenn nich eher, so doch bim Kürschner up de Stang. – Peik, 196, 119; Schlingmann, 1397. Wiedervergelten. Wiedervergelten ist auch nicht verboten. – Siebenkees, 116; Simrock, 11596. Kränkungen zu erwidern, verträgt sich aber nicht mit sittlicher Handlungsweise. Wiege. 1 Auf die Wiege folgt das Grab. Böhm.: Co kolébka kolébala, to motyka zakopala. (Čelakovsky, 307.) 2 Der eine sorgt für die Wiege, der andere für das Kind. 3 Die in der Wiege sterben, können später nicht verderben. It.: Non mondo non è felice, se non chi muore in fascie. (Cahier, 2920.) 4 Es wird keinem bey der Wiegen gesungen, was jhm sein Lebelang vbergehen soll. – Petri, II, 305. 5 Et werd keinen bî der Wägen esungen, wô 't 'm nâhär gân sal. – Schambach, II, 199. 6 In der Wiege liegt das Grab. – Sailer, 149. 7 Man muss nicht nur für die Wiege, sondern auch für die Windeln sorgen. 8 Mancher kann an der Wiege sehen, wie stark das Kind ist. Schwed.: Mången kan si på vaggan, när barnet wil kräfja sig. (Grubb, 546.) 9 Mancher sorget für die Wiegen, ehe das Kind geboren wird. – Henisch, 1392, 15; Sailer, 124. 10 Von der Wiege bis zum Grabe ist ein kleiner Weg. It.: Dalla culla alla tomba è un breve passo. (Pazzaglia, 376, 1.) 11 Was die Wiege geschaukelt, das wird der Spaten begraben. Böhm.: Co kolébka vyhoupala, to motyka zakopala. (Čelakovsky, 223.) 12 Was Einer in der Wiege lernt, das bleibt bis zum Grabe. 13 Was vorgeht zwischen Wieg und Tod, der Pfaff hat seine Hand im Sod. – Junker und Pfaffen, II, 190. 14 Wenn wir in der Wiege liegen, wiegt man uns; wenn wir im Sarge liegen, denkt niemand ans Schaukeln. – Altmann V, 125. 15 Wer in der Wiege stirbt, ist am glücklichsten. – Schlechta, 440. Ich hörte jemand behaupten: der Mensch sei unter allen der glücklichste, welcher nie geboren worden sei. 16 Wer sich in der Wiege bekehrt, darf's nicht unterm Galgen. 17 Wie in der Wiege, so im Grabe. In der Regel bleibt der Mensch, wie er geboren ist. *18 An de Wieg sihn können, wenn et Kend Schlôp het (oder: kakken well). (Meurs.) – Firmenich, I, 402, 112. *19 Das ist ihm nicht bei der Wiege gesungen worden. – Lohrengel, II, 72; Tendlau, 629. Dass er in solche traurige Verhältnisse kommen werde. In Krefeld: Dat es öm en de Wéig néit für jesonge. (Röttscher, 132.) In Ostfriesland: Dat is hüm bi de Wege nêt vorsungen. (Kern, 1139.) Jüdisch-deutsch in Warschau: Ueber mir hot män auch Wechures gesüngen. Wechures ist ein Dankgebet, welches bei der Beschneidungsceremonie gesungen wird. Daher sagt einer, der in guten Verhältnissen geboren ist und später bittere Entbehrungen dulden muss: Es wurde mir anders an der Wiege gesungen. *20 Dat is üm in de Wêge nich vörsungen. – Frommann, II, 537, 154; Bueren, 218; Eichwald, 2030; Hauskalender, II; Tappius, 47a. *21 Die marchtränker Wiege fehlt. In Bezug auf zänkische Eheleute. (S. 36.) *22 Dumm gewiegt und alwern gehutzelt. (Oberharz.) Dumm gewiegt und albern aufgefüttert. Von Leuten, die von Kindheit an dumm sind. *23 Einen aus der Wiege werfen. „Auf einen halten vnd mercken, jhn anholn vnnd aus der Wiege werffen.“ (Mathesy, 187b.) *24 Er ist aus der Wieg ins Grab gangen. Holl.: Hij is uit de wieg in het graf gestapt. (Harrebomée, II, 457a.) *25 Er ist dumm gewiegt worden. – Struve, I, 43. *26 Er ist nicht mehr in der Wiege verstorben. *27 Er wird eine leere Wiege ziehen. Holl.: Hij zal eene ledige wieg wiegen. (Harrebomée, II, 457a.) *28 Für die wiegen sorgen, eh' das kindt gemacht (oder geboren) ist. – Franck, II, 50a; Henisch, 794; Eiselein, 372. Dän.: Ar kjøbe vuggen før barnet er fød. (Prov. dan., 567.) Lat.: Ante lentem augere ollam. (Erasm., 305; Philippi, I, 34; Tappius, 47a.) *29 He sorgt fär de Wêg' êer he 't Kind het. (Stadland.) Holl.: Hij zorgt voor de wieg, eer het kind geboren is. (Harrebomée, II, 457.) *30 Hei kann et der Weige anseien, wann dat Kind kacken will. (Westf.) *31 Hier ist die Wiege, wo ist das Kind? Die Russen: Da ich für die Wiege gesorgt habe, so sorge du nun für das Kind. (Altmann V, 81.) *32 Man wiege dich über sich oder unter sich, so wiegst du ein Schalk. Lat.: Nec dependis, nec propendis, quin malus nequam que sis. (Plautus.) (Philippi, II, 8.) *33 Meine Wiege stand am Webstuhl meines Vaters. Ein Wort, das der Abgeordnete von Beckerath am 4. Juni 1847 in einer Sitzung der Curie der drei Stände des ersten vereinigten preussischen Landtags ausgesprochen hat. (Vgl. Der erste preussische Landtag, Berlin 1847, Abth. 2, Hft. 10b, S. 1387.) *34 Mit dieser Wiege bin ich gewiegt. – Simrock, 11597. In diesem Stück bereits ganz eigene Schicksale erlebt und lehrreiche Erfahrungen gemacht haben. *35 Se könnt et an de Wêge seen, wenn dat Kind pissen will un Aa doen. (Holst.) – Schütze, IV, 548; Körte, 2411. Vom Ueberklugen. *36 Sie gehören in die marchtrenker Wiege. Marchtrenk ist ein Pfarrdorf bei Wels im Hausruckkreise in Oberösterreich. Als Merkwürdigkeit wird oder wurde dort eine Wiege gezeigt, auf deren einer Seite eine männliche Figur liegend und, wie ein kleines Kind eingefatscht, abgebildet ist, wobei der Vers zu lesen ist: „Wie geht's mir armen Mann, diesen Spott ich nicht genug bedauern kann, dass ich hier lieg' gewindelt ein, will doch dabei geduldig sein.“ Auf der andern Wand ist eine weibliche Figur, ebenfalls liegend, abgebildet. Zu ihren Füssen steht eine Kochpfanne, darunter der Vers: „Seht, ihr Weiber und kommt herbei, was dieses für ein Spott uns sei, dass

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880, S. [114]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/126>, abgerufen am 19.03.2024.