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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.

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Wiselig.

Hä es esu wiselig1 we 'ne Verkesstäsz voll Lüs'. (Köln.) - Weyden, II, 6.

1) Gewandt, behend, wie Wiesel.


Wiss.

1 Holt 't wisse. - Eichwald, 2076.

2 Holt wiss, wat du hast, un nimm, wat du kriegen kannst.

So wird in Fritz Reuter's Ut de Franzosenteid das preussische Suum cuique übersetzt.

3 Is 't nich wiss1, dann is 't miss. - Stürenburg, 333b; Eichwald, 2076.

1) Auch wisse = gewiss; fest, unbeweglich, zuverlässig, tapfer, unverdrossen, ohne Aufhören.

4 Sta wiss (fest), Schipper, säd' Hinz, dor smet he em öwer't Gangspill. (S. Feststehen.) - Hoefer, 445.


Wissen.

1 A Niada woas, wou 'n da Schuig druckt. (Steiermark.) - Firmenich, II, 765, 21.

Ein jeder weiss, wo ihn der Schuh drückt.

2 Ach gott, wie gerne ich wissen wolt, wem ich auf erden vertrawen solt. Wenn einer zu mir spricht: Gott grüsse dich! so spricht das hertz: hüte dich! - Töppen, 76, 18.

3 All te vill witten mäck Koppein. (Westfalen.) - Boebel, 143.

4 Alle wissen guten Rath, nur (der) nicht, der ihn nöthig hat.

5 Alle wissen und sehen nicht alles, was soll einer alle wissen und sehen.

Lat.: Qui statuit aliquid parte inaudita altera aequum licet statuerit, haud aequum est tamen. (Sutor, 360.)

6 Alles to weten noch vele to jung. - Schambach, 149.

Zur Abfertigung der unberufenen Jugend.

7 Alles wessen mäht Kopping1. (Köln.) - Weyden, I, 4; für München-Gladbach: Firmenich, III, 515, 3.

1) Kopfpein.

8 Alles zu wissen, macht Kopfschmerzen. - Frischbier, II, 2924.

9 Alles zu wissen noch viel zu jung, alle Jungfern zu küssen noch keinen Mund. - Lohrengel, I, 24.

10 Alles zu wissen noch viel zu jung, alte Weiber im Arsch zu lecken noch Zeit genung. - Frischbier, 4071.

11 All't to weiten, is bäter, ass all't to häw'n. - Schlingmann, 1431.

12 Allzuviel Wissen macht Kopfweh. - Sailer, 114.

13 Am Wissen trägt man nicht schwer. (Nürtingen.)

14 Auf das Wissen soll sogleich folgen das Können.

Denkspruch des bairischen Generals von der Tann auf einem Blatte des Germanischen Museums in Nürnberg.

15 Bat eik nitt wet, makt mi nitt het. (Grafsch. Mark.) - Woeste, 80, 373.

16 Besser nicht wissen, als übel wissen.

Frz.: Mieux vaut ne scavoir, que mal scavoir. (Kritzinger, 636b.)

Lat.: Satius est bene ignorare, quam male didicisse. (Seybold, 539; Sutor, 735.)

17 Besser viel wissen, als viel haben (oder: reden). - Winckler, XVI, 24; Henisch, 323.

Dän.: Bedre er meget at vide, end meget at tale. (Prov. dan., 55.)

Frz.: Il vaut mieux savoir beaucoup, que parler beaucoup.

Lat.: Plus scire satius est, quam loqui. (Seybold, 447.)

18 Besser wissen, als wähnen (rathen).

Lat.: Vitiosum est, velle potius sciri quam scire. (Egeria, 329.)

19 Bischof Gamrock wusste auch alles und wusste doch nichts. (Poln.)

Am Hofe des polnischen Königs Siegmund lebte der Bischof von Krakau: Maciejowsky, reich an Kenntnissen und sehr bescheiden, eine Zierde des Hofs; und der Bischof Gamrock von Gnesen, ein eitler Grosssprecher. Bei einer passenden Gelegenheit sagte der Hofnarr Namczyk zum Könige, es befänden sich an seinem Hofe die zwei grössten Lügner des Landes: Maciejowski, der alles wisse und nichts zu wissen vorgebe, und Gamrock, der nichts wisse und alles zu wissen behaupte. Der letzte Theil dieser Vergleichung ist in obiges Sprichwort übergegangen.

20 Das weiss ein jeder deutsche Christ, dass Montag Sonntags Bruder ist. (Posen.)

[Spaltenumbruch] 21 Das Wissen blähet auf (aber die Liebe bessert). - 1 Kor. 8, 1; Schulze, 262; Petri, II, 71.

Lat.: Scientia inflat.

22 Das Wissen hilft nichts, wenn man nicht danach thut. - Simrock, 11697.

Span.: Quien poco sabe, presto lo roza. (Cahier, 3697.)

23 Das Wissen ist theuer. (Surinam.)

24 De mit Weten en Hor nimmt, is 'n Schelm, of ward een.

25 Der alles weiss, dem mangelt nichts.

Frz.: A celui qui tout scait rien ne manque. (Kritzinger, 637b.)

26 Der alles weiss, wird auch betrogen.

27 Der nicht weiss, wo hinaus, läuft entweder in den Krieg oder in ein Kloster.

Lat.: Desperatio aut facit militem, aut monachum. (Seybold. 120.)

28 Der Nönt (Neunte) wä'ss neiet, bu d'n Zahnt der Schuh dröckt. - Frommann, II, 409.

29 Der weiss, ist wie ein gemahlet Bild; der es thut, hat Händ vnd Füss. - Lehmann, 900, 11.

30 Der weiss viel, der weiss, dass er nichts weiss. - Winckler, XIII, 73.

It.: Non sa poco, chi confessa non saper niente. (Pazzaglia, 318, 16.)

31 Die alles wissen wollen, wissen wol gar nichts.

Lat.: Qui omnia se simulant scire, nequicquam sciunt. (Seybold, 495.)

32 Die am wenigsten wissen, wollen immer die klügsten seyn. - Lehmann, 357, 8.

Frz.: Au coeur malin doctrine ne sert de rien. (Gaal, 1399.)

Holl.: Hoe minner kennis, hoe hostiger vonnis. (Harrebomee, II, 392b.)

It.: A cuor maligno non giova dottrina. (Gaal, 1399.)

33 Die nicht viel wissen, die bringen allezeit ein Stück.

D. h. sie bringen immer dasselbe zum Vorschein, erzählen immer dieselben Anekdoten u. s. w. Bei Tunnicius (618): De nicht vele en wetten, de bringen alle tyt ein stucke. (Cupressum simulat semper rudis arte superbus.)

Lat.: De eo, qui subinde eadem repetit. - Ridetur chorda qui semper oberrat eadem: nec laudem passim picta cupressus habet. (Glandorp, II, 113, 287.)

34 Die viel wissen, seynd wie der Maler Schurzfell, die mit allerley Farben besudelt seyn. - Lehmann, 901, 24.

35 Die wissen, was im Himmel geschieht, wissen meist nicht, was vor der Nase ist.

Lat.: Coeli scrutantur plagus, et quae ante pedes eunt. (Seybold, 79.)

36 Du musst viel wissen, um Gott zu betrügen.

Lat.: Deum fallere volenti multa scienda. (Seybold, 121.)

37 Du weisst ja selber wol, was die Buben den Mägden auf dem Heuboden thun, sagte das Beichtkind zum Mönch. - Klosterspiegel, 30, 2.

38 Ehe wir wissen, was Leben sei, ist das Leben schon halb vorbei.

39 Ein ieder soll wissen, wem, wie vnd wenn er muss gehorsam sein. - Lehmann, 249, 15.

40 Ein ieder weyss, wo jn der schuch truckt. - Franck, I, 84b; II, 62a; Gruter, I, 26; Egenolff, 344b u. 382a.

Engl.: A man knows himself best, where his sore lies. (Gaal, 1384.)

41 Ein jeder weiss so viel, als er auswendig kann.

Lat.: Tantum scimus, quantum memoria tenemus. (Philippi, II, 211; Schonheim, T, 3.)

42 Ein' wett ne, aw ein' Fisch, o'r Flesch an em hät. - Schlingmann, 424.

43 Einen wat te weten is keine Kunst, awer beter maken, dat is 'ne kunst. - Schambach, II, 123.

Einen was zu wissen, d. h. ihn zu tadeln, ist leicht, besser machen ist aber die Kunst.

44 Einer kann nicht alles wissen.

It.: Un solo non puo saper tutto. (Pazzaglia, 333, 21.)

45 Elk mot weten, wat he deit (thut). (Ostfr.) - Frommann, IV, 287, 426; Bueren, 454; Eichwald, 1680; Schröder, 389.

46 Elk wet am besten, war üm de Scho drückt. - Frommann, IV, 287, 429; Bueren, 456; Schröder, 390; hochdeutsch: Franck, I, 153a.

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Wiselig.

Hä es esu wiselig1 we 'ne Verkesstäsz voll Lüs'. (Köln.) – Weyden, II, 6.

1) Gewandt, behend, wie Wiesel.


Wiss.

1 Holt 't wisse.Eichwald, 2076.

2 Holt wiss, wat du hast, un nimm, wat du kriegen kannst.

So wird in Fritz Reuter's Ut de Franzosentîd das preussische Suum cuique übersetzt.

3 Is 't nich wiss1, dann is 't miss.Stürenburg, 333b; Eichwald, 2076.

1) Auch wisse = gewiss; fest, unbeweglich, zuverlässig, tapfer, unverdrossen, ohne Aufhören.

4 Stâ wiss (fest), Schipper, säd' Hinz, dôr smêt he em öwer't Gangspill. (S. Feststehen.) – Hoefer, 445.


Wissen.

1 A Niada woas, wou 'n da Schuig druckt. (Steiermark.) – Firmenich, II, 765, 21.

Ein jeder weiss, wo ihn der Schuh drückt.

2 Ach gott, wie gerne ich wissen wolt, wem ich auf erden vertrawen solt. Wenn einer zu mir spricht: Gott grüsse dich! so spricht das hertz: hüte dich!Töppen, 76, 18.

3 All te vill witten mäck Koppîn. (Westfalen.) – Boebel, 143.

4 Alle wissen guten Rath, nur (der) nicht, der ihn nöthig hat.

5 Alle wissen und sehen nicht alles, was soll einer alle wissen und sehen.

Lat.: Qui statuit aliquid parte inaudita altera aequum licet statuerit, haud aequum est tamen. (Sutor, 360.)

6 Alles to weten noch vêle to jung.Schambach, 149.

Zur Abfertigung der unberufenen Jugend.

7 Alles wessen mäht Kopping1. (Köln.) – Weyden, I, 4; für München-Gladbach: Firmenich, III, 515, 3.

1) Kopfpein.

8 Alles zu wissen, macht Kopfschmerzen.Frischbier, II, 2924.

9 Alles zu wissen noch viel zu jung, alle Jungfern zu küssen noch keinen Mund.Lohrengel, I, 24.

10 Alles zu wissen noch viel zu jung, alte Weiber im Arsch zu lecken noch Zeit genung.Frischbier, 4071.

11 All't to wéiten, is bäter, ass all't to häw'n.Schlingmann, 1431.

12 Allzuviel Wissen macht Kopfweh.Sailer, 114.

13 Am Wissen trägt man nicht schwer. (Nürtingen.)

14 Auf das Wissen soll sogleich folgen das Können.

Denkspruch des bairischen Generals von der Tann auf einem Blatte des Germanischen Museums in Nürnberg.

15 Bat îk nitt wêt, makt mi nitt hêt. (Grafsch. Mark.) – Woeste, 80, 373.

16 Besser nicht wissen, als übel wissen.

Frz.: Mieux vaut ne sçavoir, que mal sçavoir. (Kritzinger, 636b.)

Lat.: Satius est bene ignorare, quam male didicisse. (Seybold, 539; Sutor, 735.)

17 Besser viel wissen, als viel haben (oder: reden).Winckler, XVI, 24; Henisch, 323.

Dän.: Bedre er meget at vide, end meget at tale. (Prov. dan., 55.)

Frz.: Il vaut mieux savoir beaucoup, que parler beaucoup.

Lat.: Plus scire satius est, quam loqui. (Seybold, 447.)

18 Besser wissen, als wähnen (rathen).

Lat.: Vitiosum est, velle potius sciri quam scire. (Egeria, 329.)

19 Bischof Gamrock wusste auch alles und wusste doch nichts. (Poln.)

Am Hofe des polnischen Königs Siegmund lebte der Bischof von Krakau: Maciejowsky, reich an Kenntnissen und sehr bescheiden, eine Zierde des Hofs; und der Bischof Gamrock von Gnesen, ein eitler Grosssprecher. Bei einer passenden Gelegenheit sagte der Hofnarr Namczyk zum Könige, es befänden sich an seinem Hofe die zwei grössten Lügner des Landes: Maciejowski, der alles wisse und nichts zu wissen vorgebe, und Gamrock, der nichts wisse und alles zu wissen behaupte. Der letzte Theil dieser Vergleichung ist in obiges Sprichwort übergegangen.

20 Das weiss ein jeder deutsche Christ, dass Montag Sonntags Bruder ist. (Posen.)

[Spaltenumbruch] 21 Das Wissen blähet auf (aber die Liebe bessert).1 Kor. 8, 1; Schulze, 262; Petri, II, 71.

Lat.: Scientia inflat.

22 Das Wissen hilft nichts, wenn man nicht danach thut.Simrock, 11697.

Span.: Quien poco sabe, presto lo roza. (Cahier, 3697.)

23 Das Wissen ist theuer. (Surinam.)

24 De mit Weten en Hor nimmt, is 'n Schelm, of ward een.

25 Der alles weiss, dem mangelt nichts.

Frz.: A celui qui tout sçait rien ne manque. (Kritzinger, 637b.)

26 Der alles weiss, wird auch betrogen.

27 Der nicht weiss, wo hinaus, läuft entweder in den Krieg oder in ein Kloster.

Lat.: Desperatio aut facit militem, aut monachum. (Seybold. 120.)

28 Der Nönt (Neunte) wä'ss nîet, bu d'n Zahnt der Schuh dröckt.Frommann, II, 409.

29 Der weiss, ist wie ein gemahlet Bild; der es thut, hat Händ vnd Füss.Lehmann, 900, 11.

30 Der weiss viel, der weiss, dass er nichts weiss.Winckler, XIII, 73.

It.: Non sa poco, chi confessa non saper niente. (Pazzaglia, 318, 16.)

31 Die alles wissen wollen, wissen wol gar nichts.

Lat.: Qui omnia se simulant scire, nequicquam sciunt. (Seybold, 495.)

32 Die am wenigsten wissen, wollen immer die klügsten seyn.Lehmann, 357, 8.

Frz.: Au coeur malin doctrine ne sert de rien. (Gaal, 1399.)

Holl.: Hoe minner kennis, hoe hostiger vonnis. (Harrebomée, II, 392b.)

It.: A cuor maligno non giova dottrina. (Gaal, 1399.)

33 Die nicht viel wissen, die bringen allezeit ein Stück.

D. h. sie bringen immer dasselbe zum Vorschein, erzählen immer dieselben Anekdoten u. s. w. Bei Tunnicius (618): De nicht vele en wetten, de bringen alle tyt ein stucke. (Cupressum simulat semper rudis arte superbus.)

Lat.: De eo, qui subinde eadem repetit. – Ridetur chorda qui semper oberrat eadem: nec laudem passim picta cupressus habet. (Glandorp, II, 113, 287.)

34 Die viel wissen, seynd wie der Maler Schurzfell, die mit allerley Farben besudelt seyn.Lehmann, 901, 24.

35 Die wissen, was im Himmel geschieht, wissen meist nicht, was vor der Nase ist.

Lat.: Coeli scrutantur plagus, et quae ante pedes eunt. (Seybold, 79.)

36 Du musst viel wissen, um Gott zu betrügen.

Lat.: Deum fallere volenti multa scienda. (Seybold, 121.)

37 Du weisst ja selber wol, was die Buben den Mägden auf dem Heuboden thun, sagte das Beichtkind zum Mönch.Klosterspiegel, 30, 2.

38 Ehe wir wissen, was Leben sei, ist das Leben schon halb vorbei.

39 Ein ieder soll wissen, wem, wie vnd wenn er muss gehorsam sein.Lehmann, 249, 15.

40 Ein ieder weyss, wo jn der schuch truckt.Franck, I, 84b; II, 62a; Gruter, I, 26; Egenolff, 344b u. 382a.

Engl.: A man knows himself best, where his sore lies. (Gaal, 1384.)

41 Ein jeder weiss so viel, als er auswendig kann.

Lat.: Tantum scimus, quantum memoria tenemus. (Philippi, II, 211; Schonheim, T, 3.)

42 Ein' wett ne, aw ein' Fisch, o'r Flêsch an em hät.Schlingmann, 424.

43 Einen wat te weten is keine Kunst, awer beter mâken, dat is 'ne kunst.Schambach, II, 123.

Einen was zu wissen, d. h. ihn zu tadeln, ist leicht, besser machen ist aber die Kunst.

44 Einer kann nicht alles wissen.

It.: Un solo non può saper tutto. (Pazzaglia, 333, 21.)

45 Elk môt wêten, wat he deit (thut). (Ostfr.) – Frommann, IV, 287, 426; Bueren, 454; Eichwald, 1680; Schröder, 389.

46 Elk wêt am besten, war üm de Schô drückt.Frommann, IV, 287, 429; Bueren, 456; Schröder, 390; hochdeutsch: Franck, I, 153a.

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[[145]/0157] Wiselig. Hä es esu wiselig1 we 'ne Verkesstäsz voll Lüs'. (Köln.) – Weyden, II, 6. 1) Gewandt, behend, wie Wiesel. Wiss. 1 Holt 't wisse. – Eichwald, 2076. 2 Holt wiss, wat du hast, un nimm, wat du kriegen kannst. So wird in Fritz Reuter's Ut de Franzosentîd das preussische Suum cuique übersetzt. 3 Is 't nich wiss1, dann is 't miss. – Stürenburg, 333b; Eichwald, 2076. 1) Auch wisse = gewiss; fest, unbeweglich, zuverlässig, tapfer, unverdrossen, ohne Aufhören. 4 Stâ wiss (fest), Schipper, säd' Hinz, dôr smêt he em öwer't Gangspill. (S. Feststehen.) – Hoefer, 445. Wissen. 1 A Niada woas, wou 'n da Schuig druckt. (Steiermark.) – Firmenich, II, 765, 21. Ein jeder weiss, wo ihn der Schuh drückt. 2 Ach gott, wie gerne ich wissen wolt, wem ich auf erden vertrawen solt. Wenn einer zu mir spricht: Gott grüsse dich! so spricht das hertz: hüte dich! – Töppen, 76, 18. 3 All te vill witten mäck Koppîn. (Westfalen.) – Boebel, 143. 4 Alle wissen guten Rath, nur (der) nicht, der ihn nöthig hat. 5 Alle wissen und sehen nicht alles, was soll einer alle wissen und sehen. Lat.: Qui statuit aliquid parte inaudita altera aequum licet statuerit, haud aequum est tamen. (Sutor, 360.) 6 Alles to weten noch vêle to jung. – Schambach, 149. Zur Abfertigung der unberufenen Jugend. 7 Alles wessen mäht Kopping1. (Köln.) – Weyden, I, 4; für München-Gladbach: Firmenich, III, 515, 3. 1) Kopfpein. 8 Alles zu wissen, macht Kopfschmerzen. – Frischbier, II, 2924. 9 Alles zu wissen noch viel zu jung, alle Jungfern zu küssen noch keinen Mund. – Lohrengel, I, 24. 10 Alles zu wissen noch viel zu jung, alte Weiber im Arsch zu lecken noch Zeit genung. – Frischbier, 4071. 11 All't to wéiten, is bäter, ass all't to häw'n. – Schlingmann, 1431. 12 Allzuviel Wissen macht Kopfweh. – Sailer, 114. 13 Am Wissen trägt man nicht schwer. (Nürtingen.) 14 Auf das Wissen soll sogleich folgen das Können. Denkspruch des bairischen Generals von der Tann auf einem Blatte des Germanischen Museums in Nürnberg. 15 Bat îk nitt wêt, makt mi nitt hêt. (Grafsch. Mark.) – Woeste, 80, 373. 16 Besser nicht wissen, als übel wissen. Frz.: Mieux vaut ne sçavoir, que mal sçavoir. (Kritzinger, 636b.) Lat.: Satius est bene ignorare, quam male didicisse. (Seybold, 539; Sutor, 735.) 17 Besser viel wissen, als viel haben (oder: reden). – Winckler, XVI, 24; Henisch, 323. Dän.: Bedre er meget at vide, end meget at tale. (Prov. dan., 55.) Frz.: Il vaut mieux savoir beaucoup, que parler beaucoup. Lat.: Plus scire satius est, quam loqui. (Seybold, 447.) 18 Besser wissen, als wähnen (rathen). Lat.: Vitiosum est, velle potius sciri quam scire. (Egeria, 329.) 19 Bischof Gamrock wusste auch alles und wusste doch nichts. (Poln.) Am Hofe des polnischen Königs Siegmund lebte der Bischof von Krakau: Maciejowsky, reich an Kenntnissen und sehr bescheiden, eine Zierde des Hofs; und der Bischof Gamrock von Gnesen, ein eitler Grosssprecher. Bei einer passenden Gelegenheit sagte der Hofnarr Namczyk zum Könige, es befänden sich an seinem Hofe die zwei grössten Lügner des Landes: Maciejowski, der alles wisse und nichts zu wissen vorgebe, und Gamrock, der nichts wisse und alles zu wissen behaupte. Der letzte Theil dieser Vergleichung ist in obiges Sprichwort übergegangen. 20 Das weiss ein jeder deutsche Christ, dass Montag Sonntags Bruder ist. (Posen.) 21 Das Wissen blähet auf (aber die Liebe bessert). – 1 Kor. 8, 1; Schulze, 262; Petri, II, 71. Lat.: Scientia inflat. 22 Das Wissen hilft nichts, wenn man nicht danach thut. – Simrock, 11697. Span.: Quien poco sabe, presto lo roza. (Cahier, 3697.) 23 Das Wissen ist theuer. (Surinam.) 24 De mit Weten en Hor nimmt, is 'n Schelm, of ward een. 25 Der alles weiss, dem mangelt nichts. Frz.: A celui qui tout sçait rien ne manque. (Kritzinger, 637b.) 26 Der alles weiss, wird auch betrogen. 27 Der nicht weiss, wo hinaus, läuft entweder in den Krieg oder in ein Kloster. Lat.: Desperatio aut facit militem, aut monachum. (Seybold. 120.) 28 Der Nönt (Neunte) wä'ss nîet, bu d'n Zahnt der Schuh dröckt. – Frommann, II, 409. 29 Der weiss, ist wie ein gemahlet Bild; der es thut, hat Händ vnd Füss. – Lehmann, 900, 11. 30 Der weiss viel, der weiss, dass er nichts weiss. – Winckler, XIII, 73. It.: Non sa poco, chi confessa non saper niente. (Pazzaglia, 318, 16.) 31 Die alles wissen wollen, wissen wol gar nichts. Lat.: Qui omnia se simulant scire, nequicquam sciunt. (Seybold, 495.) 32 Die am wenigsten wissen, wollen immer die klügsten seyn. – Lehmann, 357, 8. Frz.: Au coeur malin doctrine ne sert de rien. (Gaal, 1399.) Holl.: Hoe minner kennis, hoe hostiger vonnis. (Harrebomée, II, 392b.) It.: A cuor maligno non giova dottrina. (Gaal, 1399.) 33 Die nicht viel wissen, die bringen allezeit ein Stück. D. h. sie bringen immer dasselbe zum Vorschein, erzählen immer dieselben Anekdoten u. s. w. Bei Tunnicius (618): De nicht vele en wetten, de bringen alle tyt ein stucke. (Cupressum simulat semper rudis arte superbus.) Lat.: De eo, qui subinde eadem repetit. – Ridetur chorda qui semper oberrat eadem: nec laudem passim picta cupressus habet. (Glandorp, II, 113, 287.) 34 Die viel wissen, seynd wie der Maler Schurzfell, die mit allerley Farben besudelt seyn. – Lehmann, 901, 24. 35 Die wissen, was im Himmel geschieht, wissen meist nicht, was vor der Nase ist. Lat.: Coeli scrutantur plagus, et quae ante pedes eunt. (Seybold, 79.) 36 Du musst viel wissen, um Gott zu betrügen. Lat.: Deum fallere volenti multa scienda. (Seybold, 121.) 37 Du weisst ja selber wol, was die Buben den Mägden auf dem Heuboden thun, sagte das Beichtkind zum Mönch. – Klosterspiegel, 30, 2. 38 Ehe wir wissen, was Leben sei, ist das Leben schon halb vorbei. 39 Ein ieder soll wissen, wem, wie vnd wenn er muss gehorsam sein. – Lehmann, 249, 15. 40 Ein ieder weyss, wo jn der schuch truckt. – Franck, I, 84b; II, 62a; Gruter, I, 26; Egenolff, 344b u. 382a. Engl.: A man knows himself best, where his sore lies. (Gaal, 1384.) 41 Ein jeder weiss so viel, als er auswendig kann. Lat.: Tantum scimus, quantum memoria tenemus. (Philippi, II, 211; Schonheim, T, 3.) 42 Ein' wett ne, aw ein' Fisch, o'r Flêsch an em hät. – Schlingmann, 424. 43 Einen wat te weten is keine Kunst, awer beter mâken, dat is 'ne kunst. – Schambach, II, 123. Einen was zu wissen, d. h. ihn zu tadeln, ist leicht, besser machen ist aber die Kunst. 44 Einer kann nicht alles wissen. It.: Un solo non può saper tutto. (Pazzaglia, 333, 21.) 45 Elk môt wêten, wat he deit (thut). (Ostfr.) – Frommann, IV, 287, 426; Bueren, 454; Eichwald, 1680; Schröder, 389. 46 Elk wêt am besten, war üm de Schô drückt. – Frommann, IV, 287, 429; Bueren, 456; Schröder, 390; hochdeutsch: Franck, I, 153a.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880, S. [145]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/157>, abgerufen am 19.03.2024.